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Max Lorenz: Der Tenor, der Hitler trotzte

Max Lorenz: Der Tenor, der Hitler trotzte WDR Zeitzeichen 11.01.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 12.01.2099 WDR 5

Eine Jahrhundertstimme bescheinigt man dem Heldentenor Max Lorenz. Dass Adolf Hitler seine Auftritte in Bayreuth bewundert, schützt den schwulen Sänger und seine jüdische Ehefrau. Lorenz stirbt am 11.01.1975.

Im Dezember 1926 gewinnt der gebürtige Düsseldorfer Max Lorenz einen Gesangswettbewerb in der Berliner Philharmonie, an dem über dreihundert Sänger teilnehmen. 1933 verpflichtet man ihn an die Berliner Staatsoper. Es folgen zahlreiche Gastspiele an vielen Opernhäusern in aller Welt. Mit seiner Kunst beeindruckt Lorenz nicht nur das Opernpublikum, sondern auch einige Nazigrößen. Sein Gesang ermöglicht dem Homosexuellen, mit einer Jüdin verheirateten Max Lorenz, das Überleben. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Thomas Voigt, deutscher Journalist und Filmemacher ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • wie ein Geistlicher die Gesangskarriere des Düsseldorfer Metzgersohns Max Sülzenfuß, später Lorenz, entscheidend in Gang bringt,
  • welche wichtige Rolle Richard Wagners Sohn Siegfried für die Karriere des Sängers spielt,
  • wie Lorenz sich vor einem wichtigen Gesangstest vorübergehend die Stimme ruiniert,
  • wie sich ein Familienmitglied dafür bedankt, dass Lorenz seine jüdische Frau und die Schwiegermutter im Nationalsozialismus schützt.

Der gebürtige Düsseldorfer Max Lorenz entwickelt sich in den 1920er und 30er Jahren zum bekannten und viel beschäftigten Heldentenor. Ab 1933 singt er regelmäßig bei den Wagner-Festspielen auf dem Grünen Hügel in Bayreuth.

Seine ersten Erfolgsjahre in Bayreuth fallen in die Zeit des Nationalsozialismus. Aber Lorenz ist homosexuell und seine Frau Lotte Jüdin. Als Lorenz mit einem jungen Mann erwischt wird, setzt sich Winifred Wagner, die Schwiegertochter des Komponisten, bei ihrem Freund Adolf Hitler für den Sänger ein. Lorenz, seine Ehefrau und die Schwiegermutter erhalten den persönlichen Schutz Hermann Görings. Max Lorenz schützt während der NS-Zeit nicht nur seine Frau, sondern auch andere jüdische Kolleginnen und Kollegen. Sein Schwager hat ihm das nie vergessen. Max Lorenz wird 73 Jahre alt. Er stirbt am 11. Januar 1975.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Thomas Voigt, deutscher Journalist und Filmemacher
  • Walter Herrmann: Max Lorenz. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1976
  • Max Lorenz - Wagner’s Mastersinger - Hitler’s Siegfried. Eine Dokumentation von Eric Schulz und Claus Wischmann. DVD Medici 0880242569288
  • Max Lorenz: Berlin, Bayreuth, Wien. In: Josef Müller-Marein/Hannes Reinhardt. Das musikalische Selbstportrait von Komponisten, Dirigenten, Instrumentalisten, Sängerinnen und Sängern unserer Zeit. Hamburg: Nannen 1963, S. 91-97

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Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Frank Zirpins

John D. Rockefeller und die Quelle seines legendären Reichtums

John D. Rockefeller und die Quelle seines legendären Reichtums WDR Zeitzeichen 10.01.2025 14:08 Min. Verfügbar bis 11.01.2099 WDR 5

John D. Rockefeller gründet am 10.1.1870 Standard Oil. Damit wird er zum ersten Milliardär der Wirtschaftsgeschichte. Sein Reichtum ist bis heute sprichwörtlich.

Die Standard Oil Company macht John D. Rockefeller zum Superreichen, doch sein Enkel beschreibt ihn als bescheidenen Mann. Trotz seines gewaltigen Vermögens sei der tiefreligiöse Rockefeller verhältnismäßig bedürfnislos. Seine Religiosität hält ihn allerdings nicht davon ab, knallhart gegen Konkurrenzunternehmen vorzugehen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Heiko Kleve, Wittener Institut für Familienunternehmen ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • warum John D. Rockefellers Image durchaus widersprüchlich ist,
  • was Rockefeller mit Henry Ford, Steve Jobs oder Elon Musk verbindet,
  • mit welchen Methoden Rockefeller Konkurrenten vom Markt räumt,
  • warum Rockefeller ausgerechnet durch die gerichtlich angeordnete Zerschlagung der Standard Oil Company noch reicher wird.

John D. Rockefeller steht prototypisch für den US-amerikanischen Lebenstraum "vom Tellerwäscher zum Millionär". Sein Motto: "Schau nach vorn." Nicht zurück auf die bedrückende Zeit der Kindheit, als der Vater die Familie im Stich lässt. Vielleicht verhilft diese Fähigkeit Unternehmern wie ihm zum Erfolg. Oder dass ihnen am Ende egal ist, was die Welt von ihnen denkt.

Rockefeller kämpft nach den ersten Öl-Funden im Jahr 1859 mit harten Bandagen gegen die Konkurrenz. Mit Erfolg: Die Standard Oil Company, die er am 10. Januar 1870 in seiner Heimatstadt Cleveland im Bundesstaat Ohio gründet, macht ihn schwindelerregend reich und mächtig.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und unser Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Heiko Kleve, Wittener Institut für Familienunternehmen
  • Ida Tarbell, Investigativjournalistin: Beiträge in McClure’s Magazine. 1902 bis 1904
  • John D. Rockefeller: The Classic Autobiography. Artikelserie 1909

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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Christoph Tiegel und Seva Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

Der ewige König von Deutschland - Geburtstag von Rio Reiser

Der ewige König von Deutschland - Geburtstag von Rio Reiser WDR Zeitzeichen 09.01.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 10.01.2099 WDR 5

Rio Reiser wird am 9.1.1950 geboren. In seinem kurzen Leben wird er zur musikalischen Ikone der 68er, zum Popstar, zum queeren Vorreiter und zum Meister des tragischen Chansons auf Deutsch.

Rio Reiser ist Sänger der Band "Ton Steine Scherben" und der selbst ernannte "König von Deutschland". Rio Reiser lebt für die Musik - ein wildes, aber viel zu kurzes Leben. Insgesamt nimmt er sechs Soloalben auf. Er schreibt Theaterstücke und Filmmusik, ist als Schauspieler aktiv und schreibt für die Stadt Unna eine Oper. Doch sein Arbeitspensum und vermehrter Alkoholkonsum fordern ihren Tribut: Gerade mal 46 Jahre ist Rio Reiser alt, als er am 20. August 1996 stirbt. Die offizielle Todesursache lautet Kreislaufversagen aufgrund innerer Blutungen. ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gert C Möbius, Bruder, Drehbuchautor, zeitweise Manager von Ton Steine Scherben***


In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • wie aus Ralph Christian Möbius Rio Reiser wird,
  • welche Rollen Dosenravioli und Ben Hur in den Nachmittagen des 13-jährigen Ralph Christian spielen,
  • was den Zusammenhalt der Familie Möbius stärkt,
  • womit Herbert Grönemeyer es sich bei Rio Reiser gründlich verdorben hat.

1966 ist aus Ralph Christian Möbius längst Rio Reiser geworden. 1970 gründet er die Band "Ton, Steine, Scherben".

Schon 1984 veröffentlicht Rio Reiser eine erste erfolglose Solosingle. 1986 erscheint die erste Solo LP, gefolgt von einer erfolgreichen Tournee. Alte Fans werfen ihm Ausverkauf an die Industrie vor. In den folgenden zehn Jahren erscheinen fünf weitere Soloalben. Rio Reiser reibt sich auf. In Talkshows wirkt er zwar witzig und wach, aber er wird blasser und dünner. Am 20. August 1996 stirbt Rio Reiser in Fresenhagen/Nordfriesland an Herz- und Kreislaufversagen nach einer anstrengenden Solotour. Die letzten Worte des Pfarrers am Grab: "Keine Macht für niemand, auch nicht für den Tod."

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Gert C. Möbius, Rio Reisers Bruder und Drehbuchautor, zeitweise Manager von "Ton Steine Scherben"

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Autor: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Frank Zirpins

Boudicca: Wie die keltische Rebellin London niederbrannte

Boudicca: Wie die keltische Rebellin London niederbrannte WDR Zeitzeichen 08.01.2025 13:59 Min. Verfügbar bis 09.01.2099 WDR 5

Eine Frau führt im Jahr 60 n.Chr. die Rebellion der Kelten gegen die römischen Besatzer in Britannien an. Boudicca feiert gibt erste Siege, das antike Londinium brennt - dann schlägt Rom zurück...

Im Boudicca-Aufstand erheben sich in den Jahren 60 n. Chr. und 61 n. Chr. die insel-keltischen Volksstämme der Icener und Trinovanten gegen die römischen Besatzer. Unter Führung der britannischen Königin Boudicca werden unter anderem das heutige Colchester, London und St. Albans verwüstet und gebrandschatzt. Verteidiger und Bewohner finden den Tod. Eine zahlenmäßig unterlegene römische Armee unter Gaius Suetonius Paulinus bezwingt die Aufständischen schließlich in den Midlands. ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professor Kai Brodersen, Historiker für Antike Kultur an der Universität Erfurt.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Tobias Sauer:
  • wie die Sorge um ihre Töchter Boudicca zur Rebellen-Anführerin macht,
  • wie die Britannier in ihrem Zorn den Römern an Grausamkeit nicht nachstehen,
  • warum Boudicca als Frau eine besondere Herausforderung für die Römer ist,
  • wer sich später auf die keltische Anführerin Boudicca beruft.

Im Jahr 60 gerät die römische Herrschaft über Britannien bedrohlich ins Wanken. Rebellen erobern die römische Provinzhauptstadt Camulodunum (Colchester) und brennen die heutigen Städte London und St. Albans nieder. Zehntausende sterben. Der Aufstand trifft die Römer völlig unvorbereitet.

Am meisten überrascht sie aber, dass die Rebellion von einer Frau angeführt wird: Boudicca, der Witwe von Prasutagus, dem König der Icener. Prasutagus wollte den Frieden sichern, indem er sein Reich sowohl dem römischen Kaiser Nero als auch seinen beiden Töchtern vermacht. Doch nach seinem Tod ignorieren die Römer das Testament. Für Boudicca ist der Moment gekommen, sich gegen die Besatzer zur Wehr zu setzen. Boudiccas Kampf um die Freiheit scheitert. Ein Großteil ihrer Kämpfer fällt der kampferfahrenen römischen Armee zum Opfer, während die Römer nur geringe Verluste beklagen. Immerhin kann Boudicca vom Schlachtfeld fliehen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Kai Brodersen, Historiker, Prof. für Antike Kultur, Universität Erfurt
  • Verena Schulz, Philologin, Prof. für klassische Philologie, Universität Eichstätt
  • Tacitus: Annalen. Übersetzt von Erich Heller, Düsseldorf/Zürich 2005
  • Tacitus: Agricola. Übersetzt und erläutert von Karl Büchner, Stuttgart 1985
  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh, Düsseldorf 2009
  • Mary Beard (2023): SPQR: die tausendjährige Geschichte Roms, Frankfurt am Main 2023
  • Caitlin Gillespie: Boudica: warrior woman of Roman Britain, New York 2018
  • Adrian Goldsworthy: Pax Romana: war, peace and conquest in the Roman world, London 2017.

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Autor: Tobias Sauer
Redaktion: David Rother
Technik: Antonia Herzog

Inês de Castro: die Tote, die Königin von Portugal wurde

Inês de Castro: die Tote, die Königin von Portugal wurde WDR Zeitzeichen 07.01.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 08.01.2099 WDR 5

Sie war die verbotene Liebe des portugiesischen Thronfolgers. Am 7. Januar 1355 wurde Inês de Castro auf königliche Anordnung ermordet. Um posthum doch Königin zu werden.

Es ist die größte Liebesgeschichte Portugals, und sie ist genauso schaurig wie traurig: Am Johannistag anno 1360 erstrahlt die Kathedrale von Coimbra im Schein unzähliger Kerzen. Auf einem der beiden Thronsessel im Chor lehnt eine schmale Gestalt, völlig reglos, in Purpur gehüllt, eine Krone auf dem Kopf. Neben ihr sitzt Pedro I., ein düsterer Mann mit scharfen Zügen. Der König wartet auf die Granden seines Reiches. Sie sollen seiner Gemahlin Inês zur Krönung gratulieren. Doch Portugals Königin ist seit fünf Jahren tot. ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Klaus Herbers, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • die tragische Geschichte der verbotenen Liebe zwischen dem jungen Thronfolger Pedro I. und der schönen Hofdame Inês de Castro,
  • wie viele Opern über das tragische Schicksal der Inês de Castro verfasst werden,
  • warum Inês de Castro als Bedrohung für die Unabhängigkeit Portugals angesehen wird,
  • welch tragische Folgen ein Jagdausflug des jungen Prinzen hat,
  • wie Pedro I. grausam Rache an den Mördern seiner Frau genommen haben soll.

Die Romanze von Inês de Castro und Dom Pedro gilt als Portugals "Romeo und Julia". Sie handelt von glühender Liebe und Hingabe, von politischem Mord und grausamer Rache, von inniger Verbundenheit weit über den Tod hinaus.
Im Jahr 1340 muss das noch junge Königreich Portugal, das sich erst im 12. Jahrhundert von Spanien gelöst hat, um seine Unabhängigkeit kämpfen. König Alfons IV. will die Spannungen mit dem König von Kastilien durch die Hochzeit seines ältesten Sohn Pedro mit der kastilischen Prinzessin Constança Manuel beilegen. Der Infant ist nicht gerade begeistert von seiner Braut. Constança bringt 1340 allerdings eine Vertraute mit, die ihn auf den ersten Blick verzaubert: Inês de Castro. Der Beginn einer tragischen Liebesgeschichte.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Klaus Herbers, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Zeha Schröder, deutscher Bühnenautor, Regisseur und Schauspieler
  • Axel Schönberger: "Die portugiesische Geschichte von den Anfängen bis zur Nelkenrevolution im Abriss." In: Dietrich Briesemeister/Axel Schöneberger (Hrsg.): "Portugal heute: Politik, Wirtschaft, Kultur", S. 119-158 Vervuert Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1997
  • Annette Seemann: "Wahn, der uns beglückt. Leid, das uns erdrückt - Inês de Castro und Dom Pedro". In: Annette Seemann: "Sinnlichkeit und Eigensinn. Außergewöhnliche Frauenleben." Reinbek bei Hamburg 2002
  • Walther L. Bernecker/Klaus Herbers: "Geschichte Portugals", Stuttgart 2013

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Christoph Tiegel/Matti Hesse
Technik: Theo Kramer

Es war einmal ein übersehener Märchenbruder: Ferdinand Grimm

Es war einmal ein übersehener Märchenbruder: Ferdinand Grimm WDR Zeitzeichen 06.01.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 07.01.2099 WDR 5

Die berühmten Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm, hatten noch einen Bruder, der Märchen sammelte. Vergleichbarer Erfolg blieb ihm versagt. Ferdinand Grimm starb am 6.1.1845.

An seinem Lebensende wohnt Ferdinand Philipp in einem feuchten, kalten Zimmer zur Miete, ernährt sich von "alter Blutwurst" und schreibt mit klammen Fingern an seinen Sammlungen. Er hat vor, noch ein eigenes großes Werk herauszugeben.


In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • wer alles zur Familie Grimm gehört,
  • warum Ferdinand Philipp Grimm oft als schwarzes Schaf bezeichnet wird,
  • unter welchem Pseudonym er publiziert,
  • wie seine bekannten Brüder über seine Märchensammlung denken,
  • was er mit Heinrich von Kleist und Bettina von Arnim zu tun hat.

Ferdinand Philipp Grimm hat zeit seines Lebens mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Am 18. Dezember 1788 wird er in Hanau in eine Überfliegerfamilie geboren, in der seine älteren Brüder Jacob und Wilhelm - die Gebrüder Grimm - den Ton angeben. Von ihnen wird er als nutzlos und faul eingeschätzt.

Auch gesundheitlich geht es Ferdinand Philipp nicht gut: Er leidet an Depressionen und schreibt im Alter von Gicht, Schwindel, Ohnmachtsanfällen und anhaltenden Kopfschmerzen. Die Arbeitsdisziplin, die seine berühmten Brüder auszeichnet, hat er nicht. Es gelingt ihm nicht, seine Begabungen zu bündeln und beruflich erfolgreich zu werden. Trotzdem veröffentlicht er verschiedene Bücher. Das Erscheinen seiner eigenen großen Sammlung, "Burg- und Bergmärchen", erlebt er allerdings nicht mehr.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Heiner Boehnke (Autor)
  • Hans Sarkowicz (Autor)
  • Jule Ana Herrmann (Literaturwissenschaftlerin)
  • Heiner Boehnke und Hans Sarkowicz: Der fremde Ferdinand - Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders. Berlin 2020
  • Jule Ana Herrmann: Ein Denkmal aus Papier und Tinte - Zum literarischen Einfluss Benedikte Nauberts auf das Werk Ferdinand Grimms. Baden-Baden 2020

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Sefa Inci Suvak

John Rabe: "Der gute Deutsche von Nanking"

John Rabe: "Der gute Deutsche von Nanking" WDR Zeitzeichen 05.01.2025 14:43 Min. Verfügbar bis 06.01.2099 WDR 5

Im japanisch-chinesischen Krieg rettet er mehr als 200.000 Chinesen das Leben. In China als Held gefeiert, stirbt John Rabe am 5.1.1950 unbekannt und verarmt in Berlin.

