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Geheimnisvolle Zeitreise: Die Weltkarte des Piri Re'is von 1513

Geheimnisvolle Zeitreise: Die Weltkarte des Piri Re'is von 1513 WDR Zeitzeichen 09.10.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 10.10.2034 WDR 5

Am 9.10.1929 machten Forscher eine verblüffende Entdeckung: Eine Karte aus dem Jahr 1513, die bereits Teile der Welt zeigt, die zu der Zeit noch gar nicht entdeckt waren.

Mit seinem Bestseller "Erinnerungen an die Zukunft" macht Erich von Däniken 1968 die Weltkarte von Piri Reis weltberühmt. Seine Behauptung, Außerirdische hätten dafür Fotos aus dem Weltall zur Verfügung gestellt, mögen allerdings nicht alle glauben. Zumal es plausiblere Erläuterungen gibt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Tobias Trebesius (Geschichtsblogger); Peter Mesenburg (emeritierter Professor für Kartografie und Geodäsie, Universität Duisburg/Essen)


Für Erich von Däniken gibt es nur eine Antwort: Die Weltkarte, die der osmanische Admiral Piri Reis 1513 erstellt hat und auf der scheinbar überraschend detailliert Südamerika und die Antarktis eingetragen sind, muss auf Luftaufnahmen basieren. Nur Außerirdische seien damals in der Lage gewesen, die Küstenlinie aus großer Höhe zu fotografieren.

Doch es gibt auch rationale Erklärungen für viele der Rätsel um die Entstehung der Karte, die nicht komplett erhalten ist. Gezeichnet auf Pergament aus Kamelhaut, zeigt das Fragment auf einer Fläche von 85 mal 60 Zentimetern die Westküsten von Europa und Afrika, den Atlantik und die Ostküste Amerikas.

Auf der Karte sind rund 20 unterschiedliche Karten aufgeführt, die zur Konstruktion dieser Weltkarte beigetragen haben sollen. Unter anderem auch eine angebliche Karte von Kolumbus und anderen weniger bekannten Seefahrern.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • Wie Piri Reis mithilfe seines Onkels angeblich an eine Karte von Kolumbus kommt,
  • wie Paul Kahle, Spezialist für alte Handschriften, die verschollene Weltkarte von Piri Reis entdeckt,
  • wer als Erster behauptet, die Karte basiere möglicherweise auf Luftaufnahmen prähistorischer Flugzeuge,
  • wie genau die Karte tatsächlich ist,
  • welche Rätsel um die Karte heute noch immer existieren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Tobias Trebesius (Geschichtsblogger)
  • Peter Mesenburg (emeritierter Professor für Kartografie und Geodäsie, Universität Duisburg/Essen)
  • Susanne Billig: Die Karte des Piri Reis - Das vergessene Wissen der Araber und die Entdeckung Amerikas. München, 2017
  • Erich von Däniken: Erinnerungen an die Zukunft - Ungelöste Rätsel der Vergangenheit. Düsseldorf, 1968

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Martin Herzog
Redaktion: Matti Hesse

Der Populist von Rom: Aufstieg und Fall des Cola di Rienzo

Der Populist von Rom: Aufstieg und Fall des Cola di Rienzo WDR Zeitzeichen 08.10.2024 13:33 Min. Verfügbar bis 09.10.2099 WDR 5

Ein Freiheitskämpfer. Ein früher Faschist, sagen andere. Am 8.10.1354 wird der Volkstribun Cola die Rienzo ermordet, nachdem er dem verfallenen Rom zu neuer Größe verholfen hatte...

Cola di Rienzo ist das Paradebeispiel eines Volksführers. Er ist besessen von Macht und will mit den überkommenen Eliten Schluss machen. Gut 500 Jahre später wird er so auch zum Vorbild von Adolf Hitler. Der NS-Diktator ist überwältigt vom Aufstieg di Rienzos, der wie Hitler selbst aus einfachen Verhältnissen stammt. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Andreas Rehberg, Mittelalter-Experte am Deutschen Historischen Institut in Rom ***


Einfach ist es nicht, die historische Rolle von Cola di Rienzo zu bewerten. Für Richard Wagner, der den italienischen Gastwirtssohn zur Titelfigur seiner Oper macht, ist di Rienzo ein Freiheitskämpfer mit guten Absichten, der den Intrigen seiner Gegner und seiner eigenen Volksverbundenheit zum Opfer fällt. Historiker sehen in ihm heute eher einen Populisten, der das Elend der Bevölkerung ausnutzt, um mit autokratischen Mitteln seine Macht auszubauen.

Der Aufstieg des Volkstribunen beginnt mit der Analyse der Zustände, in die er hineingeboren wird. Als Cola di Rienzo im Jahr 1313 in Rom das Licht der Welt erblickt, hat seine Heimatstadt viel von ihrem Glanz als einstige Hauptstadt der Welt eingebüßt. Weite Teile des Stadtgebiets sind entvölkert, Monumente wie der Circus Maximus verfallen. Di Rienzo ergreift den Notar-Beruf - und setzt sich ein Ziel. Das lautet: "Make Rome great again!"

Mit Hilfe der Kirche steigt er zum einflussreichen Politiker auf, stürzt 1347 die adlige Senatsherrschaft und versucht, als selbsternannter Tribun eine volksnahe, an alte römische Traditionen anknüpfende Herrschaft zu errichten. Doch sein Plan scheitert, als das Volk und die Wirtschaftsbosse von Rom ihm die Gefolgschaft versagen. Ende 1347, nach nur sieben Monaten, flieht di Rienzo aus der Stadt und führte ein Eremitendasein in den Bergen.

Unerwartet bekommt er 1354 eine zweite Chance, in Rom für Ordnung zu sorgen - die er letztlich mit dem Leben bezahlt. Cola di Rienzo regiert selbstherrlicher denn je, bis er schließlich vollkommen isoliert ist. Am 8. Oktober 1354 wird er von einer aufgebrachten Volksmenge regelrecht massakriert.

In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Struck-Schloen:
  • warum Cola di Rienzo zum Vorbild Adolf Hitlers wird,
  • von den mafiösen Zuständen im Rom des frühen 14. Jahrhunderts,
  • wie di Rienzo die Rolle der Frau sieht,
  • von der Wiederentdeckung Cola di Rienzos in der Musik des 19. Jahrhunderts.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Andreas Rehberg, Mittelalter-Experte am Deutschen Historischen Institut in Rom

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Autor: Michael Struck-Schloen
Redaktion: David Rother
Technik: Jürgen Beiner

Gründung der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (7.10.1929)

Gründung der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (7.10.1929) WDR Zeitzeichen 07.10.2024 14:39 Min. Verfügbar bis 08.10.2099 WDR 5

Ihren Ursprung hat die Scouting-Bewegung in England. In Deutschland wird aus zuerst losen katholischen Sankt-Georgs-Gemeinschaften 1929 ein Pfadfinder-Bundesverband.

"Jeden Tag eine gute Tat" - dieses Motto gilt auch für die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG). Daneben zählen für sie aber auch noch ein paar katholische Werte: Nächstenliebe, Ehrlichkeit gegenüber einander, Gemeinschaft und Spiritualität. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen: Annkathrin Meyer (Bundesvorsitzende der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg); Professorin Sabine Maschke (Erziehungswissenschaftlerin Uni Marburg) ***


In der Weimarer Zeit wird die Bündische Jugend vielfach umworben. Ihre Gruppen spiegeln alle politischen Strömungen der Zeit wider - von extrem rechts bis ganz links. Auch die Kirchen wollen Einfluss gewinnen und gründen Ableger. Erste katholische Pfadfindergruppen entstehen 1928 parallel an verschiedenen Orten.

Am 7. Oktober 1929 schließen sich diese losen Gruppen in Altenberg im Bergischen Land zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) zusammen. Der heldenhafte Drachentöter Sankt Georg wird ihr Symbol. Doch die Eigenständigkeit währt nicht lange. Ab 1933 beginnt die Gleichschaltung der Bündischen unter die Hitler Jugend. Ab 1938 ist der katholische Jugendbund verboten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg machen sich die Pfadfinder wieder auf den Weg. 1947 zählen die Georgsritter 10.000 Mitglieder, heute sind es 80.000 - und die Wartelisten lang. Die DPSG gehört zu den Gründern des Dachverbandes "Ring der Pfadfinderverbände".

In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
  • wie der Brite Robert Baden-Powell 1908 die erste Pfadfinderbewegung gründet,
  • wer die Idee nach Deutschland bringt,
  • warum die deutschen Pfadfinderinnen zunächst eng mit der Frauenbewegung verbunden sind,
  • was die Wandervogelbewegung mit den Pfadfindern zu tun hat,
  • weshalb Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt auch bei katholischen Pfadfindern ein Thema sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Annkathrin Meyer (Bundesvorsitzende der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg)
  • Professorin Sabine Maschke (Erziehungswissenschaftlerin Uni Marburg)
  • Jürgen Oelkers: Eros und Herrschaft - Die dunklen Seiten der Reformpädagogik. Weinheim 2011
  • Thomas Koebner (Hrsg.): "Mit uns zieht die neue Zeit" – Der Mythos Jugend. Frankfurt am Main 1985

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Autorin: Doris Arp
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Petra Laubach

Ritalin: Hilfreiche Droge oder Doping fürs Gehirn?

Ritalin: Hilfreiche Droge oder Doping fürs Gehirn? WDR Zeitzeichen 06.10.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 07.10.2099 WDR 5

Fast 58 Millionen Tagesdosen Ritalin werden jedes Jahr in Deutschland verschrieben. Ausgangsdiagnose: ADHS. Seit seiner Zulassung am 6.10.1954 stellt sich die Frage: Ist das Medikament Fluch oder Segen?

Der Wirkstoff Methylphenidat existiert bereits seit 1944. Zehn Jahre später wird daraus das Präparat Retalin - benannt nach Rita, der Frau des Erfinders. Ritalin kommt bei gesteigerter Ermüdbarkeit, mangelnder Konzentrationsfähigkeit, depressiver Verstimmungen, bei Antriebsarmut und bei Narkolepsie zum Einsatz. *** Für das Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Alexander Häge (Kinder- und Jugendpsychiater, Leitender Oberarzt Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim) ***


In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstehen immer mehr Wirkstoffe, die auf die Nervenzellen des Gehirns Einfluss nehmen. Dem jungen Chemiker Leandro Panizzon gelingt 1944 in einem Labor der Schweizer Firma CIBA einen neuen Wirkstoff zu synthetisieren: Methylphenidat.

Auch Panizzons Gattin versucht das Mittelchen. Sie hat den Namen Marguerite, Spitzname Rita, und nimmt es zur Verbesserung ihres Tennisspiels, weil sie sich damit besser auf ihre Aufschläge konzentrieren kann. Ihr zu Ehren nennt man das Präparat Ritalin. 1954 lässt CIBA es sich patentieren.

Ritalin kommt bei gesteigerter Ermüdbarkeit, mangelnder Konzentrationsfähigkeit, depressiver Verstimmungen, bei Antriebsarmut und bei Narkolepsie zum Einsatz. Schon in den 1930er Jahren stellt man fest, dass Amphetamin unruhige Kinder von jetzt auf gleich aufmerksamer macht, ohne sie zu sedieren. Methylphenidat ist zwar selbst kein Amphetamin, wirkt aber ähnlich.

Ritalin und andere Psychostimulanzien stellen sich in klinischen Tests als wirkungsvoll und auch langfristig sicher in der Anwendung heraus. Die Diagnose stellen erfahrene Fachärzte und approbierte Therapeuten. Denn eine Manipulation des Hirnstoffwechsels stellt trotz allem einen massiven Eingriff dar.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
  • wieso Ritalin in den 1950er-Jahren bevorzugt gegen Depressionen eingesetzt wird,
  • welches Medikament in den 1960er-Jahren strengere Arzneimittel-Regulierungen zur Folge hat,
  • auf welche Botenstoffe Methylphenidat im Gehirn wirkt,
  • wie sich die Zahl der verschriebenen Tagesdosen Ritalin deutschlandweit entwickelt,
  • warum die Diagnose ADHS bis heute häufig mit einer Stigmatisierung einhergeht.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Axel Helmstädter, Pharmahistoriker und Apotheker.
  • Dr. Philipp Bode, Philosoph Schwerpunkt Ethik, Literatur- und Medienwissenschaftler.
  • PD Alexander Häge, Kinder- und Jugendpsychiater, Leitender Oberarzt Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim.

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Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Christina Gabriel

Filmklassiker "Apocalypse Now": Die Inszenierung des Wahnsinns

Filmklassiker "Apocalypse Now": Die Inszenierung des Wahnsinns WDR Zeitzeichen 05.10.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 06.10.2099 WDR 5

Am 5.10.1979 feiert "Apocalypse Now" Deutschlandpremiere. Der Film zeigt eindrucksvoll den Wahnsinn des Vietnamkriegs und bleibt bis heute ein filmisches Meisterwerk.

Als US-Regisseur Francis Ford Coppola 1979 zu den Filmfestspielen nach Cannes fährt, hat er - wie er meint - einen zwar geschnittenen, aber noch unfertigen Film im Gepäck: der Antikriegsfilm "Apocalypse Now". Doch dafür wird er Preise bekommen: Goldene Palme, Oscars, Golden Globe. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Norbert Finzsch (Historiker für amerikanische Geschichte, Berlin); Professor Joachim Friedmann (Professur Serial Storytelling, Internationale Filmschule Köln); Joseph Conrad: Herz der Finsternis. Blackwood's Magazine, 1899. ***


Vor und während der Dreharbeiten zu "Apocalypse Now" ahnt wohl niemand, dass hier ein filmisches Meisterwerk entsteht. Viele berühmte Schauspieler wie Jack Nicholson, Clint Eastwood oder auch Robert Redford sagen im Vorfeld ab. Hauptdarsteller Martin Sheen ist zu dieser Zeit ein kleiner TV-Star und dem Alkohol verfallen.

Sheen bekommt die Rolle des Captain Willard, der in Vietnam auf besondere Mission geht. Er wird beauftragt, Colonel Kurtz ausfindig und unschädlich zu machen. Kurtz gilt als abtrünnig und wahnsinnig. In seinem eigenen diktatorischen Reich im Dschungel vernichtet er alles, was ihm nicht in den Kram passt.

Die Drehbedingungen sind schrecklich. Hitze und Mücken machen die Arbeit zur Tortur. Ein Taifun zerstört ein Großteil des Equipments. Das Warten auf Ersatz und die Langeweile sorgen für schlechte Laune am Set, und es kommt noch schlimmer. Martin Sheen erleidet einen Herzinfarkt und ist sieben Wochen außer Gefecht gesetzt. Die Kosten für den Film explodieren. Coppola geht davon aus, durch seine Kassenschlager Der Pate I und II genug Geld für dieses Projekt zu haben. Irrtum. Die Szenen sind aufwendig.

