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Studs Terkel und das Geschenk der Unsterblichkeit

Studs Terkel und das Geschenk der Unsterblichkeit WDR Zeitzeichen 31.10.2023 14:16 Min. Verfügbar bis 31.10.2099 WDR 5

Studs Terkel interessiert sich zutiefst für die Menschen, die er interviewt - egal ob Promi oder Kellnerin. Das macht ihn zu einem der profiliertesten Journalisten und Schriftsteller seiner Zeit. Am 31.10.2008 ist er gestorben.

Studs Terkel bezeichnet sich selbst als "Guerilla-Journalisten". In bis dahin nicht gekannter Art und Weise entwickelt er seine besondere Form des Interviews. In den Pionier-Zeiten des Fernsehens ist er einer der ersten, der eine eigene Talkshow bekommt. *** Literaturtipp: Studs Terkel - Working. People Talk about What They Do All Day and How They Feel about What They Do. 1997 *** Autorin: Jana Fischer, Redaktion: David Rother


Studs Terkel kommt in New York zur Welt, seine Eltern sind russisch-jüdische Einwanderer, ein Schneider und eine Näherin. Als er acht ist, zieht die Familie nach Chicago um.
Studs wird überzeugter Linker, was später noch Auswirkungen auf seine Karriere hat. Nach der Schule studiert er erst einmal Jura. Statt in einer Kanzlei schließt er sich mit mäßigem Erfolg einer Theatergruppe an. In den frühen 1930er-Jahren lernt er die Sozialpädagogin Ida Goldberg kennen.

In Sachen Arbeit wiederum findet Terkel durch Zufall seine Berufung, als seine Schauspieltruppe bei einem lokalen Radiosender zu Gast ist. Terkel ist begeistert. Das Radio hat sich gerade als Massenmedium etabliert. Ende der 1940er-Jahre kommt das Fernsehen dazu. Studs Terkel hat bald seine eigene Soap namens "Studs Place".

Aber die Fernsehkarriere ist nicht von Dauer. Die antikommunistische McCarthy-Ära erreicht in den USA ihre Blütezeit. Auch Studs Terkel gerät ins Visier des FBI, der aus seinen linken Ansichten keinen Hehl macht. Terkel landet auf der berüchtigten "Blacklist", die unliebsame Künstlerinnen und Künstler von der Arbeit in Film und Fernsehen ausschließt. Zwangsläufig konzentriert er sich wieder aufs Radio. Auf dem Sender WFMT in Chicago hat er ab 1952 seine eigene Interview-Sendung, "The Studs Terkel Program", die er 45 Jahre lang moderiert.

Mit Mitte Fünfzig beginnt Terkel, Oral History Bücher zu veröffentlichen. Darin dokumentiert er die Berichte von Zeitzeugen. Terkel nennt seine Methoe "Guerilla-Journalismus“. Das erste Buch, "Division Street America" zeichnet ein Panorama der Gesellschaft Chicagos Ende der 1960er-Jahre.

Es folgt ein Buch über die Zeit der großen Depression und 1974 dann Terkels wohl bekanntestes Buch: "Working". Darin spricht Terkel mit Menschen über ihre Arbeit und darüber, was sie ihnen bedeutet - vom Model bis zur Prostituierten.

Studs Terkel arbeitet weiter, veröffentlicht Gesprächssammlungen über Jugend, über den American Dream - mit 73 Jahren gewinnt er den Pulitzer-Preis für "The Good War", eine Sammlung von Protokollen über den zweiten Weltkrieg. Nach dem Tod seiner Frau befasst Terkel sich auch beruflich mit der Vergänglichkeit. Für "Gespräche über Leben und Tod" befragt er Menschen über ihren Blick aufs Sterben. Studs Terkel stirbt am 31. Oktober 2008, mit 96 Jahren. Sein Sohn Dan verabschiedet ihn mit den Worten, mit denen Terkel all seine Radiosendungen beendet hat: "Take it easy, but take it." - Nimm es leicht, aber nimm es!

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
  • Wie Studs Terkel unzähligen Menschen ein Stück Unsterblichkeit schenkt.
  • Warum Terkel das Hotel seines Vater als "seine Universität" bezeichnet.
  • Wie Terkel mit dreifachen Martinis versucht, FBI-Agenten milde zu stimmen.
  • Welchen später weltberühmten Folk-Musiker Studs Terkel in seiner Talkshow begrüßt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Jana Fischer
Redaktion: David Rother
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Zweimal im Widerstand: Das Leben der Anne Beaumanoir

Zweimal im Widerstand: Das Leben der Anne Beaumanoir WDR Zeitzeichen 30.10.2023 14:38 Min. Verfügbar bis 30.10.2099 WDR 5

Das Leben der Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir (geb. am 30.10.1923) - es wäre als Drehbuch in Hollywood eingereicht wohl als "unrealistisch" abgelehnt worden.

Anne Beaumanoir wird am 30.10.1923 in einem kleinen Dorf in der Bretagne geboren. Ihre Eltern sind Linke und erziehen die Tochter in diesem Geist. Anne, die eigentlich Artistin werden will, schließt sich während des Zweiten Weltkriegs dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer in Frankreich an. Der Start in ein aufregendes Leben.****** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Gerd Stange, der Übersetzer Anne Beaumoniers Autobiographie ins Deutsche; Anna Tüne, langjährige Berliner Freundin und Autorin; Anne Beaumanoir: "Wir wollten das Leben ändern“; Autobiographie in zwei Bänden; Deutsche Übersetzung: Edition Contra-Bass (2019 und 2022); Übersetzer: Gerd Stange; Anne Weber: "Annette - ein Heldinnenepos"; Matthes & Seitz 2020; Une vie d’Annette - französischer Dokumentarfilm 2018, 52 Minuten.*** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Pfaff; Redaktion: Matti Hesse; Technik: Michael Franke; Onlineproducerin: Vera Kettenbach.


Als junge Frau wird Anne Beaumanoir durch die kommunistische Résistance in den Untergrund nach Paris beordert. In einer eigenmächtigen Aktion bewahrt sie 1942 zwei jüdische Jugendliche und einen Säugling vor dem Zugriff der Nazis.

Nach der Befreiung Frankreichs kehrt Anne ins normale Leben zurück. Sie wird Professorin für Neurologie in Marseille und heiratet den Arzt Jo Roger. Mit ihm bekommt sie die Söhne Jean-Henri und Gilles. Trotz des großbürgerlichen Lebens bleibt Anne immer in linksintellektuellen Kreisen, distanziert sich jedoch mehr und mehr von der kommunistischen Partei.

Während eines Urlaubs in Französisch-Algerien wird Anne Beaumanoir damit konfrontiert, dass die französische Kolonialmacht systematisch Folter gegen die algerische Befreiungsbewegung FLN einsetzt – zum Teil mit den gleichen Methoden wie Gestapo und SS. Für Anne Beaumanoir ist das unerträglich. Sie geht ein zweites Mal in den Widerstand und beteiligt sich in Frankreich an der Unterstützung der FLN. 1959 wird sie verraten und kommt in Untersuchungshaft.

Anne Beaumanoir, inzwischen Mitte 30, ist zum dritten Mal schwanger. Weil sie Komplikationen vortäuscht, darf sie für die Geburt und die ersten Wochen ihrer Tochter Myriam nach Hause – in den Hausarrest, während der Prozess gegen sie läuft. Drei Tage vor ihrer Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis flieht sie in die Schweiz. Ihre Tochter Myriam wird sie nicht aufwachsen sehen.

Als die Franzosen 1962 Algerien aufgeben müssen, engagiert sich Anne Beaumanoir für den neuen Staat. Aber auch das ist nicht von Dauer. Im Juni 1965 putscht die Armee. Sie muss wieder untertauchen und geht in die Schweiz. Erst in den 1980er-Jahren gibt es für sie eine Amnestie. Nach ihrer Pensionierung geht sie zurück nach Frankreich. Für die Rettung der jüdischen Jugendlichen Simone und Daniel erklärt die israelische Gedenkstätte Yad Vashem Anne Beaumanoir und ihre Eltern zu "Gerechten unter den Völkern".

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • Wie Anne Beaumanoir ihre jugendliche Unbeschwertheit im Widerstand zugutekommt.
  • Dass romantische Beziehungen innerhalb der Résistance tabu sind.
  • Wer "Roland" ist, der eigentlich Rainer heißt.
  • Dass Anne Beaumanoir in ihren letzten 30 Lebensjahren elfjährige Philosophen kennenlernt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gerd Stange, der Übersetzer Anne Anne Beaumanoirs Autobiographie ins Deutsche.
  • Anna Tüne, langjährige Berliner Freundin und Autorin.
  • Anne Beaumanoir: "Wir wollten das Leben ändern"; Autobiographie in zwei Bänden; Deutsche Übersetzung: Edition Contra-Bass (2019 und 2022); Übersetzer: Gerd Stange.
  • Anne Weber: "Annette - ein Heldinnenepos"; Matthes & Seitz 2020.
  • Une vie d’Annette - französischer Dokumentarfilm 2018, 52 Minuten

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Michael Franke
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100 Jahre Radio: Erste deutsche Rundfunksendung am 29.10.1923

100 Jahre Radio: Erste deutsche Rundfunksendung am 29.10.1923 WDR Zeitzeichen 29.10.2023 14:43 Min. Verfügbar bis 29.10.2099 WDR 5

Die erste deutsche Radiosendung hatte keinen einzigen offiziellen Hörer. Rundfunkgebühren für ein Jahr: 350 Milliarden Mark. In den 100 Jahren danach ist viel passiert.

Oft totgesagt, aber immer noch ziemlich lebendig: Das Radio. Am 29. Oktober 1923 geht die erste offizielle deutsche Rundfunksendung an den Start. Das neue Medium soll unpolitisch, unterhaltend aber auch belehrend sein. Das gelingt nicht immer, trotzdem wird das Radio ein voller Erfolg. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Konrad Dussel - "Deutsche Rundfunkgeschichte" (2022); Diemuth Roether, Mitherausgeberin des Sammelbandes "100 Jahre Radio in Deutschland" *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Peter Zudeick; Redaktion: David Rother


"Achtung, Achtung. Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus, auf Welle 400 Meter." Mit diesen Worten schaltet der erste offizielle deutsche Radiosender in Berlin am 29. Oktober 1923 auf regelmäßigen Sendebetrieb. Die Anfänge sind noch sehr provisorisch: Das "Studio" ist eine sieben Quadratmeter kleine Dachkammer, Wände und Decken sind notdürftig mit Krepp-Papier und schweren Vorhängen abgehängt.

Dennoch ist es ein historischer Moment: Durch die Premiere der "Funk-Stunde" wird das Radio nun auch in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Zumindest theoretisch. Denn die Nutzung des neuen Mediums ist "genehmigungspflichtig". Und eine Genehmigung hat an diesem 29. Oktober noch niemand. Die erste Lizenz erhält zwei Tage später der Berliner Zigarrenhändler Wilhelm Kollhoff. Der Preis: 350 Milliarden Mark - für ein Jahr Radiohören. Hinzu kommen noch die Kosten für den Empfänger.

Schon in den Anfangszeiten bietet das Radio seinen Hörern ein vielfältiges Programm, das sowohl unterhalten als auch belehren soll. So nimmt die Beliebtheit des Mediums in Deutschland schnell zu. Zahlen Anfang Dezember 1923 gerade einmal 476 Teilnehmer eine Rundfunkgebühr, sind es zwei Jahre später schon mehr als eine Million Menschen. Auch die Zahl der Sender wächst stetig.

Zur bewegten Geschichte des Radios gehören auch düstere Kapitel, insbesondere während der Zeit des Dritten Reichs, als es von den Nationalsozialisten als Propagandainstrument genutzt wird. Gleichzeitig ist das Radio aber auch bei schönen Ereignissen hautnah dabei - etwa als das Grundgesetz verabschiedet wird oder 1989 die Mauer fällt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Peter Zudeick:
  • Dass andere Länder das Radio schon als Deutschland für sich entdecken
  • Warum Krieg und Militär in der Geschichte des Mediums eine große Rolle spielen
  • Warum es auch vor der offiziellen Geburtsstunde verschiedene Radiosendungen gab
  • Wie es dem Radio heute in Zeiten großer Konkurenz von Fernsehen und Internet ergeht

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Konrad Dussel - "Deutsche Rundfunkgeschichte" (2022)
  • Diemuth Roether, Mitherausgeberin des Sammelbandes "100 Jahre Radio in Deutschland"

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Autor: Peter Zudeick
Redaktion: David Rother

Vom speziellen Reiz der Selbstmontage: das erste IKEA-Kaufhaus

Vom speziellen Reiz der Selbstmontage: das erste IKEA-Kaufhaus WDR Zeitzeichen 28.10.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 28.10.2099 WDR 5

In der schwedischen Kleinstadt Älmhult eröffnet Ingvar Kamprad am 28.10.1958 ein Möbelhaus für Do-it-yourself-Kunden. Seine Idee entwickelt sich zum Welterfolg.

IKEA schafft es mit seinem Konzept, das Leben und die Wohnkultur vieler Menschen nachhaltig zu beeinflussen. Heute findet sich kaum ein europäischer Haushalt, in dem kein BILLY-Regal, PAX-Schrank oder MALM-Bett steht. Dabei sind die Anfänge von IKEA ganz bescheiden: ein kleiner Krimskrams-Laden in einem beschaulichen schwedischen Dorf. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Nils Jockel, Autor und vormaliger Kurator am "Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg"; IKEA-Museum/Älmhult *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi Tenhaven; Redaktion: Christoph Tiegel, Gesa Rünker


Die Abkürzung IKEA ist ein Akronym und setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben des Unternehmensgründers Ingvar Kamprad und dem elterlichen Bauernhof Elmtaryt, der im kleinen schwedischen Ort Agunnaryd liegt. Hier bastelt Kamprad früh an seinem Lebenswerk. Schon als Teenager verkauft und vertreibt er in den 1940er-Jahren Krimskrams wie Bleistifte, Streichhölzer oder Wäscheklammern. Kamprad bietet die Artikel zu Niedrigpreisen an und lässt seine Pakete mit dem Gemeinde-Milchwagen ausliefern.

Der Handel floriert und weitet sich bald auf Möbel aus. Weil die nicht mehr in die Milchwagen passen, macht Kamprad Filialen auf, in denen man die Waren selbst abholen kann. Die erste eröffnet am 28. Oktober 1958 in der schwedischen Kleinstadt Älmhult. Es folgen Möbelhäuser in Norwegen und Dänemark. Mitte der 1970er-Jahre erobern die Schweden auch die Bundesrepublik.

Heute ist Deutschland mit 54 Einrichtungshäusern und fast 20.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der umsatzstärkste Markt - noch vor den USA, Frankreich und Großbritannien. Und IKEA expandiert weiter. Hierfür folgt und setzt das Unternehmen Trends. Was bleibt aber ist ein Wohndesign für die ganze Familie - freundlich und flexibel, mit einer Prise Pippi Langstrumpf im Furnier und Sympathie für wohldosiertes Chaos.

In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • Welches das bekannteste und meistverkaufte Möbelstück von IKEA ist
  • Von kleinen und großen Alltagshelfern mit lustigen schwedischen Namen
  • Was den IKEA-Katalog zu einem echten Marketing-Coup gemacht hat
  • Wie IKEA sich dem Thema Nachhaltigkeit stellt

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Christoph Tiegel und Gesa Rünker
Technik: Christina Gabriel

Mehr als blonde Pin-Up-Girls: Pop-Art-Legende Roy Lichtenstein

Mehr als blonde Pin-Up-Girls: Pop-Art-Legende Roy Lichtenstein WDR Zeitzeichen 27.10.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 27.10.2099 WDR 5

Werbung, Konsum und Comics: Vor einhundert Jahren wurde Roy Lichtenstein geboren (am 27.10.1923). Er gehört mit Andy Warhol zu den Vätern der Pop Art.

Roy Lichtenstein wird am 27. Oktober 1923 in New York geboren. Er ist neben Andy Warhol und Claes Oldenburg einer der berühmtesten Vertreter der Popart. Schon früh interessiert sich Lichtenstein fürs Zeichnen. Inspiriert von Comic erfindet 1961die Malerei neu - unterstützt von Mickey Mouse und Donald Duck.*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Klaus Albrecht Schröder, Direktor Albertina-Museum Wien Dort wird ab dem 8. März 2024 die Roy Lichtenstein Retrospektive A Centennial Exhibition zu sehen sein; Janis Hendrickson "Roy Lichtenstein. Die Ironie des Banalen", Köln 1994.***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Klasen; Redaktion: Matti Hesse und Christoph Tiegel; Technik: Sascha Schiemann; Onlineproducerin: Vera Kettenbach. Weiterführende Links: Zeitzeichen - 22.02.1987: Andy Warhol stirbt in New York.



Normalerweise lernt man an der Kunsthochschule: Kopieren ist schlecht. Roy Lichtenstein hat da eine andere Idee: Er erweitert bestehende Werke, vergrößert sie. Auch wenn sie den Originalen noch ähnlich sehen, sind sie anders. Das gefällt Lichtenstein.

Mit zwanzig Jahren wird Roy Lichtenstein zum Militärdienst eingezogen. Zwischen 1943 und 1945 dient er als Soldat in England, Frankreich, Belgien und Deutschland. Nach dem Krieg bleibt er eine Weile in Europa, setzt sein Studium in Paris fort, beschäftigt sich mit den französischen Malern und sehr intensiv mit seinem großen Vorbild Pablo Picasso. Er versucht sogar, Picasso in Paris persönlich kennenzulernen. Er geht zu seinem Atelier, wagt aber dann nicht anzuklopfen. Wäre übrigens auch vergeblich gewesen, Picasso war zu dem Zeitpunkt in Südfrankreich.

Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr Amerikaner etwas leisten können und die Werbung den Wunsch nach Wohlstand verstärkt, parodiert Roy Lichtenstein die Sehnsüchte der Menschen, die unentwegt ihren Lebensstandard verbessern wollen. Er malt Waschmaschinen, Fritteusen, dampfende Kaffeetassen, Dollarscheine. Er lässt banalen Konsum mit Kunst verschmelzen.

So radikal Roy Lichtenstein die Kunst auch verändert hat, ein rebellisches und exzessives Leben wie sein Weggefährte Andy Warhol hat er nicht geführt.

Auch der Kunsthistoriker und Leiter des Albertina Museums in Wien, Klaus Albrecht Schröder, ist überrascht von Roy Lichtensteins sanfter Art, als er ihm 1992 das erste Mal persönlich begegnet. "Und dann tritt mir dieser Mann entgegen, mit einer Freundlichkeit und Stille und Ruhe, die zu diesem Gewaltakt 'Und jetzt mache ich etwas, das die Welt vor mir noch nicht gesehen hat' gar nicht recht passen wollte."

Roy Lichtenstein stirbt im September 1997 mit 74 Jahren in seiner Heimatstadt New York. Seine Bilder hängen in den wichtigsten Museen der Welt und versprühen noch immer den Geist der wilden 1960er-Jahre in New York, als Werbung, Konsum und Comics die großen Künstler inspirierten.


