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Satire als Waffe: Wolfgang Neuss, Kabarettist

Satire als Waffe: Wolfgang Neuss, Kabarettist WDR Zeitzeichen 05.05.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 06.05.2099 WDR 5

Der Mann mit der Pauke, späte Kiffer-Ikone, humorvoller Kritiker der bräsigen Wirtschaftswunder-BRD: Wolfgang Neuss (gestorben am 5.5.1989) war ein herausragender Satiriker.

Messerscharfe Satire und ein alles durchdringender Humor waren die Markenzeichen von Wolfgang Neuss. Seine kritische Haltung machte ihn zum "enfant terrible" der Wirtschaftswunderzeit. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen/Interviewpartner: Gaston Salvatore erzählt die Geschichte des Mannes mit der Pauke. Wolfgang Neuss, ein faltenreiches Kind, Frankfurt am Main 1974.


Geboren 1923 in Breslau, macht er in den 1950er und 60er Jahren durch seine messerscharfe Satire und seinen humorvollen Stil auf sich aufmerksam. Obwohl Neuss vor allem für seine Bühnenauftritte und kabarettistischen Beiträge bekannt ist, umfasst sein Werk weit mehr als nur oberflächliche Unterhaltung.

Schon als junger Mann, geprägt von den Erlebnissen des Zweiten Weltkriegs, entwickelt Neuss eine kritische Sicht auf Politik und Gesellschaft. Seine frühen Erfahrungen führen dazu, dass er stets eine anti-autoritäre Haltung einnimmt, die seine Kunst durchdringt. Ernste gesellschaftliche Themen werden auf humorvolle Weise in seine Stücke eingeflochten.

Seine Vielseitigkeit zeigt sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch in seinen zahlreichen Filmrollen. In mehr als 25 Filmen, darunter "Das Wirtshaus im Spessart" und "Die Halbstarken", beweist er seine Fähigkeit, die unterschiedlichsten Charaktere zu verkörpern.

Neuss' Engagement geht jedoch über die Unterhaltungsindustrie hinaus – zeitlebens lehnt er traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Normen ab, setzt sich aktiv für soziale Gerechtigkeit ein und unterstützt politische Bewegungen, die sich für Gleichberechtigung und Frieden einsetzen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Inge Braun:
  • was Wolfgang Neuss an der Nachkriegspolitik kritisiert,
  • welches Buch ihn maßgeblich inspiriert,
  • wie Neuss die Nation in Aufruhr bringt,
  • wieso er von der Presse als "trauriger Hippie" bezeichnet wird,
  • und warum "Wir Kellerkinder" heute aktueller denn je ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anke Jablinski: Klettermax – dem Trauma zum Trotz, Roman einer Aufwärtsbewegung. Autobiografisches aus den Kreisen um Wolfgang Neuss, Frankfurt am Main 2011.
  • Gaston Salvatore erzählt die Geschichte des Mannes mit der Pauke. Wolfgang Neuss, ein faltenreiches Kind, Frankfurt am Main 1974.

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Autor: Inge Braun
Redaktion: Gesa Rünker, David Rother
Technik: Antonia Herzog

Ida B. Wells: Kämpferin gegen Lynchjustiz und Unterdrückung

Ida B. Wells: Kämpferin gegen Lynchjustiz und Unterdrückung WDR Zeitzeichen 04.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 05.05.2099 WDR 5

4. Mai 1884, USA: Die Schwarze Lehrerin Ida B.Wells nimmt im Zugabteil für Damen Platz - doch das ist nur für weiße Frauen. Ihren Rauswurf lässt sie sich nicht gefallen.

Ida B. Wells scheint keine Furcht zu kennen: Als sie über die Benachteiligung von Schwarzen Menschen im Bildungssystem schreibt, kostet sie das ihren Job als Lehrerin. So beschreibt sie dann als hauptberufliche Journalistin den brutalen Rassismus Ende des 19. Jahrhunderts und kämpft für Gleichberechtigung. Für ihre investigative Arbeit zur Lynchjustiz wird Ida B. Wells 2020 posthum der Pulitzer-Preis verliehen. *** Das sind unserer Interviewpartner: Manfred Berg, Professor für Amerikanische Geschichte in Heidelberg, Julia Sattler, Amerikanistin *** Das sind die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Belemann; Redaktion: Matti Hesse


Als Ida B. Wells 1862 geboren wird, lebt ihre Familie noch in Sklaverei. Drei Jahren später feiern die Eltern ihre Freiheit, bauen sich eine Existenz auf und sorgen dafür, dass ihre Tochter eine gute Schulausbildung bekommt – und das nötige Selbstbewusstsein, um für ihre Rechte einzustehen.

Ihre erste Schlagzeile erzeugt Ida B. Wells, als sie sich am 4. Mai 1884 in ein Damenabteil der Bahn setzt, das in den Augen der Bahnmitarbeiter weißen Frauen vorbehalten ist. Das Zugpersonal zerrt die Lehrerin mit Gewalt raus, doch Wells erstreitet später 500 Dollar Schadenersatz vor Gericht.

Und Ida B. Wells kämpft weiter, denn die Hoffnung der Schwarzen auf Gleichberechtigung nach dem Ende der Sklaverei wird nicht erfüllt. Der Rassismus gipfelt in Lynchjustiz, durch die tausende Schwarze willkürlich getötet werden. Ida B. Wells schreibt über die Ungerechtigkeit, das kostet sie ihren Job als Lehrerin. Doch sie gibt nicht auf und sorgt als Journalistin dafür, dass die Gräueltaten auch im Ausland bekannt werden und so der Druck auf die USA erhöht wird, gegen die Lynchmorde aktiv zu werden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
  • wie nach dem Ende der Sklaverei die Schwarzen zunächst auf Gleichberechtigung hoffen – und bitter enttäuscht werden,
  • warum Ida B. Wells auch eine Vorreiterin für Frauenrechte ist,
  • dass die Aktivistin die Weltausstellung 1893 für ihren Kampf nutzt,
  • wie Ida B. Wells 2020 posthum den Pulitzer-Preis bekommt.

Das sind unsere Interviewpartner:
  • Manfred Berg, Professor für Amerikanische Geschichte in Heidelberg,
  • Julia Sattler, Amerikanistin

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Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner

03.05.1974: Erich Honecker will auf Flüchtende schießen lassen

03.05.1974: Erich Honecker will auf Flüchtende schießen lassen WDR Zeitzeichen 03.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 04.05.2099 WDR 5

Offiziell gab es den Schießbefehl an der deutsch-deutschen Grenze nie – aber 429 Menschen ließen ihr Leben bei dem Versuch, vor der DDR-Diktatur zu fliehen. Einer der Verantwortlichen: Erich Honecker.

Mehr als 400 Menschen sterben bei Fluchtversuchen aus der DDR. Einige verunglücken, andere werden – im Sinne der Parteifunktionäre – bei der Flucht von Grenzsoldaten getötet. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Prof. Manfred Görtemaker, Historiker und Autor von "Republikflucht und Ausreisen"; Paul Küch, ehem. Grenzsoldat und Autor von "Ich hatte einen Schießbefehl". *** Das sind die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember; Redaktion: Frank Zirpins


Selbst Mauerbau, Stacheldraht-Zäune und Selbstschussanlagen halten DDR-Bürger nicht ab, in den Westen zu fliehen. Das will die SED verhindern und setzt auf rigide Überwachung. Für die rund 1.500 Kilometer lange innerdeutsche Grenze werden rund 50.000 Grenzsoldaten benötigt, die meisten von ihnen sind Wehrpflichtige.

Ein Schwerpunkt ihrer Ausbildung liegt in Schießübungen. Und auch wenn es keinen "offiziellen Schießbefehl" gibt, so wird den Rekruten unmissverständlich klargemacht: Auf Flüchtlinge, Landsleute, sollen die Grenzbewacher – als letztes Mittel – mit ihren Waffen feuern.

Am 3. Mai 1974 bekräftigt SED-Generalsekretär Erich Honecker im Nationalen Sicherheitsrat, es seien "die Genossen, die die Schusswaffe erfolgreich angewandt haben, zu belobigen". Eine fatale Anweisung: Mehr als 400 Menschen kommen bei Fluchtversuchen ums Leben. Sie werden erschossen, ertrinken oder von Minen und Selbstschussanlagen getötet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie die DDR seit ihren Anfängen Bürger in den Westen verliert,
  • mit welcher Rhetorik die SED-Führung Grenzsoldaten zum Schusswaffen-Gebrauch ermutigt,
  • warum die DDR schließlich Selbstschussanlagen abbaut,
  • über die juristische Aufarbeitung der Todesschüsse nach der Wiedervereinigung.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Frank Zirpins

Revolutionär der Oper, ängstliches Genie: Giacomo Meyerbeer

Revolutionär der Oper, ängstliches Genie: Giacomo Meyerbeer WDR Zeitzeichen 02.05.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 03.05.2099 WDR 5

Vor jeder Premiere war er krank vor Nervosität: Dabei war Giacomo Meyerbeer schon zu Lebzeiten ein Star-Komponist und Erfinder der "Großen Oper". Am 2.5.1864 stirbt er in Paris.

Er gilt als "ängstliches Genie" – hochnervös vor jeder Premiere. Dabei könnte es Giacomo Meyerbeer ganz entspannt angehen: Der Opern-Komponist wird in Italien, Frankreich und Deutschland hochgeschätzt. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Sabine Henze-Döring; Sieghard Döring: Giacomo Meyerbeer. Der Meister der Grand Opéra. München 2014; Rainer, Zimmermann: Giacomo Meyerbeer. Eine Biographie nach Dokumenten. Berlin 2014 *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Holger Noltze, Redaktion: David Rother


Am 5. September 1791 wird er bei Berlin als Jakob Meyer Beer in eine großbürgerliche jüdische Familie geboren. Später zieht er den zweiten Vor- und den Nachnamen zu Meyerbeer zusammen.

Die Bildungschancen des jungen Meyer sind gut. Er wird ausschließlich von Privatlehrern unterrichtet, sein musikalisches Talent fördern die Eltern gezielt. Meyerbeer reüssiert als Pianist, zielt aber früh auf eine Karriere als Komponist für die Oper. In Italien kann er seine ersten Werke platzieren, wo er seinen Vornamen zu Giacomo italianisiert.

In Paris erfindet er zusammen mit Dramatiker und Theaterprofi Eugène Scribe das Genre der Grand Opéra neu, damals die Blockbuster des Musiktheaters. Für seine Leistungen wird er in Frankreich und Deutschland mit Orden und Titeln geehrt.

In die Musikgeschichte geht Meyerbeer ein als das "ängstliche Genie" – hochnervös vor jeder Premiere, um das Wohlwollen von Presse und Publikum besorgt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Holger Noltze:
  • mit welcher Komposition Giacomo Meyerbeer 1827 seinen Durchbruch hat,
  • wie er von Richard Wagner ausgenutzt und diffamiert wird,
  • was der Komponist an Heinrich Heine über Antisemitismus schreibt,
  • welche Bitte Giacomo Meyerbeer an den "allmächtigen Gott" notiert,
  • warum seine letzte Oper "L'Africaine" erst nach seinem Tod Premiere hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Heinz Becker: Meyerbeer. Reinbek 1980
  • Sabine Henze-Döring; Sieghard Döring: Giacomo Meyerbeer. Der Meister der Grand Opéra. München 2014
  • Anselm Gerhard: Die Verstädterung der Oper. Paris und das Musiktheater des 19. Jahrhunderts. Heidelberg und Berlin 1992
  • Rainer, Zimmermann: Giacomo Meyerbeer. Eine Biographie nach Dokumenten. Berlin 2014

Mediathek-Tipp:
50 Jahre ist es her, dass ABBA mit WATERLOO beim Eurovision Song Contest triumphierte. Der Dokumentarfilm "ABBA - die ganze Geschichte" erzählt die ABBA-Story neu und bringt sie in einen musikalischen, persönlichen und auch politischen Kontext. ABBA – Spiegel und Ausdruck des 70er Jahre Zeitgeistes - den Film gibt es hier in der ARD-Mediathek.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Holger Noltze
Redaktion: David Rother
Technikerin: Sarah Fitzek

Die Römer verlieren die Varus-Schlacht (im Jahr 9 n. Chr.)

Die Römer verlieren die Varus-Schlacht (im Jahr 9 n. Chr.) WDR Zeitzeichen 01.05.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 02.05.2099 WDR 5

Was ist wirklich passiert im verregneten Teutoburger Wald? Die Legende der Schlacht von Varus gegen "Hermann" wurde oft erzählt - die Wahrheitssuche ist akribische Forschung...

Im Jahr 9 nach Christus erleiden die Römer eine herbe Niederlage im Teutoburger Wald. Im Lauf der Jahrhunderte wird die Varusschlacht zum Mythos stilisiert. Dabei wirft Arminius’ vermeintliche Heldentat bis heute viele Fragen auf. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Dr. Heidrun Derks, Leiterin des Museums Varusschlacht im Osnabrücker Land *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph Erdenberger, Redaktion: David Rother


Auf dem Weg ins Winterlager gerät die römische Armee im Jahr 9 nach Christus in eine Falle: Die Germanen unter der Führung von Arminius haben die Besatzer in unwegsames Gelände gelockt, das sie nur auf kleinen Pfaden durchquerten können. Wald, Moor und Felsen lassen es nicht zu, dass die Soldaten ihre gewohnte Formation einnehmen können, so dass die Germanen nun attackieren können.

Nach drei Tagen im Kampf sind die Römer aufgerieben und ihr Anführer Varus stürzt sich – verzweifelt über die demütigende Niederlage – in sein Schwert. Arminius, der später als Hermann eingedeutscht wird, avanciert zum Helden. So will es die Legende um die Varusschlacht.

Historiker indes rätseln seit Jahren, ob sich der Kampf zwischen den Römern und Germanen tatsächlich so zugetragen haben könnte. Dank neuster Technologie liefern ausgegrabene Fundstücke neue Hinweise über die Varusschlacht, den Helden Arminius und die Frage, ob die Römer in eine Falle gelockt oder in einer Stellung angegriffen wurden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie Arminius, von den Römern ausgebildet, zu den Germanen wechselte,
  • was zeitgenössische Schreiber über die Varusschlacht notiert haben,
  • was ein metallurgischer Fingerabdruck ist,
  • und warum dieser für Historiker so wichtig ist.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Dr. Heidrun Derks, Leiterin des Museums Varusschlacht im Osnabrücker Land

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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother

Es war einmal...eine Bierkönigin - Rosemarie Veltins

Es war einmal...eine Bierkönigin - Rosemarie Veltins WDR Zeitzeichen 30.04.2024 13:42 Min. Verfügbar bis 01.05.2099 WDR 5

Die erste deutsche Bierbraumeisterin brachte ihrer sauerländer Familien-Marke erstaunlichen Erfolg: Rosemarie Veltins. Sie starb am 30.4.1994 im Alter von nur 56 Jahren.

Sie wird "die Bierkönigin" genannt: Rosemarie Veltins übernimmt 1964 den Familienbetrieb, setzt auf die Herstellung von Pils und hat damit Erfolg. Zunächst beträgt der Jahresausstoß knapp 200.000 Hektoliter, 30 Jahre später sind es zwei Millionen Hektoliter. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Dietrich Ballin (ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer bei Veltins), Armin Naumann (Brauer und Mälzer) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother


Im Dorf Grevenstein bei Meschede im Sauerland steht seit 1824 eine kleine Landbrauerei, die der Familie Veltins gehört. Viele Jahre lang heißen die Brauherren Clemens, Carl oder Anton. Das ändert sich, als 1964 Rosemarie Veltins das Unternehmen übernimmt.

Ihre kleine Brauerei ist zu diesem Zeitpunkt von großen Bierproduzenten aus Ruhrgebiet umgeben. Um sich von der Konkurrenz abzusetzen, die vor allem Export-Biere verkauft, lässt Rosemarie Veltins nur Pils brauen. Mit dieser Besonderheit hat sie Erfolg: Zunächst beträgt der Jahresausstoß knapp 200.000 Hektoliter, 30 Jahre später sind es zwei Millionen Hektoliter. Rosemarie Veltins wird nun überall "die Bierkönigin" genannt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • was Rosemarie Veltins als Kind für einen Berufswunsch hat,
  • welchen Ruf sie als Chefin bei der Belegschaft hat,
  • mit welchem Trick sie den Geschäftsführer zu strukturierter Arbeit motiviert,
  • wie Rosemarie Veltins die Räume in der Brauerei benennt,
  • was sie in ihrer Freizeit gern macht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dietrich Ballin (ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer bei Veltins)
  • Ulrich Biene (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Veltins)
  • Armin Naumann (Brauer und Mälzer)

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Schneller als 100 km/h: Camille Jenatzys Rekordfahrt im E-Auto

Schneller als 100 km/h: Camille Jenatzys Rekordfahrt im E-Auto WDR Zeitzeichen 29.04.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 30.04.2099 WDR 5

Es ist der 29.04.1899: Der "rote Teufel" Camille Jenatzy tritt zu einem Duell auf der Straße an. Sein Ziel: Die damals magische Grenze von 100 km/h mit dem Auto knacken.

Der Spitzname "roter Teufel" wird dem Rennfahrer und Ingenieur Jenatzy wegen seines roten Bartes und seiner verwegenen Fahrweise verliehen. Mit seinem mit einem Elektromotor angetriebenen Auto „La Jamais Contente“ („die niemals Zufriedene“) will er der schnellste Mann auf der Straße sein. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Prof. Dr. Kurt Möser, Karlsruher Institut für Technologie


Schaulustige der besonderen Art versammeln sich auf den staubigen Straßen von Achères, einem Vorort von Paris, um Zeugen eines spektakulären Ereignisses zu werden: es sind neugierige Automobilisten. Sie sind angereist für das Autorennen, das den legendären "roten Teufel" Camille Jenatzy zur Legende machen sollte.

