WDR Zeitzeichen

Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.

Download? Rechte Maustaste!

Um das Audio herunterzuladen, klicken Sie bitte mit der rechten Maustaste auf "Download". Dann wählen Sie "Ziel speichern unter ..." oder "Link speichern unter ...", um das Audio zu speichern.

Piano-Legende im Buena Vista Social Club: Rubén González

Piano-Legende im Buena Vista Social Club: Rubén González WDR Zeitzeichen 26.05.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 27.05.2099 WDR 5

Der am 26.05.1919 geborene Rubén González entscheidet sich kurz vor dem Ende seines Medizinstudiums doch für ein Leben am Klavier. Er macht kubanische Musik weltberühmt.

Der am 26. Mai 1919 geborene Rubén González ist mit seinem Klavierspiel der geniale Taktgeber des Buena Vista Social Club. Dabei war Pianist nicht sein erster Berufswunsch. Zum Glück entscheidet sich González nochmal um, denn ohne ihn würde die lateinamerikanische Musik heute anders klingen. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Ramón Valle (kubanischer Jazzpianist)


Eigentlich will Pianist Rubén González mit 77 Jahren seinen Ruhestand genießen. Doch es kommt anders. Der US-amerikanische Gitarrist Ry Cooder und Produzent Nick Gold reisen für ein Crossover-Projekt zwischen kubanischen und westafrikanischen Musikern nach Havanna. Da die Afrikaner nicht eintreffen, springen kurzerhand andere klangvolle Namen ein - unter ihnen Ibrahim Ferrer, Eliades Ochoa, Omara Portuondo und eben Rubén González.

Buena Vista Social Club, wie man in Kuba sagt, gehen auf Welttournee und füllen die Konzertsäle von New York bis Amsterdam. Als 1998 der Dokumentarfilm von Wim Wenders in die Kinos kommt, sind González und Co. auf dem Höhepunkt ihrer zweiten, späten Karriere.

Seit seiner Kindheit sitzt der am 26.05.1919 geborene Rubén Gonzaléz täglich am Klavier. Trotzdem will er nach der Schule zunächst Arzt werden. Doch 1940 bricht er sein Medizinstudium ab und lebt fortan nur noch für die Musik. Er wird zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Pianisten Kubas. Er gilt als Mann mit den seidenen Händen, dem Gefühl für Rhythmus und Harmonie. Und er ist der Pianist, der den kubanischen Son weiterentwickelt.

Auch mit 81 Jahren tourt die Piano-Legende noch mit dem Buena Vista Social Club um die Welt. Zum letzten Mal tritt er zwei Jahre später in Mexiko und Kuba noch einmal öffentlich auf. Rubén González stirbt im Dezember 2003 in seinem Haus in Havanna.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • Warum Buena Vista Social Club in Kuba selbst kein Erfolg wird,
  • was die Musiker des Buena Vista Social Clubs verbindet,
  • von Gonzalez' Karriere vor dem Crossover-Projekt
  • von der Liebe des Pianisten zum traditionellen Son.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ramón Valle (kubanischer Jazzpianist)
  • Jonas Reichert (Musikwissenschaftler mit Spezialgebiet kubanische Musik, Universität Bonn)
  • BBC News: Buena Vista pianist Gonzalez dies

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Carolin Rückl / Matti Hesse

Künstlerin ohne Konventionen: Rosa Bonheur, Tiermalerin

Künstlerin ohne Konventionen: Rosa Bonheur, Tiermalerin WDR Zeitzeichen 25.05.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 26.05.2099 WDR 5

Heute gilt sie - nicht ganz zurecht - als Ikone der LGBTQ-Community. Rosa Bonheur (gestorben am 25.5.1899) malte brillante Tierporträts, von den man damals glaubte, Männer hätten sie gemalt...

Rosa Bonheur ist als Tiermalerin eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts. Im Unterschied zu vielen anderen zeitgenössischen Künstlerinnen und entgegen gesellschaftlicher Rollenfestlegung begreift sie das Malen als Beruf und bestimmte ihre Rolle, dem männlichen Modell folgend, von ihrer beruflichen Tätigkeit ausgehend. Zu ihrer Zeit malten Frauen bevorzugt kleinere Tiere wie Vögel und Fische, Bonheur jedoch konzentrierte sich auf Rinder und Pferde. *** Unsere wichtigste Quelle: Rosa Bonheur & Anna Klumpke: Souvenirs de ma vie. Paris 2022


Rosa Bonheur ist die Tiermalerin des 19. Jahrhunderts. Die gefeiertste und reichste französische Künstlerin ihrer Zeit, die erste, die den Ritterorden der Ehrenlegion bekommt. Und sogar die erste Frau überhaupt, die man zum Offizier dieses Ordens ernennt. Eine hübsche Person, auffallend durch kurze Haare und weite dunkle Kostüme - obwohl Frauen doch eigentlich komplizierte Aufsteckfrisuren tragen und sich in Korsetts und Krinolinen zu zwängen haben.

Rosa Bonheur will die Einzigartigkeit der Tiere darstellen, ihr Wesen, fast ihre Psychologie. In jahrzehntelangen anatomischen Studien, Tausenden von Skizzen, arbeitet Rosa Bonheur ein Leben lang an diesem Ideal. Manchmal hart am Kitsch, aber meist unsentimental realistisch. Anfangs im Rock, aber sehr schnell in den nicht nur bequemeren Hosen, für die sie extra eine polizeiliche Genehmigung braucht. Erneuerbar alle sechs Monate.

Weltruhm erlangt Rosa Bonheur 1853 mit ihrem "Pferdemarkt", einer wie ein Schlachtgemälde aufgebauten bewegten Szene mit malträtierten und rebellierenden schweren Ackergäulen. Gekauft wird es für 268.000 Goldfrancs vom amerikanischen Multimillionär Vanderbilt. Er schenkt es dem neuen Metropolitan Museum of Art. Einhellig schließt die Kritik auf das "männliche Genie" der Künstlerin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:
  • Warum Rosa Bonheur beim Malen eines Ochsengespanns mit Steinen beworfen und als Hexe beschimpft wird,
  • wie es dazu kommt, dass Rosa Bonheur heute als lesbische Ikone gilt,
  • was Buffalo Bill zu Bonheurs Popularität in den USA beiträgt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:innen:
  • Marie Borin, Bonheur-Biografin
  • Katherine Brault, Besitzerin des Ateliers von Rosa Bonheur
  • Léon Roger-Milès: Rosa Bonheur, sa vie, son œuvre. Société d’Edition Artistique, 1900, S. 116, zitiert in:
  • Marie Borin: Rosa Bonheur. Une artiste à l’aube du féminisme. Paris. 2011.
  • Anna Klumpke: Rosa Bonheur, sa vie, son oeuvre. Paris, 1908, S. 311, zitiert in:
  • Marie Borin, Rosa Bonheur: Une artiste à l’aube du féminisme. Paris 2011.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Sabine Mann
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian

Begnadeter Schriftsteller und Theaterkönig: George Tabori

Begnadeter Schriftsteller und Theaterkönig: George Tabori WDR Zeitzeichen 24.05.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 25.05.2099 WDR 5

Endet jede Show mit einem tödlichen Sturz? Das glaubt der vierjährige György, aus dem einmal George Tabori werden soll - frenetischer Drehbuchschreiber, Stückeautor, begnadeter Schriftsteller und der Theaterkönig von Wien und Berlin.

George Tabori ist Regisseur, Schauspieler, Lebenskünstler - und er ist Jude. Seit den späten 1960er-Jahren bringt Tabori den Holocaust auf seine ganz eigene Art ins deutschsprachige Theater: brutal komisch und politisch völlig unkorrekt. In seinem größten Erfolg, der Farce "Mein Kampf", ist er einer der Ersten, der Adolf Hitler als Komödienfigur zeigt. Vergangenheitsbewältigung mal anders. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Wolf Biermann (Liedermacher und Lyriker), George Tabori: Autodafé - George Tabori erzählt aus seinem Leben. Berlin 2023, Andrea Welker: George Tabori - Dem Gedächtnis, der Trauer und dem Lachen gewidmet. Wien 1994


Wie lautet der kürzeste deutsche Witz? "Auschwitz". Da, wo für viele der Spaß aufhört, macht George Tabori einfach weiter. Mit schwarzem Humor und politisch völlig unkorrekt nutzt der jüdische Journalist, Autor und Theatermacher seine Kunst zeitlebens auch dazu, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten.
Sarkasmus ist dabei Taboris Strategie, die eigene Lebenstragödie auszuhalten: Am 24. Mai 1914 als György Tabori in Budapest geboren, lebt der wortgewandte Künstler im Laufe seines Lebens in 17 Ländern. Sein Vater und große Teile seiner jüdischen Familie werden in Auschwitz ermordet. Tabori selbst überlebt den Holocaust in Großbritannien.
Für sein Schaffen erhält der Theatermann zahlreiche Preise - unter anderem darf er 1992 als erster nichtdeutschsprachiger Autor den Georg-Büchner-Preis entgegen nehmen. 2007 stirbt George Tabori im Alter von 93 Jahren in Berlin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:
  • Durch welches "Wunder" Taboris Mutter Elsa dem Transport nach Auschwitz entkommt,
  • welche Rolle Bertolt Brecht bei Taboris Theaterkarriere spielt,
  • wie ausgerechnet die Farce "Mein Kampf" zu Taboris größtem Erfolg wird,
  • von Taboris Tierliebe - vor allem zu seinem Hund Hapschi.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Wolf Biermann (Liedermacher und Lyriker)
  • George Tabori: Autodafé - George Tabori erzählt aus seinem Leben. Berlin 2023
  • George Tabori: Theaterstücke. München 1994
  • George Tabori: Meine Kämpfe Erzählungen. München 1986
  • Andrea Welker: George Tabori - Dem Gedächtnis, der Trauer und dem Lachen gewidmet. Wien 1994
  • George Tabori: Betrachtungen über das Feigenblatt. Ein Handbuch für Verliebte und Verrückte. Frankfurt am Main 1993

Weiterführender Link:
  • Hörbuch der Woche: "Autodafé" von George Tabori
  • Sie hat George Tabori und Günter Grass entdeckt: Verlegerin Maria Müller-Sommer gestorben

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Jürgen Werth
Redaktion: Frank Zirpins

Das deutsche Grundgesetz wird verkündet (am 23.5.1949)

Das deutsche Grundgesetz wird verkündet (am 23.5.1949) WDR Zeitzeichen 23.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 24.05.2099 WDR 5

Acht Monate arbeiten 65 Frauen und Männer in Bonn am Grundgesetz. Dieser Parlamentarische Rat will die Verfassung eines Rechtsstaats schaffen - mit nüchterner Sprache und hehren Zielen.

Mit der Unterzeichnung des Grundgesetzes in Bonn wird am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Nach Artikel 20 versteht sie sich als demokratischer und sozialer Bundesstaat, in dem alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht. *** Unser wichtigster Interviewpartner: Heribert Prantl (Jurist und Autor der Süddeutschen Zeitung)


Am 23. Mai 1949 endet mit der feierlichen Verkündung und Unterzeichnung des Grundgesetzes zu Bach´scher Orgelmusik die Arbeit des Parlamentarischen Rates. Ein dreiviertel Jahr zuvor sind in den Westdeutschen Landtagen 65 Frauen und Männer gewählt und nach Bonn entsandt worden. Sie sollen die Verfassung für einen Rechtsstaat ausarbeiten. Aus den ursprünglich geplanten drei Monaten werden schließlich acht.

Am vierten Jahrestag der Kapitulation, dem 8. Mai 1949, verabschiedet der Parlamentarische Rat kurz vor Mitternacht das Grundgesetz mit 53 gegen zwölf Stimmen. Vier Tage später wird es von den drei westlichen Alliierten bestätigt und danach von den westdeutschen Landtagen ratifiziert.

Die Mütter und Väter des Grundgesetzes sind nicht nur von der Geschichte und dem Leitsatz "Nie wieder" geprägt. Sie sind auch von der Sorge getrieben, die Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschland nicht weiter zu vertiefen. Zeitgleich entsteht in der DDR ebenfalls eine Verfassung, die für vier Jahrzehnte gilt.

"Grundrechte sind weder rechts noch links. Sondern Grundrechte sind schlicht fundamental für den demokratischen Rechtsstaat. Und das ist der Satz, der für mich über den Feierlichkeiten zum Grundgesetzjubiläum steht", erklärt Heribert Prantl, Autor und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung.

In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:
  • Warum das Grundgesetz weniger ein Liebesbrief an ein Land ist, sondern eher ein Liebeskummerbrief,
  • woran die beiden ersten demokratischen Verfassungen in Deutschland scheitern,
  • welche großen Bewährungsproben das Grundgesetz bisher gemeistert hat,
  • wie die "Gesellschaft für Freiheitsrechte" als privater Verein über das Grundgesetz wacht.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Heribert Prantl (Autor und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung)
  • Ulf Buermeyer (Vorsitzender der Gesellschaft für Freiheitsrechte)

Podcast-Tipp:
Live-Reportage vom 23.5.1949 in voller Länge im ARD Archivradio

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anja Arp
Redaktion: Christoph Tiegel / Frank Zirpins

Trotziger Schriftsteller und Grenzgänger: Stefan Heym

Trotziger Schriftsteller und Grenzgänger: Stefan Heym WDR Zeitzeichen 22.05.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 23.05.2099 WDR 5

Am 22.5.1979 wird Stefan Heym in der DDR wegen angeblicher Devisenvergehen verurteilt. Dem Schriftsteller sollten Grenzen aufgezeigt werden. Grenzen - ohnehin Heyms zentrales Thema.

Stefan Heyms Lebensthema sind Grenzen: etwa die, die er überqueren muss, als bedrohter Flüchtling, als angefeindeter Emigrant. Doch Grenzen auch in den Köpfen, politische, religiöse, ideologische, an denen er sich wundstößt, selbst wenn die Grenzen sich tarnen. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Beate Kunath (Filmemacherin)


Schon als Schüler veröffentlicht er 1931 in einer Chemnitzer Zeitung ein Anti-Kriegs-Gedicht. Damals noch unter seinem richtigen Namen Helmut Flieg. Daraufhin fliegt er vom Gymnasium, studiert Journalistik in Berlin, schreibt in linken Zeitungen - und landet als Feind auf der schwarzen Liste der Nazis. Als Hitler an die Macht kommt, veröffentlicht Flieg nur noch unter dem Pseudonym Stefan Heym und flieht erst nach Schlesien, von dort aus zu Fuß über die Berge nach Prag.


Später emigriert er weiter in die USA und kehrt im Krieg als amerikanischer Soldat zurück. Im besetzten Deutschland arbeitet er als Militärjournalist am Aufbau einer freien Presse mit, kehrt dann aber in die USA zurück. 1948 erscheint sein Kriegsroman "The Crusaders". Als in den USA die McCarthy-Ära beginnt, kehrt er zurück nach Europa, nach Ost-Berlin. In der DDR versteht er sich als "kritischer Marxist".

Schon mit SED-Parteichef Walter Ulbricht bekommt Heym Ärger wegen seiner unangepassten Kommentare. Seit den 1960er-Jahren lehnt die Zensur immer mehr Bücher von Heym ab. 1976 organisiert Heym mit anderen den Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. 1979 rechnet er in seinem Roman "Collin" mit dem Stalinismus ab. In der DDR darf das Buch nicht erscheinen. Weil Heym es im Westen drucken lässt, wird er am 22.05.1979 wegen Devisenvergehen verurteilt und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. 

Nach dem Fall der Mauer macht Heym eine kurze politische Karriere. Er stirbt am 16. Dezember 2001 bei einer Vortragsreise in Israel.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:
  • Warum Stefan Heym nach seiner USA-Zeit nicht in der BRD, sondern in der DDR sesshaft wurde,
  • dass die DDR ihn erfolglos "zu Tode schweigen" wollte,
  • warum Stefan Heym nach der Wende in die Politik ging - und sie desillusioniert wieder verließ,
  • dass seine Gedichte heute von jungen Leuten neu entdeckt werden.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Beate Kunath (Filmemacherin, u.a. "Abschied und Ankunft")

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: Matti Hesse / Christoph Tiegel
Technik: Moritz Raestrup

Bezahlbar wohnen in der Stadt: Jakob Reumann und das "Rote Wien"

Bezahlbar wohnen in der Stadt: Jakob Reumann und das "Rote Wien" WDR Zeitzeichen 21.05.2024 16:03 Min. Verfügbar bis 22.05.2099 WDR 5

Am 21.5.1919 wird Jakob Reumann der erste sozialdemokratische Bürgermeister Wiens. So wird das "Rote Wien" geboren: ein Reformprojekt, das die Stadt bis heute prägt.

Er will nicht nur Wohnungen für Menschen erschaffen, sondern ganze Lebensräume: Als Jakob Reumann zum ersten sozialdemokratischen Bürgermeister von Wien gewählt wird, wird die Stadt neu gestaltet. Das hat Auswirkungen bis heute. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Werner Michael Schwarz, Historiker und Kurator im Wien-Museum


Am Ende des Ersten Weltkriegs ist Wien in Not - eine überfüllte Stadt mit schlechter Versorgungslage. Die Menschen versuchen, sich selbst zu versorgen, sich auch selbst um Wohnraum zu kümmern. Sie bauen sich am Stadtrand Hütten und legen große Gärten an.

Bis 1919 gilt in Österreich das Kurienwahlrecht: Ob und wer wählen darf, hängt unter anderem von der Steuerleistung ab. Das ändert sich mit der Wahlrechtsreform. Am 4. Mai 1919 finden bei der Gemeinderatswahl in Wien erstmals allgemeine und gleiche Wahlen statt. Dabei erzielen die Sozialdemokraten mit 54,2 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit. Der Gemeinderat wählt Jakob Reumann zum Bürgermeister. Das rote Wien ist geboren.