Weltweit steht die Hakenkreuzfahne für Judenhass, Verfolgung und Diskriminierung. In der chinesischen Hauptstadt Nanking wird sie 1937 ironischerweise zum Symbol für das Überleben: John Rabe kennzeichnet damit die internationale Schutzzone in seinem Garten und kann so chinesische Zivilisten vor den vorrückenden Japanern in Sicherheit bringen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Torsten Weber (Historiker, Deutsches Institut für Japanstudien Tokio) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • durch wen John Rabe zur Einrichtung einer internationalen Schutzzone inspiriert wird,
  • warum er Adolf Hitler um Hilfe bittet,
  • wie Rabe japanische Tiefflieger-Angriffe verhindert,
  • was die Gestapo nach Rabes Rückkehr nach Deutschland gegen ihn unternimmt,
  • warum er nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst nicht entnazifiziert wird.

Am 13. Dezember 1937 besetzen japanische Truppen die damalige chinesische Hauptstadt Nanking. Das japanische Kaiserreich will in Ostasien die alles beherrschende Großmacht werden.

Der deutsche Kaufmann John Rabe leitet zu diesem Zeitpunkt die Siemens-Vertretung in Nanking. Ihm gelingt es, dort eine internationale Schutzzone einzurichten: Rund zwei mal zwei Kilometer groß, am Rand der Zone Rabes Wohnhaus. Er nimmt Flüchtlinge auf, lässt sie in seinem Garten kampieren und in seinem Haus übernachten.

Im Februar 1938 muss Rabe Nanking verlassen, weil Siemens die dortige Filiale schließt. Er kehrt nach Deutschland zurück. Rund 200.000 Menschen haben bis zu diesem Zeitpunkt dank der Sicherheitszone das Massaker der japanischen Truppen überlebt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Torsten Weber (Historiker, Deutsches Institut für Japanstudien Tokio)
  • Erwin Wickert (Hg.): John Rabe. Der gute Deutsche von Nanking. München, 2009

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek

Victor Lustig: Der Hochstapler, der den Eiffelturm verkaufte

Victor Lustig: Der Hochstapler, der den Eiffelturm verkaufte WDR Zeitzeichen 04.01.2025 14:19 Min. Verfügbar bis 05.01.2099 WDR 5

Es klingt absurd, doch Victor Lustig gelingt es 1925 tatsächlich, als angeblich korrupter Staatsbeamter den Eiffelturm zu verkaufen. Besessen hatte er ihn natürlich nie.

Sein ganzes Leben ist eine Performance. Victor Lustig ist nie der, der er zu sein scheint. Er ist ein Trickbetrüger und Hochstapler österreichisch-ungarischer Herkunft. Weltweit bekannt ist er als der Mann, der den Eiffelturm verkauft. Mit Abrissarbeiten und Alteisen kann man in den 1920er Jahren gutes Geld verdienen. Das weiß Victor Lustig aus einem Gespräch mit einem US-amerikanischen Bauunternehmer. In der französischen Hauptstadt Paris gibt es einige solvente Schrotthändler. Victor Lustig gelingt es, einen dieser Schrotthändler spektakulär übers Ohr zu hauen: Er "verkauft" ihm den Eiffelturm. Es ist Lustigs größter, aber nicht sein letzter Coup. ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Lydia Benecke, deutsche Kriminalpsychologin und Sachbuchautorin.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie die Diskussionen um den Erhalt des Eiffelturms Victor Lustigs größten Coup einleiten,
  • warum Victor Lustig sich selbst als "korrupten Staatsdiener" präsentiert,
  • wie sein Vater und eine Violine das Verhältnis des jungen Victor zu Autoritäten vielleicht nachhaltig prägen,
  • wie sich sogar Gangsterboss Al Capone auf Victor Lustig einlässt.

In den 1920er Jahren, als der Eiffelturm etwa 40 Jahre alt ist, zeigt er bereits Anzeichen von Verfall. Es gibt Debatten darüber, wer für seine Instandhaltung bezahlt oder ob er besser abgerissen werden soll.

Der Trickbetrüger Victor Lustig nutzt die Diskussionen zur Vorbereitung seines größten Coups. Er organisiert inszenierte Treffen, bei denen er vorgibt, ein Vertreter der französischen Regierung zu sein. Sein Auftrag: Den Eiffelturm als Schrott verkaufen. Der Eisenhändler André Poisson fällt auf Lustig herein. Als der Betrug auffliegt, ist Lustig längst über alle Berge. Sein Leben lang lebt er von großen und kleinen Betrügereien, bis er auf der Gefängnisinsel Alcatraz landet. Dort erkrankt der König der Hochstapler an einer Lungenentzündung, wird verlegt und stirbt 1947 im Gefängniskrankenhaus Springfield in Missouri. Aktenkundig werden insgesamt 47 Decknamen - und hieß er wirklich Victor Lustig?

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Lydia Benecke, deutsche Kriminalpsychologin und Sachbuch-Autorin
  • Christopher Sandford, Journalist und Lustig-Biograph

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Matti Hesse

Vom Wiener Salon in die Savanne: Löwenforscherin Joy Adamson

Vom Wiener Salon in die Savanne: Löwenforscherin Joy Adamson WDR Zeitzeichen 03.01.2025 14:38 Min. Verfügbar bis 04.01.2099 WDR 5

Sie zieht eine Löwin mit der Flasche auf, um sie auszuwildern - ein gefährliches Experiment, das es so noch nie gegeben hat. Am 3.1.1980 wird die Tierschützerin ermordet.

Joy Adamson setzt sich zeitlebens für den Tierschutz ein. Vor allem Löwenbaby "Elsa" hat es ihr angetan. Sie zieht die Raubkatze mit der Flasche groß; ihr inniges Verhältnis beschreibt sie in dem Buch "Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten". Doch Joy hat auch einen streitbaren Charakter, der sie wohl letztlich das Leben kostet. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Ulrike Schmitzer, Journalistin und Autorin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jonas Colsman:
  • wie drei Löwenbabys Joys dritte Ehe retten,
  • von einer tiefen Liebe, die sie nicht bei ihrer Familie, sondern bei Löwin "Elsa" findet,
  • wie die eigentlich als Friederike Victoria Gessner geborene Österreicherin zu ihrem Spitznamen "Joy" kommt,
  • wie Experten heute darüber denken, wilde Tiere zu halten,
  • von Tyrannei- und Rassismus-Vorwürfen gegen die Naturforscherin.

Joy Adamson ist nicht nur Malerin und Schriftstellerin, sie ist vor allem eine Löwenmutter. Ihr dritter Mann, der in Kenia lebende Naturforscher George Adamson, bringt 1956 drei verwaiste Raubkatzen-Babys mit nach Hause. Joy zieht sie auf und entwickelt vor allem zur jüngsten und schwächsten ein inniges Verhältnis. Über das Leben mit "Elsa" schreibt sie ein Buch, das zum weltweiten Bestseller und später als aufwändige Hollywood-Produktion verfilmt wird.

Die Löwen sind es auch, die unter Verdacht stehen, als Joy am Abend des 3. Januar 1980 schwer verletzt aufgefunden wird. Dass ihr Tod ein brutaler Mord ist, wird sich erst später herausstellen. Bis heute gibt es Spekulationen um die Hintergründe zum Mord. Joy Adamsons Kampf für die Tiere inspiriert die Menschen bis heute.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ulrike Schmitzer, Journalistin und Autorin
  • Alexander Śliwa, Kurator beim Kölner Zoo
  • Ulrike Schmitzer: Joy Adamson (2024)
  • Joy Adamson: Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten (1962)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Jonas Colsman
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
Technik: Jürgen Beiner

Wie ein Kinohit die Wiedergeburt des Ku-Klux-Klans befeuerte

Wie ein Kinohit die Wiedergeburt des Ku-Klux-Klans befeuerte WDR Zeitzeichen 02.01.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 03.01.2099 WDR 5

Anfang Januar 1915 wird "The Birth of a Nation" in den USA uraufgeführt. Der erste Blockbuster der Filmgeschichte ist ein zutiefst rassistisches Werk.

"The Birth of a Nation" von David Wark Griffith ist einer der erfolgreichsten Stummfilme aller Zeiten. Dass das Werk dabei sowohl rassistisch wie revisionistisch ist, sagt einiges aus über den Zustand der damaligen amerikanischen Gesellschaft. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Volker Depkat, Amerikanist (Universität Regensburg) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • von der "great migration", der Flucht vieler Afroamerikaner aus dem Süden vor wirtschaftlicher Not, Diskriminierung und Lynchjustiz,
  • von der Wiedergeburt des Ku-Klux-Klans,
  • dass der Film zunächst "The Clansman" heißt und warum er umbenannt wird,
  • wie "The Birth of a Nation" die Tatsachen verdreht und die Afroamerikaner selbst für die "Entzweiung" verantwortlich macht.

Im Januar 1915 feiert der erste abendfüllende Spielfilm in der Geschichte der amerikanischen Popkultur Premiere. "The Birth of a Nation" (Die Geburt einer Nation) revolutioniert das Kino - mit seiner episch angelegten Erzählstruktur und brillanten technischen Innovationen. Er begeistert die Massen, wird zum ersten Blockbuster der Filmgeschichte.

Doch inhaltlich ist der Film hochproblematisch und umstritten. Das Historiendrama über zwei Familien im amerikanischen Bürgerkrieg beschönigt die einstige Plantagenwirtschaft in den Südstaaten, verharmlost die Sklaverei, predigt die Trennung der Rassen und verherrlicht offen den Ku-Klux-Klan. So trägt der Film auch zu dessen Wiederaufstieg bei, bis Mitte der 1920er-Jahre wird der KKK zu einer Massenbewegung mit Millionen Mitgliedern.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Volker Depkat, Amerikanist (Universität Regensburg)
  • Volker Depkat: Geschichte der USA. Stuttgart, 2016
  • Melvyn Stokes: D. W. Griffith’s The Birth of a Nation. A History of "The Most Controversial Motion Picture of All Time". Oxford, 2007

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Annette Skrzydlo

Landnahme am Roten Meer: Italien gründet die Kolonie Eritrea

Landnahme am Roten Meer: Italien gründet die Kolonie Eritrea WDR Zeitzeichen 01.01.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 02.01.2099 WDR 5

Der Bau des Suez-Kanals lässt auch in Italien koloniale Träume wachsen. Am 1.1.1890 erklärt das Königreich seine Besitztümer am Horn von Afrika zur Kolonie Eritrea. Mit Folgen bis heute.

Eritrea wird erst 1993 ein unabhängiger Staat. Zunächst italienische Kolonie, später britisches Mandatsgebiet, dann eine Provinz des Nachbarn Äthiopien, schafft das Land erst unter Rebellenführer Isayas Afewerki den Weg in die Unabhängigkeit. Er ist der erste und bisher einzige Präsident. Unter seiner Herrschaft entwickelt sich das Land zu einer Diktatur.


In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • wie Italiens Interesse an Ostafrika mit dem Suezkanal zusammenhängt,
  • woher der Name Eritrea stammt und was er bedeutet,
  • warum in Eritreas Stadt Asmara faschistische Architektur-Visionen umgesetzt sind,
  • wann Italien aus Eritrea abzieht.

Eritreas Kolonialgeschichte beginnt mit einem Handel. Ein Lokalfürst verkauft die Bucht von Assab am Roten Meer an eine italienische Schifffahrtsgesellschaft. Wenige Jahre später besetzt Italien die Bucht und startet einen Eroberungszug. Im August 1889 erreichen die königlichen Truppen Italiens Asmara, 2.400 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, an einer Handelsroute zwischen Hochland und Rotmeerküste und einer Pilgerstraße in den Sudan.

Nach der Besetzung der Provinzstadt erklärt Italiens König Umberto I. die eroberten Gebiete am Roten Meer zur Kolonie Eritrea. Er ist der erste einer Reihe von fremden Herrschern, die Anspruch auf Eritrea erheben. Heute ist das Land zwar unabhängig, aber eine autoritäre Diktatur. Ein Leben in Frieden ist dort noch immer nicht möglich.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Frank Zirpins

Dunkles Mittelalter? Von wegen! So lebten wir 1224

Dunkles Mittelalter? Von wegen! So lebten wir 1224 WDR Zeitzeichen 31.12.2024 15:22 Min. Verfügbar bis 01.01.2099 WDR 5

Seuchen, Kriege, Aberglaube? Nicht ganz falsch, dieses Bild vom Mittelalter - aber auch nicht ganz richtig: Wir können viel von den Menschen damals lernen: Wie lebte es sich heute vor 800 Jahren?

Ins Mittelalter will niemand zurück. Aber: Was können wir von unseren Vorfahren lernen? Die Menschen sind damals veränderungsbereiter als heute. "Sie würden sich sicher darüber wundern, warum wir so verzagt sind", sagt Geschichtsprofessorin Annette Kehnel. "Darüber, dass wir - obwohl wir so viele Möglichkeiten haben, unsere Umwelt zu gestalten - trotzdem zu wenig dafür tun." ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professorin Annette Kehnel (Mittelalter-Historikerin, Universität Mannheim)***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • wie der Läuterungsort "Fegefeuer" das Leben im Hochmittelalter verbessert,
  • welches Wetter damals in Mitteleuropa herrscht,
  • wer auf dem Gebiet des heutigen Deutschland das Sagen hat,
  • was "Beginenhöfe" mit der Emanzipation der Frau zu tun haben,
  • wie Glück und Kooperation im Mittelalter zusammenhängen.

Ein Zeitalter zwischen Glorifizierung und Diffamierung: Das heutige Bild vom Mittelalter schwankt zwischen diesen beiden Polen hin und her. Doch die mittelalterliche Wirklichkeit ist vielfältig. Zwar sind die Lebenserwartung und die medizinischen Standards tiefer als heute. Doch gearbeitet wird weniger: Damals beträgt die jährliche Durchschnittsarbeitszeit rund 1.600 Stunden, heute liegt sie bei ungefähr 1.800 Stunden.

Auch der Umgang mit der Natur ist nachhaltiger. In der Südpfalz gibt es zum Beispiel Waldgebiete, die niemandem gehören, aber von vielen genutzt werden. Verschiedene Dörfer treffen sich deshalb regelmäßig, um festzulegen, wer wo Bäume für Bau- und Feuerholz fällen darf. Und wo nachgepflanzt wird, um sicherzustellen, dass sich auch die Kinder und Enkel noch versorgen können.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professorin Annette Kehnel (Mittelalter-Historikerin, Universität Mannheim)
  • Annette Kehnel: Die sieben Todsünden – Menschheitswissen für das Zeitalter der Krise. Hamburg 2024
  • Annette Kehnel: Wir konnten auch anders – eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit. München 2021
  • Ulrich Nonn (Hrsg.): Quellen zur Alltagsgeschichte im Früh- und Hochmittelalter. Darmstadt 2003 bis 2007

Musiktipp von Thomas Pfaff:
Ougenweide: Bald Anders

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: David Rother

Schauspielerin Luise Rainer: Hollywood, nein danke!

Schauspielerin Luise Rainer: Hollywood, nein danke! WDR Zeitzeichen 30.12.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 31.12.2099 WDR 5

Sie war schön, selbstbewusst - und die einzige Deutsche, die je den Oscar gewann. Sogar zweimal (1937/38). Luise Rainer starb am 30.12.2014 mit 104 Jahren in London.

Luise Rainer schreibt als zweifache Oscar-Gewinnerin Filmgeschichte. Nach Hollywood gelangt sie über Umwege: Als man auf der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses von ihren exzentrischen Verhalten genug hat, geht sie zunächst nach Wien zu Max Reinhardt ans renommierte "Theater in der Josefstadt". 1934 nimmt sie ein Angebot aus Hollywood an, weil sie sich als Jüdin auch in Wien nicht mehr sicher fühlt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Bernd Desinger, Leiter des Filmmuseums Düsseldorf ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • mit welchen Star-Allüren Luise Rainer schon als Auszubildende ihre Theater-Kollegen nervt,
  • warum sie in Hollywood als "Wiener Träne" gefeiert wird,
  • über ihr illustres Leben nach der Schauspielerei mit Freunden wie Albert Einstein, George Gershwin, Arthur Miller und Dorothy Parker.

Der große Durchbruch gelingt Luise Rainer 1936 mit einer Szene in der Filmkomödie "Der große Ziegfeld": Am Telefon gratuliert sie als Geschiedene ihrem Ex-Mann zur neuen Vermählung. Sie erhält für ihre überzeugende Darstellung der tief verletzten Ex-Frau den Oscar. Ein Jahr später folgt ein weiterer für die weibliche Hauptrolle in "Die gute Erde".