Jenatzy, ein charismatischer Belgier mit einem ausgeprägten Sinn für Dramatik und Abenteuer, ist bereits eine bekannte Persönlichkeit in der aufstrebenden Welt des Motorsports. Seine Liebe zur Geschwindigkeit und sein unerschrockener Mut machen ihn zu einem Symbol für Innovation und Kühnheit unter den Rennfahrern seiner Zeit.

Beim Duell in Achères mit seinem Dauerkonkurrenten am 29.4.1899 knackt Jenatzy die damals magische Grenze von 100 Stundenkilometern.

In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • wieso Jenatzy ein "technologischer Dandy" war,
  • wie die Jagd nach Rekorden zur Zeit der Jahrhundertwende eine besondere Rolle spielt,
  • wie der "rote Teufel" zur Werbeikone wird,
  • wie der Rennfahrer schließlich bei einem kuriosen wie tragischen Unfall - jedoch nicht mit dem Auto - stirbt

Das ist unsere wichtigste Quelle:
  • Prof. Dr. Kurt Möser: Über Mobilität; in: Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, Bd 42, 2022.

Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Kurt Möser, Karlsruher Institut für Technologie
  • Peter Becker, Mercedes-Benz classic

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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle

Die Meuterei auf der Bounty (am 28.4.1789)

Die Meuterei auf der Bounty (am 28.4.1789) WDR Zeitzeichen 28.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 29.04.2099 WDR 5

Bei der berühmtesten Meuterei der Seefahrts-Geschichte war manches nicht wie in der Legende: Kapitän Bligh war kein Tyrann, und Fletcher Christian nicht mal der Anführer der Meuterer...

Fletcher Christian und einige Gefolgsleute lassen sich nach der Meuterei auf der Bounty auf der abgelegenen Insel Pitcairn nieder, wo sie ihre eigene Gemeinschaft gründen. Diese Gemeinschaft existiert über Generationen hinweg - einige ihrer Nachkommen leben noch heute auf der Insel. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Caroline Alexander, US-amerikanische Wissenschaftsautorin Simon Young, Bürgermeister von Adamstown, Pitcairn-Inseln ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Andrea Kath, Redaktion: David Rother


Es ist das Jahr 1789: die Besatzung des britischen Schiffes HMS Bounty rebelliert gegen ihren Kapitän William Bligh. Das Ereignis ist inzwischen zur Legende geworden und liefert Stoff für unzählige Romane und Kinofilme und prägt nach wie vor die Vorstellung vieler Menschen über das Leben auf See.

Wachoffizier Fletcher Christian wird zum berühmten Meuterer – Kapitän William Bligh zum tyrannischen Bootsführer, der seine Mannschaft drangsaliert. Deswegen, so die Erzählung, hätte sie am Ende gegen ihren Kapitän gemeutert. Doch vieles über Christian, Bligh und die Meuterei gehört ins Reich der Legenden. Sehr wahrscheinlich ist Fletcher Christian nicht einmal der Anführer der Meuterei. Und Bligh nachgewiesenermaßen kein tyrannischer Kapitän.

Als die Meuterer am 28. April 1789 Bligh und 17 treue Männer in einem winzigen Boot im Südpazifik aussetzen, war es Bligh, dem sie ihre Rettung nach 48 Tagen auf See verdanken. Er ist zu seiner Zeit einer der besten Navigatoren der Welt. Diese Überlebensfahrt gehört bis heute zu einer der außergewöhnlichsten Leistungen in der Geschichte der Seefahrt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • was William Blighs besondere Begabung war,
  • warum die Reise der Bounty von Anfang an unter keinem guten Stern steht,
  • wie sehr sich der echte William Bligh von der fiktiven Romanfigur unterscheidet,
  • wie der Kapitän als Held nach England zurückkehrt,
  • wie die Geschichte zu Ende geht, aber doch einige Fragen offen bleiben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

Und das sind unsere Interviewpartner:
  • Caroline Alexander, US-amerikanische Wissenschaftsautorin
  • Simon Young, Bürgermeister von Adamstown, Pitcairn-Inseln

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: David Rother
Technik: Nicolas Dohle

Ende der Apartheid: Südafrikas langer Weg zur inneren Einheit

Ende der Apartheid: Südafrikas langer Weg zur inneren Einheit WDR Zeitzeichen 27.04.2024 14:41 Min. Verfügbar bis 28.04.2099 WDR 5

Die neue Übergangsverfassung Südafrikas vom 27.4.1994 bedeutet eine historische Wende. Bis heute kämpft das Land mit den Folgen des rassistischen Systems.

Der 27. April 1994 wird in Südafrika als "Freedom Day" gefeiert und erinnert an die Befreiung vom rassistischen Regime der Apartheid. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Prof. emer. Christoph Marx, Professor für Außereuropäische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen Monde Ralo, Shuttle-Unternehmer, Jeffreys Bay, Südafrika ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda Dammmüller, Redaktion: Matti Hesse


Im Februar 1990 wird Nelson Mandela nach fast drei Jahrzehnten aus dem Gefängnis entlassen. Dieses Ereignis symbolisiert den Anfang vom Ende der Apartheid in Südafrika. Als Führer des "African National Congress" (ANC) kämpft Mandela gegen die rassistische Politik der Apartheid und setzt sich nach seiner Freilassung für Verhandlungen ein, die zu den ersten demokratischen Wahlen führen werden.
Die historischen Wahlen vom 27. April 1994 schließen das dunkle Kapitel der Apartheid. Mandela verkörpert als erster demokratisch gewählter Präsident wie kein anderer die Hoffnung auf Versöhnung und Einheit des Landes.
Doch wie kann die tiefe soziale und wirtschaftliche Ungleichheit als Folge der jahrzehntelangen Apartheidpolitik überwunden werden? Auch wenn die neuen demokratischen Institutionen eine Grundlage für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit schaffen, bleiben Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen bestehen.
Programme der Regierung zur sozialen Entwicklung und wirtschaftlichen Integration sind erste Schritte, die beachtliche Fortschritte erzielen. Als Vertreter afrikanischer Interessen, aber auch als Fürsprecher der Menschenrechte und des Friedens in der Welt spielt Südafrika auch auf internationaler Ebene eine zunehmend wichtige Rolle. Nach 50 Jahren rassistischer Trennungspolitik ist der Weg aber noch lang.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammüller:
  • welchen Erniedrigungen schwarze Südafrikanerinnen und Südafrikanner Tag für Tag unter der Apartheid aufgeliefert sind,
  • wieso der Westen das System so lange schützt,
  • wer der ANC ist und warum er sich von Israel und China beraten lässt,
  • und wie die südafrikanische Verfassung dennoch zu einem der demokratischsten und umfassendsten Grundrechtekataloge wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Und das sind unsere Interviewpartner:
  • Prof. emer. Christoph Marx, Professor für Außereuropäische Geschichte, Universität Duisburg-Essen
  • Monde Ralo, Shuttle-Unternehmer, Jeffreys Bay, Südafrika

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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
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Genie und Sturkopf: Ludwig Wittgenstein (Geburtstag, 26.4.1889)

Genie und Sturkopf: Ludwig Wittgenstein (Geburtstag, 26.4.1889) WDR Zeitzeichen 26.04.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 25.04.2099 WDR 5

Der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein hat unser Denken bahnbrechend verändert. Sein Leben ist wenig glücklich, aber in jeder Hinsicht außergewöhnlich.

Ludwig Wittgenstein wird am 26.04.1889 in Wien geboren. Er verfasst sein Werk "Tractatus Logico-Philosophicus" während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg. Er schreibt es an der Front, im Schützengraben. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Alfred Schmidt, Österreichische Nationalbibliothek ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ulrich Biermann und Veronika Bock, Redaktion: David Rother


Ludwig Wittgenstein ist ein einflussreicher österreichischer Philosoph, der für seine Beiträge zur Logik, Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes bekannt ist. Wittgenstein, der aus einer wohlhabenden Wiener Familie stammt, spendet ein Großteil seines Erbes an Künstler und lebt fast schon asketisch. Er arbeitet zeitweise als Volksschullehrer, im Ersten Weltkrieg dient er als einfacher Soldat.
Beeinflusst von namhaften Denkern wie Bertrand Russell, veröffentlicht der exzentrische Wissenschaftler zwei bedeutende Werke: „Tractatus Logico-Philosophicus“ (1921) und „Philosophische Untersuchungen“ (1953, posthum). Wittgenstein ist fasziniert von der Frage nach dem Wesen der Sprache und ihrer Beziehung zur Wirklichkeit. In seinem Frühwerk argumentiert er, dass die Grenzen der Sprache die Grenzen unserer Welt sind.
Die Person Wittgensteins ist so facettenreich wie sein Forschungsgebiet: Er ist getrieben, eigensinnig, schwer depressiv und zeitlebens suizidgefährdet. Gleichzeitig ist er genial, charismatisch und ein brillanter Kopf. Sein privates Glück findet er erst gegen Ende seines Lebens in der Begegnung mit Ben Richard.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • warum Wittgensteins Professor in Cambridge sich nicht sicher ist, ob sein Student ein Genie oder ein Sonderling ist,
  • wieso der Philosoph der Meinung ist, dass ein Nashorn im Raum sein könne, auch wenn man es nicht sähe,
  • dass Wittgensteins Leben voller Schattenseiten ist,
  • und wieso er der Meinung ist, mit seinem Tractatus die Probleme von Welt und Sprache im wesentlichen gelöst zu haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Alfred Schmidt (Hrsg.): I think of you constantly with love - Briefwechsel Ludwig Wittgenstein – Ben Richards 1946–1951, 2023.

Das ist unser Interviewpartner:
Alfred Schmidt, Österreichische Nationalbibliothek

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Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: David Rother

Rote Nelken in den Gewehrläufen: Portugals Revolution 1974

Rote Nelken in den Gewehrläufen: Portugals Revolution 1974 WDR Zeitzeichen 25.04.2024 14:22 Min. Verfügbar bis 26.04.2099 WDR 5

Die Nelkenrevolution in Portugal am 25.4.1974 beendet die bislang am längsten dauernde Diktatur Europas mit einem friedlichen Militärputsch. Am Ende siegt die Demokratie.

In Portugal ist der Faschismus 47 Jahre lang an der Macht. Dann setzen regimefeindliche Offiziere der Diktatur ein Ende - mit der Nelkenrevolution. Der Oppositionspolitiker Mário Soares kehrt aus dem Exil zurück und führt das Land in die Demokratie. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen und -partner: Fabian Schmiedel (Politikwissenschaftler und Leiter des Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Lissabon), Margarida Peraia-Müller (Vorsitzende der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Lissabon) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Rubinich, Redaktion: Gesa Rünker


In der Nacht zum 25. April 1974 geht ein Lied über den katholischen Rundfunk in Lissabon: "Grândola, Vila Morena". Es ist das verabredete Signal für den Militärputsch der "Bewegung der Streitkräfte", einem Zusammenschluss regimefeindlicher Offiziere.

Als sie die Hauptstadt Lissabon besetzen, steckt die begeisterte Bevölkerung den Soldaten rote Nelken in die Gewehrläufe. Der Umsturz nach 47 Jahren Faschismus verläuft weitestgehend unblutig. Regierungstreue Truppen schießen allerdings auf unbewaffnete Demonstranten, vier davon sterben.

Einer der wichtigsten Oppositionspolitiker während der Diktatur ist Mário Soares. 1970 verlässt er Portugal und geht ins Exil. Am 28. April 1974, drei Tage nach der Nelkenrevolution, kommt Soares zurück nach Lissabon. Er begleitet federführend den Gang Portugals in die Demokratie. Nach den ersten Präsidentschaftswahlen nach der Diktatur stellt die sozialistische Partei unter Soares die Regierung,

In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Rubinich:
  • wie eng die Verbindung der katholischen Kirche zur Diktatur ist,
  • wie die Geheimpolizei mit politisch Andersdenkenden umgeht,
  • welche Gründe schließlich zum Putsch führen,
  • in welcher Kleinstadt in NRW die Sozialistische Partei Portugals gegründet wird,
  • wie die Portugiesinnen und Portugiesen heute die Zeit der Diktatur bewerten.

Das sind unser wichtigsten Interviewpartnerinnen- und partner:
  • Fabian Schmiedel (Politikwissenschaftler und Leiter des Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Lissabon)
  • Margarida Peraia-Müller (Vorsitzende der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Lissabon)
  • Nelson Pinto (Doktorand an der Universität Köln im Fach iberische und lateinamerikanische Geschichte)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Hans Rubinich
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle

Spion im Kanzleramt: Verhaftung von Günter Guillaume

Spion im Kanzleramt: Verhaftung von Günter Guillaume WDR Zeitzeichen 24.04.2024 15:49 Min. Verfügbar bis 25.04.2099 WDR 5

Am 24.4.1974 erschüttert die Verhaftung des DDR-Spions die BRD. Zwei Wochen später tritt Willy Brandt zurück. War Günter Guillaume aus Sicht der Stasi eine Top-Quelle?

Günter Guillaume wurde von der Stasi bereits in den 1950er Jahren als potenzieller Agent rekrutiert, lange bevor er Zugang zu Willy Brandt erlangte. Am 24. April 1974 wird er enttarnt. *** Das ist unser wichtigster Interviewparter: Florian Schimikowski, Historiker, Deutsches Spionagemuseum ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: Gesa Rünker


Es ist einer der bedeutendsten Spionagefälle der deutschen Geschichte und liest sich fast wie Fiktion: Am 24. April 1974 wird Günter Guillaume verhaftet. Als Maulwurf hat der ostdeutsche Agent sich bis in die höchsten politischen Kreise der Bundesrepublik Deutschland eingeschleust und schließlich als persönlicher Referent Willy Brandts gedient.

Die Enthüllung von Guillaumes Doppelleben löst einen politischen Skandal aus. Obwohl Brandt betont, nichts von Guillaumes Tätigkeiten gewusst zu haben, übernimmt er die politische Verantwortung für den Skandal und tritt im Mai 1974 von seinem Amt als Bundeskanzler zurück.

Die Verhaftung hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Ost und West. Sie führt zu einem erheblichen Vertrauensverlust zwischen den beiden deutschen Staaten und erschwert die Bemühungen um eine Annäherung und Entspannungspolitik.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • von der Hauptstadt der Spione,
  • wie der Fall Guillaume trotz Verdachtsmomenten und wegen weiterer Formfehler zunächst nicht weiterverfolgt wird,
  • dass Spione im tatsächlichen Leben eher unauffällig und nicht wie James Bond sind,
  • wie Geburtstagsglückwünsche dann doch zur Enttarnung führen,
  • warum der Bundeskanzler zum Lockvogel werden soll,
  • und warum es in dem Fall nur Verlierer gibt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Arnulf Baring: Machtwechsel, Stuttgart 1982.
  • Willy Brandt: Erinnerungen. Mit den „Notizen zum Fall G“, Berlin und Frankfurt a. M. 1994.
  • Günter Guillaume: Die Aussage – Wie es wirklich war, Tübingen 1990.

Und das ist unser Interviewpartner:
Florian Schimikowski (Historiker, Deutsches Spionagemuseum)

Streaming-Tipp:
Die ARD-Doku-Serie „WILLY- Verrat am Kanzler“ rekonstruiert die folgenreichste Agentenaffäre der Bundesrepublik – ein Polit- und Spionagethriller voller Geheimnisse, Lügen und Verrat. Erzählt von Expertinnen wie der Vertrauten Brandts und Journalistin Heli Ihlefeld und der DDR-Spionin Lilli Pöttrich. Hier geht es zur Doku-Serie.


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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Moritz Raestrup

Ein Stück Deutschlands wird belgisch: "Bollenien" 1949-1958

Ein Stück Deutschlands wird belgisch: "Bollenien" 1949-1958 WDR Zeitzeichen 23.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 24.04.2099 WDR 5

Ein kurioser Mini-Staat entsteht am 23.4.1949 in der Eifel: "Bollenien" nennt man bald die belgische Verwaltungszone. "Hauptstadt" ist ein Dörfchen bei Aachen...

Nach der Niederlage Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg plant Belgien, Teile des deutschen Territoriums entlang der Grenze zu annektieren. Bis zu 60.000 Hektar Wald, Weiden, Ackerflächen und Grenzdörfer – und mit ihnen 100.000 Deutsche - sollen nach ersten belgischen Plänen die Seite wechseln. Am Ende ist es ein schmaler Streifen mit gerade einmal 1.000 Einwohnern, die am 23. April 1949 ihre deutsche Staatsangehörigkeit verlieren. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Christoph Brüll, Historiker, Universität Luxemburg *** Das sind die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz


Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, am 23. April 1949, annektiert Belgien einen schmalen Streifen entlang der deutsch-belgischen Grenze. Dazu zählen unter anderem der Aachener Stadtteil Bildchen, die Gemeinde Losheim, Hemmeres und einige Höfe im Monschauer Stadtteil Kalterherberg. Das neue Gebiet ist ein 20 Quadratkilometer großer Flickenteppich, den die 1.000 Einwohner Bollenien nennen – nach dem Militärverwalter der neuen Zone, General Paul Bolle.

Unglücklich sind die Bollenier nicht über ihre neue Staatszugehörigkeit. Die belgische Regierung lässt Telefon- und Stromanschlüsse verlegen, Häuser anstreichen und eine Brücke über die Our bauen. Und im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der neuen Zone noch keine Fahrprüfungen. Wer 18 Jahre alt ist, darf Auto fahren.

Als Bollenien neun Jahre später wieder zurück an die Bundesrepublik fallen soll, weigern sich einige vehement gegen den neuerlichen Wechsel der Staatszugehörigkeit – unter anderem mit einem Protest-Telegramm an Kanzler Konrad Adenauer.

In diesem Zeitzeichen erzählen Markus Harmann und Joachim Heinz:
  • warum Belgien 1949 "großzügig" auf deutsche Gebiete verzichtet,
  • wie Mützenich belgisch werden möchte,
  • vom Freibier für die neuen Staatsbürger,
  • was für straffällige Bollenier vorgesehen ist.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Christoph Brüll, Historiker, Universität Luxemburg
  • Michael Heinzel, Bonner Heimatforscher

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Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian

Rita Levi-Montalcini - ihr Gehirn ging nie in Rente

Rita Levi-Montalcini - ihr Gehirn ging nie in Rente WDR Zeitzeichen 22.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 23.04.2099 WDR 5

103 Jahre alt wurde Rita "la professoressa" Levi-Montalcini, Entdeckerin des Nervenwachstumfaktors. Zur Welt kam die Medizin-Nobelpreisträgerin am 22.4.1909 in Turin.