Zum Programm der neuen Stadtregierung zählt unter anderem kostenlose medizinische Versorgung, Bildungsreformen sowie die Schaffung von Wohnraum. Zentral dabei: Es sollen nicht nur Wohnungen für Menschen geschaffen werden, sondern Lebensräume. Das hat nicht nur in Wien Konsequenzen: Die eher traditionell und konservativ denkende Landbevölkerung schaut so skeptisch nach Wien, dass Wien und Niederösterreich sich trennen. Wien wird zum unabhängigen Land in Österreich und kann eigene Gesetze und eigene Steuern erheben - etwa die Wohnbausteuer.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • Welche traurige Inschrift heute Reumanns Bronzebüste ziert,
  • warum die Versorgungslage in Wien so schlecht war, obwohl alle Eisenbahnlinien über die Stadt liefen,
  • warum Gemeindewohnungen in den alten Gebäuden heute noch so begehrt sind,
  • wieso die Wohnbausteuer in der Bevölkerung große Zustimmung fand.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Werner Michael Schwarz (Historiker, Kurator im Wien-Museum)

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Matti Hesse

Mit Humor gegen den Krebs ankämpfen: Komikerin Gilda Radner

Mit Humor gegen den Krebs ankämpfen: Komikerin Gilda Radner WDR Zeitzeichen 20.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 21.05.2099 WDR 5

Mit ihrem humoristischen Talent ist Gilda Radner einer der Stars der TV-Show "Saturday Night Live". Den Humor verliert sie auch nicht, als bei ihr Krebs diagnostiziert wird.

"Comedy ist das, was mein Leben von einer Tragödie unterschieden hat", sagt die Komikerin Gilda Radner 1982 rückblickend. "Ein komischer Blick auf die Welt hat mich wieder und wieder gerettet - und ich liebe es, lustig zu sein." *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Lisa D’Apolito (Regisseurin der Doku "Love, Gilda")


Im Leben von Gilda Radner sind Komödie und Tragödie immer eng verknüpft. Als Tochter eines wohlhabenden Hotelmanagers ist sie ein aufgekratztes, gut gelauntes Mädchen. Trotzdem findet sie schwer Anschluss, denn durch die Umzüge der Familie wechselt sie oft die Schule - und sie wird immer wieder wegen ihres Gewichts gehänselt.

Mit zehn Jahren erhält sie Diätpillen, die heftige Stimmungsschwankungen verursachen. Ihr Kindermädchen rät ihr: "Wenn sie sagen, dass du fett bist, mach einen Witz darüber und lach. Mach du den Witz, bevor sie darauf kommen." Auch als ihr Vater an einem Tumor stirbt, ist für den Teenager Humor ein Weg, um mit der Trauer umzugehen.

"Meine Comedy war immer dazu gedacht, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen", sagt sie später. "Ich benutzte Comedy, um die Kontrolle über mein Leben zu halten." Doch für den Umgang mit ihrer Bulimie muss sie auf ärztliche Hilfe zurückgreifen - und weist sich selbst ins Krankenhaus ein.

Als sie den Schauspieler Gene Wilder heiratet, geht es ihr gut wie nie zuvor. Doch schon bald hat sie mit Schmerzen zu kämpfen: Sie hat Krebs. Auch diesen Kampf nimmt sie mit ihrer eigenen Waffe auf: dem Humor.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
  • Wie das komödiantische Talent von Gilda Radner entdeckt wird,
  • welche Stationen zu ihrer Karriere gehören,
  • welches Verhältnis sie zu Fans hat,
  • wie Ehemann Gene Wilder auf die tragische Krankheitsgeschichte von Gilda Radner reagiert.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Lisa D’Apolito (Regisseurin der Doku "Love, Gilda")

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Jana Fischer
Redaktion: Frank Zirpins

Ikone der Evolution: das Primatenfossil "Ida"

Ikone der Evolution: das Primatenfossil "Ida" WDR Zeitzeichen 19.05.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 20.05.2099 WDR 5

Die Grube Messel in Hessen wird 1983 Fundort von etwas, das mit der öffentlichen Präsentation am 19.5.2009 zur Weltsensation wird: ein Primatenfossil, 47 Mio. Jahre alt.

Der norwegische Paläontologe Jorn Hurum präsentiert 2009 publikumswirksam den Ankauf des frühen Primaten-Fossils Darwinius masillae aus dem Eozän (Alter 47 Millionen Jahre) der Grube Messel, das über Umwege privater Sammler an die Universität Oslo kommt. Den Holotyp bennent er nach seiner Tochter Ida. Seine öffentliche Ankündigung einer "revolutionären" neuen Entdeckung erweist sich später aus wissenschaftlicher Sicht als übertrieben, da es sich als wahrscheinlich nicht direkt zur Vorfahrenlinie des Menschen und der Affen zugehörig erweist. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Prof. Dr. Ottmar Kullmer, Leiter der Abteilung Paläoanthropologie im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt


Mitten in Deutschland, auf halbem Weg zwischen Darmstadt und Frankfurt am Main, ist ein ganz besonderes Fenster in die Vergangenheit zu finden. Die Grube Messel. Etwa einen Kilometer im Durchmesser und rund 60 Meter tief ist die Grube eine sehr ergiebige Fundstelle für Fossilien, die auch besonders gut erhalten sind. Eines dieser Fossilien wird vor 15 Jahren zum weltweiten Medienstar.

Am 19. Mai 2009 stellen der norwegische Paläontologe Jørn Hurum und sein Team der Weltöffentlichkeit die Sensation im New Yorker Museum für Naturgeschichte vor.

Ausgegraben wird das Fossil in der heutigen UNESCO-Weltnaturerbestätte Grube Messel schon 1983 - also über ein Vierteljahrhundert vor seiner öffentlichen Präsentation. Die Politik hat zu diesem Zeitpunkt den wissenschaftlichen Wert der stillgelegten Ölschiefergrube noch nicht erkannt und will sie zur Mülldeponie umfunktionieren.

Bis es soweit ist, dürfen auch Hobby-Forscher auf dem Gelände nach Fossilien suchen. Einer von ihnen findet die Schieferplatte, in der sich ein versteinertes Primatenskelett verbirgt. Die Wissenschaftler geben ihrer Entdeckung den lateinischen Namen "Darwinius masillae". Einen Spitznamen hat das Fossil auch. Jørn Hurum hat es zu Ehren seiner Tochter "Ida" getauft.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • Wie aus einem Vulkan die Grube Messel entsteht,
  • warum der neu entstandene See für Tiere zur tödlichen Falle wird,
  • wie Jørn Hurum die Präsentation des Fossils und der wissenschaftlichen Untersuchungen über "Ida" zum medienwirksamen Event macht,
  • warum Wissenschaftler darum streiten, ob "Ida" ein Trocken- oder Feuchtnasenprimat ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Ottmar Kullmer, Leiter der Abteilung Paläoanthropologie im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
  • Colin Tudge: Missing Link: Ida und die Anfänge der Menschheit. Der Sensationsfund aus Deutschland. 2009.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup

Todfeind der Mafia: Der italienische Richter Giovanni Falcone

Todfeind der Mafia: Der italienische Richter Giovanni Falcone WDR Zeitzeichen 18.05.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 19.05.2099 WDR 5

Giovanni Falcone (geboren am 18.5.1938) war der wichtigste Mafia-Jäger. Er bewies, dass man die Mafia wohl nicht besiegen, aber bekämpfen kann. Dafür zahlte er mit seinem Leben.

Giovanni Falcone ist der "Cosa Nostra" jahrelang auf den Fersen - und sie ihm. Der italienische Star-Jurist weiß, dass er jederzeit um sein Leben fürchten muss. Am 23. Mai 1992 reißt eine Autobombe den Richter in den Tod. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Michael Kadereit (interviewte als letzter deutscher Journalist Falcone neun Tage vor dessen Tod), Marcelle Padovani: Giovanni Falcone – Mafia intern. München 1993, Roberto Saviano: Falcone. München 2024


Im Frühjahr 1992 stellt die Mafia dem Richter Giovanni Falcone eine Falle: In einem Abwasserkanal unter der Autobahn 29 vom Flughafen Punta Raisi nach Palermo werden in Höhe der Kleinstadt Capaci 500 Kilogramm Sprengstoff versteckt. Der Mafia-Jäger ist seit den 1980er-Jahren der Star-Jurist Italiens. Mittlerweile arbeitet er im Justizministerium in Rom an einer Reform des Strafvollzugs.

Wenn der Richter das nächste Mal heim nach Sizilien kommt, soll die Bombe hochgehen. Das ist am 23. Mai 1992 der Fall: Das Auto der drei vorausfahrenden Leibwächter wird von der gewaltigen Explosion 60 Meter hoch in die Luft geschleudert. Falcones Fahrzeug kracht in den Bombenkrater. Der Richter stirbt im Krankenhaus. Er wird 53 Jahre und fünf Tage alt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • wie Giovanni Falcone als Kind mit den Söhnen der Mafia-Familien spielt,
  • was der Richter über die Chancen des Kampfes gegen die Mafia denkt,
  • mit wem Falcone im Justizpalast von Palermo eng zusammenarbeitet,
  • welches Ermittlungscredo er verfolgt,
  • mit wem Falcone die "Pizza-Connection" aufgedeckt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michael Kadereit (interviewte als letzter deutscher Journalist Falcone neun Tage vor dessen Tod)
  • Marcelle Padovani: Giovanni Falcone – Mafia intern. München 1993
  • Roberto Saviano: Falcone. München 2024

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
Producerin: Sarah Fitzek

Zur Rettung ungarischer Juden: ein Deal mit den Nazis

Zur Rettung ungarischer Juden: ein Deal mit den Nazis WDR Zeitzeichen 17.05.2024 15:08 Min. Verfügbar bis 18.05.2099 WDR 5

Wie können ungarische Juden vor der Vernichtung gerettet werden? Ein Hilfskomitee setzt im April/Mai 1944 auf Verhandlungen mit der SS. Ein Resultat der Gespräche ist der "Kasztner-Zug".

Als sich Adolf Eichmann, der Organisator des Holocaust, 1961 in Israel für seine Taten verantworten muss, geht es auch um einen Deal zwischen der SS und einem Hilfskomitee, das ungarische Juden retten will. 1944 erreicht Rezsö Kasztner, dass fast 1.700 jüdische Menschen Budapest per Zug verlassen können. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Sybille Steinbacher (Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts und Inhaberin des Lehrstuhls zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität Frankfurt am Main), Ladislaus Löb: Geschäfte mit dem Teufel - Die Tragödie des Judenretters Rezsö Kasztner - Bericht eines Überlebenden. Köln 2010***


Der Holocaust in Ungarn verläuft in einem enormen Tempo: Am 19. März 1944 marschiert die deutsche Wehrmacht das Land ein und schon gut einen Monat später, am 28. April, verlässt der erste Zug mit ungarischen Juden Budapest in Richtung Auschwitz. Innerhalb von acht Wochen werden 438.000 von ihnen dorthin deportiert.

Dagegen stemmt sich das Komitee für Rettung und Hilfe, das seit 1941 versucht, Juden aus den Konzentrationslagern und Ghettos ins sichere Ausland zu bringen. Das Komitee nimmt Kontakt zur SS auf: zu Adolf Eichmann, dem Organisator der Judenvernichtung. Es kommt zu einem Versprechen: 10.000 Lastwagen gegen eine Million Juden.

100.000 Juden will Eichmann als "Vorschuss" freilassen, falls Vertreter der vermeintlichen "jüdischen Weltmacht" eine Zusage für den Deal unterschreiben. Am 17. Mai 1944 macht sich deshalb Joel Brand als Komitee-Vertreter nach Istanbul auf. Derweil verhandelt Rezsö Kasztner in Ungarn weiter mit Eichmann.

Schließlich fährt der sogenannte Kasztner-Zug mit 1.684 ungarischen Juden Ende Juni 1944 los - aber nicht wie ausgemacht in die Schweiz, sondern nach Bergen-Belsen. Dort gibt es auf Weisung von SS-Chef Heinrich Himmler 30.000 "Austauschjuden", die als Geiseln für mögliche "Geschäfte" mit den Westalliierten dienen sollen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Peter Meisenberg:
  • warum Eichmann Kasztner überhaupt ernst nimmt,
  • was aus der Mission von Joel Brand wird,
  • welches Kalkül die SS mit dem Deal "Juden gegen Lastwagen" verbindet,
  • wie einige Juden tatsächlich die Schweiz erreichen,
  • dass Rezsö Kasztner nach dem Zweiten Weltkrieg für sein Engagement mit dem Leben bezahlt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Sybille Steinbacher (Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts und Inhaberin des Lehrstuhls zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität Frankfurt am Main)
  • Yehuda Bauer: Freikauf von Juden? Verhandlungen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und jüdischen Repräsentanten von 1933 bis 1945. Berlin 2019
  • Andreas Biss: List als Waffe. Wir hielten die Vernichtung an. Berlin 2022
  • Christian Gerlach, Götz Aly: Das letzte Kapitel - Der Mord an den ungarischen Juden 1944 bis 1945. Frankfurt am Main 2002
  • Ladislaus Löb: Geschäfte mit dem Teufel - Die Tragödie des Judenretters Rezsö Kasztner - Bericht eines Überlebenden. Köln 2010

Weiterführende Links:

Unser Hörtipp: WDR 5 "Das Philosophische Radio" mit Jürgen Wiebicke

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Peter Meisenberg
Redaktion: Matti Hesse

Josip Broz Tito: Autokrat und Lebemann, verehrt und verachtet

Josip Broz Tito: Autokrat und Lebemann, verehrt und verachtet WDR Zeitzeichen 16.05.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 17.05.2099 WDR 5

Am 16.5.1974 wurde Tito als jugoslawischer Staatspräsident auf Lebenszeit bestätigt. Er war Kämpfer, Landesvater, Unterdrücker, Jetset-Mensch... eine Jahrhundertfigur.

Der jugoslawische Staatspräsident Josip Broz, genannt Tito, genießt das Leben, liebt gutes Essen, teure Autos und den Glamour des internationalen Jetsets. Seine politischen Gegner lässt er gnadenlos verfolgen, bis er sein Land vom Stalinismus entfernt: Tito bleibt eine zwiespältige, schillernde Gestalt der europäischen Geschichte. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Marie-Janine Calic, Professorin für Ost- und Südosteuropäische Geschichte, Universität München.


Josip Broz, genannt Tito, wird 1892 in Kumrovec, einem Dorf an der kroatisch-slowenischen Grenze, geboren und wächst in einer kinderreichen Bauernfamilie auf. Während des Ersten Weltkriegs gerät er in russische Kriegsgefangenschaft und kommt dort mit sozialistischen Ideen in Kontakt. Im Zweiten Weltkrieg führt er die Partisanen im Kampf gegen die deutsche Besatzung und gegen nationale Gruppen, die Jugoslawien in den Bürgerkrieg treiben.

Nach dem Krieg gründet Tito ein sozialistisches Jugoslawien, später versucht er das Land zwischen den politischen Blöcken in Ost und West zu positionieren. Seine Herrschaft ist von strenger Kontrolle geprägt, er erlaubt aber auch eine gewisse Liberalisierung, die Reisefreiheit und Meinungsvielfalt zulässt. 1974 wird er zum Staatspräsidenten auf Lebenszeit ernannt.

Titos Tod im Jahr 1980 hinterlässt ein Machtvakuum, das die kommunistische Partei nicht füllen kann. Der Slogan "Brüderlichkeit und Einheit" entpuppt sich als Illusion, und in den 1990er Jahren zerbricht Jugoslawien in einem blutigen Bürgerkrieg.

Heute ist Titos Erbe ambivalent. Die Figur spaltet immer noch: Für manche ist er der Held, der Jugoslawien vereint, für andere der Diktator, der das Land ins Unglück stürzt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • warum warmer Topfenstrudel viel mit Titos Biografie zu tun hat,
  • woher der Name Tito kommt,
  • warum in Jugoslawien gerade unter Jugendlichen eine Titostalgie zu beobachten ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Marie-Janine Calic: Tito. Der ewige Partisan, München 2020.
  • Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens, München 2018.
  • Slavko Goldstein: 1941. Das Jahr, das nicht vergeht. Die Saat des Hasses auf dem Balkan, Frankfurt am Main 2018. -
  • Sarah Wiener: 1969. Josip Broz Tito. Der Topfenstrudel, den der jugoslawische Staats-Chef der Schauspielerin Sophia Loren servierte, in: Gerichte, die die Welt veränderten. S. 209-216), Wien 2018.

Und das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Marie-Janine Calic, Professorin für Ost- und Südosteuropäische Geschichte, Universität München.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: David Rother
Technik: Claudia Friedrich

Beeindruckte Mozart: Die blinde Pianistin Maria Theresia Paradis

Beeindruckte Mozart: Die blinde Pianistin Maria Theresia Paradis WDR Zeitzeichen 15.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 16.05.2099 WDR 5

Die am 15.05.1759 geborene Paradis spielt nur nach Gehör. Trotzdem tourt sie als gefeierte Pianistin durch Europa und wird zur Wegbereiterin für die Blindenbildung.

Das Leben der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis Leben ist nicht nur von Musik geprägt, sondern auch von bemerkenswerten sozialen Verbindungen, darunter Adlige, Musiker, Komponisten und Wissenschaftler. In Paris inspiriert sie den Lehrer Valentin Haüy, der später die erste Blindenschule gründet. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Gerlinde Sämann, Sopranistin


Im Wien des 18. Jahrhunderts ist sie eine Ausnahmeerscheinung, eine blinde Pianistin, die die Herzen Europas erobert. Maria Theresia Paradis, geboren 1759, ist eine wahre Meisterin am Klavier. Ihr Talent führt sie auf eine bemerkenswerte Konzertreise durch Europa.

Ihr Motto "Wer die Musik nur durch die Ohren jagt, ist mehr Gaukler als Musiker" spiegelt sich in allen Bereichen des Lebens der Pianistin wider: In ihrer Hingabe zur Musik, ihrer akribischen Disziplin beim Üben, ihrer Art, Schüler zu unterrichten, und ihrer kontinuierlichen Suche nach tieferem Verständnis. Sie hört Musik nicht nur, sondern erlebt sie mit ganzen Sinnen. Sie fühlt die Tasten, memoriert Strukturen und entwickelt Techniken, um sich musikalische Werke vorzustellen. Dies zeigt sich auch in ihrer Offenheit gegenüber neuen Ideen und Technologien, wie dem speziell für sie entwickelten Druck-Setzkasten, der es ihr ermöglicht, Briefe und Noten zu schreiben.