Kurz darauf beendet Luise Rainer ihre Karriere. Mit 28 Jahren fühlt sie sich ausgebrannt und die Rollenangebote sind ihr zu seicht. Sogar als ihr Federico Fellini eine Rolle in "La dolce Vita" anbietet, lehnt sie wegen einer Bett-Szene empört ab. Stattdessen genießt sie nun ihr luxuriöses Privatleben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Bernd Desinger, Leiter des Filmmuseums Düsseldorf
  • Antje Kahnt, Autorin und Stadtführerin in Düsseldorf
  • Ralf Oldenburg, Biograf von Luise Rainer
  • Ralf Oldenburg: Looking back. Der Blick zurück. Luise Rainer. Felsberg 2019
  • Antje Kahnt: Düsseldorfs starke Frauen, Düsseldorf 2016
  • Judith Prokasky: Luise Rainer: Ausdruck und Anspruch. Erscheinungsbilder einer Schauspielerin. Filmblatt 2007

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Theo Kramer

Große Vision kleiner Teilchen: Feynmans Rede zur Nanotechnologie

Große Vision kleiner Teilchen: Feynmans Rede zur Nanotechnologie WDR Zeitzeichen 29.12.2024 14:09 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 5

Als der Physiker Richard Feynman am 29.12.1959 über winzige Computer und kleine Roboter im Blut sprach, klang das nach Science Fiction. Jahrzehnte später prägt es die Welt.

Der Physiker Richard P. Feynman ist einer, der mit Klischees von Wissenschaftlern bricht: Er knackt Schlösser an den Spinden seiner Kollegen, tritt locker und humorvoll auf und scheut sich nicht vor unkonventionellen Ideen. Davon präsentiert der spätere Nobelpreisträger in seiner Rede 1959 gleich mehrere - und eröffnet damit neue Horizonte in der Physik. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit Jörg Resag, Physiker und Feynman-Biograf ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • wie sich die Filmindustrie in Hollywood vom Quantenphysiker Richard Phillips Feynman inspirieren lässt,
  • wo wir im Alltag überall Nanotechnologie nutzen,
  • wie Richard P. Feynman 1986 einer Kommission den Absturz der Raumfähre Challenger in wenigen Minuten mit einer Schraubzwinge, Eiswasser und einem Dichtungsring erklärt.

Als Richard P. Feynman Ende 1959 seine Rede am "California Institute of Technology" hält, sind Computer riesige, raumgroße Anlagen, die sehr viel Strom für wenig Rechenleistung verbrauchen. Feynman schlägt vor, die Computer viel kleiner zu bauen, sodass etwa die Drähte nur einen Durchmesser von einigen Atomen haben. Ein damals so unrealistischer wie visionärer Gedanke.

Auch die Idee neuronaler Netze, auf der die heutige KI basiert, bringt Feynman schon 1959 ins Spiel. Und liefert gleich die passende Anwendung: So könnten Computer Gesichter erkennen wie das menschliche Gehirn. Er wird recht behalten, heute hat jedes Smartphone Gesichtserkennung. Feynman ist wissbegierig, aber auch sarkastisch - und nie mit dem Mittelmaß zufrieden. Das bringt ihm den Vorwurf der Eitelkeit ein, aber auch den Physik-Nobelpreis.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jörg Resag, Phyiker und Feynman-Biograf
  • Jochen Viehoff, Geschäftsführer des Heinz Nixdorf Museumsforums in Paderborn
  • Jörg Resag: Feynman und die Physik: Leben und Forschung eines außergewöhnlichen Menschen. Berlin 2017

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Autor: Thomas Mau
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins

Greyhound-Busse in Amerika: Mythos oder Alptraum?

Greyhound-Busse in Amerika: Mythos oder Alptraum? WDR Zeitzeichen 28.12.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 29.12.2099 WDR 5

Früher symbolisierten die silbernen Busse in den USA Ferne, Freiheit, Abenteuer. Heute ist die Greyhound-Linie, gegründet 1914, als "Hellhound" (Höllenhund) verschrien.

Coolness, Abenteuer, Unabhängigkeit - all das lässt sich mit Greyhound verbinden. Doch die Road-Romantik vergangener Jahre können heute nicht mehr alle nachvollziehen. Kritiker sagen, es sei mittlerweile die schlimmste Art, durch Amerika zu reisen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Noel Philips (Reise-Vlogger aus Texas) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Susanne Rabsahl:
  • wofür Greyhound während des Zweiten Weltkrieges steht,
  • welche Annehmlichkeit die Doppeldeckerbusse ab 1954 an Bord haben,
  • wie sich der Ausbau des überregionalen Autobahnnetzes auf die Fahrgastzahlen auswirkt,
  • wogegen die "Freedom Riders" in den 1960er-Jahren mit Greyhound-Fahrten protestieren,
  • was das deutsche Flixbus-Unternehmen mit den "Greyhound Lines" zu tun hat.

Mit Romantik haben die Anfänge erst einmal wenig zu tun: Der Schwede Carl Eric Wickman ist auf der Suche nach dem amerikanischen Traum in Minnesota gelandet, im Bergarbeiterort Hibbing. Doch er verliert seinen Job als Minenarbeiter und scheitert 1913 als Autoverkäufer. Dann hat er die rettende Idee: Er chauffiert die Bergarbeiter zu ihrem Arbeitsort in Alice. Das ist der Anfang einer der bekanntesten Buslinien der Welt.

Über die Jahre baut Wickman mit seinem Partner Andrew Anderson ein landesweites Streckennetz auf. Die langen schlanken silbernen Busse erinnern sie an einen springenden Windhund. Der Name Greyhound etabliert sich - und schafft es in eine Hollywood-Produktion: 1934 spielen Claudette Colbert und Clark Gable ein Paar, das sich in einem Greyhound-Bus kennenlernt. Der Film erhält fünf Oscars und macht das Unternehmen zu einem Mythos. Greyhound steht für Romantik und Freiheit. Doch dann ändern sich die Zeiten.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner und unsere Quellen:

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Autorin: Susanne Rabsahl
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Holger Maerten

Peter Pan: Der Traum, niemals erwachsen zu werden

Peter Pan: Der Traum, niemals erwachsen zu werden WDR Zeitzeichen 27.12.2024 15:22 Min. Verfügbar bis 28.12.2099 WDR 5

Das hat das Londoner Theaterpublikum noch nicht gesehen: James M. Barrie setzt ihm mit" Peter Pan" an diesem 27.12.1904 Elfen, fliegende Kinder und Piraten vor. Und macht Erwachsene wieder zu Kindern.

Ein solches Stück hat die vornehme Londoner Gesellschaft noch nicht gesehen: "Peter Pan oder der Junge, der nicht erwachsen werden wollte" ist voller skurriler Einfälle. Ein Schauspieler im Hundekostüm versucht, einen kleinen Jungen ins Bett zu bringen. Das Premierepublikum weiß nicht so recht, was es davon halten soll. Hat man sich versehentlich in eine Kindervorstellung verirrt? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Emily Larkin (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Anglistik an der Universität Osnabrück) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • wie chaotisch die Uraufführung im Londoner "Duke of York’s Theatre" verläuft,
  • welches Trauma den Dramatiker James Matthew Barrie zu "Peter Pan" motiviert hat,
  • mit welcher Tiermetapher er in der Geschichte die verrinnende Zeit und den Tod ausdrückt,
  • warum Barries Beziehung zu Kindern immer wieder Spekulationen auslöst,
  • wie unterschiedlich das "Peter-Pan-Syndrom" heute von Pop-Stars gedeutet wird.

Londons High Society applaudiert so enthusiastisch, dass die junge Darstellerin des Peter Pan in Tränen ausbricht. Alle sind dem Zauber der Geschichte erlegen und selbst wieder zu staunenden Kindern geworden. Am Ende des Abends gibt es keinen Zweifel: Dieses Stück ist ein triumphaler Erfolg.

Die Geschichte vom Jungen, der nicht erwachsen werden will, hat viel mit ihrem Schöpfer James Matthew Barrie selbst zu tun. Und sie ist eine Geschichte, die noch heute Strahlkraft besitzt: die Sehnsucht, ewig Kind zu bleiben. Regelmäßig zur Weihnachtszeit fliegt Peter Pan über die Theaterbühnen, immer wieder werden seine Abenteuer neu verfilmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Emily Larkin (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Anglistik an der Universität Osnabrück)
  • James M. Barrie: Peter Pan. Berlin und München 1995
  • James M. Barrie: Kleiner weißer Vogel. Saarbrücken 2010
  • James M. Barrie: Margaret Ogilvy – Von ihrem Sohn. Barnstorf 2018
  • Heinz Günnewig: Annäherung an James M. Barrie. Luxemburg 2010
  • Andrew Birkin: J.M. Barrie and the Lost Boys - The real story behind Peter Pan. London 1979

Weiterführende Links:

Unser Hörtipp: Der Hörspiel-Podcast des rbb “Das kunstseidene Mädchen” nach dem gleichnamigen Roman von Irmgard Keun. Jella Haase spielt die Hauptrolle der Doris und begleitet euch durch das Berlin der Jahre 1931 und 1932."

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Theo Kramer

Deutsche in den USA: Der Anfang in der neuen Heimat ist hart

Deutsche in den USA: Der Anfang in der neuen Heimat ist hart WDR Zeitzeichen 26.12.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 27.12.2099 WDR 5

Die Überfahrt in die neue Welt ist lebensgefährlich. Wer überlebt, dem will die German Society of Pennsylvania helfen. Gegründet wurde sie am 26.12.1764.

Damals sind die späteren USA noch britisches Kolonialgebiet: In der Mitte des 18. Jahrhunderts kommen über 55.000 Deutschsprachige in Philadelphia an. Weil die Neuankömmlinge arm sind und die englische Sprache nicht beherrschen, ist für sie die "Neue Welt" kein Paradies. Sie werden ausgenutzt und brauchen dringend Unterstützung. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Birte Pfleger (Professorin für Neuere Geschichte, California State University, Los Angeles) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • warum Menschen extra aus Pennsylvania kamen und in Deutschland Leute anwarben,
  • was dran ist an der Legende, Deutsch sei beinahe offizielle Landessprache der USA geworden,
  • wie sich die "German Society" gegenüber den Nationalsozialisten verhält,
  • welche Unterstützung der deutschstämmige Donald Trump bei deutschstämmigen US-Bürgern hat.

Der Gründungsdirektor der "German Society of Pennsylvania", Heinrich Keppele, will deutschen Neu-Immigranten helfen: Die Überfahrt ist lebensgefährlich, der Anfang in der neuen Heimat hart.

Bereits ein Jahr nach ihrer Gründung erzielt die "German Society" einen Erfolg: Nur noch Schiffe mit ausreichender Liegefläche für Passagiere dürfen anlegen. Zuvor hatten die Menschen wie die Ölsardinen zusammengepfercht die lange Reise ertragen müssen, oft sind viele Passagiere gestorben.

Besser geschützt werden sollen auch jene mittellosen Einwanderer, die ihre Schiffspassage nicht bezahlen konnten und ihre Schuld abarbeiten müssen. Alteingesessene nutzen das schamlos aus und lassen die sogenannten Schuldknechte jahrelang für sich schuften, oft bei miserabler Unterbringung und karger Kost - ohne Rechte und ohne ihnen zu sagen, wann ihre Schuld denn beglichen ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Birte Pfleger (Professorin für Neuere Geschichte, California State University, Los Angeles)
  • Birte Pfleger: Ethnicity Matters. A History of the German Society of Pennsylvania. Washington D.C. 2006
  • Leo Schelbert und Hedwig Rappolt (Hgs.): Alles ist ganz anders hier. Auswandererschicksale in Briefen aus zwei Jahrhunderten. Freiburg im Breisgau und Olten 1977

Weiterführende Links:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Almut Finck
Redaktion: Matti Hesse

Udo Steinberg: Der vergessene deutsche Star des FC Barcelona

Udo Steinberg: Der vergessene deutsche Star des FC Barcelona WDR Zeitzeichen 25.12.2024 14:53 Min. Verfügbar bis 26.12.2099 WDR 5

Barcelona gegen Madrid, "el Clásico", ist das wohl prestigeträchtigste Fußballduell. Erster Torschütze im Jahr 1902 ist ein Deutscher: Udo Steinberg, ein außergewöhnlicher Sportpionier (gestorben am 25.12.1919).

Als Ingenieur gut ausgebildet und mit einem außerordentlichen sportlichen Talent zieht Udo Steinberg 1901 von Sachsen nach Barcelona. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Vertreter für deutsche Maschinenbau-Firmen, aber sein Herz hängt am Fußball. Der spielt damals noch keine Rolle in Spanien: Zum ersten "Clásico" zwischen Barcelona und Madrid kommen gerade einmal 2.000 Zuschauer. Doch Udo Steinberg schießt Barcelona zum Sieg und wird zum gefeierten Star der noch jungen spanischen Fußballszene. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dietrich Schulze-Marmeling, Fußball-Historiker aus Münster Ludwig Hilmer, ehemaliger Rektor der Fachhochschule Mittweida ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Burkhard Hupe:
  • warum die Fußballer Lionel Messi und Lamine Yamal ihre Karriere auch Udo Steinberg zu verdanken haben,
  • wie der Ingenieur Steinberg das Straßenbahnnetz von Barcelona ausbaute,
  • von Udo Steinbergs frühem Tod mit nur 42 Jahren.

Anfang des 20. Jahrhunderts ist Barcelona eine moderne, aufstrebende Stadt mit rund 550.000 Einwohnern. Ende November 1901 kommt ein weiterer hinzu: Udo Steinberg, 24 Jahre alt, gebürtiger Berliner, Elektrotechnik- und Maschineningenieur mit einer großen Leidenschaft für Fußball. Im deutschen Kaiserreich hat Steinberg bereits mehrere Vereine ins Leben gerufen, eine Zuschauertribüne entworfen und die Gründung des Deutschen Fußballbundes unterstützt.

Nach Barcelona geht Udo Steinberg für den noch jungen FC Barcelona. Als 1902 ein Fußballturnier zu Ehren des spanischen Monarchen ausgetragen wird, schießt Udo Steinberg Barça im ersten "Clásico" gegen die späteren "Königlichen" zum 3:1-Sieg. Mit diesen Toren wird er in Spanien berühmt, bekommt sogar eine eigene Briefmarke. Dabei wirkt er weit über das Toreschießen hinaus: Udo Steinberg erkennt die gesellschaftliche Bedeutung des Spiels und beginnt, Fußballtalente schon früh zu fördern.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dietrich Schulze-Marmeling, Fußball-Historiker aus Münster
  • Ludwig Hilmer, ehemaliger Rektor der Fachhochschule Mittweida
  • Marion Stascheit, Karoline Pernt, Sabine Blechschmidt-Vogel: Zum Leben und Wirken von Udo Steinberg, Mittweida 2016
  • Dietrich Schulze-Marmeling: Barça oder: Die Kunst des schönen Spiels. Bielefeld 2013

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: David Rother

"Weihnachtsfrieden": Verbrüderung auf dem Schlachtfeld

"Weihnachtsfrieden": Verbrüderung auf dem Schlachtfeld WDR Zeitzeichen 24.12.2024 14:34 Min. Verfügbar bis 25.12.2099 WDR 5

Keine Granaten, keine Schüsse - Soldaten verlassen ihre Schützengräben und teilen Schnaps mit dem Feind. Der Krieg hat Pause im belgischen Ypern am 24. Dezember 1914.

In einem kleinen belgischen Ort hallt noch immer das Echo des Ersten Weltkriegs wider. Jeden Abend um acht Uhr ertönt in Ypern der "Last Post". Unter dem Menen-Tor erinnern Feuerwehrleute der Stadt mit dem militärischen Hornsignal an die Soldaten, die zwischen 1914 und 1918 in den Schlachten von Flandern und anderswo ihr Leben verloren. *** Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: Michael Jürgs: Der kleine Frieden im Großen Krieg. München 2014 ***



In diesem Zeitzeichen erzählen Joachim Heinz und Markus Harmann:

  • wie einfache Soldaten den Weihnachtsfrieden herbeiführen – gegen den Willen ihrer Offiziere,
  • wie Weihnachtslieder emotionale Verbindungen zwischen den verfeindeten Lagern schaffen,
  • und welche Rolle ein Weihnachtsbaum spielt.

Der "Weihnachtsfrieden" ist eine der bewegendsten Episoden des Ersten Weltkriegs. Mitten in den Schlachtfeldern Flanderns, zwischen Schützengräben und Stacheldraht, begegnen sich Soldaten beider Seiten ohne Waffen. Sie tauschen Tabak, Schnaps und Lieder, bestatten gemeinsam ihre Gefallenen und spielen Fußball auf gefrorenen Feldern.

Diese spontanen Verbrüderungen sind nicht geplant und enden bald unter strengen Verboten. Doch für einen Moment überwinden die Soldaten das Grauen des Krieges – vereint durch das Weihnachtsfest und die Sehnsucht nach Frieden.

Auch 110 Jahre später mahnt diese kurze Pause des Grauens: Menschlichkeit ist möglich, selbst dort, wo sie am wenigsten erwartet wird.

Das ist unsere wichtigste Quelle:
  • Michael Jürgs: Der kleine Frieden im Großen Krieg. München 2014

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Autor: Joachim Heinz und Markus Harmann
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Thomas Bleuel

Der vergessene Wegbereiter des Aspirin: Arthur Eichengrün

Der vergessene Wegbereiter des Aspirin: Arthur Eichengrün WDR Zeitzeichen 23.12.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 24.12.2034 WDR 5

Ohne Arthur Eichengrün (gestorben am 23.12.1949) wäre das erfolgreichste Medikament der Welt nie zugelassen worden. Den tiefen Fall des Erfinders hat das nicht verhindert...