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • Welche Rolle traurig-schöne Blondinen in Lichtensteins Kunst spielen.
  • Wie Flash Gordon und andere Comic-Helden in die Pop Art gelangen.
  • Wie Roy Lichtenstein dank Mickey Mouse und Donald Duck die Malerei neu erfindet.
  • Dass die Größe manchmal doch Bedeutung haben kann.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus Albrecht Schröder, Direktor Albertina-Museum Wien Dort wird ab dem 8. März 2024 die Roy Lichtenstein Retrospektive A Centennial Exhibition zu sehen sein.
  • Janis Hendrickson "Roy Lichtenstein. Die Ironie des Banalen", Köln 1994.

Weiterführende Links:
Zeitzeichen - 22.02.1987: Andy Warhol stirbt in New York.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Matti Hesse und Christoph Tiegel
Technik: Sascha Schiemann
Onlineproducerin: Vera Kettenbach


Revolutionär der Landwirtschaft: Albrecht Thaer (+ 26.10.1828)

Revolutionär der Landwirtschaft: Albrecht Thaer (+ 26.10.1828) WDR Zeitzeichen 26.10.2023 14:43 Min. Verfügbar bis 26.10.2099 WDR 5

Genug zu essen? Im Westeuropa des 18. Jahrhunderts ist das keine Selbstverständlichkeit - bis ein Herr Thaer aus Celle als erster Landwirtschaft zur Wissenschaft macht.

Albrecht Daniel Thaer, Begründer der rationellen Landwirtschaft, wird am 14.05.1752 als Sohn eines Arztes in Celle geboren. Er studiert Medizin in Göttingen und lässt sich dann als Arzt in Celle nieder. Die Arztpraxis gibt er jedoch bald auf, um sich hauptsächlich mit dem Studium der Tier- und Pflanzenwelt zu beschäftigen. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Dr. Bernward Märländer (Universität Göttingen); Karin Sohnemann (Stadtführerin in Celle); Rainer Fabel (Direktor Albrecht-Thaer-Gesellschaft); Jürgen Mente (Landwirt in Bergen); Claudia Hermann (Leiterin Albrecht-Thaer-Schule, Celle) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Kay Bandermann; Redaktion: David Rother und Christoph Tiegel; Technik: Nico Söllner; Onlineproducerin: Vera Kettenbach.


Albrecht Daniel Thaer gilt als der Erste, der die Landwirtschaft in Mitteleuropa auf wissenschaftlicher Basis voranbringt. Er befasst sich mit der Vermehrung und Verbesserung unserer Ernährung. Trotzdem ist Albrecht Thaer heute kaum noch bekannt.
Als Jugendlicher ist Thaer ein Unangepasster. Aber er kriegt noch einmal die Kurve, macht das Abitur mit 17 und studiert Medizin in Göttingen. Zurück in seiner Geburtsstadt Celle ist er rasch ein guter und beliebter Arzt. Er wird sogar Leibmediziner des hannoverschen Königs Georg, der seinerzeit auch englischer König ist. Schon jetzt wird deutlich, dass Thaer die herkömmliche Medizin nicht ausreicht, um den Lebensumständen der Menschen gerecht zu werden.
Für Thaer gehören Gesundheit und Ernährung zusammen. Und die ist im beginnenden 19. Jahrhunderts keineswegs überall gesichert. Hungersnöte sind immer wieder an der Tagesordnung – und das liegt nicht allein am Wetter. Die Bauern arbeiten traditionell "aus dem Bauch" heraus. Nicht systematisch oder gar "experimentell".

Bald wird die nationale und internationale Fachwelt auf Thaer aufmerksam - auch dank seines umfangreichen Schrifttums und einer von ihm gegründeten Landwirtschaftsschule. In Celle dagegen fühlt er sich eingeschränkt. Weil er kein Adliger ist, darf er keine weiteren Ländereien für noch größere Feldexperimente kaufen.
Thaer zieht mit seiner Familie und 23 Angestellten auf ein altes Rittergut nahe der heutigen Grenze zu Polen. In Celle war aus der Experimentalwirtschaft eine Modellwirtschaft geworden, beschreibt Theodor Fontane Thaers Entwicklung. In Möglin machte er aus der Modell-, eine Musterwirtschaft.
Fast ein Vierteljahrhundert lehrt, forscht und arbeitet Thaer unter preußischer Fahne. Am 26. Oktober 1828 stirbt er in Möglin und wird dort auch beigesetzt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • Wie Albrecht Thaer erkennt, dass er keinesfalls als Chirurg arbeiten möchte.
  • Mit welchen Neuerungen Thaer die sandigen Böden Niedersachsens produktiver macht.
  • Welcher König geradezu euphorisch darauf reagiert, dass Thaer und Anhang sich in seinen Staaten niederlassen.
  • Welche Schafrasse Albrecht Thaer von Nordspanien nach Brandenburg importiert.
  • Dass Umweltschützer und Klimaaktivstinnen die Rationalisierung der Landwirtschaft heute kritisch sehen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Dr. Bernward Märländer (Universität Göttingen)
  • Karin Sohnemann (Stadtführerin in Celle)
  • Rainer Fabel (Direktor Albrecht-Thaer-Gesellschaft)
  • Jürgen Mente (Landwirt in Bergen) Claudia Hermann (Leiterin Albrecht-Thaer-Schule, Celle)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Kay Bandermann
Redaktion: David Rother und Christoph Tiegel
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Er komponiert die Oper "Carmen": Georges Bizet

Er komponiert die Oper "Carmen": Georges Bizet WDR Zeitzeichen 25.10.2023 14:59 Min. Verfügbar bis 25.10.2099 WDR 5

Der französische Komponist Georges Bizet, geboren am 25.10.1838, schreibt seinen größten Erfolg kurz vor seinem Tod: Die Melodien der Oper "Carmen" sind Ohrwürmer.

Der französische Komponist Georges Bizet schafft kurz vor seinem Lebensende mit der Oper Carmen einen der größten Erfolge der Operngeschichte. Bis dahin ist es aber ein langer und schwerer Weg, auf dem Bizet viele Auftragsarbeiten erledigen muss, die seine Kreativität einschränken. Erst kurz vor seinem Tod gelingt ihm mit der Oper "Carmen" der große Wurf. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Jorge Chaminé Bariton (Initiator und Direktor des Europäischen Musikzentrums CEM, Künstlerischer Direktor des Musikfestivals Bougival); Ute Blumeyer (Direktorin des Brahmshauses Baden-Baden-Lichtental)*** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Sabine Mann; Redaktion: Gesa Rünker


Wirklich glücklich ist der französische Komponist Georges Bizet wohl selten. So schreibt er einem Freund Edmond Galabert: "Ich bin buchstäblich erschöpft […] mein Leben hat nichts Angenehmes […] gerade habe ich das vierhändige Arrangement von 'Hamlet' fertig. Was für eine Fronarbeit!"
Ein dreijähriges Stipendium in der prächtigen Villa Medici in Rom hat er sich anders vorgestellt. Eigentlich möchte er dort unbeschwert von materiellen Sorgen als Träger des Rom-Preises nur ab und zu mal eine Kreation nach Hause schicken und freut sich auf eine steile Karriere nach seiner Rückkehr nach Frankreich.
Aber daraus wird erstmal nichts. Von früh bis spät muss der junge Paris-Heimkehrer stattdessen sein Dasein mit mühsamen Transpositionen, Umschreibungen von Opernpartituren für einzelne Instrumente, Orchestrierungen, ja sogar Klavierunterricht fristen.
Seinen größten Erfolg landet Bizet erst kurz vor seinem Tod. Die Uraufführung seiner Oper "Carmen" am 3. März 1875 in der Opéra-Comique wird allerdings eher ablehnend aufgenommen. Bald darauf wird Carmen jedoch zu einem der größten Erfolge der Operngeschichte. Auch heute noch gehört Carmen zu den beliebtesten und meist aufgeführten Werken des Opernrepertoires. Die berühmte "Habañera" entwickelt sich zum Ohrwurm, den auch heute noch wohl fast jeder mitsummen kann.


In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:
  • Warum der Bariton Jorge Chaminé in Bizet "einen Heiligen" sieht.
  • Wie Bizet sich für die ungeliebte Orchestrierung eines Walzers rächt.
  • Welcher deutsche Komponist den jungen Franzosen Bizet inspirierte.
  • Warum die Geschichte von Carmen und Don José eigentlich nicht normal ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jorge Chaminé Bariton (Initiator und Direktor des Europäischen Musikzentrums CEM, Künstlerischer Direktor des Musikfestivals Bougival)
  • Ute Blumeyer (Direktorin des Brahmshauses Baden-Baden-Lichtental)

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Autorin: Sabine Mann
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Thomas Bleul
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

In Münster wird der Westfälische Frieden verkündet (24.10.1648)

In Münster wird der Westfälische Frieden verkündet (24.10.1648) WDR Zeitzeichen 24.10.2023 14:28 Min. Verfügbar bis 24.10.2099 WDR 5

Der Dreißigjährige Krieg verwüstete weite Teile Europas und brachte unendliches Leid. Erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648 gelang es, einen Frieden auszuhandeln.

Die Größe des Friedenskongresses ist enorm: 109 verschiedene Interessenvertreter wollen den Dreißigjährigen Krieg endlich beenden. In Münster und Osnabrück verhandeln die katholisch und die protestantisch geprägten Parteien getrennt. Nach fünf Jahren ist es soweit: Am 24. Oktober wird in Münster der Westfälische Frieden verkündet.*** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Volker Arnke (Historiker aus Osnabrück), Siegrid Westphal (Geschichte der frühen Neuzeit, Universität Osnabrück) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse


Drei Jahrzehnte lang ziehen mordende und plündernde Soldatenheere quer durch Europa. Dann sollen Verhandlungen in Münster und Osnabrück endlich einen der schlimmsten Kriege der Menschheitsgeschichte beenden. Am Westfälischen Friedenskongress nehmen 109 Gesandtschaften teil. Sie vertreten eine ungeheure Fülle an Akteuren: 16 europäische Staaten, 140 Reichsstände, also deutsche Fürsten und Städte und 38 weitere Mächte.
Der Kongress ist nach Konfessionen aufgeteilt: Die katholisch geprägten Gesandtschaften sind in Münster stationiert, während sich in Osnabrück die eher protestantisch geprägten Gesandtschaften aufhalten. Fünf Jahre dauert es, bis der Frieden endlich ausgehandelt ist. In Osnabrück kommt es am 6. August 1648 zum Handschlag - einem der wichtigsten Durchbrüche des Kongresses.
Am 24. Oktober 1648 wird in Münster der Westfälische Frieden schließlich beschlossen und verkündet. Doch man traut ihm noch nicht. Die meisten Friedensveranstaltungen finden erst nach 1649/50 statt - nachdem in Nürnberg die Umsetzung des Friedensvertrages im Detail geregelt worden ist.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:

  • Wie es zum Dreißigjährigen Krieg kommt.
  • Welche Rolle die Religion bei den Konflikten im 17. Jahrhundert spielt.
  • An welchem Ort bereits kurz nach Beginn des Krieges ein Friedenskongress stattfinden soll.
  • Welche Länder und Interessenvertreter im einzelnen miteinander verhandeln.
  • Wie eine verschlüsselte Depesche des Kaisers am Ende für Aufregung sorgt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Volker Arnke (Historiker aus Osnabrück)
  • Siegrid Westphal (Geschichte der frühen Neuzeit, Universität Osnabrück)
  • Volker Arnke, Siegrid Westphal (Hrsg.): Der schwierige Weg zum Westfälischen Frieden. Wendepunkte, Friedensversuche und die Rolle der "Dritten Partei". De Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston 2021

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Technik: Alexander Buske und Jürgen Mönkediek

"Chinas letzte Kaiserin" Song Meiling (Todestag, 23.10.2003)

"Chinas letzte Kaiserin" Song Meiling (Todestag, 23.10.2003) WDR Zeitzeichen 23.10.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 23.10.2099 WDR 5

Als Chinas ehemalige First Lady Song Meiling mit 106 Jahren stirbt, ist sie eine prägende Gestalt des 20. Jahrhunderts - klug, einflussreich, geliebt und gehasst.

Sie liebt die Macht: Als Frau von Chiang Kai-shek, dem Führer der chinesischen Nationalisten, agiert sie praktisch als Außenministerin. Sie spricht Englisch - im Unterschied zu ihrem Mann. Deshalb bestimmt sie die Politik Chinas in den 1930er- und 1940er-Jahren wesentlich mit. Darüber freuen sich nicht alle. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Nele Nösselt (Sinologin, Universität Duisburg-Essen) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Kath, Redaktion: Matti Hesse


Song Meiling ist ab den 1920er-Jahren mit Chiang Kai-shek verheiratet, dem Führer der Nationalisten in China. Sie hat in den USA studiert und wird praktisch seine Außenministerin - denn ihr Mann spricht kein Englisch. Sie übersetzt für Chiang Kai-shek bei internationalen Konferenzen, sitzt mit Churchill und Roosevelt an einem Tisch.
So bestimmt sie die Politik Chinas in den 1930er- und 1940er-Jahren aus der zweiten Reihe heraus. Sie liebt die Macht, ist für ihre spitze Zunge bekannt und pflegt einen luxuriösen Lebensstil. Damit macht sie sich nicht nur Freunde.
Als in China 1949 die Kommunisten unter Mao siegen, flüchtet Song Meiling gemeinsam mit ihrem Mann auf die Insel Taiwan. Auch dort mischt Madame Chiang Kai-shek aktiv in der Politik mit. Sie stirbt am 23. Oktober 2003 in New York mit 106 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • Aus welcher gesellschaftlichen Schicht Song Meiling stammt.
  • Warum sie bis zu ihrem Tod eine besondere Beziehung zu den USA hat.
  • Welchen Titel Ernest Hemingway sich für Song Meiling ausgedacht hat.
  • Welcher Ausspruch der Chinesin zum geflügelten Wort wird.
  • Welcher prominente Politiker nach ihrem Tod ein Kondolenzschreiben an ihre Familie schickt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Nele Nösselt (Sinologin, Universität Duisburg-Essen)
  • Heiferman, Ronald Ian (2011): The Cairo Conference of 1943. Roosevelt, Churchill, Chiang Kai -shek and Madame Chiang.
  • Pakula, Hannah (2010): Madame Chiang Kai-shek and the birth of modern China.
  • Paquet, Philippe (2010): Madame Chiang Kai-shek – Un siècle d’histoire de la Chine.
  • Tyson-Li, Laura (2006): Madame Chiang Kai-shek.

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
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Cello-Virtuose mit politischer Haltung: Pablo Casals

Cello-Virtuose mit politischer Haltung: Pablo Casals WDR Zeitzeichen 22.10.2023 15:14 Min. Verfügbar bis 22.10.2099 WDR 5

Pablo Casals revolutioniert das Cellospiel und engagiert sich als Künstler gegen den Faschismus. Am 22.10.1973 stirbt der Spanier in San Juan de Puerto Rico.

"Wir müssen uns für das Gute einsetzen, unsere Stimme erheben." Für Pablo Casals ist klar, dass er sich im Spanischen Bürgerkrieg als Künstler gegen die Faschisten stellt. Nach Francos Sieg flieht Casals nach Frankreich und gründet dort sein eigenes Festival. *** Das sind unsere Interviewpartner: Raimund Trenkler (Kronberg Academy), Alban Gerhardt (Cellist) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Michael Struck-Schloen, Redaktion: Gesa Rünker


Spanischer Bürgerkrieg, 1938: Der katalanische Cellist Pablo Casals steht auf der Seite der Demokratie. Die Faschisten erklären ihn zum Staatsfeind und drohen, ihm seine Musikerarme abzuhacken, falls er in ihre Hände fiele. Aber Casals lässt sich nicht beirren. Kurz vor der Einnahme von Barcelona durch Francos Truppen gibt er ein Konzert vor Soldaten und Regierungsmitgliedern der Republik.
In der Pause wendet sich Casals im Radio an die demokratischen Nationen: "Wenn Sie es zulassen, dass Hitler in Spanien siegt, werden Sie die nächsten sein, die seinem Wahnsinn zum Opfer fallen. Kommen Sie unserem Volk zu Hilfe!" Doch die Putschisten um Franco siegen. Casals geht ins Exil nach Frankreich. Dort gründet er 1950 in Prades sein eigenes Festival.
Der Cellovirtuose komponiert auch eigene Werke und gilt als einer der größten Musiker der 20. Jahrhunderts. Er spielt im Weißen Haus und gibt gefeierte Konzerte auf der ganzen Welt.
Beim von ihm initiierten Musikfestival taucht einmal eine junge Frau auf, die später seine Schülerin und seine dritte Ehefrau wird: Marta Montañez. Sie ist 61 Jahre jünger als der Musiker und erinnert ihn an seine Mutter, die im selben Haus in Puerto Rico aufgewachsen ist. Mit Marta zieht Casals auf die Karibik-Insel. Noch im Alter von über 90 Jahren übt Casals täglich mehrere Stunden Cello. Nach dem Grund gefragt, antwortet er: "Ich habe den Eindruck, Fortschritte zu machen." Am 22. Oktober 1973 stirbt Pablo Casals in San Juan de Puerto Rico.

In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Struck-Schloen:
  • Vor welchen Prominenten Pablo Casals nach seinem Durchbruch auftritt.
  • Wie er nach dem Ersten Weltkrieg Konzerte für Arbeiter gibt.
  • Welches Elend Casals nach seiner Flucht nach Frankreich erlebt.
  • Weshalb er als erster von den Vereinten Nationen mit der Friedensmedaille ausgezeichnet wird.
  • Welches die persönliche Hymne von Pablo Casals ist.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Raimund Trenkler (Kronberg Academy)
  • Alban Gerhardt (Cellist)
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Autor: Michael Struck-Schloen
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Thomas Bleul

Separatisten rufen in Aachen die "Rheinische Republik" aus

Separatisten rufen in Aachen die "Rheinische Republik" aus WDR Zeitzeichen 21.10.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 21.10.2099 WDR 5

"Los von Berlin!" So lautet die Parole der Separatisten, die am 21.10.1923 in Aachen die rot-weiß-grüne Fahne hissen und einen rheinischen Staat errichten wollen.

Die Weimarer Republik wackelt: galoppierende Inflation, Hunger und Elend, Streiks und Aufstände. Franzosen und Belgier besetzen das Ruhrgebiet, es gibt hunderte Tote. Das Wort von der „Versackungspolitik“ macht die Runde. Die Gelegenheit scheint günstig - für radikale Kräfte, die sich sogar eine Trennung von Deutschland vorstellen können. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Martin Schlemmer, Historiker im Landesarchiv NRW Duisburg, Autor „Los von Berlin!“; Thomas Müller, Historiker und Politologe, Stadtarchiv Aachen *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Martin Herzog, Redaktion: Gesa Rünker


Der Putsch erfolgt am Sonntagmorgen um 4 Uhr. Rund 2.000 bewaffnete Separatisten stürmen das Aachener Rathaus, ein Regierungsgebäude, die Post und die Reichsbank. Anschließend hissen sie auf allen Gebäuden die grün-weiß-rote Flagge der sogenannten Rheinischen Republik.

