WDR Zeitzeichen

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Sie porträtiert kluge Köpfe: Die Fotografin Gisèle Freund

Sie porträtiert kluge Köpfe: Die Fotografin Gisèle Freund WDR Zeitzeichen 19.12.2023 14:26 Min. Verfügbar bis 19.12.2099 WDR 5

Virginia Wolf, James Joyce, Simone de Beauvoir: Berühmte Porträts dieser Persönlichkeiten stammen von Gisèle Freund, geboren am 19.12.1908. Ihre Kunst: Sie fängt mit der Kamera die Essenz der Menschen ein.

Die Fotografin Gisèle Freund ist weniger bekannt als ihre Bilder: Ihre Porträts von Berühmtheiten wie Frida Kahlo und James Joyce haben unser Bild des 20. Jahrhunderts geprägt. Doch auch das Leben der Gisèle Freund, geboren als Gisela, ist nicht weniger beeindruckend: Sie bringt sich selbst das Fotografieren bei und erkundet mutig und neugierig die Welt. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Jessica Backhaus, Fotografin und Freundin von Gisèle Freund ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Anke Rebbert; Redaktion: Gesa Rünker.


Gisèle Freund wächst wohlbehütet und großbürgerlich in Berlin auf. Der Physiker Albert Einstein wohnt gegenüber. Der Maler Max Liebermann ist ein Freund der Familie. Ihr Vater ist ein jüdischer Textilfabrikant und schenkt ihr früh eine Kamera – damit sie sich "ausdrücken" kann.
Entgegen gesellschaftlicher Normen bestimmt Gisèle Freund ihren eigenen Lebensweg. Statt auf die Hauswirtschaftsschule zu gehen, setzt sie ein Soziologie-Studium bei den Eltern durch und flüchtet nach Paris, als Hitler die Macht übernimmt.
In Paris findet sie dank ihrer guten Bildung schnell Zugang zu Künstlern und Schriftstellern, die sie auch fotografiert. Ihr Geheimnis: "Im Laufe der Unterhaltung vergisst der Mensch den Apparat. Und dann kommt der Moment, den ich abpassen muss, um ihn dann zu fotografieren, dann erscheint er mir das, was er ist." So prägt Gisèle Freund die Kunst der Porträtfotografie entscheidend.
"Gisèle Freund war umwerfend. Von einer Lebendigkeit, die uns Jüngere fast überrollt hat", sagt Klaus Honnef, der Freunds Bilder als erster in Deutschland ausgestellt hat. Gisèle Freund hat immer betont, dass das Glücklichsein und das Glücklichmachen von Menschen das Wesentliche im Leben sind. Eine Lebenseinstellung, die man ihren Bildern ansieht.

In diesem Zeitzeichen erzählt Anke Rebbert:
  • Über Gisèle Freunds Kindheit in Berlin.
  • Wie die Fotografin ins Pariser Künsterleben eintaucht.
  • Warum Gisèle Freund und Frida Kahlo sich anfreunden.
  • Wie sie es schafft, die Schuhe und den Diamant-Schmuck von Evita Peron zu fotografieren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jessica Backhaus, Fotografin und Freundin von Gisèle Freund
  • Klaus Honnef, ehemaliger Direktor des Rheinischen Landesmuseum in Bonn

Weiterführende Links:

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Autorin: Anke Rebbert
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nico Söllner

Die Eiszeitkünstler: Als der Homo Sapiens kreativ wurde

Die Eiszeitkünstler: Als der Homo Sapiens kreativ wurde WDR Zeitzeichen 18.12.2023 14:43 Min. Verfügbar bis 18.12.2099 WDR 5

Die ältesten Kunstwerke der Menschheit liegen in einer schwäbischen Höhle - das berichtet "Nature" am 18.12.2003. Ein neuer Blick auf die frühe Menschheitsgeschichte...

Wissenschaftler finden bei Ausgrabungen auf der Schwäbischen Alb drei kleine Skulpturen aus Mammutelfenbein. Sie sind ein neuer Beleg dafür, dass das Gebiet an der oberen Donau ein wichtiges Zentrum der kulturellen Entwicklung des anatomisch modernen Menschen ist. *** Das ist unser wichtister Interviewpartner: Nicholas John Conard (Archäologe) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko Rösseler, Redaktion: David Rother


Die Zeitung "Nature" berichtet am 18. Dezember 2003 zuerst über den spektakulären Fund: ein Wasservogel, ein Löwenmensch und ein Pferdekopf. Letzterer wird sich Jahre später als Bär herausstellen. Alle Figuren sind nur wenige Zentimeter groß, aber belegen die künstlerischen Begabungen der Steinzeitmenschen in der Schwäbischen Alb.

Bis dahin haben Wissenschaftler Steinzeitkunst vor allem in Frankreich vermutet, etwa in den aufwändig ausgemalten Höhlen von Lascaux, während in Deutschland die eher grobschlächtigen Neandertaler verortet sind. Nun zeigt sich: Der moderne Homo Sapiens ist auch diesseits der Alpen den schönen Dingen zugeneigt: Er schnitzt nicht nur, sondern er musiziert auch. Das beweisen die ebenfalls in Höhlen der Schwäbischen Alb gefundenen Knochenflöten. Und wo musiziert wird, da wird wohl auch gesungen und getanzt.

Bei folgenden Ausgrabungen kommen weitere Schnitzereien und Flöten zutage. 2017 werden die sechs Höhlen auf der Schwäbischen Alb "als einzigartiges Zeugnis menschlichen Kunst- und Kulturschaffens" in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • Dass die Höhlen keine Dauerwohnungen sind.
  • Von den jahrelangen Ausgrabungen auf der Schwäbischen Alb.
  • Wie aus einem Pferd ein Bär wurde.
  • Warum dicke Frauen zu den beliebtesten Motiven der Steinzeit gehören.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Nicholas John Conard, Archäologe
  • Conard, J. Nicholas: Palaeolithic ivory sculptures from southwestern Germany and the origins of figurative art. In: Nature. 18. Dez. 2003

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Autor: Marko Rösseler
Redaktion: David Rother

Verschwörungstheorie mit Nachwirkung: Die Dolchstoßlegende

Verschwörungstheorie mit Nachwirkung: Die Dolchstoßlegende WDR Zeitzeichen 17.12.2023 15:05 Min. Verfügbar bis 17.12.2099 WDR 5

Die deutsche Kriegsniederlage als Werk der Gegner im eigenen Land: Die Dolchstoßlegende ist am 17.12.1918 in der Neuen Zürcher Zeitung zu lesen. Sie verbreitet sich.

Die Neue Zürcher Zeitung zitiert den britischen General Sir Frederick Maurice mit den Worten: „Was die deutsche Armee betrifft, so kann die allgemeine Ansicht in das Wort zusammengefasst werden: Sie wurde von der Zivilbevölkerung von hinten erdolcht.“ Zwar hat Maurice stets abgeschritten, das jemals gesagt zu haben. Aber die Dolchstoßlegende ist geboren – und wird bis heute von Machthabern wie Putin und Trump für die Entschuldigung eigener Niederlagen herangezogen. ***Autorin: Almut Finck; Redaktion: Gesa Rünker


Die Mär von der im Feld siegreichen Armee, deren Erfolge auf dem Schlachtfeld in der Heimat untergraben werden, kommt vielen gelegen. Die hohen Militärs nutzen die Dolchstoßlegende, um jegliche Verantwortung an der Niederlage des Ersten Weltkriegs von sich zu weisen.

Rechtskonservative, Deutschnationale und schließlich die Nationalsozialisten halten den Mythos aufrecht, um die verhasste Weimarer Republik zu diskreditieren. Schließlich sitzen dort jene Politiker an der Macht, die den Soldaten den Todesstoß durch ihre Friedensinitiativen und der Unterzeichnung des Friedensvertrages versetzt haben.

Die Strategie geht auf: Adolf Hitler kommt 1933 auch wegen seiner Hetze gegen den Versailler Vertrag an die Macht und führt Deutschland erneut in den Krieg. Der endet mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen. Auch, weil die Alliierten diesmal eine Verraterzählung, die durch einen Friedensvertrag genährt werden könnte, verhindern wollen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • Was die Nibelungentreue mit der Dolchstoßlegende zu tun hat.
  • Wie viel Antisemitismus in der Dolchstoßlegende steckt.
  • Warum das Narrativ vom "Verrat im eigenen Land" vielen Deutschen gefällt.
  • Wie Wladimir Putin ein Jahrhundert später wieder die Dolchstoßlegende aufgreift.

Das ist unser Interviewpartner:
  • Jörn Leonhard, Historiker an der Universität Freiburg

Weiterführende Links:
  • 29. März 1909: Bühlow prägt den Begriff der Nibelungentreue
  • 8. November 1918: Ende des Ersten Weltkriegs
  • Von der Falschmeldung zur Dolchstoßlüge

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Antonia Herzog

Oliver Cromwell wird Lordprotektor des britischen Commonwealth

Oliver Cromwell wird Lordprotektor des britischen Commonwealth WDR Zeitzeichen 16.12.2023 14:58 Min. Verfügbar bis 16.12.2099 WDR 5

Am 16. 12.1653 wird Oliver Cromwell als Lordprotektor vereidigt. Wie wurde aus dem engagierten Parlamentarier ein de facto diktatorischer Alleinherrscher?

Zunächst ist er ein leidenschaftlicher Parlamentarier und erarbeitet eine Verfassung mit einem bis heute geltenden Prinzip: der Gewaltenteilung. Dann entwickelt sich Oliver Cromwell zum butalen Alleinherrscher - ähnlich dem König, den er vorher bekämpft hat. Doch seine Regierungszeit währt nur kurz. *** Das ist unser wichtister Interviewpartner: Stuart Orme (Leiter des Cromwell Museums in Huntington) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Dänzer-Vanotti, Redaktion: Matti Hesse


Oliver Cromwell ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten der britischen Geschichte. Einerseits stärkt er das Parlament, erarbeitet eine Verfassung mit einem bis heute geltenden Prinzip: der Gewaltenteilung. Andererseits aber ist er ein brutaler Kriegsherr, dem nicht nur gegnerische Soldaten, sondern auch zahlreiche Zivilisten zum Opfer fallen.
Auf Cromwells Veranlassung enthaupten die Engländer 1649 ihren König Charles I. Mit dem Land verändert sich in der Folge auch Oliver Cromwell. Nachdem er am 16. Dezember 1653 als Lordprotektor vereidigt wird, entwickelt sich der leidenschaftliche Parlamentarier zum Alleinherrscher, ähnlich dem König, den er vorher bekämpft hat. Der Lordprotektor hat eine Rolle, die irgendwo zwischen der eines Königs und eines Präsidenten liegt.
Cromwells Regierungszeit währt nur kurz: Nach fünf Jahren stirbt er am 3. September 1658 mit 59 Jahren an Malaria, mit der er sich in Irland infiziert. Zu seinem Nachfolger bestimmt er seinen Sohn Richard. Der erweist sich aber für Regierungsgeschäfte ungeeignet, frönt stattdessen dem schönen Leben, ist verschuldet und setzt sich nach Frankreich ab. Das ist das Ende bürgerlicher Staatsoberhäupter in Großbritannien.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
  • Wie selbst ein enthaupteter König vor groben Scherzen der britischen Komiker-Gruppe Monty Python nicht sicher ist.
  • Auf welches Alleinstellungsmerkmal in der britischen Geschichte König Charles I. lieber verzichtet hätte.
  • Wie der Commonwealth seinen Ursprung in einem blutigen Bürgerkrieg findet.
  • Warum die Weisheit "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" sich schon 1653 als zutreffend herausstellt.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Stuart Orme (Leiter des Cromwell Museums in Huntington)

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Unser Hörtipp: WDR 5 "Das Philosophische Radio" mit Jürgen Wiebicke

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Autorin: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Gabriel

Die Schlacht von Tricamarum: Ende des Vandalenreichs

Die Schlacht von Tricamarum: Ende des Vandalenreichs WDR Zeitzeichen 15.12.2023 14:41 Min. Verfügbar bis 15.12.2099 WDR 5

533 verschwanden die Vandalen aus der Weltgeschichte. Würden sich die Vandalen im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten, was wir mit ihnen verbinden? Wäre das Vandalismus?,

Am 15. Dezember 533 unterliegt Vandalen-König Gelimer mit seinen Truppen in der Schlacht von Tricamarum den Soldaten Ostroms. Damit verschwinden die Vandalen aus der Weltgeschichte, in der sie 130 Jahre lang eine wichtige Rolle spielen. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Konrad Vössing, Professor für Alte Geschichte an der Universität Bonn; Professor Roland Steinacher, Professor für Alte Geschichte an der Universität Innsbruck; Konrad Vössing: Die Vandalen, 2018; Roland Steinacher: Die Vandalen: Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs, 2016. *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Heiner Wember; Redaktion: Matti Hesse


Am 15. Dezember 533 unterliegt Vandalen-König Gelimer mit seinen Truppen in der Schlacht von Tricamarum den Soldaten Ostroms. Damit verschwinden die Vandalen aus der Weltgeschichte, in der sie 130 Jahre lang eine wichtige Rolle gespielt haben. Schriftliches bleibt nicht von ihnen. Aber bis heute wird blindwütige Zerstörung als "Vandalismus" bezeichnet. Der Begriff ist aber wohl erst Jahrhunderte später während der französischen Revolution entstanden.

Als der Mob in Paris wütet, Kirchen zerstört und Heiligengräber schändet, sucht ein Pfarrer nach einem Bild für die Verwüstungen. Schließlich redet er im Konvent "Über den Vandalismus und die Möglichkeiten seiner Unterdrückung".

Bei den Original-Vandalen handelt es sich um einen eher kleinen Stammesverband, der jahrhundertelang zunächst in der Gegend des heutigen Schlesien lebt. Um das Jahr 400 ziehen die meisten Vandalen zusammen mit den verbündeten Alanen Richtung Westen.

Am Rhein ist wegen der dort stationierten Hilfstruppen der Römer fast Endstation. Die Franken werden dafür bezahlt, die Ostgrenze des Römischen Reiches zu verteidigen. Bei der Schlacht im Dezember 406 sollen bis zu 20.000 Vandalen gefallen sein. Der Rest schafft es über den Rhein und macht sich auf den Weg nach Gallien. Jahrelang ziehen die Vandalen mordend und beutesüchtig durch das reiche Gallien und über Spanien bis nach Nordafrika.

Erst mit der Niederlage in der Schlacht von Tricamarum findet ihr Weg der Zerstörung sein Ende.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • Welch perfiden Pläne die Römer mit den germanischen Stämmen haben.
  • Wie die Vandalen in Cartagena unverhofft in Besitz einer eigenen Marine gelangen.
  • Welcher römisch-katholische Kirchenvater die Propaganda- Schlachten gegen die Vandalen anführt.
  • Dass Vandalen schon lange vor Eröffnung des Ballermanns auf Mallorca hausen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Konrad Vössing, Professor für Alte Geschichte an der Universität Bonn
  • Professor Roland Steinacher, Professor für Alte Geschichte an der Universität Innsbruck
  • Konrad Vössing: Die Vandalen, 2018
  • Roland Steinacher: Die Vandalen: Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs, 2016

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Onineproducerin: Vera Kettenbach

Kirche für Gerechtigkeit: Der Theologe Leonardo Boff

Kirche für Gerechtigkeit: Der Theologe Leonardo Boff WDR Zeitzeichen 14.12.2023 15:38 Min. Verfügbar bis 14.12.2099 WDR 5

Der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff, geboren am 14.12.1938, setzt sich für Menschenrechte ein und geht in den Konflikt mit der katholischen Amtskirche.

Leonardo Boff - katholischer Theologe, Autor von mehr als 60 Büchern, engagierter Naturschützer und Philosoph - hat viele Facetten. Als geistlicher Hirte will er den Menschen Gutes bescheren, vor allem den Armen und Unterdrückten. Als gesellschaftspolitischer Revolutionär ist er bereit, dafür bedingungslos zu kämpfen. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Professor Gerhard Kruip, Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Susanne Rabsahl, Redaktion: Gesa Rünker


Für den brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff muss die Kirche eine Kirche der Armen sein. Er kritisiert die Kirche dafür, dass sie nach seinem Empfinden ihre Dogmen über die Menschen stellt. Damit rüttelt Boff in den 1970er- und 80er-Jahren schwer an den Grundfesten der katholischen Kirche und landet schließlich auf der Anklagebank des Vatikan. Sein Gegenspieler - ein einstiger Unterstützer: Joseph Kardinal Ratzinger, oberster Glaubenshüter, der spätere Papst Benedikt XVI.

Während seiner religiösen Ausbildung verehrt Boff den brillanten Denker Joseph Ratzinger. Der wird Zweitgutachter seiner Dissertation. Und ein Förderer. Mit einer erheblichen finanziellen Unterstützung ermöglicht er die Veröffentlichung der Doktorarbeit von Leonardo Boff. Eine Freundschaft entsteht, die mit Ratzingers Aufstieg im Vatikan auf eine harte Probe gestellt wird.

In diesem Zeitzeichen erzählt Susanne Rabsahl:
  • Dass der Befreiungstheologe Leonardo Boff auch schon mal mit dem Weihnachtsmann oder Karl Marx verglichen wird.
  • Wie der intellektuelle Vater und die im Glauben unerschütterliche Mutter ihrem Leonardo und dessen zehn Geschwistern Gerechtigkeit, Gemeinschaftlichkeit aber auch ein Freiheitsstreben gewissermaßen in die Wiege legen.
  • Wie Joseph Ratzinger immer weniger Verständnis für eine progressive Erneuerung der katholischen Kirche zeigt.
  • Warum sich Leonardo Boff vor vor der Glaubenskongregation des Vatikan ins Mittelalter zurückversetzt fühlt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Gerhard Kruip, Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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Unser Hörtipp: WDR 5 "Das Philosophische Radio" mit Jürgen Wiebicke

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Susanne Rabsahl
Redaktion: Gesa Rünker
Technikerin: Annette Skrzydlo
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Holocaust-Überlebender und Computer-Revolutionär: Jack Tramiel

Holocaust-Überlebender und Computer-Revolutionär: Jack Tramiel WDR Zeitzeichen 13.12.2023 15:01 Min. Verfügbar bis 13.12.2099 WDR 5

Der Mann, der den legendären "Commodore 64" auf den Markt brachte, ist nur vier Jahre zur Schule gegangen. Dies ist die beeindruckende Lebensgeschichte von Jack Tramiel, offiziell geboren am 13.12.1928...

Im Jahr 1989 präsentiert Jack Tramiel auf der Consumer Electronics Show seinen Homecomputer "Commodore 64" vor. Der Commodore-Rechner lässt sich später über 30 Millionen Mal verkaufen und gehört bis heute zu den beliebtesten PCs aller Zeiten. *** Unser Interviewpartner: Jochen Viehoff (Geschäftsführer Nixdorf-Computermuseum) *** Autorin: Jana Magdanz, Redaktion: David Rother


Der "Commodore 64" steht als erster Computer in den Regalen der Kaufhäuser, nicht mehr im Fachhandel. Ein Jahr nach der Markteinführung im August 1982 kostet er nur noch 300 Dollar.

Die Commodore -Werbung stichelt gegen die damaligen Konkurrenten IBM, Apple und Atari, sie müssten sich warm anziehen. Die Revolution der Computerindustrie beginnt. Und hinter ihr steckt Jack Tramiel.