Die Strapazen werden belohnt, der Film wird mehrfach ausgezeichnet: Goldene Palme, Oscars, Golden Globe. Der Film wird als einer der besten überhaupt gefeiert. Mit der Premiere von "Apocalypse Now" zeigt sich auch, dass der Song "The End" der Doors über Abschied in der Liebe für einen martialischen Anti-Kriegsfilm taugt und dass Francis Ford Coppola ein begnadeter Filmemacher ist, der deshalb wieder zu Geld für neue Projekte kommt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • wie "Apocalypse Now" und die Erzählung "Heart of Darkness" (Herz der Finsternis) des Autors Joseph Conrad zusammenhängen,
  • dass der Vietnamkrieg auch als Folge der Kolonialzeit verstanden werden muss,
  • welcher Satz aus "Apocalypse Now" als eines der berühmtesten Zitate in die Filmgeschichte eingeht,
  • welchen persönlichen Beitrag Francis Ford Coppola zur Finanzierung des Projekts leistet,
  • mit welchen filmischen Kunstgriffen Marlon Brandos Übergewicht kaschiert wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Norbert Finzsch, Historiker für amerikanische Geschichte, Berlin.
  • Prof. Dr. Joachim Friedmann, Professur Serial Storytelling, Internationale Filmschule Köln.
  • Joseph Conrad: Herz der Finsternis. Blackwood's Magazine, 1899.

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Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Annett Bastian

Erbsenzählen auf dem Weg in die weite Welt

Erbsenzählen auf dem Weg in die weite Welt WDR Zeitzeichen 04.10.2024 13:07 Min. Verfügbar bis 05.10.2099 WDR 5

Als der Verleger Karl Baedeker am 4.10.1859 stirbt, ist sein Name schon ein Synonym für den Reiseführer schlechthin geworden. Steht es nicht im "Baedeker", dann lohnt es nicht die Anreise.

Der Name des Verlegers Karl Baedeker ist Synonym für Reiseführer. Mit seinem ersten Reiseführer namens "Rheinreise" leitet Baedeker eine neue Form des Reisens ein. *** Das sind unsere wichtigste Interviewpartnerinnen: Dr. Susanne Müller, Medienwissenschaftlerin an der Universität Potsdam Andrea Baumeister, Reisekauffrau aus Viersen ***


Karl Baedeker wird am 3. November 1801 in Essen geboren. Der Sohn eines Buchhändlers absolviert eine Ausbildung im väterlichen Geschäft, studiert Geschichte und Philosophie in Heidelberg und macht in Berlin eine Buchhändlerlehre.

Mit 25 Jahren gründet er am 1. Juli 1827 eine eigene Buchhandlung in Koblenz. Bald bemerkt Baedeker, dass sich dort das Buch "Die Rheinreise von Mainz bis Köln. Ein Handbuch für Schnellreisende. Von Johann August Klein" extrem gut verkauft.

Baedeker erkennt das Potenzial, kauft nach dem Tod von August Klein die Rechte an dessen Handbuch und bringt 1835 eine Neuauflage heraus. Vier Jahre später hat er den Reiseführer nach seinen eigenen Ideen komplett überarbeitet und legt damit den ersten richtigen Baedeker vor: Rheinreise.

Baedekers Maxime: Überprüfe alles, wenn nötig doppelt! Dafür wird er bald berühmt. In der englischen Übersetzung von Jaques Offenbachs Oper "Pariser Leben" heißt es, Könige und Parlamente könnten sich irren - nicht aber Herr Baedeker.

Als Karl Baedeker am 4. Oktober 1859 in Koblenz stirbt, haben seine zahlreichen Reiseführer schon einige Neuauflagen erlebt. Sein Sohn Fritz führt das erfolgreiche Unternehmen weiter, verlegt es nach Leipzig und bringt schließlich die Bände heraus, die den Baedeker endgültig weltweit berühmt machen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • warum Karl Baedeker ein Erbsenzähler im besten Sinn ist,
  • wie es sich viele Deutsche zum Reiseziel gemacht haben, Fehler in den Reiseführern zu finden,
  • was Karl Baedeker über Trinkgelder in Gasthöfen denkt,
  • wie Baedekers Reiseführer auch militärisch genutzt werden,
  • was Lawrence von Arabien, Karl May, Sigmund Freud, Jule Verne und Mark Twain gemeinsam haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Dr. Susanne Müller, Medienwissenschaftlerin an der Universität Potsdam
  • Andrea Baumeister, Reisekauffrau aus Viersen
  • Susanne Müller: Die Welt des Baedeker. Eine Medienkulturgeschichte des Reiseführers 1830-1945.
  • Mark Twain: Bummel durch Europa. Zürich 1990.
  • Zimmer mit Aussicht Verfilmung des gleichnamigen Romans von E.M. Forster, 1908.

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Nicolas Dohle

Akio Morita - Der Vater des Walkman

Akio Morita - Der Vater des Walkman WDR Zeitzeichen 03.10.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 04.10.2099 WDR 5

Es ist ein Meilenstein in der Art, wie wir Musik konsumieren - und vielleicht der größte Diebstahl in der Geschichte der Unterhaltungselektronik. Die ganze Wahrheit hat Akio Morita am 3.10.1999 mit ins Grab genommen.

Anfang der 1970er Jahre gibt es einen Wandel auf dem Weltmarkt der Unterhaltungselektronik: Japanische Unternehmen, die bis dahin eher zu den USA und Europa aufgeschaut haben, übernehmen jetzt die Führung. So auch Sony. 1979 bringt Firmengründer Akio Morita den Walkman auf den Markt. *** Das ist unser Interviewpartner: Florian Lukas Staffel (Historisches Institut/Zeitgeschichte, Universität Paderborn)***


Akio Morita wächst im Japan der Vorkriegszeit auf. Geboren wird er 1921 als ältestes von vier Kindern einer wohlhabenden Familie. Seiner Mutter ist es zu verdanken, dass der kleine Akio schon früh die Liebe zur Musik und gutem Sound entdeckt. Sie hört leidenschaftlich gern auf einem alten Grammophongerät Schallplatten der klassischen europäischen Meister.

Als Akio Morita kurz vor dem Abschluss seines Physikstudiums steht, befindet sich Japan mitten im Zweiten Weltkrieg. In einer Forschungsgruppe trifft er den 13 Jahre älteren Ingenieur und Geschäftsmann Masaru Ibuka . Mit ihm gründet er nach dem Krieg die Firma mit dem unaussprechlichen Namen Tokyo Tsushin Kogyo, das spätere Sony.

Ibuka und Morita orientieren sich dabei von Anfang an in Richtung Westen. Sony will seine Produkte weltweit vermarkten. 1955 bringen sie ihr erstes Transistorradio heraus. Der erste größere Erfolg des noch jungen Unternehmens.

Anfang der 70er Jahre gibt es einen Wandel auf dem Weltmarkt der Unterhaltungselektronik. Die japanischen Unternehmen, die bis dahin eher zu den USA und Europa aufgeschaut haben, übernehmen jetzt die Führung. Und 1979 - 33 Jahre nach der Gründung des Unternehmens - erlebt Sony den Durchbruch und bis dahin größten Erfolg: die Erfindung des Walkmans. Damit trifft Sony den Nerv der Zeit. Der Walkman verkauft sich von Anfang an in rasanter Geschwindigkeit. Und wird zum Super-Hit.

Anfang der 80er Jahre schwimmt Sony auf einer Welle des Erfolgs. Der Konzern entwickelt ein Highlight nach dem anderen - die Digitalkamera Mavica, die CD mit mobilem Player und später auch die erste Playstation. Sony steigt auch ins Film- und Musikgeschäft ein.

Zwischen 2007 und 2020 muss Sony starke Umsatzeinbußen hinnehmen. Doch das erlebt sein Gründer nicht mehr. Akio Morita stirbt am 3. Oktober 1999 in Tokio an den späten Folgen eines Schlaganfalls.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hanna Immich:
  • warum Akio Moritas Eltern in seiner Schulzeit immer mal wieder zum Direktor bestellt werden,
  • warum aus "Tokyo Tsushin Kogyo" die Firma Sony wird,
  • warum die Firma die Hemdtaschen einiger Mitarbeiter vergrößern lässt,
  • warum Akio Morita sich nicht viel um Marktforschung kümmert,
  • dass Sony sich jahrelang mit Andreas Pavel um die Rechte am Walkman streitet.

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Autorin: Hanna Immich
Redaktion: Frank Zirpins

Eine Pionierin der Geschlechterforschung: Helge Pross

Eine Pionierin der Geschlechterforschung: Helge Pross WDR Zeitzeichen 02.10.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 03.10.2099 WDR 5

Ihr Fokus liegt auf dem Forschungsfeld Frau und Familie. Ihre Männerstudien kann die Soziologin Helge Pross nicht mehr vertiefen. Sie stirbt am 2.10.1984, mit 57 Jahren.

Die Soziologin Helge Pross ist eine Pionierin im Bereich der Geschlechterforschung. In zahlreichen Studien belegt sie die strukturelle Benachteiligung von Frauen und Mädchen. Als eine von wenigen Wissenschaftlerinnen erwirbt sie in der Nachkriegszeit die Lehrberechtigung an einer Universität. Sie unterrichtet bis zu ihrem Tod am 2. Oktober 1984. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Sabine Hering, Sozialwissenschaftlerin und Mitgründerin des Archivs der deutschen Frauenbewegung


Helge Pross prägt die gesellschaftspolitischen Reformen der 1970er und 80er Jahre in Deutschland. Mit kritischem Blick erforscht die Soziologin die Lebenswirklichkeit von Hausfrauen, die Bildungschancen von Mädchen und das Rollenbild von Männern. Mit ihren Ergebnissen formt sie die öffentliche Debatte - fast immer als einzige Frau unter Männern.

Die Publizistin und Soziologin lebt selbstbestimmt und emanzipiert. Dabei wächst die Düsseldorferin, geboren 1927 als Helge Agnes Nyssen, mit dem Frauenbild der Nationalsozialisten auf.

Als erste Frau in ihrer Familie beginnt sie 1946 ein Studium. Unterstützt und ermutigt wird sie von ihrem Vater, der seine Tochter vor der "Abhängigkeit der Ungelernten" bewahren will. 1950 promoviert Helge und heiratet Harry Pross. Doch die Ehe hält nur vier Jahre. "Sie wollte eine berühmte Soziologin werden. Sie ist es als Helge Pross auch geworden; aber da waren wir längst voneinander geschieden", schreibt der Publizistikwissenschaftler später in seiner Autobiografie.

Am 2. Oktober 1984 stirbt Helge Pross mit nur 57 Jahren an Krebs. Wer heute ihre Texte, Kolumnen, Forschungsarbeiten und Studien liest, hat aber kaum das Gefühl, in der Vergangenheit zu wühlen. Denn vieles, was sie damals erforschte und forderte, ist noch immer nicht erreicht.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • wie der Krieg ihr Elternhaus und auch die schulische Laufbahn von Helge Pross beeinflusst,
  • von ihrer prägenden, aber tragisch endenden Ehe mit Staatsrechtler Franz Leopold Neumann,
  • wie eine verlorene Landtagswahl ihre Karriere in der Politik verhindert,
  • wie die Universität Siegen bis heute ihre Leistungen ehrt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Sabine Hering, Sozialwissenschaftlerin und Mitgründerin des Archivs der deutschen Frauenbewegung
  • Sabine Hering/Elke Hüwel: Helge Pross - Wegbereiterin der Frauenforschung. Universität Siegen, 2018
  • Bundeszentrale für politische Bildung: Helge Pross
  • Universität Siegen: Helge-Pross-Preis

Weiterführender Link:

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Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Das Urteil im "Lesben-Mord-Prozess" fällt (am 1.10.1974)

Das Urteil im "Lesben-Mord-Prozess" fällt (am 1.10.1974) WDR Zeitzeichen 01.10.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 02.10.2099 WDR 5

Als Monika Ihns und Judy Andersen wegen Mordes vor Gericht stehen, macht die Presse aus ihrer Liebe einen Skandal. Für die Frauenbewegung wird der Prozess zum Wendepunkt.

Weil sie einen gewalttätigen Ehemann umbringen lassen, werden zwei Frauen am Landgericht Itzehoe verurteilt. Die Boulevardpresse macht aus dem Mordprozess einen "Lesben-Prozess". Er wird zum Schlüsselereignis der Frauenbewegung. *** Das sind unsere Interviewpartnerinnen: Dr. Sarah Bornhorst (Kuratorin für Zeitzeugenarbeit, Stiftung Berliner Mauer) Monne Kühn (Aktivistin und Teilnehmerin an den Protesten in Itzehoe)***


Anfang der 1970er Jahre gründen sich überall in Deutschland Schwulen- und Lesbengruppen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Im Gegensatz zur männlichen ist weibliche Homosexualität zwar nicht verboten, aber in den Siebzigern gesellschaftlich ein großes Tabu. Und nicht nur Homosexualität, auch die Gleichberechtigung von Frauen wird nur zögerlich akzeptiert. Gewalt in der Ehe ist Privatsache, Vergewaltigung in der Ehe kein Straftatbestand.

Das muss auch Marion Ihns erfahren. Als sie sich von ihrem Mann Wolfgang scheiden lassen will, willigt dieser nicht ein. Jahre später lernt Marion Ihns bei einem Besuch in Dänemark die zehn Jahre jüngere Judy Andersen kennen - und lieben. Doch Wolfgang verweigert ihr weiterhin die Scheidung. Wenig später ist er tot, getötet von einem Auftragsmörder.

Doch für die eigentliche Tat interessiert sich kaum jemand, der Mörder wird schnell zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Stattdessen wird die lesbische Liebe der Frauen zum Skandal. Die Boulevardpresse macht aus dem Mordprozess einen "Lesben-Prozess". Lange bevor er überhaupt losgeht, macht die BILD-Zeitung schon Stimmung. Die Texte sind voller homophober Klischees. Die Berichterstattung eskaliert mit dem Prozessauftakt im Sommer 1974.

Doch die Frauen der Bundesrepublik lassen sich die Diffamierung nicht gefallen. Der Prozess wird zum Schlüsselereignis der Frauenbewegung. Während des Prozesses kommt es zu Protesten und Tumulten vor und auch im Gerichtssaal.

Am 01. Oktober 1974 werden beide Frauen wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Der Prozess macht Gewalt gegen Frauen zu einem Kernthema der zweiten Frauenbewegung und regt unter anderem Alice Schwarzer dazu an, die "Emma" zu gründen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Laura Dresch:
  • wie Frauen in den 1970er Jahren von ihren Ehemännern abhängig sind,
  • mit welchen Schlagzeilen die Presse gegen die lesbischen Frauen hetzt,
  • wie die beiden Frauen beim Prozess regelrecht vorgeführt werden,
  • dass während der Verhandlung zum ersten Mal fotografiert werden darf,
  • wie wichtig der Prozess für die Frauenbewegung ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Sarah Bornhorst (Historikerin Berlin)
  • Monne Kühn (Aktivistin und Teilnehmerin an den Protesten in Itzehoe)
  • Urteil des Prozesses, Landgericht Itzehoe, 1974
  • Pressedokumentation zum Mordprozess gegen Marion Ihns und Judy Andersen, Berichtszeitraum: 1973-1987, einsehbar im Archiv FrauenMediaTurm, Köln, Signatur: Pressedokumentation / PD-LE.11.07 / Objekt-Nr.: 13431
  • Bornhorst, Sarah: 1974. Lesben vor Gericht und auf den Barrikaden: Der Itzehoe-Prozess und die Lesbenbewegung, in: Agnes Bresselau von Bressensdorf, Jürgen Finger, et. al (Hg.): Kipppunkte. Momente des Wandels im 20. Jahrhundert, Göttingen 2024, S. 245-258.
  • Bayramoğlu, Yener: Die kriminelle Lesbe. Die Kriminalisierung des lesbischen Subjekts in den 1970er-Jahren in der BILD-Zeitung, in: Ders. [Hg.]: Queere (Un-)Sichtbarkeiten. Die Geschichte der queeren Repräsentationen in der türkischen und deutschen Boulevardpresse, Bielefeld 2018, S. 223-235.