Um ihre Forschung während des Zweiten Weltkriegs uneingeschränkt fortsetzen zu können, arbeitet die italienische Neurologin Rita Levi-Montalcini in einem provisorischen Labor, das sie in ihrem Schlafzimmer einrichtet. *** Das ist unser wichtigster Interviewparter: Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi Tenhaven, Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother


Rita Levi-Montalcinis Entdeckungen auf dem Gebiet der Neurobiologie gelten als bahnbrechend. Die herausragende italienische Neurologin und Zellbiologin wird am 22. April 1909 in Turin geboren und wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf.

Gemeinsam mit Stanley Cohen erhält Levi-Montalcini 1986 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für die Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors (NGF), einem Botenstoff, der das Wachstum von Nervenzellen stimuliert. Dies revolutioniert das Verständnis für Entwicklung und Funktion des Nervensystems und hat weitreichende Auswirkungen auf die Neurobiologie und die Medizin im Allgemeinen.

"La professoressa", wie sie in Italien bewundernd genannt wird, ist eine unerschrockene Pionierin, die trotz der Hindernisse, mit denen sie als Frau und Jüdin während des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs in Italien konfrontiert ist, unermüdlich für wissenschaftliche Erkenntnisse kämpft. Sie sagt: "Im Leben sollte man niemals nachgeben, sich dem Mittelmaß hingeben, sondern sich aus jener Grauzone herausbewegen, in der alles Gewohnheit und passive Resignation ist. Man muss den Mut haben, zu rebellieren." Und dies tut sie, bis zu ihrem Tod mit 103 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • wie Rita Levi-Montalcinis besonderer Einfallsreichtum ihre Forschung beflügelt,
  • wie die Grande Dame der Wissenschaft scheinbar alles mit Leichtigkeit nimmt,
  • wieso es nie zu spät ist, Neues zu lernen,
  • welche wichtige Rolle Emotionen beim Lernen spielen,
  • und inwiefern die Wissenschaftlerin selbst der beste Beweis dafür ist, dass ihre Theorien zutreffen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Rita Levi-Montalcini: Die Vorzüge des Alters. Leistungsfähigkeit und geistige Aktivität ein Leben lang, München/Zürich 2005.
  • Charlotte Kerner: Ein Lob der Vollkommenheit. In: Charlotte Kerner: Nicht nur Madame Curie – Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Weinheim und Basel 1999.
  • Ralph A. Bradshaw: Rita Levi-Montalcini (1909–2012). In: Nature. Band 493, Nr. 7432, 2013, S. 306.
  • Gisela Baumgart: Levi-Montalcini, Rita. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin und New York 2005, S. 847.

Und das ist unser Interviewpartner
Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Nicolas Dohle

Der "Game Boy": Wie ein kleiner grauer Kasten die Welt erobert

Der "Game Boy": Wie ein kleiner grauer Kasten die Welt erobert WDR Zeitzeichen 21.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 22.04.2034 WDR 5

Am 21.4.1989 startet der "Game Boy" mit bereits veralteter Technik - und trotzdem verändert er die (Videospiel-)Welt: Spielen wird überall und jederzeit möglich.

Es ist der hochfunktionale technische Minimalismus des "Game Boys", der die überzüchtete Technik der Konkurrenz ausstechen kann: Als die japanische Firma Nintendo die mobile Spielkonsole auf den Markt bringt, wird sie umgehend zum weltweiten Verkaufserfolg. Die Kinder sind hin und weg. Eltern und Pädagogen hingegen sind nicht begeistert. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Christian Schiffer (Journalist BR, Digital- und Gamingexperte für die ARD) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Fritz Schaefer, Redaktion: Matti Hesse


Der "Game Boy" ist lange Zeit weltweit die meistverkaufte Spielkonsole. Und das, obwohl seine technische Ausstattung schon bei der Markteinführung 1989 sehr zu wünschen übrig lässt. Während die Konkurrenz fast zeitgleich mit großzügigen Farbbildschirmen und deutlich komplexerer Grafik aufwarten kann, besitzt der "Game Boy" nur einen grün-schwarzen Mini-Monitor.
Auch der Hauptprozessor ist bei seinem Einbau in das Gerät bereits 15 Jahre alt. Er wird Ende der 1980er-Jahre eigentlich nur noch für die Steuerung von Wasch- und Nähmaschinen verwendet.
Aber diese reduzierte technische Ausstattung ist für den "Game Boy" kein Nachteil. Im Gegenteil: Handhelds – Spielkonsolen, die nicht an den Fernseher gekoppelt werden müssen, sondern überall hin mitgenommen werden können – sind damals eine Innovation. Der Game Boy punktet gegenüber Konkurrenzprodukten mit der viel längeren Batterielaufzeit und dem verhältnismäßig günstigen Preis - so wird er zum Massenprodukt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Fritz Schaefer:
  • welches dem "Game Boy" beliegende Spiel ganz entscheidenden Anteil am Erfolg hat,
  • warum es in Japan so viele Anbieter von Computerspielen gibt,
  • was die drei Schriftzeichen Nin-ten-do auf Deutsch bedeuten,
  • welche Einwände Pädagoginnen und Pädagogen gegen den "Game Boy" haben,
  • dass es trotz Smartphones auch heute noch Fans des "Game Boy" gibt.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Christian Schiffer (Journalist BR, Digital- und Gamingexperte für die ARD)

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Autor: Fritz Schaefer
Redaktion: Matti Hesse

Der Amoklauf an der Columbine High School (am 20.4.1999)

Der Amoklauf an der Columbine High School (am 20.4.1999) WDR Zeitzeichen 20.04.2024 14:39 Min. Verfügbar bis 21.04.2099 WDR 5

Die Tat von zwei Schülern in Littleton im US-Bundestaat Colorado erschütterte die USA. Eine Tragödie, die als Wendepunkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten gilt.

Der Amoklauf an der Columbine-High-School läutet eine neue Phase der Gewalt an US-amerikanischen Schulen ein. Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen durch Waffengewalt in Schulen sterben, aber das eiskalte Vorgehen der Täter ist neu – und findet in der Folge viele Nachahmer. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Mareike Wilke, Institut für Konflikt- und Gewaltforschung, Bielefeld *** Das sind unsere Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ulrich Biermann, Autorin: Veronika Bock, Redaktion: Matti Hesse


Eric Harris und Dylan Klebold müssen sich monatelang vorbereitet haben: Laut Polizeibericht betreten sie um 11.14 Uhr ihre Schule und schießen um sich. Zunächst in der Cafeteria, dann gehen der 17- und 18-Jährige in die Bibliothek. In weniger als einer Stunde töten sie zwölf Schülerinnen und Schüler und einen Lehrer. Danach erschießen sie sich selbst.

Die Menschen in den USA und der ganzen Welt sind geschockt. Der damalige Präsident Bill Clinton ahnt schon kurz nach der Tat: "Wir kennen noch nicht alle Gründe für diese Tragödie, und vielleicht werden wir sie auch nie ganz verstehen." Er soll Recht behalten. In der Folge wird jedes Detail im Leben der Täter analysiert. Gewaltverherrlichende Musik und so genannte Ego-Shooter-Computerspiele geraten ebenso wie die laxen Waffengesetze der USA als mögliche Treiber für den Amoklauf in Verdacht.

Viele der ersten Spekulationen werden später widerlegt, aber bis heute beschäftigen sich Forschende mit den Vorfällen an der Columbine High School, um die Täter besser zu verstehen und so zu verhindern, dass es Nachahmer gibt. Auch der 19-Jährige, der 16 Menschen und sich selbst 2002 am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet, hat zuvor zu Columbine recherchiert – genauso wie der 17-jährige Amokläufer von Winnenden.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • wie das Massaker an der Columbine High School zu einem Medienhype wird,
  • warum dieser Amoklauf als Zäsur für Gewalt an Schulen gilt,
  • über die schwierige Suche nach möglichen Motiven der Täter,
  • wie jeder in einem Videospiel zum virtuellen Amokläufer der Columbine High School werden konnte.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ulrich Biermann
Autorin: Veronika Bock
Redaktion: Matti Hesse

Er machte Hits und Stars wie kein zweiter: Hans R. Beierlein

Er machte Hits und Stars wie kein zweiter: Hans R. Beierlein WDR Zeitzeichen 19.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 20.04.2099 WDR 5

Er entdeckte Udo Jürgens. Er zog die Fäden im Hintergrund des Mediengeschäfts und der Schlagerbranche: Hans Rudolf Beierlein, geboren am 19.4.1929.

Heinz Rudolf Beierlein erkennt das Potenzial des unbekannten Udo Jürgens und fördert seine Karriere. Daneben vermarktet der Musikmanager Schlager und Volksmusik und macht französische Stars wie Charles Aznavour und Johnny Hallyday in Deutschland bekannt.*** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Tobias Reitz und Thomas Woitkewitsch *** Das sind die Macher und Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Klasen, Redaktion: David Rother


Der Gourmet und Frankreichliebhaber Hans R. Beierlein pflegt mit allergrößter Sorgfalt seine Kontakte zur französischen Musikelite, schafft es auch, Deutschland-Tourneen für die französischen Top-Stars zu organisieren.

Der Kritik, dass er keine Ahnung von Musik habe, begegnet Beierlein mit der pragmatischen Antwort, es sei seine Aufgabe, aus Musiknoten Banknoten zu machen.

Udo Jürgens und Hans R. Beierlein begegnen sich 1963 das erste Mal. Da ist Udo Jürgens ziemlich mutlos. Seine Platten verkaufen sich nicht, er möchte nicht mehr singen, nur noch komponieren. Beierlein erkennt sofort das große Potenzial des Klagenfurters und nimmt ihn unter seine Fittiche. Udo Jürgens gewinnt 1966 den Grand Prix Eurovision de la Chanson. Es ist der Start seiner Weltkarriere.

2014 verkauft Hans R. Beierlein die Rechte an allen 6.000 Musiktiteln seines Musikverlags Montana und zieht sich ins Private zurück. Im August 2022 stirbt er mit 93 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • wie Beierlein als angehender Journalist in einem Waschraum seine erste Story aufschnappt,
  • welchen Coup Beierlein mit dem Kampflied "Die Internationale" landet,
  • warum Beierlein seine Mitarbeiter vor dem Grand Prix Eurovision de la Chanson 1966 Zeitungen in Kiosken aufkaufen lässt,
  • welche Sonderstellung die Sängerin Alexandra in Beierleins Lebenswerk einnimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Die Textdichter Tobias Reitz und Thomas Woitkewitsch
  • Hubert Bücken: Anders als andere - die montana-Story 1959-2009, München 2009.

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: David Rother
Technik: Nicolas Dohle

Radioprogramm der Nazis für den arabischen Raum

Radioprogramm der Nazis für den arabischen Raum WDR Zeitzeichen 18.04.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 19.04.2099 WDR 5

Täglich judenfeindliche Parolen: Das ist Aufgabe der "Orient-Redaktion", die im April 1939 im Auftrag der Nationalsozialisten ihre Arbeit aufnimmt. Die Propaganda wirkt.

Mit dem Start der „Orient-Redaktion“ des Deutschen Kurzwellensenders beginnen die Nationalsozialisten eine Propagandaschlacht im arabischen Raum. Schlüsseltext der Radiosendungen ist der Koran – so, wie die Nazis ihn selektiv interpretieren: "Die Nazis haben alles weggelassen, was pro-jüdisch ist, und haben den Koran genommen, als sei es ein antisemitisches Buch. Das war natürlich ein Betrug. Aber wenn so ein Betrug sechs Jahre lang ununterbrochen per Radio weiterverbreitet wird, dann verändert es das Bild des Juden in der ganzen Region." *** Das Zitat stammt von unserem Interviewpartner: Matthias Küntzel (Historiker und Experte für islamischen Antisemitismus) *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck; Redaktion: Gesa Rünker


Die fremden Klänge, die der deutsche Radiosender bringt, sind nicht für das heimische Publikum gedacht. Sie beschallen den arabischen Raum von Nordafrika bis in den Nahen Osten.

Sie zielen besonders auf Palästina, wo Muslime damals fürchten, Juden könnten einen eigenen Staat errichten, wenn die Mandatsmacht Großbritannien abgezogen wird. Ein Regionalkonflikt, den die nationalsozialistischen Machthaber mithilfe judenfeindlicher Hetze im Kurzwellenradio anheizen.
In Königs Wusterhausen, knapp 40 Kilometer südlich von Berlin, besitzen die Nationalsozialisten den leistungsstärksten Kurzwellensender der Welt. Sie sind in der Lage, Radioprogramme um den halben Globus zu funken.

Mit enormem Aufwand lassen Hitlers oberster Propagandist Joseph Goebbels und Reichspressechef Otto Dietrich die sogenannte "Orient-Redaktion" einrichten. 80 Mitarbeiter werden verpflichtet, Texter, Übersetzer, Sprecher – türkische, persische und vor allem Arabisch-Muttersprachler.

Die antisemitische Hasspropaganda verschwindet mit Kriegsende aus dem Äther. Einen Nachhall hat sie bis heute.


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • dass Radiohören im arabischen Raum ein kollektives Ereignis ist,
  • welches Hindernis die nationalsozialistische Rassenlehre für den Propagandasender darstellt,
  • weshalb der Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, zum Glücksfall für den Nazisender wird.

Das sind unser Interviewpartner und unsere wichtigsten Quellen:
  • Matthias Küntzel (Historiker und Experte für islamischen Antisemitismus)
  • Matthias Küntzel: Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand. Berlin/Leipzig 2019.
  • Jeffrey Herf: Nazi Propaganda for the Arab World. New Haven & London 2009
  • Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina. Darmstadt 2006
  • Barry Rubin und Wolfgang G. Schwanitz: Nazis, Islamists, and the Making of the Modern Middle East. New Haven & London 2014.

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Annette Skrzydlo

Nikita Chruschtschow: Vom Stalinisten zum polternden Reformer

Nikita Chruschtschow: Vom Stalinisten zum polternden Reformer WDR Zeitzeichen 17.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 18.04.2099 WDR 5

Ausgerechnet Stalins Erbe, der selbst Teil von Stalins Terrorapparat war, räumte mit den Verbrechen seiner Genossen auf. Geboren wurde er 1894 als Sohn eines armen Bauern.

Nach dem Tod Josef Stalins leitet Nikita Chruschtschow mit seiner 1956 gehaltenen Geheimrede die Entstalinisierung ein. Chruschtschow wird 1958 auch Regierungschef der Sowjetunion. Außenpolitisch propagiert er die friedliche Koexistenz mit dem Westen, ist aber gleichzeitig dessen schwieriger Konterpart und strebt die globale Führungsrolle der UdSSR an. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Jörg Baberowski (Professor für Osteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität Berlin) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember; Redakteurin: Gesa Rünker


Ausgerechnet der politische Erbe Stalins, Nikita Chruschtschow, der selbst Teil des stalinistischen Terrorapparates war, räumt mit den Verbrechen seiner Genossen auf und betreibt die Entstalinisierung.

Mit 15 Jahren wird der ungebildete Bauernsohn Chruschtschow Bergmann, später Gewerkschaftsfunktionär. An der Moskauer Arbeiter-Akademie gelangt er in Stalins Dunstkreis. Im Zweiten Weltkrieg ist Chruschtschow Parteichef der Ukraine. Bei Kriegsende wird er einmal mehr zum Schlächter im Auftrag Stalins. Er ist verantwortlich für die Rache an wirklichen oder vermeintlichen Kollaborateuren.

Gegen den Rivalen USA schaffen die Sowjets 1957 im Weltraum mit dem Satelliten Sputnik einen Etappensieg. Real und verbal rüstet Chruschtschow mächtig auf. Doch wirtschaftlich können die Sowjets nicht mithalten. Und in der Kuba-Krise beweist Chruschtschow, dass er keinen Krieg will und in letzter Minute die Einigung mit US-Präsident Kennedy sucht.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie Josef Stalin Nikita Chruschtschow in seinen Bann zieht,
  • wie Stalin seine Gefolgschaft aufbaut und in sein Terrorregime zieht,
  • wie Chruschtschow durch die eigenen Gräueltaten zum Kriegsgegner wird,
  • wie Chruschtschow den Freiheitskampf der Ungarn und die Republikflucht aus der DDR bekämpft.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jörg Baberowski (Professor für Osteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität Berlin)
  • Jörg Baberowski (Hrsg.): Das russische Imperium: Von den Romanows bis zum Ende der Sowjetunion, 2022

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Autor: Heiner Wember
Redakteurin: Gesa Rünker
Technik: Moritz Raestrup

Medizinvermarktung als Heldengeschichte: die Behringwerke

Medizinvermarktung als Heldengeschichte: die Behringwerke WDR Zeitzeichen 16.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 17.04.2099 WDR 5

Für seine Serumtherapie gegen Diphterie erhält der Mediziner Emil von Behring 1901 den Nobelpreis. Am 16. April 1914 eröffnet er die Behringwerke Marburg und Bremen.

Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs werden Kaufleute in Bremen auf Emil Adolf Behring aufmerksam, die mit Kolonialwaren handeln und nun das Pharmageschäft entdecken. Behring hat gerade seine Arbeiten zu einem vorbeugenden Diphtherieimpfstoff vorgestellt. Am 16. April 1914 werden die Behringwerke Bremen und Marburg gegründet. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ulrike Enke (Medizinhistorikerin und Biographin, Uni Marburg); Ulrike Enke: Emil von Behring 1854-1917, Göttingen 2023. *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Geuer; Redaktion: David Rother/Christoph Tiegel


Mit dem japanischen Arzt und Bakteriologen Kitasato Shibasaburō und dem deutschen Mediziner und Forscher Paul Ehrlich entwickelt der deutsche Mediziner, Immunologe, Serologe und Unternehmer Emil Behring Arzneimittel gegen die Diphtherie. Nach dem Erhalt des ersten Nobelpreises für Physiologie oder Medizin wird er von Kaiser Wilhelm II. geadelt und heißt von da an Emil von Behring.

