Verleger Franz Burda

1. April 1948 - Franz Burda startet Vorläufer der Illustrierten "Bunte"

Stand: 01.04.2018, 00:00 Uhr

Der Zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende, da ist Franz Burda schon wieder groß im Geschäft. Die Auftragsbücher des Offenburger Verlegers und Druckereibesitzers sind durch Bestellungen der französischen Besatzungsbehörden prall gefüllt. Und das, obwohl Burda NSDAP-Mitglied war und durch Kollaboration mit dem Nazi-Regime enorm profitiert hat.

Als Lizenznehmer für eine neue Zeitschrift aber muss Burda zunächst eine "Strohfrau" mit unbelasteter Vergangenheit akzeptieren. So fungiert eine alte Freundin des verantwortlichen französischen Presseoffiziers als Herausgeberin, als Burda am 1. April 1948 – noch unter anderem Titel - die erste Ausgabe der Illustrierten "Bunte" auf den Markt bringt.

Erste Ausgabe der "Bunten" (am 01.04.1948)

WDR 2 Stichtag 01.04.2018 04:15 Min. Verfügbar bis 29.03.2028 WDR 2


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Familienkompatibler Klatsch

Die Franzosen hätten vor allem der deutschen Jugend eine Brücke bauen wollen, sagt Burda: "Von diesem Gedanken stammt der Titel 'Das Ufer' - das rettende Ufer für ehemalige junge Nazis." Ein Jahr nach dem Start darf er dann selbst als Herausgeber firmieren. 1954 tauft Burda sein neues Verlagsflaggschiff auf den zugkräftigeren Namen "Bunte Illustrierte" um.

Mit vielen bunten Bildern von Stars und Sternchen bringt das Blatt Farbe ins triste Nachkriegsdeutschland. Burdas Vorgabe an die Redaktion: keine Wirtschaft, keine Politik, kein Sex: "Ich wünsche, dass meine Illustrierte auf jedem Familientisch Platz finden kann und nicht vor den Kindern versteckt werden muss."

Das Konzept des Verlegers mit der untrüglichen Nase für den Massengeschmack geht auf. Klatsch, Tratsch und Skandale aus der Welt der Reichen und Schönen, garniert mit großformatigen Fotos, lassen die Auflage der "Bunten" schon Ende der 50er-Jahre über die Millionen-Grenze schnellen.

Promis schlagen zurück

1976 übergibt Franz Burda, von seinen Mitarbeitern als "lebender Herrgott" geachtet wie gefürchtet, die "Bunte", wie die Zeitschrift inzwischen heißt, an seinen Sohn Hubert. Der macht daraus eine aggressive Illustrierte für Society-Voyeure, voll mit möglichst pikanten Details aus dem Privatleben von Promis. Die Wahrheit bleibt dabei nicht selten auf der Strecke. Prinzessin Caroline von Monaco gehört zu den ersten "Bunte"-Opfern, die sich medienwirksam vor Gericht gegen Paparazzi-Fotos und frei erfundene Interviews wehren.

Seither ist man etwas vorsichtiger geworden bei "Deutschlands größtem People-Magazin" (Burda-Eigenwerbung) - zu Lasten der Auflage, die inzwischen nur noch bei knapp 470.000 Exemplaren liegt.

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