Weiterführende Links:
Unser Hör-Tipp: “Der Zerfall Babylons” - Im Podcast geht Volker Kutscher, Bestseller-Autor der Gereon Rath-Reihe und damit der Vorlagen für “Babylon Berlin”, auf eine Zeitreise in die Jahre 1929-1938: Was hat die Menschen damals angetrieben und wie kam es zur Machtergreifung Hitlers.

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Umstrittener Vorläufer des THW: die Technische Nothilfe

Umstrittener Vorläufer des THW: die Technische Nothilfe WDR Zeitzeichen 30.09.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 01.10.2034 WDR 5

Nach ihrer Gründung am 30.9.1919 wurde die Technische Nothilfe im Deutschen Reich zur Streikbekämpfung eingesetzt. Erst später kam der Schwenk zum Katastrophenschutz.

Bereits bei seinem ersten Auslandseinsatz im Jahr 1953, als das THW bei einer Flutkatastrophe in den Niederlanden hilft, positioniert es sich als humanitäre Organisation. Diese frühen Einsätze legen den Grundstein für die internationale Anerkennung, die das THW heute genießt. Doch die Auseinandersetzung mit den Altlasten des Vorläufers, der Technischen Nothilfe, bleibt wichtig. *** Das sind unser wichtigster Interviewpartner: Dr. Andreas Linhardt, Historiker ***


"Treu helfen wir" – ein Versprechen, das das Technische Hilfswerk (THW) seit seiner Gründung 1950 prägt. Doch hinter diesem modernen Selbstbild verbirgt sich eine tiefere Geschichte, die in den Wirren der Weimarer Republik beginnt und bis heute nachhallt.

Die Technische Nothilfe (TN) wird nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen und agiert meist im Dienst des Staates: in Zeiten politischer Unruhen, als Streikbrecher oder Schützer lebenswichtiger Infrastrukturen. Während des Zweiten Weltkriegs unter der SS sogar im Bereich ziviler Luftschutz. Nach dem Krieg wird die TN von den Alliierten verboten, doch 1950 entsteht das THW – in klarer Abgrenzung zur umstrittenen Vergangenheit.

Statt politischer Einsätze steht seit seiner Neugründung der humanitäre Zivil- und Katastrophenschutz im Vordergrund. Mittlerweile zählt das THW zu den wichtigsten Akteuren und setzt dabei vor allem auf freiwillige Helfer, die weltweit im Einsatz sind, um bei Naturkatastrophen, Großschadensereignissen oder humanitären Krisen zu unterstützen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Susanne Rabsahl:
  • warum der Begriff "lebenswichtige Versorgung" in der Weimarer Republik so dehnbar ist,
  • wie die Technische Nothilfe für politische Zwecke instrumentalisiert wird,
  • wie Otto Lummitzsch, Gründer sowohl der TN als auch des THW, eine zentrale Rolle in beiden Organisationen spielt,
  • welche politischen Verwicklungen ihn prägen,
  • und warum die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte wichtig bleibt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Andreas Linhardt: Die technische Nothilfe in der Weimarer Republik, 2006.
  • Dr. Andreas Linhardt, Historiker
  • Bernd Müller-Strauss, THW-Historische Sammlung

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Autorin: Susanne Rabsahl
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Holger Märten

Vera Figner: Strategin des Attentats auf Zar Alexander II.

Vera Figner: Strategin des Attentats auf Zar Alexander II. WDR Zeitzeichen 29.09.2024 14:34 Min. Verfügbar bis 30.09.2099 WDR 5

Für das Attentat auf den russischen Zaren Alexander II. wird Vera Figner zu lebenslanger Haft auf der Schlüsselburg verurteilt. Nach 20 Jahren kommt sie frei - und ist es dennoch nicht.

Der Kampf des russischen Volkes gegen die despotische Zarenherrschaft dauert fast 100 Jahre. Vera Figner ist die Strategin hinter dem Attentat auf Zar Alexander II., bei dem er stirbt. Dafür wird Vera Figner 1884 zu lebenslanger Zwangsarbeit in der berüchtigten Festung Schlüsselburg verurteilt. 1904 wird sie begnadigt, jedoch nicht in die Freiheit entlassen. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Prof. Dr. Anke Hilbrenner (Osteuropahistorikerin, Universität Düsseldorf) ***


"Sie werden gewiss verstehen, meine Herren: Es ist besser, die Leibeigenschaft von oben abzuschaffen, als zu warten, bis sie sich selbst von unten abschafft." So begründet der russische Zar Alexander II. 1861 die Abschaffung des jahrhundertealten, grausamen Systems der Leibeigenschaft. Die Reformen helfen den Bauern jedoch kaum.

Vera Figner ist damals 9 Jahre alt. Sie wächst mit drei Schwestern und zwei Brüder in einer adligen, wohlhabenden Gutsbesitzerfamilie auf. Sie liest sehr viel, vor allem sozialkritische Romane über das schwere Los der russischen Bauern. Beim Studium in der Schweiz gerät sie in revolutionäre Zirkel. Zusammen mit hunderten jungen Intellektuellen zieht sie bis in die entlegensten Dörfer Russlands, um den Bauern zu helfen.

Doch der "Gang ins Volk scheitert" am Misstrauen der Bauern. Die Geheimpolizei von Zar Alexander II. reagiert mit Massenverhaftungen und öffentlichen Schauprozessen. Und die revolutionäre Bewegung antwortet ebenfalls mit Gewalt.

Eine Handvoll Revolutionäre gründet das Exekutivkomitee der Narodnaja Volja ("Volkswille"). Mit dabei ist Vera Figner. Drei Attentate der Gruppe auf den Zaren misslingen, das vierte kostet Alexander II. das Leben. Vera Figner wird 1884 zu lebenslanger Zwangsarbeit in der berüchtigten Festung Schlüsselburg verurteilt. 1904 wird sie begnadigt und unter Polizeiaufsicht in den hohen Norden ans Weiße Meer verbannt. 1917 wird sie amnestiert und leitet noch viele Jahre das "Komitee zur Hilfeleistung für befreite Sträflinge und Verbannte".

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • warum Vera Figner ihre Kindheit als "Kasernenatmosphäre" beschreibt,
  • warum ihre einzige Ehe nach nur drei Jahren scheitert,
  • warum sich eine adlige Gutsherrentochter radikalisiert und zur Terroristin wird,
  • wieso Figner nach dem Zarenattentat nicht hingerichtet wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Prof. Dr. Anke Hilbrenner (Osteuropahistorikerin, Universität Düsseldorf)
  • V. Figner: Nacht über Russland, Hamburg 1988
  • A. Hilbrenner: Gewalt als Sprache der Straße. Terrorismus und die Suche nach emotionaler Gemeinschaft im Russischen Reich vor 1917, Stuttgart 2022
  • S. Rindlisbacher: Leben für die Sache. Vera Figner, Vera Zasulič und das radikale Milieu im späten Zarenreich, Wiesbaden 2014

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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Brigitte Bardot: Menschenfeindin voller Tierliebe

Brigitte Bardot: Menschenfeindin voller Tierliebe WDR Zeitzeichen 28.09.2024 14:27 Min. Verfügbar bis 29.09.2099 WDR 5

Ihre Karriere startet als Sexsymbol und französische Filmikone - zuletzt macht die am 28.9.1934 geborene Brigitte Bardot immer wieder mit radikalem Tierschutz und Ausflügen ins rechte Lager von sich reden.

Der Film "Und immer lockt das Weib" macht Brigitte Bardot 1956 zum Star und Sexsymbol Frankreichs. Sie lässt sich ihre Initialen schützen: BB wird zum Mythos und zur europäischen Antwort auf MM – Hollywoods Sexbombe Marilyn Monroe. Doch die ständige Aufmerksamkeit frisst Bardot von innen auf, wie sie sagt. Statt Menschen werden Tiere für sie wichtig. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Andrea Beetz (Diplom-Psychologin, Professorin für Heilpädagogik an der Internationalen Hochschule)


Brigitte Anne-Marie Bardot wird am 28. September 1934 in Paris geboren - in viel Wohlstand und wenig Wohlwollen. Der Vater Ingenieur und Industrieller, die Mutter einer Dame der Gesellschaft, herrisch und hartherzig, die jüngere Schwester vermeintlich hübscher. Brigitte leidet und lutscht Daumen.

Mit 15 Jahren posiert das damals noch brünette Mädchen als Fotomodell für das Cover des Frauenmagazins "Elle". Schon bald ist sie ein gefragtes Mannequin und auf der Leinwand zu sehen. Ihren Durchbruch hat sie 1956 als laszive Lolita im Film "Und immer lockt das Weib".

Doch bereits Anfang der 1960er-Jahre keimt in Brigitte Bardot eine neue Rolle, die der Tierschützerin. 1973 -  nach mehr als 40 Filmen -  zieht sich die Schauspielerin vollständig aus dem Filmgeschäft zurück. Tiere werden zu ihrer Lebensaufgabe: Ob Walfang, Stierkämpfe, Tiertransporte - ihre Stiftung agiert seit Jahrzehnten weltweit.

Sie provoziert auch mit reaktionärer Polemik. Rassistische Äußerungen richten sich beispielsweise gegen muslimische Einwanderer, deren rituelles Schlachten sie als barbarisch beklagt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • weshalb Brigitte Bardot in den 1950er-Jahren von Feministinnen für ihr Privatleben gefeiert wird,
  • wie die spektakuläre Liebeserklärung von Gunter Sachs an die Schauspielerin aussieht,
  • welche Rolle Paparazzis in Bardots Leben spielen,
  • warum Bardot mit Tieren offenbar besser klarkommt als mit Menschen,
  • wie sie ihr Leben in ihren Memoiren "Tränen des Kampfes" bilanziert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Andrea Beetz (Diplom-Psychologin, Professorin für Heilpädagogik an der Internationalen Hochschule)
  • Brigitte Bardot: B.B. Memoiren. Bergisch Gladbach 1996
  • Brigitte Bardot: Tränen des Kampfes. Autobiografie. München 2018
  • Alice Schwarzer: Brigitte Bardot, Schauspielerin; in: Alice Schwarzer porträtiert Vorbilder und Idole. Köln 2003
  • Doku "Paparazzi - Die Verfolgung der B.B." (Prime Video)
  • Dokumentarfilm "Brigitte Bardot: l'insoumise" (dt. Brigitte Bardot: die Rebellin). (Canal+)
  • Mini-Serie über "Bardot" (Netflix)

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Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins
Technik: Christina Gabriel

Bier für den ganzen Hof: Der Baubeginn des Hofbräuhauses 1589

Bier für den ganzen Hof: Der Baubeginn des Hofbräuhauses 1589 WDR Zeitzeichen 27.09.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 28.09.2099 WDR 5

Herzog Wilhelm V. wird von seinem durstigen Hofstaat ruiniert. Bier als Teil der Entlohnung treibt ihn in den Ruin. Die Lösung: ein eigenes Hofbräuhaus.

Im Dreißigjährigen Krieg ist das Hofbräuhaus eine Goldgrube. Das Bayern-Bier spült so viel Geld in die Staatskasse, dass der Kurfürst damit einen großen Teil seiner Armee finanzieren kann. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Wolfgang Sperger (Wirt des Hofbräuhauses); Annette von Altenbockum: Das Münchner Hofbräuhaus - Das Wirtshaus, das Bier und andere Glaubensgrundsätze. München 2008 ***


Herzog Wilhelm V. von Bayern steht gegen Ende des 16. Jahrhunderts kurz vor dem Staatsbankrott. Sein Hofstaat ruiniert ihn. 600 Mägde und Knechte, Schreiber, Berater, Leibwachen. Die fressen ihm nicht nur die Haare vom Kopf, sondern sie saufen ihn in die Pleite. Denn Bier ist Teil der Entlohnung, in Bayern ein Grundnahrungsmittel. Freibier für alle am Münchner Hof. Täglich.

Mit den unteren Chargen wird der Herzog noch fertig. Die müssen sich mit Dünnbier aus dem Kloster zufriedengeben. Besonders kostspielig sind aber die höheren Herrschaften. Die feinen Herren und Damen bestehen auf einer Premium-Marke, auf das gute Starkbier aus Einbeck, Niedersachsen.

550 Kilometer weit muss es herangekarrt werden. Durch Zölle und Transport steigt der Preis auf etwa das Dreifache. Also beschließt Herzog Wilhelm am 27. September 1589: Wir machen uns das Luxus-Bier selbst - in einer hofeigenen Braustätte, dem Hofbräuhaus.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie viele Maß Bier die Untertanen am Hof pro Tag trinken dürfen,
  • warum Bockbier nichts mit Ziegen zu tun hat,
  • auf welches Kapitel in der Geschichte des Hofbräuhauses dort weniger gern geblickt wird,
  • wie viele Besucher aus der ganzen Welt täglich bedient werden,
  • über welche jährlichen Einnahmen sich der Freistaat Bayern heutzutage als Eigentümer freut.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Wolfgang Sperger (Wirt des Hofbräuhauses)
  • Annette von Altenbockum: Das Münchner Hofbräuhaus - Das Wirtshaus, das Bier und andere Glaubensgrundsätze. München 2008

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse

Der Todestag des Malers August Macke (am 26.9.1914)

Der Todestag des Malers August Macke (am 26.9.1914) WDR Zeitzeichen 26.09.2024 14:40 Min. Verfügbar bis 27.09.2099 WDR 5

Auf seinen Bildern ist das Leben ein leuchtend bunter, endloser Sommertag. Sein eigenes Leben endet viel zu früh. Am 26.9.1914 stirbt August Macke mit nur 27 Jahren.

Der Maler August Macke muss ein ungewöhnlich glücklicher Mensch gewesen sein, denn seine Bilder mit ihren hellen, leuchtenden Farben strahlen ungetrübte Harmonie aus. Beeinflusst durch den französischen Impressionismus schafft Macke in knapp zehn Jahren ein Werk von enormem Umfang. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Susanne Meyer-Büser, Kunsthistorikerin ***


August Macke ist vielfältig: Er ist Reisender, Vermittler zwischen Künstlergruppen, Ehemann und Vater. Vor allem aber ist Macke einer der bedeutendsten deutschen Maler des Expressionismus.