Die Geschichte des genialen Erfinders erzählt von einem steilen Aufstieg – und einem sehr tiefen Fall. Durch ein Geschenk seiner Mutter entdeckt er die Chemie für sich, später führt Arthur Eichengrün als Chemiker ein erfolgreiches gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben. Auch, weil er sich nicht immer an Regeln hält. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Ulrich Chaussy (Investigativ-Journalist und Autor einer Biografie über Arthur Eichengrün) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • wie Arthur Eichengrün den Wirkstoff Acetylsalicylsäure illegal auf Nebenwirkungen testet,
  • welche Rolle der Chemiker bei der Entwicklung von Aspirin spielt,
  • wie es dazu kommt, dass Eichengrün auf dem Obersalzberg Hitlers Nachbar ist und in Berlin mit Göring in einem Haus wohnt.

Arthur Eichengrün wird in eine Familie von Tuchfabrikanten geboren, doch ihm steht der Sinn nach etwas anderem: Chemie. Nach dem Studium in Aachen erfindet Eichengrün das erste Tripper-Medikament, später entwickelt er bei Bayer neue Arzneimittel und andere chemische Stoffe. 1909 erfindet Eichengrün den Kunststoff Cellon und erhält das Patent darauf.

Doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verliert er als Jude alles, auch die von ihm gegründeten Cellonwerke in Berlin. 1944 wird Eichengrün ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt er nach Berlin zurück - bankrott, ausgebombt, seiner Patente beraubt und gesundheitlich angeschlagen. Der Chemiker zieht nach Bad Wiessee in Bayern, wo er am 23. Dezember 1949 stirbt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ulrich Chaussy (Investigativ-Journalist)
  • Ulrich Chaussy: Arthur Eichengrün - Der Mann, der alles erfinden konnte, nur nicht sich selbst. Freiburg im Breisgau 2023

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: David Rother

"Like A Virgin" stürmt die Charts: Die Geburt der Queen of Pop

"Like A Virgin" stürmt die Charts: Die Geburt der Queen of Pop WDR Zeitzeichen 22.12.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 23.12.2099 WDR 5

Madonna liebt die Provokation - auch im Hochzeitskleid, in dem sie "Lika A Virgin" bei den MTV-Awards vorstellt. Am 22.12.1984 stürmt der Song auf Platz 1 der US-Charts.

Eine Frau, die über den Verlust ihrer Unschuld singt, während sie sich lasziv auf dem Boden räkelt. Ein Anblick, der aus der aufstrebenden Sängerin Madonna eine Pop-Ikone macht. *** Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: The Howard Stern Show: Madonna spricht mit Howard Stern über "Like a Virgin" ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
  • was Madonnas Manager ihr nach ihrem Po-Auftritt prophezeit,
  • wie Madonna selbst das Geschehen auf der Bühne schildert,
  • welche Rolle Sex bei ihrer Karriere spielt,
  • wo die Musikerin ihre Durchsetzungsfähigkeit gelernt hat,
  • welches Motto hinter Madonnas ehrgeiziger Arbeitshaltung steht.

Der Musiksender MTV richtet 1984 zum ersten Mal eine eigene Preisverleihung aus: die "Video Music Awards", kurz VMAs. Madonna ist damals eine aufstrebende Pop-Sängerin. Ihr erstes Album hat sich gut verkauft und enthielt mit "Holiday" sogar einen kleineren Hit. Jetzt soll sie ihr zweites Album promoten: "Like a Virgin", benannt nach der gleichnamigen Single.

Im weißen Brautkleid posiert Madonna auf einer riesigen Hochzeitstorte und beginnt zu singen. Dann passieren Dinge, die manchen mehr und anderen weniger gefallen - auf jeden Fall aber gut fürs Geschäft sind. Am 22. Dezember 1984, anderthalb Monate nach der Veröffentlichung, steigt "Like a Virgin" an die Spitze der Billboard-Charts.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

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Autorin: Jana Fischer
Redaktion: Frank Zirpins

21.12.1844: Hans Christian Andersens "Schneekönigin" erscheint

21.12.1844: Hans Christian Andersens "Schneekönigin" erscheint WDR Zeitzeichen 21.12.2024 14:34 Min. Verfügbar bis 22.12.2099 WDR 5

Er will Chorsänger werden. Tänzer. Schauspieler. Stattdessen wird er Märchendichter. Seine Märchen bringt er zu Papier, als würde er sie erzählen – und wird weltberühmt.

"Die Schneekönigin" schreibt Hans Christian Andersen im Dezember 1844 in nur 16 Tagen. Dabei greift er auch auf Elemente eines seiner frühen Gedichte zurück, in dem die Schneekönigin erstmals als geheimnisvolle, verführerische Gestalt erscheint. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Frederike Felcht, Institut für Skandinavistik, Goethe-Universität Frankfurt


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:
  • wie Hans Christian Andersens ärmliche Kindheit seine späteren Geschichten prägt,
  • welchen Einfluss Andersens äußeres Erscheinungsbild auf seine Karriere hat,
  • wie das Märchen über Kindheit, Freundschaft und Erwachsenwerden eines der bekanntesten von Andersen wird,
  • dass es Disneys "Eiskönigin" ohne Andersens Märchen nicht geben würde.

Hans Christian Andersen schreibt „Die Schneekönigin“ im Dezember 1844, gerade rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft. In sieben Geschichten erzählt er von der mutigen Gerda, die ihren Freund Kay rettet, nachdem Splitter eines Zauberspiegels sein Herz gefrieren lassen und ihn ins eisige Schloss der Schneekönigin entführen.

Das Märchen ist geprägt von Andersens eigener Lebensreise: Armut, die Suche nach künstlerischem Erfolg und die Kraft des Erzählens. Gerdas Abenteuer durch ein skandinavisches Winterwunderland, voller magischer Begegnungen und düsterer Schönheit, berührt bis heute Leser weltweit – und wird, wenn auch lose, durch Disneys "Eiskönigin"-Saga rund um die Heldinnen Anna und Elsa neu interpretiert.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Prof. Dr. Frederike Felcht, Institut für Skandinavistik, Goethe-Universität Frankfurt

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Hans Christian Andersen: Tagebücher 1825 – 1875.
  • Hans Christian Andersen: Das Märchen meines Lebens.
  • Gisela Perlet: Hans Christian Andersen – Leben, Werk, Wirkung. Frankfurt am Main 2005.

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Autor: Christoph Tiemann
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

Stanley Milgrams Experiment: Der Mann, der die Welt schockte

Stanley Milgrams Experiment: Der Mann, der die Welt schockte WDR Zeitzeichen 20.12.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 21.12.2034 WDR 5

Gehorsam Menschen Stromstöße verabreichen: Wie weit gehen wir? Psychologe Stanley Milgram (gestorben 20.12.1984) veränderte die klassische Vorstellung von Gut und Böse.

Sein größtes Interesse gilt dem menschlichen Verhalten. 1960 kommt der US-Psychologe Stanley Milgram auf die Idee, Gehorsam zu untersuchen. Das interessiert ihn auch, weil ein Teil seiner Familie dem Holocaust zum Opfer fiel. Milgram fragt sich: Wie konnte es dazu kommen? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Felix Götz (Institut für Psychologie, Universität Regensburg) ***


In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • welches lukrative Angebot Stanley Milgram Versuchspersonen für sein Experiment macht,
  • welche Rolle lebensgefährliche Elektroschocks bei der Versuchsanordnung spielen,
  • wie sich die Ergebnisse von Milgrams Gehorsamkeitsexperiment weltweit unterscheiden,
  • warum die Fachwelt den Versuchsaufbau als unethisch kritisiert,
  • wie sich das Autoritätsverhalten der Versuchspersonen erklären lässt.

Auch wegen der Ergebnisse erregt Milgram mit seinem Versuch weltweit Aufsehen: Er zeigt, wie leicht Menschen sich dazu bringen lassen, zu quälen und sogar zu töten. Mit seinen Untersuchungen zu Gehorsam und Autorität löst Milgram eine gesellschaftliche Debatte aus, dabei hat er im Verlauf seiner Karriere weit mehr erforscht. Bis heute ist er eine Inspirationsquelle für die Psychologie.

Über den Menschen Stanley Milgram ist allerdings wenig bekannt. Geboren wird er 1933 in New York, als Kind österreichischer Einwanderer. Er ist schon in der Schule wissbegierig. Zunächst studiert er Politikwissenschaften am Queens College, danach Sozialpsychologie an der Harvard University, eine damals junge Disziplin, die er mitprägt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor und Autorin: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Matti Hesse

Geburt des Zirkusgründers Friedrich Knie (im Jahr 1784)

Geburt des Zirkusgründers Friedrich Knie (im Jahr 1784) WDR Zeitzeichen 19.12.2024 14:56 Min. Verfügbar bis 20.12.2099 WDR 5

Der Zirkus Knie ist eine Schweizer Institution - und einer der ältesten seiner Art. Gegründet wird er vom Sohn des Leibarztes von Kaiserin Maria Theresia.

Seine Frau lernt Friedrich Knie bei einem Gastspiel kennen. In Innsbruck entführt er sie aus einem Kloster, in dem ihr Vater sie vor ihm versteckt hält. Sie heiraten auf ihrer Flucht nach Böhmen - und begründen eine Zirkusdynastie. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Franziska Trapp, Zirkuswissenschaftlerin, Uni Münster***


In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • wie ein Brand im Jahr 1920 fast das gesamte Zirkuslager zerstört,
  • wie ein gewagter Kunstflug mit einem Zirkuswagen beinahe zu einem tödlichen Unfall führt, aber schließlich zum legendären "Fliegenden Knie" wird,
  • wie die Knie-Familie Anfang des 20. Jahrhunderts eine "Zirkus-Stadt" aufbaut, die 100 Zelte umfasst,
  • und wie der Zirkus während des Zweiten Weltkriegs zur Zuflucht für verfolgte Artisten und Zirkuskünstler wird.

Sein Leben liest sich wie aus einem Roman: Friedrich Knie wird 1784 in Erfurt geboren und studiert zunächst Medizin. Doch das Leben als Arzt füllt ihn nicht aus. Stattdessen verliebt er sich in eine Kunstreiterin, bricht das Studium ab, schließt sich einem Wanderzirkus an und wird Seiltänzer.

Mit 22 Jahren gründet er seine eigene Truppe, die später unter dem Namen "Arena Knie" bekannt wird. Bald tourt er mit seiner Familie durch die Schweiz. Die Knie-Dynastie ist geboren.

Vision und Beharrlichkeit führen ihn durch schwierige Zeiten, und bis heute begeistert der Zircus Knie mit einem abwechslungsreichen Programm aus Akrobatik, Tierdressuren und spektakulären Shows - eine Tradition, die untrennbar mit dem Erbe Friedrich Knies verbunden ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Alfred A. Häsler: Knie. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Berlin 1980.
  • Hans Rathgeb: Die Zirkusfamilie Knie. Ein Bilderbogen aus sieben Generationen, Rapperswil 1994.

Und das sind unsere InterviewpartnerInnen:
  • Fredy Knie, Junior Zirkusdirektor, Regisseur und Pferdetrainer
  • Rolf Knie, Clown, Maler und Musicalautor
  • Dr. Franziska Trapp, Zirkuswissenschaftlerin, Uni Münster

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Ronald Feisel
Technik: Felix Herzog

Alfred Hitchcocks Film "Der unsichtbare Dritte" in Deutschland

Alfred Hitchcocks Film "Der unsichtbare Dritte" in Deutschland WDR Zeitzeichen 18.12.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 19.12.2034 WDR 5

Legendäre Filmszene: Ein Mann läuft panisch durch in ein Maisfeld und wird aus einem Sprüh-Flugzeug beschossen. Am 18.12.1959 startet Hitchcocks Film im deutschen Kino.

Das 20. Jahrhundert ist eine Zeit der Ideologien, der großen Systeme, die den Menschen zum ersten Mal vollkommen in ihrer Gewalt haben. Die Schlüsselgeschichte dieses Ausgesetztseins ist "Der unsichtbare Dritte" – ein Film, mit dem sich Hollywood-Regisseur Alfred Hitchcock ein Denkmal setzt. *** Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: François Truffaut (Hg. Robert Fischer): Truffaut/Hitchcock. München 1999 ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:

  • welche Rolle vier US-Präsidenten in dem Thriller spielen,
  • welchen obszönen Satz im Film Hitchcock nachsynchronisieren lässt,
  • was hinter Hitchcocks erzählerischer Perfektion steckt,
  • warum der Regisseur Angst und Lachen in seinen Filmen verbindet,
  • wie viele Oscars Hitchcock in seiner Karriere bekommt.

"Der unsichtbare Dritte" beginnt auf der Madison Avenue in Manhattan. Die Hauptfigur des New Yorker Werbemanagers Roger O. Thornhill wird von Hollywood-Star Cary Grant gespielt. Der Fachmann für Scheinwelten ist mit seiner Sekretärin auf dem Weg zum Plaza Hotel. Dort sitzt er und trinkt etwas, als ein Herr Kaplan ausgerufen wird.

In diesem Augenblick winkt Thornhill dem Mann vom Service, weil er eigentlich eine Nachricht aufgeben will. Dadurch kommt es zur Verwechslung: Thornhill wird für Kaplan gehalten und entführt. Damit ist auf einen Schlag alles anders – und Hitchcock hat das Kino auf ewig erschüttert. In der Bundesrepublik ist die Premiere am 18. Dezember 1959.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Uwe Schulz
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Queere Ikone, die Europa schockierte: Christina von Schweden

Queere Ikone, die Europa schockierte: Christina von Schweden WDR Zeitzeichen 17.12.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 18.12.2099 WDR 5

Kultur statt Kinder und ein skandalöser Glaubenswechsel: Christina lebt nach ihren Regeln. Am 17.12.1644 übernimmt sie die Regierung und plant dabei schon ihre Abdankung.

Christina von Schweden wächst nicht wie ein typisches Mädchen ihrer Zeit auf. Ihr Vater, Gustav II. Adolf, lässt sie wie einen Prinzen erziehen – mit Reitstunden in Männerkleidung, Waffentraining und intensiver Bildung in Mathematik, Philosophie und Sprachen. Später sorgt sie als Königin für Aufsehen: sie verweigert die Ehe, verzichtet auf den Thron, konvertiert zum Katholizismus und führt in Rom ein Leben, das ebenso exzentrisch wie einflussreich ist. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Jutta Jacobi, Biographin von Christina von Schweden ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • warum Christina von Schweden als Königin ohne Land weltberühmt wird,
  • wie sie mit 23 Jahren eine prunkvolle Krönung feiert, obwohl sie längst Pläne zur Abdankung schmiedet,
  • weshalb sie den französischen Philosophen René Descartes nach Stockholm einlädt,
  • wie sie mit wertvollen Kunstschätzen heimlich nach Rom reist,
  • und weshalb sie heute als Ikone des Feminismus gilt.

Christina von Schweden ist vieles – exzentrisch, visionär, rätselhaft. Mit fünf Jahren wird sie Königin, mit 18 übernimmt sie die Regentschaft eines protestantischen Großreichs und beendet den Dreißigjährigen Krieg für die Schweden. Doch das reicht ihr nicht. Christina will Freiheit.

Sie verzichtet auf den Thron, konvertiert heimlich zum Katholizismus und zieht nach Rom, wo sie als Kunstmäzenin und Politikerin weiter für Furore sorgt.

Christina brennt für Kultur, Wissenschaft und Selbstbestimmung. In ihren Memoiren schreibt sie über die Ehe: "Es ist mir nicht möglich zu heiraten. Über meine Gründe schweige ich." Ob ihr Lebensentwurf Rebellion, Selbstverwirklichung oder beides ist, darüber wird bis heute spekuliert. Eines ist klar: Christina von Schweden bleibt bis zu ihrem Tod eine Königin – ihrer eigenen Regeln.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Christina von Schweden: Memoiren, Aphorismen, München 1967.
  • Jutta Jacobi: Kristinas Mantel oder Das Gewebe der Macht (erscheint im Frühjahr 2026 bei Reclam)
  • Veronica Buckley: Christina, Königin von Schweden. Das rastlose Leben einer europäischen Exzentrikerin, Frankfurt 2005.
  • Ralph Tuchtenhagen: Kleine Geschichte Schwedens, München 2008.

Und das sind unsere Interviewpartner und -partnerinnen:
  • Dr. Jutta Jacobi, Biographin von Christina von Schweden
  • Prof. Dr. Ralph Tuchtenhagen, Nordeuropa-Historiker, Humboldt Universität Berlin

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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle

1564: Baubeginn des Tuilerienpalasts in Paris

1564: Baubeginn des Tuilerienpalasts in Paris WDR Zeitzeichen 16.12.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 17.12.2099 WDR 5

Einst königliche Residenz, heute fast vergessen: Der Tuilerienpalast in Paris. Untergegangen im Feuersturm der Revolution. Seine Überreste sind über die ganze Welt verstreut.