Jack Tramiel kommt als Idek Trzmiel im polnischen Lodz als Kind jüdischer Eltern zur Welt. Die Nazis deportieren die Familie 1944 aus dem jüdischen Ghetto nach Auschwitz-Birkenau. Idek überlebt den Holocaust - seine gesamte Verwandtschaft kommt darin ums Leben..

Idek Trzmiel gelangt nach dem Krieg in die USA. Dort macht er unter seinem neuen Namen Jack Tramiel Karriere mit dem Handel und der Reparatur von Büromaschinen. Als Ziehvater des "Commodore 64" und später bei Atari revolutioniert Tramiel den Computermarkt. "Homecomputer" werden für die Verbraucher erschwinglich und halten Einzug in die private Nutzung.

Bevor Jack Tramiel 2012 stirbt, hält er dankbar Rückschau auf sein wechselvolles Leben: "Ich bin ein sehr glücklicher Mensch. 1945 wurde ich wiedergeboren. Aber ich schaue nicht zurück. Und ich habe keinerlei Hass in mir. Ich habe ein Unternehmen aufgebaut, ich habe eine Familie gegründet [...] und wir sind alle sehr froh darüber, was wir erreicht haben."

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
  • Wie Idek Trzmiel durch Fässer mit eingelegten Gurken lernt, erfolgreicher Unternehmer zu werden.
  • Warum Idek bei seiner Einreise in die USA mit seinem Geburtsdatum schwindelt.
  • Auf welcher goldenen Regel sein beispielloser Erfolg fußt.
  • Wie der "Commodore 64" zu seinem militärischen Namen kommt.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Jochen Viehoff (Geschäftsführer Nixdorf-Computermuseum)

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Redaktion: David Rother
Technik: Sascha Schiemann

Kunstraub: Die gestohlene Mona Lisa wird sichergestellt

Kunstraub: Die gestohlene Mona Lisa wird sichergestellt WDR Zeitzeichen 12.12.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 12.12.2099 WDR 5

An vier Haken hängt vor über 100 Jahren da Vincis Mona Lisa im Louvre, und es ist ganz leicht, sie zu stehlen. Am 12.12.1913 wird sie in Florenz sichergestellt.

Darüber, wer hinter dem Diebstahl der "Mona Lisa" steckt, gibt es verschiedene Theorien. Sicher ist: Zwei Jahre nach der Tat meldet sich ein ehemaliger Louvre-Mitarbeiter bei einem Kunsthändler in Florenz. Er habe das Gemälde aus patriotischen Gründen gestohlen. Daraufhin wird er festgenommen und das Kunstwerk sichergestellt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Michael Koldehoff (Journalist, Buchautor), Arthur Brand (Kunstberater, Detektiv) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Irene Geuer, Redaktion: Gesa Rünker


Zwei Jahre nach dem Diebstahl der Mona Lisa nimmt ein ehemaliger Mitarbeiter des Louvre Kontakt mit einem Kunsthändler in Florenz auf. Der Handwerker Vincenzo Perugia erklärt, er habe das Bild aus patriotischen Gründen gestohlen. Es solle in seine italienische Heimat zurückkehren. Am 12. Dezember 1913 wird er festgenommen und das Kunstwerk sichergestellt.
Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende: Hinter alldem soll jemand mit einem größeren Plan gesteckt haben. Eduardo de Valfierno, gebürtiger Argentinier, Kunstsammler und kriminell. Er soll der Auftraggeber gewesen sein, mit einer sehr listigen Strategie.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • Welche Sicherheitsmaßnahmen es damals im Louvre gibt.
  • Wie der Diebstahl vermutlich abläuft.
  • Mit welchem Trick de Valfierno nach dem Diebstahl Geld gemacht haben soll.
  • Welche anderen Diebstahl-Theorien ebenfalls kursieren.
  • Wie das Gemälde heute geschützt wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michael Koldehoff (Journalist, Buchautor)
  • Arthur Brand (Kunstberater, Detektiv)
  • Reitz, Manfred: Die geraubte Mona Lisa, Insel Verlag
  • Koldehoff, Stefan; Timm, Tobias: Kunst und Verbrechen, Galiani Berlin
  • Scotti, Rita: Der Raub der Mona Lisa, Fackelträger Verlag

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Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Gesa Rünker

Beim Vesuv-Ausbruch verschüttet: Das antike Herculaneum

Beim Vesuv-Ausbruch verschüttet: Das antike Herculaneum WDR Zeitzeichen 11.12.2023 14:09 Min. Verfügbar bis 11.12.2099 WDR 5

Nicht so bekannt wie Pompeji: Auch das benachbarte Herculaneum wird vom Vesuv verschüttet. Am 11.12.1738 wird die Stadt entdeckt - der Beginn der modernen Archäologie.

Die römische Stadt Herculaneum wird im Jahr 79 nach Christus beim Ausbruch des Vulkans Vesuv unter der Lava begraben - und erst Jahrhunderte später wiederentdeckt, noch vor Pompeji. Am 11. Dezember 1738 werden Steine des Theaters von Herculaneum gefunden. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Dr. Rüdiger Splitter (Kunsthistoriker, Archäologe, Leiter Antikensammlung Kassel) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Edda Dammmüller, Redaktion: Matti Hesse


Zwei Schwestern am Golf von Neapel: Die römischen Städte Pompeji und Herculaneum werden im Jahr 79 nach Christus beim Ausbruch des Vulkans Vesuv unter Asche, Schlamm und Lava begraben. Erst Jahrhunderte später werden sie wiederentdeckt. Am 11. Dezember 1738 werden Steine des Theaters von Herculaneum gefunden.
Dieser Tag gilt als Beginn der systematischen Ausgrabung der antiken römischen Stadt. Und auch als Startschuss für die moderne Archäologie, die große Antikenbegeisterung in ganz Europa entfacht.
Der nächste Sensationsfund, das nicht weit entfernte Pompeji, lässt die Arbeiten in Herculaneum in den Hintergrund rücken. Denn in Pompeji ist die Ausgrabung deutlich einfacher, weil der steinharte Lava-Überzug viel dünner ist. In Herculaneum kommen die Grabungen erst im 19. Jahrhundert wieder richtig in Gang.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • Wie ein Zeitgenosse den Ausbruch des Vesuvs schildert.
  • Wer das verschüttete Herculaneum entdeckt.
  • Was dort 1980 am antiken Strand gefunden wird.
  • Welche Rückschlüsse heute auf die Bevölkerung von Herculaneum gezogen werden können.
  • Wo die meisten Kunstwerke aus der antiken Stadt heute zu sehen sind.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Dr. Rüdiger Splitter (Kunsthistoriker, Archäologe, Leiter Antikensammlung Kassel)
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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
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Der seltsamste Mensch der Quantenmechanik: Paul Dirac

Der seltsamste Mensch der Quantenmechanik: Paul Dirac WDR Zeitzeichen 10.12.2023 15:10 Min. Verfügbar bis 10.12.2099 WDR 5

Am 10.12.1933 erhält der Physiker Paul Dirac den Nobelpreis. Seine Dirac-Gleichung schreibt Geschichte. Trotzdem gilt das britische Ausnahmetalent als Außenseiter.

Seine entsetzliche Kindheit prägt ihn: Paul Dirac wird von seinem Vater drangsaliert und isoliert. Dadurch agiert der britische Physiker sein Leben lang zurückgezogen und schweigsam. Trotzdem hat er Erfolg: Für seine Erkenntnisse in der Quantentheorie erhält er den Nobelpreis. *** Das ist unsere wichtigste Quelle: Graham Farmelo: Paul Dirac and the religion of mathematical beauty. The Royal Society of History of Science, (RSHS) London, 04.03.2011 *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Burgmer, Redaktion: David Rother


Zurückgezogen, schweigsam, scheinbar ohne Empathie: Der britische Physiker Paul Dirac gilt als der seltsamste Mensch der Quantenmechanik. Seine entsetzliche Kindheit hat ihn geprägt: Sein Vater drangsaliert und isoliert ihn. Als Folge kapselt sich Paul ab.
Seine Rettung ist die Mathematik, die ihm den Weg in die Physik und die Quantentheorie eröffnet. Aus seiner Dirac-Gleichung folgt die Erkenntnis, dass ein bisher unbekanntes Elementarteilchen, das Positron, existiert. Dafür erhält Dirac im Dezember 1933 den Physiknobelpreis.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:
  • Mit welchen Methoden Paul von seinem Vater gequält wird.
  • Was mit der Maßeinheit "ein Dirac" gemeint ist.
  • Welche Bedeutung Werner Heisenberg für den Physiker hat.
  • Wo Dirac seine Frau Manci kennen lernt.
  • Was er unter "Mathematischer Schönheit" versteht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Graham Farmelo: Paul Dirac and the religion of mathematical beauty. The Royal Society of History of Science, (RSHS) London, 04.03.2011
  • BBC 4: Melvyn Bragg: "In Our Tim": vom 5.3.2020 über Paul Dirac (mit u.a. Graham Farmelo)
  • Paul Dirac (1976) : Basic Beliefs and Prejudices in Physics.

Weiterführende Links:

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Autor: Wolfgang Burgmer
Redaktion: David Rother
Technik: Sarah Fitzek

Dada ist Punk: Kunst gegen die Spießer

Dada ist Punk: Kunst gegen die Spießer WDR Zeitzeichen 09.12.2023 14:29 Min. Verfügbar bis 09.12.2099 WDR 5

Das "Dada-Manifest 1918", das der Dichter Tristan Tzara im Dezember des Jahres veröffentlicht, trägt Dada aus Zürich in die Welt: Kunst gegen Krieg und Spießbürgertum.

An Manifesten mangelt es nicht während der Dada-Zeit. Alle Dadaisten, so scheint es, schreiben mindestens eins. Von Tristan Tzara gibt es allein sieben. Sein bekanntestes veröffentlicht er am 9. Dezember 1918. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Martin Mittelmeier, Kulturwissenschaftler ("Dada. Eine Jahrhundertgeschichte", 2016) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Belemann, Redaktion: Gesa Rünker


Tristan Tzara gründet 1916 gemeinsam mit Hugo Ball, Emmy Hennings, Marcel Janco, Richard Huelsenbeck und Hans Arp die Zürcher Gruppe des Dadaismus. Lange hält die Künstler-Clique nicht - doch den Dada tragen alle weiter hinaus in die Welt.

Tzara zieht es nach Paris. Sein Entrée ist die Zeitschrift Dada 3 und sein Manifest 1918, das er am 9. Dezember des gleichen Jahres endlich in den Händen hält. Sein Manifest, das kein Manifest sein will, besteht vor allem aus widersprüchlichen, sich wechselseitig aufhebenden Aussagen. Doch eben das ist Dada - und von Tzara genauso gewünscht: "Was wir brauchen, sind starke, gerade, genaue und für immer unverstandene Werke. Die Logik ist eine Komplikation. Die Logik ist immer falsch."

Obwohl die Dadaismus-Bewegung längst wieder Geschichte ist, lassen sich bis heute Künstlerinnen und Künstler immer wieder von Dada inspirieren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
  • Was genau man unter Dadaismus versteht und woher der Name kommt
  • Von Dada in Zürich und dem "Cabaret Voltaire"
  • Was Dada mit unserem heutigen Leben zu tun hat

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Martin Mittelmeier, Kulturwissenschaftler ("Dada. Eine Jahrhundertgeschichte", 2016)

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Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Gesa Rünker

Die Flick-Affäre, das "Bonner Watergate"

Die Flick-Affäre, das "Bonner Watergate" WDR Zeitzeichen 08.12.2023 16:36 Min. Verfügbar bis 08.12.2033 WDR 5

Am 8.12.1983 wird Otto Graf Lambsdorff angeklagt - ein amtierender Wirtschaftsminister mitten in einer Affäre um Spenden, schwarze Kassen und den damals mächtigen Flick-Konzern...

Die Flick-Affäre ist in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein in den 1980er Jahren aufgedeckter politischer Skandal um verdeckte Parteispenden des Flick-Konzerns. Laut Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch dienten diese Praktiken der "Pflege der politischen Landschaft". *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Affäre Flick, Die Zeit, 28. Oktober 1983, Alle reicher. Der Spiegel. Nr. 2, 1982, DLF, Geschichte aktuell: Die "Pflege der Bonner Landschaft". *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Meyer, Redaktion: David Rother


1981 stößt der Steuerfahnder Klaus Förster bei Ermittlungen auf ein ausgeklügeltes System zur Verschleierung von Spenden und schwarzen Kassen. Darin verwickelt sind der damals mächtige Flick-Konzern, katholische Missionare und hochrangige Politiker von CDU, CSU, SPD und FDP.

"Wie bestechlich ist die Republik?" fragen damals die Medien. Der Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch nennt seine teils verdeckten Spenden "Pflege der politischen Landschaft".

Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und sein Vorgänger Hans Friedrichs müssen vor Gericht. Der Manager von Brauchitsch muss sich wegen angeblicher Bestechung von Amtsträgern verantworten.

Vor Gericht geht es auch um einen möglichen Zusammenhang zwischen der Annahme der Flickspenden und der Steuerbefreiung bei einem Industriedeal des Konzerns, der aber nicht bewiesen wird. Lambsdorff und Friedrichs werden aber wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Flickmanager von Brauchitsch wird zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 550.000 Mark verurteilt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • Wie schwarzes Geld aus einer schwarzen Kasse Dinge finanzierbar macht, die im Verborgenen bleiben sollen.
  • Wie schon Konzerngründer Friedrich Flick mit fragwürdigen Zuwendungen und Praktiken sein Imperium festigt.
  • Warum Konzernerbe Friedrich Karl Flick die Unternehmensleitung in die Hände Eberhard von Brauchitschs legt.
  • Warum dem Steuerfahnder Klaus Förster das Bundesverdienstkreuz verwehrt bleibt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Affäre Flick, Die Zeit, 28. Oktober 1983
  • Alle reicher. Der Spiegel. Nr. 2, 1982
  • DLF, Geschichte aktuell: Die "Pflege der Bonner Landschaft".

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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Matti Hesse
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Edwin Hubble beweist Galaxien außerhalb der Milchstraße

Edwin Hubble beweist Galaxien außerhalb der Milchstraße WDR Zeitzeichen 07.12.2023 14:40 Min. Verfügbar bis 07.12.2099 WDR 5

Vor hundert Jahren glaubten die Menschen, dass die Milchstraße das ganze Universum sei. Dann, am 7.12.1923, führte Edwin Hubble einen bahnbrechenden Beweis...

Edwin Hubble gehört zu den ersten, die ihre riesigen Teleskope in den Kosmos richten, um durch die Messung von Entfernungen und Geschwindigkeiten etwas Ordnung in die dunkle Unendlichkeit zu bringen. Und was er dabei findet, hat unser Bild des Universums enorm erweitert. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Jörg Küfner, Mitglied des Physikalischen Vereins; Edwin Hubble - Biografie auf der offiziellen NASA-Seite *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Ralph Erdenberger, Redaktion: David Rother


Edwin Hubble steht das damals größte Teleskop der Welt auf dem Mount Wilson in Kalifornien zu Verfügung. 1923 entdeckt er in wochenlangen Beobachtungen von Spiralnebeln außergewöhnliche Sterne, sogenannte Cepheiden, deren Leuchtkraft regelmäßig zu- und abnimmt.
Aus den Helligkeitsschwankungen errechnet der 33 Jahre junge Astronom die Entfernung der Nebel - rund 900.000 Lichtjahre. Nach heutigen Berechnungen ist das nicht ganz richtig, aber nah dran. Auf jeden Fall folgt daraus, dass der von Hubble entdeckte Spiralnebel Andromeda weit außerhalb der Milchstraße liegt.
Damals ist das ein ganz revolutionärer Gedanke, denn Hubbles Vorgänger sind lange überzeugt, dass die Milchstraße mit ihren 100.000 Lichtjahren Durchmesser die einzige Galaxie des Universums ist. Hubbles Pionierarbeit macht somit das Weltall auf einen Schlag um vieles größer, als die Experten je erwartet hätten.

In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • Von weiteren revolutionären Entdeckungen durch Kopernikus, Keppler oder Galilei
  • Wie es Hubble gelingt, die Geschwindigkeiten von fernen Galaxien genau zu bestimmen
  • Was das Hubble-Teleskop so besonders macht
  • Von der gigantischen Zahl an Sternen, Sonnen und Galaxien

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother

Spanien nach Franco: Diese Demokratie entsteht im Kompromiss

Spanien nach Franco: Diese Demokratie entsteht im Kompromiss WDR Zeitzeichen 06.12.2023 15:21 Min. Verfügbar bis 06.12.2099 WDR 5

Spaniens Verfassung feiert Geburtstag: Am 6.12.1978 hat die Bevölkerung sie angenommen. Doch die junge Demokratie kämpft zunächst gegen Widerstände.

Nach dem Tod Francisco Francos bleibt in Spanien anfangs noch vieles beim Alten. Die Eliten, die Franco unterstützt haben, bleiben in ihren Ämtern. Die Verbrechen während der Franco-Diktatur werden erst einmal nicht aufgearbeitet. Einen wichtigen Schritt macht die junge Demokratie mit der Annahme einer neuen Verfassung am 6. Dezember 1978. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Paul Preston, Prof. em. London School of Economics für spanische Geschichte, Biograf von Juan Carlos und Francisco Franco, Alejandro Saiz-Arnaiz, Professor für Verfassungsrecht Universität Pompeo Fabra, Barcelona, Walther Bernecker, Prof. em. Universität Erlangen-Nürnberg für spanische Geschichte, Birgit Aschmann und Christian Waldhoff: Die Spanische Verfassung von 1978. Entstehung – Praxis - Krise? (2020), Walther Bernecker: Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert. (2010), Paul Preston: Juan Carlos. Steering Spain from Dictatorship to Democracy. (2010), Alejandro Saiz-Arnaiz: La Ley para la Reforma Política: de la legalidad fundamental del franquismo a al Constitución democrática. In: Aschmann/Waldhoff, Die Spanische Verfassung von 1978, Seite 31-42. *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Kath, Redaktion: Gesa Rünker.


Die breite Zustimmung für die neue Verfassung ist ein Meilenstein für die junge spanische Demokratie. Es ist gerade einmal drei Jahre her, dass Diktator Francisco Franco im November 1975 gestorben ist und Spanien von der Diktatur zur Demokratie wird.

