Das Siegel von Stephan Langtons, Erzbischof von Canterbury, Stephen Langton, auch Stephan Langton, ein englischer Theologe

9. Juli 1228 - Todestag des englischen Theologen Stephen Langton

Stephen Langton ist ein Theologe, der zum Politiker und zum Opponenten des Königs wird. Im England des 13. Jahrhunderts spielt der Erzbischof eine wichtige Rolle bei der Entstehung der "Magna Charta".

Das Geburtsjahr Stephen Langtons wird auf circa 1150 geschätzt. Er studiert Theologie an der Universität zu Paris, wo er gegen Ende des 12. Jahrhunderts auch selbst als Magister unterrichtet - und bei Zeitgenossen bleibenden Eindruck hinterlässt. In Paris nimmt er auch die Kapiteleinteilung für die Bibel vor - eine Struktur, die bis heute Gültigkeit hat.

Im Jahr 1205 findet sich Langton plötzlich in einem ganz irdischen Konflikt dreier Parteien wieder. Nach dem Tod des Erzbischofs von Canterbury entbrennt Streit über die Nachfolge auf dem wichtigsten Kirchensitz Englands. Von alters her eine Aufgabe der Mönche von Canterbury, doch König Johann hat eigene Pläne und auch der Papst schaltet sich ein. 

Steven Langton, Theologe und Befürworter der "Magna Charta"

WDR ZeitZeichen 09.07.2023 14:28 Min. Verfügbar bis 09.07.2099 WDR 5


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Machtkonflikt um Bischofsposten

Die Prozedur der Neubesetzung verläuft chaotisch. Die Mönche küren heimlich einen eigenen Kandidaten. König Johann ist außer sich und bringt seinen Favoriten ins Spiel. Doch Papst Innozenz III. schmettert alle Kandidaten ab und empfiehlt den Mann seiner Wahl: Stephen Langton. Die Mönche akzeptieren schließlich die päpstliche Weisung – doch Johann gibt nicht klein bei und legt einen Schwur ab: Langton, der damals in Frankreich weilt, dürfe niemals mehr sein Königreich betreten.

Acht Jahre beharrt der König auf den Bann Langtons, der in Frankreich im Exil lebt. Daraufhin exkommuniziert der Papst König Johann. Der wiederum lässt sich auf einen jahrelangen Machtkampf mit dem Kirchenoberhaupt und Langton ein. Erst 1213 löst sich der Knoten, Johann bestätigt England als päpstliches Lehen, der Papst annulliert die Exkommunikation und Langton reist nach England. Doch der König steht 2015 in einem weiteren Konflikt.

Ein Bürgerkrieg droht

Englands mächtige Barone stellen sich nun gegen den König. Johann "ohne Land" wird er genannt, ein Herrscher ohne Fortüne und eigenes Lehen. Im Krieg gegen den französischen König ein Jahr zuvor verliert er weite Teile des englischen Landbesitzes auf dem Festland. Ein Bürgerkrieg droht.

Johann soll nach dem Willen der Barone die Magna Carta unterschreiben. Das Dokument Magna Carta Libertatum soll für bestimmte Personengruppen verbriefte Privilegien festlegen. Und zwar maßgeblich für die unter Johanns Politik leidenden Barone, sagt der Göttinger Mittelalterhistoriker Frank Rexroth über den Vertrag.

Auf dem Weg zu einem Menschen- und Völkerrecht

Mitinitiator und Architekt des berühmten Vertrags von 1215 ist Stephen Langton. Seine Gedanken über die Beschränkung von Herrschaft durch das Recht bilden das Fundament der legendären Urkunde. Und der unter Druck stehende König unterschreibt und besiegelt die Magna Carta.

Auch wenn die 61 Artikel der Magna Carta zunächst nur für die Barone und Mächtigen Englands verpflichten, gelten sie doch als Vorläufer des universellen Menschen- und Völkerrechts. Ein Bürgerkrieg verhindert das Dokument nicht. Erst nach dem Tod von König Johann beruhigt sich die Lage. Stephen Langton steht in den folgenden Jahren dem neuen König als Berater zur Seite. 1228 stirbt der betagte Erzbischof und findet in der Kathedrale von Canterbury seine letzte Ruhestätte.

Autor des Hörfunkbeitrags: Herwig Katzer
Redaktion: Gesa Rünker​

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