Die tiefgehende Auseinandersetzung mit der Musik macht Paradis zu einer außergewöhnlichen Musikerin und Lehrerin, deren Leidenschaft weit über das bloße Spielen von Noten hinausgeht. Sie stirbt 1824 im Alter von 64 Jahren. Ihre Werke sind größtenteils verloren gegangen, doch ihre Geschichte bleibt eine Quelle der Inspiration.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • wie die junge Pianistin alle in ihren Bann zieht,
  • wie es dazu kommt, dass Mozart ihr ein Konzert widmet,
  • und warum Liebe eines ihrer wirkungsvollsten Lehrmittel ist.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Gerlinde Sämann, Sopranistin

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins

Amerikanischer Traum aus der Ketchup-Flasche: Henry John Heinz

Amerikanischer Traum aus der Ketchup-Flasche: Henry John Heinz WDR Zeitzeichen 14.05.2024 13:37 Min. Verfügbar bis 15.05.2099 WDR 5

Am 14.5.1919 stirbt Henry John Heinz. Der "Vater des Ketchups" war ein Marketing-Genie: "Wenn es nicht Heinz ist, ist es auch nicht Ketchup." Sein Ketchup wird zur Grundlage einer der größten Lebensmittel-Dynastien der USA.

Bei diesem Namen sehen die meisten rot: Henry J. Heinz, der Mann mit dem Ketchup. Als Firmenchef ist er ein Patriarch alter Schule: Gewerkschaften sieht er als sozialistische Unruhestifter, ist aber auch der Meinung, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter fair behandeln sollten und bietet ihnen daher eine kostenlose medizinische Versorgung und ausreichend Pausen. ***Das ist unsere wichtigste Quellen: Quentin R. Skrabec: H.J. Heinz - a Biography. Jefferson 2009


Henry John Heinz ist der Mann hinter Heinz-Ketchup, einer der bekanntesten Marken der Welt. Geboren 1844 in der Nähe von Pittsburgh als ältestes von acht Kindern deutscher Einwanderer, zeigt sich schon früh sein Talent für den Handel: Schon im Alter von 12 Jahren verkauft er eingelegtes Gemüse und Meerrettich an lokale Händler.

1869 gründet er dann sein erstes Unternehmen: Heinz Noble & Company. Der Börsencrash 1873 zwingt ihn in die Insolvenz, aber er baut sein Geschäft wieder auf. Er konzentriert sich auf Produkte wie Ketchup, Essig und eingelegtes Gemüse. Für seinen Erfolg setzt er neben guter Qualität auf Verpackung und innovative Werbung: die noch heute verwendete "57 Varieties"-Kampagne stammt von ihm.

Henry John Heinz stirbt 1919, aber sein Vermächtnis lebt weiter: Sein Heinz-Ketchup ist auch heute weltweit bekannt. Und auch sein Motto ist heute noch genauso aktuell wie damals: "Tue eine gewöhnliche Sache ungewöhnlich gut."

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • wieso Ed Sheeran nicht auf Ketchup verzichten kann,
  • warum klare Glasflaschen ein Verkaufsargument sind,
  • wozu Henry J. Heinz mittels einer Maschine misst, mit welcher Geschwindigkeit der Ketchup aus der Flasche kommt,
  • und wie eine Gurke zum berühmtesten Giveaway in der Geschichte des Merchandisings wird.

Das ist eine unserer Quellen:
  • Quentin R. Skrabec: H.J. Heinz - a Biography. Jefferson 2009

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Mau
Redaktion: Matti Hesse

Kämpfer gegen das Vergessen: Todestag von Paul Merker

Kämpfer gegen das Vergessen: Todestag von Paul Merker WDR Zeitzeichen 13.05.2024 14:26 Min. Verfügbar bis 14.05.2034 WDR 5

Funktionär Paul Merker wird in der DDR verhaftet, verhört und verurteilt - weil er sich für Entschädigungen für Holocaust-Überlebende einsetzt. Erst spät und im Stillen wird er rehabilitiert.

Er ist langjähriger Kommunist und Widerstandskämpfer gegen die Nazis. Als hoher SED-Funktionär ist Paul Merker auch mit Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck bekannt. Trotzdem wird er in der DDR zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt - weil er sich für die Rückerstattung geraubten jüdischen Vermögens einsetzt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur), Philipp Graf (Leibniz-Institut für jüdische Geschichte) ***


Die DDR nähert sich dem Thema Holocaust künstlerisch, politisch und juristisch. Doch von Entschädigungen für Holocaust-Überlebende will sie nichts wissen. Paul Merker tritt als einziges hochrangiges SED-Mitglied für die Rechte der jüdischen NS-Opfer und ihrer Nachkommen ein.
Er favorisiert die sogenannte Wiedergutmachung, also die Rückerstattung geraubten jüdischen Vermögens. Deshalb fällt er in Ungnade. Wegen vermeintlicher "Agententätigkeit" nimmt ihn die Stasi Ende November 1952 fest. Der Prozess findet nach zweijähriger Untersuchungshaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und dauert nur zwei Tage. Das Urteil fällt Ende März 1955: acht Jahre Zuchthaus.
Doch dann wird Paul Merker bereits im Januar 1956 aus der Haft entlassen. Wenige Wochen später hält Stalins Nachfolger Chruschtschow seine Geheimrede über Stalins Verbrechen. Dasselbe DDR-Gericht, das Paul Merker zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt hatte, spricht ihn ein Jahr später in einer neuen Verhandlung frei, ohne dass sich die Beweislage geändert hat.
Eine politische Rehabilitierung erfolgt allerdings nicht. Die Medien verschweigen den Freispruch. Als Paul Merker am 13. Mai 1969 stirbt, veröffentlicht die SED einen Nachruf, ohne seine Haft zu erwähnen. In den 1970er-Jahren ziert sein Porträt eine DDR-Briefmarke.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • wie die DDR-Justiz das Urteil gegen Paul Merker begründet,
  • mit welchem Argument die DDR eine finanzielle Entschädigung von NS-Opfern ablehnt,
  • wie die Sowjetunion die Gründung Israels zunächst unterstützt und sich danach abwendet,
  • was Paul Merker nach seiner Haftentlassung an Staatspräsident Wilhelm Pieck schreibt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
  • Philipp Graf (Leibniz-Institut für jüdische Geschichte)

Weiterführende Links:

Audiothek-Tipp:
Zum 80. Mal jährt sich in diesem Jahr die so genannte Chinesenaktion – die Verhaftung von rund 130 chinesischen Einwanderern durch die Gestapo am 13. Mai 1944 im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Darum geht es in der aktuellen Folge des ARD-Podcasts Welt.Macht.China.

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Klug
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Holger Maerten

Begründer der Allergielehre - Der Kinderarzt Clemens von Pirquet

Begründer der Allergielehre - Der Kinderarzt Clemens von Pirquet WDR Zeitzeichen 12.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 13.05.2099 WDR 5

"Haben Sie Allergien?" Die Frage ist im Restaurant inzwischen selbstverständlich. Den Namen Allergie hat der Wiener Arzt Clemens von Pirquet erfunden, dem vor allem das Wohl von Kindern am Herzen lag. Fünfmal war er für den Medizin-Nobelpreis nominiert. Fünfmal hat er ihn nicht bekommen.

Seine Laufbahn beginnt Clemens von Pirquet als Kinderarzt in Wien. Er ist für seine menschenfreundliche Art bekannt. Er beschäftigt sich mit Infektionskrankheiten wie Diphterie, Masern und Tuberkulose sowie mit Fragen der Impfung - und prägt den bis heute verwendeten Begriff der Allergie. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Dr. Benedikt M. Huber (Leitender Kinderarzt am Kantonsspital in Fribourg/Schweiz), Professor Dr. Nils Hansson (Professor für Medizingeschichte an der Uni Düsseldorf) ***


Piquet studiert in Wien, Königsberg und Graz. Dort gehört Theodor Escherich zu seinen Lehrern, damals der bekannteste Kinderarzt der k. u. k. Monarchie. Nach der Promotion im Jahr 1900 geht Pirquet zur weiteren Ausbildung nach Berlin an die Charité zu Otto Heubner, einer weltweit geschätzten Kapazität auf dem Gebiet der Pädiatrie.
Pirquet beschäftigt sich zunächst mit Infektionskrankheiten wie Diphtherie, Masern und Tuberkulose, dann mit Fragen der Impfung. Dabei stößt er gemeinsam mit seinem Kollegen Béla Schick auf das Phänomen der sogenannten Serumkrankheit.
Den beiden Wissenschaftlern fällt auf, dass Patienten, die mit einem Serum etwa gegen Diphtherie geimpft worden waren, oft stärker mit Krankheitssymptomen reagieren, wenn sie ein weiteres Mal mit diesem Serum in Berührung kommen. Die Reaktionsfähigkeit des Organismus hat sich also verändert. 1906 entwickelt Pirquet daraus seinen Allergiebegriff und zählt zu den Pionieren der Allergieforschung.
Die Nobelpreisfanfare erklingt nie für Clemens von Pirquet, obwohl er fünfmal für den wichtigsten Wissenschaftspreis nominiert ist. Er ist ein Tausendsassa mit zahlreichen Forschungsinteressen. Dennoch ist er für das Nobelkomitee eher weniger interessant, weil er nie eine einzelne bahnbrechende Entdeckung nachweist.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:
  • welche beruflichen Pläne die katholische Mutter für den Sohn Clemens hat,
  • wie von Pirquet zum informellen Titel "Vater der Klinik" kommt,
  • warum seine Ehe mit Christine van Husen unter keinem guten Stern steht,
  • warum von Pirquets Forschungen zur Kinderernährung ein Segen sind und im Ergebnis trotzdem heftig kritisiert werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Benedikt M. Huber (Leitender Kinderarzt am Kantonsspital In Fribourg/Schweiz)
  • Eva Kaiserseder (Ärztekammer Wien)
  • Professor Johannes Ring (Allergologe)
  • Professor Dr. Nils Hansson (Professor für Medizingeschichte an der Uni Düsseldorf)
  • Daniel Angetter und Nils Hansson: Clemens Freiherr von Pirquet – Warum der „Allround“-Mediziner am Nobelpreis scheiterte. In: Laureaten und Verlierer. Der Nobelpreis und die Hochschulmedizin in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Göttingen: V&R Unipress 2021, S. 139-156.
  • Nils Hansson: Wie man keinen Nobelpreis gewinnt. Die verkannten Genies der Medizingeschichte. 2023.
  • Eva Kaiserseder: Clemens von Pirquet. Genialer Kinderarzt und wissenschaftlicher Pionier. In: medinlive.at. 1.3.2021

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Heide Soltau
Redaktion: Frank Zirpins

Der Geburtstag des Künstlers Salvador Dalí (am 11.05.1904)

Der Geburtstag des Künstlers Salvador Dalí (am 11.05.1904) WDR Zeitzeichen 11.05.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 12.05.2099 WDR 5

Gezwirbelter Bart, ein Ozelot an der Leine - der spanische Künstler Salvador Dalí versteht es, aufzufallen. Begeistert mit Bildern von zerfließenden Uhren. Und sagt von sich selbst: Ich gelte nur als gut, weil die anderen noch schlechter sind.

Brennende Giraffen, Menschen mit Schubladen im Körper, zerfließende Uhren - der Maler Salvador Dalí ist einer der Hauptvertreter des Surrealismus. Mit seiner eigenen Stilrichtung des Hyperrealismus' ist er unheimlich erfolgreich. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Michael Imhof (Kunsthistoriker und Buchautor), Dalí Lorca Buñuel - Aufbruch in Madrid - Korrespondenzen. Stuttgart 1993 ***


Der spanische Maler Salvador Dalí pflegt seine Exzentrik. Mit weit aufgerissenen Augen, einem nach oben gezwirbelten Schnurrbart und dem eleganten Gehstock spielt Dalí vor Journalisten den irren Künstler, der auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn wandelt.
Ein ganz anderer ist Salvador Dalí in seinem Dorf Cadaqués, an der Costa Brava gelegen. Hier verbringt er beinahe sein ganzes Leben, malt viele Stunden am Tag und pflegt Freundschaften mit einfachen Menschen.
Mit 25 Jahren trifft Salvador Dalí die Frau, mit der er sein restliches Leben verbringen wird. Gala und Salvador Dalí heiraten. Gala ist nicht nur seine Muse, sondern auch seine Managerin, die knallhart Preise aushandelt und die Kunst ihres Mannes gewinnbringend vermarktet.
Salvador Dalís Werke sind von einer tiefgründigen ausbalancierten Schönheit, altmeisterlich gemalt. Der Katalane ist einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts. Er stirbt im Januar 1989 mit 84 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • welche Rollen ein Ameisenbär, ein Ozelot und ein Tintenfisch in Dalís Leben spielen,
  • warum Dalí die Freundschaft mit Federico García Lorca als "tragische Liebe" bezeichnet,
  • wie Dalí zu seinen zerfließenden Uhren inspiriert wurde,
  • warum die Amerikaner Dalí während seines Exils in den USA nicht nur wegen seiner Kunst lieben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michael Imhof (Kunsthistoriker und Buchautor)
  • Michael Imhof: Dalí - Leben und Werk, Petersberg 2024.
  • Salvador Dalí: Das geheime Leben des Salvador Dalí, 1997.
  • Dalí Lorca Buñuel - Aufbruch in Madrid - Korrespondenzen, Stuttgart 1993.

Weiterführender Link:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Christina Gabriel

J. Edgar Hoover wird Chef des FBI: Der mächtigste Mann der USA?

J. Edgar Hoover wird Chef des FBI: Der mächtigste Mann der USA? WDR Zeitzeichen 10.05.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 11.05.2034 WDR 5

Am 10.5.1924 wird Hoover Chef des FBI. Um die USA zu schützen, schreckt er vor nichts zurück. So wird er zum womöglich mächtigsten Amerikaner des 20. Jahrhunderts.

J. Edgar Hoover wird 1924 Direktor des FBI und bleibt es bis zu seinem Tod 1972. Während dieser Zeit etabliert er einen regelrechten Personenkult. Er ist jemand, der von vielen bewundert und von anderen gefürchtet wird.


John Edgar Hoover ist nicht bloß ein hoher Beamter, er ist einer der mächtigsten Amerikaner, viele behaupten: der mächtigste Amerikaner des 20. Jahrhunderts. Ab 1924 leitet er fast 50 Jahre lang das Federal Bureau of Investigation (FBI) und baut es zu seinem persönlichen Machtzentrum aus.
Hoover formt aus einer kleinen Abteilung des Justizministeriums eine hochprofessionelle Polizeibehörde: Er führt wissenschaftliche Standards ein, systematische Spurensicherung, ballistische Untersuchungen von Schusswaffen und Projektilen, und sorgt für eine umfassende Ausbildung seiner Agenten.
Hoover ist aber auch verantwortlich für einige der schlimmsten und ungeheuerlichsten Machtmissbräuche. Er ist besessen von der Jagd auf vermeintliche Kommunisten. Hoover bricht Regeln, um Leuten habhaft zu werden, die er als staatsfeindlich ansieht. Er besitzt Akten längst nicht nur über Kriminelle, sondern auch über Politiker, Regierungsangestellte, über Filmstars, Wissenschaftler - und nutzt die Informationen zur Einschüchterung.
Hoover erlebt als FBI Direktor acht Präsidenten. Fast alle spielen irgendwann mit dem Gedanken, Hoover zu feuern. Keiner traut sich. Lyndon B. Johnson fasst es kurz zusammen: "Auf jeden Fall ist es besser, ihn im Zelt zu haben und er pinkelt raus, als vor dem Zelt, und er pinkelt rein."

In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • wie acht Sprengsätze die größte Massenverhaftung in der Geschichte der USA auslösen,
  • welche Gangster-Größen der 1930er Jahre die Erfolgsbilanz des FBI veredeln,
  • welche Rolle Karteikarten beim Aufbau des FBI spielen,
  • womit J. Edgar Hoover den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy in Rage bringt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Kenneth D. Ackermann, Washington, Biograph J. Edgar Hoovers
  • Kenneth D. Ackerman: Young J. Edgar: Hoover, the Red Scare, and the Assault on Civil Liberties, DaCapo Press 2008

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Martin Herzog
Redaktion: Matti Hesse

Billy Joel - der singende Piano Man wird 75

Billy Joel - der singende Piano Man wird 75 WDR Zeitzeichen 09.05.2024 14:27 Min. Verfügbar bis 10.05.2099 WDR 5

Am 9.5.1949 wird Billy Joel in einem New Yorker Vorort geboren und früh von den Eltern zum Klavierunterricht genötigt. Basis für eine Weltkarriere als Pianist und Sänger.

Billy Joel erzählt vom Selbstmitleid und Frust seines Publikums, seiner Generation. Das Publikum findet sich in seinen Songs wieder. Seine Eltern drängen ihn zum Klavierunterricht. Bis er 14 ist, bleibt sein Idol Beethoven; dann hört er zum ersten Mal die Beatles. Neben der Musik lernt der schmächtige Billy aber auch Boxen, um sich als jüdischer Junge im italo-amerikanisch geprägten Levitt-Town durchzusetzen.


Billy erweist sich schon früh als musikalisch talentiert. Der Junge hängt aber auch mit New Yorker Straßengangs ab, beteiligt sich an kleinen Diebstählen und Prügeleien ohne Ende. Mit einem Highschool-Abschluss wird es so nichts. Der erbosten Mutter erklärt der junge Mann: "Ich gehe dann eben nicht zur Columbia University - ich geh‘ dann zu Columbia Records …"

Bis zum musikalischen Durchbruch dauert es etwas. Schließlich gelingt dieser 1977 aber mit der LP "The Stranger" und dem Mega-Hit "Just the Way You Are" .
Es folgen viele weitere Hits, die bis heute ihren Stammplatz in den Rotationslisten der wichtigsten Popsender haben. 160 Millionen Tonträger hat Joel mittlerweile verkauft - mehr als Bob Dylan, Bruce Springsteen oder U2.