Diese "Transición" verläuft weitgehend ohne Blutvergießen. Konsens heißt damals die Maxime, nach der die Politiker handeln. Es gelingt ein parteiübergreifender Kompromiss, der den Weg frei macht zu den ersten freien Wahlen 1977 und der demokratischen Verfassung von 1978.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei König Juan Carlos, den Diktator Franco zu seinem Nachfolger aufgebaut hat. Juan Carlos wird zum Motor des Demokratisierungsprozesses. Und als 1981 Teile des Militärs die junge Demokratie zu stürzen versuchen, ruft der König die Putschisten in die Kasernen zurück. Er wird für viele damit zum Retter der jungen spanischen Demokratie.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:

  • Warum König Juan Carlos sich nicht ganz uneigennützig der Demokratie verschreibt.
  • Warum mit Francisco Francos Tod im November 1975 der Franquismus noch nicht beerdigt wird.
  • Wie Antonio Tejero, Oberstleutnant der Nationalgarde, zweifelhaften Ruhm erlangt.
  • Warum ihre Gründerväter die demokratische Verfassung Spaniens besonders streng formulieren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Paul Preston, Prof. em. London School of Economics für spanische Geschichte, Biograf von Juan Carlos und Francisco Franco.
  • Alejandro Saiz-Arnaiz, Professor für Verfassungsrecht Universität Pompeo Fabra, Barcelona.
  • Walther Bernecker, Prof. em. Universität Erlangen-Nürnberg für spanische Geschichte.
  • Birgit Aschmann und Christian Waldhoff: Die Spanische Verfassung von 1978. Entstehung – Praxis - Krise? (2020)
  • Walther Bernecker: Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert. (2010)
  • Paul Preston: Juan Carlos. Steering Spain from Dictatorship to Democracy. (2010)
  • Alejandro Saiz-Arnaiz: La Ley para la Reforma Política: de la legalidad fundamental del franquismo a al Constitución democrática. In: Aschmann/Waldhoff, Die Spanische Verfassung von 1978, Seite 31-42.

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Sascha Schiemann
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Bergmann und Schriftsteller Max von der Grün fristlos entlassen

Bergmann und Schriftsteller Max von der Grün fristlos entlassen WDR Zeitzeichen 05.12.2023 14:36 Min. Verfügbar bis 05.12.2099 WDR 5

Am 5.12.1963 wird Max von der Grün auf seiner Zeche entlassen. In seinem Roman "Irrlicht und Feuer" hat er zuvor die miesen Arbeitsbedingungen unter Tage geschildert.

Mit seinen Texten, die von Arbeitern und ihrer Arbeit gilt Max von der Grün als prominenter Vertreter der Arbeiterliteratur. Er selbst kann mit derlei Etiketten wenig anfangen und sagt, Arbeiterliteratur sei "Quatsch mit Soße." *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Henning Podulski (wiss. Mitarbeiter an der FU Berlin), Arnold Maxwill (wiss. Mitarbeiter am Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt), Antonia Villinger (Postdoc an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Heide Soltau, Redaktion: Matti Hesse, Technik: Sarah Fitzek.


Bergmann wird Max von der Grün erst auf Umwegen. Geboren 1926 in Bayreuth kämpft er im Zweiten Weltkrieg als Soldat in Frankreich und gerät 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, die er als Holzfäller, Baumwollpflücker und Bergarbeiter unter anderem in Louisiana verbringt.
Zurück in Deutschland lernt er Maurer und lässt sich 1951 ins Ruhrgebiet anwerben. Er beginnt als Bergmann auf der Zeche Königsborn in Unna.
Nach einem schweren Arbeitsunfall als Hauer bilden ihn die Klöckner-Werke 1954 zum Grubenlokführer aus. Knapp zehn Jahre später rückt Max von der Grün als Schriftsteller ins Rampenlicht. Sein Roman "Irrlicht und Feuer" löst einen Skandal aus.
In der Geschichte über den Bergmann Jürgen Fohrmann gibt es Szenen, die schonungslos und drastisch von den katastrophalen Arbeitsbedingungen unter Tage erzählen: Mangelhafter Arbeitsschutz, gewissenloser Einsatz technisch unausgereifter Maschinen und ein tödlicher Betriebsunfall werden beschrieben.
Die Zeche verlangt Textänderungen und die Streichung etlicher Passagen. Aber Max von der Grün lehnt das ab. Man sieht sich "gezwungen", ihn fristlos zu entlassen. Das Betreten des Werkgeländes wird ihm verboten.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:
  • Wie Max von der Grün sich mit einem gewonnenen Rechtsstreit die beruflichen Chancen im Ruhrgebiet verbaut.
  • Wie die "Dortmunder Gruppe 61" der Literatur der Arbeitswelt öffentliches Interesse schafft.
  • Warum der Roman "Irrlicht und Feuer" heute etwas angestaubt wirkt.
  • Mit welchem Kinderbuch Max von der Grün 1976 einen letzten großen Erfolg feiert, bevor es ruhig um ihn wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Henning Podulski (wiss. Mitarbeiter an der FU Berlin, Sonderforschungsbereich Intervenierende Künste)
  • Arnold Maxwill (wiss. Mitarbeiter am Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt)
  • Antonia Villinger (Postdoc an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

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Unser Hörtipp:

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Autorin: Heide Soltau
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Das Konzil von Trient: Antwort auf die Reformation

Das Konzil von Trient: Antwort auf die Reformation WDR Zeitzeichen 04.12.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 04.12.2099 WDR 5

Das Konzil von Trient endet am 4.12.1563. Die gespaltene Christenheit ist nicht geeinigt, im Gegenteil. Doch was ist Mythos und was ist wirklich beschlossen worden?

Martin Luther ärgert die Katholische Kirche massiv mit seinen protestantischen Thesen. Auf dem Konzil von Trient beraten die Kirchenvertreter, wie sie mit Luthers Ideen verfahren wollen. Die Antwort ist schließlich ein Kompromiss. So sagen Verteidiger des Konzils, Reformen hätten zu einer Neuerung der katholischen Kirche beigetragen, sie besiegeln aber auch die Glaubensspaltung zwischen katholischen und evangelischen Christen. *** Das ist unser Interviewpartner: Hubert Wolf (Theologe, Kirchenhistoriker, Münster) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Almut Finck, Redaktion: Matti Hesse


Der Auftakt ist bescheiden: Gerade mal 30 klerikale Würdenträger ziehen an einem Donnerstagmorgen im Dezember 1545 in die Kathedrale San Vigilio ein, um in Trient das lang ersehnte Konzil zu eröffnen. Fast 30 Jahre zuvor hat Martin Luther seine Thesen in Wittenberg veröffentlicht und die katholische Kirche nachhaltig erschüttert.
Für den Vatikan sind Luthers Ansichten protestantische Irrlehren. Zum Beispiel die Vorstellung, jeder Christenmensch könne einfach selbst entscheiden, was die Bibel ihm sage. Das ist nur einer von vielen strittigen Punkten. Entsprechend lang sind die Beratungen.
Schließlich wird nach 18 Jahren ein Kompromiss geschlossen: Reformen tragen zu einer Neuerung der katholischen Kirche bei, so sehen es Verteidiger des Konzils, sie besiegeln aber auch die Glaubensspaltung zwischen katholischen und evangelischen Christen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • Warum es so lange gedauert hat, bis das Konzil einberufen worden ist.
  • Weshalb das Konzil in Trient stattfindet.
  • Was der Unterschied zwischen dem historischen Konzil und dem Mythos Tridentinum ist.
  • Ob das Konzil etwas zur vorrangigen Stellung des Papstes gegenüber den Bischöfen beschlossen hat

Das ist unser Interviewpartner:
  • Hubert Wolf (Theologe, Kirchenhistoriker, Münster)
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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Matti Hesse

"Vielgeliebt" oder "wahnsinnig"? Der französische König Karl VI.

"Vielgeliebt" oder "wahnsinnig"? Der französische König Karl VI. WDR Zeitzeichen 03.12.2023 14:55 Min. Verfügbar bis 03.12.2099 WDR 5

Die Franzosen nennen König Karl VI. (geboren am 3.12.1368) den "Vielgeliebten" - bis wahrscheinlich eine Entzündung sein Leben verändert und er als "der Wahnsinnige" in die Geschichte eingeht...

Nero, der Kaiser und Brandstifter, Johanna von Kastilien und Märchenkönig Ludwig II. - sie alle haben etwas gemeinsam: Ihre Zeitgenossen halten sie für wahnsinnig, für verrückt oder geisteskrank. Dieses Schicksal wird auch Karl VI. zuteil. Der König von Frankreich gilt zunächst als gutwillig und bemüht. Doch als er im April 1392 erkrankt, beginnt das Drama seines Lebens. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professorin Ellen Widder (Universität Tübingen) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Maren Gottschalk, Redaktion: David Rother


Geboren wird der spätere französische König am 3. Dezember 1368 in Paris. Sein Vater ist ein beliebter Herrscher und kerngesund. Seine Mutter hingegen kränkelt und erleidet häufig Nervenzusammenbrüche. Karl VI. scheint zunächst mehr nach seinem Vater zu geraten. Der junge Karl genießt das Leben, liebt die Jagd mit Hunden und Falken, reitet wie der Teufel und glänzt auf Turnieren.
Als Karl gerade einmal zwölf Jahre alt ist, stirbt sein Vater überraschend. Er wird daraufhin zwar formell zum König gekrönt, die Regierungsverantwortung aber tragen zunächst seine drei Onkel - allerdings mehr schlecht als recht. Als Karl VI. 1388 endlich die Herrschaft selbst übernimmt, ist die Staatskasse leer, aber die Freude bei seinen Untertanen groß. Der junge König regiert engagiert und, dank erfahrener Berater, erfolgreich. Er setzt sich gegen Korruption und für eine bessere Bürokratie ein.
Doch mit 24 Jahren befällt ihn eine mysteriöse Krankheit - möglicherweise Typhus oder eine Gehirnentzündung. Danach beginnen psychotische Episoden, die ihn bis zu seinem Tod im Jahr 1422 heimsuchen. Nach einem Unglück während eines Fests, bei dem vier seiner engsten Freunde verbrennen, verfällt er endgültig dem Wahnsinn und ist nur noch selten bei klarem Verstand. Aus Karl "dem Vielgeliebten" wird Karl "der Wahnsinnige".
Eines aber bleibt festzuhalten: In seinen klaren Momenten tut der König das Richtige für sein Land. Das kann man nicht von allen Machthabern behaupten, deren Geisteskraft heute in Frage gestellt wird.

In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • Warum die Bezeichnung "wahnsinnig" rückblickend als unseriös gilt, aber doch heute noch aktuell ist
  • Dass Karl VI. manchmal glaubt, aus Glas zu sein und zu zerbrechen
  • Warum Frankreich zur Zeit Karl VI. ohnehin politisch schwer gebeutelt ist
  • Was alles versucht wird, um die Krankheit des Königs zu heilen
  • Wie das französische Volk auf den "wahnsinnigen" Herrscher reagiert

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Professorin Ellen Widder (Universität Tübingen)
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Onlineproducerin: Cora Lanzerath

Maria Callas, Opern-Diva: Geboren am 2.12.1923

Maria Callas, Opern-Diva: Geboren am 2.12.1923 WDR Zeitzeichen 02.12.2023 14:42 Min. Verfügbar bis 02.12.2099 WDR 5

Maria Callas zählt zu den berühmtesten Sopranistinnen weltweit: Ihr Gesang berührt Menschen, ihre Stimme ruft bei einigen sogar körperliche Reaktionen hervor.

Maria Callas ist einzigartig in der Verbindung von Bühnen-Präsenz, virtuoser Gesangstechnik und musikdramatischem Instinkt. So erregt sie das Publikum bis zum Fanatismus - obwohl ihre Stimme stets polarisiert. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Jürgen Kesting, freier Musikpublizist *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Hildburg Heider, Redaktion: Gesa Rünker


Sie ist die Inkarnation der Primadonna und Meisterin aller vokalen Klassen: Maria Callas. "Die Göttliche" kommt am 2. Dezember 1923 als zweite Tochter griechischer Einwanderer in New York zur Welt. Früh lernt das kleine, dicke Mädchen, dass sie um Liebe kämpfen muss.
Schon mit acht erhält Maria den ersten Klavier- und Gesangsunterricht, mit 13 geht sie mit ihrer Mutter zurück nach Athen. Am dortigen Konservatorium wird Callas in die Gesangsklasse der berühmten Koloratursopranistin Elvira de Hidalgo aufgenommen. Mit eisernem Willen ausgestattet, feiert sie 1938 als 15-Jährige in Athen ihr Bühnendebüt.
Den Durchbruch erlebt Maria Callas 1947 als "Gioconda" in der Arena von Verona. Ihre tiefe Bruststimme, die sie dramatisch perfekt einzusetzen versteht, reißt das Publikum von den Sitzen. Es ist der Beginn einer kurzen, fulminanten Karriere. In den folgenden Jahren gelingt es Callas immer wieder, mit schier unerschöpflichen Kraftreserven ihr Auditorium zur Raserei zu treiben. Ab Mitte der 1950er Jahre ist ihrer Stimme der Verschleiß dann aber deutlich anzuhören.
Mit "Tosca" erlebt Maria Callas 1965 in London ihren letzten unumstrittenen Triumph. Bei ihrer Abschiedstournee mit Giuseppe di Stefano 1973 zollt man der Primadonna noch tiefen Respekt, aber die einsame Größe ihrer Stimme ist Vergangenheit. Nach Jahren der selbst gewählten Einsamkeit stirbt Maria mit nur 53 Jahren in Paris an Herzversagen. Ihre Asche wird in der Ägäis verstreut.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hildburg Heider:
  • Was die Stimme von Maria Callas so einzigartig macht
  • Wen die Opernsängerin in ihrer Karriere am häufigsten verkörpert
  • Warum Kennedy-Witwe Jacqueline ihr privates Liebesglück zerstört

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jürgen Kesting, freier Musikpublizist
  • Maria Callas im Interview mit Edward Downes, Dezember 1967 (Warner Music)

Weiterführende Links:
  • Planet Wissen: Maria Callas
  • Daniel Hope gratuliert Maria Callas zum 100. Geburtstag

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Autorin: Hildburg Heider
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Thomas Bleul
Onlineproducerin: Cora Lanzerath

"Der großen Eisenbahnraub": Startschuss des Wild-West-Kinos

"Der großen Eisenbahnraub": Startschuss des Wild-West-Kinos WDR Zeitzeichen 01.12.2023 13:49 Min. Verfügbar bis 01.12.2099 WDR 5

Gerade einmal 12 Minuten lang - und doch erzählt der Stummfilm von 1903 eine richtige Geschichte mit verschiedenen Handlungen. Normal? Damals war das revolutionär!

Der Film, eine der ersten Western, besteht aus 14 Szenen und ist zwölf Minuten lang. Er setzt für die Handlungserzählung schon Dinge wie Parallelmontage ein. Schon die ersten Bilder versprechen Spannung: Ein Mann sitzt im Telegraphenbüro eines Bahnhofs an einem Schreibtisch und liest Telegramme. Die Tür wird geöffnet und zwei schwarz gekleidete Männer mit Hüten und gezogenen Revolvern treten ein. *** Das sind unsere Interviewpartner: Stephan Brössel (Filmforscher, Germanistisches Institut der Universität Münster), Jakob Reinhardt (Musiker, Schwerpunkt Improvisation) *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Tiemann, Redaktion: Matti Hesse


Edwin S. Porter aus Pennsylvania gehört zu den Filmpionieren in den Vereinigten Staaten. Im Jahr 1900 erhält er eine Anstellung bei Thomas Edison, der auch Filmkameras und Projektoren herstellte. Für die "Edison Company" drehte Porter eigene Filme. Dazu gehört auch "Der große Eisenbahnraub".
Der Film ist einer der ersten Western und sticht vor allem mit seiner Handlung heraus: so arbeitet er schon mit Parallelmontage und Jump Cuts. Der Film besteht aus 14 Szenen und ist mit zwölf Minuten für die Zeit der Anfänge des Films recht lang. Schon die ersten Bilder versprechen Spannung: Ein Mann sitzt im Telegrafenbüro eines Bahnhofs an einem Schreibtisch und liest Telegramme. Die Tür wird geöffnet und zwei schwarz gekleidete Männer mit Hüten und gezogenen Revolvern treten ein.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Thiemann:
  • Wie der Western weitergeht.
  • Wer den ersten Kinematografen konstruiert hat.
  • Weshalb die Vorführungen von Stummfilmen mit Musik begleitet werden
  • Wie das Mittel der Montage neue Erzählformen ermöglicht.
  • Mit welchem Überraschungsmoment "Der große Eisenbahnraub" endet.
Das sind unsere Interviewpartner:
  • Stephan Brössel (Filmforscher, Germanistisches Institut der Universität Münster)
  • Jakob Reinhardt (Musiker, Schwerpunkt Improvisation)
Weiterführender Link:
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Autor: Christoph Tiemann
Redaktion: Matti Hesse

Der "Kluge Hans": Rechnendes Wunderpferd des Wilhelm von Osten

Der "Kluge Hans": Rechnendes Wunderpferd des Wilhelm von Osten WDR Zeitzeichen 30.11.2023 14:39 Min. Verfügbar bis 30.11.2099 WDR 5

Berlin 1890: Wissenschaftler, Zirkusdirektoren und Schaulustige staunen über ein angebliches Wunderpferd. Sein Tier könne rechnen und lesen, sagt der Lehrer Wilhelm von Osten (geboren am 30.11.1838)...

Kann ein Pferd zählen, lesen und rechnen? Sein Hengst Hans kann's, glaubt Wilhelm von Osten. Und eine Expertenkommission gibt ihm sogar recht. Eine andere hingegen nicht. Doch unbestritten ist: Der "Kluge Hans" war ganz schön clever. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Konstanze Krüger, Professorin für Pferdehaltung (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen Geißlingen) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Veronika Bock und Ulrich Biermann, Redaktion: David Rother


Schon Wilhelm von Ostens erster Hengst konnte angeblich bis fünf zählen. So berichten es zumindest Zeitzeugen. Doch in die Geschichte eingehen sollte nach dessen Tod Hans II. - der "Kluge Hans". Dieses Pferd kann angeblich zählen, lesen und rechnen. Per Zeitungsanzeige lädt Wilhelm von Osten jeden dazu ein, den Versuchen zur Feststellung der geistigen Fähigkeiten seines Pferdes beizuwohnen. Vorführungen gibt's jeden Tag um 11 Uhr. Auch eine zwölfköpfige Wissenschaftlergruppe stellt Hans auf die Probe - und urteilt: Hier sind keine Tricks im Spiel.

Nun zweifeln viele an der Expertenkommission. Dresseure versprechen mit jedem Pferd nach kurzer Zeit bessere Ergebnisse erzielen zu können. Ein regelrechter Wettbewerb um intelligente Vierbeiner beginnt: Als Schaubudenattraktion wird in Leipzig der Schimmel Hans vorgeführt, in Berlin macht ihm die kluge Rosa Konkurrenz. Eine zweite wissenschaftliche Kommission stellt schließlich nach sieben Wochen fest: Der clevere Hans kann nicht zählen, lesen und rechnen. Das Pferd liest nicht die Schultafel, sondern seinen Lehrer, seine Mimik und Körperhaltung. Doch das ist ja auch ziemlich clever.

Wilhelm von Osten allerdings glaubt unbeirrt an die Fähigkeiten seines Pferdes - und unterstellt dem Tier gar Böswilligkeit. Angeblich hat er Hans noch auf dem Totenbett verflucht.

In diesem Zeitzeichen erzählen Veronika Bock und Ulrich Biermann:
  • Welche Rolle Pferde im 19. Jahrhundert spielten - und wie sich ihr Bild wandelte.
  • Dass Pferde tatsächlich Zahlen auseinanderhalten können.
  • Dass der "Kluge Hans" clever war, obwohl er nicht rechnen konnte.
  • Warum Wilhelm von Osten verbittert starb.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Konstanze Krüger, Professorin für Pferdehaltung (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen Geißlingen)

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Autoren: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: David Rother

Entstanden aus der Selbsthilfe: Der Arbeiter-Samariter-Bund

Entstanden aus der Selbsthilfe: Der Arbeiter-Samariter-Bund WDR Zeitzeichen 29.11.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 29.11.2099 WDR 5

Zimmerpolier Gustav Dietrich und fünf Kollegen laden am 29.11.1888 in Berlin zum Erste-Hilfe-Kurs für Arbeiter ein: Die Veranstaltung wird Folgen haben.