Hyper-Inflation, Hunger und Armut, die Ruhrbesetzung durch die Alliierten und Putschversuche von Links wie Rechts haben der jungen Weimarer Republik bereits schwer zugesetzt in diesem Krisenjahr 1923. In Aachen hat die angespannte Lage bereits zu Plünderungen und Hungerrevolten geführt. Und jetzt kommen die Revoluzzer vom Rhein.

Nach dem ersten Weltkrieg und dem Ende der Hohenzollern-Monarchie hat es immer wieder Versuche gegeben, einen unabhängigen Rheinstaat zu gründen. Die Bevölkerung stellt sich die Frage: Was wird eigentlich aus uns, wenn das Rheinland tatsächlich französisch wird? Oder eine Art "Pufferstaat" zwischen Frankreich und Deutschland?

Schon am 1. Juni 1919 ruft der Separatist Hans Adam Dorten in Wiesbaden die „Rheinische Republik“ aus. Sie soll das Rheinland, Altnassau, Rheinhessen und die Rheinpfalz umfassen. Dieser Putsch scheitert bereits nach nur sieben Tagen, weil nur wenig ihn unterstützen. Eine Weile wird es still um die Separatisten. Bis zum Krisenjahr 1923.

In der Nacht zum 21. Oktober besetzen die Separatisten die wichtigsten Verwaltungsgebäude in Aachen. Der Putsch weitet sich auf weitere Städte aus: Bonn, Duisburg, Mönchengladbach. Am 2. November 1923 kommt es in Aachen zu einem stundenlangen Feuergefecht zwischen Separatisten und Verteidigern der preußischen Ordnung.
Die belgische Besatzungsmacht beendet den Putsch. Sie gewährt den Milizionären freien Abzug und übergibt die Gebäude an die rechtmäßige Regierung. Kurz darauf ist der Spuk auch in den übrigen Regionen des Rheinlandes vorbei.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • Wie das Rheinland nach 1918 in Aufruhr geriet
  • Welche Sprengkraft die "Pufferstaat"-Idee entwickelte
  • Von ungeliebten "Preußenfreunden" und "Französlingen"
  • Warum die Rheinische Republik sich nicht durchsetzte
  • Welche Wurzeln des Bundeslands Nordrhein-Westfalen mit dem Separatismus von damals zu tun haben

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Martin Schlemmer, Historiker im Landesarchiv NRW Duisburg
  • Thomas Müller, Historiker und Politologe, Stadtarchiv Aachen
  • Martin Schlemmer: „Los von Berlin“. Die Rheinstaatbestrebungen nach dem Ersten Weltkrieg. Böhlau Verlag. Köln Weimar Wien 2007.
  • Thomas Müller, René Rohrkamp (Hrsg.): Der Aachener Putsch rheinischer Separatisten 1923. Aus den Quellen des Stadtarchivs Aachen. Band 6 (noch unveröffentlicht)

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Autor: Martin Herzog
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Ein preußischer Jude: Isaac Löwensteins Tagebuch

Ein preußischer Jude: Isaac Löwensteins Tagebuch WDR Zeitzeichen 20.10.2023 14:55 Min. Verfügbar bis 20.10.2099 WDR 5

Isaac Löwenstein ist ein gläubiger Jude, der seinen preußischen König verehrt. Am 20.10.1823 schreibt er bei Gütersloh den letzten Eintrag in sein Militär-Tagebuch.

Isaac Löwenstein gehört zur ersten Generation von Juden in Preußen, die nach und nach gleichberechtigt wurden: zu jüdischen Preußen. Mit allen Rechten, aber auch allen Pflichten. Auch der Wehrpflicht. Sein Tagebuch zeigt, wie es ihm in der Armee ergeht. *** Das ist unser Interviewpartner: Manfred Beine (Archivar und Herausgeber) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember, Redaktion: David Rother


Die rechtliche Gleichstellung der Juden, die im 18. Jahrhundert so genannte "Judenemanzipation", ist auch durch den reaktionären preußischen König nicht mehr rückgängig zu machen. Juden dürfen Beruf und Wohnort weitgehend frei wählen und studieren. Sie müssen aber auch zum Militär. Isaac Löwenstein, Papierhändler aus Rietberg-Neuenkirchen bei Gütersloh, ist der erste seiner Familie, den es trifft. Drei Jahre lang muss er dienen.
In seinem Tagebuch beschreibt er seine anfängliche Angst vor dem preußischen Drill und seine durchaus harten Erfahrungen bei der militärischen Ausbildung. Allerdings findet sich darin keine Bestätigung üblicher Vorurteile gegen den "preußischen Kommiss", z.B. was die Misshandlung von Soldaten oder den so genannten Kadavergehorsam angeht.
Erstaunlich scheint aus heutiger Sicht, dass das preußischen Militär weltanschaulich recht liberal sein konnte. Ressentiments gegen Juden gab es kaum, und die Offiziere versuchten sogar, auf religiöse Vorschriften Rücksicht zu nehmen. Löwenstein berichtet, wie er von seinem "Herrn Hauptmann" die Erlaubnis erhielt, "für immer des Sabbats vom Exerzieren frei zu sein".
Juden in Deutschland gehen mit der Emanzipation unterschiedlich um. Viele geben ihre jüdischen Wurzeln auf, lassen sich taufen und versuchen so, ganz in der Mehrheitsgesellschaft aufzugehen. Löwenstein beschreitet den Weg der kulturellen Angleichung, indem er seinen Glauben mit allem verbindet, was er für deutsch und preußisch hält.
Für Isaac Löwenstein scheint Geschichte zeitlebens ein permanenter Fortschritt. Dass die Zivilisation, so wie er sie empfindet, stetig höhere Stufen erreicht. Die deutsche Barbarei hätte er sich niemals träumen lassen. Auch nicht, dass sein Enkel und viele Angehörige ermordet würden und andere Familienmitglieder ins Ausland fliehen müssten. Mit seinem Tagebuch im Gepäck.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • Wie Napoleon die Gleichstellung der Juden im Königreich Westfalen betrieb
  • Warum ein gläubiger Jude sich beim Militär als überlegener Preuße fühlte
  • Wie mit der Reichsgründung 1871 auch für Isaac Löwenstein ein deutscher Traum wahr wurde
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Manfred Beine (Archivar und Herausgeber)
  • Beine, Manfred/Kant, Marion/Othengrafen, Ralf (Hgg.): Ein westfälischer Jude in der preußischen Armee Isaac, Löwenstein aus Rietberg-Neuenkirchen und sein Tagebuch 1821–1823. Verlag für Regionalgeschichte, 2021
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Autor: Heiner Wember
Redaktion: David Rother
Technik: Alexander Buske

Als Jahrhundertkünstlerin in der Psychiatrie: Camille Claudel

Als Jahrhundertkünstlerin in der Psychiatrie: Camille Claudel WDR Zeitzeichen 19.10.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 19.10.2099 WDR 5

Heute sind Camille Claudels Skulpturen Millionen wert. Im 20. Jahrhundert hat der Kunstbetrieb die Bildhauerin in die Psychiatrie gebracht. Dort stirbt sie am 19.10.1943.

Mehr als 30 Jahre verbringt Camille Claudel in einer Nervenheilanstalt in Montdevergues bei Avignon. "Paranoider Verfolgungswahn" lautet damals die Diagnose. Heute gilt die Bildhauerin als Musterbeispiel für eine Künstlerin, die durch private und gesellschaftliche Umstände in eine seelische Sackgasse geraten ist. *** Das ist unser Interviewpartner: Professor Georg Franzen (Professor für Psychotherapie und Kunstpsychologie, Berlin und Celle) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane Kopka, Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother


Zu der Zeit von Camille Claudel haben es Frauen schwer, die künstlerisch tätig sind. Im frühen 20. Jahrhundert ist die Kunst männlich dominiert. Die Bildhauerin ist zwar hochbegabt, doch staatliche Aufträge erhält sie keine. Dass ihr Leben zur Tragödie wird, liegt allerdings nicht nur an den gesellschaftlichen Umständen. Auch ihre private Situation ist von Anfang an schwierig.
Camille wird von ihrer Mutter abgelehnt, weil diese lieber einen Jungen gehabt hätte. Camilles Bruder erinnert sich: "Alle Welt zankte sich in der Familie: mein Vater mit meiner Mutter, die Kinder mit ihren Eltern und die Kinder unter sich." Bereits mit zwölf Jahren will Camille Bildhauerin werden. Da Frauen an der Kunstakademie in Paris nicht zugelassen sind, nimmt sie Privatunterricht bei Auguste Rodin.
Camille Claudel wird Rodins Mitarbeiterin, Model, Muse und schließlich Geliebte. Die Affäre ist problematisch: Der ältere Rodin ist bereits liiert, es kommt zu heftigen Eifersuchtsszenen. Camille verlässt ihn und zieht sich immer mehr zurück. "Paranoider Verfolgungswahn" lautet schließlich die Diagnose. 1913 lassen Mutter und Bruder sie einweisen. Obwohl die Ärzte ihre Entlassung befürworten, lehnt es die Familie ab, sie nach Hause zu holen. Mehr als 30 Jahre verbringt Camille Claudel in einer Nervenheilanstalt in Montdevergues bei Avignon - bis zu ihrem Tod.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • Wie Camille Claudels Briefe aus der Psychiatrie klingen.
  • Was Auguste Rodin über ihr Talent sagt.
  • Wie Camille sich gegen Vorwürfe in der Presse wehrt, sie kopiere Rodin.
  • Warum heute nur noch rund 90 Skulpturen existieren, die von der Bildhauerin stammen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Georg Franzen (Professor für Psychotherapie und Kunstpsychologie, Berlin und Celle)
  • Georg Franzen: Camille Claudel. In: Georg Franzen: Symbolisches Verstehen. Beiträge zur angewandten Kunstpsychologie. Lang, Frankfurt am Main 2004
  • Odile Ayral-Clause: Camille Claudel. A Life. Verlag Harry Abrams, New York 2003
  • Reine-Marie Paris: Camille Claudel. 1864-1943. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1989
  • Barbara Krause: Camille Claudel – Ein Leben in Stein. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, Neuausgabe 2014
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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Agrippina die Ältere: vom Volk geliebt, vom Kaiser verbannt

Agrippina die Ältere: vom Volk geliebt, vom Kaiser verbannt WDR Zeitzeichen 18.10.2023 14:46 Min. Verfügbar bis 18.10.2099 WDR 5

Sie gilt als Staatsfeindin: Die römische Adelige Agrippina, Mutter des späteren Kaisers Caligula, wird auf die Insel Ventotene verbannt. Dort stirbt sie am 18.10.33.

Nach dem Tod ihres Mannes, dem Feldherrn Germanicus, wird Agrippina die Ältere beschuldigt, an einer Verschwörung beteiligt zu sein. Sie wird zur Staatsfeindin erklärt und auf die Insel Pandateria verbannt, die heute Ventotene heißt. Dort verhungert Agrippina. Bis heute ist ungeklärt, ob sie die Nahrung verweigert hat oder ob sie ihr verwehrt worden ist. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Birgit Schönau (Historikerin, Journalistin, Buchautorin) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Friedrich, Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse


Geboren wird Agrippina die Ältere vermutlich auf der Insel Lesbos. Ihr Vater, ein Feldherr und Freund von Kaiser Augustus, ist damals im Osten des Reiches unterwegs. Nach der Rückkehr der Familie nach Rom wird die 19-jährige Agrippina mit ihrem Cousin verheiratet, dem Prinzen Nero Claudius Drusus, bekannt als Germanicus.
Das Paar gilt als Hoffnung der Weltmacht. Vom Volk geliebt, von Augustus aufgebaut. Sie beziehen den Statthalterpalast im späteren Köln. Später schickt Kaiser Tiberius die Familie zur nächsten Mission in den Osten. Dort stirbt Germanicus, vermutlich an einem Infekt.
Als Agrippina nach Rom zurückkehrt, wird ihr der Prozess gemacht. Sie sei an einer Verschwörung beteiligt. Sie wird zur Staatsfeindin erklärt und auf die Insel Pandateria verbannt, die heute Ventotene heißt. Am 18. Oktober im Jahr 33 ist Agrippina die Ältere tot. Sie ist verhungert. Unklar ist bis heute, ob sie die Nahrung verweigert hat oder ob sie ihr verwehrt worden ist.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • Was aufsässigen Frauen aus dem Kaiser-Clan droht.
  • Wie die Vorläuferin der Stadt Köln zur Zeit der Römer heißt.
  • Womit der später gefürchtete Kaiser Caligula als kleiner Junge gefällt.
  • Wie Agrippina die Ältere ihre Erziehung und ihren Reichtum nutzt, um Politik zu machen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Birgit Schönau (Historikerin, Journalistin, Buchautorin)
  • Birgit Schönau: Die Geheimnisse des Tibers. Rom und sein ewiger Fluss. C.H.Beck. München 2023.
  • Birgit Schönau: Neros Mütter. Julia und die Agrippinas. Drei Frauenleben im alten Rom. Berenberg Verlag. Berlin 2021.
  • Werner Eck: Augustus und seine Zeit. Verlag C.H.Beck München 6/2014
  • Augustus: Res Gestae - Tatenbericht (Monumentum Ancyranum) Latein, Griechisch, Deutsch. Übersetzung: Marion Giebel. Reclam Verlag. Ditzingen 1975/ 2014
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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

17.10.1883: Geburtstag des Reformpädagogen A. S. Neill

17.10.1883: Geburtstag des Reformpädagogen A. S. Neill WDR Zeitzeichen 17.10.2023 13:30 Min. Verfügbar bis 17.10.2099 WDR 5

Die Schule Summerhill des Pädagogen A. S. Neill ist etwas Besonderes: Kinder können dort machen, was sie wollen, so lange sie damit andere Menschen nicht stören.

Die Schule Summerhill des Pädagogen A. S. Neill ist etwas Besonderes: Kinder können dort machen, was sie wollen, so lange sie damit andere Menschen nicht stören. Der Ausdruck antiautoritäre Erziehung gefällt Neill nicht. Er sagt, das bin ich nicht, ich stehe für eine freiheitliche Erziehung, das ist was ganz anderes. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor em. Jürgen Oelkers (Professor für Erziehungswissenschaften Zürich); A.S. Neill: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung – Das Beispiel Summerhill. 1969 *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Doris Arp; Redaktion: Gesa Rünker; Technik: Alexis Fritz; Onlineproducerin: Vera Kettenbach


Neill's Vater ist Dorfschullehrer und beherrscht die Kunst Kinder zu "führen" - oft mit dem Gürtel. Alexander überlegt, was man grundlegend anders machen kann, damit die Schüler besser lernen und überhaupt zu ihrem Recht kommen und nicht von einer anonymen Schulmasse und Schulbehörde unterdrückt werden.
Einen Wendepunkt bringt der Ausbruch des 1. Weltkriegs: Untauglich für den Kriegsdienst wird Neill vorübergehend Leiter einer Schule, an der er seine eigenen Vorstellungen erprobt. Später eröffnet er mit einer Handvoll Kindern 1924 im südenglischen Lyme Regis die Gemeinschaftsschule Summerhill. Summerhill ist bis heute eine Art Villa Kunterbunt für kleine und große Pipi-Langstrümpfe. Doch die Freiheit zu tun, was man möchte bedeutet keinesfalls Anarchie. Es herrschen Regeln, aber kein König. Summerhill ist bis heute eine selbstregierte Kinderrepublik.

In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
  • Was an der "New Education" neu war.
  • Weshalb A.S. Neill Lehrer als Begleiter und nicht als Anführer sieht.
  • Wie Neill in Deutschland den Zusammenstoß verschiedener Welten erlebt.
  • Was eine ehemalige Summerhill-Schülerin am pädagogischen Konzept kritisiert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor em. Jürgen Oelkers (Professor für Erziehungswissenschaften Zürich)
  • A.S. Neill: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung – Das Beispiel Summerhill. 1969

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  • Autorin: Doris Arp
  • Redaktion: Gesa Rünker
  • Technik: Alexis Fritz
  • Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Schwerer als der Eiffelturm: Schaufelradbagger 288

Schwerer als der Eiffelturm: Schaufelradbagger 288 WDR Zeitzeichen 16.10.2023 13:48 Min. Verfügbar bis 16.10.2099 WDR 5

Die größte fahrende Maschine der Welt geht am 16.10.1978 im Braunkohletagebau Hambach in Betrieb. Aber die Zeit der Stahlmonster neigt sich dem Ende.

Am 16.10.1978 geht in Hambach ein Stahlmonster der Superlative in Dienst. Der Schaufelrabagger 288 ist schwerer als der Eiffelturm, höher als der Aachener Dom und wird angetrieben von 22.000 PS. Anwohner demonstrieren gegen das Mammutgerät, das sich ranmacht Natur und Kultur zu vernichten. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Markus Kosma (RWE); Joachim Witzel (RWE); Erich Erben (ehemaliger Bergbauingenieur); Fabian Römer (Verein Schaufelradbagger) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner; Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother; Technik: Alexander Buske; Onlineproducerin: Vera Kettenbach


Der Schaufelradbagger 288 wird von 1975 bis 1978 in Oberzier/Kreis Düren gebaut. Von dort geht das Gerät in den Einsatz im Hambacher Braunkohletagebau. Vorlaufzeit sind zwei Jahre Planung bis die größte selbstfahrende Arbeitsmaschine der Welt in den Einsatz geht.
Aber es gibt auch Proteste. Anwohner wehren sich gegen das Mammutgerät, das mit all seiner Kraft Natur und Kultur vernichtet. 2030 soll damit Schluss sein, der Kohleabbau beendet werden. Der 288 soll dann aber nicht verschrottet werden. Vielleicht findet er einen Parkplatz in einer in einer Art "Gnadenhof für Bagger", wie es ihn bereits in Sachsen-Anhalt gibt. In "Ferropolis" stehen auf einer aufgeschütteten Insel jede Menge kleinere Bagger nebeneinander und ziehen Jahr für Jahr rund 100.000 Besucher an.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Markus Kosma (RWE)
  • Joachim Witzel (RWE)
  • Erich Erben (ehemaliger Bergbauingenieur)
  • Fabian Römer (Verein Schaufelradbagger)

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  • Autorin: Martina Meißner
  • Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
  • Technik: Alexander Buske
  • Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Kanzler Adenauer wird im Bundestag verabschiedet (am 15.10.1963)

Kanzler Adenauer wird im Bundestag verabschiedet (am 15.10.1963) WDR Zeitzeichen 15.10.2023 14:55 Min. Verfügbar bis 15.10.2099 WDR 5

Im Oktober 1963 muss Konrad Adenauer als Bundeskanzler abtreten. Er tut das höchst ungern: Das Regierungsamt hat den inzwischen 87-Jährigen lebendig erhalten.