2014 erklärt Billy Joel, er wolle kein weiteres Studioalbum veröffentlichen. Er habe alles gesagt und wolle keine Musik veröffentlichen, die nicht gut sei.
Doch er ändert seine Meinung: Am 1. Februar 2024 veröffentlicht er mit "Turn the Lights Back On" doch wieder einen neuen Song. Im Video dazu altert er am Piano durch die Jahrzehnte: Vom jugendlichen Heißsporn zum weißbärtigen Glatzkopf, der am 9. Mai 2024 seinen 75. Geburtstag feiert.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • Wie Billy Joel Selbstmitleid als künstlerische Triebfeder nutzt,
  • was Billy Joel am "Just the Way You Are"-Image nervt,
  • welche Rolle der deutsche Unternehmer und Dressurreiter Josef Neckermann in der Familiengeschichte der Joels spielt
  • warum Billy Joel für den Song "Goodnight, Saigon" kritisiert wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Fred Schuers: Billy Joel - Die Biografie. 2016
  • Steffen Radlmaier: Die Joel-Story. Billy Joel und seine deutsch-jüdische Familiengeschichte. 2009

Hör-Tipp: Für alle, die sich für die Geschichte von Rpck- und Popmusik interessieren, ist der Podcast Urban Pop lohnenswert: Dort trifft Mikrofonlegende Peter Urban auf den NDR-Musikjournalisten Ocke Bandixen. Sie reden über Weltstars von Bowie bis Springsteen, von Johny Cash bis Taylor Swift, über Bands von den Beatles bis U2.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: David Rother/Christoph Tiegel
Technik: Sascha Schiemann

Gegen den Menschenhass: Die Widerstandsgruppe Europäische Union

Gegen den Menschenhass: Die Widerstandsgruppe Europäische Union WDR Zeitzeichen 08.05.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 09.05.2099 WDR 5

Am 8.5.1944 werden Mitglieder der Widerstandsgruppe "Europäische Union" hingerichtet. Sie haben gegen das Hitlerregime gekämpft und für ein besseres Leben ohne Hass.

Sie verstecken Juden und haben als politische Ziele unter anderem die Abschaffung der Einzelstaaten: Die Widerstandsgruppe "Europäische Union" wird 1943 enttarnt und zahlreiche Mitglieder zum Tode verurteilt. Nur der spätere DDR-Dissident Robert Havemann entgeht der Strafe. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Bernd Florath, Historiker, Robert Havemann, Abschiedsbrief von Georg Groscurth *** Das sind die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember; Redaktion: Gesa Rünker


In seinem letzten Brief an seine Frau schreibt Georg Groscurth: "Liebe, gute, treue Anneliese, nun ist es soweit: In einer halben Stunde wird das Urteil vollstreckt." Der Arzt gehört zusammen mit dem Zahnarzt Paul Rentsch, dem Architekten Herbert Richter und dem Chemiker Robert Havemann zur Widerstandsgruppe "Europäische Union".

Die Gruppe ist gut vernetzt. Richter arbeitet im Stab von Hermann Göring, Groscurth behandelt den "Führer"-Stellvertreter Rudolf Heß. Das Insiderwissen nutzen sie, um Juden und Zwangsarbeitern zu helfen. Ihr großes politisches Ziel: Sie wollen die Nazi-Diktatur durch einen menschlichen Marxismus ersetzen, der persönliche Freiheit garantiert, Einzelstaaten überwindet und ein vereinigtes Europa schafft.

Doch die Gruppe wird enttarnt. Richter, Groscurth und Rentsch werden am 8. Mai 1944 hingerichtet. Nur der Chemiker Robert Havemann entkommt der Guillotine, weil seine Forschungen als kriegswichtig gelten. Insgesamt kommen 40 Mitglieder und Anhänger der Europäischen Union vor den Volksgerichtshof. 14 werden zum Tode verurteilt.

Nach Kriegsende lebt Havemann in der DDR und macht zunächst als Professor und Volkskammer-Abgeordneter Karriere. Mit den Jahren macht die politische Realität aus dem überzeugten Sozialisten einen Oppositionellen der DDR – und die Erinnerung an die "Europäische Union" verschwindet aus der ostdeutschen Gedenkkultur. Auch in der BRD werden die Widerstandskämpfer zunächst nicht gewürdigt, sondern als kommunistische Gruppe abgetan. Erst nach der Wiedervereinigung wird die "Europäische Union" allmählich als Widerstandsgruppe anerkannt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie die "Europäische Union" im Untergrund agiert,
  • warum ausländische Zwangsarbeiter wichtig für revolutionäre Pläne sind,
  • durch welches Unglück die Gruppe enttarnt wird,
  • seit wann die Widerstandsgruppe in der Erinnerungskultur doch noch breitere Anerkennung erfährt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Bernd Florath, Historiker
  • Robert Havemann, Chemiker und später DDR-Dissident
  • Abschiedsbrief von Georg Groscurth

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Moritz Raestrup

Die "Perle Allahs": 93 Millionen für ein Stückchen Kalk

Die "Perle Allahs": 93 Millionen für ein Stückchen Kalk WDR Zeitzeichen 07.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 08.05.2099 WDR 5

Am 7.5.1934 bezahlt ein Taucher den Fund der Riesenperle angeblich mit seinem Leben. Legenden über ihren Ursprung steigern ihren Preis - Experten bezweifeln ihren Wert...

Um die "Perle Allahs" ranken sich viele Geschichten, selbst ihr Fund ist legendenumwoben. Was macht diese 6,35 Kilo Kalk so besonders? ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Prof. Dr. Bernhard Hausdorf, Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels, Hamburg ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko Rösseler / Redaktion: Carolin Rückl und David Rother


Die Erzählung geht so: Einst lebt eine Meerjungfrau in der riesigen Muschel, die die Perle Allahs hervorbringt. Durch ihren plötzlichen Verlust aber wird das Gleichgewicht des Meeres gestört, und die Meerjungfrau versucht seitdem, die Perle zurückzugewinnen. Andere berichten, die Perle gehöre dem Propheten Mohammed. Jahrhundertelang soll sie an einem heiligen Ort versteckt sein, bevor sie verloren geht.

Dies sind nur zwei der vielen Geschichten und Legenden, die sich um die Perle Allahs ranken. Am 7. Mai 1934 geschieht der Zufallsfund: Die Perle wird von Tauchern vor der philippinischen Insel Palawan entdeckt. Diese beeindruckende Perle, bis heute, eine der größten natürlichen Perlen der Welt, wiegt etwa 6,35 Kilogramm und hat einen Durchmesser von fast 24 Zentimetern.

Seitdem liefert sie Inspiration für zahlreiche Legenden. Als Symbol für Macht und Einfluss, so heißt es, streben Herrscher und Krieger nach der Perle, um sich Stärke und Schutz zu sichern. In anderen Erzählungen bringt sie Unglück und Verderben über ihre Besitzer. Immer aber steht sie beispielhaft für die seltene Schönheit und die Wunder der Natur.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • welche zahlreichen Geschichten sich um die Perle ranken,
  • und warum sogar ihr Fund selbst Teil einer Legendenerzählung sein könnte,
  • woher die Perle Allahs vermeintlich ihren Namen hat,
  • warum gar nicht so klar ist, ob die Perle wirklich echt ist,
  • wie eine Perle wirklich entsteht und was ein Blister ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Und das sind unsere Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Bernhard Hausdorf, Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels, Hamburg
  • Dr. Laurent Cartier, Schweizerisches Gemmologisches Institut, Basel

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es
Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother
Technik: Sarah Fitzek

Die stärkste Frau der Welt: Der Zirkusstar Katharina Brumbach

Die stärkste Frau der Welt: Der Zirkusstar Katharina Brumbach WDR Zeitzeichen 06.05.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 07.05.2099 WDR 5

Sie trägt ihren Mann buchstäblich auf Händen - durch die Manege: Katharina Brumbach (geboren am 29.4.1884), gefeierter Star in der "größten Show der Welt" in den USA.

Katharina Brumbach alias Katie Sandwina verbiegt Eisen, stemmt Männer in die Höhe und ist dabei noch aufreizend und sexy. Anfang des 20. Jahrhunderts tourt sie als "stärkste Frau" durch Europa und den USA und bringt das vorherrschende Bild der schwachen und devoten Frau durcheinander. *** *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Stefanie Haerdle, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin


Das Zirkusleben wird Katharina Brumbach in die Wiege gelegt: Sie wird am 6. Mai 1884 in die niederbayerische Zirkusfamilie Brumbach geboren. Die Eltern arbeiten beide als Kraftakrobaten und vererben der Tochter einen kräftigen Körperbau. Zudem entwickelt sich das Mädchen zur geschickten Kämpferin und tritt früh vor Publikum auf.

Als sie 16 Jahre alt ist, lobt der Vater ein Preisgeld von 100 Goldmark aus für denjenigen, der seine Tochter im Ringkampf besiegt. Der schmächtige Max Heymann lässt sich auf den Kampf ein, geht gnadenlos unter, aber macht Katharina auf dem Boden liegend einen Heiratsantrag. Sie nimmt an und schleudert bald ihren kleinen Mann durch die Manege.

Eine Frau, die es wagt, sich nicht mehr elfengleich an den Mann zu schmiegen, sondern diesen durch Luft wirbelt, torpediert das dominierende Frauenbild. Hunderttausende Menschen in den USA wollen die "stärkste Frau der Welt" sehen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Burkhard Hupe:
  • warum Katharina Brumbach ihren Namen in Katie Sandwina ändert,
  • dass sie zeitweise stolze 1.500 Dollar pro Woche verdient,
  • mit welchen Mitteln sie sich für die Gleichberechtigung für Frauen einsetzt,
  • warum das Ehepaar eine Gaststätte aufmacht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Stefanie Haerdle, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin
  • Stefanie Haerdle: Keine Angst haben, das ist unser Beruf! Kunstreiterinnen, Dompteusen und andere Zirkusartistinnen, Berlin 2007.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: Matti Hesse

Satire als Waffe: Wolfgang Neuss, Kabarettist

Satire als Waffe: Wolfgang Neuss, Kabarettist WDR Zeitzeichen 05.05.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 06.05.2099 WDR 5

Der Mann mit der Pauke, späte Kiffer-Ikone, humorvoller Kritiker der bräsigen Wirtschaftswunder-BRD: Wolfgang Neuss (gestorben am 5.5.1989) war ein herausragender Satiriker.

Messerscharfe Satire und ein alles durchdringender Humor waren die Markenzeichen von Wolfgang Neuss. Seine kritische Haltung machte ihn zum "enfant terrible" der Wirtschaftswunderzeit. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen/Interviewpartner: Gaston Salvatore erzählt die Geschichte des Mannes mit der Pauke. Wolfgang Neuss, ein faltenreiches Kind, Frankfurt am Main 1974.


Geboren 1923 in Breslau, macht er in den 1950er und 60er Jahren durch seine messerscharfe Satire und seinen humorvollen Stil auf sich aufmerksam. Obwohl Neuss vor allem für seine Bühnenauftritte und kabarettistischen Beiträge bekannt ist, umfasst sein Werk weit mehr als nur oberflächliche Unterhaltung.

Schon als junger Mann, geprägt von den Erlebnissen des Zweiten Weltkriegs, entwickelt Neuss eine kritische Sicht auf Politik und Gesellschaft. Seine frühen Erfahrungen führen dazu, dass er stets eine anti-autoritäre Haltung einnimmt, die seine Kunst durchdringt. Ernste gesellschaftliche Themen werden auf humorvolle Weise in seine Stücke eingeflochten.

Seine Vielseitigkeit zeigt sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch in seinen zahlreichen Filmrollen. In mehr als 25 Filmen, darunter "Das Wirtshaus im Spessart" und "Die Halbstarken", beweist er seine Fähigkeit, die unterschiedlichsten Charaktere zu verkörpern.

Neuss' Engagement geht jedoch über die Unterhaltungsindustrie hinaus – zeitlebens lehnt er traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Normen ab, setzt sich aktiv für soziale Gerechtigkeit ein und unterstützt politische Bewegungen, die sich für Gleichberechtigung und Frieden einsetzen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Inge Braun:
  • was Wolfgang Neuss an der Nachkriegspolitik kritisiert,
  • welches Buch ihn maßgeblich inspiriert,
  • wie Neuss die Nation in Aufruhr bringt,
  • wieso er von der Presse als "trauriger Hippie" bezeichnet wird,
  • und warum "Wir Kellerkinder" heute aktueller denn je ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anke Jablinski: Klettermax – dem Trauma zum Trotz, Roman einer Aufwärtsbewegung. Autobiografisches aus den Kreisen um Wolfgang Neuss, Frankfurt am Main 2011.
  • Gaston Salvatore erzählt die Geschichte des Mannes mit der Pauke. Wolfgang Neuss, ein faltenreiches Kind, Frankfurt am Main 1974.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Inge Braun
Redaktion: Gesa Rünker, David Rother
Technik: Antonia Herzog

Ida B. Wells: Kämpferin gegen Lynchjustiz und Unterdrückung

Ida B. Wells: Kämpferin gegen Lynchjustiz und Unterdrückung WDR Zeitzeichen 04.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 05.05.2099 WDR 5

4. Mai 1884, USA: Die Schwarze Lehrerin Ida B.Wells nimmt im Zugabteil für Damen Platz - doch das ist nur für weiße Frauen. Ihren Rauswurf lässt sie sich nicht gefallen.

Ida B. Wells scheint keine Furcht zu kennen: Als sie über die Benachteiligung von Schwarzen Menschen im Bildungssystem schreibt, kostet sie das ihren Job als Lehrerin. So beschreibt sie dann als hauptberufliche Journalistin den brutalen Rassismus Ende des 19. Jahrhunderts und kämpft für Gleichberechtigung. Für ihre investigative Arbeit zur Lynchjustiz wird Ida B. Wells 2020 posthum der Pulitzer-Preis verliehen. *** Das sind unserer Interviewpartner: Manfred Berg, Professor für Amerikanische Geschichte in Heidelberg, Julia Sattler, Amerikanistin *** Das sind die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Belemann; Redaktion: Matti Hesse


Als Ida B. Wells 1862 geboren wird, lebt ihre Familie noch in Sklaverei. Drei Jahren später feiern die Eltern ihre Freiheit, bauen sich eine Existenz auf und sorgen dafür, dass ihre Tochter eine gute Schulausbildung bekommt – und das nötige Selbstbewusstsein, um für ihre Rechte einzustehen.

Ihre erste Schlagzeile erzeugt Ida B. Wells, als sie sich am 4. Mai 1884 in ein Damenabteil der Bahn setzt, das in den Augen der Bahnmitarbeiter weißen Frauen vorbehalten ist. Das Zugpersonal zerrt die Lehrerin mit Gewalt raus, doch Wells erstreitet später 500 Dollar Schadenersatz vor Gericht.

Und Ida B. Wells kämpft weiter, denn die Hoffnung der Schwarzen auf Gleichberechtigung nach dem Ende der Sklaverei wird nicht erfüllt. Der Rassismus gipfelt in Lynchjustiz, durch die tausende Schwarze willkürlich getötet werden. Ida B. Wells schreibt über die Ungerechtigkeit, das kostet sie ihren Job als Lehrerin. Doch sie gibt nicht auf und sorgt als Journalistin dafür, dass die Gräueltaten auch im Ausland bekannt werden und so der Druck auf die USA erhöht wird, gegen die Lynchmorde aktiv zu werden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
  • wie nach dem Ende der Sklaverei die Schwarzen zunächst auf Gleichberechtigung hoffen – und bitter enttäuscht werden,
  • warum Ida B. Wells auch eine Vorreiterin für Frauenrechte ist,
  • dass die Aktivistin die Weltausstellung 1893 für ihren Kampf nutzt,
  • wie Ida B. Wells 2020 posthum den Pulitzer-Preis bekommt.

Das sind unsere Interviewpartner:
  • Manfred Berg, Professor für Amerikanische Geschichte in Heidelberg,
  • Julia Sattler, Amerikanistin

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner

03.05.1974: Erich Honecker will auf Flüchtende schießen lassen

03.05.1974: Erich Honecker will auf Flüchtende schießen lassen WDR Zeitzeichen 03.05.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 04.05.2099 WDR 5

Offiziell gab es den Schießbefehl an der deutsch-deutschen Grenze nie – aber 429 Menschen ließen ihr Leben bei dem Versuch, vor der DDR-Diktatur zu fliehen. Einer der Verantwortlichen: Erich Honecker.

Mehr als 400 Menschen sterben bei Fluchtversuchen aus der DDR. Einige verunglücken, andere werden – im Sinne der Parteifunktionäre – bei der Flucht von Grenzsoldaten getötet. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Prof. Manfred Görtemaker, Historiker und Autor von "Republikflucht und Ausreisen"; Paul Küch, ehem. Grenzsoldat und Autor von "Ich hatte einen Schießbefehl". *** Das sind die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember; Redaktion: Frank Zirpins


Selbst Mauerbau, Stacheldraht-Zäune und Selbstschussanlagen halten DDR-Bürger nicht ab, in den Westen zu fliehen. Das will die SED verhindern und setzt auf rigide Überwachung. Für die rund 1.500 Kilometer lange innerdeutsche Grenze werden rund 50.000 Grenzsoldaten benötigt, die meisten von ihnen sind Wehrpflichtige.

Ein Schwerpunkt ihrer Ausbildung liegt in Schießübungen. Und auch wenn es keinen "offiziellen Schießbefehl" gibt, so wird den Rekruten unmissverständlich klargemacht: Auf Flüchtlinge, Landsleute, sollen die Grenzbewacher – als letztes Mittel – mit ihren Waffen feuern.

Am 3. Mai 1974 bekräftigt SED-Generalsekretär Erich Honecker im Nationalen Sicherheitsrat, es seien "die Genossen, die die Schusswaffe erfolgreich angewandt haben, zu belobigen". Eine fatale Anweisung: Mehr als 400 Menschen kommen bei Fluchtversuchen ums Leben. Sie werden erschossen, ertrinken oder von Minen und Selbstschussanlagen getötet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie die DDR seit ihren Anfängen Bürger in den Westen verliert,
  • mit welcher Rhetorik die SED-Führung Grenzsoldaten zum Schusswaffen-Gebrauch ermutigt,
  • warum die DDR schließlich Selbstschussanlagen abbaut,
  • über die juristische Aufarbeitung der Todesschüsse nach der Wiedervereinigung.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Frank Zirpins

Revolutionär der Oper, ängstliches Genie: Giacomo Meyerbeer

Revolutionär der Oper, ängstliches Genie: Giacomo Meyerbeer WDR Zeitzeichen 02.05.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 03.05.2099 WDR 5

Vor jeder Premiere war er krank vor Nervosität: Dabei war Giacomo Meyerbeer schon zu Lebzeiten ein Star-Komponist und Erfinder der "Großen Oper". Am 2.5.1864 stirbt er in Paris.