Obwohl Betrachterinnen und Betrachter - selbst wenn sie keine Kunstkenner sind - Mackes Werke sofort erkennen, ist er nicht auf einen Stil festgelegt. Er malt idyllische Bilder von Spielzeug und Kindern im Garten. Gleichzeitig gibt es Werke, in denen er sich mit der Zersplitterung der Welt um ihn herum beschäftigt. Eines aber haben fast alle seine Bilder gemein: Sie leuchten von Weitem. Denn es gibt kaum einen Künstler, dessen Bilder in so freundlichen und positiven Farben erstrahlen wie die von Macke.

Geboren wird August Macke 1887. Sein Talent zur Malerei zeigt sich früh und er scheut kein Risiko: Er schmeißt die Schule, um mit 17 Jahren an die Düsseldorfer Kunstakademie zu gehen - aber die ist ihm zu altmodisch. Doch er findet
Menschen, die an sein Talent glauben. Letztlich wird die moderne französische Malerei zu seiner Lehrmeisterin.

Macke schafft in kürzester Zeit ein Werk von enormem Umfang. Aber es bleibt unvollendet. Denn der Künstler wird nur 27 Jahre alt. Am 26.09.1914, nur wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs, wird August Macke auf dem Schlachtfeld in Frankreich getötet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
  • von Mackes großer Liebe Elisabeth und ihrer gleichberechtigten Ehe,
  • davon, dass Macke zu Lebzeiten kaum Bilder verkauft,
  • von seiner Verbindung zur Künstlergruppe "Der Blaue Reiter",
  • vom posthumen Ruhm des Künstlers - mit teuer verkauften Bildern und eigenem Museum.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Susanne Meyer-Büser, Kunsthistorikerin
  • Klara Drenker-Nagels, Leiterin des August-Macke-Hauses in Bonn
  • Edith Oellers, Malerin
  • Marc, Macke und Delaunay: Die Schönheit einer zerbrechenden Welt (1910 - 1914). Katalog zur Ausstellung im Sprengel Museum Hannover, 2009
  • Museum August-Macke-Haus in Bonn

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Johann Strauß Vater: Der Mann, der Wien in Tanz versetzte

Johann Strauß Vater: Der Mann, der Wien in Tanz versetzte WDR Zeitzeichen 25.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 26.09.2099 WDR 5

Johann Strauß Vater (gestorben am 25.9.1849): Walzerkönig und Marketing-Profi. Sein erbitterter Kampf mit Johann Strauß Sohn um die Vormachtstellung freut den Boulevard.

So wie der Name Johann Strauß (Vater) unweigerlich mit dem Radetzky-Marsch verbunden ist, so steht der Familienname Strauß insgesamt für eines der erfolgreichsten Musik-Unternehmen des 19. Jahrhunderts. Und für eine Kunst, die leicht scheint, Musiker aber vor höchste Ansprüche stellt. Als ihr Urvater gilt Johann Strauß (Vater). *** Das ist unsere wichtigste Quelle: Michael Lemster: Strauss. Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt. Benevento, 2024 ***


Johann Baptist Strauß musiziert schon als Kind im Wirtshaus seines Vaters. Nach dem frühen Tod seiner Eltern macht er auf Drängen seines Vormunds eine Lehre als Buchbinder. Dort entdeckt er die Lust am Geigenspiel, beginnt kurz darauf, Lieder zu schreiben und in Orchestern zu spielen.

Strauß wird innerhalb kurzer Zeit zur führenden Figur der Wiener Unterhaltungsmusik. Das liegt zum einen an seiner unverwechselbar temperamentvollen Bühnenpräsenz. Er hat aber auch Talent: Fürs Musizieren und dafür, Werbung für sich und seine Musik zu machen.

Auch im Ausland wird er gefeiert. Allein in England gibt Strauß knapp 80 Konzerte. Doch hinter der erfolgreichen Fassade knirscht es im privaten Leben des nervösen, leicht reizbaren Komponisten gewaltig. Er verlässt seine Frau und beginnt mit seinem Sohn, selbst ein erfolgreicher Musiker, einen Streit um die musikalische Vormachtstellung in der Familie.

Kurz vor seinem Tod schreibt Johann Strauß, genannt Johann Strauß Vater, sein wohl bekanntestes Stück: den Radetzky-Marsch. Am 25. September 1849 stirbt er mit nur 45 Jahren an einer heute harmlosen Infektionskrankheit: Scharlach.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • wie die jüdischen Wurzeln der Familie Strauß in der Zeit der Nationalsozialisten zum Problem werden,
  • von der tragischen Kindheit des Vaters Johann Strauß und wie diese ihn beeinflusst,
  • von Wien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als es Metropole und musikalische Hauptstadt ist,
  • von der Rivalität zwischen Johann Strauß senior und junior, und wer den Streit gewinnt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michael Lemster, Biograf
  • Michael Lemster: Strauss. Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt, 2024
  • Anton Mayer: Johann Strauß. Ein Pop-Idol des 19. Jahrhunderts, 1998
  • Kurt Pahlen: Johann Strauß und die Walzerdynastie, 1975
  • Eduard Strauss: Erinnerungen, 2018
  • Johann Strauß (Sohn): Leben und Werk in Briefen und Dokumenten. Im Auftrag der Johann-Strauß-Gesellschaft Wien gesammelt und kommentiert von Franz Mailer, 1983-2007

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Matti Hesse

Der Schatz von Staffordshire: Zeitreise mit dem Metalldetektor

Der Schatz von Staffordshire: Zeitreise mit dem Metalldetektor WDR Zeitzeichen 24.09.2024 13:44 Min. Verfügbar bis 25.09.2099 WDR 5

Die Entdeckung des größten angelsächsischen Schatzes wurde am 24.9.2009 bekanntgegeben. Dem Entdecker brachte er große Belohnung - und den Fluch des Goldes.

Mit seinem alten Metalldetektor stößt der arbeitslose Sondengänger Terry Herbert auf rund 3.500 Objekte, die vermutlich aus dem 7. Jahrhundert stammen. Während der Finder für den Fund fürstlich entlohnt wird, rätseln Wissenschaftler noch immer über seine Deutung. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Carsten Conze, Sondengänger ***


Das ist der Traum eines jeden Hobby-Archäologen: Der arbeitslose Sondengänger Terry Herbert entdeckt auf einem Acker in Staffordshire im Sommer 2009 den bisher größten Schatz aus der angelsächsischen Zeit. Mithilfe eines 14 Jahre alten Metalldetektors findet er über 3.500 einzelne Objekte, darunter aufwendig dekorierte Schwertgriffe, Helm-Teile und sogar Kreuze.
Insgesamt besteht der Fund aus fünf Kilogramm Gold und 1,3 Kilogramm Silber.

Fünf Tage buddelt Herbert auf dem Acker eines Bauern, der ihm dies eher widerwillig erlaubt hat, dann ruft er Archäologen hinzu. Die sind sich sicher, die Objekte stammen aus dem 7. Jahrhundert nach Christus. Am 24. September 2009 wird die Entdeckung des Sensationsfundes bekanntgegeben. Die Nachricht geht um die Welt, denn der Fund ist ein Meilenstein für die britische Archäologie und Geschichtsschreibung. Die Stücke bringen Licht in eine geheimnisvolle Zeit - zwischen dem Ende des römischen Reiches und der Landung von Wilhelm des Eroberers.

Allerdings gibt es bis heute viele offene Fragen: Sind es Trophäen eines hohen Kriegsherrn oder stammt der Schatz aus einer großen Plünderung? Auch darüber, wie das Edelmetall unter die Erde gelangte, lässt sich bislang nur spekulieren. Der Schatz von Staffordshire selbst ist inzwischen restauriert, katalogisiert und ausgestellt - in Museen in Birmingham und Stoke-on-trent.

In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie die Schatzsuche per Sonde funktioniert,
  • vom Gefühl, wenn man als erster etwas aus dem Boden holt,
  • wie viel Geld Terry Herbert für den Fund erhält, und warum es am Ende für schlechte Stimmung sorgt,
  • wie unterschiedlich ein Fund in Deutschland je nach Bundesland entlohnt wird.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Carsten Konze, Sondengänger

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Matti Hesse

Stigmatisiert und weggesperrt: Das Schicksal der "Typhus-Mary"

Stigmatisiert und weggesperrt: Das Schicksal der "Typhus-Mary" WDR Zeitzeichen 23.09.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 24.09.2099 WDR 5

Die Köchin Mary Mallon (geboren am 23.9.1869) erlangte als erste gesunde Typhus-Dauerausscheiderin in den USA traurige Berühmtheit. 26 Jahre wurde sie insgesamt isoliert.

Mary Mallon, irische Immigrantin und hervorragende Köchin, macht Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA Schlagzeilen. Für die Presse ist sie "Typhoid Mary", die "Typhus-Mary", die eine Todesspur hinterlässt. Ein Ungeheuer, das "menschliche Schädel in die Pfanne wirft". Dabei kann Mary Mallon gar nichts für ihre Berühmtheit. Sie wird lediglich als eine der ersten als symptomfreie Übertragende von Typhus ausgemacht – und deswegen zeitlebens eingesperrt. *** Das sind unsere wichtigsten Gesprächspartner: Judith Leavitt, Medizinhistorikerin, Autorin einer Biographie über Mary Mallon Heiner Fangerau, Medizinhistoriker, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ***


Als alle Mitreisenden außer ihr erkrankt sind, steht fest: Mary Mallon, die am 23. September 1869 geboren wurde, ist eine sogenannte Dauerausscheiderin. Sie trägt das Typhus-Bakterium in sich, ohne selbst zu erkranken. Aber sie kann andere infizieren. Ihr Recht auf persönliche Freiheit spielt nun keine Rolle mehr. Die US-Behörde stuft die irische Einwanderin als Gefahr für die Allgemeinheit ein, die Angst vor Typhus ist groß. Kurzerhand wird die Köchin auf die Quarantäne-Insel North Brother Island im East River gebracht.

Dort wird Mary Mallon zum Versuchsobjekt. Anfangs werden ihr Urin, ihr Stuhl und ihr Blut fast täglich auf Typhus-Erreger getestet. Sie soll neue Medikamente ausprobieren und sich die Gallenblase entfernen lassen. Mary Mallon klagt gegen ihre Verbannung – und verliert. Dabei ist sie längst nicht die einzige symptomfreie Überträgerin von Typhus. In New York sind 1918 schon 70 Personen bekannt. Doch Mary Mallon ist die Einzige, die man einsperrt. Als sie 1938 in der Isolation stirbt, hat sie als "Typhoid Mary", als "Typhus-Mary", traurige Berühmtheit erlangt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • von George Soper, der als Ermittler Mary Mallon als mögliche Verbreiterin von Typhus ausfindig macht,
  • wie Mary Mallon untertaucht und mit anderem Namen in einer Klinik kocht,
  • über ihr Leben in der Isolation
  • und warum sie als Mann wohl nicht isoliert gewesen wäre.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sascha Schiemann          

Schweizer Bauernjungen gewinnen 1499 gegen Ritterheere

Schweizer Bauernjungen gewinnen 1499 gegen Ritterheere WDR Zeitzeichen 22.09.2024 14:04 Min. Verfügbar bis 23.09.2099 WDR 5

Der Friede von Basel beendet am 22.9.1499 den Schweizerkrieg – ein frühes Beispiel für das, was heute "asymmetrische Kriegsführung" heißt.

Nachdem seine Verbündeten, der Schwäbische Bund, ein halbes Dutzend Schlachten gegen die Schweizer erbärmlich verloren hatten, greift König Maximilian I. ein. Er zieht mit seinem Heer gen Süden, um die Eidgenossen zur Räson zu bringen. Vergeblich. Ungestüm und furchtlos vertreiben die jungen, wilden Schweizer die adeligen Ritter. Der Sieg verschonte die Schweizer unter anderem davon, die neu eingeführte Reichssteuer zu zahlen. *** Das ist unsere wichtigste Quelle: Historischer Verein des Kantons Solothurn: Jahrbuch für solothurnische Geschichte. Gedenkschrift 500 Jahre Schlacht bei Dornach. Solothurn 1999. ***


Über den Namen wird bis heute gestritten: Schwabenkrieg nennen ihn die Schweizer, Schweizerkrieg die Deutschen. Unstrittig ist, dass die bäuerlichen Eidgenossen die hochgerüsteten Kämpfer des Königs bei der Schlacht in Dornbach besiegen. Dem Krieg vorausgegangen ist ein langes Gerangel um die Vorherrschaft im Südwesten des Reiches.

Schließlich erklärt aus Mainz König Maximilian I. der Eidgenossenschaft den Reichskrieg. Vor Konstanz lässt er sein stattliches Heer und die Truppen seiner Verbündeten aufziehen. Da seine Kriegskasse aber leer ist, schickt er einen Teil seine Ritter westlich zur Plünderung der kleinen, aber reichen Stadt Solothurn.

Das wollen die Einwohner freilich nicht so hinnehmen. Und so stürmt am 22. Juli 1499 eine Horde junger Schweizer auf die königlichen Truppen bei Dornbach zu. Das Kämpfen hatten die Dorfjungen in blutigen Streits mit Nachbardörfern gelernt, während die Gegner das Kriegshandwerk zur hohen Kunst des Adels entwickelt haben. Doch waren die Adeligen erst einmal vom Pferd, waren sie in ihren starren Rüstungen leicht zu schlagen.

So nehmen die edlen Schwaben vor der geballten Streitlust der schweizerischer Knaben Reißaus. Maximilian I. muss sich geschlagen geben. In seinem Auftrag lässt er Mönche noch einmal nachfragen, ob er wohl seine Toten vom Schlachtfeld holen kann. Die Antwort der Schweizer ist schroff: "Die Edlen müssen bei den Bauern liegen." Zwei Monate nach der Schlacht, am 22. September 1499, wird in Basel der Schweizer-/Schwabenkrieg offiziell beendet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:
  • warum König Maximilian I. die Schweizer als "böse Bauern" betitelt,
  • und sie durch Hochmut und Unverstand falsch einschätzt,
  • warum nach der Schlacht bei Dornbach die Schweizer ihre Besiegten laufen lassen,
  • was der Krieg mit dem Kampf der USA gegen die Taliban gemein hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

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Autor: Hans Conrad Zander
Redaktion: David Rother
Technik: Christine Reinartz

Ein Hallelujah in Millionen Kehlen

Ein Hallelujah in Millionen Kehlen WDR Zeitzeichen 21.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 22.09.2034 WDR 5

Leonard Cohen wird am 21.09.1934 geboren - und lebt ein Leben voller Brüche: Ein früher Erfolg mit einer einzigartigen Stimme, ein bemerkenswerter Dienst im Krieg - und eine tiefe Rastlosigkeit in den persönlichen Beziehungen.