Seit 2003 setzt sich ein Komitee für die Rekonstruktion des Tuilerien-Palastes ein. Erbaut 1564 für Katharina de Medici, wird der Palast 1871 beim Aufstand der Pariser Kommune durch einen Brand zerstört. Die Ruinen werden zwölf Jahre später abgetragen. Seitdem ist der Hof vor dem Louvre, in dem heute die gläserne Pyramide steht, nach Westen offen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Andreas Rentmeister (Restaurator), Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Potsdam ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:
  • von der hochgebildeten aber unmoralischen Katharina de Medici, die den Grundstein zum Palast legen lässt,
  • vom Feuer, dass den Palast fast vollständig zerstört,
  • warum sich Reste des Tuilerienschlosses möglicherweise auf der halben Welt befinden,
  • was es mit dem "kleinen roten Mann der Tuilerien" auf sich hat.
Was heute kaum mehr jemand weiß: Im berühmten Pariser Garten der Tuilerien stand einst ein Palast, der "Palais des Tuileries" - ein gut 200 Meter langer Querriegel westlich des Louvres. Der Name des Palastes leitet sich von "tuiles" (Dachziegel) ab - angelehnt an die ehemalige Ziegelfabrik, an deren Stelle das herrschaftliche Gebäude 1564 errichtet wird.

Der Bau dient zahlreichen französischen Herrschern als Residenz, darunter die Könige Heinrich IV. und Ludwig XIV. sowie Kaiser Napoleon I. Im Mai 1871 stecken die Mitglieder der "Commune de Paris", des revolutionären Pariser Stadtrats, den Palast als Symbol ungerechter Herrschaft in Brand.

Der Bau brennt zwei ganze Tage. Anschließend dauert es weitere zwölf Jahre, ehe das langsam verrottende Gemäuer nach endlosem Hin und Her abgerissen wird.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Andreas Rentmeister, Restaurator; Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Potsdam

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Autor: Jürgen Werth
Redaktion: Christoph Tiegel/David Rother

Kaiserliches Beziehungsdrama: Napoleon lässt sich scheiden

Kaiserliches Beziehungsdrama: Napoleon lässt sich scheiden WDR Zeitzeichen 15.12.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 16.12.2099 WDR 5

Napoleon ist schwer verliebt, trotzdem löst er am 15.12.1809 mit einer offiziellen Zeremonie die Ehe zu Kaiserin Joséphine. Ihre besondere Beziehung bleibt.

Sein Entschluss, sich von Joséphine scheiden zu lassen, bereitet Napoleon Mühe. Weil er Angst vor der Reaktion seiner Ehefrau hat, lässt er die Flurtüren zwischen den Privatgemächern zumauern. Doch dann setzt er die Trennung sogar besonders pompös mit einer offiziellen und feierlichen Zeremonie im Thronsaal um. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Pierre Branda (Historiker, wissenschaftlicher Direktor der Fondation Napoléon) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:
  • warum das Wort "Scheidung" bei der offiziellen Ehe-Auflösungszeremonie nicht fällt,
  • wie nachgiebig der Herrscher gegenüber seiner Frau in Liebesdingen und Verschwendungssucht ist,
  • warum sich die Porträts von Joséphine so wenig ähneln,
  • welche Annehmlichkeiten Napoleon ihr als Trennungsgeschenk zugesteht.

Der Kaiser spricht in seiner Rede davon, wie schwer ihm die Trennung von seiner "innigstgeliebten Gemahlin" fällt. Die Kaiserin wiederum versichert, es habe sich nichts an den Gefühlen ihres Herzens geändert und sie werde stets seine beste Freundin bleiben. Sie wolle jedoch "Frankreich nicht des Glückes berauben, dereinst von den Nachfahren des großen Mannes regiert zu werden“.

Das Problem: Joséphine kann keine Kinder mehr bekommen. Aber Napoleon möchte eine Dynastie gründen. Doch er bleibt ihr herzlich verbunden. Selbst als Napoleon vier Monate nach der Trennung Marie-Louise von Österreich heiratet und diese ihm den ersehnten Sohn gebiert, bricht der - jetzt schriftliche - Kontakt nicht ab.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Pierre Branda (Historiker, wissenschaftlicher Direktor der Fondation Napoléon)
  • Pierre Brand: Joséphine. Paris 2020
  • Françoise Wagener: L'impératrice Joséphine. Paris 2005
  • Bernard Chevallier/Christophe Pincemaille: Kaiserin Joséphine. München 1991

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Autorin: Sabine Mann
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother
Technik: Jürgen Beiner

"It's yours!": USA geben Panama den Kanal zurück

"It's yours!": USA geben Panama den Kanal zurück WDR Zeitzeichen 14.12.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 15.12.2099 WDR 5

Fast sieben Jahrzehnte lang teilte die US-kontrollierte Kanalzone das mittelamerikanische Land. Am 14.12.1999 geht der Panamakanal mit einem Festakt an Panama zurück.

Der Panamakanal verkürzt die Fahrt der Schiffe um Tausende von Seemeilen. Der Bau hat viel mit wirtschaftlichen Interessen Europas und Nord-Amerikas zu tun. Panama wird durch seine geographische Lage zum Schauplatz dieser Geschichte. Erst 1999 erhält der kleine Staat von den USA die Hoheit über den Kanal zurück. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Holger M. Meding (Professor für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte, Universität Köln) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • warum über die Republik Panama nach ihrer Gründung gespottet wird,
  • welcher Bestseller-Autor einen Spionageroman über die Rückgabe des Panama-Kanals schreibt,
  • was Ludwig van Beethoven mit der Kanal-Übergabe zu tun hat,
  • wie hoch die Gebühr für die Kanal-Durchfahrt eines Schiffes mit 10.000 Containern ist,
  • welche Länder einen zweiten Kanal durch Mittelamerika bauen möchten.

Am 14. Dezember 1999 feiert Panama die Übernahme des Kanals von den USA, auch wenn sie offiziell erst am Jahresende stattfinden wird. Es ist ein Festtag nicht nur für Panama, sondern für ganz Lateinamerika - und der Beginn einer neuen Ära.

Seit seiner Fertigstellung 1914 gehört der Kanal den Vereinigten Staaten von Amerika. Er ist nur 82 Kilometer lang und er erfüllt einen Traum von Seefahrern und Geostrategen: Endlich gibt es eine Verbindung zwischen dem Pazifik und dem Atlantik. Gleichzeitig ist er der Eintritt der USA in die Weltpolitik. Sie machen Panama faktisch zu ihrer Kolonie und zur Drehscheibe ihrer Einflussnahme in Lateinamerika.

Erst die Kanal-Verträge, die der amerikanische Präsident Jimmy Carter 1977 aushandelt, schaffen die Grundlagen für eine neue, demokratischere Politik der USA in Mittelamerika. Ganz aufgegeben haben sie den Kanal aber nie.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Holger M. Meding, Professor für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte, Universität Köln
  • Holger M. Meding: Panama. Staat und Nation im Wandel. Köln, Weimar, Wien 2002
  • Christian Schmidt-Häuer: Tatort Panama. Konquistadoren, Kanalbauer, Steuerflüchtige. 500 Jahre Kolonialisierung und Globalisierung. Münster 2018

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Technik: Anne Bohnen

Herstatt: Deutschlands erste große Bankenpleite

Herstatt: Deutschlands erste große Bankenpleite WDR Zeitzeichen 13.12.2024 15:19 Min. Verfügbar bis 14.12.2034 WDR 5

Am 13.12.1974 bereiten sich die Gläubiger der Herstatt-Bank auf eine Versammlung in Köln vor. Bekommen sie ihre Ersparnisse zurück, mit denen die Banker gezockt hatten?

Es ist die bis dahin größte Bankenpleite der Bundesrepublik: Im Winter 1974 treffen sich in einer Kölner Sporthalle rund 6.000 Gläubigervertreter, die sauer auf die Herstatt-Bank sind. Zunächst ist diese durch Devisenhandel auch international zum Big Player geworden. Doch dann verspekuliert sie sich. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Hans Schefczyk (Finanzmarktexperte, Ex-Wirtschaftsjournalist) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • was US-Präsident Richard Nixon mit dem internationalen Aufstieg der Herstatt-Bank zu tun hat,
  • wie die futuristisch designte Devisenabteilung der Bank genannt wird,
  • welche wirtschaftliche Krise den "Goldjungs" der Devisenabteilung das Genick bricht,
  • wie viel Geld die Privat- und die Großgläubiger von Herstatt verlieren.

1955 gründet Iwan David Herstatt, Spross einer alten Kölner Bankiersfamilie, die Herstatt-Bank neu – mit dem Kapital seines Schulfreundes, Versicherungskönig Hans Gerling. Herstatt ist vor allem ein begnadeter Netzwerker. Er wird Mitglied in 52 Kölner Vereinen und hat bald über 50.000 Kunden: vom Stadtkämmerer bis zum Sparverein, vom Eroscenter bis zum Erzbischof.

Stets zahlt man ein bisschen mehr Zinsen auf Spargelder, nimmt etwas weniger für Kredite - Anfang der 1970er-Jahre ist Herstatt bereits die zweitgrößte Privatbank der Bundesrepublik. Die Devisenabteilung macht erfolgreiche Spekulationsgeschäfte - bis der Absturz kommt. Ende Juni 1974 ist die Bank pleite. Im Winter kommt es zu einer turbulenten Gläubigerversammlung.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Hans Schefczyk (Finanzmarktexperte, Ex-Wirtschaftsjournalist)
  • Iwan David Herstatt: Die Vernichtung. Glanz und Elend des Kölner Bankhauses - oder: Wie ich um mein Lebenswerk betrogen wurde. Berlin 1992

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Beate Prantner

NATO-Doppelbeschluss: Frieden schaffen mit noch mehr Waffen

NATO-Doppelbeschluss: Frieden schaffen mit noch mehr Waffen WDR Zeitzeichen 12.12.2024 14:29 Min. Verfügbar bis 13.12.2034 WDR 5

Die Entscheidung vom 12.12.1979 folgt der alten römischen Logik: Willst du Frieden, bereite den Krieg vor. Die Bundesregierung zerbricht auch an der Frage der Stationierung von Atomraketen.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine weht wieder ein Hauch von Kaltem Krieg durch Europa. Die USA wollen erneut Mittelstrecken-Raketen in Deutschland stationieren, die Moskau erreichen können. Eine Situation ganz ähnlich der vor dem NATO-Doppelbeschluss von 1979 - welche Lehren kann man daraus ziehen? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Holger Mey (Politik-Professor, Gründer des Instituts für strategische Analysen in Bonn) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Reinartz:
  • welcher deutsche Politiker der Initiator des NATO-Doppelbeschlusses ist,
  • weshalb die Doppelbeschluss-Idee zur Zerreißprobe für die Regierungspartei SPD wird,
  • welcher CDU-Politiker die Pazifisten für Auschwitz verantwortlich macht,
  • wie die Sowjetunion auf die NATO-Entscheidung reagiert.

Mitte der 1970er-Jahre sind SS-20 Raketen sowjetischer Bauart auf Mitteleuropa gerichtet. Mit der Stationierung dieser Atomraketen hat die Sowjetunion die Statik im "Gleichgewicht des Schreckens" grundlegend verändert. Und das mitten in der Phase einer vorsichtigen Annäherung von Ost und West: Es gibt Abrüstungsverhandlungen und die Anstrengungen im Zuge der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.

Am 12. Dezember 1979 treffen sich die Außen- und Verteidigungsminister der NATO-Mitgliedstaaten und entscheiden sich für die atomare "Nachrüstung". Auf einer Sondersitzung in Brüssel beschließen sie die Stationierung von 108 Pershing-II-Raketen und 464 bodengestützten Marschflugkörpern in Westeuropa - falls die Sowjetunion ihre Mittelstreckenraketen nicht zurückzieht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Holger Mey (Politik-Professor, Gründer des Instituts für strategische Analysen in Bonn)
  • Dr. Corinna Hauswedell (Historikerin, Friedens- und Konfliktforscherin)
  • Wolfgang Niedecken (Künstler, Musiker, Frontmann der Kölsch-Rockgruppe BAP)
  • Philipp Gasssert, Tim Geiger, Hermann Wentker (Hrsg.): Zweiter Kalter Krieg und Friedensbewegung - Der NATO-Doppelbeschluss in deutsch-deutscher und internationaler Perspektive. München 2011
  • Erich Vad: Abschreckend oder erschreckend? Europa ohne Sicherheit. Frankfurt am Main 2024
  • Holger H. Mey: Deutsche Sicherheitspolitik 2030. Frankfurt am Main 2001

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Autor: Michael Reinartz
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Sophie Weber

Größter Kulturraub Dänemarks: Bücherdiebstahl von Kopenhagen

Größter Kulturraub Dänemarks: Bücherdiebstahl von Kopenhagen WDR Zeitzeichen 11.12.2024 14:28 Min. Verfügbar bis 12.12.2099 WDR 5

Zehn Jahre klaut ein Mitarbeiter Bücher im Wert von 40 Millionen Euro aus der Königlichen Bibliothek. Erst Jahrzehnte später, im Dezember 2004, ist der Fall endgültig abgeschlossen.

Der Dänischen Königlichen Bibliothek ist durch Bücherdiebstahl ein Schaden von 40 Millionen Euro entstanden. Bis dieser aufgeklärt wird, dauert es rund 30 Jahre. Im Dezember 2004 werden die Urteile rechtskräftig. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderen mit: Andrea Nikolaizig, emeritierte Professorin für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, HTWK Leipzig ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Julia Schäfer:
  • welcher Schaden der Kopenhagener Bibliothek durch den Bücherraub entstanden ist,
  • wie akribisch ein unauffälliger Beamter die Diebstähle durchgeführt hat,
  • wie der Raub das Arbeitsklima in der Dänischen Königlichen Bibliothek verändert,
  • welche Strafen die Hinterbliebenen des Diebs erhalten, weil sie kostbare Bücher verkaufen,
  • von den deutlich gestiegenen Sicherheitsstandards in Bibliotheken.

"Ich bin Margaret Ford, internationale Leiterin für Bücher und Manuskripte bei Christie’s, dem Auktionshaus in London. Vermissen Sie das Buch 'Propalladia', geschrieben von Torres Naharro, herausgegeben 1517 in Neapel? Es wurde uns jetzt zur Versteigerung angeboten." Dieser Anruf bei der Dänischen Königlichen Bibliothek führt zur Aufdeckung des größten Kulturraubs in der dänischen Geschichte.

Denn von dem berühmten Propalladia-Buch gibt es nur eine intakte Erstausgabe. Fast 30 Jahre lang fehlt von dem Buch jede Spur - genau wie von vielen anderen seltenen Werken. Als allmählich Licht ins Dunkel kommt, ist der eigentliche Dieb bereits verstorben. Seine Hinterbliebenen werden wegen "Hehlerei in besonders schwerem Fall" angeklagt. Im Dezember 2004 werden die Urteile gegen sie rechtskräftig.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Andrea Nikolaizig, emeritierte Professorin für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, HTWK Leipzig
  • Sonny Ankjær Sahl, Leiter der Abteilung für Sondersammlungen, Königliche Dänische Bibliothek in Kopenhagen
  • Margaret Lane Ford, internationale Leiterin für Bücher und Manuskripte bei Christie’s
  • Andrea Nikolaizig und Conny Schwarzer: Tatort Bibliothek. Bücherklau und Seitenraub (2014)

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Autorin: Julia Schäfer
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother

Max Born und die Quantenmechanik: Motor der modernen Welt

Max Born und die Quantenmechanik: Motor der modernen Welt WDR Zeitzeichen 10.12.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 11.12.2099 WDR 5

Als er die Lösung fand, fühlte sich Max Born wie ein Seefahrer nach langer Irrfahrt. Der Physik-Nobelpreis als Anerkennung ließ bis zum 10.12.1954 lange auf sich warten.

Auf dem Grabstein des Nobelpreisträgers Max Born steht eine Formel, die die Welt verändert: pq−qp=h/2πi. Sie erinnert nicht nur an seine geniale Arbeit, sondern auch an seinen unermüdlichen Einsatz für eine friedlichere Welt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Arne Schirrmacher, Prof. für Wissenschaftsgeschichte, Humboldt-Universität Berlin, Inst. für Geschichtswissenschaften ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:
  • warum Max Born die Quantenmechanik als "hoffnungslose Schweinerei" bezeichnet,
  • wie ein Steinway-Flügel in seinem Wohnzimmer zur Wiege bahnbrechender physikalischer Erkenntnisse wird,
  • und weshalb ihm der Nobelpreis erst Jahrzehnte nach seiner Entdeckung verliehen wird.

Max Born zählt zu den Vätern der Quantenmechanik – einer Theorie, die die Gesetze der kleinsten Teilchen beschreibt. Mit Kollegen wie Werner Heisenberg erarbeitet er in den 1920er Jahren revolutionäre Erkenntnisse, darunter die berühmte "Vertauschungsrelation". Born ist kein egozentrischer Wissenschaftler: In Göttingen schafft er ein kreatives Arbeitsumfeld, das Kollegen wie Studierende gleichermaßen inspiriert.

Doch Borns Leben ist nicht nur von den wissenschaftlichen Durchbrüchen geprägt. Als Jude muss er 1933 vor den Nazis nach England fliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt er nach Deutschland zurück, wo er sich entschieden gegen die Atombewaffnung ausspricht. Mit der "Göttinger Erklärung" erinnert er daran, dass die Wissenschaft stets der Menschlichkeit dienen müsse.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Prof. Arne Schirrmacher, Wissenschaftsgeschichte, Humboldt-Universität Berlin

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Max Born: Mein Leben. Erinnerungen des Nobelpreisträgers, München 1975.
  • Nancy Thorndyke Greenspan: Max Born - Baumeister der Quantenwelt, Heidelberg 2006.
  • Max Born: Von der Verantwortung des Naturwissenschaftlers. Gesammelte Vorträge, München 1985.
  • Arne Schirrmacher: Dreier Männer Arbeit in der frühen Bundesrepublik. Max Born, Werner Heisenberg und Pascual Jordan als politische Grenzgänger. MPIWG 2005.
  • Hedwig Born - Max Born: Der Luxus des Gewissens. Erlebnisse und Einsichten im Atomzeitalter, München 1969.