Er gilt als "ängstliches Genie" – hochnervös vor jeder Premiere. Dabei könnte es Giacomo Meyerbeer ganz entspannt angehen: Der Opern-Komponist wird in Italien, Frankreich und Deutschland hochgeschätzt. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Sabine Henze-Döring; Sieghard Döring: Giacomo Meyerbeer. Der Meister der Grand Opéra. München 2014; Rainer, Zimmermann: Giacomo Meyerbeer. Eine Biographie nach Dokumenten. Berlin 2014 *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Holger Noltze, Redaktion: David Rother


Am 5. September 1791 wird er bei Berlin als Jakob Meyer Beer in eine großbürgerliche jüdische Familie geboren. Später zieht er den zweiten Vor- und den Nachnamen zu Meyerbeer zusammen.

Die Bildungschancen des jungen Meyer sind gut. Er wird ausschließlich von Privatlehrern unterrichtet, sein musikalisches Talent fördern die Eltern gezielt. Meyerbeer reüssiert als Pianist, zielt aber früh auf eine Karriere als Komponist für die Oper. In Italien kann er seine ersten Werke platzieren, wo er seinen Vornamen zu Giacomo italianisiert.

In Paris erfindet er zusammen mit Dramatiker und Theaterprofi Eugène Scribe das Genre der Grand Opéra neu, damals die Blockbuster des Musiktheaters. Für seine Leistungen wird er in Frankreich und Deutschland mit Orden und Titeln geehrt.

In die Musikgeschichte geht Meyerbeer ein als das "ängstliche Genie" – hochnervös vor jeder Premiere, um das Wohlwollen von Presse und Publikum besorgt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Holger Noltze:
  • mit welcher Komposition Giacomo Meyerbeer 1827 seinen Durchbruch hat,
  • wie er von Richard Wagner ausgenutzt und diffamiert wird,
  • was der Komponist an Heinrich Heine über Antisemitismus schreibt,
  • welche Bitte Giacomo Meyerbeer an den "allmächtigen Gott" notiert,
  • warum seine letzte Oper "L'Africaine" erst nach seinem Tod Premiere hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Heinz Becker: Meyerbeer. Reinbek 1980
  • Sabine Henze-Döring; Sieghard Döring: Giacomo Meyerbeer. Der Meister der Grand Opéra. München 2014
  • Anselm Gerhard: Die Verstädterung der Oper. Paris und das Musiktheater des 19. Jahrhunderts. Heidelberg und Berlin 1992
  • Rainer, Zimmermann: Giacomo Meyerbeer. Eine Biographie nach Dokumenten. Berlin 2014

Mediathek-Tipp:
50 Jahre ist es her, dass ABBA mit WATERLOO beim Eurovision Song Contest triumphierte. Der Dokumentarfilm "ABBA - die ganze Geschichte" erzählt die ABBA-Story neu und bringt sie in einen musikalischen, persönlichen und auch politischen Kontext. ABBA – Spiegel und Ausdruck des 70er Jahre Zeitgeistes - den Film gibt es hier in der ARD-Mediathek.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Holger Noltze
Redaktion: David Rother
Technikerin: Sarah Fitzek

Die Römer verlieren die Varus-Schlacht (im Jahr 9 n. Chr.)

Die Römer verlieren die Varus-Schlacht (im Jahr 9 n. Chr.) WDR Zeitzeichen 01.05.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 02.05.2099 WDR 5

Was ist wirklich passiert im verregneten Teutoburger Wald? Die Legende der Schlacht von Varus gegen "Hermann" wurde oft erzählt - die Wahrheitssuche ist akribische Forschung...

Im Jahr 9 nach Christus erleiden die Römer eine herbe Niederlage im Teutoburger Wald. Im Lauf der Jahrhunderte wird die Varusschlacht zum Mythos stilisiert. Dabei wirft Arminius’ vermeintliche Heldentat bis heute viele Fragen auf. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Dr. Heidrun Derks, Leiterin des Museums Varusschlacht im Osnabrücker Land *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph Erdenberger, Redaktion: David Rother


Auf dem Weg ins Winterlager gerät die römische Armee im Jahr 9 nach Christus in eine Falle: Die Germanen unter der Führung von Arminius haben die Besatzer in unwegsames Gelände gelockt, das sie nur auf kleinen Pfaden durchquerten können. Wald, Moor und Felsen lassen es nicht zu, dass die Soldaten ihre gewohnte Formation einnehmen können, so dass die Germanen nun attackieren können.

Nach drei Tagen im Kampf sind die Römer aufgerieben und ihr Anführer Varus stürzt sich – verzweifelt über die demütigende Niederlage – in sein Schwert. Arminius, der später als Hermann eingedeutscht wird, avanciert zum Helden. So will es die Legende um die Varusschlacht.

Historiker indes rätseln seit Jahren, ob sich der Kampf zwischen den Römern und Germanen tatsächlich so zugetragen haben könnte. Dank neuster Technologie liefern ausgegrabene Fundstücke neue Hinweise über die Varusschlacht, den Helden Arminius und die Frage, ob die Römer in eine Falle gelockt oder in einer Stellung angegriffen wurden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie Arminius, von den Römern ausgebildet, zu den Germanen wechselte,
  • was zeitgenössische Schreiber über die Varusschlacht notiert haben,
  • was ein metallurgischer Fingerabdruck ist,
  • und warum dieser für Historiker so wichtig ist.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Dr. Heidrun Derks, Leiterin des Museums Varusschlacht im Osnabrücker Land

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother

Es war einmal...eine Bierkönigin - Rosemarie Veltins

Es war einmal...eine Bierkönigin - Rosemarie Veltins WDR Zeitzeichen 30.04.2024 13:42 Min. Verfügbar bis 01.05.2099 WDR 5

Die erste deutsche Bierbraumeisterin brachte ihrer sauerländer Familien-Marke erstaunlichen Erfolg: Rosemarie Veltins. Sie starb am 30.4.1994 im Alter von nur 56 Jahren.

Sie wird "die Bierkönigin" genannt: Rosemarie Veltins übernimmt 1964 den Familienbetrieb, setzt auf die Herstellung von Pils und hat damit Erfolg. Zunächst beträgt der Jahresausstoß knapp 200.000 Hektoliter, 30 Jahre später sind es zwei Millionen Hektoliter. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Dietrich Ballin (ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer bei Veltins), Armin Naumann (Brauer und Mälzer) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother


Im Dorf Grevenstein bei Meschede im Sauerland steht seit 1824 eine kleine Landbrauerei, die der Familie Veltins gehört. Viele Jahre lang heißen die Brauherren Clemens, Carl oder Anton. Das ändert sich, als 1964 Rosemarie Veltins das Unternehmen übernimmt.

Ihre kleine Brauerei ist zu diesem Zeitpunkt von großen Bierproduzenten aus Ruhrgebiet umgeben. Um sich von der Konkurrenz abzusetzen, die vor allem Export-Biere verkauft, lässt Rosemarie Veltins nur Pils brauen. Mit dieser Besonderheit hat sie Erfolg: Zunächst beträgt der Jahresausstoß knapp 200.000 Hektoliter, 30 Jahre später sind es zwei Millionen Hektoliter. Rosemarie Veltins wird nun überall "die Bierkönigin" genannt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • was Rosemarie Veltins als Kind für einen Berufswunsch hat,
  • welchen Ruf sie als Chefin bei der Belegschaft hat,
  • mit welchem Trick sie den Geschäftsführer zu strukturierter Arbeit motiviert,
  • wie Rosemarie Veltins die Räume in der Brauerei benennt,
  • was sie in ihrer Freizeit gern macht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dietrich Ballin (ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer bei Veltins)
  • Ulrich Biene (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Veltins)
  • Armin Naumann (Brauer und Mälzer)

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Schneller als 100 km/h: Camille Jenatzys Rekordfahrt im E-Auto

Schneller als 100 km/h: Camille Jenatzys Rekordfahrt im E-Auto WDR Zeitzeichen 29.04.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 30.04.2099 WDR 5

Es ist der 29.04.1899: Der "rote Teufel" Camille Jenatzy tritt zu einem Duell auf der Straße an. Sein Ziel: Die damals magische Grenze von 100 km/h mit dem Auto knacken.

Der Spitzname "roter Teufel" wird dem Rennfahrer und Ingenieur Jenatzy wegen seines roten Bartes und seiner verwegenen Fahrweise verliehen. Mit seinem mit einem Elektromotor angetriebenen Auto „La Jamais Contente“ („die niemals Zufriedene“) will er der schnellste Mann auf der Straße sein. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Prof. Dr. Kurt Möser, Karlsruher Institut für Technologie


Schaulustige der besonderen Art versammeln sich auf den staubigen Straßen von Achères, einem Vorort von Paris, um Zeugen eines spektakulären Ereignisses zu werden: es sind neugierige Automobilisten. Sie sind angereist für das Autorennen, das den legendären "roten Teufel" Camille Jenatzy zur Legende machen sollte.

Jenatzy, ein charismatischer Belgier mit einem ausgeprägten Sinn für Dramatik und Abenteuer, ist bereits eine bekannte Persönlichkeit in der aufstrebenden Welt des Motorsports. Seine Liebe zur Geschwindigkeit und sein unerschrockener Mut machen ihn zu einem Symbol für Innovation und Kühnheit unter den Rennfahrern seiner Zeit.

Beim Duell in Achères mit seinem Dauerkonkurrenten am 29.4.1899 knackt Jenatzy die damals magische Grenze von 100 Stundenkilometern.

In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • wieso Jenatzy ein "technologischer Dandy" war,
  • wie die Jagd nach Rekorden zur Zeit der Jahrhundertwende eine besondere Rolle spielt,
  • wie der "rote Teufel" zur Werbeikone wird,
  • wie der Rennfahrer schließlich bei einem kuriosen wie tragischen Unfall - jedoch nicht mit dem Auto - stirbt

Das ist unsere wichtigste Quelle:
  • Prof. Dr. Kurt Möser: Über Mobilität; in: Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, Bd 42, 2022.

Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Kurt Möser, Karlsruher Institut für Technologie
  • Peter Becker, Mercedes-Benz classic

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle

Die Meuterei auf der Bounty (am 28.4.1789)

Die Meuterei auf der Bounty (am 28.4.1789) WDR Zeitzeichen 28.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 29.04.2099 WDR 5

Bei der berühmtesten Meuterei der Seefahrts-Geschichte war manches nicht wie in der Legende: Kapitän Bligh war kein Tyrann, und Fletcher Christian nicht mal der Anführer der Meuterer...

Fletcher Christian und einige Gefolgsleute lassen sich nach der Meuterei auf der Bounty auf der abgelegenen Insel Pitcairn nieder, wo sie ihre eigene Gemeinschaft gründen. Diese Gemeinschaft existiert über Generationen hinweg - einige ihrer Nachkommen leben noch heute auf der Insel. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Caroline Alexander, US-amerikanische Wissenschaftsautorin Simon Young, Bürgermeister von Adamstown, Pitcairn-Inseln ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Andrea Kath, Redaktion: David Rother


Es ist das Jahr 1789: die Besatzung des britischen Schiffes HMS Bounty rebelliert gegen ihren Kapitän William Bligh. Das Ereignis ist inzwischen zur Legende geworden und liefert Stoff für unzählige Romane und Kinofilme und prägt nach wie vor die Vorstellung vieler Menschen über das Leben auf See.

Wachoffizier Fletcher Christian wird zum berühmten Meuterer – Kapitän William Bligh zum tyrannischen Bootsführer, der seine Mannschaft drangsaliert. Deswegen, so die Erzählung, hätte sie am Ende gegen ihren Kapitän gemeutert. Doch vieles über Christian, Bligh und die Meuterei gehört ins Reich der Legenden. Sehr wahrscheinlich ist Fletcher Christian nicht einmal der Anführer der Meuterei. Und Bligh nachgewiesenermaßen kein tyrannischer Kapitän.

Als die Meuterer am 28. April 1789 Bligh und 17 treue Männer in einem winzigen Boot im Südpazifik aussetzen, war es Bligh, dem sie ihre Rettung nach 48 Tagen auf See verdanken. Er ist zu seiner Zeit einer der besten Navigatoren der Welt. Diese Überlebensfahrt gehört bis heute zu einer der außergewöhnlichsten Leistungen in der Geschichte der Seefahrt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • was William Blighs besondere Begabung war,
  • warum die Reise der Bounty von Anfang an unter keinem guten Stern steht,
  • wie sehr sich der echte William Bligh von der fiktiven Romanfigur unterscheidet,
  • wie der Kapitän als Held nach England zurückkehrt,
  • wie die Geschichte zu Ende geht, aber doch einige Fragen offen bleiben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

Und das sind unsere Interviewpartner:
  • Caroline Alexander, US-amerikanische Wissenschaftsautorin
  • Simon Young, Bürgermeister von Adamstown, Pitcairn-Inseln

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Kath
Redaktion: David Rother
Technik: Nicolas Dohle

Ende der Apartheid: Südafrikas langer Weg zur inneren Einheit

Ende der Apartheid: Südafrikas langer Weg zur inneren Einheit WDR Zeitzeichen 27.04.2024 14:41 Min. Verfügbar bis 28.04.2099 WDR 5

Die neue Übergangsverfassung Südafrikas vom 27.4.1994 bedeutet eine historische Wende. Bis heute kämpft das Land mit den Folgen des rassistischen Systems.

Der 27. April 1994 wird in Südafrika als "Freedom Day" gefeiert und erinnert an die Befreiung vom rassistischen Regime der Apartheid. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Prof. emer. Christoph Marx, Professor für Außereuropäische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen Monde Ralo, Shuttle-Unternehmer, Jeffreys Bay, Südafrika ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda Dammmüller, Redaktion: Matti Hesse


Im Februar 1990 wird Nelson Mandela nach fast drei Jahrzehnten aus dem Gefängnis entlassen. Dieses Ereignis symbolisiert den Anfang vom Ende der Apartheid in Südafrika. Als Führer des "African National Congress" (ANC) kämpft Mandela gegen die rassistische Politik der Apartheid und setzt sich nach seiner Freilassung für Verhandlungen ein, die zu den ersten demokratischen Wahlen führen werden.
Die historischen Wahlen vom 27. April 1994 schließen das dunkle Kapitel der Apartheid. Mandela verkörpert als erster demokratisch gewählter Präsident wie kein anderer die Hoffnung auf Versöhnung und Einheit des Landes.
Doch wie kann die tiefe soziale und wirtschaftliche Ungleichheit als Folge der jahrzehntelangen Apartheidpolitik überwunden werden? Auch wenn die neuen demokratischen Institutionen eine Grundlage für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit schaffen, bleiben Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen bestehen.
Programme der Regierung zur sozialen Entwicklung und wirtschaftlichen Integration sind erste Schritte, die beachtliche Fortschritte erzielen. Als Vertreter afrikanischer Interessen, aber auch als Fürsprecher der Menschenrechte und des Friedens in der Welt spielt Südafrika auch auf internationaler Ebene eine zunehmend wichtige Rolle. Nach 50 Jahren rassistischer Trennungspolitik ist der Weg aber noch lang.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammüller:
  • welchen Erniedrigungen schwarze Südafrikanerinnen und Südafrikanner Tag für Tag unter der Apartheid aufgeliefert sind,
  • wieso der Westen das System so lange schützt,
  • wer der ANC ist und warum er sich von Israel und China beraten lässt,
  • und wie die südafrikanische Verfassung dennoch zu einem der demokratischsten und umfassendsten Grundrechtekataloge wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Und das sind unsere Interviewpartner:
  • Prof. emer. Christoph Marx, Professor für Außereuropäische Geschichte, Universität Duisburg-Essen
  • Monde Ralo, Shuttle-Unternehmer, Jeffreys Bay, Südafrika

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle

Genie und Sturkopf: Ludwig Wittgenstein (Geburtstag, 26.4.1889)

Genie und Sturkopf: Ludwig Wittgenstein (Geburtstag, 26.4.1889) WDR Zeitzeichen 26.04.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 25.04.2099 WDR 5

Der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein hat unser Denken bahnbrechend verändert. Sein Leben ist wenig glücklich, aber in jeder Hinsicht außergewöhnlich.

Ludwig Wittgenstein wird am 26.04.1889 in Wien geboren. Er verfasst sein Werk "Tractatus Logico-Philosophicus" während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg. Er schreibt es an der Front, im Schützengraben. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Alfred Schmidt, Österreichische Nationalbibliothek ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ulrich Biermann und Veronika Bock, Redaktion: David Rother


Ludwig Wittgenstein ist ein einflussreicher österreichischer Philosoph, der für seine Beiträge zur Logik, Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes bekannt ist. Wittgenstein, der aus einer wohlhabenden Wiener Familie stammt, spendet ein Großteil seines Erbes an Künstler und lebt fast schon asketisch. Er arbeitet zeitweise als Volksschullehrer, im Ersten Weltkrieg dient er als einfacher Soldat.
Beeinflusst von namhaften Denkern wie Bertrand Russell, veröffentlicht der exzentrische Wissenschaftler zwei bedeutende Werke: „Tractatus Logico-Philosophicus“ (1921) und „Philosophische Untersuchungen“ (1953, posthum). Wittgenstein ist fasziniert von der Frage nach dem Wesen der Sprache und ihrer Beziehung zur Wirklichkeit. In seinem Frühwerk argumentiert er, dass die Grenzen der Sprache die Grenzen unserer Welt sind.
Die Person Wittgensteins ist so facettenreich wie sein Forschungsgebiet: Er ist getrieben, eigensinnig, schwer depressiv und zeitlebens suizidgefährdet. Gleichzeitig ist er genial, charismatisch und ein brillanter Kopf. Sein privates Glück findet er erst gegen Ende seines Lebens in der Begegnung mit Ben Richard.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • warum Wittgensteins Professor in Cambridge sich nicht sicher ist, ob sein Student ein Genie oder ein Sonderling ist,
  • wieso der Philosoph der Meinung ist, dass ein Nashorn im Raum sein könne, auch wenn man es nicht sähe,
  • dass Wittgensteins Leben voller Schattenseiten ist,
  • und wieso er der Meinung ist, mit seinem Tractatus die Probleme von Welt und Sprache im wesentlichen gelöst zu haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Alfred Schmidt (Hrsg.): I think of you constantly with love - Briefwechsel Ludwig Wittgenstein – Ben Richards 1946–1951, 2023.