Leonard Cohen ist nicht nur Musiker, sondern auch ein Suchender. Diese Suche führt ihn Ende der 1990er Jahre für fünf Jahre in ein Zen-Kloster in den Bergen Kaliforniens, wo er versucht, inneren Frieden und eine Antwort auf die Rastlosigkeit seines Lebens zu finden. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen: Matti Friedman: Wer durch Feuer. Krieg am Jom Kippur und die Wiedergeburt Leonard Cohens, Leipzig 2023.***


Leonard Cohen beginnt seine musikalische Karriere vergleichsweise spät, nachdem er bereits als Schriftsteller Erfolge feiert. Ermutigt von der Folk-Sängerin Judy Collins wagt er sich mit Anfang 30 selbst ans Mikrofon und legt mit Songs wie "Suzanne" den Grundstein für eine Karriere, die ihn zu einer Ikone der Melancholie und Reflexion macht.

Seine Musik ist von einer tiefen Spiritualität und einem ständigen Ringen mit den großen Fragen des Lebens geprägt. Persönliche Erfahrungen und universelle Themen wie Liebe, Verlust, Sehnsucht und Erlösung spielen eine zentrale Rolle. Geboren und aufgewachsen in Montreal, prägt ihn auch seine jüdische Herkunft.

Die Komplexität des menschlichen Seins drückt er in einfachen, aber kraftvollen Worten und Melodien aus. Sein Werk bleibt zeitlos und wird auch in Zukunft Menschen berühren, die in seiner Musik Trost, Verständnis und vielleicht auch ein wenig Licht finden – in den Rissen, durch die das Licht hindurchscheint.

In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:
  • wie Leonard Cohen während des Jom-Kippur-Krieges spontan an die Front geht und seine Gitarre als Friedensinstrument einsetzt,
  • warum der Sänger fünf Jahre in einem Zen-Kloster in Kalifornien verbringt und was er dort sucht,
  • welche Bedeutung die Stadt Montreal für ihn hat und warum die Menschen ihn dort bis heute verehren,
  • warum Cohen seine Muse Suzanne Verdal nie wieder kontaktiert, obwohl sie ihn zu einem seiner berühmtesten Lieder inspiriert,
  • und wie das Lied "Hallelujah" erst durch den Film "Shrek" weltberühmt und damit zum Symbol einer ganzen Generation wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Matti Friedman: Wer durch Feuer. Krieg am Jom Kippur und die Wiedergeburt Leonard Cohens, Leipzig 2023.
  • Wolfgang Haberl: Leonard Cohen: Die Macht der Worte, Waiblingen 2018.
  • Erminia Passannanti: Leonard Cohen. A Jewish Mind Fascination with Jesus of Nazareth, Oxford 2023.
  • Sylvie Simmons: I’m Your Man. Das Leben des Leonard Cohen., München 2014.

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Autor: Uwe Schulz
Redaktion: Frank Zirpins

Vor 50 Jahren: Erzbistum Köln startet Dialog mit dem Islam

Vor 50 Jahren: Erzbistum Köln startet Dialog mit dem Islam WDR Zeitzeichen 20.09.2024 14:28 Min. Verfügbar bis 21.09.2099 WDR 5

Fast 2.000 Jahre ignoriert die katholische Kirche Judentum und Islam. Am 20.9.1974 entsteht im Bistum Köln die erste "Ökumenische Kontaktstelle für Nichtchristen".

Heute ist der Fachbereich Dialog in Köln ein wichtiges Netzwerk für interreligiöse Kontakte und Bildungsprogramme. Was einst als soziale Hilfestellung beginnt, entwickelt sich zu einer tiefen und nachhaltigen Zusammenarbeit, die weit über den reinen Austausch von Informationen hinausgeht. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Weihbischof Rolf Steinhäuser, Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln, Prof. Dr. Thomas Lemmen, Kath. Theologe und Islamwissenschaftler, Kath. Hochschule NRW ****


Im September 1974 gründet Kardinal Josef Höffner die "Ökumenische Kontaktstelle für Nichtchristen", die heute als "Fachbereich für interreligiösen Dialog" bekannt ist. Als Plattform für Begegnungen, Austausch und soziale Unterstützung ist die Einrichtung wegweisend und setzt ein starkes Zeichen für das Miteinander der Religionen.

Dieser Schritt hat seinen Ursprung im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), das einen tiefgreifenden Wandel in der katholischen Kirche markiert. Erstmals wird eine Öffnung gegenüber anderen Religionen, insbesondere dem Judentum und später auch dem Islam, eingeleitet und der Grundstein für den interreligiösen Dialog gelegt.

Das Erzbistum Köln leistet mit dem Fachbereich Dialog schon früh Pionierarbeit, und zeigt seit nun über 50 Jahren, dass der interreligiöse Austausch und das Miteinander der Religionen unverzichtbare Instrumente für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • wie das Erzbistum Köln die Einladung zum muslimischen Gebet im Dom zunächst als "Betriebsunfall" bezeichnet,
  • und wie diese Geste Jahre später dann doch den Weg für den interreligiösen Dialog ebnen kann,
  • was die "Nostra Aetate" ist und was Papst Paul VI damit zutun hat,
  • welchen Einfluss globale politische Ereignisse, wie der Nahostkonflikt, auf die Arbeit des Erzbistums haben,
  • und warum der interreligiöse Dialog heute länst nicht mehr nur aus Gesprächen besteht und welches Ziel damit verfolgt wird.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Weihbischof Rolf Steinhäuser, Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln
  • Prof. Dr. Thomas Lemmen, Kath. Theologe und Islamwissenschaftler, Kath. Hochschule NRW
  • Dr. Werner Höbsch, Kath. Theologe, ehem. Leiter der Fachstelle Interreligiöser Dialog am Erzbistum Köln
  • Anna Maria Fischer, Kath.Theologin, Islamwissenschaftlerin, Leiterin der Fachstelle Interreligiöser Dialog am Erzbistum Köln
  • Ute Gau, Diplompädagogin, seit 1983 an der Fachstelle Interreligiöser Dialog am Erzbistum Köln
  • Dunya Elemenler, Politikwissenschaftlerin, Muslimische Vorsitzende der Christlich-Islamischen Gesellschaft
  • Werner Heidenreich, Ingenieur, Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union

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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Marek Edelman: Kämpfer des jüdischen Widerstands

Marek Edelman: Kämpfer des jüdischen Widerstands WDR Zeitzeichen 19.09.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 20.09.2099 WDR 5

Marek Edelman kämpft beim Aufstand des Warschauer Ghettos und steht auch nach dem Krieg als Arzt in Polen für die Freiheit ein. Sein Geburtstag am 19.09.1919 allerdings ist nur Spekulation.

"Mit der Waffe in der Hand zu sterben war schöner als ohne Waffe", sagt Marek Edelmann über den jüdischen Widerstand im Warschauer Ghetto gegen die SS. "Alles, was zählte, war, sich nicht abschlachten zu lassen, wenn es so weit war." *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Hans-Jürgen Bömelburg (Historiker mit dem Schwerpunkt neuere Geschichte Polens); Marek Edelman: Erinnerungen an das Warschauer Ghetto - Das Ghetto kämpft. Stuttgart 2024 ***


Seine Eltern gehören zu den Juden Osteuropas und müssen vor den Bolschewiki fliehen. Darum ist nicht überliefert, wann und wo Marek Edelman zur Welt kommt. Geboren wird er vermutlich zwischen 1919 und 1922, wahrscheinlich in Gomel im heutigen Belarus.

Als die Deutschen 1939 Polen überfallen, lebt Edelman in Warschau. Er muss wie andere Jüdinnen und Juden in das Ghetto ziehen, dass die Nationalsozialisten einrichten und mit einer Mauer umschließen. Geschätzt werden 400.000 Menschen auf weniger als zweieinhalb Prozent der Stadtfläche zusammengepfercht.

Als im Februar 1942 die ersten Nachrichten von einem Vernichtungslager das Ghetto erreichen, beschließen Edelman und andere, sich nicht ohne Widerstand in den Tod führen zu lassen. Es konstituiert sich das Kommando der Jüdischen Kampforganisation. Im April 1943 greifen SS und Wehrmacht an. Knapp vier Wochen kann sich der Widerstand halten. Dann steckt die SS Haus um Haus in Brand. Nur wenige können durch die Kanalisation entkommen, darunter auch Marek Edelmann.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • in welchem jüdischen Milieu Marek Edelman in Warschau aufwächst,
  • wie er aus dem niedergebrannten Ghetto entkommt,
  • dass er danach auf der Seite des polnischen Widerstandes weiterkämpft,
  • gegen welche Einschränkungen er sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Polen engagiert,
  • wie Edelman die Rolle Israels und der Palästinenser im Nahost-Konflikt sieht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Hans-Jürgen Bömelburg (Historiker mit dem Schwerpunkt neuere Geschichte Polens)
  • Marek Edelman: Erinnerungen an das Warschauer Ghetto - Das Ghetto kämpft. Stuttgart 2024

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Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Nico Söllner

Start-up 1819: Harkorts Mechanische Werkstätte in Wetter/Ruhr

Start-up 1819: Harkorts Mechanische Werkstätte in Wetter/Ruhr WDR Zeitzeichen 18.09.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 19.09.2099 WDR 5

Friedrich Harkorts Maschinenfabrik war die Keimzelle der Ruhrindustrie. Und Harkort selbst eine schillernde Gestalt: Pionier, Freigeist - und Produktpirat...

Wetter im südöstlichen Ruhrgebiet wird auch Harkort-Stadt genannt und gilt als Wiege der mechanischen Industrie an Rhein und Ruhr. Der Grund: Am 18. September 1819 bringt Friedrich Harkort zusammen mit einem Bankier die "Mechanische Werkstätte Harkort & Co" an den Start, die bald darauf in der Burg Wetter Maschinen herstellt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Ulrich Wengenroth (Wirtschaftshistoriker, emeritierter Professor); Axel Heimsoth (Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ruhrmuseum)***


Seine Leidenschaft ist der technische Fortschritt: Als der Unternehmer Friedrich Harkort in englischen Technik-Zeitungen Dampfmaschinen sieht, hat er den Wunsch, solche Maschinen in Westfalen zu bauen. Im Frühjahr 1819 kann er zusammen mit dem Bankier Heinrich Kamp die Burg Wetter als Fabrikgelände erwerben.

Im September des Jahres geht die "Mechanische Werkstätte Harkort & Co" in Betrieb. Bald stellt er Dampfmaschinen für die Wasserhebung und Kohleförderung in Bergwerken sowie für Spinnereien und Tuchfabriken her. Den Stahl dafür stellt er bald selbst her: Er baut auf der Burg ein Walzwerk und einen Hochofen. So können in Wetter Eisenbahnschienen, Räder für Eisenbahnen und auch die Achsen für die Kohlewagen hergestellt werden.

15 Jahre lang entwirft und produziert Friedrich Harkort in Wetter alle möglichen Produkte aus Eisen. Doch er kümmert sich immer mehr um andere Produkte und vernachlässigt die "Mechanische Werkstätte". Darum drängt ihn sein Kompagnon Kamp 1834 schließlich aus dem Betrieb. Später geht die "Mechanische Werkstätte" in der "Deutschen Maschinenfabrik AG" auf, der Demag. Noch heute werden in Wetter an der Ruhr Maschinen gebaut.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
  • welche Handwerksbetriebe Friedrich Harkort vor seiner Maschinenfabrik führt,
  • in welchem Land der Unternehmer seine Fachkräfte anwirbt,
  • wie er Industriespionage betreibt,
  • warum Harkort einer der ersten Manager in der Schwerindustrie ist,
  • wie er für seine Arbeiter die betriebliche Krankenkasse erfindet.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Ulrich Wengenroth (Wirtschaftshistoriker, emeritierter Professor)
  • Axel Heimsoth (Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ruhrmuseum)
  • Rigobert Suttner (Schiffsführer der MS Friedrich Harkort)

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Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: David Rother

Diokletian: Der konservative Revolutionär Roms

Diokletian: Der konservative Revolutionär Roms WDR Zeitzeichen 17.09.2024 13:31 Min. Verfügbar bis 18.09.2099 WDR 5

Im Jahr 284 kommt Diokletian an die Macht - gewaltvoll wie viele vor ihm. Doch dann beendet er das im Römischen Reich herrschende Chaos und schafft einen starken Staat.

Diokletian ist mehr als nur ein weiterer Soldatenkaiser in einer langen Reihe von Herrschern. Er ist ein "konservativer Revolutionär", dessen Reformen die Grundlage für einen funktionierenden Staat schaffen, und der das Römische Reich somit in eine neue Epoche führt. ***Das ist unsere wichtigste Quelle: Alexander Demandt: Diokletian. Kaiser zweier Zeiten. Eine Biographie, München 2022


Es ist das Jahr 284 n. Chr.: Das Römische Reich befindet sich, von Chaos und Machtkämpfen erschüttert, in einer tiefen Krise. Zahlreiche Usurpatoren wechseln in rascher Folge. Bürgerkriege und Intrigen bestimmen den Alltag, und das riesige Imperium scheint kaum noch regierbar.

Inmitten dieses Chaos tritt Diokletian auf die Bühne. Ursprünglich ein Militärbefehlshaber, nutzt er seinen Einfluss geschickt, um die Gunst seiner Truppen zu gewinnen und den Kaiserthron zu erobern. Doch anders als viele seiner Vorgänger verfolgt Diokletian einen Plan.

Statt sich in endlosen Machtkämpfen zu verlieren, setzt er auf eine umfassende Reform des Reiches. Er erkennt, dass ein einziger Herrscher nicht mehr in der Lage ist das gesamte Imperium zu kontrollieren. Daher teilt er die Macht auf: Gemeinsam mit seinem Verbündeten Maximianus regiert er das Reich und führt später sogar eine Viererherrschaft ein, die sogenannte Tetrarchie. Diese Struktur ermöglicht eine effizientere Verwaltung und stärkere Kontrolle über die weit verstreuten Provinzen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:
  • Wie Rom im 3. Jahrhundert von einer Welle unzähliger selbsternannter Kaiser und Gegenkaiser überrollt wird,
  • dass die Kommunikation im römischen Reich so langsam ist, dass manche Kaiser erst Monate später erfahren, dass sie gestürzt wurden,
  • wie Diokletian das Erbrecht der Kaisersöhne ignoriert, wie er Steuern "für alle" einführt,
  • wie seine administrative Einteilung des Reiches in Diözesen später von der christlichen Kirche übernommen wird, und mit ihm schließlich eine neue Epoche beginnt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Hans Peter L’Orange, Max Wegner: Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen 284 - 361 n. Chr., Berlin 1984.
  • Karl Christ: Die Römische Kaiserzeit. München 2018.
  • Alexander Demandt: Diokletian. Kaiser zweier Zeiten. Eine Biographie. C. H. Beck, München 2022.
  • Timothy D. Barnes: The New Empire of Diocletian and Constantine. Harvard University Press, Cambridge/MA-London 1982
  • Alan K. Bowman: Diocletian and the first tetrarchy, A. D. 284–305. In: Alan K. Bowman u. a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History 12. The Crisis of Empire, AD 193–337. Cambridge 2005,
  • Alexander Demandt, Andreas Goltz, Heinrich Schlange-Schöningen (Hrsg.): Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende. Berlin 2004.
  • Andreas Goltz, Heinrich Schlange-Schöningen (Hrsg.): Das Zeitalter Diokletians und Konstantins. Bilanz und Perspektiven der Forschung, Wien/Köln 2022

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Sabine Panzram, Professorin Alte Geschichte Universität Hamburg
  • Prof. Dr. Hartwin Brandt, Inhaber Lehrstuhl Alte Geschichte, Universität Bamberg
  • Prof. Dr. John Weisweiler, Professor Alte Geschichte, Ludwig-Maximilian-Universität München

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Autor: Murat Kayi
Redaktion: Matti Hesse

"Rapper's Delight": Wie Hip-Hop die Welt eroberte

"Rapper's Delight": Wie Hip-Hop die Welt eroberte WDR Zeitzeichen 16.09.2024 14:32 Min. Verfügbar bis 17.09.2099 WDR 5

Am 16.9.1979 erscheint "Rapper's Delight" der Sugarhill Gang. Der erste Rap-Hit der Geschichte bringt Hip-Hop aus New York in die Welt und prägt die Popkultur bis heute.