1914 kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs werden Kaufleute in Bremen auf Behring aufmerksam. Behring hat gerade auf einem Kongress seine Arbeiten zu einem vorbeugenden Diphtherieimpfstoff vorgestellt.

Am 16. April 1914 werden in Bremen und Marburg die Behringwerke eröffnet.

Für die Entwicklung eines Gegengiftes gegen den Wundstarrkrampf (Tetanus) wird Behring in der Presse als "Retter der Kinder" und als "Retter der Soldaten" gerühmt. Tetanus ist bis dahin eher als Tierkrankheit bekannt, aber verunreinigte Erde in den Schützengräben sorgt dafür, dass allein in den ersten Kriegsmonaten über 1.600 Soldaten an Wundstarrkrampf sterben.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • von den Schattenseiten der Lichtgestalt Emil von Behring,
  • wie Kaninchen unter dem Bett Behrings Forschungen einleiten,
  • wie schon Anfang des 20. Jahrhunderts eine Diskussion darüber beginnt, ob man mit Gesundheit Geld verdienen darf,
  • wie Behring die Fortsetzung seiner Forschungen selber torpediert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ulrike Enke (Medizinhistorikerin und Biographin, Uni Marburg)
  • Malte Thießen (Medizinhistoriker, LWL Münster)
  • Ulrike Enke: Emil von Behring 1854-1917, Göttingen 2023

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Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Gesa Rünker/Christoph Tiegel

Er gründet das Museum Folkwang: Der Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus

Er gründet das Museum Folkwang: Der Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus WDR Zeitzeichen 15.04.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 17.04.2099 WDR 5

Kontakt zu Kunst steigert die Lebensqualität - davon ist Karl Ernst Osthaus überzeugt. Viele Ideen setzt der 15.4.1874 geborene Kunstmäzen in seiner Heimatstadt Hagen um.

Ein Mann mit Visionen: Das Ziel von Karl Ernst Osthaus ist "die kulturelle Hebung des industriellen Westens". Das will er durch mehrere Institute erreichen. Eine dieser Institutionen ist das Folkwang-Museum, das der Bankierssohn 1902 in Hagen gründet und das sich heute in Essen befindet. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ralf Blank (Historiker); Birgit Schulte (Kunsthistorikerin, Osthaus Museum Hagen) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Berit Hempel, Redaktion: Gesa Rünker


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts will Karl Ernst Osthaus mit seinem Erbe von drei Millionen Mark – heute wären das ungefähr 30 Millionen Euro - die Welt verändern. Sein Ziel ist "die kulturelle Hebung des industriellen Westens".

Diese Aufgabe soll durch mehrere Institute erfüllt werden. Eine dieser Institutionen ist das Folkwang-Museum, das der Bankierssohn 1902 in Hagen gründet und das sich heute in Essen befindet.

In Hagen gründet Osthaus außerdem eine Malschule, das "Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe", eine Zentrale für Design-Wanderausstellungen, den Folkwang-Verlag. Und er hat noch weitere Pläne.

Ein Heilsbringer ist Osthaus allerdings nicht. Er ist antisemitisch eingestellt und gehört entsprechenden Gruppierungen an. 1916 wird er zum Militär eingezogen, erkrankt an Tuberkulose und wird beurlaubt. Schließlich stirbt Osthaus 1921 in einem Lungensanatorium in Meran mit nur 46 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Berit Hempel:
  • wo Karl Ernst Osthaus seine Ideen entwickelt,
  • wie er seine Gäste zu empfangen und zu verabschieden pflegt,
  • aus welchen Ländern und Gegenden der Sammler Kunstwerke mitbringt,
  • was der Mäzen alles sammelt,
  • woher der Name Folkwang stammt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner- und partnerinnen:
  • Ralf Blank (Historiker)
  • Birgit Schulte (Kunsthistorikerin, Osthaus Museum Hagen)
  • Elisabeth May (Leitung Bildung & Vermittlung, Osthaus Museum Hagen)

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Autorin: Berit Hempel
Redaktion: Gesa Rünker

Rachel Carson: Pionierin der Umweltbewegung

Rachel Carson: Pionierin der Umweltbewegung WDR Zeitzeichen 14.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 16.04.2099 WDR 5

Das Insektenvernichtungsmittel DDT gilt in den 60ern als Wunderwaffe. Rachel Carsons (gestorben am 24.4.1964) "Der stumme Frühling" warnt vor den Gefahren - mit Erfolg.

Sie ist eine Kämpferin: Rachel Carson studiert Biologie, obwohl die Berufsaussichten für Frauen in den Naturwissenschaften praktisch gleich null sind. Und sie macht sich Anfang der 1960er-Jahre die mächtige chemische Industrie in den USA zur Feindin - mit ihrem Buch "Der stumme Frühling", das auf die Gefahren von DDT aufmerksam macht. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen- und partner: Linda Lear (US-Wissenschaftshistorikerin, Biografin von Rachel Carson); Christof Mauch (Direktor des Rachel Carson Instituts for Environment and Society an der Universität in München) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Kath, Redaktion: Matti Hesse


Sie gilt als eine der Wegbereiterinnen der Umweltbewegung. Die Biologin Rachel Carson macht sich Anfang der 1960er-Jahre die mächtige Chemieindustrie der USA zur Feindin.
Ihr Sachbuch "Silent Spring" ("Der stumme Frühling") erscheint im Sommer 1962. Darin zeigt die Wissenschaftlerin auf: Dort wo Pestizide eingesetzt worden sind, haben die Vögel aufgehört zu singen. Der gedankenlose massive Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln auf den Feldern - aber auch in Gärten und innerhalb der Häuser - ist keineswegs harmlos. Seit Jahren recherchiert die Biologin zu den Folgen des Einsatzes des Insektenvernichtungsmittels DDT auf Menschen und Umwelt.
US-Präsident John F. Kennedy liest das Buch und setzt eine wissenschaftliche Kommission ein, um die Vorwürfe zu untersuchen. Die Folge: In den USA wird DDT schließlich verboten.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • warum der Einstieg in das Buch "Der stumme Frühling" für manche Wissenschaftler ein Aufreger ist,
  • weshalb der unkontrollierte Einsatz von DDT so gefährlich ist,
  • über welche Themen Rachel Carson außerdem noch schreibt,
  • mit welchen gesundheitlichen Problemen die Biologin zu kämpfen hat,
  • wie aktuell ihre Einsichten auch heute noch sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Linda Lear (US-Wissenschaftshistorikerin, Biografin von Rachel Carson)
  • Christof Mauch (Direktor des Rachel Carson Instituts for Environment and Society an der Universität in München)
  • Rachel Carson, Rachel: Der stumme Frühling. München, 2005

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner

Anhörung von J. Robert Oppenheimer vor der US-Atomkommission

Anhörung von J. Robert Oppenheimer vor der US-Atomkommission WDR Zeitzeichen 13.04.2024 16:09 Min. Verfügbar bis 14.04.2099 WDR 5

Als der "Vater der Atombombe", J. Robert Oppenheimer, die Wasserstoffbombe ablehnt, muss er vor der US-Atomkommission erscheinen. Die Anhörung beginnt am 13.4.1954.

Während des Zweiten Weltkrieges übernimmt J. Robert Oppenheimer in den USA die wissenschaftliche Leitung des sogenannten Manhattan-Projekts zur Entwicklung der ersten Atombombe. Die Waffe kommt 1945 in Japan zum Einsatz und kostet mehr als 200.000 Menschen das Leben. Als Konsequenz daraus spricht sich Oppenheimer gegen den Bau der Wasserstoffbombe aus. Daraufhin wird im vorgeworfen, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. Ab dem 13. April 1954 muss er sich deshalb vor der US-Atomkommission verantworten. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Ray Monk: Robert Oppenheimer - A Life Inside the Center. New York, Toronto 2012; Abraham Pais: J. Robert Oppenheimer - A Life. Oxford University Press, 2006 *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Meyer, Redaktion: Gesa Rünker


Im Jahr 1942 starten die amerikanische Regierung und das Militär ein geheimes Atomforschungsprojekt. Sie übertragen J. Robert Oppenheimer die wissenschaftliche Leitung. Der Physiker wird zum "Vater der Atombombe". Seine Erfindung trägt wohl zum Ende des 2. Weltkriegs auch in Japan bei - und sie kostet 1945 mehr als 200.000 Menschen das Leben.
Oppenheimer begreift, dass er maßgeblich dazu beigetragen hat, die Welt grundlegend und für immer zu verändern. Er versucht daraufhin, die wissenschaftliche und politische Kettenreaktion zu stoppen und spricht sich deutlich gegen den Bau der Wasserstoffbombe aus - und damit gegen die Weiterentwicklung der tödlichen Technologie.
Diese Haltung bringt Oppenheimer Ärger ein. Am 13. April 1954 beginnt eine Anhörung vor der US-Atomkommission - dem Physiker wird unter anderem vorgeworfen, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. Nach vier Wochen zermürbender Verhöre wird er aus allen geheimen Regierungsprojekten ausgeschlossen.
Zwar wird diese Untersuchung Ende 2022 offiziell für fehlerhaft erklärt und aufgehoben, für Oppenheimer kommt das jedoch zu spät. Er stirbt bereits im Februar 1967.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • welche verheerenden Folgen die Atombomben-Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki haben,
  • warum die Anfänge von Oppenheimers Karriere nach Göttingen führen,
  • warum dem Physiker eine Affäre mit Jean Tatlock zum Verhängnis wird,
  • was es mit dem sogenannten "Manhattan-Project" auf sich hat,
  • vom oscarprämierten Film "Oppenheimer" und weiteren Werken, die sich mit dem Leben des Physikers beschäftigen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Ray Monk: Robert Oppenheimer - A Life Inside the Center. New York, Toronto 2012
  • Abraham Pais: J. Robert Oppenheimer - A Life. Oxford University Press, 2006
  • John Hunner: J. Robert Oppenheimer - The Cold War and the Atomic West, 2009
  • Heinar Kipphardt: In der Sache J. Robert Oppenheimer. Frankfurt am Main, 1964
  • Kai Bird und Martin J. Sherwin: American Prometheus, The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer, New York, 2005

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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Gesa Rünker

Résistance in den Cevennen - der Held ist die Gemeinschaft

Résistance in den Cevennen - der Held ist die Gemeinschaft WDR Zeitzeichen 12.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 13.04.2099 WDR 5

Im Widerstand verbunden: am 12.4.1944 wehren sich in den Cevennen 120 Franzosen und Deutsche gemeinsam und erfolgreich gegen 2.000 SS-Männer und Vichy-Polizisten.

Das entlegene und nur schwer erreichbare Gebiet der Cevennen bietet seit jeher einen besonderen Rückzugsort für Verfolgte. Während des 2. Weltkriegs zieht sich die Résistance hierhin vor ihren Feinden zurück - der Widerstand gegen die politische Unterdrückung durch das Vichy-Regime und die Nationalsozialisten formiert sich. Wie erfolgreich dieser ist, zeigt der gescheiterte Großangriff der SS auf die Cevennen am 12. April 1944. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Annelie Buntenbach (Historikerin, früher DGB) ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Pfaff, Redaktion: Christoph Tiegel/David Rother


Die südfranzösischen Cevennen sind ein besonderer Ort des 2. Weltkriegs. Denn hier kämpfen Deutsche auf beiden Seiten: Als Besatzungstruppen und gegen die Besatzer.

Es ist der 12. April 1944, als rund 2.000 gut bewaffnete Männer von SS und Vichy-Polizei auf der Bergkette versuchen, die Résistance zu stellen. Ziel ist das Ausbildungslager "Picharlerie". In dem abgelegenen Gehöft haben sich 120 weit schlechter ausgestattete Maquisarden - wie sich die zivilen Widerstandskämpfer nennen - verschanzt.

Sie nutzen ihre Ortskenntnis, um die Besatzer und ihre französischen Hilfstruppen in eine Falle zu locken. Deren schweres Gerät ist im unwegsamen Gelände keine Hilfe; die Angreifer erleiden hohe Verluste. Fast alle Widerstandskämpfer können dagegen in der Nacht durch die feindlichen Reihen entkommen; sie haben nur drei Tote zu beklagen.

Sechs Wochen später sind die Nazi-Truppen bei der "Bandenbekämpfung" erfolgreicher: Es gelingt ihnen bei La Parade fast 70 Maquisarden einzukreisen - und später brutal zu ermorden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • Was die Cevennen so besonders macht,
  • wie die protestantischen Kirchengemeinden den Juden in den Cevennen zur Seite stehen,
  • was es mit dem Satz "Hier in den Cevennen gab es keine Helden - der Held war die Gemeinschaft" auf sich hat,
  • warum der zivile Rettungswiderstand nach dem Krieg schnell in Vergessenheit gerät.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Annelie Buntenbach (Historikerin, früher DGB)
  • Patrick Cabanel (Historiker; Experte Widerstand in den Cevennen)

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: Christoph Tiegel/David Rother

Auf Sanddünen erbaut: Die Gründung der Stadt Tel Aviv

Auf Sanddünen erbaut: Die Gründung der Stadt Tel Aviv WDR Zeitzeichen 11.04.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 12.04.2099 WDR 5

Am 11. April 1909 trafen sich rund 60 Familien auf den Sanddünen nördlich von Jaffa und gründeten Tel Aviv Heute gilt die Stadt als weltoffene Metropole.

Als Gegenmodell zum überfüllten und lauten Jaffa soll nördlich davon eine Gartenstadt gebaut werden, die aus Schindel gedeckten Häusern mit kleinen Gärten besteht. Am 11. April 1909 trifft sich mitten in den Dünen eine Gruppe von Jüdinnen und Juden, die unter sich das Gelände verlosen, das einem arabischen Scheich abgekauft wurde. Daraus entwickelt sich Tel Aviv. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Uriel Kashi (Historiker, Mitarbeiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa Heimbach, Redaktion: Matti Hesse


Eine alte Fotografie zeigt die Sanddünen nördlich von Jaffa: Mitten in den Dünen, dicht gedrängt, steht eine Gruppe von Menschen im Kreis. Die Frauen tragen schwarze Röcke, die Männer Anzug und Melonenhut, dazwischen Kinder. Es sollen der Legende nach genau 60 Familien sein, die sich am 11. April 1909 dort treffen.

Der Grund: Der zionistische Verein Achusat Bait - zu deutsch: Hausbaugesellschaft - hat rund neun Hektar Dünengelände von einem arabischen Scheich gekauft. Die Fotografie hält jenen Augenblick fest, als Akiva Arieh Weiss die Parzellen unter den Mitgliederfamilien der Achusat Bait verlost.

Das Ziel: Es soll eine Gartenstadt gebaut werden, die aus schindelgedeckten Häusern mit kleinen Gärten besteht - eine neue Stadt mit breiten, sauberen, ruhigen Straßen als Gegenmodell zur überfüllten und lauten Hafenstadt Jaffa.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • Womit die Verlosung der Parzellen durchgeführt wird,
  • wieso die Gründerjahre hart und dennoch für viele eine liebenswerte Erinnerung sind,
  • warum das Wohnhaus des ersten Bürgermeisters von Tel Aviv Geschichte schreibt,
  • wie die Stadt zur ihrem Namen kommt und was er bedeutet,
  • wie sich Tel Aviv nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 verändert hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Uriel Kashi (Historiker, Mitarbeiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem)
  • Joachim Schlör: Tel Aviv - Vom Traum zur Stadt, Gerlingen 1999
  • Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, München 2002

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Ekel Alfred ist seine Erfindung: Der Fernsehautor Wolfgang Menge

Ekel Alfred ist seine Erfindung: Der Fernsehautor Wolfgang Menge WDR Zeitzeichen 10.04.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 11.04.2099 WDR 5

Seine Drehbücher haben Spannung, Humor - und Stoff für den kritischen Verstand: Wolfgang Menge kommt am 10.4.1924 zur Welt und liefert dem Fernsehen neue Ideen.

Die bitterböse TV-Familienserie "Ein Herz und eine Seele" ist die berühmteste Erfindung des Drehbuchautors Wolfgang Menge. Doch er kann nicht nur Sitcom. Er schreibt mit "Stahlnetz" die erste deutsche Krimi-Reihe, entwickelt die Talkshow und bringt semi-fiktionale Formate sowie stilprägende Fernsehspiele auf den Bildschirm. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Gundolf S. Freyermuth (Professor für Medienwissenschaften und Game Studies an der TH Köln); Gundolf S. Freyermuth: Wer war WM? Auf den Spuren eines Televisionärs: Wolfgang Menges Leben und Werk. Berlin 2024 *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane Kopka, Redaktion: Gesa Rünker


Alfred Tetzlaff, das Ekel vom Dienst: Mit dieser Figur erscheint in den 1970er-Jahren die Inkarnation des deutschen Spießers auf dem Bildschirm. Die bitterböse Familienserie "Ein Herz und eine Seele" ist die bekannteste Erfindung des Drehbuchautors Wolfgang Menge - und die erste Sitcom.
Doch der gelernte Journalist kann noch mehr: Er schreibt mit "Stahlnetz" die erste deutsche TV-Krimi-Reihe, entwickelt mit "3 nach 9" die erste Talk-Show - und begibt sich dafür selbst vor die Kamera. Er bringt semi-fiktionale Formate sowie stilprägende Fernsehspiele auf den Bildschirm.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • weshalb Wolfgang Menge im "Dritten Reich" diskriminiert wird,
  • was er nach dem Zweiten Weltkrieg in England macht,
  • was Wolfgang Menge in Sexshops und Polizeiarchiven sucht,
  • wie er bei Fernsehen und Film landet,
  • mit welchem Hobby Wolfgang Menge seine Freunde beglückt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gundolf S. Freyermuth (Professor für Medienwissenschaften und Game Studies an der TH Köln)
  • Gundolf S. Freyermuth, Lisa Gotto (Hg.): Der Televisionär – Wolfgang Menges transmediales Werk. Bielefeld 2016
  • Gundolf S. Freyermuth: Wer war WM? Auf den Spuren eines Televisionärs: Wolfgang Menges Leben und Werk. Berlin 2024

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Theo Kramer

Der Fall Gurlitt: Ein deutscher Kunst-Krimi

Der Fall Gurlitt: Ein deutscher Kunst-Krimi WDR Zeitzeichen 09.04.2024 13:39 Min. Verfügbar bis 10.04.2099 WDR 5

Ein Berg teurer Bilder in einer verwahrlosten Wohnung. Picassos zwischen schimmligen Konservendosen. Daneben: Nazi-Raubkunst? Die Behörden waren beim "Fall Gurlitt" überfordert. Am 9.4.2014 gab die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte Bilder zurück.