Das ist unser Interviewpartner:
Alfred Schmidt, Österreichische Nationalbibliothek

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: David Rother

Rote Nelken in den Gewehrläufen: Portugals Revolution 1974

Rote Nelken in den Gewehrläufen: Portugals Revolution 1974 WDR Zeitzeichen 25.04.2024 14:22 Min. Verfügbar bis 26.04.2099 WDR 5

Die Nelkenrevolution in Portugal am 25.4.1974 beendet die bislang am längsten dauernde Diktatur Europas mit einem friedlichen Militärputsch. Am Ende siegt die Demokratie.

In Portugal ist der Faschismus 47 Jahre lang an der Macht. Dann setzen regimefeindliche Offiziere der Diktatur ein Ende - mit der Nelkenrevolution. Der Oppositionspolitiker Mário Soares kehrt aus dem Exil zurück und führt das Land in die Demokratie. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen und -partner: Fabian Schmiedel (Politikwissenschaftler und Leiter des Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Lissabon), Margarida Peraia-Müller (Vorsitzende der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Lissabon) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Rubinich, Redaktion: Gesa Rünker


In der Nacht zum 25. April 1974 geht ein Lied über den katholischen Rundfunk in Lissabon: "Grândola, Vila Morena". Es ist das verabredete Signal für den Militärputsch der "Bewegung der Streitkräfte", einem Zusammenschluss regimefeindlicher Offiziere.

Als sie die Hauptstadt Lissabon besetzen, steckt die begeisterte Bevölkerung den Soldaten rote Nelken in die Gewehrläufe. Der Umsturz nach 47 Jahren Faschismus verläuft weitestgehend unblutig. Regierungstreue Truppen schießen allerdings auf unbewaffnete Demonstranten, vier davon sterben.

Einer der wichtigsten Oppositionspolitiker während der Diktatur ist Mário Soares. 1970 verlässt er Portugal und geht ins Exil. Am 28. April 1974, drei Tage nach der Nelkenrevolution, kommt Soares zurück nach Lissabon. Er begleitet federführend den Gang Portugals in die Demokratie. Nach den ersten Präsidentschaftswahlen nach der Diktatur stellt die sozialistische Partei unter Soares die Regierung,

In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Rubinich:
  • wie eng die Verbindung der katholischen Kirche zur Diktatur ist,
  • wie die Geheimpolizei mit politisch Andersdenkenden umgeht,
  • welche Gründe schließlich zum Putsch führen,
  • in welcher Kleinstadt in NRW die Sozialistische Partei Portugals gegründet wird,
  • wie die Portugiesinnen und Portugiesen heute die Zeit der Diktatur bewerten.

Das sind unser wichtigsten Interviewpartnerinnen- und partner:
  • Fabian Schmiedel (Politikwissenschaftler und Leiter des Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Lissabon)
  • Margarida Peraia-Müller (Vorsitzende der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Lissabon)
  • Nelson Pinto (Doktorand an der Universität Köln im Fach iberische und lateinamerikanische Geschichte)

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Hans Rubinich
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle

Spion im Kanzleramt: Verhaftung von Günter Guillaume

Spion im Kanzleramt: Verhaftung von Günter Guillaume WDR Zeitzeichen 24.04.2024 15:49 Min. Verfügbar bis 25.04.2099 WDR 5

Am 24.4.1974 erschüttert die Verhaftung des DDR-Spions die BRD. Zwei Wochen später tritt Willy Brandt zurück. War Günter Guillaume aus Sicht der Stasi eine Top-Quelle?

Günter Guillaume wurde von der Stasi bereits in den 1950er Jahren als potenzieller Agent rekrutiert, lange bevor er Zugang zu Willy Brandt erlangte. Am 24. April 1974 wird er enttarnt. *** Das ist unser wichtigster Interviewparter: Florian Schimikowski, Historiker, Deutsches Spionagemuseum ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: Gesa Rünker


Es ist einer der bedeutendsten Spionagefälle der deutschen Geschichte und liest sich fast wie Fiktion: Am 24. April 1974 wird Günter Guillaume verhaftet. Als Maulwurf hat der ostdeutsche Agent sich bis in die höchsten politischen Kreise der Bundesrepublik Deutschland eingeschleust und schließlich als persönlicher Referent Willy Brandts gedient.

Die Enthüllung von Guillaumes Doppelleben löst einen politischen Skandal aus. Obwohl Brandt betont, nichts von Guillaumes Tätigkeiten gewusst zu haben, übernimmt er die politische Verantwortung für den Skandal und tritt im Mai 1974 von seinem Amt als Bundeskanzler zurück.

Die Verhaftung hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Ost und West. Sie führt zu einem erheblichen Vertrauensverlust zwischen den beiden deutschen Staaten und erschwert die Bemühungen um eine Annäherung und Entspannungspolitik.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • von der Hauptstadt der Spione,
  • wie der Fall Guillaume trotz Verdachtsmomenten und wegen weiterer Formfehler zunächst nicht weiterverfolgt wird,
  • dass Spione im tatsächlichen Leben eher unauffällig und nicht wie James Bond sind,
  • wie Geburtstagsglückwünsche dann doch zur Enttarnung führen,
  • warum der Bundeskanzler zum Lockvogel werden soll,
  • und warum es in dem Fall nur Verlierer gibt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Arnulf Baring: Machtwechsel, Stuttgart 1982.
  • Willy Brandt: Erinnerungen. Mit den „Notizen zum Fall G“, Berlin und Frankfurt a. M. 1994.
  • Günter Guillaume: Die Aussage – Wie es wirklich war, Tübingen 1990.

Und das ist unser Interviewpartner:
Florian Schimikowski (Historiker, Deutsches Spionagemuseum)

Streaming-Tipp:
Die ARD-Doku-Serie „WILLY- Verrat am Kanzler“ rekonstruiert die folgenreichste Agentenaffäre der Bundesrepublik – ein Polit- und Spionagethriller voller Geheimnisse, Lügen und Verrat. Erzählt von Expertinnen wie der Vertrauten Brandts und Journalistin Heli Ihlefeld und der DDR-Spionin Lilli Pöttrich. Hier geht es zur Doku-Serie.


Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Moritz Raestrup

Ein Stück Deutschlands wird belgisch: "Bollenien" 1949-1958

Ein Stück Deutschlands wird belgisch: "Bollenien" 1949-1958 WDR Zeitzeichen 23.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 24.04.2099 WDR 5

Ein kurioser Mini-Staat entsteht am 23.4.1949 in der Eifel: "Bollenien" nennt man bald die belgische Verwaltungszone. "Hauptstadt" ist ein Dörfchen bei Aachen...

Nach der Niederlage Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg plant Belgien, Teile des deutschen Territoriums entlang der Grenze zu annektieren. Bis zu 60.000 Hektar Wald, Weiden, Ackerflächen und Grenzdörfer – und mit ihnen 100.000 Deutsche - sollen nach ersten belgischen Plänen die Seite wechseln. Am Ende ist es ein schmaler Streifen mit gerade einmal 1.000 Einwohnern, die am 23. April 1949 ihre deutsche Staatsangehörigkeit verlieren. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Christoph Brüll, Historiker, Universität Luxemburg *** Das sind die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz


Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, am 23. April 1949, annektiert Belgien einen schmalen Streifen entlang der deutsch-belgischen Grenze. Dazu zählen unter anderem der Aachener Stadtteil Bildchen, die Gemeinde Losheim, Hemmeres und einige Höfe im Monschauer Stadtteil Kalterherberg. Das neue Gebiet ist ein 20 Quadratkilometer großer Flickenteppich, den die 1.000 Einwohner Bollenien nennen – nach dem Militärverwalter der neuen Zone, General Paul Bolle.

Unglücklich sind die Bollenier nicht über ihre neue Staatszugehörigkeit. Die belgische Regierung lässt Telefon- und Stromanschlüsse verlegen, Häuser anstreichen und eine Brücke über die Our bauen. Und im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der neuen Zone noch keine Fahrprüfungen. Wer 18 Jahre alt ist, darf Auto fahren.

Als Bollenien neun Jahre später wieder zurück an die Bundesrepublik fallen soll, weigern sich einige vehement gegen den neuerlichen Wechsel der Staatszugehörigkeit – unter anderem mit einem Protest-Telegramm an Kanzler Konrad Adenauer.

In diesem Zeitzeichen erzählen Markus Harmann und Joachim Heinz:
  • warum Belgien 1949 "großzügig" auf deutsche Gebiete verzichtet,
  • wie Mützenich belgisch werden möchte,
  • vom Freibier für die neuen Staatsbürger,
  • was für straffällige Bollenier vorgesehen ist.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Christoph Brüll, Historiker, Universität Luxemburg
  • Michael Heinzel, Bonner Heimatforscher

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian

Rita Levi-Montalcini - ihr Gehirn ging nie in Rente

Rita Levi-Montalcini - ihr Gehirn ging nie in Rente WDR Zeitzeichen 22.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 23.04.2099 WDR 5

103 Jahre alt wurde Rita "la professoressa" Levi-Montalcini, Entdeckerin des Nervenwachstumfaktors. Zur Welt kam die Medizin-Nobelpreisträgerin am 22.4.1909 in Turin.

Um ihre Forschung während des Zweiten Weltkriegs uneingeschränkt fortsetzen zu können, arbeitet die italienische Neurologin Rita Levi-Montalcini in einem provisorischen Labor, das sie in ihrem Schlafzimmer einrichtet. *** Das ist unser wichtigster Interviewparter: Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi Tenhaven, Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother


Rita Levi-Montalcinis Entdeckungen auf dem Gebiet der Neurobiologie gelten als bahnbrechend. Die herausragende italienische Neurologin und Zellbiologin wird am 22. April 1909 in Turin geboren und wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf.

Gemeinsam mit Stanley Cohen erhält Levi-Montalcini 1986 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für die Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors (NGF), einem Botenstoff, der das Wachstum von Nervenzellen stimuliert. Dies revolutioniert das Verständnis für Entwicklung und Funktion des Nervensystems und hat weitreichende Auswirkungen auf die Neurobiologie und die Medizin im Allgemeinen.

"La professoressa", wie sie in Italien bewundernd genannt wird, ist eine unerschrockene Pionierin, die trotz der Hindernisse, mit denen sie als Frau und Jüdin während des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs in Italien konfrontiert ist, unermüdlich für wissenschaftliche Erkenntnisse kämpft. Sie sagt: "Im Leben sollte man niemals nachgeben, sich dem Mittelmaß hingeben, sondern sich aus jener Grauzone herausbewegen, in der alles Gewohnheit und passive Resignation ist. Man muss den Mut haben, zu rebellieren." Und dies tut sie, bis zu ihrem Tod mit 103 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • wie Rita Levi-Montalcinis besonderer Einfallsreichtum ihre Forschung beflügelt,
  • wie die Grande Dame der Wissenschaft scheinbar alles mit Leichtigkeit nimmt,
  • wieso es nie zu spät ist, Neues zu lernen,
  • welche wichtige Rolle Emotionen beim Lernen spielen,
  • und inwiefern die Wissenschaftlerin selbst der beste Beweis dafür ist, dass ihre Theorien zutreffen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Rita Levi-Montalcini: Die Vorzüge des Alters. Leistungsfähigkeit und geistige Aktivität ein Leben lang, München/Zürich 2005.
  • Charlotte Kerner: Ein Lob der Vollkommenheit. In: Charlotte Kerner: Nicht nur Madame Curie – Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Weinheim und Basel 1999.
  • Ralph A. Bradshaw: Rita Levi-Montalcini (1909–2012). In: Nature. Band 493, Nr. 7432, 2013, S. 306.
  • Gisela Baumgart: Levi-Montalcini, Rita. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin und New York 2005, S. 847.

Und das ist unser Interviewpartner
Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Nicolas Dohle

Der "Game Boy": Wie ein kleiner grauer Kasten die Welt erobert

Der "Game Boy": Wie ein kleiner grauer Kasten die Welt erobert WDR Zeitzeichen 21.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 22.04.2034 WDR 5

Am 21.4.1989 startet der "Game Boy" mit bereits veralteter Technik - und trotzdem verändert er die (Videospiel-)Welt: Spielen wird überall und jederzeit möglich.

Es ist der hochfunktionale technische Minimalismus des "Game Boys", der die überzüchtete Technik der Konkurrenz ausstechen kann: Als die japanische Firma Nintendo die mobile Spielkonsole auf den Markt bringt, wird sie umgehend zum weltweiten Verkaufserfolg. Die Kinder sind hin und weg. Eltern und Pädagogen hingegen sind nicht begeistert. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Christian Schiffer (Journalist BR, Digital- und Gamingexperte für die ARD) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Fritz Schaefer, Redaktion: Matti Hesse


Der "Game Boy" ist lange Zeit weltweit die meistverkaufte Spielkonsole. Und das, obwohl seine technische Ausstattung schon bei der Markteinführung 1989 sehr zu wünschen übrig lässt. Während die Konkurrenz fast zeitgleich mit großzügigen Farbbildschirmen und deutlich komplexerer Grafik aufwarten kann, besitzt der "Game Boy" nur einen grün-schwarzen Mini-Monitor.
Auch der Hauptprozessor ist bei seinem Einbau in das Gerät bereits 15 Jahre alt. Er wird Ende der 1980er-Jahre eigentlich nur noch für die Steuerung von Wasch- und Nähmaschinen verwendet.
Aber diese reduzierte technische Ausstattung ist für den "Game Boy" kein Nachteil. Im Gegenteil: Handhelds – Spielkonsolen, die nicht an den Fernseher gekoppelt werden müssen, sondern überall hin mitgenommen werden können – sind damals eine Innovation. Der Game Boy punktet gegenüber Konkurrenzprodukten mit der viel längeren Batterielaufzeit und dem verhältnismäßig günstigen Preis - so wird er zum Massenprodukt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Fritz Schaefer:
  • welches dem "Game Boy" beliegende Spiel ganz entscheidenden Anteil am Erfolg hat,
  • warum es in Japan so viele Anbieter von Computerspielen gibt,
  • was die drei Schriftzeichen Nin-ten-do auf Deutsch bedeuten,
  • welche Einwände Pädagoginnen und Pädagogen gegen den "Game Boy" haben,
  • dass es trotz Smartphones auch heute noch Fans des "Game Boy" gibt.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Christian Schiffer (Journalist BR, Digital- und Gamingexperte für die ARD)

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Fritz Schaefer
Redaktion: Matti Hesse

Der Amoklauf an der Columbine High School (am 20.4.1999)

Der Amoklauf an der Columbine High School (am 20.4.1999) WDR Zeitzeichen 20.04.2024 14:39 Min. Verfügbar bis 21.04.2099 WDR 5

Die Tat von zwei Schülern in Littleton im US-Bundestaat Colorado erschütterte die USA. Eine Tragödie, die als Wendepunkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten gilt.

Der Amoklauf an der Columbine-High-School läutet eine neue Phase der Gewalt an US-amerikanischen Schulen ein. Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen durch Waffengewalt in Schulen sterben, aber das eiskalte Vorgehen der Täter ist neu – und findet in der Folge viele Nachahmer. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Mareike Wilke, Institut für Konflikt- und Gewaltforschung, Bielefeld *** Das sind unsere Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ulrich Biermann, Autorin: Veronika Bock, Redaktion: Matti Hesse


Eric Harris und Dylan Klebold müssen sich monatelang vorbereitet haben: Laut Polizeibericht betreten sie um 11.14 Uhr ihre Schule und schießen um sich. Zunächst in der Cafeteria, dann gehen der 17- und 18-Jährige in die Bibliothek. In weniger als einer Stunde töten sie zwölf Schülerinnen und Schüler und einen Lehrer. Danach erschießen sie sich selbst.

Die Menschen in den USA und der ganzen Welt sind geschockt. Der damalige Präsident Bill Clinton ahnt schon kurz nach der Tat: "Wir kennen noch nicht alle Gründe für diese Tragödie, und vielleicht werden wir sie auch nie ganz verstehen." Er soll Recht behalten. In der Folge wird jedes Detail im Leben der Täter analysiert. Gewaltverherrlichende Musik und so genannte Ego-Shooter-Computerspiele geraten ebenso wie die laxen Waffengesetze der USA als mögliche Treiber für den Amoklauf in Verdacht.

Viele der ersten Spekulationen werden später widerlegt, aber bis heute beschäftigen sich Forschende mit den Vorfällen an der Columbine High School, um die Täter besser zu verstehen und so zu verhindern, dass es Nachahmer gibt. Auch der 19-Jährige, der 16 Menschen und sich selbst 2002 am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet, hat zuvor zu Columbine recherchiert – genauso wie der 17-jährige Amokläufer von Winnenden.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • wie das Massaker an der Columbine High School zu einem Medienhype wird,
  • warum dieser Amoklauf als Zäsur für Gewalt an Schulen gilt,
  • über die schwierige Suche nach möglichen Motiven der Täter,
  • wie jeder in einem Videospiel zum virtuellen Amokläufer der Columbine High School werden konnte.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

Weiterführende Links:


Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ulrich Biermann
Autorin: Veronika Bock
Redaktion: Matti Hesse

Er machte Hits und Stars wie kein zweiter: Hans R. Beierlein

Er machte Hits und Stars wie kein zweiter: Hans R. Beierlein WDR Zeitzeichen 19.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 20.04.2099 WDR 5

Er entdeckte Udo Jürgens. Er zog die Fäden im Hintergrund des Mediengeschäfts und der Schlagerbranche: Hans Rudolf Beierlein, geboren am 19.4.1929.