"Niemand weiß in dem Moment, dass er gerade Geschichte schreibt", sagt Master Gee vom US-Trio "Sugarhill Gang" rückblickend. "Sie haben uns drei in ein Studio gesteckt, Record gedrückt, und wir haben einfach immer weiter gerappt." Das Ergebnis ist der Hit "Rapper's Delight", der fast 15 Minuten lang ist. "Wir waren so naiv, wir wussten gar nicht, wie wir aufhören sollten. Deswegen ist der Song so lang!" *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Dustin Breitenwischer (Professor für Amerikanistik an der Universität Hamburg); ***


In den 1970er-Jahren erobert ein neuer Sound die Straßen von New York. Die Musik-Revolution ereignet sich in den Stadtteilen, die mehrheitlich von Schwarzen bewohnt werden. Die Sounds kommen aus Boxen, von Mischpulten und Plattenspielern. DJs scratchen, sampeln und loopen.

Sogenannte MCs - Master of Ceremonies - heizen das Publikum mit Ansagen an: Rapper erzählen Geschichten, reimen und spielen mit Sprache. Doch den kraftvollen Musikstil gibt es jahrelang nur live, niemand aus der Szene nimmt Rap-Platten auf. Das ändert sich am 16. September 1979, als die Single "Rapper‘s Delight" der Sugarhill Gang erscheint.

In den USA werden bis zu 50.000 Einheiten pro Woche verkauft, weltweit sind es 14 Millionen Stück. Vor allem in Europa ist die Single wochenlang in den Charts. Der Siegeszug von Rap und Hip-Hop beginnt mit diesem Track. Es ist allerdings umstritten, ob es sich wirklich um die allererste Rap-Aufnahme handelt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • wie die Produzentin Sylvia Robinson in ihrem Straßenkreuzer die Sugarhill Gang gründet,
  • warum die Basslinie von "Rapper's Delight" für den Musiker Nile Rodgers keine "Freude" ist,
  • inwiefern in "Rapper's Delight" die homofeindlichen und sexistischen Seiten des Hip-Hop angelegt sind,
  • welche drei Fernsehmoderatoren bei der deutschen Cover-Version über ihre Musiksozialisation rappen
  • wie groß die Anerkennung für die gecastete Sugarhill Gang in der Hip-Hop-Community ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dustin Breitenwischer (Professor für Amerikanistik an der Universität Hamburg)
  • Dustin Breitenwischer: Die Geschichte des Hip-Hop in 111 Alben. Stuttgart 2021
  • Daniel Haas: Hip-Hop. Stuttgart 2023

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse

Tumulte in London: Britisches Parlament verbietet Fuchsjagd

Tumulte in London: Britisches Parlament verbietet Fuchsjagd WDR Zeitzeichen 15.09.2024 14:27 Min. Verfügbar bis 16.09.2099 WDR 5

Hunderttausende gehen gegen die Abstimmung am 15.09.2004 auf die Straße, Jäger dringen ins britische Parlament ein. Das Verbot kommt trotzdem - beendet aber nicht die Fuchsjagd...

"Es gibt immer noch Sportarten, bei denen Tiere getötet werden. Echt jetzt?" Der britische Komiker Ricky Gervais kämpft jahrelang gegen die Fuchjagden der englischen Upper Class. "Fuchsjagd zählt nur dann als Schädlingsbekämpfung, wenn die vornehmen Arschlöcher dabei vom Pferd fallen und sich das Genick brechen." Die Jagdbefürworter wehren sich gegen solche Polemik. Sie sehen durch ein Verbot die Freiheiten des einfachen Volkes in Gefahr. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Annette Dittert (ARD-Korrespondentin im Studio London); Emma Judd (Sprecherin der League against cruel sports)***


Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit kündigt der britische Premierminister Tony Blair 2001 an, im Parlament über die Zukunft der Jagd mit Hunden abstimmen lassen - ohne Fraktionszwang. Auf die Ankündigung folgen eine hitzige Debatte und Großdemonstrationen mit bis zu einer halben Million Menschen.

Die Stimmung in den Tagen vor der Abstimmung ist aufgeladen. Vor dem Parlamentsgebäude kommt es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und einer wütenden Menge von Jagdbefürwortern. Am Tag der Abstimmung, dem 15. September 2004, dringen fünf Jagd-Fans in das Parlamentsgebäude ein und gelangen ungehindert bis in den Sitzungssaal.

Die Sitzung im Unterhaus wird nach diesem Vorfall zwar unterbrochen, die Abstimmung kann aber noch am selben Tag stattfinden. Mehr als zwei Drittel der Abgeordneten stimmen für den "hunting act". Damit sind in England, Wales und Schottland Hetzjagden mit Hunden verboten.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:
  • weshalb britische Jagdgesellschaften wie ein Nachstellen vergangener Zeiten wirken,
  • warum Tierschützer Treibjagden als grausame Sportart ablehnen,
  • wie 2004 der "Countryside March" von Menschen aus ländlichen Gebieten eskaliert,
  • mit welchem Trick sich fünf Jagdbefürworter Zugang zum Parlamentsgebäude verschaffen,
  • wer heute das bestehende Fuchsjagd-Verbot am liebsten abschaffen würde.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Annette Dittert (ARD-Korrespondentin im Studio London)
  • Emma Judd (Sprecherin der League against cruel sports)
  • Stefan Grußdorf (Forstamtsleiter Ahlhorn, Niedersachsen)

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Autor: Christoph Tiemann
Redaktion: Carolin Rückl

Als Pumuckl und Hui Buh unsterblich: Schauspieler Hans Clarin

Als Pumuckl und Hui Buh unsterblich: Schauspieler Hans Clarin WDR Zeitzeichen 14.09.2024 13:11 Min. Verfügbar bis 15.09.2034 WDR 5

Seinen ersten Ton gibt Hans Clarin am 14.9.1929 von sich. Bei seiner Geburt. Später wird er vor allem mit seiner Synchronstimme bekannt. Ist aber auch Schauspielkünstler.

Die Rolle als frecher Kobold Pumuckl, dem Hans Clarin seine unverwechselbare, leicht krächzende Stimme leiht, ist sein Durchbruch und begleitet ihn über 40 Jahre. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Heikedine Körting, Hörspielproduzentin und -sprecherin ***


Seine Stimme ist sein Markenzeichen, besonders in der Hörspielwelt. Hans Clarin, eine der markantesten Stimmen Deutschlands. Ob als Gespenst "Hui Buh" oder als der freche Kobold "Pumuckl" – Clarins unverwechselbare Art hat Generationen geprägt.

Dabei hat Clarin ursprünglich eine ganz andere Richtung eingeschlagen: Der Sohn eines Marineoffiziers, geboren als Hans Joachim Schmid, will Sänger werden. Doch Selbstzweifel lassen ihn den Plan aufgeben. Nach einem kurzen Abstecher in die Landwirtschaft findet Clarin schließlich seine Berufung als Schauspieler und Sprecher.

Seine Karriere beginnt in den 1950er Jahren an den Münchner Kammerspielen, wo er früh sein Talent für skurrile Rollen entdeckt. Ob als "Zwerg Nase" in seinem ersten Film oder als Puck im "Sommernachtstraum" – Clarin bezaubert in zahlreichen Rollen, im Fernsehen wie auf der Bühne.

Stets mit einer Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang, einer fantasievollen Art und Sinn für Humor. Selbst nach seinem Tod lebt seine Stimme weiter, dank moderner Technik sogar in neuen Pumuckl-Folgen – ein berührendes Erbe eines Künstlers, der die Grenze zwischen Realität und Fantasie stets aufs Schönste verwischt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie Hans Clarin seine ikonische Rolle als Hui Buh erschafft, indem er oft spontan improvisiert,
  • wie Clarin trotz anfänglicher Misserfolge und Ablehnungen an seiner Schauspielkarriere festhält,
  • wie sein Engagement, seine Fantasie und Improvisationskunst die Produktionen beeinflussen,
  • welche prominente Rolle Clarins Stimme in der Kultserie "77 Sunset Strip“ spielt,
  • und wie diese Entdeckung den Grundstein für seine spätere Karriere legt.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Heikedine Körting, Hörspielproduzentin und -sprecherin

Das ist unsere wichtigsten Quellen:

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins

Komponist Arnold Schönberg: Der "konservative Revolutionär"

Komponist Arnold Schönberg: Der "konservative Revolutionär" WDR Zeitzeichen 13.09.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 14.09.2099 WDR 5

Schönberg beeinflusst die Geschichte der Musik wie kaum ein anderer: Er revolutioniert mit der Zwölftontechnik die Musik und bewahrt zugleich traditionelle Strukturen.

Los Angeles, November 1949 - es ist nicht das erste Mal, dass Arnold Schönberg sich fragt, wer er eigentlich ist: Romantiker, Revolutionär, Hohepriester der Zwölftonlehre, Dichter, Maler, Anwalt der jüdischen Sache, Humanist? In der Musik, die der 75-Jährige in den letzten fünf Jahrzehnten komponierte, hat all dies auf faszinierende und manchmal widersprüchliche Art Spuren hinterlassen. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Herbert Eimert (1972 verstorbener Pionier der neuen Musik im WDR); Hanns Eisler (1962 verstorbener Komponist) ***


Arnold Schönberg ist ein österreichischer Komponist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Emanzipation der Töne sorgt: Er entwickelt eine Kompositionsmethode, in der zwölf Töne nur aufeinander bezogen werden. Das bringt ihm in der Fachwelt viel Ruhm und Nachfolger ein.

Aber auch an Feinden mangelt es nicht: In Europa kritisiert man ihn erst als Neu-Töner, dann wird er als Jude verfemt. In den USA, wohin er 1933 von Berlin aus emigriert, zählen materielle Werte mehr als geistige. Doch Schönberg lässt sich dadurch nicht von seinem Weg abbringen: Ein Angebot aus Hollywood lehnt er ab, weil er es hasst, wenn man ihm in die Partituren hineinpfuscht, wie es beim Film üblich ist.

Er komponiert auch nicht nur zwölftönig: "Immer war in mir der Wunsch lebendig, zum früheren Stil zurückzukehren; und von Zeit zu Zeit gebe ich diesem Verlangen nach." Deshalb komponiert er einmal auch ganz unmodern für ein Hochschulorchester im Stil der Wiener Tradition.

In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Struck-Schloen:
  • mit welcher Anekdote Arnold Schönberg auf seine Unbekanntheit in den USA reagiert,
  • welchen Stellenwert für ihn das eigene Denken und Fantasieren hat,
  • was der Komponist Hanns Eisler von Schönbergs Werk hält,
  • wie der getaufte Protestant Schönberg wieder zur jüdischen Religion zurückkehrt,
  • womit Tochter Nuria den Komponisten einmal furchtbar zum Lachen bringt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Nuria Schönberg-Nono (Tochter von Arnold Schönberg)
  • Herbert Eimert (1972 verstorbener Pionier der neuen Musik im WDR)
  • Hanns Eisler (1962 verstorbener Komponist)

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Autor: Michael Struck-Schloen
Redaktion: Matti Hesse

Martin Luther King Afrikas? Kaiser Haile Selassie von Äthiopien

Martin Luther King Afrikas? Kaiser Haile Selassie von Äthiopien WDR Zeitzeichen 12.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 13.09.2099 WDR 5

Er schafft die Sklaverei ab, wird als Freiheitskämpfer verehrt, aber auch als machtbesessener Despot verachtet. Am 12.09.1974 wird der letzte Kaiser Äthiopiens gestürzt.

Beim historischen Urteil über Haile Selassie scheiden sich die Geister. Die einen betrachten ihn als Despoten und machtbesessenen Alleinherrscher, die anderen als aufgeklärten Modernisierer oder gar als wiedergeborenen Messias. Unbestritten ist jedoch, dass Selassie auf die Geschichte Äthiopiens und Afrikas im 20. Jahrhundert großen Einfluss hat. ***Das ist unsere wichtigste Quelle: Asfa-Wossen Asserate: Der letzte Kaiser von Afrika. Triumph und Tragödie des Haile Selassie (2016)***


Der 1892 als Tafari Makonnen geborene Selassie ist der letzte Kaiser einer jahrtausendealten Dynastie - ein schillernder Monarch, verliebt in Pomp und Selbstdarstellung. Mit gerade einmal 38 Jahren besteigt er den äthiopischen Thron und stößt etliche Modernisierungen nach europäischem Vorbild an: So erlässt er etwa die erste geschriebene Verfassung, die das Land zu einer konstitutionellen Monarchie macht, und verbietet die Sklaverei.

Die Reformen werden beendet, als 1935 das faschistische Italien Äthiopien überfällt und Selassie ins britische Exil geht. Sechs Jahre später aber kehrt er auf seinen Thron zurück. Als geschickter Taktiker nähert sich Selassie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dem Westen an.

Doch während er in der Welt verehrt wird, wächst im eigenen Land der Unmut gegen ihn und seine absolutistische Herrschaft: Die Bodenreform kommt nicht voran, Soldaten fordern bessere Bezahlung und Studierende rebellieren gegen Bevormundung. Die jahrelange Auseinandersetzung mit Eritrea und eine verheerende Hungersnot belasten den Staatsapparat zusätzlich.

Nach einem Militärputsch muss Haile Selassie am 12. September 1974 abdanken. Ein knappes Jahr später stirbt er - vermutlich wurde er im Schlaf mit einem Kissen erstickt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • warum Haile Selassie seine Kindheit zeitlebens zu einem misstrauischen Menschen macht,
  • wie der Völkerbund Äthiopien und den Kaiser während des Krieges im Stich lässt,
  • von Selassies berühmter Rede vor den Vereinten Nationen,
  • von Bob Marleys Loblied auf den Kaiser und die Verehrung durch die sogenannten Rastafari,
  • wie es mit Äthiopien nach dem Tod Selassies weiterging.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Weiterführende Links:

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Carolin Rückl/David Rother
Technik: Moritz Raestrup

Henry Hudson entdeckt die Halbinsel Manhattan (am 11.9.1609)

Henry Hudson entdeckt die Halbinsel Manhattan (am 11.9.1609) WDR Zeitzeichen 11.09.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 12.09.2099 WDR 5

Der englische Seefahrer Henry Hudson sucht eine kürzere Route nach Asien. Er scheitert, und die Suche kostet ihn sogar das Leben. Doch was er entdeckt, ist ungeheuer wertvoll.