Am Anfang ist es nur eine Selbsthilfegruppe, die zudem gegen den Willen des Staates entsteht. Heute unterhält der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hochmoderne Rettungsflotten, ist im Katastrophenschutz tätig und betreibt viele Einrichtungen wie etwa Altenheime. *** Das ist unsere wichtigsten Interviewpartner: Mareike Hollmann (Leiterin des ASB-Archivs), Wilhelm Müller (ASB-Vizepräsident und Chronist des ASB) und Prof. Annette Zimmer (Institut für Politikwissenschaft, Universität Münster) *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Friedrich, Redaktion: Gesa Rünker


Im 19. Jahrhundert sind tödliche Arbeitsunfälle in Fabriken und Bergwerken oder auf Baustellen an der Tagesordnung. Dem gegenüber sind Arbeitsschutzmaßnahmen ebenso Mangelware wie geeignete Vorkehrungen für den Ernstfall. Da beschließen die Arbeiter in Berlin, sich bei Unfällen selbst um die Versorgung von Verletzten zu kümmern. Am 29. November 1888 treffen sich über 100 Zimmerleute, Maurer und Bauarbeiter zu ihrem ersten selbstorganisierten Erste-Hilfe-Kurs. Weitere Kurse folgen - bald auch in anderen Städten Deutschlands.
Der Obrigkeit sind diese Treffen ein Dorn im Auge. Eine Zeit lang wird den Arbeitern verboten, sich in Gaststätten zu versammeln. Zudem sind die meisten Ärzte nicht bereit, die interessierten Laien zu unterrichten. Vor allem jüdische Mediziner erteilen Nachhilfe. 1909 schließen sich die Selbsthilfeorganisationen deutschlandweit zum Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zusammen. Dieser veranstaltet fortan nicht nur Erste-Hilfe-Kurse, sondern konzipiert auch Vorschriften zum Arbeits- und Unfallschutz und entwickelt Ideen zur Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • Wie aus einer Selbsthilfegruppe der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wurde.
  • Woher der ASB seinen Namen hat.
  • Warum Frauen lange außen vor blieben.
  • Was die Nazis gegen den ASB hatten - und ihn deswegen auflösten.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Mareike Hollmann (Leiterin des ASB Archivs)
  • Wilhelm Müller (ASB-Vizepräsident und Chronist des ASB)
  • Prof. Annette Zimmer (Seniorprofessorin am Institut für Politikwissenschaft, Universität Münster)

Weiterführende Links:

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Gesa Rünker

Eine spektakuläre Oper wird uraufgeführt (am 28.11.1983)

Eine spektakuläre Oper wird uraufgeführt (am 28.11.1983) WDR Zeitzeichen 28.11.2023 14:34 Min. Verfügbar bis 28.11.2099 WDR 5

In seiner einzigen Oper, "Saint François d’Assise", bringt Olivier Messiaen den heiligen Franziskus auf die Bühne: Eine besondere Rolle spielen dabei Vögel.

Olivier Messiaen zählt zu den wichtigsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Erst mit 60 Jahren plant er seine erste und einzige Oper. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Stefan Keym, Musikwissenschaftler (Leipzig) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vratz, Redaktion: Gesa Rünker


Das Thema für seine erste und einzige Oper findet Olivier Messiaen schnell: Franziskus soll es sein, weil er Christus ähnelt. Aber auch wegen seiner Beziehung zu den Vögeln. Denn Vögel sind für den passionierten Ornithologen Messiaen ein zentrales Thema in seinem gesamten Schaffen. So basiert auch bei seiner Oper etwa ein Drittel des gesamten Materials auf Vogelgesang-Imitationen.
Acht Jahre braucht Messiaen, um seine Oper abzuschließen. Sie schildert nur einzelne Episoden aus dem Leben des Heiligen Franziskus. Allenfalls sporadisch gibt es eine Handlung im engeren Sinne. Am 28. November 1983 erfolgt die Uraufführung im Palais Garnier der Pariser Oper. Das Echo ist gespalten, die ersten Aufführungen sind aber alle ausverkauft. Bei späteren Inszenierungen stellt sich dann heraus, dass die karge Handlung und die wenigen szenischen Vorgaben auch Chancen bieten.
Messiaen lässt in "Saint François d'Assise" das Verhältnis von katholischem Weltbild und individuellem Schöpfertum bewusst in der Schwebe. Insofern ist diese Oper vor allem eines: ein faszinierendes Dokument des Widerstandes gegen einen von Oberflächlichkeit geprägten Zeitgeist.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • Warum Messiaen zu den wichtigsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts zählt.
  • Wie er auf das Thema für seine erste und einzige Oper kam.
  • Was Messiaen anders macht als andere Komponisten seiner Zeit.
  • Warum "Saint François d’Assise" keine traditionelle Oper ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Stefan Keym, Musikwissenschaftler (Leipzig)
  • Stefan Keym / Peter Jost (Hg.): Olivier Messiaen und die "Französische Tradition" (Köln 2013)
  • Peter Hill / Nigel Simeone: "Messiaen" Aus d. Engl. v. Birgit Irgang (Mainz 2007)
  • Thomas Daniel Kämper / Dietrich Schlee (Hg.): "Olivier Messiaen. La Cité céleste - Das himmlische Jerusalem. Über Leben und Werk des französischen Komponisten." (Köln 1998)
Weiterführender Link:
  • Geistliche Musik: Musik zu Fronleichnam von Charpentier, Messiaen und Fux

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Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Gesa Rünker

Der "Kuchenkrieg" von 1838 zwischen Mexiko und Frankreich

Der "Kuchenkrieg" von 1838 zwischen Mexiko und Frankreich WDR Zeitzeichen 27.11.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 27.11.2099 WDR 5

Eine zerstörte Bäckerei. Oder nur Mundraub mexikanischer Soldaten? Die Beschwerde eines nach Mexiko ausgewanderten französischen Bäckers löst einen echten Krieg aus, in dem die französische Flotte am 27.11.1838 ein Fort beschießt...

Guerra de los pasteles. Kuchenkrieg. Was so harmlos klingt, ist in Wahrheit ein echter Krieg mit hunderten Toten. Dabei geht es um vieles, was den Sehnsuchtsort Mexiko ausmacht: Um Macht, um Reichtum und Sonne - um Kuchen aber geht es zuallerletzt. *** Das ist unsere wichtigsten Interviewpartnerin: Dr. Josefina Sandoval, Kulturwissenschaftlerin *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Klug, Redaktion: David Rother


Mitte des 19. Jahrhunderts: Die mexikanische Republik ist erst wenige Jahre alt. Da reicht auch schonmal ein Kuchen, um einen Krieg auszulösen.

Ein nach Mexiko ausgewanderter französischer Bäcker jedenfalls behauptet, dass Offiziere der mexikanischen Armee in seinem Geschäft Schaden angerichtet hätten - ob es dabei um ein paar nicht bezahlte Stücke Kuchen oder eine verwüstete Bäckerei ging, ist unklar. Ebenso wie die Frage, ob es wirklich echte mexikanische Offiziere waren, die den Schaden angerichtet haben.

Der Bäcker, Monsieur Remontel sein Name, will eine Entschädigung vom mexikanischen Staat, die er nicht bekommt. Also bittet er den französischen König Louis-Philippe, seiner Forderung nach 60.000 Pesos Nachdruck zu verleihen. Der Monarch verzehnfacht kurzerhand den Betrag und schickt die Kriegsflotte als Geldeintreiber. Diese blockiert zunächst alle mexikanischen Häfen im Golf von Mexiko und greift am 27. November 1838 schließlich die Festung San Juan de Ulua an.

Obwohl Frankreich taktisch und waffentechnisch überlegen ist, zieht sich der Krieg über Monate. Schließlich aber lenken die Mexikaner ein und sagen die Zahlung der geforderten Pesos zu. Die Franzosen ziehen ab. Gezahlt wird die Summe letztlich aber nie.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • vom "Sehnsuchtsland" Mexiko - und seine Anregungen für Träume, Intrigen und Gewalt
  • Wie es nach dem "Kuchenkrieg" für Mexiko weitergeht
  • Warum ein österreichischer Erzherzog Kaiser von Mexiko wird

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:

Weiterführende Links:

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: David Rother
Technik: Holger Maerten
Onlineproducerin: Cora Lanzerath

Das erste deutsche Leihhaus eröffnet 1603

Das erste deutsche Leihhaus eröffnet 1603 WDR Zeitzeichen 26.11.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 26.11.2099 WDR 5

Um das Jahr 1600 entstehen viele Leih- und Pfandhäuser in Deutschland, denn die "kleine Eiszeit" macht viele Menschen arm. Die erste belegbare Eröffnung findet 1603 in Augsburg statt.

Die Art des Pfands hat sich gewandelt, doch das Prinzip ist noch immer das gleiche wie 1603 in Augsburg: Menschen bringen einen wertvollen Gegenstand in ein Pfandleihhaus und bekommen dafür schnelles Geld. Das Risiko trägt damals wie heute der Pfandleiher - der nimmt dafür aber auch hohe Gebühren. Auch ein Grund, warum es mittlerweile nur noch ein städtisches Leihamt in Deutschland gibt. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Jürgen Rackwitz (Leiter des Leihamtes Mannheim), Barbara Rajkay (Stadtarchiv Augsburg) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Marko Rösseler, Redaktion: David Rother


Die Idee der öffentlichen Leihhäuser stammt von Mönchen aus Italien, die sich gegen den Wucher privater Pfandleiher richtet. In Deutschland ist das 1603 gegründete Städtische Leihamt in Augsburg die erste Einrichtung dieser Art. Dabei dienen zunächst eine Kammer und der Dachboden des Almosenhauses als Verwahrort für die noch spärlichen Pfänder. Am Anfang sind das vor allem kleine Gegenstände wie silberne Löffel, Kleidung oder Stoff.

Die Schuldner können ihre Pfänder wieder auslösen - mit einem Aufschlag von fünf Prozent. Pfandstücke, die nicht binnen Jahresfrist ausgelöst werden, werden versteigert. Der Gewinn wird an den Schuldner weitergegeben. Weil dieses Modell in Augsburg so gut läuft, eröffnen in den nächsten drei Jahrhunderten immer mehr Städte Leihhäuser. 34 Leihämter existieren zeitweise in Deutschland.

Doch die Zeiten ändern sich. Nach 415 Jahren stellt die Stadt Augsburg den Betrieb ihrer Pfandleihe Ende 2018 ein - zu groß ist die private Konkurrenz, zu verlockend der Handel via Internet. Heute gibt es nur noch ein städtisches Leihamt in Deutschland und das gehört der Stadt Mannheim. Das aber schreibt weiterhin schwarze Zahlen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • Was die "kleine Eiszeit" für Auswirkungen auf die Ernährung und Gesundheit der Europäer hat
  • Warum jüdische Geschäftsleute Anfang des 17. Jahrhunderts zu den wichtigsten Finanzdienstleistern gehören
  • Warum Elektronik kein gern gesehener Pfandgegenstand ist

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jürgen Rackwitz (Leiter des Leihamtes Mannheim)
  • Barbara Rajkay (Stadtarchiv Augsburg)
  • Albert Saulacher (Hg.): Die Geschichte über Gründung, Entwicklung und Verwaltung des Leihamtes der Stadt Augsburg von 1573 bis 1917. (vergriffen)
  • Carl-Jochen Müller: Der große Schrank von Mannheim. Aus der Chronik des Städtischen Leihamts. Mannheim 2009. (antiquarisch erhältlich)
  • Homepage von Deutschlands letztem öffentlichen Leihamt

Weiterführender Link:
  • Lokalzeit: Hoher Zulauf bei Pfandleihhäusern

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Autor: Marko Rösseler
Redaktion: David Rother

Rita Süssmuth wird Bundestagspräsidentin (am 25.11.1988)

Rita Süssmuth wird Bundestagspräsidentin (am 25.11.1988) WDR Zeitzeichen 25.11.2023 14:27 Min. Verfügbar bis 25.11.2099 WDR 5

Sie ist die zweite Frau in diesem Amt - und wäre doch gern Ministerin geblieben: Doch auch als Bundestagspräsidentin hat Rita Süssmuth einiges bewegt.

Mit fast zehn Jahren ist ihre Amtszeit als Bundespräsidentin die drittlängste in der Geschichte des Bundestags. Dabei ist Rita Süssmuth eine politische Quereinsteigerin. Erst 1985 - noch ziemlich unbekannt - übernimmt die Professorin für Erziehungswissenschaft überraschend das Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. Schon drei Jahre später, am 25. November 1988, wird sie mit 380 von 473 gültigen Stimmen an die Spitze des Parlaments gewählt. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professorin Ilse Lenz, emeritierte Soziologie-Professorin und Buchautorin; Rita Süssmuth: Wer nicht kämpft hat schon verloren, Meine Erfahrungen in der Politik *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Anja Arp, Redaktion: Gesa Rünker


In Umfragen gehört Rita Süssmuth lange Zeit zu den beliebtesten Politikerinnen in Deutschland. Ihr Aufstieg von der Wissenschaft in die Politik ist steil: 1981 Eintritt in die CDU, 1985 Familien-und Gesundheitsministerin und 1988 die Wahl zur Bundestagspräsidentin.

Dabei würde Rita Süssmuth eigentlich lieber Familien- und Gesundheitsministerin bleiben. Doch Bundeskanzler Helmut Kohl ist in Not. Denn Süssmuths Vorgänger im Amt des Bundestagspräsidenten, Phillip Jenninger, hat eine höchst umstrittene Rede über die Judenverfolgung in der NS-Zeit gehalten und ist deshalb nicht mehr tragbar.

Mitte der 80er-Jahre sind Aids und die Angst davor ein Riesenthema: Die Diagnose Aids kommt damals einem Todesurteil gleich. Die Gesellschaft lernt in dieser Zeit, offen über Sexualität zu sprechen.

Daran wirkt auch die katholische CDU-Ministerin Rita Süssmuth - durchaus im Konflikt mit anderen Unions-Politikern - leidenschaftlich mit und macht 80 Millionen Mark für Aufklärungsarbeit und Prävention locker. Als erste Frauenministerin Deutschlands kämpft Rita Süssmuth außerdem für die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe, für die Frauenquote, für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für die Liberalisierung des §218.

  • In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:
  • Welchen Beruf Rita Süssmuth ursprünglich wählen will.
  • Welche Begegnungen in Paris bleibenden Eindruck bei der katholischen Lehrerstochter hinterlassen.
  • Was "Wahlfreiheit" für Rita Süssmuth bedeutet.
  • Was ABBA und die Bläck Fööss mit Gesundheitsaufklärung in Deutschland zu tun haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professorin Ilse Lenz, emeritierte Soziologie-Professorin und Buchautorin.
  • Rita Süssmuth: Wer nicht kämpft hat schon verloren, Meine Erfahrungen in der Politik (vergriffen).
  • Heike Specht: Die ersten ihrer Art: Frauen verändern die Welt, München 2022.
  • Johanna Klatt: Rita Süssmuth. Politische Karriere einer Seiteneinsteigerin in der Ära Kohl
  • Ilse Lenz: Die neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied

Weiterführende Links:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anja Arp
Redaktion: Gesa Rünker
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Remo Largo, Kinderarzt und Entwicklungsforscher

Remo Largo, Kinderarzt und Entwicklungsforscher WDR Zeitzeichen 24.11.2023 14:15 Min. Verfügbar bis 24.11.2033 WDR 5

Druck und Zwang haben in der Erziehung von Kindern nichts zu suchen, fand Remo Largo (geboren am 24.11.1943). Mit Büchern wie "Babyjahre" hat er Millionen Eltern die Idee einer menschenfreundlichen Entwicklung ihres Kindes nahegebracht.

Remo Largo wird am 24. November 1943 in Winterthur im Kanton Zürich geboren. Als Arzt und Psychologe widmet er sich besonders der kindlichen Entwicklung. Remo Largo erweitert das Verständnis für die Vielfältigkeit von Entwicklung und führt nicht nur Eltern vor Augen, dass wir uns an das Kind anpassen müssen und nicht das Kind an uns. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Monika Czernin, österreichische Autorin und langjährige Freundin Remo Largos; Monika Czernin: Remo Largo. Ein Leben für die Kinder. 2023 *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Martina Meißner, Redaktion: David Rother,


Schon als Kind fällt Remo Largo durch seinen Wissensdurst auf. Und seine ungewöhnliche Lektüre: Er liest die komplette Bibel und den Brockhaus von A-Z.

Largo studiert Medizin, wird aber kurz nach Beendigung des Studiums krank. Er muss seine Berufspläne ändern und landet eher zufällig in der Abteilung eines Kinderkrankenhauses, die sich hauptsächlich mit der kindlichen Entwicklung beschäftigt. Später sagt Remo Largo, dies sei eigentlich eine glückliche Fügung gewesen.

Die wichtigste Erkenntnis in seinen Studien kindlicher Verhaltensweisen ist die der Individualität jedes einzelnen Kindes. Im Sinne Remo Largos gehört das Kind nicht den Eltern, sondern sich selbst. Es kommt nicht auf die Welt, um die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen, sondern um zu jenem Wesen zu werden, das in ihm angelegt ist. Die Verantwortung dafür, dass dies dem Kind gelingt, sieht Largo bei den Eltern.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • Warum Remo Largo schon als Kind "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi liest.
  • Warum es für Kinder durchaus Sinn macht, Löffel auf den Boden zu werfen.
  • Warum Geborgenheit eines der wichtigsten Grundbedürfnisse ist.
  • Womit Remo Largo in der Schweiz hitzige Diskussionen auslöst.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Monika Czernin, österreichische Autorin und langjährige Freundin Remo Largos.
  • Monika Czernin: Remo Largo. Ein Leben für die Kinder. 2023

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: David Rother
Technik: Alexander Buske
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Start der Fernsehserie "Doctor Who" (am 23.11.1963)

Start der Fernsehserie "Doctor Who" (am 23.11.1963) WDR Zeitzeichen 23.11.2023 14:40 Min. Verfügbar bis 23.11.2033 WDR 5

Die am längsten laufende TV-Science-Fiction-Serie der Welt ist "Doctor Who". Dazu beigetragen haben auch die wechselnden Doktoren und typisch britisch eine Telefonzelle.