Heinz Rudolf Beierlein erkennt das Potenzial des unbekannten Udo Jürgens und fördert seine Karriere. Daneben vermarktet der Musikmanager Schlager und Volksmusik und macht französische Stars wie Charles Aznavour und Johnny Hallyday in Deutschland bekannt.*** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Tobias Reitz und Thomas Woitkewitsch *** Das sind die Macher und Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Klasen, Redaktion: David Rother


Der Gourmet und Frankreichliebhaber Hans R. Beierlein pflegt mit allergrößter Sorgfalt seine Kontakte zur französischen Musikelite, schafft es auch, Deutschland-Tourneen für die französischen Top-Stars zu organisieren.

Der Kritik, dass er keine Ahnung von Musik habe, begegnet Beierlein mit der pragmatischen Antwort, es sei seine Aufgabe, aus Musiknoten Banknoten zu machen.

Udo Jürgens und Hans R. Beierlein begegnen sich 1963 das erste Mal. Da ist Udo Jürgens ziemlich mutlos. Seine Platten verkaufen sich nicht, er möchte nicht mehr singen, nur noch komponieren. Beierlein erkennt sofort das große Potenzial des Klagenfurters und nimmt ihn unter seine Fittiche. Udo Jürgens gewinnt 1966 den Grand Prix Eurovision de la Chanson. Es ist der Start seiner Weltkarriere.

2014 verkauft Hans R. Beierlein die Rechte an allen 6.000 Musiktiteln seines Musikverlags Montana und zieht sich ins Private zurück. Im August 2022 stirbt er mit 93 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • wie Beierlein als angehender Journalist in einem Waschraum seine erste Story aufschnappt,
  • welchen Coup Beierlein mit dem Kampflied "Die Internationale" landet,
  • warum Beierlein seine Mitarbeiter vor dem Grand Prix Eurovision de la Chanson 1966 Zeitungen in Kiosken aufkaufen lässt,
  • welche Sonderstellung die Sängerin Alexandra in Beierleins Lebenswerk einnimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Die Textdichter Tobias Reitz und Thomas Woitkewitsch
  • Hubert Bücken: Anders als andere - die montana-Story 1959-2009, München 2009.

Weiterführende Links:
Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: David Rother
Technik: Nicolas Dohle

Radioprogramm der Nazis für den arabischen Raum

Radioprogramm der Nazis für den arabischen Raum WDR Zeitzeichen 18.04.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 19.04.2099 WDR 5

Täglich judenfeindliche Parolen: Das ist Aufgabe der "Orient-Redaktion", die im April 1939 im Auftrag der Nationalsozialisten ihre Arbeit aufnimmt. Die Propaganda wirkt.

Mit dem Start der „Orient-Redaktion“ des Deutschen Kurzwellensenders beginnen die Nationalsozialisten eine Propagandaschlacht im arabischen Raum. Schlüsseltext der Radiosendungen ist der Koran – so, wie die Nazis ihn selektiv interpretieren: "Die Nazis haben alles weggelassen, was pro-jüdisch ist, und haben den Koran genommen, als sei es ein antisemitisches Buch. Das war natürlich ein Betrug. Aber wenn so ein Betrug sechs Jahre lang ununterbrochen per Radio weiterverbreitet wird, dann verändert es das Bild des Juden in der ganzen Region." *** Das Zitat stammt von unserem Interviewpartner: Matthias Küntzel (Historiker und Experte für islamischen Antisemitismus) *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck; Redaktion: Gesa Rünker


Die fremden Klänge, die der deutsche Radiosender bringt, sind nicht für das heimische Publikum gedacht. Sie beschallen den arabischen Raum von Nordafrika bis in den Nahen Osten.

Sie zielen besonders auf Palästina, wo Muslime damals fürchten, Juden könnten einen eigenen Staat errichten, wenn die Mandatsmacht Großbritannien abgezogen wird. Ein Regionalkonflikt, den die nationalsozialistischen Machthaber mithilfe judenfeindlicher Hetze im Kurzwellenradio anheizen.
In Königs Wusterhausen, knapp 40 Kilometer südlich von Berlin, besitzen die Nationalsozialisten den leistungsstärksten Kurzwellensender der Welt. Sie sind in der Lage, Radioprogramme um den halben Globus zu funken.

Mit enormem Aufwand lassen Hitlers oberster Propagandist Joseph Goebbels und Reichspressechef Otto Dietrich die sogenannte "Orient-Redaktion" einrichten. 80 Mitarbeiter werden verpflichtet, Texter, Übersetzer, Sprecher – türkische, persische und vor allem Arabisch-Muttersprachler.

Die antisemitische Hasspropaganda verschwindet mit Kriegsende aus dem Äther. Einen Nachhall hat sie bis heute.


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • dass Radiohören im arabischen Raum ein kollektives Ereignis ist,
  • welches Hindernis die nationalsozialistische Rassenlehre für den Propagandasender darstellt,
  • weshalb der Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, zum Glücksfall für den Nazisender wird.

Das sind unser Interviewpartner und unsere wichtigsten Quellen:
  • Matthias Küntzel (Historiker und Experte für islamischen Antisemitismus)
  • Matthias Küntzel: Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand. Berlin/Leipzig 2019.
  • Jeffrey Herf: Nazi Propaganda for the Arab World. New Haven & London 2009
  • Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina. Darmstadt 2006
  • Barry Rubin und Wolfgang G. Schwanitz: Nazis, Islamists, and the Making of the Modern Middle East. New Haven & London 2014.

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Annette Skrzydlo

Nikita Chruschtschow: Vom Stalinisten zum polternden Reformer

Nikita Chruschtschow: Vom Stalinisten zum polternden Reformer WDR Zeitzeichen 17.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 18.04.2099 WDR 5

Ausgerechnet Stalins Erbe, der selbst Teil von Stalins Terrorapparat war, räumte mit den Verbrechen seiner Genossen auf. Geboren wurde er 1894 als Sohn eines armen Bauern.

Nach dem Tod Josef Stalins leitet Nikita Chruschtschow mit seiner 1956 gehaltenen Geheimrede die Entstalinisierung ein. Chruschtschow wird 1958 auch Regierungschef der Sowjetunion. Außenpolitisch propagiert er die friedliche Koexistenz mit dem Westen, ist aber gleichzeitig dessen schwieriger Konterpart und strebt die globale Führungsrolle der UdSSR an. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Jörg Baberowski (Professor für Osteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität Berlin) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember; Redakteurin: Gesa Rünker


Ausgerechnet der politische Erbe Stalins, Nikita Chruschtschow, der selbst Teil des stalinistischen Terrorapparates war, räumt mit den Verbrechen seiner Genossen auf und betreibt die Entstalinisierung.

Mit 15 Jahren wird der ungebildete Bauernsohn Chruschtschow Bergmann, später Gewerkschaftsfunktionär. An der Moskauer Arbeiter-Akademie gelangt er in Stalins Dunstkreis. Im Zweiten Weltkrieg ist Chruschtschow Parteichef der Ukraine. Bei Kriegsende wird er einmal mehr zum Schlächter im Auftrag Stalins. Er ist verantwortlich für die Rache an wirklichen oder vermeintlichen Kollaborateuren.

Gegen den Rivalen USA schaffen die Sowjets 1957 im Weltraum mit dem Satelliten Sputnik einen Etappensieg. Real und verbal rüstet Chruschtschow mächtig auf. Doch wirtschaftlich können die Sowjets nicht mithalten. Und in der Kuba-Krise beweist Chruschtschow, dass er keinen Krieg will und in letzter Minute die Einigung mit US-Präsident Kennedy sucht.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie Josef Stalin Nikita Chruschtschow in seinen Bann zieht,
  • wie Stalin seine Gefolgschaft aufbaut und in sein Terrorregime zieht,
  • wie Chruschtschow durch die eigenen Gräueltaten zum Kriegsgegner wird,
  • wie Chruschtschow den Freiheitskampf der Ungarn und die Republikflucht aus der DDR bekämpft.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jörg Baberowski (Professor für Osteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität Berlin)
  • Jörg Baberowski (Hrsg.): Das russische Imperium: Von den Romanows bis zum Ende der Sowjetunion, 2022

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redakteurin: Gesa Rünker
Technik: Moritz Raestrup

Medizinvermarktung als Heldengeschichte: die Behringwerke

Medizinvermarktung als Heldengeschichte: die Behringwerke WDR Zeitzeichen 16.04.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 17.04.2099 WDR 5

Für seine Serumtherapie gegen Diphterie erhält der Mediziner Emil von Behring 1901 den Nobelpreis. Am 16. April 1914 eröffnet er die Behringwerke Marburg und Bremen.

Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs werden Kaufleute in Bremen auf Emil Adolf Behring aufmerksam, die mit Kolonialwaren handeln und nun das Pharmageschäft entdecken. Behring hat gerade seine Arbeiten zu einem vorbeugenden Diphtherieimpfstoff vorgestellt. Am 16. April 1914 werden die Behringwerke Bremen und Marburg gegründet. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ulrike Enke (Medizinhistorikerin und Biographin, Uni Marburg); Ulrike Enke: Emil von Behring 1854-1917, Göttingen 2023. *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Geuer; Redaktion: David Rother/Christoph Tiegel


Mit dem japanischen Arzt und Bakteriologen Kitasato Shibasaburō und dem deutschen Mediziner und Forscher Paul Ehrlich entwickelt der deutsche Mediziner, Immunologe, Serologe und Unternehmer Emil Behring Arzneimittel gegen die Diphtherie. Nach dem Erhalt des ersten Nobelpreises für Physiologie oder Medizin wird er von Kaiser Wilhelm II. geadelt und heißt von da an Emil von Behring.

1914 kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs werden Kaufleute in Bremen auf Behring aufmerksam. Behring hat gerade auf einem Kongress seine Arbeiten zu einem vorbeugenden Diphtherieimpfstoff vorgestellt.

Am 16. April 1914 werden in Bremen und Marburg die Behringwerke eröffnet.

Für die Entwicklung eines Gegengiftes gegen den Wundstarrkrampf (Tetanus) wird Behring in der Presse als "Retter der Kinder" und als "Retter der Soldaten" gerühmt. Tetanus ist bis dahin eher als Tierkrankheit bekannt, aber verunreinigte Erde in den Schützengräben sorgt dafür, dass allein in den ersten Kriegsmonaten über 1.600 Soldaten an Wundstarrkrampf sterben.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • von den Schattenseiten der Lichtgestalt Emil von Behring,
  • wie Kaninchen unter dem Bett Behrings Forschungen einleiten,
  • wie schon Anfang des 20. Jahrhunderts eine Diskussion darüber beginnt, ob man mit Gesundheit Geld verdienen darf,
  • wie Behring die Fortsetzung seiner Forschungen selber torpediert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ulrike Enke (Medizinhistorikerin und Biographin, Uni Marburg)
  • Malte Thießen (Medizinhistoriker, LWL Münster)
  • Ulrike Enke: Emil von Behring 1854-1917, Göttingen 2023

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Gesa Rünker/Christoph Tiegel

Er gründet das Museum Folkwang: Der Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus

Er gründet das Museum Folkwang: Der Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus WDR Zeitzeichen 15.04.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 17.04.2099 WDR 5

Kontakt zu Kunst steigert die Lebensqualität - davon ist Karl Ernst Osthaus überzeugt. Viele Ideen setzt der 15.4.1874 geborene Kunstmäzen in seiner Heimatstadt Hagen um.

Ein Mann mit Visionen: Das Ziel von Karl Ernst Osthaus ist "die kulturelle Hebung des industriellen Westens". Das will er durch mehrere Institute erreichen. Eine dieser Institutionen ist das Folkwang-Museum, das der Bankierssohn 1902 in Hagen gründet und das sich heute in Essen befindet. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ralf Blank (Historiker); Birgit Schulte (Kunsthistorikerin, Osthaus Museum Hagen) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Berit Hempel, Redaktion: Gesa Rünker


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts will Karl Ernst Osthaus mit seinem Erbe von drei Millionen Mark – heute wären das ungefähr 30 Millionen Euro - die Welt verändern. Sein Ziel ist "die kulturelle Hebung des industriellen Westens".

Diese Aufgabe soll durch mehrere Institute erfüllt werden. Eine dieser Institutionen ist das Folkwang-Museum, das der Bankierssohn 1902 in Hagen gründet und das sich heute in Essen befindet.

In Hagen gründet Osthaus außerdem eine Malschule, das "Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe", eine Zentrale für Design-Wanderausstellungen, den Folkwang-Verlag. Und er hat noch weitere Pläne.

Ein Heilsbringer ist Osthaus allerdings nicht. Er ist antisemitisch eingestellt und gehört entsprechenden Gruppierungen an. 1916 wird er zum Militär eingezogen, erkrankt an Tuberkulose und wird beurlaubt. Schließlich stirbt Osthaus 1921 in einem Lungensanatorium in Meran mit nur 46 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Berit Hempel:
  • wo Karl Ernst Osthaus seine Ideen entwickelt,
  • wie er seine Gäste zu empfangen und zu verabschieden pflegt,
  • aus welchen Ländern und Gegenden der Sammler Kunstwerke mitbringt,
  • was der Mäzen alles sammelt,
  • woher der Name Folkwang stammt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner- und partnerinnen:
  • Ralf Blank (Historiker)
  • Birgit Schulte (Kunsthistorikerin, Osthaus Museum Hagen)
  • Elisabeth May (Leitung Bildung & Vermittlung, Osthaus Museum Hagen)

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Berit Hempel
Redaktion: Gesa Rünker

Rachel Carson: Pionierin der Umweltbewegung

Rachel Carson: Pionierin der Umweltbewegung WDR Zeitzeichen 14.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 16.04.2099 WDR 5

Das Insektenvernichtungsmittel DDT gilt in den 60ern als Wunderwaffe. Rachel Carsons (gestorben am 24.4.1964) "Der stumme Frühling" warnt vor den Gefahren - mit Erfolg.

Sie ist eine Kämpferin: Rachel Carson studiert Biologie, obwohl die Berufsaussichten für Frauen in den Naturwissenschaften praktisch gleich null sind. Und sie macht sich Anfang der 1960er-Jahre die mächtige chemische Industrie in den USA zur Feindin - mit ihrem Buch "Der stumme Frühling", das auf die Gefahren von DDT aufmerksam macht. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen- und partner: Linda Lear (US-Wissenschaftshistorikerin, Biografin von Rachel Carson); Christof Mauch (Direktor des Rachel Carson Instituts for Environment and Society an der Universität in München) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Kath, Redaktion: Matti Hesse


Sie gilt als eine der Wegbereiterinnen der Umweltbewegung. Die Biologin Rachel Carson macht sich Anfang der 1960er-Jahre die mächtige Chemieindustrie der USA zur Feindin.
Ihr Sachbuch "Silent Spring" ("Der stumme Frühling") erscheint im Sommer 1962. Darin zeigt die Wissenschaftlerin auf: Dort wo Pestizide eingesetzt worden sind, haben die Vögel aufgehört zu singen. Der gedankenlose massive Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln auf den Feldern - aber auch in Gärten und innerhalb der Häuser - ist keineswegs harmlos. Seit Jahren recherchiert die Biologin zu den Folgen des Einsatzes des Insektenvernichtungsmittels DDT auf Menschen und Umwelt.
US-Präsident John F. Kennedy liest das Buch und setzt eine wissenschaftliche Kommission ein, um die Vorwürfe zu untersuchen. Die Folge: In den USA wird DDT schließlich verboten.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • warum der Einstieg in das Buch "Der stumme Frühling" für manche Wissenschaftler ein Aufreger ist,
  • weshalb der unkontrollierte Einsatz von DDT so gefährlich ist,
  • über welche Themen Rachel Carson außerdem noch schreibt,
  • mit welchen gesundheitlichen Problemen die Biologin zu kämpfen hat,
  • wie aktuell ihre Einsichten auch heute noch sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Linda Lear (US-Wissenschaftshistorikerin, Biografin von Rachel Carson)
  • Christof Mauch (Direktor des Rachel Carson Instituts for Environment and Society an der Universität in München)
  • Rachel Carson, Rachel: Der stumme Frühling. München, 2005

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner

Anhörung von J. Robert Oppenheimer vor der US-Atomkommission

Anhörung von J. Robert Oppenheimer vor der US-Atomkommission WDR Zeitzeichen 13.04.2024 16:09 Min. Verfügbar bis 14.04.2099 WDR 5

Als der "Vater der Atombombe", J. Robert Oppenheimer, die Wasserstoffbombe ablehnt, muss er vor der US-Atomkommission erscheinen. Die Anhörung beginnt am 13.4.1954.

Während des Zweiten Weltkrieges übernimmt J. Robert Oppenheimer in den USA die wissenschaftliche Leitung des sogenannten Manhattan-Projekts zur Entwicklung der ersten Atombombe. Die Waffe kommt 1945 in Japan zum Einsatz und kostet mehr als 200.000 Menschen das Leben. Als Konsequenz daraus spricht sich Oppenheimer gegen den Bau der Wasserstoffbombe aus. Daraufhin wird im vorgeworfen, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. Ab dem 13. April 1954 muss er sich deshalb vor der US-Atomkommission verantworten. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Ray Monk: Robert Oppenheimer - A Life Inside the Center. New York, Toronto 2012; Abraham Pais: J. Robert Oppenheimer - A Life. Oxford University Press, 2006 *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Meyer, Redaktion: Gesa Rünker


Im Jahr 1942 starten die amerikanische Regierung und das Militär ein geheimes Atomforschungsprojekt. Sie übertragen J. Robert Oppenheimer die wissenschaftliche Leitung. Der Physiker wird zum "Vater der Atombombe". Seine Erfindung trägt wohl zum Ende des 2. Weltkriegs auch in Japan bei - und sie kostet 1945 mehr als 200.000 Menschen das Leben.
Oppenheimer begreift, dass er maßgeblich dazu beigetragen hat, die Welt grundlegend und für immer zu verändern. Er versucht daraufhin, die wissenschaftliche und politische Kettenreaktion zu stoppen und spricht sich deutlich gegen den Bau der Wasserstoffbombe aus - und damit gegen die Weiterentwicklung der tödlichen Technologie.
Diese Haltung bringt Oppenheimer Ärger ein. Am 13. April 1954 beginnt eine Anhörung vor der US-Atomkommission - dem Physiker wird unter anderem vorgeworfen, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. Nach vier Wochen zermürbender Verhöre wird er aus allen geheimen Regierungsprojekten ausgeschlossen.
Zwar wird diese Untersuchung Ende 2022 offiziell für fehlerhaft erklärt und aufgehoben, für Oppenheimer kommt das jedoch zu spät. Er stirbt bereits im Februar 1967.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • welche verheerenden Folgen die Atombomben-Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki haben,
  • warum die Anfänge von Oppenheimers Karriere nach Göttingen führen,
  • warum dem Physiker eine Affäre mit Jean Tatlock zum Verhängnis wird,
  • was es mit dem sogenannten "Manhattan-Project" auf sich hat,
  • vom oscarprämierten Film "Oppenheimer" und weiteren Werken, die sich mit dem Leben des Physikers beschäftigen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Ray Monk: Robert Oppenheimer - A Life Inside the Center. New York, Toronto 2012
  • Abraham Pais: J. Robert Oppenheimer - A Life. Oxford University Press, 2006
  • John Hunner: J. Robert Oppenheimer - The Cold War and the Atomic West, 2009
  • Heinar Kipphardt: In der Sache J. Robert Oppenheimer. Frankfurt am Main, 1964
  • Kai Bird und Martin J. Sherwin: American Prometheus, The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer, New York, 2005

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Gesa Rünker

Résistance in den Cevennen - der Held ist die Gemeinschaft

Résistance in den Cevennen - der Held ist die Gemeinschaft WDR Zeitzeichen 12.04.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 13.04.2099 WDR 5

Im Widerstand verbunden: am 12.4.1944 wehren sich in den Cevennen 120 Franzosen und Deutsche gemeinsam und erfolgreich gegen 2.000 SS-Männer und Vichy-Polizisten.