Bei der Bundeswehr-Abschieds-Parade zwei Tage zuvor sieht man einen alten, hageren Mann mit Hut und tiefen Falten im Gesicht. An diesem sonnigen Oktobertag schaut er besonders finster drein. Wie versteinert blickt der 87jährige auf die vorbeiziehenden Kolonnen der Bundeswehr. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Michael Borchard (Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin), Daniel Koerfer (Historiker, Berlin) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember, Redaktion: Gesa Rünker


14 Jahre lang ist er Bundeskanzler gewesen. Bei seinem Amtsantritt galten die Deutschen noch als die Schurken der Weltgeschichte, als Kriegstreiber. Mit ihm ist die Bundesrepublik eine verlässliche Demokratie geworden, fest eingebunden in die westliche Welt. Die Bundeswehr ist sein Kind, ein Teil seiner Machtstrategie. Und die Wirtschaft blüht.
„Der Alte“ machte Ludwig Erhard zum Wirtschaftsminister. Einen, bei dem dauernd die Zigarre glühte, das Symbol für Wohlstand. Ein Optimist und draller Genussmensch. Das gerade Gegenteil zum mageren knochentrockenen Adenauer. Auch politisch. Sie konnten sich nicht leiden. Nur der Erfolg verband sie.
Adenauers goldener Herbst als Kanzler wurde die Aussöhnung mit Frankreich. Dem jungen US-Präsidenten Kennedy misstraute er. Im Franzosen Charles de Gaulle fand er einen Partner, der ein Zusammengehen beider Länder forcierte. Adenauer hinterließ aber auch viele Baustellen. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen stand 1963 nur auf dem Papier. Eine wirksame Entspannung mit dem Ostblock kam erst lange nach ihm unter Willy Brandt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • Über den Erfindungsreichtum des Studenten Konrad Adenauer
  • Warum die Kölner ihn „Graupenauer“ nannten
  • Was ihn zum „teuersten Oberbürgermeister des Reiches“ machte
  • Wie er zum „Urmodell“ des Deutschen Bundeskanzlers wurde
  • Warum der „Alte“ vom Amt nicht lassen wollte
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michael Borchard (Leiter Hauptabteilung Wissenschaftl. Dienste/Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin)
  • Daniel Koerfer (Historiker, Berlin)
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Alexander Buske
Onlineproducer: Christoph Tiegel

Mehr als der Hochzeitsmarsch: Mendelssohns "Sommernachtstraum"

Mehr als der Hochzeitsmarsch: Mendelssohns "Sommernachtstraum" WDR Zeitzeichen 14.10.2023 14:46 Min. Verfügbar bis 14.10.2099 WDR 5

Ein Klassiker für die musikalische Ewigkeit hat am 14.10.1843 Premiere: Felix Mendelssohn Bartholdy hat Shakespeares "Sommernachtstraum" genial vertont.

„Heute oder morgen will ich dort midsummernight’s dream zu träumen anfangen. Es ist aber eine gränzenlose Kühnheit…“ So schreibt der jugendliche Felix Mendelssohn am 4. Juli 1826 seiner Schwester Fanny. Er will und wird eine Konzertouvertüre komponieren. Nach einer Reihe von Kammermusikwerken, kleinen Opern und anderen Musikstücken. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Andreas Eichhorn, Musikwissenschaftler (Köln) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vratz, Redaktion: David Rother


Schon die Sommernachtstraum-Ouvertüre des erst 17-jährigen Mendelssohn wird ein Erfolg. Mehr als anderthalb Jahrzehnte später erhält er, inzwischen längst ein international gefeierter Musiker, den Auftrag, für König Friedrich Wilhelm IV. eine vollständige Bühnenmusik zur Shakespeare-Komödie zu komponieren. Erstmals öffentlich aufgeführt wird diese am Vorabend des Geburtstags von Wilhelm IV. im Theater des Neuen Palais in Potsdam.
Das bis heute populärste Stück daraus ist der „Hochzeitsmarsch“, der schon bei unzähligen  Trauungen zum Einsatz kam. Dabei enthält Felix Mendelssohns Sommernachtstraum noch einige Stücke von ähnlich hohem Reiz, die aber leicht übersehen werden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • Wie sich schon der junge Mendelssohn von Shakespeare inspirieren ließ
  • Über den weiten Weg von der Ouvertüre zur vollständigen Bühnenmusik
  • Was Mendelssohns „Sommernachtstraum“ deutlich von anderen abhebt
  • Von einem „Pop-Hit“, der andere Reize des Werks bis heute überstrahlt
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Eichhorn, Andreas (Musikwissenschaftler, Köln): Felix Mendelssohn Bartholdy. München. C.H. Beck 2008.
  • Todd, Larry R.: Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein Leben. Seine Musik. Stuttgart: Carus-Verlag; Stuttgart: Reclam 2008.
  • Geuting, Matthias (Hg.): Felix Mendelssohn Bartholdy. Interpretationen seiner Werke. 2 Bde. Laaber 2016.
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Autor: Christoph Vratz
Redaktion: David Rother
Onlineproducer: Christoph Tiegel

"Queen" in Muffendorf - ein Dorf schreibt Musikgeschichte

"Queen" in Muffendorf - ein Dorf schreibt Musikgeschichte WDR Zeitzeichen 13.10.2023 14:54 Min. Verfügbar bis 13.10.2099 WDR 5

Ihr erstes Konzert auf dem europäischen Festland spielt die Band "Queen" in Muffendorf bei Bonn. Dort steht am 13.10.1973 natürlich Sänger Freddie Mercury am Mikrofon.

Die Band "Queen" ist noch unbekannt. Doch der Betreiber des "Underground", Juppi Schaefer, hat einen Riecher für die späteren Weltstars. Schon bald füllen die Rocker um Frontmann Freddie Mercury die großen Stadien der Welt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Pia Heckes (Kunsthistorikerin, Muffendorf), Wolfgang Niedecken (Musiker)


Noch kennt die Band kaum jemand: Am 13. Oktober 1973 fahren in Muffendorf, einem ehemaligen Winzerdorf im Süden von Bonn, vier langhaarige Jungs aus England vor. "Queen" tritt zum allerersten Mal in Festland-Europa auf. Juppi Schaefer, der Betreiber des Dorf-Clubs "Underground", hat einen Riecher für spätere Weltstars.
Schon bald füllen die Rocker um Frontmann Freddie Mercury die großen Stadien rund um den Globus. Für das 1969 eröffnete „Underground“ hingegen ist zwei Jahr nach dem Auftritt von "Queen" bereits wieder Schluss.

In diesem Zeitzeichen erzählen Joachim Heinz und Markus Harmann:
  • Weshalb "Queen" ausgerechnet in Muffendorf spielt.
  • Mit welchem Song der "Queen"-Gig im "Underground" eröffnet.
  • Welche namhaften Bands im "Underground" auftreten.
  • Welche Erinnerungen Wolfgang Niedecken an das Ambiente des Clubs hat.
  • Mit welchen Schwierigkeiten der Betreiber des "Underground" zu kämpfen hat.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Pia Heckes (Kunsthistorikerin, Muffendorf)
  • Wolfgang Niedecken (Musiker)
  • Ernst-Ludwig Hartz (Konzertveranstalter)

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Autoren: Joachim Heinz und Markus Harmann
Redaktion: David Rother
Technik: Jürgen Becker

Theaterkritiker Alfred Kerr stirbt in Hamburg (am 12.10.1948)

Theaterkritiker Alfred Kerr stirbt in Hamburg (am 12.10.1948) WDR Zeitzeichen 12.10.2023 13:30 Min. Verfügbar bis 12.10.2099 WDR 5

Scharfsinnig, ironisch, subjektiv - Alfred Kerr zählt zu den bedeutendsten Theaterkritikern des 20. Jahrhunderts. Seine Texte sind literarische Kunstwerke.

Die Macht von Alfred Kerr ist groß: Seine Verrisse können das Karriere-Ende für Schreibende, Spielende, Intendanten und Regisseure bedeuten. Lobt der Theaterkritiker hingegen, ist der Aufstieg gewiss. Beim Schreiben fühlt sich Kerr selbst als Künstler. Seine Texte bestechen durch Ironie, Schärfe und Kürze. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Deborah Vietor-Engländer: Alfred Kerr – die Biografie. Rowohlt, 2016; Alfred Kerr: Die Welt im Drama. Kiepenheuer&Witsch, 1954 *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Monika Buschey, Redaktion: Gesa Rünker


Sein Stil ist pure Verführung. Der Theaterkritiker Alfred Kerr schreibt ironisch, scharf und kurz. Er schildert, welche Gefühle ein Theaterabend in ihm weckt, analysiert sie und zieht seine Schlüsse daraus: "Ich trachte, die Kritik auf eine Stufe zu bringen, wo sie eine dichterische Kunst sein kann."
Kerrs Macht ist groß: Lobt er, ist der Aufstieg gewiss. Seine Verrisse können aber auch die Karriere von Schreibenden, Spielenden, Intendanten und Regisseuren beenden. Selbst Autoritäten lässt Kerr leiden, wenn ihm das Gebotene nicht gefällt. So wie etwa Thomas Mann: Nach der Premiere von dessen Theaterstück "Fiorenza" bezeichnet ihn Kerr 1913 als "ein feines, etwas dünnes Seelchen". Mann schreibt danach nie wieder ein Theaterstück.

In diesem Zeitzeichen erzählt Monika Buschey:
  • Wie Alfred Kerr bereits von Jugend an keinem Wortgefecht aus dem Weg geht.
  • Welche Schriftsteller den Theaterkritiker faszinieren.
  • Wie er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mit seiner Familie flieht.
  • Was das zu tun hat mit dem Buch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl".
  • Warum Alfred Kerr Suizid begeht.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Deborah Vietor-Engländer: Alfred Kerr – die Biografie. Rowohlt, 2016
  • Alfred Kerr: Die Welt im Drama. Kiepenheuer&Witsch, 1954
  • Alfred Kerr: Mit Schleuder und Harfe – Theaterkritiken aus drei Jahrzehnten. Severin und Siedler, 1982
  • Marcel Reich-Ranicki: Des Jahrhunderts mächtigster Kritiker – aus Anlass eines neuen Auswahlbandes der Schriften Alfred Kerrs. FAZ, 13. August, 1983
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Autorin: Monika Buschey
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Sarah Fitzek

Heiligsprechung der Nonne Edith Stein (am 11.10.1998)

Heiligsprechung der Nonne Edith Stein (am 11.10.1998) WDR Zeitzeichen 11.10.2023 14:42 Min. Verfügbar bis 11.10.2099 WDR 5

Einsatz für Mitmenschen, Kampf für Frauenrechte, Verbindung von Judentum und Christentum: All diese Facetten waren Edith Stein wichtig. Sie wurde in Auschwitz getötet.

Edith Stein ist Jüdin, Philosophin, Frauenrechtlerin und Nonne vom Orden der Karmelitinnen. Ihre Entscheidung, in einen katholischen Orden einzutreten führt zum Zerwürfnis mit der streng jüdische gläubigen Mutter. Am 7. August 1942 wird Edith Stein im Kloster Echt für Karmelitinnen in den Niederlanden festgenommen und nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Papst Johannes Paul II. spricht sie am 1. Mai 1987 selig und am 11.10 1998 heilig.*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Dr. Beate Beckmann-Zöller, Freiberufliche Religionsphilosophin und Präsidentin der Edith Stein-Gesellschaft*** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Dänzer-Vanotti; Redaktion: Gesa Rünker; Technik: Sarah Fitzek


Am 7. August 1942 wird Edith Stein aus dem Kloster Echt für Karmelitinnen in den Niederlanden abgeführt. Dort sucht die Jüdin, Philosophin, Frauenrechtlerin und Nonne vom Orden der Karmelitinnen vergeblich Schutz vor den Nationalsozialisten.
Aber die Niederlande sind seit zwei Jahren von NS-Deutschland besetzt. Die katholische Kirche protestiert gegen die Misshandlung und Deportationen christlicher Jüdinnen und Juden. Die Racheaktion der Besatzer folgt sofort: Am 2. August 1942, einem Sonntag, werden mehr als 700 Katholiken, darunter Geistliche, Nonnen und Mönche, deportiert.

Am 9. August erreicht der Transport das Vernichtungslager Auschwitz. Nach allem, was man weiß, wird Edith Stein unmittelbar nach der Ankunft im Gas ermordet. Sie wird 50 Jahre alt.

"Wir verneigen uns tief vor dem Zeugnis des Lebens und Sterbens von Edith. Der herausragenden Tochter Israels und des Karmels." Das ruft Papst Johannes Paul II. am 1. Mai 1987 bei Edith Steins Seligsprechung. Am 11.10 1998 wird sie heilig gesprochen. Ihr gewaltsamer Tod macht die Christin, die als Jüdin geboren und katholisch geworden war, zur Märtyrerin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:

  • Wie Edith Stein sich für die Stärkung der Frauenrechte engagiert.
  • Wie Papst Pius XI. mit einer verweigerten Audienz Edith Steins Lebensweg beeinflusst.
  • Wie die Atheistin Stein zurück zur Religion findet.
  • Wie der Eintritt in den Orden der Karmelitinnen zum Bruch mit der Familie führt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

Dr. Beate Beckmann-Zöller, Freiberufliche Religionsphilosophin und Präsidentin der Edith Stein-Gesellschaft

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Autorin: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Sarah Fitzek

"Die tollkühnste Frau der Welt": Lola Montez

"Die tollkühnste Frau der Welt": Lola Montez WDR Zeitzeichen 10.10.2023 14:41 Min. Verfügbar bis 10.10.2099 WDR 5

Eine wunderschöne Tänzerin, blitzgescheit: König Ludwig I. von Bayern war verschossen in Lola Montez. Nach ihrer verrückten Liebesgeschichte bettelt sie in einem Brief vom 10.10.1848 um Geld.

Die Tänzerin Lola Montez ist eine bildhübsche und auch resolute Frau. Mit 25 Jahren kommt sie 1846 nach München und geht eine innige Beziehung mit König Ludwig I. ein. Im katholischen Bayern geht das nicht lange gut und Montez setzt sich in die Schweiz ab. Mit ihrem luxoriösen Lebensstil geht ihr bald das Geld aus. Verzweifelt schreibt sie ihrem Ludwig einen Bettelbrief. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Marita Krauss (Professorin für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg, Montez- Biografin), Krauss, Marita: "Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen". Das Leben der Lola Montez. München 2020. *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vormweg; Redaktion: David Rother; Technik: Juliane Blum


Eine Spanierin, wie jahrelang behauptet, ist Lola Montez nicht: vielmehr die Tochter eines britischen Offiziers, geboren als Eliza Gilbert. Im Oktober 1846 kommt die 25-Jährige nach München. Seit Jahren inszeniert sie sich quer durch Europa als skandalträchtige Tänzerin - ob vor dem preußischen König oder dem russischen Zaren.

Es verwundert nicht, dass die schöne Tänzerin nur zwei Tage nach ihrer Ankunft in München eine Audienz bei Ludwig I. erhält. Der 35 Jahre ältere bayerische König aus dem Haus der Wittelsbacher will stets selbst über Gastauftritte im Hoftheater entscheiden. Auch der König erliegt ihren Reizen. Ihre sechzehn monatige Beziehung ist weniger vom Sex bestimmt, sondern geprägt von Verehrung und Gesprächen.
Die katholischen Bayern stehen jedoch hinter ihrer betrogenen Königin, Ludwigs Ehefrau Therese. Bald wird im Hofstaat systematisch gegen die Favoritin intrigiert. Vom Mob wird Lola Montez aus München vertrieben. Nicht einmal Ludwig kann verhindern, dass ihr die 1847 verliehene Staatsbürgerschaft entzogen wird. Sie flieht in die Schweiz, und der König zieht für sich die Konsequenzen. Ludwig I. Ludwig legt die Krone nieder und verzichtet auf den Thron. Er übergibt seinem Sohn Maximilian das Zepter.

Lola Montez lebt am Genfer See weiter in Saus und Braus. Finanziell ist sie bald am Ende. Am 10. Oktober 1848 schreibt sie einen verzweifelten Bettelbrief an Ludwig. "Ich flehe Dich an. […] Schick mir die 20.000 Franken sofort. Ich schicke Dir einen Kuss aus meinem zärtlichen Herzen. Du bist das Leben, mein Ludwig. Deine treue Lolita." Und der Ex-König schickt ihr Geld.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:

  • Welche Kosenamen der König und die Tänzerin füreinander haben.
  • Womit Lola Montez die Münchener auf die Palme bringt.
  • Wie aus Lola Montez die bayerische Staatsbürgerin Gräfin Landsfeld wird.
  • Warum Lola Montez sich eine Burschenschaft als Leibgarde zulegt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Marita Krauss (Professorin für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg, Montez- Biografin)
  • Krauss, Marita: "Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen". Das Leben der Lola Montez. München 2020.

Weiterführende Links:

13. Oktober 2010 - Vor 185 Jahren: Regierungsantritt von König Ludwig I.
17. Februar 1821 - Lola Montez wird geboren

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: David Rother
Technik: Juliane Blum

Eine Naturgewalt, ein Getriebener: Der Chansonnier Jaques Brel

Eine Naturgewalt, ein Getriebener: Der Chansonnier Jaques Brel WDR Zeitzeichen 09.10.2023 14:35 Min. Verfügbar bis 09.10.2099 WDR 5

Der belgische Chansonnier Jacques Brel (gestorben am 9.10.1978) packte die ganz großen Dramen des Lebens in seine Texte und sang an gegen die Bigotterie der Spießer.

Schön ist er nicht gerade, dieser schlaksige Belgier mit den Pferdezähnen und dem verknautschten Gesicht. Doch wenn er auf der Bühne steht und "Ne me quitte pas" ("Verlass mich nicht") singt, dann wird er zum großen Verführer. Jacques Brel ist eine Naturgewalt, die das Publikum dahinschmelzen lässt. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Dr. Jens Rosteck (Musikwissenschaftler / Biograph) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane Kopka; Redaktion: Matti Hesse


Er verspricht der Geliebten Perlen aus Regen aus Ländern, in denen es nie regnet. Und er will der Schatten ihres Hundes sein. Jacques Brels "Ne me quitte pas" wird in Frankreich immer wieder zum schönsten "chanson d’amour" gekürt. Keiner singt so ergreifend von Sehnsucht und Zärtlichkeit, von der Zerbrechlichkeit der Liebe, der Trauer über den Verlust. Aber Brel kann auch ätzend und grob sein, bissig, sarkastisch oder bösartig. Dabei hält er dem Publikum den Spiegel vor.
Er ist ein Getriebener, der es nirgendwo lange aushielt, der jedes Projekt abbricht, wenn es zu erfolgreich wird. Jacques Brel hetzt rastlos um die Welt, betrügt jede Frau mit einer anderen. Diese Intensität und Unberechenbarkeit ist es, die er auch auf die Bühne bringt.
Für Brel ist klar: "Entscheidend ist die Intensität eines Lebens, nicht die Dauer eines Lebens." Seine größte Sorge ist es, vor seiner Zeit zu "verfriedhofen". Das hat er geschafft: Brel stirbt am 9. Oktober 1978 mit nicht einmal 50 Jahren an Lungenkrebs.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • Wie Jacques Brel mit seinen französischen Chansons zum Weltstar wird
  • Dass Brels erste Auftritte katastrophal verlaufen
  • Wie er einerseits von Sehnsucht und Zärtlichkeit singt ...
  • ... andererseits aber auch bissig, sarkastisch oder bösartig sein kann
  • Wie seine Filmkarriere verläuft
  • Warum er mit seiner bürgerlichen Herkunft hadert
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Jens Rosteck (Musikwissenschaftler und Brel-Biograph)
  • Jens Rosteck: "Brel. Der Mann, der eine Insel war" (mare Verlag, Hamburg, 2016)
  • Olivier Todd: "Jacques Brel – ein Leben. Biographie" (Achilla Presse, Hamburg, 1997)
Weiterführender Link:
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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Theo Kramer

Karl Sudhoff, Vater der Medizingeschichte (Todestag 8.10.1938)

Karl Sudhoff, Vater der Medizingeschichte (Todestag 8.10.1938) WDR Zeitzeichen 08.10.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 08.10.2099 WDR 5

Zufälle, die zu neuen Medikamenten führten. Fatale Irrtümer. Segensreiche Fortschritte. Die Geschichte der Medizin ist faszinierend: Karl Sudhoff hat sie erforscht.