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Autor: Wolfgang Burgmer
Redakteur: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Hape Kerkeling wird 60 (Geburtstag am 9.12.1964)

Hape Kerkeling wird 60 (Geburtstag am 9.12.1964) WDR Zeitzeichen 09.12.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 10.12.2099 WDR 5

Als falsche Königing Beatrix, als "Hurz"-Perfomer, als Bestseller-Autor vom Jakobsweg, als Junge, der mal an die frische Luft muss: Hape Kerkeling gehört zu den beliebtesten Komikern der Deutschen.

Als verkleidete Königin Beatrix und als schlitzohriger Horst Schlämmer hat Hape Kerkeling Fernsehgeschichte geschrieben. "Im Grunde ist Hape ein Ein-Mann-Zirkus", sagt sein Autor Pelle Pershing über den Komiker, Schauspieler, Showmaster und Schriftsteller, der seit vier Jahrzehnten sein Publikum zum Lachen bringt. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Hape Kerkeling, Anke Engelke und Bastian Pastewka ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Fritz Schaefer:
  • dass Hape Kerkeling gerne Loriots "Dicki Hoppenstedt" geworden wäre,
  • wie dieser das "Aus" seiner ersten Fernsehsendung "Känguru" erlebt hat,
  • über dessen väterliche Freundschaft zu Alfred Biolek,
  • was Kerkeling heute über sein unfreiwilliges Coming-Out denkt,
  • ob Kerkeling – wie ihm mal prognostiziert wurde – "ein ganz bekloppter Alter" wird oder eher ein "alter Spießer".

Geboren wird Hape Kerkeling am 9. Dezember 1964 in Recklinghausen. Seine Kindheit hält er im Bestseller "Der Junge muss an die frische Luft" fest, einschließlich des Suizids der Mutter. Da heißt Hape noch Hans Peter und wird ab seinem achten Lebensjahr liebevoll von den Großeltern großgezogen. Diese bringt er ebenso wie seine Schulfreunde ständig zum Lachen. Die Großmutter fördert auch das komische Talent ihres Enkels und stellt früh fest: Der Junge muss ins Rampenlicht.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Hape Kerkeling, Entertainer und Autor
  • Anke Engelke, Komikerin, Schauspielerin und Moderatorin
  • Achim Hagemann, Komponist und Musiker
  • Cordula Stratmann, Komikerin und Schauspielerin
  • Pelle Pershing, Künstler und Comedy-Autor
  • Bastian Pastewka, Komiker und Schauspieler

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Autor: Fritz Schaefer
Redaktion: David Rother

Giuseppe Verdi gründet ein Altersheim für Musikschaffende

Giuseppe Verdi gründet ein Altersheim für Musikschaffende WDR Zeitzeichen 08.12.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 09.12.2099 WDR 5

Sein bestes Werk, so der italienische Komponist Verdi: Sein im Dezember 1899 gegründetes "Haus des Ausruhens", in dem Musikschaffende im Alter auf Gleichgesinnte treffen.

Ein Haus, in dem "Musicisti", also Musiker, nach einem Leben in Konzertsälen und auf Opernbühne zur Ruhe finden sollen, ist natürlich ein Haus voller Musik. Wer die "Casa di Riposo per Musicisti" betritt, hört sie in den langen Gängen, die rechts und links einen begrünten Innenhof umschließen. Fast immer übt jemand auf dem Klavier, singt oder lauscht einer Schallplatte – womöglich eine Aufnahme einer der weltberühmten Opern des Gründers Giuseppe Verdi. *** Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: "Il Bacio di Tosca" (Der Kuss der Tosca), Film von Daniel Schmid, 1984 ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Holger Noltze:
  • wie sich der bei seiner Arbeit oft unerbittliche Komponist Verdi privat sozial engagiert hat,
  • wie aus einer günstigen Gelegenheit, ein Grundstück zu kaufen, bei Verdi die Idee reifte, die Altersresidenz für Musiker und Musikerinnen zu bauen,
  • wie Verdi durch die Übertragung der Urheberrechte dem Altersheim langfristige Einnahmen sichert,
  • und wie es heute bei einem Besuch in der "Casa di Riposo per Musicisti" klingt.

Mit dem Haus in Mailand will Giuseppe Verdi für "meine weniger glücklichen Gefährten" einen Ruheort im Alter schaffen. Zum Zeitpunkt der Eröffnung, im Dezember 1899, rutschen selbst große Bühnenstars im Alter häufig in die Armut. Ihnen will Verdi ein wenig Frieden am Ende des Lebens schenken, umgeben von Musik.

Das erhofft sich der erfolgreiche Komponist, dessen Werke "La Traviata", "Rigoletto" oder "Aida" an den große und kleinen Opernhäusern weltweit gespielt werden, auch für sich selbst. So lässt er sich schließlich eine Sondergrabstätte genehmigen und wird selbst in der Kapelle der "Casa di Riposo per Musicisti" beerdigt – in der Sicherheit, dass immer Musik um ihn sein wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Brief von Guiseppe Verdi an Giulio Ricordi
  • "Il Bacio di Tosca" (Der Kuss der Tosca), Film von Daniel Schmid, 1984

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Autor: Holger Noltze
Redaktion: Matti Hesse

Theodor Heuss: Schuld, Scham und Deutschlands Neubeginn

Theodor Heuss: Schuld, Scham und Deutschlands Neubeginn WDR Zeitzeichen 07.12.2024 15:29 Min. Verfügbar bis 08.12.2099 WDR 5

Der erste Bundespräsident thematisiert die Nazi-Verbrechen, spricht in seiner Rede vom 7.12.1949 von deutscher "Kollektivscham" und entschärft die Kollektivschuld-These.

"Sind wir, bin ich, bist Du schuld, weil wir in Deutschland lebten, Mitschuld an diesem teuflischen Unrecht?", fragt Bundespräsident Theodor Heus in seiner Festrede am 7. Dezember 1949 bei der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Während die meisten Deutschen jede Verantwortung an den Gräueltaten der Nazis von sich weisen, prägt Heuss den Begriff der "Kollektivscham", der bleiben wird. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Ernst Wolfgang Becker, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie Theodor Heuss 1949 mahnt: "Wir dürfen nicht vergessen, was die Menschen gerne vergessen würden, weil es so bequem ist",
  • warum die USA und England das Wort der "Kollektivschuld" der Deutschen vermeiden,
  • dass nach Kriegsende noch mehr als die Hälfte der Deutschen den Nationalsozialismus für eine gute Sache halten,
  • über einen dunklen Fleck in der Biografie von Theodor Heuss.

Der frisch gewählte erste Bundespräsident Theodor Heuss weiß, dass seine Rede am 7. Dezember 1949 die Gemüter in Wallung bringen würde: "Wir dürfen nicht vergessen die Nürnberger Gesetze, den Judenstern, den Synagogenbrand, den Abtransport von jüdischen Menschen in die Fremde, ins Unglück, in den Tod. Das sind Tatbestände, die wir nicht vergessen sollen."

Die Worte sitzen. Der Bundespräsident benennt, was die Deutschen so gerne vergessen würden, um endlich "einen Schlussstrich" zu ziehen. Doch Heuss hält dagegen: "Etwas wie Kollektivscham ist aus dieser Zeit gewachsen und geblieben." Kollektivscham ist die Umschreibung für sein Hauptanliegen: die Schuldfrage besprechen - und die Kollektivschuld-These entschärfen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Kristin Platt, Genozidforscherin, Ruhr-Universität Bochum
  • Ernst Wolfgang Becker, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus
  • Joachim Radkau: Theodor Heuss. München 2013
  • Thomas Hertfelder, Christiane Ketterle: Theodor Heuss. Publizist – Politiker – Präsident. Stuttgart, 2003

Weiterführende Links:

Hörtipp:
Im historycast gibt es weitere Hintergründe zur Holocaust-Forschung, zu jüdischem Leben und Antisemitismus in der Geschichte, zum Zionismus und zu Israel. Der historycast ist ein Podcast des Verbandes der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e.V.

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

Jiu-Jitsu im Rock: Kampfsport für Frauenrechte im Jahr 1909

Jiu-Jitsu im Rock: Kampfsport für Frauenrechte im Jahr 1909 WDR Zeitzeichen 06.12.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 07.12.2099 WDR 5

Kaffee, Kuchen - und ostasiatische Kampfkunst: Bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in London am 6.12.1909 machen sich die "Suffragetten", Aktivistinnen fürs Frauenwahlrecht, fit für ihren Kampf.

Von der Gründung des ersten Selbstverteidigungsclubs für Suffragetten im Jahr 1909 bis zur Entwicklung moderner Techniken wie "WenDo": Was Edith Garrud und ihre Mitstreiterinnen als Mittel gegen Polizeigewalt und Übergriffe entwickeln, ist mehr als nur Selbstverteidigung – es ist ein politisches Statement. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Veronika Springmann, Sportmuseum Berlin ***


In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • von aufsehenerregenden Bühnenauftritten, bei denen Edith Garrud als Suffragette einen "Polizisten" besiegt – gespielt von ihrem eigenen Mann.
  • was "Suffrajutsu" ist,
  • wie die Kampfkunst nicht nur zur Selbstverteidigung, sondern auch als politisches Mittel eingesetzt wird,
  • wie die Suffragetten mit Straßenprotesten und direkter Aktion neue Formen des Widerstands prägen, die weit über Petitionen hinausgehen,
  • und wie "Jiu-Jitsu als Bändiger des Gatten" humorvoll und provokativ traditionelle Rollenbilder infrage stellt.

Im Dezember 1909 wird in London Geschichte geschrieben – mit einer außergewöhnlichen Premiere: Die Suffragetten gründen ihren eigenen Selbstverteidigungsclub.

Im Zentrum dieser Bewegung steht Edith Garrud, eine nur 1,50 Meter große Kämpferin mit beeindruckender Stärke. Sie ist eine der ersten Frauen in Europa, die fernöstliche Kampfkünste lehrt. Und sie trainiert Aktivistinnen darin, sich gegen Polizeigewalt und Übergriffe zu wehren.

Jiu-Jitsu wird für die Frauenbewegung nicht nur ein Werkzeug zur Selbstverteidigung, sondern auch ein Symbol für Selbstermächtigung und Gleichberechtigung. Mit ihrer Ausbildung sichert Garrud nicht nur den Schutz führender Suffragetten wie Emmeline Pankhurst, sondern beweist auch, dass Frauen physisch und mental in der Lage sind, sich Raum in einer männlich dominierten Welt zu erkämpfen – sei es auf der Straße, im Parlament oder im Alltag.

Diese Frauen, oft belächelt und angefeindet, setzen ein Zeichen, eine Botschaft, die bis heute nachwirkt: Taten statt Worte.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Und das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Dr. Veronika Springmann, Sportmuseum Berlin

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Autor: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Hexenbulle: Wie ein Papsterlass die Hexenjagd befeuerte

Hexenbulle: Wie ein Papsterlass die Hexenjagd befeuerte WDR Zeitzeichen 05.12.2024 14:35 Min. Verfügbar bis 06.12.2034 WDR 5

Vor 540 Jahren, genau am 5.12.1484, besiegelt Papst Innozenz VIII. ein Unheil bringendes Schreiben. Als so genannte Hexenbulle wird es in die Geschichte eingehen.

Männer und Frauen werden verdächtigt, mit Dämonen im Bunde zu stehen und verheerende Schäden anzurichten - von der Vernichtung von Ernten und Vieh bis hin zu grausamen Verbrechen wie Kindesmord. Das später "Hexenbulle" genannte Schreiben von Papst Innozenz VIII. wird als Grundlage für ausufernde Verfolgungen genommen. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Dr. Peter Arnold Heuser, Zentrum für Historische Friedensforschung, Universität Bonn***


Mit den Worten "Summis desiderantes affectibus", was so viel bedeutet wie "In unserem sehnlichsten Wunsch", fordert Papst Innozenz VIII. die konsequente Bekämpfung von Zauberei und Hexerei. Am 5. Dezember 1484 erlässt er dazu ein Dokument, das die Grundlage für zahllose Hexereiprozesse in Europa bildet.

Das Papstschreiben richtet sich direkt an die Kirche und fordert alle Geistlichen auf, die Arbeit der Inquisitoren bei der Jagd nach Hexen und Hexern zu unterstützen. Es ist der Auftakt zu einer dunklen Ära der Verfolgung, in der düstere Abhandlungen über Hexerei, wie der berüchtigte "Hexenhammer" des Inquisitors Heinrich Kramer, weite Verbreitung finden.

Kramer nutzt die Bulle, um vor allem gegen Frauen vorzugehen und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Ideologie hinter den Hexenprozessen gefestigt wird. Eine Welle von Verdächtigungen und Anklagen ist die Folge, die Prozesse vor weltlichen Gerichten arten in einen Hexenwahn mit erfolterten Denunziationen aus. Bis zu 50.000 Menschen sterben im Zuge der Hexenverfolgung in Europa - meist Frauen, die verbrannt, geköpft oder auf andere grausame Weise getötet werden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • dass sogar Bischöfe sich über die Existenz von Hexen uneins sind,
  • dass Papst Innozenz mindestens 16 Kinder hat und welchen Einfluss das auf sein Streben nach Macht hat,
  • wie ihm dabei Ideologie, Aberglaube und Frauenfeindlichkeit in die Karten spielen,
  • warum die Opferzahlen der Hexenverfolgung gerade im deutschsprachigen Raum so hoch sind,
  • und wie die Hexenprozesse auch durch gezielte Fälschungen und den Missbrauch von wissenschaftlichen Gutachten legitimiert werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Und das ist unser Interviewpartner:
  • Dr. Peter Arnold Heuser, Zentrum für Historische Friedensforschung, Universität Bonn

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Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Sarah Fitzek

Sultan Süleyman I. der Prächtige erobert Bagdad (am 4.12.1534)

Sultan Süleyman I. der Prächtige erobert Bagdad (am 4.12.1534) WDR Zeitzeichen 04.12.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 05.12.2099 WDR 5

Nie war das Osmanische Reich größer als unter Süleyman. Im Abendland sorgt er für die Türkenfurcht, der "Schrecken Europas" erhält hier aber auch den Beinamen "der Prächtige".

Sultan Süleyman I. ist prächtiger Herrscher und erfolgreicher Feldherr: Seine Eroberung Bagdads 1534 markiert den Höhepunkt des schiitisch-sunnitischen Konflikts. Süleyman I. festigt damit die Vormachtstellung der Osmanen im Nahen Osten und legt den Grundstein für einen jahrhundertelangen politischen und religiösen Konflikt in der Region. ***Das sind unsere wichtigsten InterviewpartnerInnen: Prof. Dr. Suraiya Faroqhi, Osmanistin, Universität München, Istanbul und Prof. Dr. Albrecht Fuess, Islamwissenschaftler, Universität Marburg***


Er ist ein Mann der Superlative: Süleyman I., Sultan des Osmanischen Reiches, vereint das Schwert eines Feldherrn mit der Feder eines Dichters. Unter seiner Regentschaft erlebt das Reich im 16. Jahrhundert seine größte Ausdehnung – vom Herzen Europas bis in den Nahen Osten.

Die Eroberung Bagdads im Jahr 1534 markiert dabei einen entscheidenden Triumph. Die alte Hauptstadt der Abbasiden wird nach blutigen Kämpfen den schiitischen Safawiden entrissen, die zuvor sunnitische Heiligtümer geschändet hatten. Süleyman, der von seinen Zeitgenossen in Europa "der Prächtige" und in seiner Heimat "der Gesetzgeber" genannt wird, lässt die Stadt wieder aufbauen und sichert sie als eines der wichtigsten Zentren seiner Herrschaft.

Doch sein Erbe reicht weit über militärische Siege hinaus: Süleyman schafft ein Gesetzeswerk, das das Osmanische Reich jahrhundertelang prägt, und verleiht Istanbul mit prächtigen Bauten ein unverwechselbares Antlitz.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • warum Süleyman nicht nur als prächtiger Herrscher, sondern auch als strenger Gesetzgeber in die Geschichte eingeht,
  • wie die Angst vor den Osmanen Europa prägt,
  • warum Süleymans Heirat mit der Sklavin Roxelane am osmanischen Hof für Aufsehen sorgt,
  • warum Süleyman 1529 unerwartet vor den Toren Wiens umkehrt,
  • und wie eine türkische Historiendrama-Serie Süleymans Leben neu interpretiert und für Proteste sorgt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Suraya Faroqhi: Geschichte des osmanischen Reiches, München 2010.
  • Josef Matuz: Das Osmanische Reich, Darmstadt 2012.

Und das sind unsere wichtigsten InterviewpartnerInnen:
  • Prof. Dr. Suraiya Faroqhi, Osmanistin, Universität München, Istanbul
  • Prof. Dr. Albrecht Fuess, Islamwissenschaftler, Universität Marburg
  • Prof. Dr. Heinz Schilling, Historiker, Humboldt-Universität Berlin

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Marfa Heimbach
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sascha Schiemann

Meister von Schauer, Spannung und Abenteuer

Meister von Schauer, Spannung und Abenteuer WDR Zeitzeichen 03.12.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 04.12.2099 WDR 5

Grausame Piraten, Ärzte mit gespaltener Persönlichkeit, entführte Söhne aus den Highlands - sie bevölkern die Romane von Robert Louis Stevenson. Die entstehen in Teilen auf Samoa in der Südsee. Hier stirbt Stevenson am 3.12.1894.