Die am längsten laufende Science Fiction-Fernsehserie ist nicht etwa "Star Trek", sondern die BBC-Produktion "Doctor Who". Seit 1963 fesselt sie zunächst die britischen Kids und inzwischen Menschen weltweit an den Fernsehern. Sie ist gefühlt urbritisch und auch ein fester Bestandteil der britischen Popkultur. Mit seinen wechselnden Darstellern ist "Doctor Who" buchstäblich nicht totzukriegen und sehr wandelbar. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Raphael N. Klein, Macher des deutschen Fanpodcasts "Whocast", Sheila Walsh, 70-jährige englische Anhängerin der Serie "Doctor Who", Emily Saunders, elfjährige Anhängerin der Serie. *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Daniela Wakonigg, Redaktion: Matti Hesse


Bei Science-Fiction-Fernsehserien denken die meisten vermutlich an die amerikanische Serie "Star Trek" - hierzulande besser bekannt als "Raumschiff Enterprise". Doch den Rekord der erfolgreichsten und am längsten laufenden TV-Science-Fiction-Serie der Welt hält die britische Produktion "Doctor Who".
Die Karriere des heute weltweit berühmten außerirdischen Doktors und Time Lords vom fernen Planeten Gallifrey beginnt Anfang der 1960er-Jahre als eine Art Pausenfüller. Die BBC ist auf der Suche nach einem kostengünstig zu produzierenden Stoff für einen 25-minütigen Sendeplatz.
Man entscheidet sich für das Science Fiction- und Zeitreisethema, in welchem man Technik mit Geschichte verbinden kann und das die ganze Familie vor den Fernseher lockt.
Die Serie gehört bald zum Samstagabendritual. Großbritanniens Kinder sitzen vor den Fernsehern und schauen Doctor Who.
Doch der damalige Chef der BBC, Michael Grade, ist kein Fan der Serie und will sie loswerden. Tatsächlich wird die Serie zunächst einmal eingestellt. Aber der Doktor hat nicht nur Feinde, sondern auch mächtige Freunde! Und zwar viele der Kinder, die einst fasziniert Doctor Who schauten und die nun selbst als Erwachsene in den Medien tätig sind. Sie sorgen dafür, dass der Doktor 2005 seine Wiederauferstehung im Fernsehen erlebt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • Wie eine defekte Tarnvorrichtung einer knatschblauen Telefonzelle zu Weltruhm verhilft.
  • Welches tragische Ereigniss dazu führt, dass die erste Serienfolge direkt wiederholt wird.
  • Wie sich ein drehbuchtechnischer Notnagel zu einem Schlüssel des langfristigen Erfolgs der Serie entwickelt.
  • Welche lobenden Worte ein britischer Scheidungsanwalt für die Serie findet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Raphael N. Klein, Macher des deutschen Fanpodcasts "Whocast".
  • Sheila Walsh, 70-jährige englische Anhängerin der Serie "Doctor Who".
  • Emily Saunders, elfjährige Anhängerin der Serie.

Weiterführende Links:

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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Matti Hesse
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Gewinnerin des Tennis-"Battle of The Sexes": Billie Jean King

Gewinnerin des Tennis-"Battle of The Sexes": Billie Jean King WDR Zeitzeichen 22.11.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 22.11.2099 WDR 5

Billie Jean King, geboren am 22.11.1943, verwandelt viele Matchbälle. Die US-Tennisspielerin kämpft um Preisgelder - und um die Gleichberechtigung von Frauen im Sport.

Billie Jean King ist bis heute eine Ikone des Damentennis. Die US-Amerikanerin, die am 22. November 1943 in Long Beach geboren wird, kämpft dafür, dass das Preisgeld der Damen an das der Herren angeglichen wird. Das ermöglicht Tennisspielerinnen, mit ihrem Sport Millionen zu verdienen und lukrative Werbeverträge abschließen zu können. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ansgar Molzberger und Philipp Born (beide Sportwissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Klasen, Redaktion: Gesa Rünker


Billie Jean King wird am 22. November 1943 als Billie Jean Moffitt in Long Beach, Kalifornien, geboren. Als Kind probiert sie alle möglichen Ballsportarten aus: Volleyball, Baseball, Fußball, Basketball, Softball und entscheidet sich schließlich für Tennis. Sie wird eine Ikone ihres Sports und kämpft auch abseits des Platzes fürs Tennis, z.B. für gleiche Preisgelder für männliche und weibliche Tennisstars.

In den 1960er- und 1970er-Jahren führt Billie Jean King immer wieder die Weltrangliste an. Sie gewinnt im Laufe ihrer Karriere zwölf Grand Slam-Titel im Einzel, sechs davon in Wimbledon, 16 im Doppel und elf im Mixed. Einen berühmten Sieg erringt sie im berühmten "Battle of the Sexes", einem Tennismatch Frau gegen Mann, in dem sie gegen den ehemaligen Wimbledonsieger Bobby Riggs antritt.

Bis heute setzt sich Billie Jean King für den Frauensport ein: Die Kalifornierin ist Mitbesitzerin des Frauen-Fußballvereins "Angel City Football Club" und des Frauen-Basketballclubs "Sparks", beide ansässig in Los Angeles. Außerdem ist sie Miteigentümerin der nordamerikanischen Frauen-Eishockeyliga, die im nächsten Jahr ihren Spielbetrieb aufnimmt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • In welchem Alter Billie Jean King ihre erste Tennisstunde hat.
  • Welches Erlebnis sie dazu bringt, für Gleichberechtigung zu kämpfen.
  • Welche Kompromisse Billie Jean King eingeht, damit Turniere für Frauen veranstaltet werden.
  • In welchem Jahr Frauen erstmals die gleichen Siegesprämien wie Männer erhalten.
  • Wie Billie Jean King einen Tennis-Macho vor 90 Millionen Zuschauern alt aussehen lässt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ansgar Molzberger (Dozent für Sportgeschichte an der Deutschen Sporthochschule Köln)
  • Philipp Born (Leiter des Lehr- und Forschungsgebietes "Tennis" und Tennis-Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln)
  • Billie Jean Kings Autobiografie "All in", Englische Ausgabe, 2021

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nico Söllner

Edmond Halley entdeckt 1718 die Eigenbewegung der Sterne

Edmond Halley entdeckt 1718 die Eigenbewegung der Sterne WDR Zeitzeichen 21.11.2023 14:41 Min. Verfügbar bis 21.11.2099 WDR 5

Astronom, Seemann, Diplomat, Abenteurer und Gentleman: Edmond Halley ist vielseitig - und immer in Bewegung. So wie die Fixsterne, deren Eigenbewegung er entdeckt.

Bei der Kartierung des Südhimmels stößt der Brite Edmond Halley 1677 auf eine Sensation: Die Fixsterne sind offenbar beweglich - und nicht fix, wie die alten Griechen gedacht haben. 40 Jahre lässt er diese Erkenntnis ruhen, weil er keinen Konflikt mit der Kirche riskieren will. 1718 stellt er schließlich fest: Es existiert tatsächlich eine sogenannte Eigenbewegung der Sterne. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Julie Wakefield: Halley's Quest. A Selfless Genius And His Troubled Paramore. Washington D.C. 2005; Alan Cook: Edmond Halley. Charting the Heavens and the Seas. Oxford 1998 *** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Burgmer, Redaktion: Matti Hesse


Im Jahr 1677 fertigt Edmond Halley im Auftrag des britischen Königs eine präzise Karte des Südhimmels. Denn die Krone hat ein vordringliches Ziel: Herrschaft über die Weltmeere - ein britisches Empire. Bei der Kartierung stößt Halley auf eine Sensation: Die Fixsterne sind offenbar beweglich - und nicht fix, wie die alten Griechen gedacht haben.

Doch der 22-Jährige geht der Frage nicht weiter nach. Denn damit stellt er die letzten Reste des alten Weltbildes infrage: die göttliche Himmelssphäre mit den angeblich unverrückbaren Fixsternen. Das könnte Ärger mit der Kirche bedeuten und seine Karriere gefährden.

Zuvor hatte Kopernikus schon die Erde aus der Mitte des Kosmos zwischen die Planeten verbannt und Kepler die perfekten Kreise der Planetenbahnen durch Ellipsen ersetzt. Deshalb beschäftigt sich Halley erst 40 Jahre später wieder mit seiner These und untersucht 1718, ob sich die hellsten Fixsterne bewegen. Das Resultat: Er beobachtet tatsächlich eine sogenannte Eigenbewegung der Sterne.

Damit eröffnet Halley einen komplett neuen Blick auf das Universum: Nicht nur die Planeten des Sonnensystems, sondern auch die Sonne und alle Fixsterne bewegen sich. Erst im 20. Jahrhundert können Astronomen die Geschwindigkeit der Sterne messen - und lernen: Das Universum dehnt sich aus.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:
  • Wie Edmond Halley mit 19 Jahren den königlichen Astronomen John Flamsteed verblüfft.
  • Warum Halley als Astronom auf der Insel St. Helena arbeiten will.
  • Weshalb sich Halley mit der Bestimmung des Längengrads beschäftigt.
  • Welche Bitte er an Isaac Newton richtet.
  • Und welche Geräte der Seemann Halley für die Seenotrettung konzipiert und testet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Julie Wakefield: Halley's Quest. A Selfless Genius And His Troubled Paramore. Washington D.C. 2005.
  • Alan Cook: Edmond Halley. Charting the Heavens and the Seas. Oxford 1998
  • Sibylle Anderl: Dunkle Materie. das große Rätsel der Kosmologie. München 2023

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Autor: Wolfgang Burgmer
Redaktion: Matti Hesse

Der "Schinderhannes" wird zum Tod verurteilt (am 20.11.1803)

Der "Schinderhannes" wird zum Tod verurteilt (am 20.11.1803) WDR Zeitzeichen 20.11.2023 13:51 Min. Verfügbar bis 20.11.2099 WDR 5

Legenden, Theaterstücke und Filme gibt es über den "Schinderhannes": Vielen gilt Johannes Bückler als deutscher Robin Hood. In Wirklichkeit war er ein Dieb und Mörder.

Erpressung, Mord und Totschlag - nach 130 bewiesenen Straftaten wird der "Schinderhannes" 1803 verhaftet. Johannes Bückler, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, kommt in Mainz vor Gericht, das damals von Frankreich besetzt ist. Am 20. November wird der 24-Jährige zum Tod verurteilt. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Mark Scheibe (Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung "Historische Kommission für die Rheinlande 1789-1815 e. V.") *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christoph Vormweg, Redaktion: Gesa Rünker


Im 19. und 20. Jahrhundert gehen Biografen, Schriftsteller, Theater- und Filmemacher der Selbstdarstellung des "Schinderhannes" auf den Leim. Johannes Bückler, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, vertuscht seine Bereitschaft zu mörderischer Brutalität. Er wird vermutlich im Herbst 1779 im Taunus geboren. Mit 16 Jahren begeht "Schinderhannes" als Abdeckerlehrling erste Vieh- und Pferdediebstähle.
Im Jahr 1803 - nach 130 bewiesenen Straftaten, darunter Erpressung, Mord und Totschlag - wird Bückler im Rechtsrheinischen verhaftet und ins linksrheinische, französisch besetzte Mainz ausgeliefert. Denn dort hat er die meisten Straftaten begangen. Mit einem Gnadengesuch möchte der 24-Jährige seinen Kopf retten und bietet sich Napoleon Bonaparte erfolglos als Soldat an.
Nach vier Wochen fällt das Urteil: Am 20. November 1803 wird "Schinderhannes" zusammen mit 19 Mittätern zum Tod verurteilt. Beim Verlassen des Gerichts ruft er in die Menge: "Betrachtet mich nur recht, denn heute und morgen ist es zum letzten Mal."

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • Was der Ausdruck "Schinder" bedeutet.
  • Wie sich Johannes Bückler als Vater und Partner verhält.
  • Welche Rolle der Antisemitismus bei seinen Taten spielt.
  • Wie viele Menschen die Hinrichtung verfolgt haben.
  • Warum heute in Brasilien noch einige Menschen gut über den "Schinderhannes" Bescheid wissen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Mark Scheibe (Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung "Historische Kommission für die Rheinlande 1789-1815 e. V.")
  • Mark Scheibe: Schinderhannes. Nichtsnutz, Pferdedieb, Räuberhauptmann? Historische Kommission für die Rheinlande 1789-1815 e. V., Kelkheim 2008.

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Gesa Rünker
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José Raúl Capablanca: Größtes Schachgenie aller Zeiten?

José Raúl Capablanca: Größtes Schachgenie aller Zeiten? WDR Zeitzeichen 19.11.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 19.11.2099 WDR 5

Der kubanische Schachweltmeister wurde am 19.11.1888 geboren. "Er war vielleicht der größte Schachspieler aller Zeiten", so das US-Schachgenie Bobby Fischer.

José Raúl Capablanca hat vor allem eins: ein phänomenales Gedächtnis. Dadurch kann der junge Kubaner wohl während des Schachspiels unzählige Muster-Stellungen abrufen. Dabei überlegt Capablanca nie lange, seine Schachzüge kommen schnell und präzise und machen ihn zu einer der besten Schachspieler des 20. Jahrhunderts. *** Das ist unser wichtigster Gesprächspartner: André Schulz, Buchautor und Beauftragter des Deutschen Schachbundes für Schachkultur und Schachgeschichte *** Die Macher und Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Andrea Kath; Redaktion: Matti Hesse


Mit gerade einmal vier Jahren soll José Raúl Capablanca seine erste Schachpartie gespielt haben. Das kubanische Wunderkind fällt bald schon über die Grenzen Kubas auf. Die französische Zeitung "Le Figaro" schreibt über den Zwölfjährigen: "Während seine Gegner fünf oder zehn Minuten über einen Zug nachdenken, spielt Capablanca sofort." Er bekommt den Spitznamen "die Schachmaschine."
Der Erste Weltkrieg verzögert die von ihm anvisierte Weltmeisterschaft. Erst 1921 kommt es zum Duell mit dem amtierenden Weltmeister, dem Deutschen Emanuel Lasker. Capablanca gewinnt. Doch er verliert den Titel sechs Jahre später an den Russen Alexander Aljechin, wohl weil Capablanca den Gegner arroganterweise nicht ernstgenommen hat. Aljechin verwehrt ihm trotz seiner jahrelangen Bemühungen eine Revanche.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • Wie José Raúl Capablanca das Schachspielen gelernt hat.
  • Über den Szene-Schach-Treff "Manhattan Chess Club".
  • Warum Capablancas Überheblichkeit ihn den Weltmeistertitel kostet.
  • Wie man einen Schachweltmeister zum Wettkampf auffordert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • André Schulz, Buchautor und Beauftragter des Deutschen Schachbundes für Schachkultur und Schachgeschichte

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse

Von der Suche nach dem eigenen Weg: Hesses "Glasperlenspiel"

Von der Suche nach dem eigenen Weg: Hesses "Glasperlenspiel" WDR Zeitzeichen 18.11.2023 15:05 Min. Verfügbar bis 18.11.2099 WDR 5

Hermann Hesse, ein Lieblingsautor auch von Udo Lindenberg: Am 18.11.1943 erscheint sein Roman "Das Glasperlenspiel".

"Das Glasperlenspiel" ist Hermann Hesses geheimnisvollstes Buch. Die Geschichte spielt in einer zukünftigen Welt, in der die Hauptfigur zum Meister des abstrakten "Glasperlenspiels" aufsteigt. Geschrieben hat Hesse das Buch in der Schweiz, während die Nationalsozialisten um ihn herum vernichten und zerstören. Der NS-Ideologie für die Massen setzt Hesse die unbeirrte Suche des Einzelnen nach dem eigenen Weg entgegen. *** Unsere wichtigste Interviewpartnerin: Regina Bucher, ehem. Direktorin Hesse-Museum in Montagnola. ***Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann; Redaktion: Gesa Rünker


Nach seinen erfolgreichen Romanen "Steppenwolf", "Siddhartha" und "Narziss und Goldmund" sind die Erwartungen an Hermann Hesses neues Buch hoch. Doch das "Glasperlenspiel" macht es den Lesern nicht einfach. Eine abstrakte Geschichte in einem fiktiven Orden in einem zukünftigen Jahrhundert. Die Protagonisten widmen ihr Leben den Erkenntnissen des menschlichen Geistes und den schönen Künsten. Das Glasperlenpiel ist laut Hesse "ein Spiel mit sämtlichen Inhalten und Werten unserer Kultur".
Die Resonanz auf den Roman ist zunächst verhalten. Hesse ist ein wenig genervt: "Manche Leute zerbrechen sich den Kopf über mein Buch, statt ganz einfach es zu lesen und zu probieren, was es ihnen sagt." Elf Jahre hat Hermann Hesse am "Glasperlenspiel" geschrieben, eine Quintessenz aus seiner langen Suche nach der Bestimmung des Einzelnen. Zudem ist das Glasperlenspiel für Hesse "eine magische Zuflucht" vor "der hässlichen Zeit", dem Krieg, der Vertreibung und Vernichtung. Da die Nationalsozialisten seine Werke verbieten, erscheint das "Glasperlenspiel" 1943 in der Schweiz. Drei Jahre später wird er mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:
  • Warum Hermann Hesse elf Jahre am "Glasperlenspiel" arbeitet.
  • Über den lebenslangen Versuch des Autors, mit sich selbst "ins Reine" zu kommen.
  • Warum Hesse als "Vaterlandsverräter" beschimpft wird.
  • Über seine Ehrung mit dem Nobelpreis 1946.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Regina Bucher, ehem. Direktorin Hesse-Museum in Montagnola
  • Hermann Hesse, Sein Leben in Bildern und Texten, hrsg. von Volker Michels, Insel TB 1987
  • Heimo Schwilk, Hermann Hesse. Das Leben des Glasperlenspielers, Piper Verlag 2013
  • Gunnar Decker, Hermann Hesse. DerWanderer und sein Schatten, Hanser Verlag 2012
  • Bernhard Zeller, Hermann Hesse, Rowohlt Monographie 2005

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Rettung des Pharaonentempels von Abu Simbel (ab dem 17.11.1963)

Rettung des Pharaonentempels von Abu Simbel (ab dem 17.11.1963) WDR Zeitzeichen 17.11.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 17.11.2099 WDR 5

Gemeinsam mit einem Baukonzern aus NRW rettet die Unesco den gigantischen Tempel von Ramses II., bevor der in den Fluten des Assuan-Stausees in Ägypten versinkt. Es ist der Beginn der Idee des Weltkulturerbes...

Tausende Techniker und Arbeiter fliegen im Frühjahr 1964 ins Niltal ein. Bagger, Kräne und Planierraupen werden über tausende von Kilometern dorthin gebracht. Damit die beiden Felsentempel zersägt und 180 Meter weiter zusammengebaut werden können, ist moderne Technik genauso nötig wie menschlicher Schweiß. Es gelingt: Abu Simbel wird vor den Fluten gerettet und ist bis heute eine vielbesuchte Tempelanlage in Ägypten. ***Das sind unsere wichtigsten Gesprächspartner: Professorin Angelika Lohwasser, Institut für Ägyptologie Universität Münster, ARD-Korrespondent Georg Troller; ***Autorin: Martina Meißner; Redaktion: David Rother


Beinahe wäre Ramses II. in den 1960er Jahren in den Fluten des Nils untergegangen – nachdem der ägyptische Pharao rund 3200 Jahre in seiner pompösen Tempelanlage Abu Simbel verharrt hatte. Diese liegt mitten im geplanten Überflutungsgebiet des Assuan-Stausees. Die UNESCO läuft Sturm gegen die Pläne, einmal geflutet wären die Kulturgüter für ewig zerstört.

Die einzige bezahlbare Idee: Der Ramses-Tempel soll mit den vier gigantischen Skulpturen abgebaut und an sicherer Stelle wieder aufgebaut werden, ebenso der seiner Frau Nefertari gewidmete kleinere Tempel. Am 17. November 1963 wird ein internationales Firmenkonsortium mit der technischen Durchführung des Projekts beauftragt. Die Leitung übernimmt der Essener Baukonzern Hochtief.