Fast eineinhalb Jahre hält die Staatsanwaltschaft den "Schwabinger Kunstfund" geheim. Öffentlich wird er nur durch einen Tipp an den "Fokus", der daraufhin mit der Schlagzeile titelt: "Hitlers Milliardenschatz gefunden." *** Das ist unser wichtigster Interviewparter: Stefan Koldehoff, Kulturredakteur ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: David Rother


Die Rückgabe der Gurlitt-Bilder 2014 war ein bedeutender Moment. Die Sammlung von rund 1300 Kunstwerken, größtenteils von den Nazis als "entartete Kunst" beschlagnahmt oder von jüdischen Familien verkauft, wurde 2012 in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt entdeckt. Darunter Werke von Picasso, Matisse, Renoir, Nolde, Kokoschka, Chagall und Liebermann - achtlos gestapelt in einer verwahrlosten Wohnung zwischen Konservendosen und schimmligen Lebensmitteln.

Nach langen Diskussionen einigen sich Gurlitt und die Regierung darauf, verdächtige Bilder zurückzugeben. Cornelius Gurlitt hatte die Bilder von seinem Vater Hildebrand übernommen, der Kunsthändler im Nazideutschland gewesen war.

Dier Erforschung der Herkunft der Bilder und die juristische Aufarbeitung sind kompliziert und lösen internationales Interesse aus. Einige Werke werden in Ausstellungen gezeigt, andere bleiben im Besitz der deutschen Regierung, manche werden jüdischen Familien zurückerstattet.

Als Cornelius Gurlitt wenige Wochen nach der Rückgabe der Bilder im Mai 2014 stirbt, vermacht er die restlichen Bestände seiner Sammlung einem Schweizer Museum. Der größte Kunstskandal der BRD findet damit ein Ende - dessen Aufarbeitung nicht.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • durch welchen Zufall die Staatsanwaltschaft Augsburg auf den Fall aufmerksam wird,
  • wieso der Fund zunächst geheim gehalten wird und dann doch an die Öffentlichkeit kommt,
  • was unter dem Begriff „entartete Kunst“ zu verstehen ist,
  • wie wichtig transparente Aufklärungsarbeit und Provenienzforschung ist,
  • und was wir für die Zukunft daraus lernen können.

Das sind unsere Interviewpartner:
  • Stefan Koldehoff, Kulturredakteur
  • Meike Hopp, Provenienzforscherin
  • Maike Hoffmann, Kunsthistorikerin
  • Andrea Barelsel-Brandt, Kunsthistorikerin
  • Marcel Brülhart, Gurlitt-Beauftragter des Kunstmuseums Bern
  • Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: David Rother
Technik: Moritz Raestrup

Karlheinz Deschner: Die "Kriminalgeschichte des Christentums"

Karlheinz Deschner: Die "Kriminalgeschichte des Christentums" WDR Zeitzeichen 08.04.2024 14:25 Min. Verfügbar bis 09.04.2099 WDR 5

Die zehn Bände der "Kriminalgeschichte des Christentums" wurden zu Karlheinz Deschners Lebenswerk: Jahrzehnte der Arbeit - fast 6000 Seiten.

Karlheinz Deschner ist nicht nur ein Schriftsteller, sondern auch ein Aktivist, der sich vehement für die Trennung von Kirche und Staat einsetzt und sich gegen religiöse Einflüsse auf die Politik ausspricht. ***Das ist unsere wichtigste Quelle: Hans Reinhard Seeliger (Hgb.), Kriminalisierung des Christentums? Karlheinz Deschners Kirchengeschichte auf dem Prüfstand. Freiburg 1994 ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Conrad Zander, Redaktion: Matti Hesse


Der Ort Haßfurt beherbergt das bescheidene Haus von Karlheinz Deschner, einem unerschrockenen Kritiker der katholischen Kirche. Seine Holztreppe führt in die Dachkammer, wo er über 2000 Jahre kirchlicher Verbrechen recherchiert und schreibt. Von den Machtkämpfen der frühen Kirche bis zu Mussolini und Hitler deckt er alles auf. Seine Werke, beginnend mit "Abermals krähte der Hahn", offenbaren eine "Dokumentation aller Schandtaten des Christentums".

Trotz seiner umstrittenen Ansichten, der Exkommunikation und finanzieller Schwierigkeiten wird Deschner mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.

Deschners Schriften sind geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit Ethik und Moral. Zeitlebens setzt er sich für die Trennung von Kirche und Staat ein und kritisiert vehement den religiösen Einfluss auf politische Entscheidungen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:
  • wie der Schriftsteller zum Schrecken der katholischen Kirche wird,
  • wie viele Stunden Arbeit in seinen Schriften stecken,
  • warum er noch vor der Veröffentlichung seiner Schriften aus einem ganz anderen Grund exkommuniziert wird,
  • wer Fredy ist und welche tragende Rolle er in Deschners Leben spielen sollte,
  • und was Nietzsches Antichrist mit all dem zu tun hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

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Autor: Hans Conrad Zander
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Jens Buchheister

Zwei Männer fliehen aus Auschwitz und berichten vom Massenmord

Zwei Männer fliehen aus Auschwitz und berichten vom Massenmord WDR Zeitzeichen 07.04.2024 15:49 Min. Verfügbar bis 08.04.2099 WDR 5

Am 7.4.1944 gelingt Rudolf Vrba und Alfred Wetzler die Flucht aus dem KZ Auschwitz-Birkenau. Sie berichten von den Massenmorden und werden gehört. Das hat Wirkung.

Das von Vrba und Wetzler verfasste "Vrba-Wetzler-Protokoll" umfasst mehr als 30 Seiten und liefert detaillierte Informationen über die Gräueltaten in Auschwitz, einschließlich der Existenz von Gaskammern und Krematorien. Die Veröffentlichung des Protokolls trägt dazu bei, das Bewusstsein für den Holocaust zu schärfen und die Alliierten zu weiteren Maßnahmen zur Befreiung der Vernichtungslager zu bewegen. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Freedland, Jonathan, The Escape Artist. The man who broke out of Auschwitz to warn the world. London, 2022 *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck, Redaktion: Gesa Rünker


Am 7. April 1944 gelingt Rudolf Vrba und Alfred Wetzler die gefahrvolle Flucht aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die beiden slowakischen Juden hatten zuvor Monate im Lager verbracht und beschlossen, die Menschen über die Gräueltaten der Nationalsozialisten zu informieren. Ihre Flucht ist nicht nur ein Akt persönlicher Tapferkeit, sondern bis heute ein wichtiger Beitrag zur Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen.
Vrba und Wetzler planen ihre Flucht akribisch und sammeln Informationen. Nach ihrer Flucht verstecken sie sich in der Slowakei. Sie verfassen einen detaillierten Bericht über den Aufbau des Lagers, über die Tötungsmethoden und die Zahl der Opfer, den sie dem jüdischen Widerstand übergeben. Diese Informationen sollten die Öffentlichkeit über die Gräueltaten in Auschwitz aufklären und Interventionen ermöglichen.
Die Flucht und das "Vrba-Wetzler-Protokoll" markieren einen Wendepunkt in der Geschichte des Holocaust. Die Veröffentlichung zwingt die Kriegsgegner der Nationalsozialisten zum Handeln.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • von einer der wenigen geglückten Fluchtgeschichten zweier Männer,
  • wie wenig die Menschen anfangs über das Geschehen in den Konzentrationslagern wissen können oder glauben wollen,
  • was Rudolf Vrba meint, wenn er vom Unterschied zwischen Schweinen an der Schlachtbank und der Hirschjagd spricht
  • wie sich Rudolf Vrba mit Hilfe eines Kinderspiels alle relevanten Fakten einprägt,
  • und warum der Bericht erst in der Schublade liegen bleibt und schließlich doch veröffentlicht wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Vrba, Rudolf, “Die missachtete Warnung. Betrachtungen über den Auschwitz-Bericht von 1944“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 44.1. München, 1996
  • Zayas, Alfred de, Völkermord als Staatsgeheimnis. Vom Wissen über die „Endlösung der Judenfrage“ im Dritten Reich. München, 2007
  • Bauer, Yehuda, „Anmerkungen zum ‚Auschwitz-Bericht‘ von Rudolf Vrba“. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 45.2, S. 297-307. München, 1997
  • Bauer, Yehuda, „Rudolf Vrba und die Auschwitz-Protokolle. Eine Antwort auf John S. Conway“. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 54.4, S. 701-710. München, 2006
  • Bajohr, Frank und Dieter Pohl, Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten. München, 2006
  • Freedland, Jonathan, The Escape Artist. The man who broke out of Auschwitz to warn the world. London, 2022

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Autor: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Annette Skrzydlo

Richard Löwenherz: Die Strahlkraft von Mythen und Legenden

Richard Löwenherz: Die Strahlkraft von Mythen und Legenden WDR Zeitzeichen 06.04.2024 13:23 Min. Verfügbar bis 07.04.2099 WDR 5

Die Fakten: König von England, gestorben am 6.4.1199. Es gibt kaum einen Herrscher vor der Moderne, desen Leben so übestrahlt wird von Legenden.

Neben seinem Ruf als tapferer Krieger ist Richard I. auch für seine Großzügigkeit bekannt, die ihn sowohl bei seinen Untertanen als auch beim Adel zu einem beliebten Herrscher macht. Die Figur des Königs ist bis heute Gegenstand zahlreicher literarischer Werke. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Dr. Robert Tarek-Fischer, Historiker *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Meyer, Redaktion: Matti Hesse


König Richard I. von England, bis heute einer der bekanntesten Monarchen des Mittelalters, regiert von 1189 bis zu seinem Tod 1199. Sein Leben ist geprägt von Feldzügen, politischen Intrigen und kulturellen Errungenschaften, um seine Herrschaft ranken sich bis heute zahlreiche Mythen.

Als dritter Sohn von König Heinrich II. von England und Eleonore von Aquitanien zeigt er bereits in jungen Jahren eine ausgeprägte Neigung zum Kriegshandwerk. Als einer der Anführer der christlichen Truppen kämpft er im Dritten Kreuzzug gegen die muslimischen Herrscher des Heiligen Landes.

Der König ist aber auch umfassend gebildet: Er spricht mehrere Sprachen fließend, darunter Englisch, Französisch und Latein. Als Förderer von Literatur und Kunst trägt er zur Entwicklung der mittelalterlichen Kultur bei. Doch am besten ist er darin, sich selbst in einem positiven Licht darzustellen: Richard der Löwenbezwinger, Kriegsheld. Tapfer, großzügig und gütig….?

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • welche Mythen sich um den König ranken,
  • wieso ihm der Kreuzzug erstens Ruhm, zweitens Entsetzen und drittens Ärger einbringt,
  • wie die spätere literarische Rezeption sein Heldenimage noch verstärkt,
  • welchen Anteil Troubadoure an dem positiven Bild über den König haben,
  • und ob diese Darstellungen der Realität entsprachen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Dieter Berg: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters, Stuttgart 2003
  • Dieter Berg: Richard Löwenherz, Darmstadt 2007.
  • John Gillingham: Richard I., New Haven 1999.
  • Martin Aurell: L’Empire des Plantagenêt. 1154–1224, Paris 2004.
  • Andrew James Johnston: Robin Hood. Geschichte einer Legende, München 2013.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Dr. Robert Tarek-Fischer, Historiker

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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Matti Hesse

"Nirvana"-Sänger Kurt Cobain stirbt in Seattle (am 5.4.1994)

"Nirvana"-Sänger Kurt Cobain stirbt in Seattle (am 5.4.1994) WDR Zeitzeichen 05.04.2024 14:59 Min. Verfügbar bis 06.04.2099 WDR 5

Die Grunge-Band Nirvana liefert den Soundtrack einer Generation - deshalb ist die Nachricht vom Suizid des Sängers Kurt Cobain im April 1994 für viele ein Schock.

Am 5. April 1994 nimmt sich Kurt Cobain das Leben. Sein Abschiedsbrief ist an seine Fans gerichtet. Darin spricht der Sänger von seinem inneren Kampf und seiner Unfähigkeit, dem Druck des Ruhms standzuhalten. Der Verlust des charismatischen Musikers hinterlässt in der Rockmusik, vor allem aber bei seinen Fans, eine Lücke, die bis heute spürbar ist. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Markus Kavka (Musikjournalist und Moderator), Michael Lohrmann (Musikjournalist) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christopher Heimer, Redaktion: David Rother


Am 8. April 1994 erschüttert die Nachricht des plötzlichen Todes von Kurt Cobain, dem charismatischen Frontmann der Band Nirvana, die Musikwelt. Cobain wird an diesem Tag leblos in seinem Haus in Seattle aufgefunden. Sein Tod wird als Suizid durch einen Schuss in den Kopf festgestellt und später offiziell auf den 5. April datiert.
Der Verlust des begnadeten Musikers hinterlässt bei seinen Fans tiefe Trauer und prägt die Rockmusikszene nachhaltig. Bis heute wird er als Ikone des Grunge und einer der einflussreichsten Künstler der 1990er-Jahre verehrt. Cobains Musik und Persönlichkeit haben Generationen von Musikern und Musikliebhabern inspiriert. Seine emotionale Authentizität bleibt ein tragendes Element seines künstlerischen Vermächtnisses: Der talentierte Künstler schafft nicht nur Musik, sondern auch Gemälde und Skulpturen.
Cobain leidet unter chronischen Schmerzen und Drogenabhängigkeit, die seine psychische Gesundheit stark beeinträchtigt haben. Sein Tod löst eine breite Debatte über Depressionen, Drogenmissbrauch und den Preis des Ruhms in der Musikindustrie aus.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christopher Heimer :
  • warum die Band Nirvana mit ihrem zweiten Album "Nevermind" die Musikwelt auf den Kopf stellt,
  • dass Musik ein Ventil sein kann und wie sich das auf eine ganze Generation auswirkt,
  • was Kurt Cobain mit REM-Frontmann Michael Stipe verbindet,
  • wie die Musik den Sänger letztlich nicht retten kann.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Markus Kavka (Musikjournalist und Moderator)
  • Michael Lohrmann (Musikjournalist)
  • Michael Azerrad: Come as you are – Die wahre Kurt Cobain Story, 1993
  • Bruce Pavitt: Experiencing Nirvana – Grunge in Europe 1989, New York 2013
  • Kurt Cobain: Tagebücher, 2002
  • Danny Goldberg: Erinnerungen an Kurt Cobain, 2019
  • Charles R. Cross: Der Himmel über Nirvana – Kurt Cobains Leben und Sterben, 2002

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Hilfe bei Suizidgedanken

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christopher Heimer
Redaktion: David Rother

Ältester aktiver Artist der Welt: Konrad Thurano

Ältester aktiver Artist der Welt: Konrad Thurano WDR Zeitzeichen 04.04.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 05.04.2099 WDR 5

Noch mit fast 100 Jahren steht Konrad Thurano (geboren am 4.4.1909) im Rampenlicht - als Artist am und auf dem Seil. Ein Jahrhundert-Leben.

Konrad Thurano ist ein technisch perfekter Akrobat und ein großer Komiker. Geboren am 4. April 1909 in Düsseldorf führt er ein abenteuerreiches Leben mit vielen unvergesslich schönen Momenten, aber auch mit existenziellen Krisen. Erst 2007 nimmt der älteste Artist der Welt offiziell Abschied von der Bühne - mit 98 Jahren. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: John Thur, Sohn von Konrad Thurano *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Susanne Rabsahl, Redaktion: David Rother


Eigentlich soll aus dem am 4. April 1909 in Düsseldorf geborenen Sohn eines Prothesenmachers ein ordentlicher Bank-Lehrling werden. Doch als Konrad Thur im Sommer 1924 am Reck des Strandbades Oberkassel turnt, fällt er Artisten des Apollo-Theaters auf. Auf der Stelle machen sie ihm das Angebot, sich ihnen anzuschließen. Konrads Vater willigt ein: "Aber komm nicht zurück und heul, du willst wieder nach Hause."
Unglaubliche acht Jahrzehnte später genießt Konrad, der sich als Artist in Thurano umtauft, immer noch die Bewunderung seines Publikums - als inzwischen ältester aktiver Akrobat der Welt. Gemeinsam mit seinem Sohn reist er unermüdlich durch Europas Metropolen, beide begeistern die Menschen mit ihrem fabelhaften "Crazy Wire Act", einer clownesken Mischung aus Drahtseilakt und Comedy-Show.
Erst Anfang 2007 bringt Konrad Thurano im Düsseldorfer Apollo-Theater das Publikum zum letzten Mal mit seinen berühmten Klimmzügen an zwei Fingern zum Toben. Bis zuletzt putzmunter, legt er sich am 20. November 2007 bei seiner Familie in Dänemark "mit leichtem Magengrummeln" ins Bett und wacht nicht mehr auf.