Bekannt ist Robert Louis Stevenson heute vor allem für "Die Schatzinsel". Viele Literaturkritiker halten aber ein anderes Buch für sein bestes: "Die Herren von Hermiston". Bis zu seinem Tod arbeitet Stevenson an dem historischen Roman, der letztlich unvollendet bleibt. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Burkhard Niederhoff, Professor für Englische Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum***


Er ist ein Reisender, ein Chronist der Abenteuer und ein Mann, der sich nie mit Konventionen zufriedengibt: Robert Louis Stevenson. Bekannt für Klassiker wie "Die Schatzinsel" und "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" hinterlässt der schottische Autor ein Leben voller Geschichten – und Geschichten voller Leben.

Stevenson wächst in Edinburgh auf, geplagt von einer schweren Lungenerkrankung und dem strengen Glauben seiner puritanischen Kinderfrau. Doch weder seine schwache Gesundheit noch die Erwartungen seiner Familie, wie sein Vater und Großvater Leuchtturmbauer zu werden, können seinen Drang nach Freiheit und Kreativität zügeln.

Seine Werke spiegeln diese Rastlosigkeit wider: Stevensons Literatur ist geprägt von Abenteuerlust und philosophischer Tiefe, vom Spiel mit Moral und Identität und zeugen von seiner unerschöpflichen Neugier auf die Welt und das, was den Menschen ausmacht. Mit seiner Familie verschlägt es ihn schließlich in die Südsee, wo er sein letztes Zuhause findet. Hier schreibt er an einem seiner ehrgeizigsten Werke, bis er 1894 plötzlich stirbt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • warum ein Jurastudium für den jungen Robert Louis Stevenson ein Kompromiss mit seinen Eltern ist,
  • welche persönlichen Erfahrungen in seinen Romanen eine Rolle spielen,
  • warum Stevenson auf Samoa "Tusitala" genannt wird und was das bedeutet,
  • und warum sein letztes Buch womöglich sein bestes ist – obwohl es unvollendet bleibt.

Das ist unser Interviewpartner:
  • Burkhard Niederhoff, Professor für Englische Literaturwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Burkhard Niederhoff: Erzähler und Perspektive bei Robert Louis Stevenson, Würzburg 1994.
  • Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel. Zürich 2006.
  • Robert Louis Stevenson: Emigrant aus Leidenschaft. Ein literarischer Reisebericht, Zürich 2005.
  • Robert Louis Stevenson: Reise mit dem Esel durch die Cevennen, München 1995.
  • Robert Louis Stevenson: In der Südsee, Zürich 2000.

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Frank Zirpins

Nackt gegen die Kolonialherrschaft: Krieg der Frauen in Nigeria

Nackt gegen die Kolonialherrschaft: Krieg der Frauen in Nigeria WDR Zeitzeichen 02.12.2024 14:22 Min. Verfügbar bis 03.12.2034 WDR 5

Der Protest einer Nigerianerin eskaliert nach dem 2.12.1929 zum Krieg tausender Frauen gegen die britische Kolonialherrschaft. Die gerät stärker ins Wanken als je zuvor.

Weil die britische Kolonie am Golf von Guinea in West-Afrika weniger ertragreich ist als von den Briten erhofft, müssen die einheimischen Männer Steuern zahlen. Als sich das Gerücht verbreitet, auch Frauen würden künftig besteuert, kommt es zum Widerstand. Tausende Frauen nehmen an Großdemonstrationen teil. Einige von ihnen werden erschossen. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Rita Schäfer, freiberufliche Afrikawissenschaftlerin, Essen ***


Ab 1861 erobern die Briten Nigeria. 1914 erklären sie das westafrikanische Land zur Kolonie. Weil ihre Gewinne nicht so hoch ausfallen, wie sie erwartet haben, müssen die Einheimischen auch noch Steuern bezahlen. Das betrifft nur die Männer und zunächst nur jene im Norden Nigerias. Doch 1928 sind auch die Männer in den südöstlichen Provinzen rund um das Niger-Delta an der Reihe - ungeachtet erster Proteste.

Im November 1929 bringt eine Volkszählung das Fass zum Überlaufen. Es verbreitet sich das Gerücht, auch Frauen würden künftig besteuert - woher die Frauen das Geld nehmen sollen, ist unklar. Frauen-Gruppen verlangen eine schriftliche Erklärung, dass sie steuerfrei bleiben.

Am 2. Dezember 1929 wird der örtliche Vertreter der Kolonialverwaltung des Dorfes Oloko seines Amtes enthoben und inhaftiert, um die Lage zu beruhigen. Doch das passiert nicht. Mehrere tausend Frauen nehmen an Großdemonstrationen teil, bewaffnet mit Palmwedeln und Zweigen. Die Proteste gipfeln im Massaker von Egwanga: Mehr als 2.000 Frauen sind gekommen, um für ihre Forderungen zu kämpfen. Mehr als 30 Frauen werden von Soldaten erschossen.

Es werden Untersuchungen eingeleitet. Nach ihrem Abschluss müssen viele britische Vertreter ihren Hut nehmen. Die einheimischen Frauen bekommen mehr Rechte. Organisierten Protest von Frauen gibt es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder. Auch nachdem Nigeria ab 1960 unabhängig ist.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • wie das Ritual "Sitting on the Man" den Krieg von 1929 mitentscheidet,
  • wie die "Warrant Chiefs" im Auftrag der Kolonialverwaltung die Bevölkerung ausnehmen,
  • warum der Begriff "Aba Riots" ("Unruhen von Aba") zu kurz greift,
  • warum auch heute noch nigerianische Frauen manchmal zu den Protestmitteln von damals greifen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Rita Schäfer, freiberufliche Afrikawissenschaftlerin, Essen
  • Ekwere Otu Akpan, Violetta I. Ekpo: The Women's War of 1929. Calabar 1988
  • Marc Matera; Misty L. Bastian; Susan Kingsley Kent: The Women's War of 1929 - Gender and Violence in Colonial Nigeria. Großbritannien 2012
  • Lola Zee: Aba Women Riots - Women At The Frontline of Social Change, 2012
  • Onyka Igwe: Sitting on a Man | Re-imagining Igbo women's protest through dance

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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann

Der Weihnachts-Countdown: Die Erfindung des Adventskranzes

Der Weihnachts-Countdown: Die Erfindung des Adventskranzes WDR Zeitzeichen 01.12.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 02.12.2099 WDR 5

Der heutige Adventskranz ist jung: Seit den 50er Jahren ist er das Symbol für die Vorweihnachtszeit. Am 1. Dezember 1839 hängt Johann Hinrich Wichern den ersten hölzernen Ring mit 24 Kerzen auf.

Als der Hamburger Theologe Johann Hinrich Wichern am 1. Dezember 1839 zum ersten Mal einen Adventskranz aufhängen lässt, hat dieser genau 24 Kerzen. Die Anzahl der Kerzen variiert mit der der Adventstage, bis schließlich nur noch vier Kerzen für die vier Adventssonntage übrig sind. Der Kranz hält zunächst Einzug in die Wohnzimmer der Protestanten, bis nach dem Zweiten Weltkrieg auch Katholiken den Brauch übernehmen. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Dr. Katrin Bauer, Wissenschaftliche Referentin im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte***


Der Theologe Johann Hinrich Wichern gründet 1833 in Hamburg das "Rauhe Haus". Dort sollen verarmte und verhaltensauffällige Kinder eine Ausbildung erhalten. Vor allem aber will Wichern ihnen den christlichen Glauben näher bringen.

Damit die Jugendlichen das Licht der Geburt Jesus erfahren, hängt Wichern 1839 ein Wagenrad mit 24 Kerzen im Gebetsraum auf. Jeden Tag zünden sie eine Kerze mehr an und jeden Tag wird es heller. "Brennt der volle Kranz mit allen 24 Lichtern, dann ist er da, der heilige Christ in all seiner Herrlichkeit", so Wichern.

Vom Rauhen Haus aus verbreitet sich der Kranz in den folgenden Jahren in andere protestantische Einrichtungen. Erst 1925 soll erstmals ein Adventskranz in einer katholischen Kirche in Köln erblickt worden sein. Allerdings nur noch mit vier Kerzen für die vier Adventssonntage, dafür mit Tannengrün geschmückt - so, wie der Adventskranz seinen Weg in deutsche Wohnzimmer findet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • warum die Zahl der Kerzen auf dem Wichern-Kranz jedes Jahr variiert,
  • welche Rolle Kerzen und Licht in Religionen spielen,
  • vom "Straßburger Adventsstreit" im 11. Jahrhundert,
  • warum auf Adventskränzen heute nur noch vier Kerzen brennen.

Das ist unsere Interviewpartnerin und die wichtigsten Quellen:
  • Dr. Katrin Bauer, Wissenschaftliche Referentin im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
  • Uwe Birnstein: Johann Hinrich Wichern. Wie der fromme Erzieher Kinder und Kirche retten wollte. Berlin 2018.
  • Rüdiger Vossen: Weihnachtsbräuche in aller Welt: Von Martini bis Lichtmess. Hamburg 2019

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Sefa İnci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

Musik im Schatten des Holocaust: Hans Krása (geb. 30.11.1899)

Musik im Schatten des Holocaust: Hans Krása (geb. 30.11.1899) WDR Zeitzeichen 30.11.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 01.12.2099 WDR 5

Hans Krása ist auf dem besten Weg, einer der führenden Komponisten im 20. Jahrhundert zu werden. Die Nationalsozialisten beenden seine Karriere und nehmen ihm das Leben.

Als Hans Krása am 30.11.1899 in Prag geboren wird, sind die Gräuel der Nationalsozialisten noch weit weg. Sorgenfrei stürzt er sich in eine Karriere als Komponist. Deportiert nach Theresienstadt wird seine Kinderoper "Brundibár" dort für Propagandazwecke missbraucht. Zusammen mit anderen Musikern stirbt er 1944 in Auschwitz. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Daniel Hope, Geiger ***


Hans Krása wird am 30. November 1899 in Prag geboren. Finanzielle Sorgen kennt die Familie nicht. Krása lernt Klavier und Geige bei führenden Prager Musikern. Mit elf Jahren komponiert er ein erstes Orchesterstück, etwas später ein Streichquartett. Krásas Karriere verläuft im Eiltempo. Für seine Oper "Verlobung im Traum" wird er 1933 mit dem Tschechoslowakischen Staatspreis ausgezeichnet.

Es ist eines von nur zwei Werken, das Krása für die Opernbühne komponiert. Die Kinderoper "Brundibár", schreibt er 1938 für einen Wettbewerb des tschechoslowakischen Bildungsministeriums. Dieser findet wegen des Kriegsausbruchs keinen Sieger. Stattdessen erlangt "Brundibár", ursprünglich ein hoffnungsvolles Werk über den Sieg des Guten über das Böse, im Konzentrationslager Theresienstadt traurige Berühmtheit.

Nachdem Krása 1942 wegen seiner jüdischen Wurzeln dorthin deportiert wird, führt er die Kinderoper unter den erbärmlichen Lagerbedingungen mehr als 50 Mal auf. In einem Propagandafilm zeigen die Nazis "Brundibár" als Beleg für das "lebendige Kulturleben" in Theresienstadt.

Krása selbst ist seit seiner Deportation ein gebrochener Mann. Dennoch gibt er nicht auf, organisiert Konzerte und komponiert weitere Werke. Bis im Oktober 1944 Theresienstadt mit einem Schlag nahezu verstummt. Hans Krása wird zusammen mit vielen weiteren Musikerkollegen nach Auschwitz verlegt und dort ermordet – da ist er noch keine 45 Jahre alt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • von Krásas sorgenfreier Jugend, seinem Aufstieg und dem Leben als Bohemien,
  • welche weiteren Musiker mit Krása in Theresienstadt inhaftiert sind,
  • von einem seiner letzten Werke, das wie ein Hilfeschrei klingt,
  • wie es die Nazis fast geschafft haben, eine der zentralen Musiksprachen aus dem 20. Jahrhundert auszulöschen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Daniel Hope, Geiger
  • Blanka Červinková: Hans Krása. Leben und Werk. Saarbrücken, 2005
  • Milan Kuna: Musik an der Grenze des Lebens. Musikerinnen und Musiker aus böhmischen Ländern in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Gefängnissen. Übersetzt von Eliska Nováková. Frankfurt a.M., 1993
  • Ingo Schultz: Krása, Hans, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Personenteil, Bd. 10

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Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Sefa İnci Suvak

Massenmedien: "The Times" erstmals mit Schnellpresse gedruckt

Massenmedien: "The Times" erstmals mit Schnellpresse gedruckt WDR Zeitzeichen 29.11.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 30.11.2099 WDR 5

Friedrich Koenig hieß der deutsche Erfinder der dampfgetriebenen Zylinderpresse. Die Schnelligkeit des Drucks war revolutionär. Am 29. November 1814 wurde "The Times" erstmals mit der Schnellpresse gedruckt.

Die englische "Times" wird am 29. November 1814 als erste Zeitung der Geschichte per Schnellpresse gedruckt. Mehr als 1.000 Seiten pro Stunde: Das bedeutet eine Auflagezahl, die über die regionalen Grenzen hinausreicht. Die Innovation revolutioniert den Zeitungsmarkt und verändert die Welt. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Eckhard Rieck, Maschinenbau-Ingenieur, Historiker und Autor ***


Was heute im britischen Parlament besprochen wird, ist bei der Londoner "Times" schon am nächsten Morgen zu lesen - bei den anderen Zeitungen dagegen erst am übernächsten Tag. Dank der Schnellpresse brechen für das Blatt goldene Zeiten an und in ganz Europa boomt der Zeitungsmarkt: Es ist der Beginn der Massenblatt-Ära.

Die technische Revolution ist zugleich der Höhepunkt im Leben von Friedrich Koenig. Denn der 1774 in Eisleben als Sohn eines Bauern geborene Unternehmer ist der Erfinder dieser buchstäblichen "Zeit-Spar-Maschine".

Schon 1802 kommt der junge Koenig auf die Idee mit der neuen Druckpresse, doch anfangs will davon niemand etwas wissen. Erst John Walter von der "Times" erkennt 1814 die Zeichen der Zeit und bestellt zwei der Doppelzylinderdruckpressen. Damit verschafft der Verleger seiner Zeitung einen entscheidenden Vorsprung gegenüber der Konkurrenz.

Die Original "Times"-Schnellpresse ist etwa 3,50 Meter lang, knapp zwei Meter hoch und komplett aus Metall. Das Auftragen der Druckerschwärze besorgt die Maschine selbstständig mit Färbewalzen. Mit mehr als 1.000 Bogen pro Stunde ist Koenigs Apparat viermal so schnell wie die herkömmlichen handbetriebenen Druckapparate - bei halbem Personaleinsatz.

In diesem Zeitzeichen erzählt Stephan Beuting:
  • wieso der Technikoptimismus des einen die Zukunftsangst der anderen ist,
  • weshalb man den Drucker von damals angeblich an seinem Gang erkennen kann,
  • und warum keine deutsche Zeitung zuschlägt und Koenig für den Erfolg seiner Maschine nach England auswandern muss.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Eckhard Rieck, Maschinenbau-Ingenieur, Historiker und Autor
  • Volker Jansen, Professor für Print-Media-Technologies an der Uni Stuttgart
  • Sonja Neumann, Kuratorin im Fachbereich Drucktechnik, Deutsches Museum München
  • Kathrin Fahlenbrach, Medienwissenschaftlerin und Medienrezeption, Uni Hamburg
  • Eckhard Rieck: Friedrich Koenig und die Erfindung der Schnellpresse. Wege eines Pioniers der modernen Unternehmensgeschichte (2015)
  • Benjamin Krebs: Handbuch der Buchdruckerkunst. Frankfurt a.M., 1827

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Autor und Technik: Stephan Beuting
Redaktion: Sefa İnci Suvak

Wie ein Preuße die US-Armee schuf: Wilhelm von Steuben

Wie ein Preuße die US-Armee schuf: Wilhelm von Steuben WDR Zeitzeichen 28.11.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 29.11.2099 WDR 5

F.W. von Steuben (gestorben am 28.11.1794) wird vermutlich wegen seiner Homosexualität aus dem preußischen Militär entlassen. Dann spielt er eine entscheidende Rolle im US-Unabhängigkeitskrieg...

Marschmusik, uniformierte Mädchentanzcorps, Konfettiregen - jedes Jahr im September zieht in New York die Steuben-Parade über die Fifth Avenue. Gefeiert wird Baron Friedrich Wilhelm von Steuben, ein vermeintlicher Held im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Der Preuße brachte Disziplin, Hygiene und Härte aufs Schlachtfeld der Neuen Welt. Heute steht Steubens sexuelle Orientierung im Mittelpunkt des Interesses. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Michael Hochgeschwender, Historiker, LMU München***


Der preußische Ex-General Friedrich Wilhelm von Steuben von ist gerade zum wiederholten Male entlassen worden und braucht dringend einen neuen Job. 
Auf der anderen Seite des Atlantiks verzweifelt zur gleichen Zeit George Washington an seiner Bauernarmee. Mit diesen ungehorsamen Männern, die zur Erntezeit einfach nach Hause fahren, lässt sich die englische Krone nicht besiegen. Einen preußischen Militärexperten könnten die neu gegründeten Vereinigten Staaten gut gebrauchen - also reist Friedrich Wilhelm von Steuben nach Amerika.