Ein Mammutprojekt, bei dem die beiden Felsentempel in mehr als 1.036 Quader zerlegt und 180 Meter landeinwärts millimetergenau wieder aufgebaut und beinah unsichtbar neu verfugt werden. Das jahrtausendealte ägyptische Bauwunder avanciert zum Wunder moderner Ingenieure.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • Warum Ramses II. der wohl einzige Pharao der Geschichte mit einem modernen Reisepass ist.
  • Wie der Pharao einst den Felstentempel mit den thronenden Statuen erbauen ließ.
  • Warum die UNESCO sich für die Rettung der Tempel einsetzt.
  • Wie das berühmte "Sonnenphänomen", bei dem zweimal im Jahr die Sonne bis ins Heiligtum scheint, erhalten bleibt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professorin Angelika Lohwasser, Institut für Ägyptologie Universität Münster
  • Berichte des ARD-Korrespondenten Georg Troller

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Zen-Lehrer der Hippie-Generation: Religionsphilosoph Alan Watts

Zen-Lehrer der Hippie-Generation: Religionsphilosoph Alan Watts WDR Zeitzeichen 16.11.2023 15:34 Min. Verfügbar bis 16.11.2033 WDR 5

"Philosophical Entertainer", so hat sich Alan Watts (Todestag 16.11.1973) mal beschrieben. Er trägt dazu bei, dass fernöstliche Weisheitslehren im Westen populär werden.

Mit seinen mehr als 25 Büchern, etlichen Artikeln zu Themen wie Identität, der Natur der Wirklichkeit und dem Streben nach Glück wird Alan Watts zum Zen-Lehrer der Hippie-Generation. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Dr. Ursula Baatz, Religionsphilosophie und Zen-Lehrerin, Uni Wien ***Autorin: Melahat Simsek, Redaktion: Matti Hesse


"Dem Leben offen und furchtlos begegnen", so lautet das Credo von Alan Watts. Am meisten beeinflusst Alan Watts die Lehre des Zen-Buddhismus. Der Philosoph ist davon überzeugt, dass das alltägliche Streben nach Macht und Reichtum, auf Dauer unglücklich macht. Es soll ersetzt werden durch ein Loslassen und Sich-Einlassen auf den Fluss des Lebens. Mit seinen Worten trifft Alan Watts den Zeitgeist der 1960er Jahre und wird zum spiritueller Begleiter der Hippie-Bewegung.

Geboren wird Alan Watts 1915 im Südengland. Schon als Jugendlicher beginnt er mit dem Studium der asiatischen Religionen. Er bringt sich selbst Chinesisch bei, um die alten Schriften in der Originalsprache zu lesen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschlägt ihn in die USA. Dort studiert er in nur zwei Jahren die komplette christliche Theologie und arbeitet zwischenzeitlich als Priester.

In Büchern, Radiosendungen und Vorträgen lehrt der charismatische Alan Watts eine Mischung aus Buddhismus, Taoismus und Hinduismus. Seine Fangemeinde wächst stetig. Watts doziert an renommierten Universitäten, darunter die Harvard University, hält Vorträge auf der ganzen Welt. Ihm selbst fällt ein Leben nach seiner Lehre jedoch immer schwerer. Sein großes Arbeitspensum schafft er schließlich nur noch mit Alkohol. Er stirbt am 16. November 1973 mit 58 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Melahat Simsek:
  • Über Prügel und Mobbing in Alan Watts Kindheit.
  • Warum Alan Watts das Priesteramt niederlegt.
  • Wie der Philosoph mit Drogen experimentiert.
  • Warum Watt es nicht schafft, nach seiner eigenen Philosophie zu leben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Ursula Baatz, Religionsphilosophie und Zen-Lehrerin, Uni Wien
  • Inken Prohl, Professorin für Religionswissenschaft an der Universität Heidelberg

Unser Hörtipp:

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Autorin: Melahat Simsek
Redaktion: Matti Hesse

Als ein König den Kongo verkaufte: Leopold II. und Zentralafrika

Als ein König den Kongo verkaufte: Leopold II. und Zentralafrika WDR Zeitzeichen 15.11.2023 14:34 Min. Verfügbar bis 15.11.2099 WDR 5

Die weltweit einzige Kolonie in Privatbesitz wechselt am 15.11.1908 den Besitzer: Leopold II. verkauft "seinen" Kongo an den belgischen Staat - nach Jahrzehnten der Ausbeutung und brutaler Gewalt...

Von 1885 bis 1908 war die heutige Demokratische Republik Kongo das Privateigentum des belgischen Königs Leopold II. Der hatte nur ein Ziel: Prestige und Kapital aus dem Land zu ziehen. Die Einheimischen zwingt er zur Zwangsarbeit, wer nicht pariert, stirbt oder wird verstümmelt. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Christoph Driessen, Historiker und Autor der "Geschichte Belgiens", Arthur Conan Doyle: The crime of the Congo ***Autor: Herwig Katzer, Redaktion: David Rother


Ende des 19. Jahrhunderts beauftragt der belgische König Leopold II. den Afrikaforscher Henry Morton Stanley, für ihn in den Kongo zu reisen. Offiziell soll er das Land erforschen und "humanitäre" Hilfe leisten.

Tatsächlich soll Stanley Land für den belgischen König sichern, der möchte sich – wie seinerzeit üblich – mit kolonialem Besitz schmücken. Stanley kann mit mehr als 400 indigenen Fürsten Verträge abschließen, die sich unter den "Schutz" von Leopold II. stellen. So wird der Kongo zur Privatkolonie des belgischen Königs.

Die Einheimischen bekommen von dem versprochenen "Schutz" indes wenig zu spüren. Stattdessen müssen sie schon bald Zwangsarbeit leisten. Leopolds Leute treiben die Schwarzen beispielsweise mit brutaler Gewalt zur Kautschuk-Ernte. Mord, Folter, Amputationen, Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung.
Als Anfang des 20. Jahrhunderts Missionare ihr Schweigen brechen und europäische Schriftsteller und Journalisten über die Gewaltherrschaft berichten, kommt Leopold II. unter Druck. Am 15. November 1908 verkauft er die Kolonie Kongo an den belgischen Staat. Da der König sofort alle Unterlagen verbrennen lässt, ist bis heute unklar, wie viele Menschen seinem Regime zum Opfer gefallen sind.

In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:
  • Wie der belgischen König zu seiner Privatkolonie kommt.
  • Warum die Erfindung des Gummireifens für Schwarze im Kongo zum Martyrium wird.
  • Dass Leopolds Leute zwar Menschen, aber keine Tiere töten dürfen.
  • Wie Sherlock-Holmes-Erfinder Arthur Conan Doyle die Gräueltaten publik macht.
  • Über die schwierige Aufarbeitung dieser Kolonialzeit, die bis heute in Belgien zu vielen Kontroversen führt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christoph Driessen, Historiker und Autor der "Geschichte Belgiens."
  • Arthur Conan Doyle: The crime of the Kongo
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Autor: Herwig Katzer
Redaktion: David Rother

Krankheitsvertretung am Dirigentenpult: Bernsteins Durchbruch!

Krankheitsvertretung am Dirigentenpult: Bernsteins Durchbruch! WDR Zeitzeichen 14.11.2023 15:01 Min. Verfügbar bis 14.11.2099 WDR 5

Die West Side Story ist sein berühmtestes Musical: Die große Karriere des Dirigenten Leonard Bernstein beginnt am 14.11.1943, als er kurzfristig bei einem Konzert einspringt.

Das Symphonie-Konzert des New York Philharmonic Orchestra wird live aus der New Yorker Carnegie Hall übertragen – dirigiert von dem bis dahin unbekannten Leonard Bernstein. Schon bei Konzertende ist klar: Bernstein steht eine große Karriere bevor, sein Talent ist unverkennbar, ein musikalisches Genie. In den folgenden Jahrzehnt dirigiert Bernstein die großen Orchester, komponiert Sinfonien und Musicals und begeistert weltweit Menschen für Musik. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: The Debut Concert – Beschreibung des Konzerts auf der Seite der Bernstein Familienstiftung; Bernstein, Leonard: Musik für junge Leute. Die Welt der Musik in neun Kapiteln. München (Goldmann) 1988 *** Autor: Holger Noltze; Redaktion: Gesa Rünker


Sein Debüt vor einem Millionenpublikum gibt Leonard Bernstein ohne Probe mit dem Orchester: Der große Dirigent Bruno Walter, der eigentlich an diesem Sonntagnachmittag die New Yorker Philharmoniker dirigieren soll, liegt mit einer heftigen Erkältung im Hotel. Da sich kein anderer Ersatz findet, soll Leonard Bernstein das Konzert in der Carnegie Hall übernehmen. Der 24-Jährige hat gerade als Assistent bei den New Yorker Philharmonikern angefangen und gilt als Musiktalent. Walter gibt dem jungen Bernstein lediglich ein paar Hinweise zu den schwierigsten Stellen der geplanten Stücke, dann lässt man ihn mit seiner Aufgabe allein.

Das Konzert wird live im Radio übertragen – und ein sensationeller Erfolg. "Das Orchester jubelte und stand mit offenem Mund auf der Bühne", erinnert sich ein Geiger später an "den Naseweis", den die renommierten Musiker zunächst skeptisch betrachtet hatten. "Dieser Mann dort war der außergewöhnlichste Musiker, dem ich in meinem ganzen Leben begegnet bin."

Der 14. November 1943 ist der Beginn zu Bernsteins Weltkarriere und einem neuen Typus von Dirigenten: lebendig, charismatisch, lebensfroh und nah am Publikum. Der US-Amerikaner ist das Gegenstück zu den bisherigen konservativen und steifen Dirigenten. Unter anderen adressiert Leonard Bernstein mit seinen "Young People`s Concerts" jungen Menschen und erschließt so neues Publikum.

In diesem Zeitzeichen erzählt Holger Noltze:
  • Wie der 24-Jährige mit einem Konzert berühmt wird und die klassische Musikszene umkrempelt.
  • Warum Leonard Bernstein in gebrauchten und zu großen Anzügen dirigiert.
  • Wieso er mit seinem größten Erfolg, dem Musical West Side Story, später hadert.
  • Über Bernsteins Urschrei beim Schleswig-Holstein-Musikfestival.
  • Wie der Komponist im Alter mit Depressionen, Alkohol, Tabletten und Zigaretten kämpft.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • The Debut Concert – Bernstein Familienstiftung
  • Bernstein, Leonard: Musik für junge Leute. Die Welt der Musik in neun Kapiteln. München (Goldmann) 1988
  • Bernstein, Leonard: Ausgewählte Texte. München (Goldmann) 1988
  • Müller, Sven Oliver: Leonard Bernstein. Der Charismatiker. Ditzingen (Reclam) 2018
  • Omnibus. The historic TV broadcasts (The Archive of American Television). UK-Import, 4 DVDs.

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Autor: Holger Noltze
Redaktion: Gesa Rünker

Laura Bassi, die erste Universitätsprofessorin Europas

Laura Bassi, die erste Universitätsprofessorin Europas WDR Zeitzeichen 13.11.2023 13:22 Min. Verfügbar bis 13.11.2099 WDR 5

Laura Bassi löst einen unglaublichen Hype als erste Universitätsprofessorin Europas. Doch gleichberechtigtes Mitglied der Bologneser Universität war sie damit nicht.

Wie soll die ideale Frau sein? - Im 18. Jahrhundert ist die Antwort auf diese Frage klar: Schön, gütig, fruchtbar. Und wie soll sie möglichst überhaupt nicht sein? - Hochgebildet, wissensdurstig, diskussionsfreudig. Sprich: nicht so wie Laura Bassi. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Prof. Beate Ceranski, Universität Stuttgart, Bassi-Biographin *** Autorin: Maren Gottschalk, Redaktion: Matti Hesse


Als 20-jährige gilt sie in ihrer Heimatstadt Bologna als exotisches Wunderwesen. Was, bitteschön, soll man mit so einer blitzgescheiten und bildungshungrigen Frau anfangen? - Da denken sich die Stadtherren: Vielleicht lässt sich aus der Existenz dieser jungen Ausnahme-Bürgerin Kapital schlagen? Vielleicht könnte Laura Bassi Bolognas alten Ruhm als Hochburg der Gelehrsamkeit zurückbringen?
Es werden öffentliche Diskussionen veranstaltet, über naturwissenschaftliche und philosophische Thesen. Die junge Gelehrte beeindruckt in der geistigen Auseinandersetzung mit den klügsten Professoren Bolognas. Sie wird in die Bologneser Akademie aufgenommen. Sie erhält den Doktortitel und wird schließlich, im Fach Naturphilosophie, zur Universitätsprofessorin ernannt. Als erste Frau in Europa.
Echte Gleichberechtigung mit den männlichen Lehrenden bedeutet das aber noch nicht...

In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • Warum der große Wissensdurst der kleinen Laura zunächst geheim bleiben musste
  • dass aus ihrer Ehe acht Kinder und ein Blitzableiter hervorgingen
  • wie Laura Bassi sich mit anderen hochrangigen Gelehrten vernetzte

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Beate Ceranski, Biographin, Abt. für Geschichte der Naturwissenschaften u. Technik (GNT), Uni Stuttgart
  • In: C. Dziudzia und S. Klimek (Hrsg.), Gelehrte Frauen der Frühaufklärung. Springer Fachmedien 2022
  • Uta Fölsing: Geniale Beziehungen. Berühmte Paare in der Wissenschaft. Becksche Reihe München 1999
  • Jean-Pierre Jenny: Eine Gelehrte aus der gelehrten Stadt. Neue Zürcher Zeitung, 29. Oktober 2011

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner
Onlineproducer: Christoph Tiegel

Loriot: Der 100. Geburtstag

Loriot: Der 100. Geburtstag WDR Zeitzeichen 12.11.2023 15:52 Min. Verfügbar bis 12.11.2099 WDR 5

"Komik beginnt, wo Würde misslingt", hat Vicco von Bülow alias Loriot (geboren am 12.11.1923) gesagt. Er hat den Deutschen Humor geschenkt - und viele Wörter vom "Kosakenzipfel" bis zum "Jodeldiplom".

Loriot, das Universalgenie: Er war Zeichner, Komiker, Filmemacher – und ein genauer Beobachter der deutschen Gesellschaft mit all ihren Umständlichkeiten, Missverständnissen, Satz-Ungetümen und Verklemmtheiten. Lassen Sie uns zur Sitzgruppe gehen... *** Autor: Axel Naumer, Redaktion: David Rother


Auf die Frage, ob er im Zweiten Weltkrieg ein guter Soldat gewesen sei, antwortet er in seinem letzten großen Zeitungsinterview: "Nicht gut genug, sonst hätte ich am 20. Juli 1944 zum Widerstand gehört. Aber für den schauerlichen deutschen Beitrag zur Weltgeschichte werde ich mich schämen bis an mein Lebensende."
Nach dem Krieg machte Vicco von Bülow aus seinem Notabitur ein reguläres und studierte auf Anraten seines Vaters Malerei und Grafik. Danach arbeitete er zunächst als Werbegrafiker. Bald entwirft er das später für ihn so typische Knollennasenmännchen, wird 1950 Cartoonist und nennt sich fortan Loriot. Der Rest ist deutsche Humorgeschichte...

In diesem Zeitzeichen erzählt Axel Naumer:
  • wie Vicco von Bülow in Berlin und Stuttgart ohne Mutter aufwuchs
  • was er über seine "merkwürdigen Heldentaten" im Krieg dachte
  • wie er nach dem Krieg vom Baumfäller zum Grafiker wurde
  • welcher Zufall ihn zum Karikaturisten werden ließ
  • wie viel Ärger ihm seine erste Cartoon-Serie im "Stern" einbrachte

Unser Hörtipp: "Loriot 100 – Mehr Lametta mit Ariana Baborie"

Das sind unsere wichtigsten Quellen und weiterführende Links:

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Autor: Axel Naumer
Redaktion: David Rother
Onlineproducer: Christoph Tiegel

Ein Karnevalshit als Fast-Nationalhymne: Der Trizonesiensong

Ein Karnevalshit als Fast-Nationalhymne: Der Trizonesiensong WDR Zeitzeichen 11.11.2023 15:47 Min. Verfügbar bis 11.11.2033 WDR 5

Karneval 1948. Westdeutschland ist in zwei, und dann in drei Besatzungszonen aufgeteilt. Aus diesem Zustand macht der Kölner Karl Berbuer am 11.11.1948 ein Lied: Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien, damals hochaktuell und politisch brisant.

Karl Berbuer hat ein Gespür für das, was die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg bewegt. Den Nerv der Menschen zu treffen, ist Berbuers Erfolgsrezept. In "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" wird einer seiner größten Erfolge. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Reinold Louis, Karnevalsexperte, Autor; Gabriele Dafft, Landschaftsverband Rheinland; Raderberger Karnevalsclub von 1980 e.V. in Köln. *** Autorin: Irene Geuer; Redaktion: Gesa Rünker und Christoph Tiegel


Nach dem zweiten Weltkrieg werden Westdeutschland und Berlin auf die westlichen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich verteilt. Obwohl das erst im April 1949 offiziell gemacht wird, hat Karl Berbuer schon 1948 die Idee für eines seiner bekanntesten Lieder: "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" - ein politisches Karnevalslied, das das Lebensgefühl der Westdeutschen genau trifft.

Nicht bei allen Deutschen erfreut sich das Lied großer Beliebtheit. Bundeskanzler Konrad Adenauer erinnert sich 1950 bei einer Pressekonferenz daran.

"Da war im Kölner Stadion ein Radrennen. Es war manches belgische Militär in Uniform da vertreten, und schließlich wurden Nationalhymnen angestimmt, und die Musikkapelle, die offenbar einen sehr tüchtigen und geistesgegenwärtigen Kapellmeister gehabt hat, die hat ohne besonderen Auftrag, als die Deutsche Nationalhymne angestimmt werden sollte, das schöne Karnevals Lied angestimmt. Ich bin ein Einwohner von Trizonesien."

Was hätte der Kapellmeister auch tun sollen? Eine Nationalhymne gibt es in der jungen Bundesrepublik noch nicht. Das Deutschlandlied ist zu der Zeit verboten.

Der Kölner Karl Berbuer haut einen Hit nach dem anderen raus. Zum Beispiel auch "Heidewitzka, Herr Kapitän", "O Mosella" oder "Do laachs do dich kapott, dat nennt m’r Camping".

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • Warum Bundeskanzler Adenauer auch bei einem Besuch in Chicago seinen Ohren kaum traut.
  • Wie ein Lied die Sehnsucht nach Zusammenhalt in den ersten Nachkriegsjahren stillt.
  • Warum Karl Berbuer den Spitznamen "Hefeteilchen" trägt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Reinold Louis, Karnevalsexperte, Autor.
  • Gabriele Dafft, Landschaftsverband Rheinland.
  • Raderberger Karnevalsclub von 1980 e.V. in Köln.

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Autorin: Irene Geuer
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"Vater der Türken": Der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk

"Vater der Türken": Der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk WDR Zeitzeichen 10.11.2023 15:15 Min. Verfügbar bis 07.11.2099 WDR 5

1923 ruft Atatürk (gestorben am 10.11.1938) die Republik Türkei aus und verordnet tiefgreifende Reformen: Die Türkei soll ein westliches, ein europäisches Land werden.