Früh schon macht Karl Sudhoff die Geistesgeschichte und auch die Naturwissenschaften zu seiner Sache. Seit seinen Studienjahren beschäftigt er sich mit der Medizingeschichte - aber als Amateur. Sudhoff gilt als Neubegründer des Faches Geschichte der Medizin. 1906 gründet er das weltweit erste medizinhistorische Institut. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Professorin Ortrun Riha (Medizinhistorikerin/Leipzig); Professor Thomas Schnalke (Medizinhistorisches Museum der Charité, Berlin) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Jürgen Werth; Redaktion: David Rother


Karl Sudhoff nutzt das von ihm 1906 in Leipzig gegründete medizinhistorische Institut vor allem, um zu sammeln: Handschriften, Drucke, Objekte, Porträts, Zeichnungen oder Graphiken. Seine Karikaturen-Sammlung ist einmalig. Was Sudhoff nicht so gründlich sammelt wie Schriften und Dokumente, das sind Dinge der ärztlichen Arbeit.
Bekannt wird Karl Sudhoff vor allem durch seine Studien über mittelalterliche medizinische Handschriften. Er legt umfangreiche medizinhistorische Sammlungen an und verfügte über eine außerordentlich große Privatbibliothek. Er gilt damit als Neubegründer des Faches Geschichte der Medizin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:
  • Was der Film "Odyssee im Weltraum" oder auch Prinz Hamlet mit Karl Sudhoff zu tun haben
  • Was Sudhoff alles gesammelt hat - und was nicht
  • Was seine Karikaturen-Sammlung einmalig macht
  • Dass der eher liberale Sudhoff in die NSDAP eintrat
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professorin Ortrun Riha (Medizinhistorikerin/Leipzig)
  • Professor Thomas Schnalke (Medizinhistorisches Museum der Charité, Berlin)
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Autor: Jürgen Werth
Redaktion: David Rother
Technik: Antonia Herzog

Toni Morrison - erster Nobelpreis für Schwarze Literatur

Toni Morrison - erster Nobelpreis für Schwarze Literatur WDR Zeitzeichen 07.10.2023 14:43 Min. Verfügbar bis 07.10.2099 WDR 5

Am 7.10.1993 wird bekannt, dass Toni Morrison den Literaturnobelpreis erhält: eine Schwarze Schriftstellerin mit einer Sprache voller Musik.

Die meisten Nobelpreis-Gewinner bekommen nachts den Anruf aus Stockholm. Wie auch Toni Morrison. Sie ist die erste Schwarze Autorin, die für ihre Arbeit mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Tanja Handels, dt. Übersetzerin von Toni Morrison (Rowohlt Verlag) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Klasen; Redaktion: Gesa Rünker


Toni Morrison ist zwar keine zentrale Gestalt der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren, aber sie ist als Schriftstellerin Sprachrohr der Afroamerikaner. Sie schreibt über ihre Community, über Menschen, die unter Diskriminierung und Rassenhass leiden und unter den Nachwirkungen der Sklaverei. Als Autorin durchbricht sie die gängigen Muster eines "literarischen Rassismus": Die erfolgreichen, gefeierten Schriftsteller sind allesamt weiß und männlich. Und somit sind auch die Themen der Bücher weiß und männlich. Morrisons Hauptfiguren sind meist Afroamerikanerinnen. Sie beschreibt ihr Empfinden, ihren Blick auf das Leben und führt weiße Leser so in eine unbekannte Welt, die bis dahin niemand beschrieben hatte.
Das Schicksal afroamerikanischer Kinder zieht sich durch ihr gesamtes literarisches Schaffen (wie etwa in "Menschenkind"). Auch afrikanische und afroamerikanische Mythen flicht Morrison immer wieder in ihre Texte mit ein ("Teerbaby"). Ihre poetische Kraft, die emotionale Tiefe ihrer Texte und das eindringliche Schildern menschlichen Scheiterns bringen ihr 1988 erst den Pulitzer-Preis ein und 1993 schließlich den Nobelpreis für Literatur.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • Warum aus Chloe Ardelia Wofford später Toni Morrison wurde
  • Wie mit Geister- und Gruselgeschichten alles begann
  • Wie Toni Morrison zum Sprachrohr der Afroamerikaner wurde
  • Was der Gesang ihrer Mutter damit zu tun hatte
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Tanja Handels, dt. Übersetzerin von Toni Morrison (Rowohlt Verlag)
  • Toni Morrison: "Selbstachtung - Ausgewählte Essays" (2020)
  • DVD: Toni Morrison "The pieces I am" (2019)
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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Christoph Tiegel und Gesa Rünker
Technik: Sascha Schiemann

Das weiblichste Parlament der Welt in Ruanda

Das weiblichste Parlament der Welt in Ruanda WDR Zeitzeichen 06.10.2023 14:50 Min. Verfügbar bis 06.10.2099 WDR 5

Erstmals trat am 6.10.2008 ein Parlament zusammen, in dem mehr Frauen als Männer saßen - in Ruanda, wenige Jahre nach dem verheerenden Bürgerkrieg.

Ruanda, einer der kleinsten Binnenstaaten Afrikas, hat einen der höchsten Frauenanteile in der Politik weltweit. Die Hälfte der Kabinettsmitglieder sind weiblich, im Obersten Gericht sind zwei der fünf Richter Frauen. Auch ein Top-Unternehmen wie die Bank of Kigali wird von einer Frau geleitet. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Annonciata Mukayitete, Reaseau des Femmes-Rwandal; Judith Uwiwama, Mehrfach-Unternehmerin *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Laura Mareen Janssen; Redaktion: David Rother


Nach den Parlamentswahlen am 6. Oktober 2008 schaut die Welt verblüfft nach Ruanda. Ein afrikanisches Land stellt den sogenannten Westen in Sachen Gleichberechtigung in den Schatten. Ein Paradoxon - eigentlich. Denn die weibliche Erfolgsstory Ruandas beginnt erst, als das bis heute dunkelste Kapitel des Landes sein Ende nimmt: Im Jahr 1994 wütet ein Bürgerkrieg in Ruanda. Dem Völkermord an der Tutsi-Minderheit fallen über 800.000 Menschen zum Opfer. Die Überlebenden sind zu über 70 Prozent Frauen. Und die bauen das in Schutt und Asche liegende Ruanda wieder auf.
Seit den späten 1990er Jahren übernehmen Frauen damit nicht nur Verantwortung, sondern auch wichtige Ämter und Geschäfte. Weil Frauen im Vorkriegs-Ruanda weder Land besitzen noch irgendetwas erben durften, wäre die Gesellschaft nach dem Krieg zusammengebrochen, viele Familien auf einen Schlag verarmt. Die Notlage erzwingt einen historischen Umbruch. Frauen - Tutsi wie Hutu - organisieren sich, um das Land aus der Schockstarre zu lösen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Laura Mareen Janssen:
  • Wie Frauen in Ruanda lange diskriminiert wurden
  • Dass Frauen früher etwa nicht verreisen durften
  • Wie ein Bürgerkrieg alles veränderte
  • Wie Judith Uwiwama von der Taxifahrerin zur Mehrfach-Unternehmerin wurde
  • Warum einige Ruandas Genderpolitik skeptisch sehen
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Annonciata Mukayitete, Reaseau des Femmes-Rwandal
  • Judith Uwiwama, Mehrfach-Unternehmerin
  • Dative Nakabonye, Psychologin
  • Sylvie Nsanga, Aktivistin und Feministin

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Autorin: Laura Mareen Janssen
Redaktion: David Rother

Todestag von Eleonore Prochaska, Soldatin in Männerkleidung

Todestag von Eleonore Prochaska, Soldatin in Männerkleidung WDR Zeitzeichen 05.10.2023 14:46 Min. Verfügbar bis 05.10.2099 WDR 5

Eleonore Prochaska, die als Soldat August Renz in den Befreiungskriegen kämpft und fällt, erliegt am 5.10.1813 ihren Verletzungen: Später wird daraus ein Mythos.

"Ein Weib", soll der Feldchirurg verwundert ausgerufen haben, glaubt man der Erzählung, die 1855 unter der Überschrift "Eine deutsche Amazone. Erinnerung aus den Freiheitskriegen" in der Literaturzeitschrift 'Gartenlaube' erscheint. Da ist "das Weib" Eleonore Prochaska schon mehr als 40 Jahre tot. Gefallen auf dem Schlachtfeld. Dabei darf sie als Frau da gar nicht sein. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Susanne Götting-Nilius, Stadtarchivarin von Dannenberg; Friedrich Förster: "Ein deutsches Heldenmärchen" ("Die Gartenlaube", 1863) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock; Redaktion: Gesa Rünker


Eleonore Prochaska wird 1785 in Potsdam geboren. Getrieben von patriotischer Begeisterung tritt sie mit 28 Jahren unter dem Namen August Renz als freiwilliger Jäger in das Lützower Heer ein. Ein junger schlanker Mann, wie alle denken: Fünf Fuß, acht Zoll, drei Strich hoch. Unerkannt macht sie als Trommlerin ebenso von sich reden wie als Retterin eines Kameraden. Dabei setzt sie sich selbstbewusst, mutig und klug über gesellschaftliche Rollenerwartungen hinweg.

Doch im September 1813, im ersten ernsthaften Kampf, wird Prochaska bei der Schlacht an der Göhrde schwer verletzt. Drei Wochen später, am 5. Oktober 1813, stirbt sie. Nach ihrem Tod und der Entdeckung ihres Geschlechts, beginnt sogleich die Legendenbildung um die Soldatin. Nach und nach wird Prochaska eine Symbolfigur - wahlweise für Patrioten, Nationalisten, Kriegsbefürworter, Kommunisten und Feministinnen.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • Was über das Leben von Eleonore Prochaska bekannt ist.
  • Warum eine tote Frau auf dem Schlachtfeld Probleme bringt.
  • Warum Vergleiche mit Jeanne d‘Arc gezogen werden - die aber eigentlich grotesk sind.
  • Wie der Mythos Prochaska bis heute immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen bemüht wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Gesa Rünker
Sprecher/in: Thomas Anzenhofer, Rainer Hagedorn, Christina Maria Greve, Irina Scholz

Die Deutsche Bank erhält die Konzession für die Anatolienbahn

Die Deutsche Bank erhält die Konzession für die Anatolienbahn WDR Zeitzeichen 04.10.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 04.10.2099 WDR 5

Der berühmte Orient-Express fährt schon, als die Deutsche Bank am 4.10.1888 den Auftrag bekommt, die Bahnstrecke quer durchs Osmanische Reich weiterzubauen.

Seit Jahrzehnten erlebt das Osmanische Reich des 19. Jahrhunderts einen stetigen politischen Machtverlust, schul daran sind auch fehlende Infrastruktur und veraltete Technik, vor allem im Bereich Verkehr. Um sein Land in die Moderne zu katapultieren, träumt Sultan Abdülhamid II. von langen Eisenbahnzügen, die Rohstoffe wie Petroleum, Getreide oder Manufakturwaren schnell und billig durch das weite Land transportieren. Eine Eisenbahntrasse soll das Landesinnere mit Istanbul (das damals noch Konstantinopel heißt) und somit Kleinasien mit Europa verbinden. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Jgnaz Civelli: Deutsche Schienen in osmanischem Boden (2007); Manfred Pohl: Von Stambul nach Bagdad (1999) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck; Redaktion: David Rother


Für den Eisenbahnbau braucht die osmanische Regierung allerdings Geld - ein großes Problem für das hoch verschuldete Reich. Daher erteilt der Sultan am 4. Oktober 1888 der Deutschen Bank die Konzessionsrechte zum Bau und Betrieb einer kleinasiatischen Bahn, die zunächst von Konstantinopel nach Ankara führen soll. Schienen, Waggons und Baumaterial liefert die deutsche Industrie, deutsche Ingenieure leisten Bauaufsicht. 1896 - acht Jahre nach Erteilung der Lizenz an die Deutsche Bank - ist Ankara schließlich über den östlichen Arm erreicht.

Doch die Fertigstellung dieses Mammutprojekts ist erst der Anfang: Zwei Jahre später hat Sultan Abdülhamid II. mit der Bagdadbahn eine neue Idee. Mit weiteren 1.600 Kilometern Schiene sollen Istanbul und Bagdad miteinander verbunden, und so die entlegenen Provinzen erschlossen werden. Tatsächlich beginnen 1903 die Bauarbeiten. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der das Ende des Osmanischen Reichs einleitet, verhindert für lange Zeit die Fertigstellung.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • Warum das Osmanischen Reich als der "Kranke Mann am Bosporus" bezeichnet wird.
  • Welche Erfahrungen die Deutsche Bank mit dem Eisenbahnbau mitbringt.
  • Warum Reisende der Anatolienbahn anfangs mit dem Schiff über den Bosporus müssen.
  • Was die Bagdadbahn mit dem Völkermord an den Armeniern zu tun hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ignaz Civelli: Deutsche Schienen in osmanischem Boden. Eine virtuelle Reise mit der Anatolischen und Bagdadbahn durch Geschichte, Wahrnehmungen, Raum und Zeit (2007)
  • Werner Plumpe, A. Nützenadel und Catherine R. Schenk: Deutsche Bank. Die globale Hausbank 1870-1920 (2020)
  • Manfred Pohl: Von Stambul nach Bagdad. Die Geschichte einer berühmten Eisenbahn (1999)
  • Paul Lindenberg: Auf deutschen Pfaden im Orient (2014 - Nachdruck des Originals von 1902)

Weiterführende Links:

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: David Rother

Der Deutschlandsender: SED-Radio für den Westen?

Der Deutschlandsender: SED-Radio für den Westen? WDR Zeitzeichen 03.10.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 03.10.2099 WDR 5

Amerikanische Truppen beeinflussen, DDR-Geflüchteten Vorwürfe machen. Gegründet am 3.10.1948, war der Deutschlandsender das Sprachrohr der SED für Gesamtdeutschland.

Die Hörer in Westdeutschland sollen erfahren, "was die westdeutsche Presse unterschlägt". Der Deutschlandsender steht von Beginn an ganz im Dienste der SED und der Sowjetischen Militäradministration. Im Sprachgebrauch der Obrigkeit heißt es allerdings: "Wie das literarische wird auch das musikalische Programm in erster Linie im Dienste der schaffenden Bevölkerung stehen." ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Klaus Feldmann, Nachrichtensprecher; Karin Pfundstein, Deutsches Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Klug; Redaktion: Matti Hesse


Die Kernbotschaft Richtung Westen: In der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR ist die Welt eine bessere. Das Böse ist da, wo der Sozialismus nicht ist. Die Nachrichtensendungen spulen routiniert die Parteifloskeln ab. Es ist die offensichtliche Verweigerung politischer Debatten jenseits vorgefertigter ideologischer Sprach-Codes.
Es wirkt wie ein Grundrauschen des Alltags. Die DDR-Medien als Abbildung einer Floskel-Republik voller vorgestanzter Sätze, vor denen es kein Entkommen gibt, weil sie überall präsent sind: in allen offiziellen Reden, bei denen von der Obrigkeit vorgegebenen Losungen für die organisierten Massendemonstrationen und in den Medien sowieso.
Das "Grundrauschen des Sozialismus" dauert über 40 Jahre. Dann vermeldet auch die "Stimme der DDR", dass der Weg über die Grenze für alle offen ist.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • Wie der Deutschlandsender zum SED-Radio für den Westen wurde
  • Warum der Staatsrundfunk kaum mehr als ein Sprachrohr der Mächtigen war
  • Weshalb das Propaganda-Programm nirgends echte Begeisterung hervorrief
  • Was den Verlautbarungs-Journalismus so ermüdend machte

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus Feldmann, Nachrichtensprecher
  • Karin Pfundstein, Deutsches Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg
  • Gunter Holzweißig: Die schärfste Waffe der Partei. Eine Mediengeschichte der DDR. Böhlau Verlag 2002

Weiterführende Links:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Klug
Redaktion: Matti Hesse
Onlineproducer: Christoph Tiegel

Der King in Deutschland: Elvis Presley tritt Wehrdienst an

Der King in Deutschland: Elvis Presley tritt Wehrdienst an WDR Zeitzeichen 02.10.2023 15:01 Min. Verfügbar bis 02.10.2099 WDR 5

Am 2. Oktober 1958 tritt der "King" im hessischen Friedberg seinen Militärdienst an. Der weltberühmte Film- und Fernsehstar und Plattenmillionär bleibt 18 Monate.

Seine ausverkauften Konzerte müssen in den USA von der Polizei gesichert werden, die Mädels fallen beim Anblick von Elvis Presley mit seinen kreisenden Hüften reihenweise in Ohnmacht. Der aus armen Verhältnissen stammende Sänger ist der Superstar der 1950er Jahre in den USA. Doch im Herbst 1958 muss der "King of Rock 'n' Roll" eine musikalische Zwangspause einlegen, um seinen Militärdienst zu absolvieren. Das Schicksal verschlägt ihn ausgerechnet in die deutsche Provinz. Anderthalb Jahre bleibt Elvis Presley in Friedberg und im benachbarten Bad Nauheim und bringt eine neue Lässigkeit in die hessischen Kleinstädte. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Heinrich Burk und Hans Ulrich Elter: The King in Germany 1958-1960. B+U Verlag 2008; CD Edition Elvis Presley Made In Germany - The Complete Private Recordings *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian Kosfeld; Redaktion: Matti Hesse


Bei seiner Ankunft mit dem Schiff in Bremerhaven warten schon Hunderte Jugendliche, die Polizei und das Fernsehen. Denn auch diesseits des Atlantiks sind viele von Elvis Presleys neuen, schnellen und wilden Musikstil begeistert. Der 23-Jährige enttäuscht die wartenden Fans nicht: Seinen Seesack hat er lässig über die Schulter geworfen – ungewohnte Coolness im piefigen Nachkriegsdeutschland. Dabei gibt sich der Musiker bodenständig, offen und freundlich: "Ich freue mich aus Deutschland, auf das Land, und darauf, die Menschen kennenzulernen", sagt er vor seiner Abreise.