Dort bringt der Preuße die Truppen mit mehr Hygiene, Training und Disziplin so auf Vordermann, dass sie am Ende sogar die Engländer besiegen. Friedrich Wilhelm von Steuben avanciert zum amerikanischen Kriegshelden. Nach seinem Tod am 28. November 1794 werden Denkmäler errichtet, jedes Jahr zieht zu seinen Ehren eine bunte Parade durch New York.

Heute steht vor allem Steubens sexuelle Orientierung im Blickpunkt und hat ihn ins Zentrum aktueller US-amerikanischer Kulturkämpfe gerückt. Baron Friedrich Wilhelm von Steuben soll Männer geliebt haben, junge Männer. Während die LGBTQ-Szene ihn nun als queeren Militär feiert, der die amerikanische Geschichte mitgeschrieben hat, wollen christlich-konservative Amerikaner seine Denkmäler abreißen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • warum die Armee der neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika hauptsächlich aus Bauern besteht,
  • wie Latrinen helfen, die Engländer zu vertreiben,
  • warum die Frage zur Sexualität des Preußen so schwer zu beantworten sind,
  • von der Steuben-Parade, zu der jährlich Vereine aus Deutschland in die USA reisen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michael Hochgeschwender, Historiker, LMU München
  • Michael Hochgeschwender: Die Amerikanische Revolution. Geburt einer Nation. 1763-1815. München 2018
  • Franz Fabian: Steuben. Ein Preuße in Amerika. Berlin 1996
  • Armin M. Brandt: Friedrich Wilhelm von Steuben. Preußischer Offizier und amerikanischer Freiheitsheld. Halle 2006

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: David Rother
Technik: Annette Skrzydlo

Auto-Fan Bertolt Brecht kauft einen Sportwagen (am 27.11.1949)

Auto-Fan Bertolt Brecht kauft einen Sportwagen (am 27.11.1949) WDR Zeitzeichen 27.11.2024 14:37 Min. Verfügbar bis 28.11.2099 WDR 5

Bertolt Brecht hat den Kapitalismus verachtet - aber schnelle Sportwagen geliebt. Und deshalb sogar einen Werbeslogan für die Marke "Steyr" geschrieben...

Schon in jungen Jahren ist Bertolt Brecht ein Autoliebhaber. In eine seiner Bibeln hat der Kapitalismuskritiker sogar ein Bild von einem Rennwagen eingeklebt. Manche Autos soll er wie Geliebte behandelt haben. Der nicht so treue Ehegatte bleibt immerhin in Sachen Lieblingsautomarke monogam: Den ersten Steyr kann er sich nach dem Erfolg der Dreigroschenoper 1928 leisten, seinen letzten kauft Bertolt Brecht 1949, wenige Wochen nach der Gründung der DDR. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner und -partnerinnen: Erdmut Wizisla, langjähriger Leiter des Brecht-Archivs; Ursula Muscheler, Architekturhistorikerin und Autorin von: Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil. Berlin 2024. ***


Von einem rot-schwarzen Steyr träumt Bertolt Brecht schon lange. Die österreichische Automobilmarke hat Ende der 1920er Jahre eine Strahlkraft wie später Porsche oder Ferrari. Doch zunächst muss sich Brecht mit einem Opel begnügen, mehr gibt sein Budget nicht her. Erst mit dem Erfolg der Dreigroschenoper kann sich der Schriftsteller seinen ersten Steyr leisten. Doch die Gestapo beschlagnahmt sein Auto nur wenige Jahre später zusammen mit seinem Haus.

Im dänischen Exil fährt Brecht einen Ford T - kein Vergleich mit einem Steyr. Er notiert: "Ford hat ein Auto gebaut; das fährt ein wenig laut; es ist nicht wasserdicht; und fährt auch manchmal nicht." Erst als er aus dem Exil zurück nach Berlin kommt, ist Bertolt Brecht wieder mit dem Wagen unterwegs, an dem sein Herz besonders hängt: Am 27. November 1949 kauft er einen gebrauchten, rot-schwarzen Steyr.

Sein Traumauto wird später von der DDR-Polizei aus dem Verkehr gezogen. Ein 15 Jahre altes Auto auf der Straße? Eine Konsumverweigerung gegenüber der heimischen Autoindustrie, nahezu konterrevolutionär.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:
  • warum Brecht einige Autos wie Geliebte behandelt haben soll,
  • wofür der notorisch untreue Schriftsteller seine Autos außer für Ausfahrten noch genutzt hat,
  • warum der Minister für Kultur der DDR Bertolt Brecht in den fünfziger Jahren ein EMW Kabrio überlässt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner und -partnerinnen:
  • Erdmut Wizisla, langjähriger Leiter des Brecht-Archivs
  • Ursula Muscheler, Architekturhistorikerin
  • Egon Monk, Brecht-Schüler
  • Ursula Muscheler: Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil. Berlin 2024.
  • Werner Hecht: Brechts Leben in schwierigen Zeiten. Berlin 2007.

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Autor: Jürgen Werth
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Holger Maerten und Antonia Herzog

Verträumter Nonsens statt Moralerziehung: Alice im Wunderland

Verträumter Nonsens statt Moralerziehung: Alice im Wunderland WDR Zeitzeichen 26.11.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 27.11.2099 WDR 5

Bei einem Bootsausflug mit der kleinen Alice Liddell erfindet Lewis Carroll die Geschichte, die später Dalí und die Beatles inspiriert. Am 26.11.1864 übergibt er ihr sein Manuskript.

Eine spontane Erzählung für ein Mädchen während einer Bootsfahrt auf der Themse - aufgeschrieben als "Alice im Wunderland" wird sie die Literaturgeschichte prägen. Alice' fantastische Reise markiert den Beginn der modernen Jugendliteratur und zieht bis heute Generationen von Leserinnen und Lesern in ihren Bann. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans, Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum ***


"Alice’s Adventures Under Ground" - so lautet der ursprüngliche Titel, den Charles Dodgson, besser bekannt als Lewis Carroll, 1864 seiner ersten Version der berühmten Erzählung gibt. Was als spontane Geschichte während eines Bootsausflugs auf der Themse beginnt, wird auf Drängen der zehnjährigen Alice Liddell, Dodgsons junger Zuhörerin, zu einem Manuskript - ausgestattet mit Zeichnungen des Autors selbst.

Die Geschichte der jungen Alice ist weit mehr als ein Kinderabenteuer: Sie sprengt die Regeln viktorianischer Konventionen und belehrender Kinderliteratur. Statt Gehorsam und Moral zeigt Alice Mut, Witz und die Fähigkeit, im Chaos ihren eigenen Weg zu finden. Figuren wie die Grinsekatze, der Hutmacher oder die herzlose Herzkönigin, die absurde Logik und sprachliche Spielereien machen die Geschichte bis heute zu einem literarischen Phänomen.

Im November 1864 überreicht Dodgson der kleinen Alice sein handgeschriebenes Manuskript. Doch dabei bleibt es nicht: Dodgson überarbeitet und erweitert sein Werk. Mit Unterstützung eines befreundeten Schriftstellers veröffentlicht er seine Geschichte 1865 schließlich unter dem Titel, den man bis heute kennt: "Alice’s Adventures in Wonderland".

In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • warum der Mathematik-Dozent und Hobbyfotograf Charles Dodgson unter dem Pseudonym Lewis Carroll schrieb,
  • wer die zehnjährige Alice Liddell ist, die Carrolls Geschichte inspirierte,
  • wie Carroll reale Personen, Orte und Eigenheiten wie sein Stottern humorvoll in die Figuren des Buches einarbeitet,
  • und warum seine Fotos von Alice Liddell und anderen Kindern noch heute kontrovers diskutiert werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Lewis Carroll: Alles über Alice. Hamburg 2002.
  • Peter Hunt: Alice im Wunderland. Wie alles begann, Darmstadt 2021.
  • Thomas Kleinspehn: Lewis Carroll, Hamburg 1997.

Und das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans, Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum

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Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother

Deutsche Antwort auf Sherlock Holmes: Autorin Jenny Hirsch

Deutsche Antwort auf Sherlock Holmes: Autorin Jenny Hirsch WDR Zeitzeichen 25.11.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 26.11.2099 WDR 5

Die am 25.11.1829 geborene Schriftstellerin kämpft zeitlebens für die Unabhängigkeit von Frauen. Ihr Engagement finanziert sie selbst, mit unkonventionell verdientem Geld.

Jenny Hirsch ist Frauenrechtlerin, Redakteurin und Schriftstellerin. Geboren wird sie am 25. November 1829 in Zerbst bei Magdeburg. Als Jüdin und als Frau kämpft Hirsch mit dem Beispiel ihres eigenen Lebens gegen die herrschenden Vorurteile ihrer Zeit. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen: Jana Mikota, Oberstudienrätin (Uni Siegen), Jana Haase, Archivarin des Lette Vereins in Berlin***


Ein geheimnisvolles Buch. Geschrieben von Fritz Arnefeldt. Ein Kriminalroman - Ende des 19. Jahrhunderts ein ganz neues Genre in Deutschland. Im Buch versteckt sind kleine unterschwellige Botschaften, die eigentlich nicht zu einem männlichen Autor passen. Des Rätsels Lösung: Fritz Arnefeldt gibt es gar nicht. Die eigentliche Autorin ist Jenny Hirsch. Schriftstellerin, Redakteurin und Frauenrechtlerin.

Hirsch wird am 25. November 1829 in Zerbst geboren, eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Ihr Vater ist Kaufmann, die Familie streng jüdisch. Früh beginnt Jenny Gedichte und Geschichten zu schreiben. Unter dem Pseudonym J. N. Heynrichs, ein Anagramm ihres Namens, sendet sie ab und an ihre literarischen Arbeiten an verschiedene Verlage. Unter ihrem richtigen Namen darf sie nicht veröffentlichen, da sowohl der Vater als auch ihre Verwandten in Zerbst ihre schriftstellerischen Ambitionen missbilligen.

Doch aufgeben ist für Hirsch nie eine Option. Sie kämpft - nicht nur für ihre Rechte. Vielmehr wird Hirsch eine der führenden Persönlichkeiten der frühen bürgerlichen Frauenbewegung. Sie ist Mitinitiatorin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins in Leipzig, die erste Schriftführerin des "Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts" (später Lette-Verein) und Herausgeberin der Zeitschrift "Der Frauen-Anwalt".

Neben all diesem Engagement findet Hirsch auch noch Zeit, um Romane zu schreiben - mit Subtext. So machen sich Frauen in ihren Büchern selbstständig oder werden Ärztin. Allein unter dem Pseudonym Fritz Arnefeldt soll sie 29 Krimis und Erzählungen geschrieben haben, die bis in den USA verkauft wurden. Aber irgendwann geht es nicht mehr. Jenny Hirsch erblindet im Alter und stirbt schließlich mit 72 Jahren in Berlin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • von Hirschs schwieriger Kindheit im kleinstädtischen Zerbst,
  • warum Hirsch trotz ihres Engagements in manchen Frauenkreisen nicht besonders gut gelitten ist,
  • welche Vorbilder aus dem wahren Leben Hirsch als Vorlage für ihre Romanfiguren dienen,
  • welches Buch von ihr im Internet heute Preise von über 1.000 Euro erzielt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Jana Mikota, Oberstudienrätin (Uni Siegen)
  • Jana Haase, Archivarin des Lette Vereins in Berlin
  • Marianne Brüning: Jenny Hirsch. Frauenrechtlerin, Redakteurin, Schriftstellerin; Jüdische Miniaturen (2004)
  • Jenny Hirsch: Ein seltsamer Fall. Ein Kriminalroman von 1912 (2019)

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Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak

Patent für Stacheldraht: Das Ende der Cowboy-Ära?

Patent für Stacheldraht: Das Ende der Cowboy-Ära? WDR Zeitzeichen 24.11.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 25.11.2099 WDR 5

Am 24.11.1874 verändert ein Patent die USA und den Wilden Westen: Der Stacheldraht revolutioniert die Viehhaltung - und hat dramatische Folgen für Cowboys und Indianer.

Der Farmer Joseph Glidden erfindet mit dem Stacheldraht ursprünglich eine sichere Barriere gegen Rinder. Am 24. November 1874 erhält er für seinen mobilen Zaun, bestehend aus zwei verdrillten Drähten mit spitzen Stacheln, das Patent. Glidden wird damit steinreich. Doch der Stacheldraht macht eine unrühmliche Karriere: Als Grenzbefestigung gegen Menschen. *** Das ist unsere wichtigste Quelle: Olivier Razac: Politische Geschichte des Stacheldrahts. Prärie, Schützengraben, Lager. Zürich-Berlin 2003 ***


Das Prinzip ist simpel: Zwei lange, ineinander verdrillte Drähte und darin in kleinen Abständen eingearbeitet kurze Drähte, deren Enden angespitzt nach außen abstehen. Eine praktische Erfindung, dieser Stacheldraht: billig zu produzieren, auch auf große Distanzen einfach zu installieren und dabei so wirksam wie kein anderer Zaun. Am 24. November 1874 erhält der Farmer Joseph Glidden aus Missouri für diese Erfindung das US-Patent Nr. 157.124.

Glidden ist nicht der Einzige, der sich an der Entwicklung eines stachelbewehrten Drahtzauns versucht hat. Als Erster hat er jedoch die Idee, die Metalldornen durch Verdrillen zweier Längsdrähte so zu fixieren, dass sie nicht mehr hin und her rutschen können. Mit einer umgebauten Kaffeemühle produziert Joseph Glidden die ersten Meter seiner flexiblen Stahlbarriere, die in kürzester Zeit das Gesicht des amerikanischen Westens grundlegend verändern wird.

In diesem Zeitzeichen erweckt Autor Martin Herzog die Geschichte vom Stacheldraht und dem Ende der Cowboys auf Grundlage historischer Fakten zum Leben.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • Vom Reichtum des Stacheldraht-Erfinders und was Glidden mit dem Geld anfängt,
  • was Gliddens Stacheldraht von anderen unterscheidet und sicherer macht,
  • wie Glidden die skeptischen Texaner von seiner Erfindung überzeugt und sich anschließend vor Aufträgen nicht mehr retten kann,
  • wieso die Cowboys und auch die Indianer unter den zunehmenden Stacheldraht-Barrieren leiden.

Das ist unsere wichtigste Quelle:
  • Olivier Razac: Politische Geschichte des Stacheldrahts. Prärie, Schützengraben, Lager. Zürich-Berlin 2003

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Autor: Martin Herzog
Redaktion: Matti Hesse

Das geheime Leben der DDR-Elite: die Waldsiedlung Wandlitz

Das geheime Leben der DDR-Elite: die Waldsiedlung Wandlitz WDR Zeitzeichen 23.11.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 24.11.2099 WDR 5

Die Waldsiedlung Wandlitz, fast 30 Jahre exklusiver Wohnort für SED-Politbüromitglieder. Am 23.11.1989 gewährt erstmals eine TV-Reportage der Öffentlichkeit Einblick.

Eingezäunt, bewacht und gut versorgt: Im inneren Ring der Waldsiedlung Wandlitz stehen 23 Einfamilienhäuser mit ein bis zwei Etagen, jedes von ihnen mit sieben bis 15 Zimmern. Rund 20 Angehörigen des SED-Politbüros und ihre Familien wohnen hier. Im äußeren Ring gibt es eine Gärtnerei, eine Poliklinik und Wohnhäuser für die Beschäftigten, also Angestellte und Wachpersonal. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur) ***


Offiziell existiert die Waldsiedlung Wandlitz nicht. Das Gebiet ist auf keiner Karte verzeichnet. Es ist scheinbar Niemandsland. Die DDR-Öffentlichkeit erfährt nichts von der Siedlung. Intern gilt die Regel: Wer Mitglied oder Kandidat des SED-Politbüros wird, muss nach Wandlitz umziehen. Es reicht also nicht aus, nur Minister oder Vorsitzender einer Blockpartei zu sein.

Im Herbst 1989 versucht das DDR-Fernsehen erstmals, die Siedlung zu besichtigen. Reporter Jan Carpentier fährt mit einem Kamerateam für die Jugendsendung "Elf99" dorthin, wo die politische Macht Ostdeutschlands wohnt. Doch sie werden abgewiesen. Es handele sich um ein militärisch gesichertes Objekt.

Erst zwei Tage später, am 23. November, gibt es den ersten offiziellen Termin zur Besichtigung der Politbürosiedlung. Ein Mensch, der sich als Schmidt vorstellt, führt die Pressevertreter durch ein schon länger leer stehendes Wohnhaus und behauptet, die Einrichtung stamme aus DDR-Produktion. Nur einige Sanitärarmaturen seien importiert worden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • in welchem Teil von Berlin die DDR-Führung zunächst wohnt,
  • was der russische Dichter Wladimir Majakowski damit zu tun hat,
  • warum die SED-Prominenz 1953 nach Berlin-Karlshorst umzieht,
  • wann sich die ersten Funktionäre in der Wandlitzer Waldsiedlung niederlassen,
  • wie das Haus von SED-Chef Walter Ulbricht ausgestattet ist.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse