September 1949, deutsche Meisterschaft im Schwergewicht. In Düsseldorf steht der elegante "Ästhet des Rings" Hein ten Hoff dem "blonden Tiger" Walter Neusel aus Bochum gegenüber. Vor den Radiogeräten zittern die Hörer mit, als Kurt Brumme in einer seiner ersten Box-Reportagen für den Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) den Kampf der Fäuste im Äther lebendig werden lässt.
"Mit frischem Tempo geht Hein ten Hoff sofort wieder an den Gegner heran", heißt es etwa zu Beginn der zweiten Runde. "Walter Neusel versucht, auf die Leber durchzukommen, stolpert aber dabei, kann den Schlag nicht genau platzieren, geht vorbei." Wegen derart leidenschaftlicher Schilderungen wird Boxerlegende Muhammed Ali den Sportreporter später "The Voice of Germany" nennen – und ihm seine Boxhandschuhe schenken.
"Eine dolle Kiste"
Geboren wird Brumme 1923 in Köln. In seiner Jugend ist er ein guter Leichtathlet, der sich Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 1944 macht. Als diese wegen des Zweiten Weltkriegs ausfallen, platzt der Traum auf eine Sportkarriere. Stattdessen besucht Brumme nach Kriegsende in Aachen eine Journalistenschule und versucht parallel hierzu, den Sportteil der "Aachener Nachrichten" aufzubauen. 1947 wechselt er zum NWDR und bleibt nach dessen Spaltung 1956 beim Westdeutschen Rundfunk (WDR).
Als Rundfunkreporter ist Brumme vor allem für den Fußball verantwortlich, aber auch für Boxübertragungen. Hier kann er mit seiner tiefen Stimme seinen oft humorvollen, immer aber äußerst emotionalen Stil entwickeln. "Boxen war schon eine dolle Kiste, das wühlt einen innerlich auf als Reporter“, wird er sich später erinnern. "Man merkt, wie die Dinger ankommen, die spürt man manchmal mit, sagt: 'Donnerwetter, hat das wieder wehgetan'. Und entsprechend kann man auch eine sehr gute plastische Schilderung geben."
Über 6.000 Reportagen
Zwischen 1952 und 1974 berichtet Brumme von sechs Fußball-Weltmeisterschaften und sechs Olympischen Spielen. Unvergessen ist seine dramatische Schilderung des "Jahrhundertspiels" der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien im Halbfinale der WM 1970 in Mexiko, bei dem er die Theatralik der Italiener bei vermeintlichen Fouls der Deutschen auf die Schippe nimmt ("Mein Gott, das ist ja entsetzlich, das ist ja widerlich. Burgnich ist soeben verstorben, sehe ich. Nein, da kommt er wieder").
1958 erhält Brumme den Deutschen Fernsehpreis, fünf Jahre später wird er Abteilungsleiter Sport im WDR-Hörfunk. Danach moderiert er ein Vierteljahrhundert lang die von ihm entwickelte Sendung "Sport und Musik". Zu ihren Höhepunkten gehört die bis heute beliebte Bundesliga-Schlusskonferenz, bei der Reporter in ständigem Wechsel vom Ende der verschiedenen Spiele berichten. 1988 geht Brumme nach 41 Dienstjahren und über 6.000 Sportübertragungen in den Ruhestand, um sich der Förderung des sportlichen Nachwuchses zu widmen. Er stirbt am 9. Mai 2005 an einem Herzinfarkt.
Stand: 09.05.2015
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