Nur Konzerte geben darf der "King of Rock 'n' Roll" in Deutschland nicht. Stattdessen verbringt er seine Tage in der Kaserne in Friedberg. Nach Dienstschluss warten jeden Tag seine deutschen Fans auf ihn, um ein Autogramm zu ergattern oder ihm Musik vorzuspielen. In Deutschland lernt Elvis auch seine spätere Ehefrau Priscilla kennen, ihr Stiefvater ist im gleichen Bataillon wie er stationiert. Zurück in den USA spielt Elvis in "G.I. Blues" (im Deutschen "Café Europa) einen Soldaten in Deutschland und sein im Film gesungenes "Muss i denn zum Städtele hinaus" wird ein Welthit.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • Wo sich heute noch die Spuren von Elvis Presley in Bad Nauheim finden.
  • Wie Fans seinerzeit den King live erlebt haben.
  • Warum seine Stationierung in Hessen wichtig für das deutsch-amerikanische Verhältnis war.
  • Wieso das Haus der Geschichte Elvis Presley eine eigene Ausstellung gewidmet hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Heinrich Burk und Hans Ulrich Elter: The King in Germany 1958-1960. B+U Verlag 2008
  • Maria Hesterberg: Elvis. Populäre Irrtümer und andere Weisheiten. Klartext Verlag 2021
  • John Robertson: Elvis Presley: Story und Songs kompakt. Bosworth Edition 2004
  • Elvis in Bad Nauheim: Auf den Spuren von Elvis in Bad Nauheim
  • CD Edition Elvis Presley Made In Germany - The Complete Private Recordings (4-CD, 152 Page Book) Bear family records EAN: 5024545847529

Weiterführende Links:
16. August 1977 - Elvis Presley stirbt in Memphis
10. Januar 1956 - Elvis Presley nimmt "Heartbreak Hotel" auf
24. Mai 1945 - Priscilla Presley wird in Brooklyn geboren
8. Januar 1935 - Geburtstag von Elvis Presley

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse

Wegen Obszönität beschlagnahmt: Die Georg-Baselitz-Ausstellung

Wegen Obszönität beschlagnahmt: Die Georg-Baselitz-Ausstellung WDR Zeitzeichen 01.10.2023 13:45 Min. Verfügbar bis 01.10.2099 WDR 5

Georg Baselitz ist heute einer der erfolgreichsten deutschen Künstler. Seine erste Einzelausstellung ab dem 1.10.1963 wurde zun Skandal, die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein.

Das Sujet ist bei Georg Baselitz immer das gleiche: verzerrte und entmenschlichte Aktfiguren von Männern, männlichen Säuglingen und männlichen Embryonen", berichtet die Deutsche Presseagentur über die erste Ausstellung von Georg Baselitz. Der 25-jährige Künstler ist geschockt über die heftigen Reaktionen. Zwar will Baselitz mit seinen Pinselstrichen "das Hässliche" hervorheben und durchaus auch provozieren, aber als Pornograf will er nicht wahrgenommen werden. Nun muss sich Baselitz wegen der "Erregung der Geschlechtslust und Verletzung des Scham- und Sittlichkeitsgefühls" vor Gericht verantworten. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Stephan Diederich, Kurator im Museum Ludwig; Martin Schwander, Kurator der Fondation Beyeler *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Mau; Redaktion: Matti Hesse


Stein des Anstoßes sind ein überdimensioniert gemalter Penis und ein onanierender Mann in den Bildern "Der nackte Mann" und "Die große Nacht im Eimer" von Georg Baselitz, so die naheliegende Interpretation der Bilder. Dabei sorgen diese Gemälde am Tag der Ausstellungseröffnung am 1. Oktober 1963 für wenig Aufsehen. Erst als die Presse die folgenden Tage "Galerie Werner & Katz eröffnete obszön" und "Schock in der Kunst-Galerie" titelt, rückt die Staatsanwaltschaft an und beschlagnahmt die beiden Bilder.
Spekulationen, der Künstler und die Galeristen Werner & Katz hätten den Skandal inszeniert, um den jungen Georg Baselitz bekannt zu machen, weisen sie bis heute zurück. "Nein, das war absolut tödlich, weil die ganze Bourgeoisie lehnte einen Besuch in einer Skandalgalerie ab", erinnert sich Galerist Benjamin Katz später. "Das war also wirklich ein falscher Start", sagt auch Baselitz. Geschadet hat ihm der Skandal aber nicht wirklich, er zählt heute zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern. Auch die Werke haben den Aufenthalt in der Asservatenkammer gut überstanden. Nach einem jahrelangen Prozess hängt "Die große Nacht im Eimer" heute im Museum Ludwig in Köln.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • Was an den konfiszierten Bildern als "obszön" wahrgenommen wurde.
  • Wer den Skandal ins Rollen gebracht haben könnte.
  • Wieso Georg Baselitz wegen "gesellschaftspolitischer Unreife" zuvor vom Osten in den Westen Berlins wechseln musste.
  • Wonach der als Hans-Georg Kern geborene Baselitz seinen Künstlernamen ausgewählt hat.
  • Welches Urteil die Richter gesprochen haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Georg Baselitz, Künstler
  • Benjamin Katz, Galerist
  • Stephan Diederich, Kurator im Museum Ludwig
  • Martin Schwander, Kurator der Fondation Beyeler

Weiterführende Links:
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Autor: Thomas Mau
Redaktion: Matti Hesse

Kabarett gegen die Nazis: Erika Manns "Pfeffermühle"

Kabarett gegen die Nazis: Erika Manns "Pfeffermühle" WDR Zeitzeichen 30.09.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 30.09.2099 WDR 5

Am 30.9.1933 hatte die "Pfeffermühle" den ersten Auftritt in Zürich. In Deutschland waren die Aufführungen von Erika Manns Kabarett lebensgefährlich geworden.

Durch politisches Interesse ist Erika Mann lange nicht aufgefallen, eher durch Affären, Drogen und Theater. Das ändert sich, als sich die Nationalsozialisten immer breiter machen. Die Tochter des Nobelpreisträgers Thomas Mann gründet das Kabarett "Pfefffermühle" als Stimme gegen Adolf Hitler. Nach seiner Machtübernahme muss das Ensemble in die Schweiz fliehen – und feiert dort im September 1933 erfolgreich Premiere. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Irmela von der Lühe, Biografin von Erika Mann; Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett "Die Pfeffermühle". 1933-1937. Reinbek bei Hamburg 1995 *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane Kopka, Redaktion: David Rother


Die Direktorin der "Pfeffermühle" Erika Mann erweist sich schon 1933 als äußerst hellsichtig: "Am Ende liegt die Welt in Schutt und Trümmern, die wir so listig-tüchtig aufgebaut." Vorgetragen werden die Verse, Geschichten und Lieder von Therese Giehse. Sie war einst Hitlers erklärte Lieblingsschauspielerin, jetzt ist sie mit Erika Mann liiert und lebt mit ihr im Schweizer Exil. Denn den Nazis hatte das Münchener Programm mit seinen literarisch-komischen Warnungen vor der braunen Gefahr überhaupt nicht gefallen. In Zürich und auf Tourneen weiß man indes die intelligente Satire zu schätzen. Die "Pfeffermühle" gibt über 1.000 Vorstellungen in knapp vier Jahren. Dann reichen die nationalsozialistischen Arme bis in die Schweiz. Erika Mann und Therese Giehse müssen in die USA gehen. Dort bleibt der erhoffte Erfolg einer englischen "Peppermill" aus.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:

  • Wie der Pianist Magnus Henning die erste Idee für ein Theater entwickelt
  • Warum Thomas Mann dem Kabarett den Namen "Pfeffermühle" gibt
  • Wie das satirische Programm Menschen zur Flucht bewegt hat
  • Wieso die Nazis Erika Mann in der Schweiz aufhalten konnten

*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Irmela von der Lühe, Biografin
  • Irmela von der Lühe: Erika Mann. Eine Lebensgeschichte, Reinbek bei Hamburg 2009
  • Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett "Die Pfeffermühle" 1933-1937, Reinbek bei Hamburg 1995
  • "Warum sind wir so kalt? Erika Manns Exilkabarett "Die Pfeffermühle.“ Hörbuch von Anatol Regnier, Airplay Entertainment 2006
  • ARD Retro: Erika Mann über ihren Vater Thomas Mann

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*** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

Das Münchener Abkommen wird beschlossen (am 29.9.1938)

Das Münchener Abkommen wird beschlossen (am 29.9.1938) WDR Zeitzeichen 29.09.2023 15:21 Min. Verfügbar bis 29.09.2099 WDR 5

Im September 1938 entscheidet sich in München das Schicksal der Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen war der gescheiterte Versuch, Hitler zu beschwichtigen.

Nach dem Zerfall der Habsburger Donaumonarchie wird 1918 mit der Tschechoslowakei eine ganz neuer, kleiner Vielvölkerstaat ausgerufen. Hier leben auch rund drei Millionen Sudetendeutsche, die sich von Prag in ihren Rechten benachteiligt fühlen. Hitler will die laut Nazi-Propaganda grausige "Unterdrückung" der Sudetendeutschen nicht mehr hinnehmen, sie sollen "heim ins Reich" kommen. Ein europäischer Krieg liegt in der Luft. Das wollen die Westmächte verhindern und willigen am 29.9.1938 ein, dass Adolf Hitler Teile der Tschechoslowakeit einnimmt. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Tim Bouverie, Historiker und Publizist; Jürgen Zarzusky und Martin Zückert: Das Münchener Abkommen von 1938 in europäischer Perspektive, München 2013 *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck, Redaktion: Matti Hesse


Im September 1938 werden Hitlers Drohungen, das Sudetenland mit Gewalt zu annektieren, immer schärfer. Auf dem Nürnberger Reichsparteitag warnt er, "dass das Reich eine weitere Unterdrückung dieser 3,5 Millionen Deutschen nicht mehr weiter hinnehmen wird, und ich bitte die ausländischen Staatsmänner überzeugt zu sein, dass es sich hier um keine Phrase handelt!"

Großbritanniens Premier Arthur Neville Chamberlain will für die kleine Tschechoslowakei – ein Land, das die meisten seiner Bürger gar nicht kennen – kein Kriegsrisiko eingehen. Denn würde Hitler die Tschechoslowakei überfallen, träte für Frankreich der Bündnisfall ein und Großbritannien wäre auch betroffen. Chamberlain macht ein Angebot. Hitler bekomme seine sudetendeutschen Gebiete, unter der Bedingung, auf militärische Aktionen zu verzichten. Hitler stimmt zu.

Das Münchener Abbkommen ist Teil der "Appeasement-Politik", Zugeständnissen, mit denen die Westmächte hoffen, Hitler im Zaum zu halten. Sie ignorieren die deutsche Wiederaufrüstung seit 1933, reagieren nicht auf die deutsche Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes 1936 und nehmen den "Anschluss" Österreichs im März 1938 hin. Doch die Beschwichtigungsstrategie geht nicht auf. Schon im März 1939 marschieren deutsche Truppen in die Rest-Tschecheslowakei ein, ein halbes Jahr später in Polen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:

  • Warum der britische Premier Neville Chamberlain glaubt, er könnte Hitler durch Zugeständnisse beschwichtigen.
  • Welche Rolle der Ökonom John Maynard Keynes für die britische Appeasement-Politik spielt.
  • Warum nicht alle Sudetendeutsche über die Anbindung an Deutschland froh sind.
  • Ob der Westen die Warnzeichen von Vladimir Putins Russland ebenso ignoriert hat wie von Hitlers Nazi-Deutschland.

*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Tim Bouverie, Historiker und Publizist
  • Jürgen Zarzusky und Martin Zückert: Das Münchener Abkommen von 1938 in europäischer Perspektive, München 2013
  • München – Im Angesicht des Krieges. Spielfilm von Christian Schwochow. Netflix 2021.

Hier der Link zu unserem Hörtipp: BR "Tatort Geschichte" - True Crime meets History

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*** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Almut Finck
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Martin Kropp

Fünf Hochzeiten und ein Mord: Das Leben des Pompeius

Fünf Hochzeiten und ein Mord: Das Leben des Pompeius WDR Zeitzeichen 28.09.2023 15:14 Min. Verfügbar bis 28.09.2099 WDR 5

Heute vor 2070 Jahren, am 28.9.48 v.Chr. wird der römische Politiker Gnaeus Pompeius Magnus ermordet. Sein Gegner Cäsar soll geweint haben, als er dessen abgeschlagenen Kopf in den Händen hält...

Als Julius Caesar im Januar des Jahres 49 v. Chr. mit seinen Soldaten den Grenzfluss Rubikon überschreitet, bricht er damit die römische Verfassung. Gnaeus Pompeius Magnus wird beauftragt, den Staatsfeind niederzuschlagen. Damit beginnt ein Bürgerkrieg, der das Ende der römischen Republik einleitet. Als Pompeius unterliegt, flieht er nach Ägypten zu König Ptolemaios. Dessen Ratgeber warnen davor, Partei zu ergreifen und sich zwischen die römischen Stühle zu setzen. Am 28. September des Jahres 48 v. Chr. wird Pompeius ermordet, sein Kopf als Beweis an Caesar geschickt. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Dr. Klaus Martin Girardet (Althistoriker, Universität des Saarlandes); Professor Dr. Ernst Baltrusch (Althistoriker Freie Universität Berlin); Plutarch: Leben des Pompeius, in: Große Griechen und Römer, Bd. 3, übers. von Konrad Ziegle (1955); Karl Christ: Pompeius, der Feldherr Roms (2004); K. M. Girardet, Januar 49 v. Chr. – Caesars Militärputsch, Vorgeschichte, Rechtslage, politische Aspekte, Bonn 2017. *** Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob? Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de. ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin Marfa Heimbach, Redaktion David Rother, Technik Michael Franke, Onlineproducerin Vera Kettenbach.


Gnaeus Pompeius Magnus wird im Jahr 106 v. Chr. geboren und ist nur sechs Jahre älter als Gaius Julius Caesar. Er versteht es glänzend, seinen niederen gesellschaftlichen Stand als Plebejer durch fünf strategische Ehen auszugleichen. So ist seine dritte Ehefrau die Tochter eines Patriziers, was Pompeius den gesellschaftlichen Aufstieg in die Nobilität, den Adel Roms, ermöglicht. In vierter Ehe heiratet er Julia, die Tochter Caesars, und stärkt damit auch die Verbindung zu Julius Caesar. Die zerbricht mit Julias Tod im Kindsbett. Im Jahr 49 v. Chr. überschreitet Caesar bei der Rückkehr aus Gallien mit seinen Truppen nicht nur den Rubikon, sondern auch die Grenzen der römischen Verfassung. Es kommt zum Bürgerkrieg, weil Pompeius letzten Endes der Republik und der Verfassung nähersteht, als dem immer machthungrigeren Caesar. Im Streit mit Pompeius siegt aber gegen jede Erwartung Caesar. Pompeius flieht mit seiner fünften Frau nach Ägypten zu König Ptolemaios. Statt Aufnahme findet er dort den Tod - die Ägypter wollen sich im römischen Machtpoker nicht zwischen sämtliche römische Stühle setzen. Am 28. September des Jahres 48 v. Chr., einen Tag vor seinem 58. Geburtstag, wird Pompeius ermordet, sein Kopf als Beweis an Caesar geschickt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • Wie die territoriale Ausbreitung der römischen Republik ihren Untergang beschleunigt.
  • Dass die Ehe zwischen der Tochter des Julius Caesar und Gnaeus Pompeius keine Liebeshochzeit ist.
  • Welche Rolle Piraten beim Aufstieg des Gnaeus Pompeius spielen.
  • Mit welcher Taktik Pompeius im Krieg gegen Caesar jede Schlacht vermeiden will.

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:
  • Professor Dr. Klaus Martin Girardet (Althistoriker, Universität des Saarlandes)
  • Professor Dr. Ernst Baltrusch (Althistoriker Freie Universität Berlin)
  • Plutarch: Leben des Pompeius, in: Große Griechen und Römer, Bd. 3, übers. von Konrad Ziegle (1955)
  • Ernst Baltrusch: Caesar und Pompeius (2004)
  • Karl Christ: Pompeius, der Feldherr Roms (2004)
  • K. M. Girardet, Januar 49 v. Chr. – Caesars Militärputsch, Vorgeschichte, Rechtslage, politische Aspekte (2017)
  • Zeitzeichen: 13. Juli 100 v.Chr. - Geburtstag von Gaius Julius Caesar
  • Planet Wissen: Das antike Rom

Hier der Link zu unserem Hörtipp: BR "Tatort Geschichte" - True Crime meets History

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: David Rother
Technik: Michael Franke
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Kurt Tucholsky liest in Köln - und wird gewarnt (am 27.9.1928)

Kurt Tucholsky liest in Köln - und wird gewarnt (am 27.9.1928) WDR Zeitzeichen 27.09.2023 15:12 Min. Verfügbar bis 27.09.2099 WDR 5

Der unerschrockene Satiriker Kurt Tucholsky wird bei einer Lesung vor rechten Schlägern gewarnt. Das Schreiben behält er immer auf seinem Schreibtisch...

Ende der 1920er-Jahre geben die Gegner der Demokratie in Deutschland keine Ruhe. Der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky wendet sich mit Schriften und Reden gegen Nationalisten und Republikgegner im Land. Vor einer seiner zahlreichen Lesereisen erhält er einen Drohbrief: "Man hat etwas gegen Sie vor. Nach Ihrem heutigen Auftritt will ein Aufgebot von wenigstens 50 Mann Sie so zwischen nehmen, dass Sie nicht mehr heil von Köln fortkommen!" ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Dr. Mario Kramp, ehemaliger Leiter des Kölner Stadtmuseums; Mario Kramp: "Man hat etwas gegen Sie vor – Kurt Tucholsky in Köln 1928/29", 2022); Kurt Tucholsy: "Mit 5 PS" (1928); Kurt Tucholsky-Literaturmuseum im Schloss Rheinsberg/Brandenburg *** Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob? Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de. ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor Thomas Pfaff, Redaktion David Rother, Technik Jens Buchheister, Onlineproducerin Vera Kettenbach


Ende der "goldenen" 1920er-Jahre geht es in Deutschland wirtschaftlich bergauf, die SPD gewinnt die Reichstagswahlen und stellt den Kanzler. Aber die Gegner der jungen Demokratie geben keine Ruhe. Der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky attackiert die Gegner der Republik mit Worten. Auf Lesereisen wendet er sich gegen die extremen Nationalisten. Vor einer seiner Reisen nach Köln bekommt er einen Drohbrief: "Man hat etwas gegen Sie vor. Nach Ihrem heutigen Auftritt will ein Aufgebot von wenigstens 50 Mann Sie so zwischen nehmen, dass Sie nicht mehr heil von Köln fortkommen!" Der drohenden Schlägerei entkommt Tucholsky, doch die Warnung sitzt tief. 1929 wandert er resigniert nach Schweden aus. Sein Schriftstellerkollege Erich Kästner schreibt später, in den 1950er-Jahren: Spätestens 1928, im aufgeheizten Klima von Tucholskys vorletzter Lesereise, hätten die Nazis bekämpft werden müssen. Danach sei die öffentliche Stimmung unumkehrbar gekippt.