In diesem Zeitzeichen erzählt Susanne Rabsahl:
  • warum Konrad Thurano als Kind den Spitznamen "Hampelmann" trägt,
  • wie ein Zufall seine Karriere in Schwung bringt,
  • wie sein Zirkusleben inmitten von Krieg und Weltwirtschaftskrise aussieht,
  • vom legendären "Crazy Wire Act", den Vater und Sohn 40 Jahre lang aufführen,
  • von seiner letzten Show mit 98 Jahren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • John Thur, Sohn von Konrad Thurano
  • Klaus Kaulis, Zirkuskünstler
  • Stefanie Koch: "Konrad Thurano. Beruf: Artist", 2003

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Autorin: Susanne Rabsahl
Redaktion: David Rother
Technik: Annette Skrzydlo

Ein Leben für die Schimpansen: Verhaltensforscherin Jane Goodall

Ein Leben für die Schimpansen: Verhaltensforscherin Jane Goodall WDR Zeitzeichen 03.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 04.04.2099 WDR 5

25 Jahre mit Schimpansen im Dschungel leben: Das gibt Jane Goodall (geboren am 03.04.1934) so viel Kraft, dass sie auch mit 90 Jahren noch für die Tiere kämpft.

Jane Goodall schafft es, ohne Studium zur bedeutendsten Primatenforscherin der Welt zu werden. 1960 kommt sie als junge Frau in den Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania, um Schimpansen zu beobachten. Ihre Erkenntnisse revolutionieren die Wissenschaft. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Lorenz Knauer, Vorstandsvorsitzender des Jane Goodall Instituts Deutschland *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Daniela Wakonigg, Redaktion: Matti Hesse


Sie geht in den Dschungel zu den wilden Tieren, das steht für die am 3. April 1934 geborene Jane Goodall schon als Zehnjährige fest. Ein Studium kann ihr die geschiedene Mutter jedoch nicht finanzieren. So arbeitet sie nach der Handelsschule als Sekretärin und als Redaktionsassistentin eines Dokumentarfilmers.
Als eine Freundin die junge Frau auf eine Farm in Afrika einlädt, verdient sich Goodall als Kellnerin das nötige Geld und macht sich auf die Reise, die sie 1960 zu Louis Leakey führt. Dieser schlägt ihr vor, in einer Langzeitstudie das Verhalten von Schimpansen zu erforschen - damit hat Jane Goodall ihre Lebensaufgabe gefunden. Ihre Studien, in denen sie viele Parallelen im Fühlen und Verhalten von Schimpansen und Menschen belegt, revolutionieren die Primatenforschung.
1986 beschließt Goodall schweren Herzens, ihre Feldstudien in Afrika zu beenden und sich stattdessen zukünftig für den Erhalt der Umwelt und das Leben der Schimpansen einzusetzen. Seither reist die heute 90-Jährige unermüdlich über den gesamten Globus und versucht Menschen für den Schutz von Tieren und der Natur zu gewinnen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • warum Jane Goodall das Interesse für Schimpansen im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt wird,
  • welche bahnbrechenden Entdeckungen die Forscherin in Bezug auf die Menschenaffen macht,
  • wie es Goodall in Afrika privat ergeht,
  • welche weltweiten Projekte auf ihre Initiative zurückgehen und was diese sich heute als Ziele gesetzt haben.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Lorenz Knauer, Vorstandsvorsitzender des Jane Goodall Instituts Deutschland

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Lorenz Knauer: Jane's Journey (Film, 2010)
  • Jane Goodall/Philipp Berman: Grund zur Hoffnung. Autobiographie. 2021
  • Die Aussagen von Jane Goodall stammen aus der BBC-Sendung Desert Island Discs, mit freundlicher Genehmigung der BBC: BBC Radio 4 "Desert Island Discs" vom 14.01.2000

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Moritz Raestrup

A Star of Soul: Marvin Gaye

A Star of Soul: Marvin Gaye WDR Zeitzeichen 02.04.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 03.04.2099 WDR 5

"What's Going on" oder "Sexual Healing" sind Beispiele seiner Erfolge: Marvin Gaye, geboren am 2.4.1939, lebt nie dauerhaft glücklich und wird Opfer einer Tragödie.

Marvin Gaye ist ein musikalisches Ausnahmetalent. Gleichzeitig ist er aber auch ein zutiefst an der Gesellschaft verzweifelnder Mensch, der sich ganz deutlich gegen Krieg, Brutalität und alle negativen, von Menschen gemachten Strömungen stellt. Vor 85 Jahren wird er geboren. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Sandra Gantert, Sängerin und Kulturwissenschaftlerin (Universität Hildesheim) *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Melahat Simsek, Redaktion: Gesa Rünker


Ein strahlendes Lächeln, eine samtweiche Soulstimme, gepaart mit unglaublichem Sexappeal: Marvin Gaye, der schöne Mann, der für immer mit der Welt der Soulmusik verbunden sein wird, ist eine Lichtgestalt des frühen Pop. Sein größter Hit "Sexual Healing" beschert ihm 1983 zwei Grammys und bleibt wochenlang in den US-amerikanischen Charts. Frauen erliegen scharenweise seinem Charme. Dabei lauern hinter der Fassade des Künstlers von Anfang an düstere Abgründe. Die Hinterlassenschaft einer traumatischen Kindheit, Drogenexzesse und die Unfähigkeit Liebe anzunehmen.
Geboren wird er am 2. April 1939 als Marvin Pentz Gay, Jr. in Washington, D.C.. Sein Vater ist Priester einer konservativ-christlichen Sekte und führt ein strenges Regiment. Regelmäßig verprügelt er im Alkoholrausch seine Kinder wegen kleinster Verfehlungen. Das Verhältnis zwischen dem Soul-Sänger und seinem Vater gleicht einer Hassliebe, die in einer Katastrophe endet: Einen Tag vor seinem 45sten Geburtstag wird Marvin Gaye im Streit von seinem Vater erschossen. Es ist eine Familientragödie, die die USA und die Musikwelt in Schock versetzt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Melahat Simsek:
  • Welche Vorbilder Marvin Gaye hatte,
  • von seinem unsteten Leben geprägt von Drogen, Streit und Geldsorgen,
  • inwiefern die Platte "What’s going on" eine Zeitenwende in Gayes Leben markiert,
  • welche Strafe sein Vater für das Erschießen seines Sohnes erhält.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Sandra Gantert (Sängerin und Kulturwissenschaftlerin, Universität Hildesheim)
  • David Ritz: Divided Soul. The Life Of Marvin Gaye (2003)
  • Zeola Gaye: My Brother Marvin. A Memoir By Zeola Gaye (2011)

Weiterführender Link:
  • Black Music: We got the Power!

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Melahat Simsek
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Petra Laubach

Genderdebatte im Römischen Senat: Am 01. April 47 v. Chr.

Genderdebatte im Römischen Senat: Am 01. April 47 v. Chr. WDR Zeitzeichen 01.04.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 02.04.2099 WDR 5

Während Caesar in Ägypten weilt, beginnt am 1. April 47 v. Chr. im römischen Senat eine - damals neue - Diskussion: Die Genderdebatte. Es geht nicht nur um Sternchen!

Ist es ein Erfolg für die Frauen? Oder nutzt es nur einem Mann, seine Macht zu sichern? Die Auswertung alter Schriftrollen offenbart eine weitreichende Genderdebatte im alten Rom. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Gabriella Manzano (Professorin für Genderstudies und Alte Geschichte an der FU Herculaneum) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Veronika Bock und Ulrich Biermann, Redaktion: Gesa Rünker


Geschlechterkampf im alten Rom: Jahrhundertelang sind Frauen unterdrückt. Doch sie wollen sichtbarer werden. Anfangs verzieren sie den öffentlichen Raum mit ihren Parolen - besonders gern Bordellwände, da können sie sicher sein, dass dort auch hingeschaut wird.
Am 1. April 47 v. Chr. wird dann endlich das "Lex neutrae genus" erstmalig auf die Agenda des Senats gesetzt. Anscheinend ein erster Sieg für die Frauen, allerdings mit weitreichenden Folgen. Das Thema wirft Wellen und wogt über Jahre durch den Senat, über Märkte, in Gassen, Tavernen und Provinzen. Am Ende nutzt es einem: Gaius Julius Caesar. Hat er die Debatte künstlich befeuert? Darauf deuten alte Schriftrollen hin, die nun erstmals mit Hilfe Künstliche Intelligenz entziffert werden können.

In diesem Zeitzeichen erzählen Veronika Bock und Ulrich Biermann:
  • dass Frauen sich schon früh vernetzten, um ihre Männer und Väter zu beeinflussen,
  • dass das von Frauen geforderte "Lex neutrae genus" es bis in den Senat schaffte,
  • wie der Senator Ursinus Hoecerius die Diskussion darüber lange am Köcheln hielt,
  • dass Gaius Julius Caesar durch die Genderdebatte seine Macht sicherte.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gabriella Manzano (Professorin für Genderstudies und Alte Geschichte an der FU Herculaneum)
  • Sofia Kriese (hat in ihrer Masterarbeit das Frauenbild in lateinischen Schulbüchern untersucht)
  • Anna Katharina Romund (promovierte zur Frage weiblicher Handlungsspielräume in der Krise der römischen Republik)

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Autoren: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: Gesa Rünker

Christian Morgenstern: leichtfüßige Lyrik und ernstes Wesen

Christian Morgenstern: leichtfüßige Lyrik und ernstes Wesen WDR Zeitzeichen 31.03.2024 14:01 Min. Verfügbar bis 01.04.2099 WDR 5

Am 31.3.1914 ist einer der größten deutschen deutscher Dichter der Moderne gestorben: Christian Morgenstern ist längst nicht nur für seine komischen Gedichte berühmt...

Seine komische Lyrik macht zwar nur einen Teil seines Werkes aus, begründet aber seine Ausnahmestellung als Vertreter des feinsinnig-unsinnigen Humors in der deutschen Literatur. Besonders in seinen "Galgenliedern" entfaltet Morgenstern seinen liebenswürdigen, scharfsinnigen Sprachwitz. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Morgenstern, Christian: Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg 1967; Christian Morgenstern: Alle Galgenlieder. Ditzingen *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Conrad Zander, Redaktion: David Rother


Christian Morgenstern stammt aus München. Sein Vater ist Landschaftsmaler, beide Großväter auch. Er selber bedauert manchmal, dass er nicht auch Maler geworden ist. Aber er wird Dichter - und was für einer. Kurt Tucholsky schreibt über Morgenstern: "Wie unsere Väter sich an den niederdeutschen Holzschnittzeichnungen des grossen Philosophen [Wilhelm Busch] verlustierten, so kugelt sich ein ganzes junges Geschlecht über [Morgensterns Verse], dass es eine Art hat. Es ist aber auch zu hübsch: man lacht sich krumm, bewundert hinterher, ernster geworden, eine tiefe Lyrik, die nur im letzten Augenblick ins Spasshafte abgedreht ist - und merkt zum Schluss, dass man einen philosophischen Satz gelernt hat."

Am allerliebsten "kugeln" sich die Studenten zu Kaisers Zeiten über Christian Morgensterns "Galgenlieder". Und es sind damals tatsächlich auch Lieder. Die Melodien, die ein anderer zu Morgensterns Texten komponiert, sind heute allerdings verschollen.

Christian Morgenstern und Wilhelm Busch sind so etwas wie die Hofnarren ihrer Zeit - Hofnarren des ganzen wilhelminischen Bildungsbürgertums.
Seit seiner Kindheit leidet Morgenstern an Tuberkulose. Am 31. März 1914, kaum 43 Jahre alt, stirbt er bei Meran in Südtirol.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:
  • warum seine Gedichte "Galgenlieder" heißen,
  • wo und von wem diese "Galgenlieder" gern gesungen wurden,
  • warum er später wieder zur melancholischen Lyrik zurückfand,
  • dass Morgenstern durch halb Europa reiste, nur um Rudolf Steiner zu hören.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christian Morgenstern: Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg 1967
  • Anthony T. Wilson: Über die Galgenlieder Christian Morgensterns. Würzburg 2003
  • Christian Morgenstern: Alle Galgenlieder. Ditzingen

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Autor: Hans Conrad Zander
Redaktion: David Rother
Technik Jens Buchheister

Adam Ries(e): Rechenmeister und kurfürstlicher Hofarithmetikus

Adam Ries(e): Rechenmeister und kurfürstlicher Hofarithmetikus WDR Zeitzeichen 30.03.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 31.03.2099 WDR 5

Man nehme einen Müllerssohn, der der Masse des Volkes im 16. Jahrhundert das Rechnen beibringen wollte. Das macht nach Adam Riese ein neues Zeitzeichen.

Sein Geburtsjahr kann heute nur errechnet werden: Adam Ries (oder auch Riese) bringt den Deutschen im 16. Jahrhundert das Rechnen bei. Seine Bücher tragen dazu bei, dass sich die arabischen Ziffern, die wir bis heute benutzen, hierzulande durchsetzen. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Prof. Dr. Bernd Rüdiger (Herausgeber von Ries-Schriften) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko Rösseler, Redaktion: Matti Hesse


Über seine Geburt und Jugend ist kaum etwas bekannt. Einzig die Inschrift eines späteren Bildes gibt Auskunft über sein Geburtsjahr: "Anno 1550 - Adam Ries seins Alters im 58" steht dort geschrieben. Und 1550 minus 58 ergibt nach Adam Riese das Geburtsjahr 1492. Nach Adam Riese? Ja, schließlich geht es hier um den Mann, der den Menschen das Rechnen beibringt. Korrekt wäre auch "Adam Ries", denn so hat er selber Briefe unterschrieben. Überliefert ist aber auch "Riese". Mit Namen nimmt man es zu seiner Zeit nicht so genau, mit Zahlen hingegen schon - spätestens seit Adam Ries.

Ries ist seinerzeit Rechenmeister, damals ein richtiger Beruf. Zudem schreibt er den Deutschen Rechenbücher in einer Sprache, die sie auch verstehen. Damit die Menschen etwa beim Einkauf auf dem Markt nicht mehr so leicht betrogen werden können. Drei Rechenbücher lässt er drucken, von denen sich wohl nur das erste an Kinder richtet. Die anderen sind schon zu kompliziert. Seine Bücher tragen dazu bei, dass sich die arabischen Ziffern, die wir bis heute benutzen, hierzulande durchsetzen.

Ries errechnet als für seine Auftraggeber etwa, wie viel Silbererz sie gefördert haben - oder auch, wie viel Brötchen sie aus dem vorhandenen Mehl backen können. "Wir müssen kleinere Brötchen backen" geht auch auf Ries zurück. Einzig sein Todestag kann nicht errechnet, sondern muss geschätzt werden. Vermutlich Ende März 1559 stirbt er in seiner Wahlheimat Annaberg.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • warum damals Müller viel rechnen mussten,
  • wie viele Kinder Ries und seine Frau bekamen,
  • dass heute genau 27.782 Nachkommen von Adam Ries bekannt sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Bernd Rüdiger (Herausgeber von Ries-Schriften)
  • Bernd Rüdiger: Adam Ries. Der größte deutsche Rechenmeister. Leipzig 2022
  • Hans Wussing: Adam Ries. Zürich 1992

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse

WDR 3 wird 60: Geschichte eines guten Programms!

WDR 3 wird 60: Geschichte eines guten Programms! WDR Zeitzeichen 29.03.2024 14:30 Min. Verfügbar bis 30.03.2099 WDR 5

Die BBC liefert das Vorbild, und am 29.3.1964 geht WDR 3 als täglich ausgestrahltes Programm an den Start: Für Menschen, die Kultur genießen, gern zuhören und mitdenken.

Mit dem "Rosenkavalier" fängt es an: Am Ostersonntag 1964 startet der WDR sein Kulturradio als täglich ausgestrahltes Hörfunkprogramm. Seither hat sich WDR 3 zu einem der bedeutendsten Faktoren in der Kulturlandschaft Nordrhein-Westfalens entwickelt - als Veranstalter und Förderer, als Impulsgeber und Kulturpartner für Theater, Konzerte, Museen und Festivals. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Matthias Kremin (WDR 3-Programmchef) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Herwig Katzer, Redaktion: Gesa Rünker


Für Nordrhein-Westfalen ist der Start eines dritten, täglich ausgestrahlten Hörfunk-Vollprogramms ein Meilenstein seiner Mediengeschichte. Als der WDR in der Neujahrsnacht 1956 sein eigenes Programm mit den Radiosendern WDR 1 und WDR 2 in den Äther bringt, gibt es schon Ideen für ein drittes Programm.
Zunächst sendet WDR 3 nur wenige Stunden am Wochenende. Vorbild ist das dritte Programm der BBC in London, ein Radioprogramm für kulturaffine Bildungsbürger. Anfang der 1960er-Jahre baut das sogenannte Dritte Programm seine Sendestrecken über die Woche aus - Stunde um Stunde, Tag um Tag.
Am 29. März 1964 ist es schließlich so weit: Mit Richard Strauss' "Rosenkavalier" geht WDR 3 als drittes Voll-Programm an den Start. Das heißt: die Kölner senden fünf Stunden pro Tag.
Seither ist das "Kulturradio" mit seinem Konzept der Kulturpartnerschaft zu einem bedeutenden Faktor in der Kulturlandschaft geworden. Mehr als 120 Kultureinrichtungen in NRW gehören heute zu dieser Partnerschaft, eine in Deutschland einmalige Kooperation.

In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:
  • was der Komponist Karl-Heinz Stockhausen mit dem WDR 3-Soundlabor zu tun hat,
  • wie das "Kritische Tagebuch" geboren wird,
  • welche Rolle Hörspiele bei WDR 3 spielen,
  • wie sich die Anteile von Wort und Musik über die Jahre verschieben,
  • warum WDR 3 heute kein reines Radioprogramm mehr ist.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Matthias Kremin (WDR 3-Programmchef)
  • Björn Blaschke (langjähriger WDR 3-Hörfunkredakteur)

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Autor: Herwig Katzer
Redaktion: Gesa Rünker

Piratensender "Radio Caroline" geht auf Sendung (am 28.3.1964)

Piratensender "Radio Caroline" geht auf Sendung (am 28.3.1964) WDR Zeitzeichen 28.03.2024 15:14 Min. Verfügbar bis 29.03.2099 WDR 5

Auf hoher See machen Rock-und-Pop-Fans 1964 vor der englischen Küste halblegal Radio - und der BBC Konkurrenz. Der Piratensender "Caroline" hat einen riesigen Erfolg.