Atatürks Lebensleistung brennt sich tief ins kollektive Gedächtnis aller Türkinnen und Türken. Denn 1919/20 bewahrt er das Land vor dem Untergang. In nur 15 Jahren stellt Atatürk Staat und Gesellschaft radikal auf den Kopf. Seine Reformen greifen tief in die Gesellschaft ein. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Prof. Dr. Maurus Reinkowski, Islamwissenschaftler Universität Basel PD; Dr. Gül Şen, Islamwissenschaftlerin Universität Bonn. *** Autorin: Marfa Heimbach; Redaktion: Matti Hesse


Damals gehört das Osmanische Reich zu den Verlierermächten des 1. Weltkriegs und die Sieger planen im Vertrag von Sèvres die komplette Aufteilung des einstigen Riesenreiches.

Doch der Vertrag von Sèvres wird nie ratifiziert. Denn nun schlägt die Stunde des Offiziers Mustafa Kemal. Er verlässt die osmanische Armee, zieht mit seinen Gefolgsleuten gegen die vorrückenden Griechen und siegt.
So ändern die Siegermächte ihren Plan und setzen nun auf ihn, den neuen starken Mann. Im Vertrag von Lausanne werden 1923 weitgehend die heutigen Grenzen der Türkei vereinbart. Noch im selben Jahr ruft Mustafa Kemal die Republik aus und wird ihr erster Präsident.

In nur 15 Jahren stellt Atatürk Staat und Gesellschaft radikal auf den Kopf. Seine Reformen greifen tief in die Gesellschaft ein. Das religiöse Rechtssystem wird abgeschafft und durch Schweizer Zivilrecht ersetzt. Frauen erhalten das Wahlrecht. Die religiösen Schulen werden geschlossen, das Bildungswesen dem Staat unterstellt und das lateinische Alphabet ersetzt die bisher gebräuchliche arabische Schrift.

Der Präsident erneuert die türkische Gesellschaft innerhalb von 15 Jahren bis zu den Grundprinzipien. Er katapultiert das Land auch gegen Widerstände vom Mittelalter in die Moderne. Mustafa Kemal Atatürk stirbt mit 57 Jahren am 10. November 1938 in Istanbul.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • Wie die Sieger des ersten Weltkriegs das Osmanische Reich aufteilen wollen.
  • Warum der Westen Leitbild des jungen türkischen Staates ist.
  • Welche Rolle europäische Männerhüte bei Atatürks Reformen einnehmen.
  • Dass besonders die Landbevölkerung mit den Reformen fremdelt.
  • Dass Recep Tayyip Erdogan länger regiert als Atatürk - und was das mit der Politik seines Vorgängers zu tun hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Maurus Reinkowski, Islamwissenschaftler Universität Basel PD.
  • Dr. Gül Şen, Islamwissenschaftlerin Universität Bonn

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Unser Hörtipp: Die historische Hörspiel-Saga "Boudicca"

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Die Judenpogrome am 9.11.1938

Die Judenpogrome am 9.11.1938 WDR Zeitzeichen 09.11.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 09.11.2099 WDR 5

In der "Reichspogromnacht" 1938 brennen Synagogen, zerstört die SA jüdische Geschäfte, misshandelt die Besitzer. Deren Nachbarn helfen mit. Wie erinnert man sich an diesen Tag, wenn Antisemitismus in Deutschland wieder zum Alltag gehört?

Wie viele Jüdinnen und Juden in der Reichspogromnacht gewaltsam sterben, ist nicht bekannt. Vermutlich sind es 1.300 Menschen. Tausende werden verhaftet. Im Deutschen Reich werden mehr als 1.000 Synagogen und 7.000 jüdische Geschäfte verwüstet - von der SA, aber auch von ganz normalen Bürgern. *** Das sind unsere Interviewpartner: Professor Michael Brenner (Historiker, Ludwig-Maximilians-Universität München) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Uwe Schulz, Redaktion: David Rother


Der 17-jährige Herschel Grynszpan ist in Paris, als erfährt: Seine Familie ist aus Deutschland nach Polen abgeschoben worden. Am 7. November 1938 kauft sich Herschel Grynszpan in Paris einen Revolver und fährt zur deutschen Botschaft. Dort gibt er fünf Schüsse auf den Botschaftssekretär Ernst vom Rath ab.
Zwei Tage später erliegt der Diplomat am Nachmittag seinen Verletzungen. In derselben Nacht kommt es im gesamten Deutschen Reich zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden. Fünf Stunden nach dem Tod des Botschaftssekretärs hat Propagandaminister Joseph Goebbels die Ortsgruppen der NSDAP auf Synagogen und jüdische Geschäfte gehetzt.
Bis heute hält sich die Legende, nur Schlägertrupps der SA seien losgezogen in dieser Nacht. Doch das stimmt nicht. Die Verbrechen werden auch von ganz normale Bürgern verübt. Viele Aktionen sind nicht von oben gesteuert.
Wie viele Jüdinnen und Juden in der Reichspogromnacht gewaltsam sterben, ist nicht bekannt. Vermutlich sind es 1.300 Menschen. Tausende werden verhaftet. Im Deutschen Reiche werden mehr als 1.000 Synagogen und 7.000 jüdische Geschäfte verwüstet.


  • In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:
  • Warum "Erinnerungskultur" zu einem Wort des Jahres 2023 werden könnte.
  • Wie sich 1938 ganz normale Bürger dem Terror der Nazis anschließen.
  • Dass sich die Gewalt gegen jüdische Mitbürger schon Ende des 19. Jahrhunderts ankündigt.
  • Wie ein "neuer" Antisemitismus in der Bundesrepublik beginnt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Michael Brenner (Historiker, Ludwig-Maximilians-Universität München)
  • Thomas Haury (Historiker, Freiburg)
  • Wolfgang Benz: Geschichte des Dritten Reiches C.H.Beck, 2019
  • Thomas Wild: Hannah Arendt Suhrkamp 2006
  • Matthias Küntzel: Nazis und der Nahe Osten Hentrich & Hentrich, 2019

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Sternstunden der Rhetorik: Ciceros Reden gegen Catilina

Sternstunden der Rhetorik: Ciceros Reden gegen Catilina WDR Zeitzeichen 08.11.2023 15:07 Min. Verfügbar bis 08.11.2099 WDR 5

Es sind rhetorische Meisterwerke, die der römische Konsul Cicero am 7. und 8.11.63 v. Chr. gegen Catilina auffährt: Die Republik rettet er damit nicht.

Ausnahmezustand im alten Rom! Der Politiker Lucius Catilina plant eine Verschwörung gegen den Staat. Als Verteidiger der Republik tritt ihm Marcus Tullius Cicero entgegen, der gewählte Konsul des Jahres 63 vor Christus. Der höchste Amtsträger des Staates wehrt sich mit Worten: Mit zwei Reden schlägt Cicero die Aufständischen in die Flucht. *** Das sind unsere Interviewpartner: Professor Ernst Baltrusch (Althistoriker Freie Universität Berlin), Professor Karl-Joachim Hölkeskamp (Althistoriker Universität zu Köln) *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Marfa Heimbach, Redaktion: Gesa Rünker


Catilina will unbedingt Konsul werden. Mehrfach schon hat er sich beworben, immer ist er gescheitert. Jetzt greift er zur Gewalt. Seine Anhänger fischt er aus der Menge der Unzufriedenen: ehrgeizige Adlige, die politisch nicht zum Zuge kommen; Bürger, die hoch verschuldet sind.
Für die Nacht zum 7. November im Jahr 63 vor Christus planen die Verschwörer die Ermordung des Konsuls Cicero. Doch der Anschlag scheitert. Sofort ruft Cicero den Senat zusammen und hält die erste seiner berühmten catilinarischen Reden. Einen Tag später, am 8. November, folgt die zweite Rede vor der Volksversammlung.
Cicero gelingt es dank seiner rhetorischen Fähigkeiten, sowohl im Senat wie auch in der Volksversammlung eine Front gegen diese Aufständischen zu erwirken. Am Ende verlässt Catilina Rom. Doch auch Cicero, der vielleicht beste Redner seiner Zeit, kann letztlich den Untergang der Römischen Republik nicht verhindern.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • Welcher römische Historiker die Auseinandersetzung schriftlich festhält.
  • Welchen symbolträchtigen Versammlungsort Cicero auswählt.
  • Mit welchem rhetorischen Trick er den anwesenden Catilina unter Druck setzt.
  • Wie viele Reden insgesamt Cicero gegen Catilina hält.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Ernst Baltrusch (Althistoriker Freie Universität Berlin)
  • Professor Karl-Joachim Hölkeskamp (Althistoriker Universität zu Köln)

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Unser Hörtipp: "WDR 5 Das Philosophische Radio" mit Jürgen Wiebicke

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Sarah Fitzek

Kurt Eisner ruft den Freistaat Bayern aus (am 7.11.1918)

Kurt Eisner ruft den Freistaat Bayern aus (am 7.11.1918) WDR Zeitzeichen 07.11.2023 14:29 Min. Verfügbar bis 07.11.2099 WDR 5

Schluss mit der Monarchie: Anfang November 1918 ruft der unabhängige Sozialdemokrat Kurt Eisner den Freistaat Bayern aus - und wird dessen erster Ministerpräsident.

Während des Ersten Weltkrieges tritt Kurt Eisner aus der SPD aus - aus Protest gegen die Zustimmung der Partei zu den Kriegskrediten. Der Journalist tritt stattdessen in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ein und wird in Bayern deren Vorsitzender. Noch vor dem offiziellen Kriegsende proklamiert Eisner am 7. November 1918 den "Freistaat Bayern" und wird einen Tag später Ministerpräsdent. *** Das ist unser Interviewpartner: Bernhard Grau (Eisner-Biograf) *** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Thoma Klug, Redaktion: Christoph Tiegel und Gesa Rünker


Im Herbst 1918 ist der Erste Weltkrieg für die Deutschen verloren. Die Monarchie ist am Ende, der Ruf der Revolution geht um. Kurt Eisner, Vorsitzender der USPD in Bayern, zieht von Kaserne zu Kaserne und sammelt Getreue um sich. Am 7. November ruft er die Republik, den Freistaat Bayern, aus und beendet damit die Monarchie von König Ludwig III.
Eisner wird am Tag darauf Ministerpräsident. Anstelle eines Parlaments wird der Provisorische Nationalrat einberufen. Eisners Ziel ist eine Räterepublik, in der alle Bevölkerungsteile für sie zuständige Räte, wie Betriebsräte oder Gemeinderäte, ernennen sollen. Er führt den Acht-Stunden-Arbeitstag und das Frauen-Wahlrecht ein.
Bei der Wahl des Bayerischen Landtags im Januar erleiden die USPD und Eisner allerdings eine schwere Niederlage. Sie erreichen nicht einmal drei Prozent der Stimmen. Als er am 21. Februar 1919, dem Tag der konstituierenden Sitzung des Landtags, seinen Rücktritt verkünden will, wird Kurt Eisner auf dem Weg von einem rechtsextremen Attentäter erschossen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • Durch wen Kurt Eisner zu seiner politischen Haltung inspiriert wird.
  • Wie der Text des von ihm verfassten Revolutionsliedes lautet.
  • Was Thomas Mann über Eisner notiert.
  • Wer der Mörder von Kurt Eisner ist.
Das ist unser Interviewpartner:
  • Bernhard Grau (Eisner-Biograf)
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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Christoph Tiegel und Gesa Rünker
Technik: Holger Maerten

Jazzer, Drogendealer, erster Hipster: Mezz Mezzrow

Jazzer, Drogendealer, erster Hipster: Mezz Mezzrow WDR Zeitzeichen 06.11.2023 15:07 Min. Verfügbar bis 06.11.2099 WDR 5

Ein blasser Mann mit Halbglatze, Typ braver Beamter - trotz dieses Aussehens lebte Mezz Mezzrow eine der wildesten Jazz-Biographien des 20. Jahrhunderts... Am 6.11.1933 nahm er sein erstes Album auf.

Mezz Mezzrow gibt sich gerne als Afroamerikaner aus, weil er sich dem reinen, schwarzen Jazz so verbunden führt. Dabei wächst er in einer weißen, bürgerlichen Familie voller Ärzte und Anwälte auf. Doch Mezz Mezzrow entscheidet sich für ein Leben als Musiker. Manchen seiner weißen Kollegen geht die Schwärmerei für die schwarze Kultur allerdings auf die Nerven. So lästert Klarinettist Sidney Bechet: "Der Mann strengt sich zu sehr an, etwas zu sein, was er nicht ist." *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Mezz Mezzrow, Bernard Wolfe: "Really The Blues", 1946 erstmals aufgelegt; Norman Mailer: "The white negro: Superficial Reflections on the Hipster" (1957)*** Autor: Thomas Mau; Redaktion: David Rother***


Mezz Mezzrow heißt eigentlich Milton Mesirow und stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Chicago. Als er eine Jugendstrafe absitzen muss, lernt er nicht nur Klarinette spielen, sondern lauscht nachts allein dem Blues der Schwarzen, der zu seiner Zelle herüberweht. Die Musik trifft ihn ins Mark: "Ich gehörte zu ihnen, ich fühlte mich ihnen näher als den Weißen." Fortan bemüht sich Mezz Mezzrow um eine afroamerikanische Identität.

Seinen Lebensunterhalt verdient der Musiker meistens mit dem Verkauf von Drogen, aber seine Leidenschaft gilt dem Jazz. Er taucht ein ins Harlem der 1930er-Jahre, den Treffpunkt der Hipster: Afroamerikaner, Einwanderer, Avantgardisten aus Europa, die Jazz hören, Marihuana rauchen und sogar eine eigene Sprechweise entwickeln, den "Jive". Mezz Mezzrow kennt und spielt mit den großen Jazz-Namen: King Oliver, Sidney Bechet, Bix Beiderbecke oder Louis Armstrong. Seine Biografie "Really The Blues" gilt als eines der wichtigsten Jazzbücher seiner Zeit.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • Wie sich Mezz Mezzrow mit Drogengeschäften über Wasser hält
  • Warum ein Gefängnisaufseher ihn seine Haftstrafe bei den Schwarzen Insassen absitzen lässt.
  • Was sich genau hinter dem Ausdruck "Hipster" verbirgt
  • Warum Mezz Mezzrow den wahren Schwarzen Jazz ausgerechnet in Frankreich findet

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Mezz Mezzrow, Bernard Wolfe: "Really The Blues", 1946 erstmals aufgelegt
  • Norman Mailer: "The white negro: Superficial Reflections on the Hipster" (1957)

Weiterführende Links:

Die persönlichen Mezz-Mezzrow-Empfehlungen des Autors Thomas Mau:
  • Free Love (Mezz Mezzrow)
  • Swinging with Mezz (Mezz Mezzrow and his Orchestra)
  • The Sheik of Araby (Mezz Mezzrow)
  • Four or Five Times (10-30-51) (Mezz Mezzrow)
  • Getting Together (Take1) [Remasterd 2014] (Mezz Mezzrow)
  • Savoy Blues (Kid Ory's Creole Jazz Band)
  • Canal Street Blues (King Oliver)
  • Ain't Misbehavin' (Louis Armstrong)
  • Black And Blue (Louis Armstrong)
  • You're a Viper (The Reefer Song) (Fats Waller)
  • Reefer Man (Cab Calloway & His Orchestra)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Mau
Redaktion: David Rother

Von der Zerbrechlichkeit des amerikanischen Traums: Sam Shepard

Von der Zerbrechlichkeit des amerikanischen Traums: Sam Shepard WDR Zeitzeichen 05.11.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 05.11.2099 WDR 5

Sam Shepard (geboren am 5.11.1943 in Illinois, USA) ist ein Multitalent: Gefeierter Theaterautor, bekannt als Schauspieler in vielen Nebenrollen als Cowboy oder Testpilot.

Sam Shepard ist der Shooting-Star der Theaterszene der 1960er Jahre: Seine Stücke sind ungestüm, wild und entlarven den "amerikanischen Traum". Nach den ersten Off-Broadway-Erfolgen geht Shepards Karriere steil nach oben: Er gewinnt den Pulitzer-Preis und wird als Schauspieler für den Oscar nominiert. Sam Shepard ist ein künstlerisches Allround-Talent – mit entsprechenden Allüren und Exzessen. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Bettina Walther, S. Fischer Theaterverlag; Michael Lippold, Schauspieler und Regisseur; Sam Shepard: "Der große Himmel", S. Fischer, Frankfurt a.M., 2006.***Autoren: Veronika Bock/Ulrich Biermann; Redaktion: Matti Hesse


Mit 19 Jahren schließt sich Sam Shepard einer vorbeikommenden Theatergruppe an und verlässt die kalifornische Provinz Richtung New York. Im Gepäck die Leiden der Provinz: Trauma der Kriegsrückkehrer, familiäre Gewalt und im Alkohol ertränkte Emotionen.
Sein erstes Theaterstück "Cowboys" hat er angeblich auf die Rückseiten von Bonbonpapier gekritzelt. "Schreiben war wie eine Rettung für mich", sagt Shepard später. Seine Stücke sind wild, wirr, wie eine Explosion, schreiben die Kritiker. Schnelle Einakter, die Szenen wechseln rasch und ohne sich aufeinander zu beziehen – und kommen an.
Sein Thema ist die Sehnsucht nach dem amerikanischen Traum und das Scheitern daran. Er skizziert einsame und verletzte Seelen, die auf Pferderücken oder am Steuer des Pick-ups durchs Leben gleiten. Sam Shepard wird erst zum Shooting-Star der New Yorker Off-Broadway-Szene, dann folgt Hollywood – und eine unermüdliche Schaffensperiode. Es werden mehr als 55 Theaterstücke, mehr als 50 Filme, dazu Fernseh- und Streamingproduktionen. Hinzu kommen Gedichte, Erzählungen und Kurzgeschichten. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Preis stirbt Sam Shepard am 27. Juli 2017 mit 73 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählen Veronika Bock und Ulrich Biermann:
  • Wie Sam Shepard im Westen der USA aufgewachsen ist
  • Warum er sich als gefeierter Autor eine Farm zulegt
  • Über die Affäre von Sam Shepard mit Patti Smith
  • Warum Regisseur Volker Schlöndorff nach dem gemeinsamen Film "Homo Faber" nie wieder ein Wort mit Sam Shepard gesprochen hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Bettina Walther, S. Fischer Theaterverlag
  • Michael Lippold, Schauspieler und Regisseur
  • Sam Shepard: "Der große Himmel", Frankfurt a.M., 2006
  • Don Shewey: Sam Shepard, New York 1985
  • Robert Greenfield TRUE WEST: Sam Shepard’s Life, Work and Times, 2023
  • Patti Smith: Just Kids, Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010

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Autoren: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: Matti Hesse

Das erste It-Girl: Carolina "La Belle" Otéro (geb. am 4.11.1868)

Das erste It-Girl: Carolina "La Belle" Otéro (geb. am 4.11.1868) WDR Zeitzeichen 04.11.2023 14:37 Min. Verfügbar bis 04.11.2099 WDR 5

Der russische Zar, der deutsche Kaiser, ein britischer Prinz: Sie alle liebten die schöne Otéro, Tänzerin und damals wohl die bekannteste Frau der Welt.