In diesem Zeitzeichen erklärt Thomas Pfaff:
  • Wie Kurt Tucholsky seinem Publikum ernste Themen unterhaltsam vermittelt.
  • Womit der Westdeutsche Rundfunk den Zorn der Deutschnationalen geweckt hat.
  • Welche Parallelen es zwischen den sozialen Medien heute und Hasskampagnen damals gibt.
  • Warum Tucholsky sich bei dem Arzt Walther Meyer entschuldigt, der einmal mit ihm verwechselt wird.

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: David Rother
Technik: Jens Buchheister
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Stanislaw Petrow verhindert einen Atomkrieg (am 26.09.1983)

Stanislaw Petrow verhindert einen Atomkrieg (am 26.09.1983) WDR Zeitzeichen 26.09.2023 14:43 Min. Verfügbar bis 26.09.2099 WDR 5

"Ich bin kein Held. Ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort", sagt Stanislaw Petrow. An dem Ort, an dem sich entschied, ob es zu einem Atomkrieg kommt oder nicht.

Am 26. September 1983 verhindert der 44-jährige sowjetische Oberstleutnant Stanislaw Petrow den Atomkrieg zwischen Ost und West, weil er dem Computer nicht traut. Vor allem aber will er es so sehen, dass es ein Fehlalarm ist. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Friedens- und Konfliktforscher Professor Michael Brzoska; "Der Mann, der die Welt rettete" (2014), dänischer Dokumentarfilm über Petrow; "Petrow, Retter der Welt" (2022), russischer Dokumentarfilm über Petrow; Ingeborg Jacobs: "Stanislaw Petrow – Der Mann, der den dritten Weltkrieg verhinderte". Westend Verlag 2015. *** Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob? Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de. ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin Daniela Wakonigg, Redaktion: Matti Hesse


Anfang der 1980er-Jahre wächst in West wie Ost die Angst vor einem drohenden Atomkrieg. Am 26.09.1983 erscheint der 44-jährige Oberstleutnant Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow zum Dienst in der Militärbasis Serpuchow-15. Per Computer- und Satellitenunterstützung soll er den Luftraum überwachen. Plötzlich schlägt das System Alarm: Angeblich ist eine amerikanische Interkontinentalrakete gestartet. Petrow muss die Situation nun schnell bewerten. Er beschäftigt die Mitarbeiter mit allen möglichen Aufgaben, um in Ruhe nachdenken zu können. Er entscheidet sich, der Analyse des Computers zu misstrauen und das Ganze als Fehlalarm zu werten. Schon am Tag zuvor hat ein Satellit fehlerhaft gearbeitet. Die Geschichte gibt ihm recht: Zu keinem Zeitpunkt handelte es sich um einen Raktenangriff auf die Sowjetunion. Als Held sieht sich Petrow nachher nicht: "Ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort."

In diesem Zeitzeichen erklärt Daniela Wakonigg:
  • Warum Ende der 1970er-Jahre nach einer Entspannungsphase der Kalte Krieg erneut entflammt.
  • Warum ausgerechnet ein Abwehrprogramm als Bedrohung gesehen wird.
  • Wie durch Wolken beinahe ein Atomkrieg ausgelöst wird.

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Autorin: Daniela Wakonigg
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"Das Recht auf Faulheit" erscheint 1883 als Buch

"Das Recht auf Faulheit" erscheint 1883 als Buch WDR Zeitzeichen 25.09.2023 15:16 Min. Verfügbar bis 25.09.2099 WDR 5

Die provozierende und gewitzte Streitschrift des Franzosen Paul Lafargue wird 140 Jahre alt: Sind arbeitende Menschen dumm, weil sie sich ausbeuten lassen?

"Indem die Arbeiter zur Anhäufung produktiver Kapitalien mitwirken, fördern sie selbst den Faktor, der sie früher oder später eines Teils ihres Lohnes berauben wird", notiert Paul Lafargue in seiner Schrift "Recht auf Faulheit". Das bissige Pamphlet erscheint 1883 als Kritik auf die Forderungen des "Rechts auf Arbeit" der Revolutionäre von 1848. Denn knapp vier Jahrzehnte später ist klar: Gewonnen hat einzig das Kapital, den französischen Arbeitern und ihren Familien fehlt das Nötigste zum Leben. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links: Gilles Candar, Historiker und Spezialist der französischen Linken und der Arbeiterbewegung; Paul Lafargue: Das Recht auf Faulheit, Widerlegung des 'Rechts auf Arbeit' von 1848 (neu übersetzt und herausgegeben als Sondernummer der "Schriften gegen die Arbeit", Ludwigshafen 1988) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Sabine Mann; Redaktion: David Rother


Geboren wird Paul Lafargue als Sohn einer gut situierten Familie aus Bordeaux mit karibischen und afrikanischen Vorfahren. Kritik an seiner Schrift "Das Recht auf Faulheit", die 1883 als Buch erscheint, geht mit persönlicher Diskriminierung einher. Selbst sein Schwiegervater Karl Marx nennt Lafargue den "Kreolen", der zu sehr "Naturkind" sei. Lafargue selbst ist stolz auf seine Wurzeln: Er vereine in sich "europäische Juden, versklavte Afrikaner und indigene Kariben" und sei schon "Internationalist des Blutes" gewesen, bevor er es auch ideologisch wurde.

Paul Lafargues politische Laufbahn beginnt im Studium in Paris. Dort widmet er sich mehr den sozialistischen Theorien als der eigentlich vorgesehenen Humanmedizin und avanciert zu einem der bedeutendsten Anführer des Sozialismus. Das von ihm 1883 ironisch propagierte "Recht auf Faulheit" nutzt er selbst nie. Zusammen mit seiner Frau Laura setzt er sich in England, Frankreich und Spanien für die internationale Arbeiterbewegung ein, was ihnen einige Exilaufenthalte beschert. In den1880er Jahre kehren Paul und Laura Lafarque nach Frankreich zurück und ihr Haus in der Nähe von Paris wird ein beliebter Treffpunkt – bis das Ehepaar 1911 gemeinsam freiwillig aus dem Leben scheidet. Obwohl der Entschluss als skandalös gilt, kommen 15.000 Trauergäste zur Beisetzung, die Trauerrede hält Lenin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:

  • Wie Paul Lafargue mit seinem "Recht auf Faulheit" die Arbeiterbewegung aufmischt.
  • Warum Karl Marx von seinem Schwiegersohn zunächst nicht begeistert ist.
  • Wie Paul Lafargue sich auch für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzt.
  • Warum Lafargues Ideen von Entschleunigung und Nachhaltigkeit heute noch aktuell sind
  • Warum das Ehepaar Lafargue seinen Tod von langer Hand geplant hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:

  • Gilles Candar, Historiker und Spezialist der französischen Linken und der Arbeiterbewegung
  • Paul Lafargue: 'Das Recht auf Faulheit', Widerlegung des 'Rechts auf Arbeit' von 1848 (neu übersetzt und herausgegeben als Sondernummer der "Schriften gegen die Arbeit", Ludwigshafen 1988)
 https://www.wildcat-www.de/material/m003lafa.htm

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Autorin: Sabine Mann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Annett Bastian

Sollten Sie von Selbsttötungsgedanken betroffen sein: Hier gibt es Unterstützung und Informationen: Telefonseelsorge: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222. Oder per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de

Schokoriegel-Fabrikant Frank C. Mars wird am 24.9.1883 geboren

Schokoriegel-Fabrikant Frank C. Mars wird am 24.9.1883 geboren WDR Zeitzeichen 24.09.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 24.09.2099 WDR 5

Der kleine Frank Mars ist kränklich, geht selten zur Schule – und verbringt deshalb viel Zeit in der Küche seiner Mutter. Dort lernt er, wie gute Süßigkeiten gelingen: die Grundlage für ein Schokoriegel-Imperium.

Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Ethel entwickelt Frank C. Mars später den "Mar-o-Bar", einen Riegel aus Vollmilch, Candy-Creme und Karamell. Ein Genuss, finden die Kunden. Der Schoko-Snack generiert bald genug Umsatz, um zu expandieren: Mars, Milky Way und Snickers erobern in den nächsten Jahrzehnten den weltweiten Süßigkeiten-Markt und machen die Nachfahren des Firmengründers zu einer der vermögendsten Familien der USA. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Victoria Mars, Urenkelin von Frank C. Mars, Mars Incorporation am Standort Viersen *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Meyer, Redaktion: David Rother


Inspiriert von den Schokoladen-Rezepten seiner Mutter experimentiert Frank C. Mars nach der Highschool mit der Herstellung von Süßigkeiten. Zunächst backt der 19-Jährige Zuckerrübensirup-Chips, die er an Großhändler in Minnesota verkauft. Doch die süßen Kekse floppen und erst der in seiner Küche entwickelte Schoko-Riegel "Mar-o-Bar" wird zum Verkaufsschlager. Der Umsatz klettert bald auf 100.000 US-Dollar. Damit nicht genug, Mars und seine Nachfolger in der Familienfirma greifen mit neuen Riegeln nach den Sternen: Milky Way lässt sich besser lagern und transportieren als sein Vorgänger und kann so auch ins Ausland verkauft werden. Es folgen Snickers und erst Raider, dann Twix. Als Frank C. Mars mit nur 51 Jahren stirbt, hinterlässt er ein weltweites Schokoladen-Imperium, zu dem bis heute weitere Lebensmittel- und Tierfuttermarken hinzukommen. Die Mars Incorporation ist bis heute in Familienbesitz und fällt vor allem dadurch auf, dass sie diskret und ohne Skandale geführt wird.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:

  • Warum eine Polio-Erkankung die Familie Mars reich gemacht hat.
  • Was Whiskas, Uncle Ben's Reis und Miracoli gemeinsam haben.
  • Woher der Name Snickers kommt.
  • Wie das Unternehmen über vier Generationen erfolgreich geführt wird.

*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Victoria Mars, Urenkelin von Frank C, Mars Incorporation am Standort Viersen

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*** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Wolfgang Meyer
Redaktion: David Rother

Der chilenische Dichter und Nobelpreisträger Pablo Neruda (Todestag 23.9.1973)

Der chilenische Dichter und Nobelpreisträger Pablo Neruda (Todestag 23.9.1973) WDR Zeitzeichen 23.09.2023 14:37 Min. Verfügbar bis 23.09.2099 WDR 5

Pablo Neruda ist vor allem für seine Liebesgedichte bekannt. Chiles Nobelpreisträger stirbt am 23.9.1973. Ob er in Pinochets Auftrag ermordet wurde, ist ungeklärt.

Seine politischen Gedichte sind sinnlich, seine Liebesgedichte politisch: Die Verse des chilenischen Dichters Pablo Neruda richten sich gegen die Mächtigen, die Armut und den Kapitalismus. 1971 erhält er den Nobelpreis für Literatur - "für eine Poesie, die mit der Wirkung einer Naturkraft Schicksal und Träume seines Weltteils lebendig macht". Zwei Jahre später stirbt der Kommunist Pablo Neruda. Offen ist, ob die Todesursache Krebs ist oder ein Mordauftrag von Diktator Pinochet. *** Das sind unsere Interviewpartnerin: Teresa Pinheiro, Inhaberin der Professur "Kultureller und Sozialer Wandel" an der TU Chemnitz *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Maren Gottschalk, Redaktion: Matti Hesse


Er versteht sich als Dichter des Volkes und der Verfolgten. Ein Poet, der seine Verse gegen die Mächtigen, die Armut und den Kapitalismus richtet. Der Sohn einer Lehrerin und eines Lokomotivführers schreibt bereits in seiner Schulzeit Verse. Er studiert in Santiago Philosophie und wird mit einer Sammlung von Liebesgedichten bekannt. 1971 erhält Neruda den Nobelpreis für Literatur - "für eine Poesie, die mit der Wirkung einer Naturkraft Schicksal und Träume seines Weltteils lebendig macht".

An der Seite seines Freundes Salvador Allende kämpft Pablo Neruda für die Demokratie in Chile. Allende gewinnt mit seiner Vision vom Sozialismus die Wahlen. Doch am 11. September 1973 putscht das chilenische Militär. Präsident Allende nimmt sich das Leben. Zwölf Tage später stirbt der 69-jährige Neruda. Ob sein Krebsleiden die Ursache ist oder ob die Schergen von Diktator Augusto Pinochet den unbequemen Poeten vergiftet haben, ist unklar.

In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • Warum der Name Pablo Neruda ein Pseudonym ist.
  • Wie er als Konsul den spanischen Bürgerkrieg erlebt.
  • Wovon sein gewaltiges Epos "Der Große Gesang" handelt.
  • Wie er sich als Kommunist von Stalin distanziert.
  • Welche Kritik es an Pablo Nerudas Umgang mit Frauen und seinem behinderten Kind gibt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:
  • Teresa Pinheiro, Inhaberin der Professur "Kultureller und Sozialer Wandel" an der TU Chemnitz
  • Pablo Neruda: Ich bekenne, ich habe gelebt, Memoiren. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2000
  • David Schidlowsky: Pablo Neruda - Leben und Tod eines Dichters. wvb Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2014
  • NZZ-Artikel zur Todesursache von Pablo Neruda

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Zwischen Pop und Puccinis "La Bohème": Der Tenor Andrea Bocelli

Zwischen Pop und Puccinis "La Bohème": Der Tenor Andrea Bocelli WDR Zeitzeichen 22.09.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 22.09.2099 WDR 5

Über 85 Millionen verkaufte Alben: Der Sänger Andrea Bocelli (geboren am 22.9.1958) ist zugleich Weltstar und "Volks-Tenor". Der Italiener verzaubert, eckt aber auch an.

Ob Auftritte bei Fußball-Events, Olympia oder der Krönung von König Charles III. - der erblindete Tenor Andrea Bocelli ist ein Superstar. Seine Karriere beginnt der Italiener 1994 als Schlagersänger, vier Jahre später macht er den Schritt zu Oper und singt Puccinis "La Bohème". Seine Kunst gefällt vielen, aber nicht allen: Manchen Musikkritikern ist seine Stimme für Ausflüge in die Klassik zu gellend. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Andrea Bocelli, Tenor; Manuel Brug, Musikkritiker *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vratz, Redaktion: Matti Hesse


Seine Eltern haben mit Musik nichts am Hut, doch Andrea Bocelli spielt schon als Kind Flöte, Klarinette, Saxofon und vor allem Klavier. Zunächst studiert er Jura und arbeitet als Rechtsanwalt, nimmt aber gleichzeitig Gesangsunterricht.

1994 hat der erblindete Tenor seinen Durchbruch als Schlagersänger, vier Jahre später macht er den Schritt zu Oper und intoniert Puccinis "La Bohème". Bald tritt er an der Seite von Popgrößen auf, singt bei Fußball-Events und ist musikalischer Gast bei der Krönung von Charles III - ein Superstar. Seine Kunst gefällt vielen, aber nicht allen: Manchen Musikkritikern ist seine Stimme für Ausflüge in die Klassik zu gellend.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • Bei welchem berühmten Oper-Tenor Andrea Bocelli Gesangsunterricht nimmt.
  • Was ihn mit Luciano Pavarotti verbindet.
  • Welche Lebensphilosophie Andrea Bocelli antreibt.
  • Wie die Plattenfirma Bocelli zur Neuaufnahme von "Time To Say Goodbye" als Duett mit Sarah Brightman überreden musste

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:
  • Andrea Bocelli, Tenor
  • Manuel Brug, Musikkritiker
  • Andrea Bocellis Youtube-Kanal

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Matti Hesse

Erna Scheffler - die erste Richterin am Bundesverfassungsgericht

Erna Scheffler - die erste Richterin am Bundesverfassungsgericht WDR Zeitzeichen 21.09.2023 14:24 Min. Verfügbar bis 21.09.2099 WDR 5

Erna Scheffler, die am 21.9.1893 geboren wird, kämpft für die Gleichberechtigung der Frau. 1951 wird sie als erste Richterin an das Bundesverfassungsgericht berufen.

Bis 1963 bleibt sie die einzige Frau am obersten Gericht der Bundesrepublik. Doch die Juristin Erna Scheffler schafft es nicht nur, als berufstätige Mutter in einer Männerdomäne Karriere zu machen. Als Verfassungsrichterin setzt sie auch dafür ein, dass die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung von Männern und Frauen verwirklicht wird. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Heike Specht, Historikerin und Autorin *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Anja Arp, Redaktion: David Rother, Christoph Tiegel


Als ihr jüdischer Vater 1905 stirbt, erfährt Erna Scheffler schon als Kind, wie rechtlos Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind. Ihre Mutter ist dem Testamentsvollstrecker ihres Mannes ausgeliefert: Um den Nachlass und Entscheidungen bei der Kindererziehung darf sich die Witwe laut dem Bürgerlichen Gesetzbuch nicht eigenständig kümmern.

Erna entscheidet sich, Jura zu studieren - um mehr Gerechtigkeit für Frauen herzustellen. Sie wird als alleinerziehende Mutter eine der ersten Richterinnen in der Weimarer Republik. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhält sie Berufsverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt Erna Scheffler in den Justizdienst zurück und kämpft für die Reform des bürgerlichen Rechts.

In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:
  • Warum sich Erna Scheffler als "weißen Raben" bezeichnet.
  • Wie sie als Alleinerziehende in den 1920er-Jahren zurechtkommen muss.
  • Wie sie im "Dritten Reich" ihre große Liebe kennenlernt.
  • Wie Erna Scheffler am Juristentag 1950 ein fulminantes Referat zum Thema Gleichberechtigung hält.
  • Wie die Verfassungsrichterin dem Patriarchat erfolgreich die Kronjuwelen stiehlt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:
  • Heike Specht, Historikerin und Autorin
  • Heike Specht: Die ersten ihrer Art - Frauen verändern die Welt, Piper Verlag
  • Marike Hansen, Erna Scheffler 1893-1983, Mohr Siebeck Verlag
  • Erna Scheffler im Interview: Wie sieht ihr Werdegang aus?

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anja Arp
Redaktion: David Rother

Vor 50 Jahren: US-Songwriter Jim Croce stirbt bei Flugzeugabsturz

Vor 50 Jahren: US-Songwriter Jim Croce stirbt bei Flugzeugabsturz WDR Zeitzeichen 20.09.2023 14:25 Min. Verfügbar bis 20.09.2099 WDR 5

"Time in a Bottle", "Rapid Roy", "Photographs and Memories": Jim Croce komponiert Songs für die Ewigkeit. Als er am 20.9.1973 stirbt, ist er gerade einmal 30 Jahre alt.