Was Henry Hudson sucht, ist eine Route nach Asien. Doch was der britische Seefahrer am 11. September 1609 findet, ist eine Halbinsel. Die Urbevölkerung nennt sie "Manahatta". Es ist der Beginn der außergewöhnlichen Geschichte von New York. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Andreas Obenaus, Wien, Historiker mit Schwerpunkt Europäische Expansion des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. ***


Manahatta ist das Stammesgebiet der Lenape. Die hügelige Insel liegt an einem Fluss, den die Europäer später Hudson River nennen. Die indigenen Nordamerikaner leben schon seit Generationen dort, als am 11. September 1609 der Brite Henry Hudson bei ihnen auftaucht.

Eigentlich sucht er in niederländischem Auftrag einen Schiffsweg durch das Polarmeer nach China. Hudson ist nicht der erste Europäer auf Manahatta, aber er ist der erste, der genaue Aufzeichnungen von diesem Gebiet anfertigt. Der Brite ist begeistert: "Noch nie habe ich meinen Fuß auf ein Stück Land gesetzt, das sich besser zum Ackerbau eignete."

Schon bald verbreitet sich in Amsterdam die Kunde von der scheinbar neuen Welt, in der es Felle, Holz und Getreide in Hülle und Fülle geben soll. 1624 erreichen die ersten niederländischen Siedler Manahatta. An der Südspitze der Insel, die heute Manhattan heißt, entsteht das Fort Neu Amsterdam.

40 Jahre lang bleibt die Siedlung auf der Insel Manahatta in holländischer Hand. Dann erobern die Engländer Neu Amsterdam und benennen es um - in New York. Henry Hudson ist da schon lange tot - verschollen im Ewigen Eis.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • Wie Querkopf Henry Hudson mit 150 Gulden durchbrennt,
  • von Hudsons kurzem Seefahrerleben, das die Welt verändern soll,
  • was der Papst und eine Meuterei mit der Endeckung Manhattans zu tun haben,
  • vom Namen Manahatta - woher er kommt und wofür er steht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Andreas Obenaus, Wien, Historiker mit Schwerpunkt Europäische Expansion des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. 
  • Henry Hudson: Vier Entdeckungsreisen zum Polarmeer 1607-1611. Wiesbaden, 2016
  • Douglas Hunter: Half Moon. Henry Hudson and the voyage that redrew the map of the New World. New York, Berlin, London, 2009
  • Russell Shorto: New York - Insel in der Mitte der Welt Wie die Stadt der Städte entstand. Reinbek, 2004

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Matti Hesse

Weit mehr als Voltaires schlaue Geliebte: Émilie du Châtelet

Weit mehr als Voltaires schlaue Geliebte: Émilie du Châtelet WDR Zeitzeichen 10.09.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 11.09.2099 WDR 5

Émilie du Châtelet - französische Mathematikerin, Physikerin, Philosophin und frühe Vorreiterin weiblicher Emanzipation. Sie stirbt am 10.9.1749 mit nur 42 Jahren.

"Es ist gewiss, dass die Liebe zur Wissenschaft den Männern zu ihrem Glück weit weniger notwendig ist als den Frauen." Die Französin Émilie du Châtelet weiß, wovon sie spricht. Die Mathematikerin und Naturphilosophin hat als Frau im 18. Jahrhundert einen weitaus schwereren Stand im Wissenschaftsbetrieb als ihre männlichen Kollegen - und in der Gesellschaft ohnehin. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ruth Edith Hagengruber (Professorin für Philosophie an der Uni Paderborn); Émilie du Châtelet: Der Frau Marquisinn von Chastellet Naturlehre an ihren Sohn. Halle und Leipzig 1743***


Sie schätzen und lieben sich: Émilie du Châtelet und Voltaire teilen das Interesse an Metaphysik und moderner Naturphilosophie. Sie diskutieren die Werke des englischen Physikers Isaac Newton. In einem französischen Schloss an der Luxemburger Grenze richten die beiden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts "Die kleine Akademie" ein: Namhafte Wissenschaftler besuchen den Barockbau und diskutieren über Wissenschaft. Dabei ist Émilie du Châtelet seit jungen Jahren verheiratet. Mit ihrem Mann führt sie gewissermaßen eine offene Ehe.

15 Jahre lang leben Voltaire und Émilie du Châtelet auf Schloss Cirey. Sie erweitern das Château um eine Bibliothek, die 10.000 Bände umfasst und sich mit dem Buchbestand der Pariser Akademie messen kann. Die Schlosshalle lassen sie zu einem Physiklabor umbauen. 1740 veröffentlicht Émilie ihr Hauptwerk "Wissenschaftliche Einführung in die Physik" - zunächst anonym, weil sie eine Frau ist.

Mit dem Lehrbuch erregt Émilie du Châtelet schließlich internationale Aufmerksamkeit. Sie wird zur Symbolfigur der weiblichen Gelehrten. In verschiedenen Kommentaren findet sie klare Worte zur Frauenfrage. "Ich würde Frauen an allen Menschenrechten teilhaben lassen, insbesondere an den geistigen." Am 10. September 1749 stirbt die Wissenschaftlerin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • in welches aristokratische Elternhaus Émilie du Châtelet geboren wird,
  • welche Talente sie schon als Mädchen hat,
  • wo sich Émilie und Voltaire zum ersten Mal begegnen,
  • welche Männer in ihrem Leben Ehemann, Liebhaber und Lebensgefährte sind,
  • warum Émilie du Châtelet im 19. Jahrhundert fast vergessen ist und heute wieder entdeckt wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ruth Edith Hagengruber (Professorin für Philosophie an der Uni Paderborn)
  • Émilie du Châtelet: Der Frau Marquisinn von Chastellet Naturlehre an ihren Sohn. Halle und Leipzig 1743
  • Frauke Böttcher: Das mathematische und naturphilosophische Lernen und Arbeiten der Marquise du Châtelet (1706-1749). Wissenszugänge einer Frau im 18. Jahrhundert. Heidelberg 2013
  • Ruth Hagengruber, Hartmut Hecht (Hg.): Émilie du Châtelet und die deutsche Aufklärung. Wiesbaden 2019

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Rosa Schapire - Förderin des Expressionismus

Rosa Schapire - Förderin des Expressionismus WDR Zeitzeichen 09.09.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 10.09.2099 WDR 5

Als eine der ersten Frauen studierte Rosa Schapire (geboren am 9.9.1874) Kunstgeschichte. Sie war emanzipiert, intellektuell und lebte für den aufkommenden Expressionismus.

Rosa Schapire ist eine der ersten Frauen, die in Kunstgeschichte promoviert. Sie ist Sammlerin, Mäzenin und Autorin. Vor allem aber ist sie glühende Verfechterin des Expressionismus. Der "Brücke"-Künstler Karl Schmidt-Rottluff wird zur Schlüsselfigur ihres Lebens. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Susanne Wittek, Schapire-Biografin ***


"Schauderhaft", "Wahnsinnig", "Aufdringlich grell" - so urteilt die etablierte Kritik über den Expressionismus. Rosa Schapire dagegen erkennt die Kraft und die Tiefe in den Werken der jungen Männer, die sich 1905 in Dresden zur Künstlergruppe "Brücke" zusammengeschlossen hatten.

Als Frau ist sie im expressionistischen Milieu eine Ausnahmeerscheinung: Sie ist weder Muse noch Modell oder Ehefrau, sondern steht den Künstlern unabhängig gegenüber. Sie vermittelt deren Werke an Käufer und Museen und macht sie in Aufsätzen und Rezensionen bekannt.

Geboren wird Rosa Schapire am 9. September 1874 in Brody als vierte von fünf Töchtern einer jüdischen Familie. Sie wächst in einem weltoffenen, toleranten Elternhaus auf, später setzt sie sich konsequent für die Rechte von Frauen ein.

Aus ihrem beruflichen Interesse entstehen enge Freundschaften, die Künstler danken ihr für ihren Einsatz mit Bildern, Grafiken und Schmuck. 1939 besitzt Schapire eine Sammlung von mehr als 600 Werken. Besonders Karl Schmidt-Rottluff trifft sie mit seiner Kunst bis ins Innerste. Mit ihm bleibt Rosa bis zu ihrem Tod verbunden. Sie stirbt mit knapp 80 Jahren in der Eingangshalle der Tate Gallery. So wie sie es sich immer wieder gewünscht hat: "Nicht einen Tag länger leben als ich arbeiten kann."

In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:
  • über Rosa Schapires Kampf für die Frauenemanzipation,
  • wie ihr Kontakt zur Künstlergruppe "Brücke" zustande kommt,
  • von der rätselhaften Beziehung zwischen Schapire und dem "Brücke"-Maler Schmidt-Rottluff,
  • wie ihre jüdische Herkunft und der Expressionismus Rosa Schapire im Nationalsozialismus in Bedrängnis bringen,
  • über ihren Neuanfang in London.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Susanne Wittek, Schapire-Biografin
  • Wolf Hildebrandt, genannt HIL, Künstler
  • Gerhard Wietek, Kunsthistoriker
  • Rosa und Anna Schapire: Sozialwissenschaft, Kunstgeschichte und Feminismus um 1900. Berlin, 2017
  • Susanne Wittek: "Es gibt keinen direkteren Weg zu mir als über Deine Kunst". Rosa Schapire im Spiegel ihrer Briefe an Karl Schmidt-Rottluff 1950 - 1954. Göttingen, 2022

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Autorin: Heide Soltau
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann

Nackter Marmor: Michelangelos David-Statue wird enthüllt

Nackter Marmor: Michelangelos David-Statue wird enthüllt WDR Zeitzeichen 08.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 09.09.2099 WDR 5

Die Bürger von Florenz kommen aus dem Staunen nicht heraus. Michelangelos Statue von David ist ein Quantensprung in der Skulpturenarbeit - und bis heute ein Wunderwerk.

Michelangelos David ist nicht nur ein Meisterwerk der Renaissance, sondern auch ein Zeugnis außergewöhnlicher künstlerischer Fähigkeiten. Der junge Bildhauer arbeitet unter schwierigsten Bedingungen drei Jahre lang an der Statue und verwendet dabei lediglich Schlagwerkzeuge, um die feinen Details herauszuarbeiten. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen und Interviewpartner: Dr. Cecilie Hollberg, Historikerin und Direktorin der Galleria dell'Accademia Florenz und Prof.Antonio Forcellino, Kunsthistoriker und Restaurator, Rom ***


Es ist der 8. September 1504, als die Bürger von Florenz ehrfürchtig vor dem Palazzo Vecchio stehen und zum ersten Mal den Blick auf Michelangelos David erhaschen. Die monumentale, 5,17 Meter hohe Marmorstatue zeigt den biblischen Helden nicht als triumphierenden Sieger, sondern in einem Moment gespannter Erwartung: Die Schleuder über die Schulter gelegt, den Stein fest in der Hand, bereit, sich seinem übermächtigen Gegner Goliath zu stellen.

Ursprünglich ist die Statue für das Dach des Doms vorgesehen. Eine Kommission, darunter Leonardo da Vinci und Botticelli, beschließt jedoch, sie an einem würdigeren Ort aufzustellen – vor dem Palazzo Vecchio, dem politischen Zentrum der Stadt.

Dort wird die Statue des David zu einem Symbol für den Stolz und die Unabhängigkeit der Republik Florenz, und über 300 Jahre lang trotzt er Wind und Wetter, bevor er in die Galleria dell'Accademia verlegt wird.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hildburg Heider:
  • wie Michelangelo den riesigen Marmorblock auswählt, der Jahrzehnte lang ungenutzt herumlag und bereits Spuren früherer, gescheiterter Künstler trägt,
  • warum Michelangelo bei der Bearbeitung des David weder Raspel noch Feile benutzt, und was seine besondere Technik ausmacht,
  • wie der Künstler bereits im unbehauenen Stein das fertige Werk sieht,
  • und warum er sich während der Arbeit am David hinter einem Bretterverschlag verstecken muss.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Antonio Forcellino: Michelangelo - Eine Biographie, München 2006.
  • Michelangelo: Leben und Werk in Daten und Bildern, Frankfurt/Mai 1975.
  • Michelangelo: Zeichnungen und Dichtungen, Frankfurt/Mai 1975.
  • Giorgio Vasari: Lebensgeschichten, Zürich 1980.
  • Harald Keller: Michelangelo. Zeichnungen und Dichtungen, Frankfurt 1975.
  • Giorgio Vasari: Vita di Michelangelo, Milano 1962.

Und das sind unsere Interviewpartner*innen:
  • Dr. Cecilie Hollberg (Historikerin und Direktorin der Galleria dell'Accademia Florenz)
  • Prof. Antonio Forcellino (Kunsthistoriker und Restaurator, Rom)
  • Paola Rosa (Restauratorin)
  • Thomas Wernicke (Besucher der Galleria dell'AccademiaElena)

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Autorin: Hildburg Heider
Redaktion: Christoph Tiegel, Frank Zirpins
Technik: Thomas Bleul

Die Frau, die Salvador Dalí schuf: Muse Gala Dalí

Die Frau, die Salvador Dalí schuf: Muse Gala Dalí WDR Zeitzeichen 07.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 08.09.2099 WDR 5

Gala Dalí, geboren am 7.9.1894, ist kein hübsches Püppchen an der Seite eines Künstlers. Sie ist ein Mythos, Muse und Managerin.

Gala Dali nutzt ihre Fähigkeiten, um die Karrieren mehrerer großer Künstler zu fördern. Als Muse, als Ehefrau, aber auch als Managerin. Darunter Paul Éluard und Max Ernst, bevor sie an der Seite Dalís selbst zur Ikone wird. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Unda Hörner, Schriftstellerin ***


Gala Dalí, in Paul Éluards Gedichten wird sie zur Göttin stilisiert, in Dalís Gemälden als Madonna und Traumvision dargestellt. Geboren in Russland, unter dem Namen Jelena Dmitrievna Diakonova, führt ihr außergewöhnlicher Lebensweg sie durch die intellektuellen Kreise Europas. Früh erkennt sie, dass Schönheit, Charisma und Selbstinszenierung mächtige Werkzeuge sind.

In einer Zeit, in der Frauen oft auf die Rolle der stillen Unterstützerin reduziert werden, tritt Gala selbstbewusst auf und nimmt nicht nur Einfluss auf den kreativen Prozess: Mit scharfem Geschäftssinn und großer Entschlossenheit hilft sie Dalí, sich in der Kunstwelt zu etablieren und sorgt dafür, dass sein exzentrisches Image weltweit bekannt wird.