Das entlegene und nur schwer erreichbare Gebiet der Cevennen bietet seit jeher einen besonderen Rückzugsort für Verfolgte. Während des 2. Weltkriegs zieht sich die Résistance hierhin vor ihren Feinden zurück - der Widerstand gegen die politische Unterdrückung durch das Vichy-Regime und die Nationalsozialisten formiert sich. Wie erfolgreich dieser ist, zeigt der gescheiterte Großangriff der SS auf die Cevennen am 12. April 1944. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Annelie Buntenbach (Historikerin, früher DGB) ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Pfaff, Redaktion: Christoph Tiegel/David Rother


Die südfranzösischen Cevennen sind ein besonderer Ort des 2. Weltkriegs. Denn hier kämpfen Deutsche auf beiden Seiten: Als Besatzungstruppen und gegen die Besatzer.

Es ist der 12. April 1944, als rund 2.000 gut bewaffnete Männer von SS und Vichy-Polizei auf der Bergkette versuchen, die Résistance zu stellen. Ziel ist das Ausbildungslager "Picharlerie". In dem abgelegenen Gehöft haben sich 120 weit schlechter ausgestattete Maquisarden - wie sich die zivilen Widerstandskämpfer nennen - verschanzt.

Sie nutzen ihre Ortskenntnis, um die Besatzer und ihre französischen Hilfstruppen in eine Falle zu locken. Deren schweres Gerät ist im unwegsamen Gelände keine Hilfe; die Angreifer erleiden hohe Verluste. Fast alle Widerstandskämpfer können dagegen in der Nacht durch die feindlichen Reihen entkommen; sie haben nur drei Tote zu beklagen.

Sechs Wochen später sind die Nazi-Truppen bei der "Bandenbekämpfung" erfolgreicher: Es gelingt ihnen bei La Parade fast 70 Maquisarden einzukreisen - und später brutal zu ermorden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • Was die Cevennen so besonders macht,
  • wie die protestantischen Kirchengemeinden den Juden in den Cevennen zur Seite stehen,
  • was es mit dem Satz "Hier in den Cevennen gab es keine Helden - der Held war die Gemeinschaft" auf sich hat,
  • warum der zivile Rettungswiderstand nach dem Krieg schnell in Vergessenheit gerät.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Annelie Buntenbach (Historikerin, früher DGB)
  • Patrick Cabanel (Historiker; Experte Widerstand in den Cevennen)

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: Christoph Tiegel/David Rother

Auf Sanddünen erbaut: Die Gründung der Stadt Tel Aviv

Auf Sanddünen erbaut: Die Gründung der Stadt Tel Aviv WDR Zeitzeichen 11.04.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 12.04.2099 WDR 5

Am 11. April 1909 trafen sich rund 60 Familien auf den Sanddünen nördlich von Jaffa und gründeten Tel Aviv Heute gilt die Stadt als weltoffene Metropole.

Als Gegenmodell zum überfüllten und lauten Jaffa soll nördlich davon eine Gartenstadt gebaut werden, die aus Schindel gedeckten Häusern mit kleinen Gärten besteht. Am 11. April 1909 trifft sich mitten in den Dünen eine Gruppe von Jüdinnen und Juden, die unter sich das Gelände verlosen, das einem arabischen Scheich abgekauft wurde. Daraus entwickelt sich Tel Aviv. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Uriel Kashi (Historiker, Mitarbeiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa Heimbach, Redaktion: Matti Hesse


Eine alte Fotografie zeigt die Sanddünen nördlich von Jaffa: Mitten in den Dünen, dicht gedrängt, steht eine Gruppe von Menschen im Kreis. Die Frauen tragen schwarze Röcke, die Männer Anzug und Melonenhut, dazwischen Kinder. Es sollen der Legende nach genau 60 Familien sein, die sich am 11. April 1909 dort treffen.

Der Grund: Der zionistische Verein Achusat Bait - zu deutsch: Hausbaugesellschaft - hat rund neun Hektar Dünengelände von einem arabischen Scheich gekauft. Die Fotografie hält jenen Augenblick fest, als Akiva Arieh Weiss die Parzellen unter den Mitgliederfamilien der Achusat Bait verlost.

Das Ziel: Es soll eine Gartenstadt gebaut werden, die aus schindelgedeckten Häusern mit kleinen Gärten besteht - eine neue Stadt mit breiten, sauberen, ruhigen Straßen als Gegenmodell zur überfüllten und lauten Hafenstadt Jaffa.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • Womit die Verlosung der Parzellen durchgeführt wird,
  • wieso die Gründerjahre hart und dennoch für viele eine liebenswerte Erinnerung sind,
  • warum das Wohnhaus des ersten Bürgermeisters von Tel Aviv Geschichte schreibt,
  • wie die Stadt zur ihrem Namen kommt und was er bedeutet,
  • wie sich Tel Aviv nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 verändert hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Uriel Kashi (Historiker, Mitarbeiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem)
  • Joachim Schlör: Tel Aviv - Vom Traum zur Stadt, Gerlingen 1999
  • Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas, München 2002

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Ekel Alfred ist seine Erfindung: Der Fernsehautor Wolfgang Menge

Ekel Alfred ist seine Erfindung: Der Fernsehautor Wolfgang Menge WDR Zeitzeichen 10.04.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 11.04.2099 WDR 5

Seine Drehbücher haben Spannung, Humor - und Stoff für den kritischen Verstand: Wolfgang Menge kommt am 10.4.1924 zur Welt und liefert dem Fernsehen neue Ideen.

Die bitterböse TV-Familienserie "Ein Herz und eine Seele" ist die berühmteste Erfindung des Drehbuchautors Wolfgang Menge. Doch er kann nicht nur Sitcom. Er schreibt mit "Stahlnetz" die erste deutsche Krimi-Reihe, entwickelt die Talkshow und bringt semi-fiktionale Formate sowie stilprägende Fernsehspiele auf den Bildschirm. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Gundolf S. Freyermuth (Professor für Medienwissenschaften und Game Studies an der TH Köln); Gundolf S. Freyermuth: Wer war WM? Auf den Spuren eines Televisionärs: Wolfgang Menges Leben und Werk. Berlin 2024 *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane Kopka, Redaktion: Gesa Rünker


Alfred Tetzlaff, das Ekel vom Dienst: Mit dieser Figur erscheint in den 1970er-Jahren die Inkarnation des deutschen Spießers auf dem Bildschirm. Die bitterböse Familienserie "Ein Herz und eine Seele" ist die bekannteste Erfindung des Drehbuchautors Wolfgang Menge - und die erste Sitcom.
Doch der gelernte Journalist kann noch mehr: Er schreibt mit "Stahlnetz" die erste deutsche TV-Krimi-Reihe, entwickelt mit "3 nach 9" die erste Talk-Show - und begibt sich dafür selbst vor die Kamera. Er bringt semi-fiktionale Formate sowie stilprägende Fernsehspiele auf den Bildschirm.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • weshalb Wolfgang Menge im "Dritten Reich" diskriminiert wird,
  • was er nach dem Zweiten Weltkrieg in England macht,
  • was Wolfgang Menge in Sexshops und Polizeiarchiven sucht,
  • wie er bei Fernsehen und Film landet,
  • mit welchem Hobby Wolfgang Menge seine Freunde beglückt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gundolf S. Freyermuth (Professor für Medienwissenschaften und Game Studies an der TH Köln)
  • Gundolf S. Freyermuth, Lisa Gotto (Hg.): Der Televisionär – Wolfgang Menges transmediales Werk. Bielefeld 2016
  • Gundolf S. Freyermuth: Wer war WM? Auf den Spuren eines Televisionärs: Wolfgang Menges Leben und Werk. Berlin 2024

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Theo Kramer

Der Fall Gurlitt: Ein deutscher Kunst-Krimi

Der Fall Gurlitt: Ein deutscher Kunst-Krimi WDR Zeitzeichen 09.04.2024 13:39 Min. Verfügbar bis 10.04.2099 WDR 5

Ein Berg teurer Bilder in einer verwahrlosten Wohnung. Picassos zwischen schimmligen Konservendosen. Daneben: Nazi-Raubkunst? Die Behörden waren beim "Fall Gurlitt" überfordert. Am 9.4.2014 gab die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte Bilder zurück.

Fast eineinhalb Jahre hält die Staatsanwaltschaft den "Schwabinger Kunstfund" geheim. Öffentlich wird er nur durch einen Tipp an den "Fokus", der daraufhin mit der Schlagzeile titelt: "Hitlers Milliardenschatz gefunden." *** Das ist unser wichtigster Interviewparter: Stefan Koldehoff, Kulturredakteur ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: David Rother


Die Rückgabe der Gurlitt-Bilder 2014 war ein bedeutender Moment. Die Sammlung von rund 1300 Kunstwerken, größtenteils von den Nazis als "entartete Kunst" beschlagnahmt oder von jüdischen Familien verkauft, wurde 2012 in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt entdeckt. Darunter Werke von Picasso, Matisse, Renoir, Nolde, Kokoschka, Chagall und Liebermann - achtlos gestapelt in einer verwahrlosten Wohnung zwischen Konservendosen und schimmligen Lebensmitteln.

Nach langen Diskussionen einigen sich Gurlitt und die Regierung darauf, verdächtige Bilder zurückzugeben. Cornelius Gurlitt hatte die Bilder von seinem Vater Hildebrand übernommen, der Kunsthändler im Nazideutschland gewesen war.

Dier Erforschung der Herkunft der Bilder und die juristische Aufarbeitung sind kompliziert und lösen internationales Interesse aus. Einige Werke werden in Ausstellungen gezeigt, andere bleiben im Besitz der deutschen Regierung, manche werden jüdischen Familien zurückerstattet.

Als Cornelius Gurlitt wenige Wochen nach der Rückgabe der Bilder im Mai 2014 stirbt, vermacht er die restlichen Bestände seiner Sammlung einem Schweizer Museum. Der größte Kunstskandal der BRD findet damit ein Ende - dessen Aufarbeitung nicht.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • durch welchen Zufall die Staatsanwaltschaft Augsburg auf den Fall aufmerksam wird,
  • wieso der Fund zunächst geheim gehalten wird und dann doch an die Öffentlichkeit kommt,
  • was unter dem Begriff „entartete Kunst“ zu verstehen ist,
  • wie wichtig transparente Aufklärungsarbeit und Provenienzforschung ist,
  • und was wir für die Zukunft daraus lernen können.

Das sind unsere Interviewpartner:
  • Stefan Koldehoff, Kulturredakteur
  • Meike Hopp, Provenienzforscherin
  • Maike Hoffmann, Kunsthistorikerin
  • Andrea Barelsel-Brandt, Kunsthistorikerin
  • Marcel Brülhart, Gurlitt-Beauftragter des Kunstmuseums Bern
  • Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Martina Meißner
Redaktion: David Rother
Technik: Moritz Raestrup

Karlheinz Deschner: Die "Kriminalgeschichte des Christentums"

Karlheinz Deschner: Die "Kriminalgeschichte des Christentums" WDR Zeitzeichen 08.04.2024 14:25 Min. Verfügbar bis 09.04.2099 WDR 5

Die zehn Bände der "Kriminalgeschichte des Christentums" wurden zu Karlheinz Deschners (Todestag 08.04.2014) Lebenswerk: Jahrzehnte der Arbeit - fast 6000 Seiten.

Karlheinz Deschner ist nicht nur ein Schriftsteller, sondern auch ein Aktivist, der sich vehement für die Trennung von Kirche und Staat einsetzt und sich gegen religiöse Einflüsse auf die Politik ausspricht. ***Das ist unsere wichtigste Quelle: Hans Reinhard Seeliger (Hgb.), Kriminalisierung des Christentums? Karlheinz Deschners Kirchengeschichte auf dem Prüfstand. Freiburg 1994 ***Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Hans Conrad Zander, Redaktion: Matti Hesse


Der Ort Haßfurt beherbergt das bescheidene Haus von Karlheinz Deschner, einem unerschrockenen Kritiker der katholischen Kirche. Seine Holztreppe führt in die Dachkammer, wo er über 2000 Jahre kirchlicher Verbrechen recherchiert und schreibt. Von den Machtkämpfen der frühen Kirche bis zu Mussolini und Hitler deckt er alles auf. Seine Werke, beginnend mit "Abermals krähte der Hahn", offenbaren eine "Dokumentation aller Schandtaten des Christentums".

Trotz seiner umstrittenen Ansichten, der Exkommunikation und finanzieller Schwierigkeiten wird Deschner mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.

Deschners Schriften sind geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit Ethik und Moral. Zeitlebens setzt er sich für die Trennung von Kirche und Staat ein und kritisiert vehement den religiösen Einfluss auf politische Entscheidungen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:
  • wie der Schriftsteller zum Schrecken der katholischen Kirche wird,
  • wie viele Stunden Arbeit in seinen Schriften stecken,
  • warum er noch vor der Veröffentlichung seiner Schriften aus einem ganz anderen Grund exkommuniziert wird,
  • wer Fredy ist und welche tragende Rolle er in Deschners Leben spielen sollte,
  • und was Nietzsches Antichrist mit all dem zu tun hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Hans Conrad Zander
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Jens Buchheister

Zwei Männer fliehen aus Auschwitz und berichten vom Massenmord

Zwei Männer fliehen aus Auschwitz und berichten vom Massenmord WDR Zeitzeichen 07.04.2024 15:49 Min. Verfügbar bis 08.04.2099 WDR 5

Am 7.4.1944 gelingt Rudolf Vrba und Alfred Wetzler die Flucht aus dem KZ Auschwitz-Birkenau. Sie berichten von den Massenmorden und werden gehört. Das hat Wirkung.

Das von Vrba und Wetzler verfasste "Vrba-Wetzler-Protokoll" umfasst mehr als 30 Seiten und liefert detaillierte Informationen über die Gräueltaten in Auschwitz, einschließlich der Existenz von Gaskammern und Krematorien. Die Veröffentlichung des Protokolls trägt dazu bei, das Bewusstsein für den Holocaust zu schärfen und die Alliierten zu weiteren Maßnahmen zur Befreiung der Vernichtungslager zu bewegen. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Freedland, Jonathan, The Escape Artist. The man who broke out of Auschwitz to warn the world. London, 2022 *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck, Redaktion: Gesa Rünker


Am 7. April 1944 gelingt Rudolf Vrba und Alfred Wetzler die gefahrvolle Flucht aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die beiden slowakischen Juden hatten zuvor Monate im Lager verbracht und beschlossen, die Menschen über die Gräueltaten der Nationalsozialisten zu informieren. Ihre Flucht ist nicht nur ein Akt persönlicher Tapferkeit, sondern bis heute ein wichtiger Beitrag zur Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen.
Vrba und Wetzler planen ihre Flucht akribisch und sammeln Informationen. Nach ihrer Flucht verstecken sie sich in der Slowakei. Sie verfassen einen detaillierten Bericht über den Aufbau des Lagers, über die Tötungsmethoden und die Zahl der Opfer, den sie dem jüdischen Widerstand übergeben. Diese Informationen sollten die Öffentlichkeit über die Gräueltaten in Auschwitz aufklären und Interventionen ermöglichen.
Die Flucht und das "Vrba-Wetzler-Protokoll" markieren einen Wendepunkt in der Geschichte des Holocaust. Die Veröffentlichung zwingt die Kriegsgegner der Nationalsozialisten zum Handeln.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • von einer der wenigen geglückten Fluchtgeschichten zweier Männer,
  • wie wenig die Menschen anfangs über das Geschehen in den Konzentrationslagern wissen können oder glauben wollen,
  • was Rudolf Vrba meint, wenn er vom Unterschied zwischen Schweinen an der Schlachtbank und der Hirschjagd spricht
  • wie sich Rudolf Vrba mit Hilfe eines Kinderspiels alle relevanten Fakten einprägt,
  • und warum der Bericht erst in der Schublade liegen bleibt und schließlich doch veröffentlicht wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Vrba, Rudolf, “Die missachtete Warnung. Betrachtungen über den Auschwitz-Bericht von 1944“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 44.1. München, 1996
  • Zayas, Alfred de, Völkermord als Staatsgeheimnis. Vom Wissen über die „Endlösung der Judenfrage“ im Dritten Reich. München, 2007
  • Bauer, Yehuda, „Anmerkungen zum ‚Auschwitz-Bericht‘ von Rudolf Vrba“. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 45.2, S. 297-307. München, 1997
  • Bauer, Yehuda, „Rudolf Vrba und die Auschwitz-Protokolle. Eine Antwort auf John S. Conway“. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 54.4, S. 701-710. München, 2006
  • Bajohr, Frank und Dieter Pohl, Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten. München, 2006
  • Freedland, Jonathan, The Escape Artist. The man who broke out of Auschwitz to warn the world. London, 2022

Weiterführender Link:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Annette Skrzydlo