In den 1960er-Jahren besitzt in Großbritannien die BBC das Sendemonopol für den Hörfunk. Rock und Pop werden damals nicht im Radio gespielt. Das bringt einen Musikmanager auf eine Idee: Er eröffnet außerhalb der Dreimeilenzone vor der britischen Küste einen Piratensender: "Radio Caroline". *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Hans Jacobshagen (ehemaliger WDR-Redakteur) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Pfaff, Redaktion: David Rother


Die Idee für "Radio Caroline" hat der Ire Ronan O'Rahilly. Er vertritt in London Beatmusiker, darunter auch Georgie Fame. Der Manager möchte, dass deren Musik endlich im Radio gespielt wird. Doch er blitzt mit seinem Wunsch bei der öffentlich-rechtlichen BBC ab. Sie hat damals in Großbritannien das Sendemonopol.

Darum lässt Ronan O'Rahilly eine alte Passagierfähre zum Sendeschiff umbauen. Das ankert unter der Flagge von Panama vor der englischen Küste - knapp außerhalb der Dreimeilenzone. So nutzt der Radiopirat geschickt Gesetzeslücken aus: Am Ostersamstag 1964 geht "Radio Caroline" auf Sendung.

Die Idee hat enormen Erfolg und wird kopiert. Bereits im Herbst 1964 haben "Radio Caroline" und der Konkurrenzsender "Radio London" mehr Hörer als alle BBC-Wellen zusammen.

Nicht amüsiert ist jedoch die Labour-Regierung unter Premier Harold Wilson. Per Gesetz wird britischen Staatsbürgern verboten, von England aus zu den Piratensendern überzusetzen, dort zu arbeiten oder Werbung zu platzieren.

Zehn Privatsender müssen im August 1967 dichtmachen. Nur einer von ihnen kommt ungeschoren davon: "Radio Caroline" sendet weiter - bis heute.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • wie der erste Song heißt, den "Radio Caroline" sendet,
  • wie viele DJs und Techniker an Bord von "Radio Caroline" Programm machen,
  • welcher Rockstar gern zu Gast auf dem Schiff ist,
  • welche britische Band einen Piratensender-Jingle auf einer ihrer LPs platziert,
  • wie "Radio Caroline" 1967 dem Verbot von britischen Privatsendern entgeht.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Hans Jacobshagen (ehemaliger WDR-Redakteur)

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: David Rother
Technik: Petra Laubach

Er prägte Italien: Medienmogul und Politiker Silvio Berlusconi

Er prägte Italien: Medienmogul und Politiker Silvio Berlusconi WDR Zeitzeichen 27.03.2024 15:25 Min. Verfügbar bis 28.03.2099 WDR 5

27. März 1994: Silvio Berlusconi erringt seinen ersten Wahlsieg in Italien. Es ist der Auftakt zu einer politischen Karriere, die das Land nachhaltig verändert.

Als 1992 das etablierte Parteiensystem Italiens wegen eines Schmiergeldskandals zusammenbricht, nutzt Silvio Berlusconi das Macht-Vakuum. Der Baulöwe und Medienzar gründet eine eigene Partei: die "Forza Italia" ("Vorwärts Italien"). Im Bündnis mit zwei Parteien vom rechten Rand siegt er bei den Wahlen am 27. März 1994 und wird zum ersten Mal Ministerpräsident. Das ist der Anfang einer erfolgreichen und skurrilen Polit-Karriere. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Professor Stefano Cavazza (Historiker an der Universität Bologna) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda Dammmüller, Redaktion: Matti Hesse


"Erstens bin ich sympathisch. Zweitens hab ich Grips. Und drittens sagt die Legende: Ich weiß, wie's geht." Das Selbstbewusstsein von Selfmade-Milliardär Silvio Berlusconi scheint grenzenlos. Der Baulöwe, Medienzar, Besitzer des Fußballklubs AC Mailand ist nie um einen zweifelhaften Gag verlegen.
Ab den 1970er-Jahren baut Berlusconi sein Medienimperium auf. Als 1992 das etablierte Parteiensystem Italiens unter dem Schmiergeldskandal "Tangentopoli" zusammenbricht, nutzt Berlusconi das Macht-Vakuum. Er gründet eine eigene Partei, die "Forza Italia" ("Vorwärts Italien"). Seine Parole lautet: "Das Land vor dem Gespenst des Kommunismus retten."
Dafür geht er ein Bündnis mit zwei Parteien vom rechten Rand ein: der Lega Nord und dem neofaschistischen MSI. Am 27. März 1994 siegt Berlusconis Bündnis. Doch seine erste Regierung hält nich lange. Sie zerbricht am Streit über eine Rentenreform. Ende 1994 tritt Berlusconi als Ministerpräsident zurück.
Doch stoppt seine politischen Ambitionen nicht. Er wird noch mehrmals Ministerpräsident, obwohl er immer wieder in juristische Auseinandersetzungen verstrickt ist. Zwei Jahre vor seinem Tod 2023 scheint sogar eine Kandidatur als Staatspräsident möglich.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • mit welchem Trick Berlusconis regionale TV-Sender landesweit präsent sind,
  • wie er als Politiker die äußerste Rechte hoffähig macht,
  • inwiefern Berlusconi als Vorbild für Trump verstanden werden kann,
  • welches Verhältnis Berlusconi zur Justiz hat,
  • mit welchem Versprechen er immer wieder Wähler an die Urnen lockt.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Professor Stefano Cavazza (Historiker an der Universität Bologna)

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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner

Phantom eines Schriftstellers: Wer B. Traven wirklich war

Phantom eines Schriftstellers: Wer B. Traven wirklich war WDR Zeitzeichen 26.03.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 27.03.2099 WDR 5

Als Bestsellerautor ist B. Traven international bekannt, doch keiner kennt seine Identität: Erst nach seinem Tod am 26.3.1969 lösen sich einige Rätsel.

Ein Buch für ein Jahrhundert: Fast 100 Jahre nach seinem ersten Erscheinen wurde "Das Totenschiff" von B. Traven neu aufgelegt und erneut hochgelobt. Zwölf Romane hat der 1890 geboren B. Traven verfasst und ist damit zum Star-Autoren avanciert. Er selbst bleibt zeitlebens ein Phantom, gibt sich weder seinen Lesern noch seinen Verleger zu erkennen – und sorgt so bis zu seinem Tod für reichlich Spekulationen. *** Das sind die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian Kosfeld, Redaktion: Gesa Rünker *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Jan-Christoph Hauschild, Literaturwissenschaftler


Die Bücher von B. Traven sind im Feuilleton gelobt und beim Leser beliebt: In dem 1926 erschienenen Roman "Das Totenschiff" beschreibt er die höllischen Arbeitsbedingungen von Seeleuten, die ohne Papiere auf Frachtern schuften. Sie gleichen mehr den Toten als den Lebenden. Auch ausgebeuteten Baumwollpflückern gibt Tavern eine Stimme. Seine Sprache ist einfach, humorvoll, die Dialoe sind präzise. Die Geschichten sind abenteuerlich, spannend und sozialkritisch.

Das kommt gut an. Zwischen den Weltkriegen wird B. Traven ein Auflagengarant mit Übersetzungen ins Russische, Englische, Spanische, Norwegische. Nur, wer hinter dem Pseudonym B. Traven steckt, bleibt ein Geheimnis. Niemand kennt ihn. Er selbst berichtet in Briefen an seinen Verlag, dass er in einem Bungalow bei Tampico in Mexiko lebt, umgeben von Schlangen, Spinnen, Raubtieren. Andere wollen wissen, dass sich hinter dem Pseudonym der wiedergeborene Jack London oder ein Hohenzollern-Prinz verbirgt.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten darf B. Traven nicht mehr publiziert werden. Nach Kriegsende nimmt die Karriere wieder an Fahrt auf. Hollywood verfilmt seinen Roman "Schatz der Sierra Madre", der 1948 mit drei Oscars prämiert wird. Weitere Verfilmungen folgen und treiben die Verkaufszahlen in die Höhe. Bis zu seinem Tod werden 30 Millionen Bücher von ihm aufgelegt. Der Star-Autor selbst bleibt ein Phantom: keine Interviews, keine Fotos. Erst nach seinem Tod, am 26. März 1969, klärt sich einiges auf: Der als Otto Feige im heutigen Polen geborene Bestseller-Autor war auch als Hal Groves, Ret Marut oder Traven Torsvan unterwegs.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • wie B. Traven für seine Bücher selbst auf Schiffen und Baumwollfeldern arbeitet, um sich in die Lage der Ausgebeuteten hineinzuversetzen,
  • warum seine Frau erst nach seinem Tod seinen echten Namen erfährt,
  • über die Dreharbeiten zu seinem Hollywood-Film "Schatz der Sierra Madre",
  • dass B. Traven für die Geschwister jahrzehntelang verschollen gewesen ist,
  • warum die vielen Identitäten auch tragisch sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jan-Christoph Hauschild, Literaturwissenschaftler
  • Jan-Christoph Hauschild: Das Phantom. Die fünf Leben des B. Traven (Critica Diabolis). Berlin 2018.
  • Hollywood-Regisseur John Huston

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Gesa Rünker

Tödliche Heimsuchung für Westafrika: Ebola (2014)

Tödliche Heimsuchung für Westafrika: Ebola (2014) WDR Zeitzeichen 25.03.2024 14:22 Min. Verfügbar bis 26.03.2099 WDR 5

In Guinea bricht 2014 das Ebolafieber aus. Die Epidemie verbreitet sich über mehrere westafrikanische Länder und gilt als größte seit Entdeckung des Ebolavirus 1976.

Die 2014 in Westafrika ausgebrochene Ebola-Epidemie gehört nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO zu den schlimmsten jemals registrierten Ausbrüchen der Krankheit. Mehr als 11.000 Menschen sterben bis zum Ende der Epidemie im Herbst 2015. Die Helfenden, wie der Kinderarzt Joachim Gardemann aus Münster, gefährden sich selbst. Denn Ebola ist hoch ansteckend und häufig tödlich. Zudem ist die Situation vor Ort psychisch belastend, weil sie Zeugen vieler menschlicher Tragödien werden. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Prof. Joachim Gardemann, ehemaliger Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe an der FH Münster *** Das sind die Macherinnen und Macher dieses Zeitzeichens: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: David Rother, Christoph Tiegel


Erstmal wird das Virus 1976 bei einem Stamm in Zaire am Fluss Ebola entdeckt, der zum Namensgeber der Krankheit wird. In den rund 50 Dörfern in der Umgebung des Flusses verbreitet sich das Virus und tötet dort fast alle Menschen, die sich infiziert haben. Danach kommt es immer wieder zu kleineren Ausbrüchen. Doch 2014 ist es anders, die Verbreitung schreitet schneller voran. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen warnt vor einem "beispiellosem Ausmaß" einer Ebola-Epidemie.

Als sogenannter Indexfall gilt ein 18 Monate alter Junger, der Ende 2013 in Süd-Guinea mit einer Fledermaus gespielt hat. Vier Tage später ist er tot. Er ist der erste von mehr 11.000 Menschen, die in den kommenden Monaten an den Folgen von Ebola sterben werden.

Erst allmählich wird dem Rest der Welt das Ausmaß der Epidemie klar und Experten werden ins Krisengebiet geschickt. Die Helfenden treffen auf eine erschreckende Lage: So viele Kranke, zu wenige Ärzte und Pfleger, zu wenig Material. Zudem ist Ebola hochansteckend. Die Kranken müssen isoliert werden – und oft kommt jede Hilfe zu spät. Erst im Herbst 2015 kann die WHO den Ebola-Ausbruch in Westafrika offiziell für beendet erklären.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • wie der Kinderarzt Joachim Gardemann 2014 in das Ebola-Gebiet gereist ist,
  • dass es 20 Minuten dauert, bis die Helfer die improvisierten Schutzanzüge angezogen haben und darin gerade einmal 40 Minuten arbeiten können,
  • warum in Westafrika die Toten nicht – wie von der WHO empfohlen – verbrannt werden können,
  • wie ein Ebola-Song den Menschen Mut gemacht hat.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Prof. Joachim Gardemann, ehemaliger Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe an der FH Münster. Er ist auf dem Bild des Zeitzeichens im Einsatz zu sehen

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: David Rother, Christoph Tiegel
Technik: Jürgen Mönkediek

Albert Einstein wird 1934 "strafausgebürgert"

Albert Einstein wird 1934 "strafausgebürgert" WDR Zeitzeichen 24.03.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 25.03.2099 WDR 5

Der Physiknobelpreisträger lebt zur Nazizeit längst nicht mehr in Deutschland, will auch kein Deutscher mehr sein - dennoch wird ihm zu Propagandazwecken die Staatsbürgerschaft aberkannt...

Albert Einstein ist nicht nur ein überdurchschnittlich begabter Physiker, sondern auch eine Zielscheibe der Nationalsozialisten. Der in Ulm geborene Nobelpreisträger verlässt Deutschland kurz nach der Machtübernahme durch das NS-Regime, weil er als Jude, Pazifist und Verfechter der freien Meinungsäußerung dort keine Perspektive mehr für sich sieht. Am 24. März 1934 wird Einstein strafausgebürgert. *** Das ist unsere wichtigste Quelle: Jürgen Neffe: Einstein, eine Biografie. Berlin, 2005 *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Martin Herzog, Redaktion: David Rother


Albert Einstein gilt als einzigartiges Genie und berühmtester Wissenschaftler unserer Zeit. Doch der in Ulm geborene Physiker ist auch unbequem. Denn Einstein engagiert sich, tritt mutig für seine Überzeugungen ein. Als andere sich politisch arrangieren, zeigt er schon ein sensibles Gespür für die Entwicklungen, die sich im Deutschen Reich mit den Nationalsozialisten abzeichnen.

In den 1920er-Jahren sieht sich Einstein, Pazifist und Sozialist jüdischer Herkunft, immer mehr antisemitischen Angriffen ausgesetzt. Nach der Machtübernahme Hitlers kehrt er von einer Lehrveranstaltung in den USA nicht mehr nach Deutschland zurück - dort werden seine Wohnung durchsucht und seine Schriften vernichtet. Seinem eigenen Antrag auf Ausbürgerung wird zunächst nicht stattgegeben. Stattdessen wird Einstein ein Jahr später, am 24. März 1934, die deutsche Staatsbürgerschaft per Strafausbürgerung aberkannt.

Bis zu seinem Tod 1955 engagiert sich Albert Einstein in seinem amerikanischen Exil für andere Zwangsemigrierte, kämpft für seinen Traum von einer Welt ohne Krieg und Konflikte.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • welche anderen prominenten Deutschen mit Einstein strafausgebürgert werden,
  • mit welchen Problemen der jüdische Physiker schon vor der NS-Zeit zu kämpfen hat,
  • warum Einstein auch seiner Wahlheimat Amerika sehr skeptisch gegenübersteht,
  • von Einsteins Deutschland-Boykott - mit einer einzigen Ausnahme.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jürgen Neffe, Journalist und Autor
  • Jürgen Neffe: Einstein, eine Biografie. Berlin, 2005
  • Sylvia Asmus, Deutsches Exilarchiv 1933-1945

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Autor: Martin Herzog
Redaktion: David Rother

Ein Attentat mit Folgen: August von Kotzebue

Ein Attentat mit Folgen: August von Kotzebue WDR Zeitzeichen 23.03.2024 14:41 Min. Verfügbar bis 24.03.2099 WDR 5

Als der Erfolgsautor August von Kotzebue am 23.3.1819 getötet wird, halten Teile der deutschen Öffentlichkeit das für eine gute Nachricht: Sie irrten sich.

Der Mord an August von Kotzebue am 23. März 1819 gilt als das erste politische Attentat in der neueren deutschen Geschichte - ein Attentat mit Folgen. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Julia Bohnengel, Literaturprofessorin an der Universität Heidelberg *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann, Redaktion: Gesa Rünker


Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gärt es in Deutschland: Nach dem Ende des Napoleonischen Zeitalters mit der Schlacht bei Waterloo soll alles so werden wie früher - sagen die Herrscher der vielen kleinen deutschen Länder. Andere, darunter viele Studenten, wollen hingegen eine neue politische Ordnung, träumen von einem vereinten Deutschland.

Beim Wartburgfest 1817 werfen Studenten Bücher von angeblich reaktionären Autoren in die Lagerfeuer. Unter ihnen: "Geschichte des deutschen Reiches", ein konservatives Geschichtsbuch von August von Kotzebue. Und einer, der das alles mit heißem Herzen begleitet, ist der Theologiestudent Karl Ludwig Sand. Sein Hass geht so weit, dass er zwei Jahre später August von Kotzebue in dessen Wohnzimmer erdolcht.

Dabei ist August von Kotzebue eigentlich Theaterautor, sogar der erfolgreichste seiner Zeit. Aber er ist eben auch ein politischer und gesellschaftlicher Provokateur. Mit seinem Spott bringt er die politisch progressiven Kräfte gegen sich auf, allen voran die Burschenschaftler und damit Studenten wie Karl Ludwig Sand.

Ein Jahr nach der Ermordung Kotzebues wird der Attentäter auf dem Schafott hingerichtet. Eine fast hysterisch aufgeheizte Menge feiert ihn dabei als Helden. Politisch bringt die Tat jedoch nicht mehr Freiheit, sondern durch die "Karlsbader Beschlüsse" 1819 Jahrzehnte der konservativen Restauration.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:
  • wie Kotzebues phänomenale Laufbahn als Theaterautor begann,
  • dass Kotzebue Goethe imponieren wollte,
  • welche andere Seite August von Kotzebue noch hatte,
  • warum ihm vorgeworfen wurde, als russischer Spion für den Zaren zu spionieren,
  • welche Folgen seine Ermordung hatte.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Julia Bohnengel, Literaturprofessorin an der Universität Heidelberg

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Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: Gesa Rünker

Frei, selbstbestimmt, endlich erwachsen: Volljährigkeit mit 18

Frei, selbstbestimmt, endlich erwachsen: Volljährigkeit mit 18 WDR Zeitzeichen 22.03.2024 14:39 Min. Verfügbar bis 23.03.2099 WDR 5

Als am 22.3.1974 der Bundestag das Volljährigkeitsalter von 21 auf 18 Jahre senkt, werden in der BRD aus rund 2,5 Millionen Jugendlichen junge Erwachsene.