In seinen Songs beschreibt Jim Croce Typen aus dem wahren amerikanischen Leben. Sie jobben an der Autowaschanlage. Oder - wie er selbst immer wieder - als Lkw-Fahrer und Bauarbeiter. Seinen ersten Hit hat er im Juni 1972, monatelang stehen seine Platten ganz oben in den Hitparaden. Dann das plötzliche Ende: Jim Croce stirbt bei einem Flugzeugabsturz. *** Das ist unsere wichtigste Quelle: Vortrag von Ingrid Croce an der Villanova University über ihr gemeinsames Leben mit Jim Croce *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Pfaff, Redaktion: David Rother


Mit fünf lernt er Akkordeon, steigt mit zwölf auf Gitarre um und lässt sich Anfang der 1960-Jahre von Folksongs begeistern. Bei einem Songcontest lernt Jim Croce seine Frau Ingrid Jacobsen kennen. Nach dem Uniabschluss gehen die beiden als Duo zwei Jahre auf Tour - ohne großen Erfolg.

Der Durchbruch für Jim Croce kommt im Juni 1972. Zuvor hat er erfahren, dass er Vater wird und schreibt eine Menge Songs, die in den Charts landen. Er spielt fast 300 Gigs, merkt aber im Sommer 1973, dass aus dem Tourleben aussteigen will, um bei seiner Familie zu sein. Doch dazu kommt es nicht. Die Maschine nach seinem geplanten letzten Auftritt stürzt ab.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • Mit welchen späteren Stars Jim Croce und seine Frau Partys gefeiert haben.
  • Wer nach seinem Tod den Song "Ba, Bad Leroy Brown" noch mal zu einem Hit macht.
  • Wie lange Ingrid Corce um die Rechte an seinen Liedern kämpfen muss.
  • Wie Adrian James, der Sohn von Jim Croce, nach einer Erblindung zum Sänger wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:
  • Arlo Guthrie, Singer/Songwriter und Sohn von Woody Guthries
  • Vortrag von Ingrid Croce an der Villanova University über ihr gemeinsames Leben mit Jim Croce
  • 13 empfohlene Songs: Thomas Pfaff x Jim Croce, Spotify-Playlist

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: David Rother
Technik: Sophie Weber

Kämpfer gegen Fast Food: Gastronomiekritiker Wolfram Siebeck

Kämpfer gegen Fast Food: Gastronomiekritiker Wolfram Siebeck WDR Zeitzeichen 19.09.2023 14:08 Min. Verfügbar bis 19.09.2099 WDR 5

Für seine bissigen Restaurant-Kritiken wird er geliebt und gehasst: Der Journalist Wolfram Siebeck (geboren am 19.9.1928) will den Deutschen guten Geschmack vermitteln.

Hobbyköche und Hausfrauen sammeln seine Kolumnen und Kochtipps: Ab Anfang der 1970er-Jahre schreibt Wolfram Siebeck regelmäßig für verschiedene Publikationen und wird zum deutschen Gastro-Papst. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Helmut Gote, WDR-Radiokoch; Wolfram Siebeck: Siebecks Seitenhiebe. Aus dem Leben eines Berufsessers. *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Belemann, Redaktion: Matti Hesse


  • "Die Zeit", "Stern", "Der Feinschmecker" - Anfang der 1970er-Jahre startet Wolfram Siebeck seine Karriere als Restaurantkritiker und wird mit seinen Kolumnen zum deutschen Gastro-Papst. Rund 40 Bücher schreibt der Journalist in den folgenden Jahrzehnten. Darunter sind Kochbücher, Restaurantführer und Glossen.

Das Publikum ist gespalten: Manche finden ihn arrogant, weil er sich für die Haute Cuisine ins Zeug legt. Andere schätzen sein Plädoyer für die Bio-Landwirtschaft. Fest steht: Wolfram Siebeck bringt mit seiner spitzen Zunge und Feder Essenskultur und französische Küche nach Deutschland.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
  • Wie er bei Testessen in Restaurants seine Einschätzungen unauffällig aufzeichnet.
  • Welche Rolle seine Frau Barbara dabei spielt.
  • Was Siebeck von Currywurst und Gummibärchen hält.
  • Wie er auf den Vorwurf der Arroganz reagiert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:
  • Helmut Gote, WDR-Radiokoch
  • Wolfram Siebeck: Siebecks Seitenhiebe. Aus dem Leben eines Berufsessers. Residenz Verlag 2008
  • Wolfram Siebeck: Das Haar in der Suppe habe ich nicht bestellt. Erinnerungen eines Berufsessers. Eichborn Verlag 1992
  • An der Seite des Gourmets, WDR 5 Erlebte Geschichten: Barbara Siebeck
  • Ein Reisetagebuch des Kritikers: wo-isst-siebeck.de

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Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner

Wettlauf um Afrika: Beginn der Faschoda-Krise (18.9.1898)

Wettlauf um Afrika: Beginn der Faschoda-Krise (18.9.1898) WDR Zeitzeichen 18.09.2023 14:11 Min. Verfügbar bis 18.09.2099 WDR 5

Heute vor 125 Jahren wird ein Örtchen im heutigen Sudan beinahe zum Auslöser eines großen Kriegs. Die Kolonialmächte England und Frankreich geraten aneinander.

Die Faschoda-Krise hätte im Sudan ohne weiteres eskalieren können zu einem britisch-französischen Krieg. Und das hätte das Potenzial für einen von Europa ausgehenden Weltkrieg gehabt, wie er dann knapp 20 Jahre später zustande kam. *** Das ist unserer wichtigster Interviewpartner: Prof. Dr. Jost Dülffer (Friedens- und Konfliktforscher), Universität zu Köln *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa Heimbach, Redaktion: David Rother / Christoph Tiegel


1898 ist Faschoda ein kleiner, unbedeutender Ort im fernen Sudan. Doch 16 Jahre vor dem Ersten Weltkrieg wird dieses gottverlassene Nest zum Symbol eines gefährlichen Kräftemessens zwischen den Kolonialmächten England und Frankreich. Denn kolonialer Besitz wird Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Frage von nationalem Prestige. England, Frankreich, das Deutsche Reich, Italien, Spanien und Belgien rivalisieren um Territorien in Afrika und Asien.

Der Wettlauf um Afrika beginnt 1882 mit der britischen Besetzung Ägyptens und damit des für sie so wichtigen Suezkanals. Die Franzosen als Erbauer des Kanals empfinden das als tiefe Demütigung. Frankreich will einen Korridor vom Westen bis zum Osten Afrikas kontrollieren, England strebt dasselbe von Nord nach Süd an - "von Kairo bis zum Kap". Die strategischen Interessenlinien kreuzen sich im Sudan - in Faschoda. Beide Seiten bringen dort Truppen in Stellung. Doch der drohende Krieg zwischen Frankreich und Großbritannien wäre nicht in Faschoda, sondern in Europa ausgefochten worden. Und das hätte auch die anderen Großmächte auf den Plan gerufen - und damit Potenzial gehabt für einen Weltkrieg.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • Wie es im fernen Afrika zum Konflikt zwischen Frankreich und Großbritannien kam
  • Warum Historiker heute spekulieren, ob der Streit im Sudan einen Weltkrieg hätte auslösen können
  • Welche Rolle Englands späterer Premier Winston Churchill in der Faschoda-Krise spielte
  • Wie am Ende doch noch eine Einigung zustande kam - ohne Rücksicht auf die afrikanischen Länder

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:

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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: David Rother / Christoph Tiegel
Technik: Sarah Fitzek

10 Jahre GTA V: Die Geschichte hinter dem Videospiel-Hit

10 Jahre GTA V: Die Geschichte hinter dem Videospiel-Hit WDR Zeitzeichen 17.09.2023 14:46 Min. Verfügbar bis 17.09.2099 WDR 5

Am 17.9.2013 ist "GTA V" erschienen, eines der erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten. Spannend ist das Monument der Spielkultur längst nicht nur für "Gamer".

Am 17. September 2013 kommt "Grand Theft Auto V" (kurz: "GTA5") auf den Markt. Es ist die heiß ersehnte Fortsetzung einer Computerspiel-Serie, die schon seit Ende der 1990er Jahre Gamer begeistert und immer wieder für heftige Diskussionen rund um Gewalt und Sexismus sorgt. "Grand Theft Auto V" soll aber all seine Vorgänger überstrahlen. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Christian Schiffer (Journalist), Marc Bonner (Medienwissenschaftler), Nico Hattendorf (Gamer) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Tobias Nowak, Redaktion: Matti Hesse


Nach mittlerweile zehn Jahren verkauft sich "Grand Theft Auto V" immer noch: Weltweit ist das Spiel bisher über 180 Millionen Mal gekauft worden und hat über 6 Milliarden Dollar Umsatz generiert.

Und auch heute treffen sich immer noch jeden Tag Hunderttausende in dieser Spielwelt. Die mit großem handwerklichen Geschick gebastelte Spielwelt wird von den Entwicklern mit einer Vielzahl von Systemen gefüllt, die sich alle gegenseitig bedingen.

Aber "GTA V" ist auch für Nicht-Spieler spannend, denn in ihm lässt sich einiges erkennen: Wie sind moderne Spielwelten gestaltet? Wie lassen sich in diesem interaktiven Medium Geschichten erzählen? Und: Eignen sich Games für satirische Kommentare und Gesellschaftskritik?

  • Für die Gamer unserer Tage ist und bleibt "GTA V" ein Monument, eine Singularität unter den Computerspielen, eine virtuelle Welt, die mit Spannung lockt, die aber auch Reflektion einfordert.

In diesem Zeitzeichen erzählt Tobias Nowak:
  • Warum sich um "GTA V" so eine Begeisterungswelle entwickelt hat
  • Was das Spiel mit der Tradition von Landschaftsgärten und von Rundpanoramen des 19. Jahrhunderts zu tun hat
  • Wie sich die Spielfiguren Franklin, Michael und Trevor unterscheiden
  • Womit der Musiker Dr. Dre in "GTA V" für Aufsehen sorgte
  • Warum das Spiel für die Gaming-Community, Journalisten und Wissenschaftler von Bedeutung ist

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christian Schiffer (Journalist)
  • Marc Bonner (Medienwissenschaftler)
  • Nico Hattendorf (Gamer)

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Autor: Tobias Nowak
Redaktion: Matti Hesse

"Das Leben des Brian" wird gedreht (ab dem 16.9.1978)

"Das Leben des Brian" wird gedreht (ab dem 16.9.1978) WDR Zeitzeichen 16.09.2023 14:57 Min. Verfügbar bis 16.09.2099 WDR 5

Blasphemie, Kirchenkritik? Oder schreiend lustige Religionskritik? Heute vor 45 Jahren begannen die Dreharbeiten für den Monty Python-Film "Life of Brian" in Tunesien.

Für manche ist er unverschämte Blasphemie, für andere ein humoristisches Erweckungserlebnis. Dass die Dreharbeiten zu "Life of Brian" überhaupt beginnen konnten, haben "Monty Python" dem Ex-Beatle George Harrison zu verdanken. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Thomas Pigor, Übersetzer von Eric Idles komischem Oratorium "Not the Messiah" *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Jana Fischer, Redaktion: David Rother


Ende der 1970er Jahre sind sie schon Comedy-Ikonen: Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin. Mit ihrer Sketch-Show "Monty Python's Flying Circus" haben sie absurden, britischen Humor in die Welt getragen. Aber seit dem Ende ihrer Sketch-Show im Jahr 1974 stecken alle Pythons in verschiedensten eigenen Projekten.

Ganz getrennt hat sich die Gruppe aber nicht: 1975 erscheint ihr Spielfilm "Monty Python and the Holy Grail" ("Die Ritter der Kokosnuss"). Auf der Werbetour für den Film entsteht ihre neueste Idee: eine Parodie auf die Jesus-Geschichte. Doch kurz vor Drehbeginn steigt die Geldgeberfirma EMI aus, das Projekt droht zu scheitern. Das Geld kommt schließlich von Ex-Beatle George Harrison, der dafür einen kleinen Gast-Auftritt erhält.

Weil es in Großbritannien immer noch ein Gesetz gegen Blasphemie gibt, startet der Film in den USA - natürlich auch unter großen Protesten. Die Religionssatire wird dennoch - oder deswegen - zu einem Riesenerfolg. Nach dem "Leben des Brian" finden sich alle sechs Pythons noch zweimal für ein Projekt zusammen, dann stirbt Graham Chapman 1989 an Krebs. Auf der Gedenkfeier für Chapman singt Eric Idle: "Always look on the bright side of death - Just before you draw your terminal breath!"

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
  • Wie "Monty Python" auf die Idee zum Film kamen
  • Warum ein Ex-Beatle für den Film eine Hypothek auf sein Haus aufgenommen hat
  • Warum Schweden und Norwegen ihre eigene Geschichte mit dem "Leben des Brian" haben
  • Wer sich alles (nicht) über den Film aufgeregt hat

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Thomas Pigor, Übersetzer von Eric Idles komischem Oratorium "Not the Messiah"
  • Monty Python - The Python’s Autobiography (2003)
  • Eric Idle - Always Look on the Bright Side of Life (2018)
  • "The Pythons" (BBC-Doku 1978)
  • "The Secret Life of Brian" (BBC-Doku 2007)

Weiterführende Links:

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Autorin: Jana Fischer
Redaktion: David Rother

Otto Wels und seine Rede gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis

Otto Wels und seine Rede gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis WDR Zeitzeichen 15.09.2023 14:49 Min. Verfügbar bis 15.09.2099 WDR 5

"Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht". In der letzten freien Rede im Reichstag der Weimarer Republik sprach sich der SPD-Politiker Otto Wels (geb. am 15.9.1873) mutig gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis aus. Hitler antwortete höhnisch.

Otto Wels kann Adolf Hitler nicht aufhalten. Nicht er, nicht seine Sozialdemokraten, nicht die Kommunisten. Sie hätten es wohl nicht einmal gemeinsam geschafft, wenn sie denn gemeinsam aufgetreten wären. Aber daran war nicht zu denken. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Dr. Bernd Rother (Historiker), Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Klug, Redaktion: Matti Hesse


Otto Wels wird am 15. September 1873 als Sohn eines Gastwirts in Berlin geboren. Er hat ein aufbrausendes Temperament. Schon 1919 wird er SPD-Parteivorsitzender - und erkennt schon früh die drohenden Gefahren in Deutschland. Bei der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes, am 23. März 1933, hält er seine berühmt gewordene Rede. Doch da ist es bereits zu spät. Immerhin: Wels setzt ein letztes öffentliches Zeichen des Widerstands - gegen Hitler, für die Demokratie.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • Wie es nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in Deutschland weiterging
  • Warum die Republik gleich zweimal ausgerufen wurde
  • Wie Adolf Hitler die Demokratie abschaffte
  • Wie das Ermächtigungsgesetz verabschiedet wurde

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Bernd Rother (Historiker), Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Annette Skrzydlo

Arzt, Magier, Gelehrter: Agrippa von Nettesheim (* 14.9.1486)

Arzt, Magier, Gelehrter: Agrippa von Nettesheim (* 14.9.1486) WDR Zeitzeichen 14.09.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 14.09.2099 WDR 5

Ein deutscher Arzt der frühen Neuzeit, der es als Zauberer in die Harry-Potter-Bücher geschafft hat? Den gab es wirklich: Agrippa von Nettesheim.

Im 16. Jahrhundert lassen sich Religion, Magie und Medizin schwer voneinander trennen - das ist eben ein Weltbild. Einer dieser Universalgelehrten ist Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, der 1486 eben in dem Ort Nettesheim, zwischen Köln und Düsseldorf, geboren wird. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Jana Schreiber, Doktorandin der frühneuzeitlichen Geschichte an der Universität in Marburg; "Über die Ungewissheit und Eitelkeit aller Künste und Wissenschaften"*** Gibt es Kritik oder Lob? Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de. *** Autor: Marko Rösseler, Redaktion: David Rother


Als Harry Potter und Ron Weasley sich im ersten Band der Buchreihe anfreunden, findet auch Aprippa Eingang in die Geschichte. Die Jungen unterhalten sich über Sammelkarten in Süßigkeitenverpackungen. Ron fehlt bei seinen Sammelkarten die eines sehr berühmten Zauberers: Agrippa. Der bezeichnet sich selbst als Magier. Und mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein erklärt er, ein Magier sei kein Zauberer, kein Abergläubischer, der mit bösen Geistern im Bunde steht, sondern ein Weiser, ein Priester, ein Prophet. Von ihm stammt das Standard-Werk zum Thema Magie aus dem 16. Jahrhundert "De occulta philosophia" - "Über die geheime Philosophie".

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • Warum Patienten im 16. Jahrhundert Heiligenbildchen schlucken.
  • Mit welchen freien Künsten sich Studierende in dieser Zeit befassen müssen.
  • Mit welcher List Agrippa sich selbst und einen Freund aus gefährlicher Belagerung befreit.
  • Welche besondere Begabung den Gelehrten immer wieder in Schwierigkeiten bringt.

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Autor: Marko Rösseler
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Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Zoff in der Studentenbewegung: Der "Frankfurter Tomatenwurf"

Zoff in der Studentenbewegung: Der "Frankfurter Tomatenwurf" WDR Zeitzeichen 13.09.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 13.09.2099 WDR 5

Der "Frankfurter Tomatenwurf" am 13.9.1968 gilt als Initialzündung der neuen deutschen Frauenbewegung: Die Aktion zeigt einen Konflikt innerhalb der Linken.

In den 1960er-Jahren demonstrieren weltweit junge Menschen gegen den Vietnamkrieg, das Establishment und "den Muff aus 1.000 Jahren unter den Talaren". Die Proteste werden fast ausschließlich von jungen Männern angeführt. Frauen haben sich in dieser Zeit um den Haushalt und die Kinder zu kümmern und dabei möglichst hübsch und ansehnlich zu sein. Der "Frankfurter Tomatenwurf" am 13.9.1968 ändert das Bewusstsein in der Protestbewegung und gilt als Initialzündung der neuen deutschen Frauenbewegung. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Helke Sander (Filmemacherin, Frauenrechtlerin); Sigrid Damm-Rüger (Die Tomatenwerferin); Lore Maria Peschel-Gutzeit (Juristin, Kämpferin für Gleichberechtigung); Alice Schwarzer (Publizistin, Frauenrechtlerin) *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Daniela Wakonigg, Redaktion: Gesa Rünker, Onlineproducerin: Vera Kettenbach


Die Proteste in den 60ern, egal ob gegen den Vietnamkrieg oder die Nostandsgesetze, sie werden fast ausschließlich von jungen Männern angeführt. Der "Frankfurter Tomatenwurf" am 13.9.1968 ändert das Bewusstsein in der Protestbewegung.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • Warum Sigrid Damm-Rüger Tomaten als Wurfgeschosse wählte
  • Seit wann in Deutschland Vergewaltigung in der Ehe strafbar ist.
  • Dass gesellschaftliche Ansichten sich auch durch Gesetze nicht ändern lassen.
  • Dass junge Revoluzzer zugleich auch Machos waren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Gesa Rünker
Onlineproducerin: Vera Kettenbach