Dates mit Carolina Otéro gibt es nur gegen Diamanten – und die reichsten und einflussreichsten Männer ihrer Zeit bezahlen sie gerne. Gestorben ist Carolina "La Belle" Otéro trotzdem arm: Sie hat ihren Reichtum im Casino verspielt. Ihr Leben dauert 96 Jahre und ist eins der faszinierendsten ihrer Epoche. Sie hat den modernen Tanz bereichert, sie hat Künstler inspiriert – und die tragischen Momente ihrer Biografie gern unter den Teppich gekehrt… *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Brygida Ochaim, Tänzerin und Choreografin. Carmen Posadas: La Belle Otéro, Die große Verführerin der Belle Epoque *** Autorin: Christiane Kopka, Redaktion: David Rother


Wenn Carolina Otéro ihren Geburtstag feiert, natürlich im besten Restaurant von Paris, kommen Könige, Kaiser und Zaren. Mit einigen von ihnen geht sie ins Bett, ihr verfallen sind sie alle. Einer der damals reichsten Menschen der Welt schenkt der Otéro eine Yacht für eine einzigen Abend mit ihr. Als glutäugige, ausdrucksstarke Tänzerin macht sie Bizets Oper "Carmen" populär – ihr expressionistischer Tanzstil gilt heute als ein Wegbereiter des Modern Dance.

Otéro wöchst in ärmlichen Verhältnissen auf und wird schon als Kind Opfer einer Vergewaltigung. Doch das verschweigt sie und genießt ihr Leben als berühmte Frau im Kreis der Mächtigen und Reichen.

Mit Juwelen behängt posiert sie auf Bällen. Wenn der spanischer Eintopf "Puchero" aufgetischt wird, ein Gericht aus Kichererbsen, Huhn, Ochsenkeule, Eisbein, Blutwurst und Chorizo, isst Otéro gerne fünf Portionen – und tanzt danach wieder auf dem Tisch. Sie soll den Schriftsteller Marcel Proust zur weltberühmten Romanfigur der Odette inspiriert haben, Renoir lässt sich von ihr zu Gemälden inspirieren. Angeblich sind sogar die Türme eines Hotels in Cannes ihren Brüsten nachempfunden.

Als die "Belle Epoque" nach dem Ersten Weltkrieg in Scherben liegt, zieht sich Carolina Otéro zurück. Ihren Reichtum verspielt sie in Casinos, die ihr eine danach eine spärliche Rente spendieren. Sie stirbt weitgehend vergessen erst im Jahr 1965 – in einer Welt, die mit der ihrer Jugend nicht mehr viel zu tun hat.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • Wie Carolina Otéro wirklich hieß
  • Welche Teile ihre Biografie sie wohl erfunden hat – und was davon wahr ist
  • Wie ein russischer Großfürst die Otéro seinen Freunden einmal auf einem Silbertablett präsentierte
  • Warum ihr Tanzstil von Choreografen heute für bahnbrechend gehalten wird

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Brygida Ochaim, Tänzerin und Choreografin.
  • Carmen Posadas: La Belle Otéro, Die große Verführerin der Belle Epoque
  • Caroline Otéro: "Die Erinnerungen der schöne Otéro",  Hamburg 1926
  • Barbara Sichtermann/Ingo Rose: "Kurtisanen, Konkubinen und Mätressen", Ebersbach & Simon 2016

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Autor: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

Der EGMR: letzte Hilfsinstanz bei Menschenrechtsverletzungen

Der EGMR: letzte Hilfsinstanz bei Menschenrechtsverletzungen WDR Zeitzeichen 03.11.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 03.11.2099 WDR 5

Bis zu seiner grundlegenden Reform tagt der EGMR nur gelegentlich - am 3.11.1998 nimmt er als Ständiger Gerichtshof für Menschenrechte seine Arbeit auf.

Seniorinnen aus der Schweiz klagen gegen ihr Land für mehr Klimaschutz. Eine Gruppe portugiesischer Jugendlicher geht noch weiter, klagt gleich 32 Staaten des Europarates an: Die Richter des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte haben viel zu tun. Alle Bürgerinnen und Bürger der aktuell 46 Mitgliedsstaaten können sich nach Straßburg wenden, wenn sie sich in ihren Menschenrechten verletzt fühlen. Die Idee dahinter: Frieden in Europa sichern, denn Unterdrückung im Inneren eines Staates verläuft häufig parallel zu Aggressionen nach außen. Das Konzept geht nicht ganz auf. Nach dem Angriff auf die Ukraine wird der russische Staat am 16. September 2022 vom Europarat suspendiert. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Angelika Nußberger, ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Gerichtshof; Frank Schwabe, SPD, Leiter der Deutschen Delegation beim Europarat in Straßburg*** Autorin: Susanne Rabsahl; Redaktion: Christoph Tiegel / Gesa Rünker, Technik: Annette Skrzydlo.


Die Idee zu einer durchsetzungsstarken Instanz für Menschenrechte ist kurz nach dem 2. Weltkrieg entstanden, in der Gründungsphase des Europarats. Ein Gerichtshof für Menschenrechte für ganz Europa soll eine Gewaltherrschaft und Diktatur wie unter den Nationalsozialisten künftig verhindern. 1959 nimmt der Gerichtshof in Straßburg seine Arbeit auf.

In den Anfangsjahren trifft sich der Europäische Gerichtshof nur sporadisch, eine Kommission prüft zunächst die vorgebrachten Anliegen, bevor diese den Richtern vorgelegt werden. Doch allmählich etabliert sich die Institution. Länder, die in den Europarat neu aufgenommen werden wollen, müssen die Menschenrechtskonvention unterzeichnen.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs steigt die Mitgliederzahl auf 47 Mitglieder. Deren rund 800 Millionen Bürger und Bürgerinnen können sich seit Inkrafttreten der Reform am 3. November 1998 direkt an das Gericht wenden. Seither arbeiten die von den Mitgliedsländern abgesandten Richter hauptberuflich für den Gerichtshof – und kommen mit der Arbeit kaum nach.

Verurteilt wird beispielsweise Russland für die Erstürmung der von tschetschenischen Terroristen besetzten Schule 2004, weil die verwendeten Kriegswaffen mehr Opfer unter den Kindern gefordert hätten. Selbst verurteilte Verbrecher wie Magnus Gäfgen können sich an Straßburg wenden: Das Gericht kritisierte die Verhörmethoden der deutschen Polizei gegen den Entführer des Bankierssohns Jakob.

In diesem Zeitzeichen erzählt Susanne Rabsahl:
  • Warum der Europäische Gerichtshof Opfer seines eigenen Erfolgs geworden ist
  • Wie Schweizer Seniorinnen und portugiesische Jugendliche vor dem Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte mehr Klimaschutz einklagen
  • Warum der Gerichtshof nur im Notfall Länder ausschließt – obwohl einige gegen die Menschenrechte verstoßen

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Angelika Nußberger, ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Gerichtshof
  • Frank Schwabe, SPD, Mitglied des Deutschen Bundestages und Leiter der Deutschen Delegation beim Europarat in Straßburg
  • Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte

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Autorin: Susanne Rabsahl
Redaktion: Christoph Tiegel / Gesa Rünker
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Día de los Muertos, Mexikos "Tag der Toten" (am 2.11.)

Día de los Muertos, Mexikos "Tag der Toten" (am 2.11.) WDR Zeitzeichen 02.11.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 02.11.2033 WDR 5

Bunt, laut und vollgestopft mit gutem Essen: So gedenken die Mexikaner der Toten an Allerseelen. Der Día de los Muertos ist eine Mischung aus Jahrtausende alten Traditionen, christlichen Einflüssen - und einem aktuellen James-Bond-Film...

In Deutschland ist der 2. November "Allerseelen". An diesem Tag denken viele im Stillen an ihre verstorbenen Angehörigen. Nicht so in Mexiko: Hier wird der "Tag der Toten", der "Día de los Muertos", mit Musik, Tanz – und üppigen Speisen begangen. Immerhin kehren an diesem Tag –so der traditionelle Glauben – die Seelen der Toten für einige Stunden zurück zu ihren Lieben. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Wiebke Ahrndt, Ethnologin, Altamerikanistin und Direktorin des Übersee-Museums in Bremen. Übersee Museum Bremen: Lebende Tote. Totenkult in Mexiko. Frankfurt/Main, Eichborn, 1986.***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Daniela Wakonigg, Redaktion: David Rother


Bereits Wochen vor dem 2. November, dem Dia de los Muertos, beginnen in Mexiko jedes Jahr die Vorbereitungen: Totenmasken und Skelette schmücken Häuser und Gärten, in den Bäckereien locken süße Totenschädel. Niemand kann im Oktober in Mexiko dem "Tod entkommen". Schließlich hat jeder einen toten Familienangehörigen oder Freund, deren Seelen am Día de los Muertos aus dem Totenreich zurückkommen – so die Vorstellung der Mexikaner.

Allerdings finden die Seelen der Toten den Weg aus dem Grab in die Häuser ihrer Familien nicht allein. Die Lebenden weisen ihnen den Weg, indem sie Blumen streuen. Im Haus erwarten die Rückkehrer ein reich geschmückter Altar mit üppigen Speisen und viel Alkohol.

Seit 2003 zählt der Día de los Muertos zum UNESCO-Welterbe. Die Feierlichkeiten beginnen bereits am Abend des 31. Oktober, wenn sich Groß und Klein verkleiden und Mariachi-Musik im ganzen Land erklingt. Längst haben sich hier mexikanische Traditionen mit dem US-amerikanischen Halloweenfest vermischt.

Höhepunkt ist der Abend des 2. Novembers: Nachdem zusammen mit den Seelen der Verstorbenen, mit Familie, Nachbarn und Freunden ausgiebig gegessen und gefeiert wurde, werden sie mit Musik wieder zurück zum Friedhof begleitet. Dort können die Seelen dann ruhen – bis zum nächsten "Día de los Muertos".

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • Warum die Mexikaner den Tod feiern
  • Die Ursprünge des mehrtägigen Totenfestes in Mexiko
  • Wie ein James Bond-Film den "Día de los Muertos" verändert hat
  • Warum die Mexikaner ihren Toten Kuchen und Schnaps servieren

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Wiebke Ahrndt, Ethnologin, Altamerikanistin und Direktorin des Übersee-Museums in Bremen.
  • Übersee Museum Bremen: Lebende Tote. Totenkult in Mexiko. Frankfurt/Main, Eichborn, 1986.
  • Garscha, Karsten: Das Leben, nur eine kurze Reise: Der mexikanische Totenkult. Iberoamericana, 17. Jahrg., No. 2 (50) (1993), S. 16-37. https://www.jstor.org/stable/41671375
  • Einige Kapitel aus dem Geschichtswerk des Fray Bernhardino de Sahagun. Aus dem Aztekischen übersetzt von Eduard Seler. Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1927. Outlook Verlag, Frankfurt 2022.

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: David Rother

Forschungsreisender, Entdecker, Chauvinist: Nikolai Prschewalski

Forschungsreisender, Entdecker, Chauvinist: Nikolai Prschewalski WDR Zeitzeichen 01.11.2023 16:04 Min. Verfügbar bis 01.11.2099 WDR 5

Ist das nicht der Mann, der das Prschewalski-Pferd entdeckt hat? Nikolai Prschewalski (gestorben am 01.11.1888) war ein Forschungsreisender, ein Entdecker - aber auch ein Chauvinist.

Als junger Soldat hat Nikolai Prschewalski einen schweren Stand in der russischen Armee. Seine Kameraden sehen ihn als Sonderling, der jede dienstfreie Minute nutzt, um die Natur zu studieren. In einem Herbarium sammelt er akribisch Pflanzen, er verschlingt wissenschaftliche Bücher über Botanik, über Zoologie. Auch Geographie interessiert ihn brennend. Seine Studien zahlen sich aus: Nikolai Prschewalski darf auf Expeditionen gehen und entdeckt in den weitgehend unbekannten Gebieten zahlreiche Säugetiere, Vögel und Pflanzen - darunter die nach ihm benannten Prschewalski-Pferde. Auf seiner letzten Reise in den Himalaya stirbt er am 1.11.1888 mit 49 Jahren.***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Nikolai M Prschewalski: Reisen in der Mongolei - und den Wüsten Tibets bis zum "blauen See" Kuku-Nor; Edition Erdmann.; Waltraud Zimmermann, Zoologin, Autorin des Buchs "Prschewalski Pferde". ***Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Wolfgang Meyer; Redaktion: Matti Hesse ***


Wann genau Nikolai Prschewalski geboren wird, ist nicht so ganz klar. Fest steht nur, dass es im April 1839 geschieht, wahrscheinlich am 12. oder 13. April. Schon als Kind streift er am liebsten durch die Wälder, die das elterliche Gut in Russland umgeben.

Gleich nach dem Abitur tritt Nikolai mit 16 Jahren in die russische Armee ein. Bei den Kameraden hat er einen schweren Stand. Sie sehen wohl in diesem Nikolai Prschewalski einen Sonderling, der jede dienstfreie Minute nutzt, um die Natur zu studieren. In einem Herbarium sammelt er akribisch Pflanzen, er verschlingt wissenschaftliche Bücher über Botanik, über Zoologie. Auch Geografie interessiert ihn brennend. Schließlich studiert er in St. Petersburg.

Die Vorgesetzten und am Ende sogar der Zar sehen die Talente des jungen Mannes. Im April 1867 darf der 28-jährige Prschewalski zu einer Expedition ins Amur-Gebiet starten. Schon auf seiner ersten Reise entdeckt er zehn neue Säugetierarten, sammelt mehr als dreihundert Vögel, einige hundert Eier und mehr als dreihundert Pflanzenarten in zweitausend Exemplaren. Wissenschaftler verbringen Jahre damit, seine Proben und Präparate zu erforschen und auszuwerten. .

Auf die erste Reise folgen vier weitere. Bei der Expedition durch die Wüste Gobi findet er einen seltsamen Pferdeschädel. Einige Tage danach schenkt ihm ein Jäger das passende Fell dazu. Dem Entdecker ist klar: Das muss ein besonderes Pferd sein. Später wird die Pferdeart als Prschewalski-Pferd bekannt.
Auf seiner fünften großen Reise infiziert sich Nikolai Prschewalski mit Typhus und stirbt 1. November 1888 mit 49 Jahren.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • Wieso Prschewalski seine Kameraden bei der Armee als "Gesindel" bezeichnet.
  • Warum sein Traum vom Entdeckerleben Prschewalski für drei Tage in Arrest bringt.
  • Wieso die Wissenschaft zu Unrecht lange davon ausging, dass das Prschewalski-Pferd das letzte urtümliche Wildpferd sei.
  • Wie Prschewalski auch seine letzte Ruhestätte fern der Heimat findet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Waltraud Zimmermann, Zoologin
  • Nikolai M Prschewalski: Reisen in der Mongolei - und den Wüsten Tibets bis zum "blauen See" Kuku-Nor; Edition Erdmann.
  • N.M. Prschewalski: Auf Schleichwegen nach Tibet. Herausgegeben von Detlef Bennecke, Edition Erdmann (nur antiquarisch)
  • Tomas Micek und Waltraut Zimmermann: Przewalski Pferde. Tecklenborg.2013

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Matti Hesse
Onlineproducerin: Vera Kettenbach

Studs Terkel und das Geschenk der Unsterblichkeit

Studs Terkel und das Geschenk der Unsterblichkeit WDR Zeitzeichen 31.10.2023 14:16 Min. Verfügbar bis 31.10.2099 WDR 5

Studs Terkel interessiert sich zutiefst für die Menschen, die er interviewt - egal ob Promi oder Kellnerin. Das macht ihn zu einem der profiliertesten Journalisten und Schriftsteller seiner Zeit. Am 31.10.2008 ist er gestorben.

Studs Terkel bezeichnet sich selbst als "Guerilla-Journalisten". In bis dahin nicht gekannter Art und Weise entwickelt er seine besondere Form des Interviews. In den Pionier-Zeiten des Fernsehens ist er einer der ersten, der eine eigene Talkshow bekommt. *** Literaturtipp: Studs Terkel - Working. People Talk about What They Do All Day and How They Feel about What They Do. 1997 *** Autorin: Jana Fischer, Redaktion: David Rother


Studs Terkel kommt in New York zur Welt, seine Eltern sind russisch-jüdische Einwanderer, ein Schneider und eine Näherin. Als er acht ist, zieht die Familie nach Chicago um.
Studs wird überzeugter Linker, was später noch Auswirkungen auf seine Karriere hat. Nach der Schule studiert er erst einmal Jura. Statt in einer Kanzlei schließt er sich mit mäßigem Erfolg einer Theatergruppe an. In den frühen 1930er-Jahren lernt er die Sozialpädagogin Ida Goldberg kennen.

In Sachen Arbeit wiederum findet Terkel durch Zufall seine Berufung, als seine Schauspieltruppe bei einem lokalen Radiosender zu Gast ist. Terkel ist begeistert. Das Radio hat sich gerade als Massenmedium etabliert. Ende der 1940er-Jahre kommt das Fernsehen dazu. Studs Terkel hat bald seine eigene Soap namens "Studs Place".

Aber die Fernsehkarriere ist nicht von Dauer. Die antikommunistische McCarthy-Ära erreicht in den USA ihre Blütezeit. Auch Studs Terkel gerät ins Visier des FBI, der aus seinen linken Ansichten keinen Hehl macht. Terkel landet auf der berüchtigten "Blacklist", die unliebsame Künstlerinnen und Künstler von der Arbeit in Film und Fernsehen ausschließt. Zwangsläufig konzentriert er sich wieder aufs Radio. Auf dem Sender WFMT in Chicago hat er ab 1952 seine eigene Interview-Sendung, "The Studs Terkel Program", die er 45 Jahre lang moderiert.

Mit Mitte Fünfzig beginnt Terkel, Oral History Bücher zu veröffentlichen. Darin dokumentiert er die Berichte von Zeitzeugen. Terkel nennt seine Methoe "Guerilla-Journalismus“. Das erste Buch, "Division Street America" zeichnet ein Panorama der Gesellschaft Chicagos Ende der 1960er-Jahre.

Es folgt ein Buch über die Zeit der großen Depression und 1974 dann Terkels wohl bekanntestes Buch: "Working". Darin spricht Terkel mit Menschen über ihre Arbeit und darüber, was sie ihnen bedeutet - vom Model bis zur Prostituierten.

Studs Terkel arbeitet weiter, veröffentlicht Gesprächssammlungen über Jugend, über den American Dream - mit 73 Jahren gewinnt er den Pulitzer-Preis für "The Good War", eine Sammlung von Protokollen über den zweiten Weltkrieg. Nach dem Tod seiner Frau befasst Terkel sich auch beruflich mit der Vergänglichkeit. Für "Gespräche über Leben und Tod" befragt er Menschen über ihren Blick aufs Sterben. Studs Terkel stirbt am 31. Oktober 2008, mit 96 Jahren. Sein Sohn Dan verabschiedet ihn mit den Worten, mit denen Terkel all seine Radiosendungen beendet hat: "Take it easy, but take it." - Nimm es leicht, aber nimm es!

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
  • Wie Studs Terkel unzähligen Menschen ein Stück Unsterblichkeit schenkt.
  • Warum Terkel das Hotel seines Vater als "seine Universität" bezeichnet.
  • Wie Terkel mit dreifachen Martinis versucht, FBI-Agenten milde zu stimmen.
  • Welchen später weltberühmten Folk-Musiker Studs Terkel in seiner Talkshow begrüßt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Jana Fischer
Redaktion: David Rother
Onlineproducerin: Vera Kettenbach