"Wir wollen mehr Demokratie wagen." Das erklärt Willy Brandt in seiner Regierungserklärung im Oktober 1969. Und er hält Wort: Am 22.03.1974 beschließt der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit, das Volljährigkeitsalter von 21 auf 18 Jahre zu senken. *** Das sind eine unserer Quellen: Rüdiger Maas: Generation lebensunfähig, Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden, München 2023; Douglas Coupland: Generation X, Berlin 1994 *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Anja Arp, Redaktion: Gesa Rünker


Endlich können sie ihre Ausgehzeiten oder auch die Haarfarbe selber bestimmen: 1974 werden 2,5 Millionen Jugendliche mit einem Schlag zu Erwachsenen. Mit Absenkung des Volljährigkeitsalters von 21 auf 18 Jahre können sie nun selber entscheiden, was sie einkaufen - oder auch selber Verträge unterschreiben.

Damals ist die Jugend in Deutschland noch - anders als heute - in der Mehrheit. Die Herabsenkung auch des Wahlalters auf 18 bedeutet plötzlich 2,5 Millionen neue Wählerinnen und Wähler in der BRD. In der damaligen DDR ist das Wahlalter bereits seit den 1950er Jahren auf 18 herabgesetzt.
Doch mit dem neuen Volljährigkeitsalter bleiben die alten Abhängigkeiten bestehen. Viele junge Erwachsene befinden sich mit 18 Jahren noch in der Ausbildung und wohnen weiterhin zu Hause.

Und auch heute bleibt die alte Frage: Was ist der richtige Weg, um junge Menschen in die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft einzubeziehen? Dabei wird heute eine Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre diskutiert. Bei einigen Kommunal- und Landtagswahlen gilt sie bereits, ebenso bei der Europawahl. Zu allen Zeiten gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, wann ein Mensch reif ist zu wählen oder sich wählen zu lassen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:
  • Warum sich auch Banken und auch die Industrie für die neue Regelung eingesetzt haben,
  • warum Jüngere heute viel konservativer wirken,
  • worin sich die Generation Y von der Generation Alpha unterscheidet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Rüdiger Maas: Generation lebensunfähig, Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden, München 2023
  • Douglas Coupland: Generation X, Berlin 1994
  • Jürg Pfister: Motivation der Generation X, Verlag für Theologie und Religionswissenschaftlern, Nürnberg 2003
  • Florian Illies: Generation Golf - Eine Inspektion, Frankfurt 2001
  • Heinz Bude: Abschied von den Boomern, München

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Autorin: Anja Arp
Redaktion: Gesa Rünker

Wie John Law mit einem Papiergeldsystem Frankreich retten wollte

Wie John Law mit einem Papiergeldsystem Frankreich retten wollte WDR Zeitzeichen 21.03.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 22.03.2099 WDR 5

Frankreich ist im frühen 18. Jahrhunderts hoch verschuldet. John Law (Todestag 21.3.1729) verspricht mit einem Finanz-System Rettung. Nach großem Boom zerplatzt die Blase.

Zu Beginn des 18. Jahrhundert will John Law die Knappheit des Geldes überwinden, die Verschuldung der Staaten auflösen. Nicht Gold und Silber, sondern Grund und Boden erscheinen dem Nationalökonom als die ideale Deckung für das zirkulierende Papiergeld. Doch wenig später kommt es dadurch in Frankreich zum Finanzcrash. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Professorin Friedrun Quaas, Autorin des Buchs: "John Law, Pionier der Geldtheorie" *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vormweg, Redaktion: Matti Hesse


"Das Verlangen nach Gewinn ist das wahre Motiv für das Vertrauen." So lautet der Schlüssel des Finanz-Systems, das der schottische Nationalökonom John Law zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelt. Gold und Silber, so seine Überzeugung, lähmten die Wirtschaft, Papiergeld dagegen bringe sie zum Boomen. Law verkauft das Papiergeld als Wunderwaffe gegen die immer häufiger anzutreffende galoppierende Staatsverschuldung.

Law kombiniert die Ideen zu verschiedenen Papiergeldsystemen, die in Europa kursieren. Grund und Boden erscheinen ihm dabei die ideale Deckung für das zirkulierende Papiergeld. Die Aktienkurse der 1717 gegründeten "Mississippi-Gesellschaft", gedeckt durch Grund und Boden in der Kolonie Louisiana, schnellen in die Höhe.

Doch 1720 wird offenkundig, dass Louisiana kein El Dorado ist. Das Vertrauen der Anleger, das Herzstück des Law`schen Systems, sinkt. Es kommt zum Desaster. Law ist weit über das Ziel hinausgeschossen. Er hat den Markt nicht nur mit Aktien überschwemmt, sondern auch mit Papiergeld.

Am 21. März 1729 stirbt John Law an einer Lungenentzündung. In den Augen der Nachwelt bleibt sein Ruf skandalumwittert. Für viele Wirtschaftswissenschaftler ist er aber weiter ein Ideengeber und experimentierfreudiger Vorläufer moderner Finanzsysteme.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • Wie Law das Vermögen seines Vaters verspielte,
  • wie ihm die damals neue Wahrscheinlichkeitsrechnung reich machte,
  • wie er den Aktienmarkt zum Kochen brachte,
  • wie er auch den französischen Staat (vorerst) vor der Pleite bewahrte,
  • wie es nach dem Finanzcrash in Frankreich weiterging.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professorin Friedrun Quaas (Uni Leipzig)
  • Quaas, Friedrun: John Law (1671-1729), Pionier der Geldtheorie. Marburg 2023
  • Meyer, Jean: La vie quotidienne en France au temps de la Régence. Paris 1979
  • Desgraves, Louis: Montesquieu. Frankfurt am Main 1992
  • Faure, Edgar: La banqueroute de Law. Paris 1977
  • Saint-Simon, Louis de Rouvroy Duc de: Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon. Vierter Band 1715-1723. Herausgegeben und übersetzt von Sigrid von Massenbach. Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1979

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Jürgen Beiner

Jugendfreizeit im Dienst der SED: Die Pioniere

Jugendfreizeit im Dienst der SED: Die Pioniere WDR Zeitzeichen 20.03.2024 14:39 Min. Verfügbar bis 21.03.2099 WDR 5

Sport und Spiele verspricht die Pionierorganisation, deren Gründung am 20.3.1949 in Ostberlin gefeiert wird. Doch Teilnahme ist Pflicht, Ziel ist die Treue zur DDR.

Am 20. März 1949 ist der Friedrichstadtpalast in Berlin mit Kindern gefüllt, die den Reden von Erwachsenen lauschen müssen. Die Erwachsenen wünschen, dass die Kinder als "Junge Pioniere" am Sozialismus in Ostdeutschland eifrig mitbauen. Es ist der Beginn einer politischen Massenorganisation für Kinder. Die DDR wird erst ein halbes Jahr später gegründet. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Klug, Redaktion: Gesa Rünker


Die Gründungsfeier der Jungen Pioniere findet am 20. März 1949 im Berliner Friedrichstadtpalast statt - ein halbes Jahr vor der Gründung der DDR. Offiziell besteht die Aufgabe der Jungen Pioniere von Anfang an darin, am Aufbau des real existierenden Sozialismus in der DDR mitzuwirken. In der Praxis sieht diese Arbeit aber harmloser aus. Zumeist werden bei offiziellen Anlässen Gedichte aufgesagt und Blumen überreicht.

Ein Gebot der Massenorganisation für Kinder lautet: "Wir Jungpioniere singen und tanzen, spielen und basteln gern." Tatsächlich aber geht es darum, schon Grundschüler mit einem "Wir"-Gefühl auf den Arbeiter- und Bauernstaat und seine Ideologie einzuschwören. Dazu gehört auch eine Art Uniform. Neben einer weißen Bluse trägt der Jungpionier bis zur vierten Klasse ein blaues Halstuch, um dann anschließend mit einem roten Halstuch zum "Thälmannpionier" aufzusteigen. Andere Jugendorganisationen sind in der DDR nicht zugelassen.

"Eins, zwei, drei. Es lebe die Partei" - 40 Jahre lang bejubeln die Jungen Pioniere unablässig die Staatsmacht. Dann geht der von ihnen besungene, bedichtete und betanzte real existierende Sozialismus eher sang- und klanglos unter.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • was den Jungpionieren alles geboten - und was von ihnen erwartet wird,
  • was passiert, wenn jemand nicht in die Organisation eingetreten ist,
  • wie die SED ihre Idee einer einheitlichen Massenorganisation für Kinder so schnell durchsetzen konnte.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen:
  • Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Petra Lange, ehemaliges Mitglied der Jungen Pioniere

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Gesa Rünker

Begründer der deutschen Hochseeflotte: Alfred von Tirpitz

Begründer der deutschen Hochseeflotte: Alfred von Tirpitz WDR Zeitzeichen 19.03.2024 14:29 Min. Verfügbar bis 20.03.2099 WDR 5

Großadmiral, Marineminister, Strippenzieher. Einflüsterer des Kaisers, versessen nach Weltgeltung: die Karriere des eigentlich Bürgerlichen Alfred Tirpitz ist atemberaubend.

Großadmiral Alfred von Tirpitz ist entscheidend für die deutsche Flottenaufrüstung der 1890er-Jahre verantwortlich. Er möchte so die englische Seeherrschaft herausfordern, doch sein Plan scheitert. Statt sich mit dem Deutschen Reich zusammen zu tun, geht England ein Bündnis mit Frankreich und Russland ein. Zusammen mit Kaiser Wilhelm II. - der hinter der Flottenaufrüstung steht - hat Tirpitz einen großen Einfluss auf dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Professor Christoph Nonn (Historiker, Universität Düsseldorf) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda Dammmüller, Redaktion: Matti Hesse


Alfred Tirpitz wird am 19. März 1849 als Sohn eines Rechtsanwalt in Küstrin an der Oder geboren. In der Schule noch gescheitert, kommt er 1865 durch einen Freund zur preußischen Marine. Für die Aufnahmeprüfung büffelt er wie nie zuvor, wird als Kadett genommen. Anschließend legt er einen kometenhaften Aufstieg hin: Leutnant zur See, Kapitänleutnant, Kapitän zur See.

Mit fünf Flottengesetzen von 1898 bis 1912 setzt der Admiral schrittweise den Bau von 61 Großkampfschiffen, 40 Kleinen Kreuzern, 144 Torpedo- und 72 U-Booten durch. Das deutsche Reich als ernsthafter Gegner der gewaltigsten Seemacht der Welt, England, das ist Tirpitz´ Ziel. Es beginnt ein verhängnisvolles Wettrüsten, das Deutschland klar verliert. Die Flotte, die viele Millionen gekostet hat, wird nie auch nur annähernd so groß wie die englische. Zudem befeuert sie die Feindschaft mit den Briten.

Mit Kriegsbeginn 1914 zeigt sich schnell: Tirpitz' Idee einer Abschreckung durch eine "Risikoflotte" ist ein Hirngespinst. Nur einmal kommt es zur erhofften großen Seeschlacht gegen England - diese geht im Mai 1916 Unentschieden aus. Tirpitz‘ Karriere als Admiral ist da bereits zu Ende. Seine Großkampfschiffe rosten fortan in ihren Häfen vor sich hin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • in welch schlechtem Zustand Tirpitz die Flotte zu Beginn vorfindet,
  • warum Kaiser Wilhelm II. der perfekte Partner für Tirpitz ist,
  • wie es für Tirpitz nach seiner Karriere als Großadmiral weiter geht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Christoph Nonn (Historiker, Universität Düsseldorf)
  • Horst Dederichs (Extremtaucher, Mönchengladbach)
  • Rainer Hering, Christina Schmidt: Prinz Heinrich von Preußen - Großadmiral, Kaiserbruder, Technikpionier (2013)
  • Michael Salewski: Tirpitz - Aufstieg, Macht, Scheitern (1979)

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Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle

Ferdinand Franz Wallraf - der Retter der Geschichte von Köln

Ferdinand Franz Wallraf - der Retter der Geschichte von Köln WDR Zeitzeichen 18.03.2024 14:27 Min. Verfügbar bis 19.03.2099 WDR 5

Der Universal-Sammler Ferdinand Franz Wallraf: omnipräsent ist er in Köln mit seinen Hinterlassenschaften - und doch irgendwie nicht zu fassen. Er starb am 18.3.1824.

Ferdinand Franz Wallraf ist wie ein historisches Gespenst. Viele seiner Spuren sind verwischt, selbst sein Grab ist leer. Nach seinem Tod erbt die Stadt die umfangreichen Kunstsammlungen, die später den Grundstock der heutigen Kölner Museumslandschaft bilden. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Dr. Marcus Dekiert, Direktor des Wallraf-Richartz-Museums *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph Erdenberger, Redaktion: David Rother


Geboren wird Ferdinand Franz Wallraf 1748 als Kind eines Schneidermeisters. Früh ist klar, dass Wallraf nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten wird. Stattdessen entscheidet sich der vielseitig interessierte Junge zunächst für den Lehrerberuf - und tritt dafür extra in den geistlichen Stand (Priesterweihe 1772) ein.

Im Laufe der Jahre macht sich Wallraf in vielfacher Weise einen Namen in seiner Heimatstadt Köln - unter anderem wirkt er als Gelehrter, Stadtreformer und Universitätspolitiker. Gleichzeitig prägt er durch seine ausgesprochen große Sammelleidenschaft auch das kulturelle Leben Kölns. Zunächst sind es vor allem Mineralien, die sein Interesse wecken, später sammelt er auch Münzen, Kunstwerke sowie Bücher.

Am 18. März 1824 stirbt Ferdinand Franz Wallraf. All seine Sammlungen hinterlässt er der Stadt Köln. So ist sein Name auch 200 Jahre nach seinem Tod in der Rheinmetropole allgegenwärtig - an zahlreichen Orten, aber auch in Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wo einem in Köln überall der Name Wallraf begegnet,
  • wie er die Geschichte der Stadt gerettet hat,
  • was die "Pissgasse" über den Universalgelehrten verrät,
  • von Wallrafs besonderer Beziehung zum Kölner Dom,
  • warum man Wallraf heute als "Messi" bezeichnen würde.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Dr. Marcus Dekiert, Direktor des Wallraf-Richartz-Museums
  • Dr. Gudrun Gersmann, Professorin für Neuere Geschichte an der Uni Köln
  • Dr. Christiane Hoffrath, Leiterin der Universitätsbibliothek zu Köln

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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother

Die französische Revolutionärin Marie-Jeanne Roland

Die französische Revolutionärin Marie-Jeanne Roland WDR Zeitzeichen 17.03.2024 14:28 Min. Verfügbar bis 18.03.2099 WDR 5

Sie ist mitten drin in der Französischen Revolution. Ihr Mann ist Innenminister, sie schreibt Texte für ihn. Dann kommt Madame Roland (geboren am 17. März 1754) in Haft.

Jeanne-Marie Roland, genannt "Manon", ist eine französische Schriftstellerin und Revolutionärin. Sie führt in Paris einen Salon und beeinflusst an der Seite ihres Ehemanns Jean-Marie Roland de La Platière maßgeblich die Politik der Girondisten. Während der Schreckensherrschaft stirbt Madame Roland unter der Guillotine. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Christiane Landgrebe (Roland-Biografin); Christiane Landgrebe: Madame Roland – Von der Bürgersfrau zur Revolutionärin. Berlin, 2024 *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vormweg, Redaktion: David Rother


Marie-Jeanne Phlipon wird am 17. März 1754 in Paris geboren. Das begabte und wissbegierige Mädchen, liebevoll Manon gerufen, kann bereits im zarten Alter von vier Jahren lesen und interessiert sich früh für philosophische, geschichtliche und religiöse Themen.

Mit 25 Jahren heiratet Marie-Jeanne den 24 Jahre älteren Jean-Marie Roland de la Platière. Den Ausbruch der Revolution erleben die Eheleute in Lyon, und sie begeistern sich sofort für die neuen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Anfang 1791 zieht die Familie nach Paris. Ihr Salon wird zum Treffpunkt vieler Führungspersönlichkeiten der Revolution - darunter Jacques-Pierre Brissot, Maximilien Robespierre oder François Buzot. Obwohl Madame Roland behauptet, sich immer im Hintergrund gehalten zu haben, gilt sie als eine führende Vertreterin der Girondisten und gerät im vierten Jahr der Revolution in den tödlichen Machtkampf mit dem radikalen, jakobinischen Flügel.

Nachdem Robespierre im April 1793 die Girondisten des Verrats an der Revolution beschuldigte, flieht ihr Mann aus Paris. Marie-Jeanne wird zusammen mit den girondistischen Abgeordneten verhaftet und am 8. November öffentlich hingerichtet. Im Angesicht der Guillotine richtet Madame Roland ihre letzten Worte an die Pariser Freiheitsstatue: "Ach Freiheit, wie viele Verbrechen werden in deinem Namen verübt!"

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • Über die Vorbilder von Marie-Jeanne und wie diese die Französin beeinflussen,
  • wie sie im Hintergrund ihres Mannes geschickt die Fäden zieht,
  • wie Madame Roland die Zeit in Haft verbringt,
  • wie ihr Ehemann auf die Todesnachricht seiner Frau reagiert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christiane Landgrebe (Roland-Biografin)
  • Christiane Landgrebe: Madame Roland – Von der Bürgersfrau zur Revolutionärin. Berlin, 2024
  • Barbara Beck: Legendäre Frauen - Zwischen Triumph und Verhängnis. Wiesbaden, 2020
  • Guy Chaussinand-Nogaret: Madam Roland. Stuttgart, 1988
  • Marie-Jeanne Roland de la Platière: Madame Roland - Memoiren aus dem Kerker. Zürich, 1987

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: David Rother
Technik: Petra Laubach