Gala und Salvador Dalí werden zu einer einzigartigen öffentlichen Persona, in der Kunst und Leben nahtlos ineinander übergehen. Ihr Zusammenspiel von künstlerischer Inspiration und geschicktem Management macht sie zu einem legendären Paar, das bis heute die Vorstellung von der idealisierten Verbindung zwischen Künstler und Muse prägt. Dabei bewegen sie sich stets im Spannungsfeld zwischen Mythos und Realität.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • warum die junge Jelena ihren Namen in Gala ändert,
  • wie sie die strengen gesellschaftlichen Normen des vorrevolutionären Russlands hinter sich lässt, um ein freieres Leben zu führen,
  • warum sie als junge Frau in die Schweiz geschickt wird, und wie dies ihr Leben verändert,
  • weshalb die Pariser Dadaisten Gala als Bedrohung empfinden und wie sie dennoch ihren Platz in der Kunstszene behauptet,
  • und warum sie gegen Ende ihres Lebens junge Gigolos um sich schart,

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Unda Hörner: Die realen Frauen der Surrealisten, Berlin 1998 (2024).
  • Unda Hörner: Am Horizont der Meere - Gala Dalí, Berlin 2019.
  • Michael Imhof: Dalí - Leben und Werk, Petersberg 2024.
  • Dominique Bona: Gala - mein Leben mit Éluard und Dalí, Frankfurt am Main 1998.
  • Paul Éluard: Liebesbriefe an Gala, Hamburg 1987.

Und das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Unda Hörner, Schriftstellerin

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: David Rother
Technik: Nico Söllner

Mit einer Harfe durch Berlin: Geburtstag von Luise Nordmann

Mit einer Harfe durch Berlin: Geburtstag von Luise Nordmann WDR Zeitzeichen 06.09.2024 14:38 Min. Verfügbar bis 07.09.2099 WDR 5

Fast vollständig blind ist Luise Nordmann bei ihrer Geburt am 06.09.1829. Sie lernt singen und bringt sich das Harfenspiel bei - und zieht mit dem Instrument durch die Berliner Hinterhöfe, um gegen ihre Armut anzugehen.

Sie selbst kann die Welt kaum erkennen, da sie mit einem Augenleiden geboren wird. So wird die Musik zur großen Leidenschaft von Luise Nordmann. Jahrzehntelang spielt sie Harfe und singt in den Hinterhöfen von Berlin und avanciert zur stadtbekannten "Harfenjule". *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Anna Viechtl (Harfenistin) Albrecht Hoffmann (Zille-Kenner und -Darsteller) ***


Als "Harfenjule" wird die Straßenmusikerin Luise Nordmann im kaiserlichen Berlin bekannt. Ihr Markenzeichen sind ein abgegriffener Strohhut und eine große Harfe auf ihrem Rücken. So zieht die halbblinde Frau durch die Hinterhöfe von Schöneberg, das im 19. Jahrhundert noch am Rand von Berlin liegt. Gebannt lauschen die Großstadtproletarier ihrer Musik. Zum Dank werfen diejenigen, die selbst nichts haben, ihr Geldstücke runter. Almosen, die Luise Nordmann dringend braucht, um sich und ihre kranke Schwester zu versorgen.

Ihren Ehemann und die Kinder hat Luise Nordmann da schon verloren. Einzig die Musik ist ihr geblieben, um über die Runden zu kommen. Dabei hat sie Glück im Unglück: Ein russischer Offizier hat sie als Kind singen gehört und bezahlte ihr Gesangsunterricht. Und ein Professor für Augenheilkunde operierte sie, sodass sie zumindest schemenhaft sehen kann. Zwei Helfer, die sie vor noch größerem Elends bewahren. Zur Legende wird sie vor allem durch Heinrich Zille, der sie mehrmals mit Harfe in den Elendsvierteln von Berlin zeichnet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • An welcher Krankheit Luise Nordmann ihre Familie verliert,
  • was sie dann nach Schöneberg verschlägt,
  • wie eine Harfenistin die Legende der "Harfenjule" bewertet,
  • welche Rolle der Maler Heinrich Zille im Leben der Harfenjule gespielt hat.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Anna Viechtl (Harfenistin)
  • Albrecht Hoffmann (Zille-Kenner und -Darsteller)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Klug
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Antonia Herzog

05.09.1949: Der Tag, an dem Deutschland das Einkaufen neu lernte

05.09.1949: Der Tag, an dem Deutschland das Einkaufen neu lernte WDR Zeitzeichen 05.09.2024 13:46 Min. Verfügbar bis 06.09.2099 WDR 5

Die meisten Deutschen erledigen ihre Einkäufe heute im Supermarkt - doch das war nicht immer so: In den ersten Supermarkt traute sich 1949 zunächst kaum jemand hinein...

Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und knapp ein Jahr nach Einführung der D-Mark als Währung herrscht in Deutschland noch "Mangelwirtschaft". Jeder Pfennig wird wohlüberlegt beim Metzger, Bäcker und Tante-Emma-Laden ausgegeben - das Gesamtbudget immer im Blick. Das ändert sich mit dem ersten Supermarkt in Deutschland. Hier findet die Hausfrau alles, was sie braucht - unter einem Dach und am Ende auf einer Rechnung. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Stefan Grubendorfer, Lebensmittelmarktleiter in Dortmund


Der Andrang in dem neuen Supermarkt ist zunächst verhalten: Die Menschen sind an ihren Metzger, ihren Bäcker und die Bedienung im Tante-Emma-Laden gewöhnt. Dort konnten sie beim Einkauf zwar Wünsche äußern, die Macht über Zuteilung und Qualität der Waren lag aber beim Verkäufer hinter der Theke. Das soll sich mit den Selbstbedienungsgeschäften ändern. Hier darf die Kundin selbst durch die Regale stöbern, die Waren in die Hand nehmen und aussuchen.

Die Idee kommt aus den USA, dem Mutterland des Konsums und dem Land, wo der Kunde König ist. Die neue Art des Einkaufs müssen die Deutschen erst lernen, viele sind skeptisch. Sie fühlen sich wie Diebe, die Waren nehmen, ohne sie vorher zu bezahlen und damit durch den Laden laufen. Doch die Hemmungen halten nicht lange an. Mit den steigenden Einkommen im Aufschwung der 1950er Jahre sprießen überall im Land Supermärkte - und der Tante-Emma-Laden hat allmählich ausgedient.

In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • Wie der Supermarkt aus den USA nach Deutschland kommt,
  • warum der Essener Theo Albrecht 1962 die nächste Einkaufsrevolution auslöst,
  • über die folgende Machtbündelung im Lebensmittel-Einzelhandel,
  • wo der Tante-Emma-Laden heute eine Renaissance erlebt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Stefan Grubendorfer, Lebensmittelmarktleiter in Dortmund
  • Eva Stüber, Institut für Handelsforschung in Köln
  • Jörg Lehnerdt, Handesexperte
  • Lars Jacobs, Inhaber des Dorfladens Rollesbroich/Eifel

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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann

Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner (am 04.09.1824)

Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner (am 04.09.1824) WDR Zeitzeichen 04.09.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 05.09.2099 WDR 5

Bis zu seinem 40. Lebensjahr verschreibt sich Anton Bruckner ganz der Orgelmusik – und sattelt dann auf Sinfonien um. Seine Vorbilder Beethoven und Wagner vereint er allen Kritikern zum Trotz in seinem eigenen Werk.

In Wien stößt Anton Bruckner auf erhebliche Widerstände: Als bekennender Verehrer Richard Wagners ist er im konservativen Wien isoliert und wird oft scharf kritisiert. Trotz dieser Anfeindungen bleibt der Komponist seiner Musik treu und verweigert jegliche Kompromisse: Das bringt ihm viele Feinde, aber auch treue Bewunderer. ***Das ist unser Interviewpartner: Felix Diergarten, Bruckner-Biograf***


In Wien bezeichnen die Kritiker seine Werke als "unnatürlich" und "aufgeblasen", doch Anton Bruckner lässt sich davon nicht beirren. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts.
Mit seiner einzigartigen Fähigkeit, die sinfonische Tradition Beethovens mit der modernen Musiksprache Wagners zu verbinden, schafft er monumentale Werke, die bis heute faszinieren.

Geboren am 4. September 1824 in Ansfelden, beginnt Bruckner seine musikalische Laufbahn zunächst in der Kirchenmusik, bevor er sich in der Mitte seines Lebens der Sinfonik zuwendet. Trotz seines schwierigen Charakters und der oft harschen Kritik bleibt er seiner künstlerischen Vision treu.

Bruckner schreibt neun Sinfonien. Beginnend meist mit stillen, mystischen Klängen, zeichnen sie sich durch kraftvolle Steigerungen und eine enorme Ausdruckskraft aus. Heute zählt Bruckner zu den wichtigsten Vertretern der Romantik.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • wie die frühe Begegnung mit der größten Orgel der Donaumonarchie Bruckners Leidenschaft für die Musik entfacht,
  • welche Rolle der junge Theaterkapellmeister Otto Kitzler für Bruckners erste Orchesterwerke spielt,
  • wie Bruckner mit fast 40 Jahren beschließt, Sinfoniker zu werden,
  • wie tief Bruckner Richard Wagner verehrt und warum diese Bewunderung weitgehend einseitig bleibt,
  • und warum Bruckner seine Werke mehrfach überarbeitet, oft ohne sie vorher gehört zu haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Wolfgang Johannes Bekh: Anton Bruckner. Biographie eines Unzeitgemäßen, Bergisch Gladbach 2001.
  • Felix Diergarten: Anton Bruckner. Ein Leben mit Musik, Kassel 2023.
  • Rüdiger Görner: Bruckner. Der Anarch in der Musik, 2024.
  • Hans-Joachim Hinrichsen (Hg.): Bruckner Handbuch, Stuttgart 2010.
  • Renate Ulm (Hg.): Die Symphonien Bruckners. Entstehung, Deutung, Wirkung, 2002.
  • Manfred Wagner: Bruckner. Leben, Werke, Dokumente, München 1993.

Und das ist unser Interviewpartner:
  • Felix Diergarten, Bruckner-Biograf

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Frank Zirpins

Diane de Poitiers: Die mächtige Favoritin Heinrichs II.

Diane de Poitiers: Die mächtige Favoritin Heinrichs II. WDR Zeitzeichen 03.09.2024 14:37 Min. Verfügbar bis 04.09.2034 WDR 5

Statt der Königin trug die Mätresse Diane de Poitiers (geb. 3.9.1499) bei feierlichen Anlässen die Kronjuwelen an der Seite des französischen Königs Heinrich II.

Diane de Poitiers ist eine bedeutende Mäzenin der Künste und Architektur. Das prächtige Schloss von Anet und die von ihr in Auftrag gegebenen Kunstwerke zeugen von ihrem Einfluss. In zahlreichen Porträts lässt sie ihre Beziehung zu Heinrich II verewigen: als Diana, die Göttin der Jagd und unterstreicht somit ihre Rolle als gebildete und einflussreiche Förderin ihrer Zeit. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Professor Sigrid Ruby, Kunsthistorikerin, Universität Gießen


Als Geliebte und Favoritin von König Heinrich II. übt Diane de Poitiers großen Einfluss am Hofe aus. Sie ist bekannt für ihre Schönheit, die sie mit Disziplin und strengen Ritualen pflegt. Noch berühmter ist ihr politisches Geschick und ihre Fähigkeit, sich in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen.

Trotz des Altersunterschieds von fast 20 Jahren ist ihre Beziehung zu Heinrich II. mehr als nur eine Liebesaffäre. Diane versteht es, ihre Position geschickt zu nutzen, sichert sich beträchtliche Ländereien und Titel und mischt sich in politische Entscheidungen ein.

Mit dem Tod Heinrichs II gerät Dianes Einfluss ins Wanken. Katharina von Medici übernimmt die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn, den neuen König.
Diane, lange Zeit die mächtigste Frau am Hof, muss sich zurückziehen. Anders als viele Mätressen vor ihr wird sie nicht enteignet, muss aber das prächtige Schloss von Chenonceaux gegen das weniger bedeutende Schloss Chaumont eintauschen.

Diane de Poitiers bleibt eine angesehene und wohlhabende, jedoch keine einflussreiche Frau. Im Alter von 66 Jahren stirbt sie auf ihrem Schloss von Anet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wie Diane de Poitiers als Hofdame am Austausch Heinrichs und seines Bruders aus spanischer Gefangenschaft beteiligt war,
  • welche mysteriösen Prophezeiungen des Nostradamus das Schicksal Heinrichs II. voraussagten,
  • warum Heinrich II. während eines Ritterturniers seine Standarte vor Diane senkte,
  • warum Diane de Poitiers nach dem Tod ihres Ehemanns ausschließlich in schwarz-weißer Witwenkleidung auftrat,
  • von den poetischen Liebesversen, die sich Diane de Poitiers und Heinrich II. angeblich schrieben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Sigrid Ruby: Mit Macht verbunden. Bilder der Favoritin im Frankreich der Renaissance, Breisgau 2010.
  • Sabine Appel: Katharina von Medici. Strategin der Macht und Pionierin der Neuzeit, Stuttgart 2018.
  • Benedetta Craveri: Königinnen und Mätressen. Die Macht der Frauen – von Katharina von Medici bis Marie Antoinette, München 2008.
  • Anka Muhlstein: Königinnen auf Zeit – Katharina von Medici, Maria von Medici, Anna von Österreich, Frankfurt am Main und Leipzig 2003.
  • Ivan Cloulas: Diane de Poitiers, Paris 1997.

Und das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Professor Sigrid Ruby, Kunsthistorikerin, Universität Gießen

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl, Matti Hesse
Technik: Jens Buchheister

Sonnensturm sorgt für Technik-Chaos auf der Erde (am 2.9.1859)

Sonnensturm sorgt für Technik-Chaos auf der Erde (am 2.9.1859) WDR Zeitzeichen 02.09.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 03.09.2099 WDR 5

Polarlichter leuchten fernab der Pole, Telegrafen spielen verrückt, Stromleitungen brennen. Ursache ist ein Himmelsereignis: der bisher stärkste registrierte Sonnensturm.

Heute ist in jedem Schulbuch zu lesen, dass Polarlichter vom Sonnenwind ausgelöst werden, ein Teilchenstrom, der vom Magnetfeld der Erde abgelenkt wird und in den Polarregionen mit der oberen Erdatmosphäre wechselwirkt. 1859 aber ist dieser Zusammenhang noch völlig unklar. Richard Carrington beobachtet als erster einen Sonnensturm, der für einige Minuten die Welt durcheinander wirbelt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Professor Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen Jens Berdermann, Leiter des Instituts für Solar-Terrestrische Physik der DLR, Neustrelitz***


Am 2. September 1859 steht Richard Christopher Carrington wie gewohnt in seinem Garten und schaut durch sein Teleskop. Schon seit 1853 zeichnet der Engländer systematisch seine Beobachtungen auf der Sonnenoberfläche auf. Plötzlich sieht er zwei Aufhellungen an einer Sonnenflecken-Gruppe, die er noch nie zuvor gesehen hat. Aber schon wenige Minuten später ist das außergewöhnliche Schauspiel vorbei.

Carrington ist nicht der einzige, der an diesem Tag staunt. In Caracas, Honolulu und Athen ist der Himmel von Polarlichtern erleuchtet, die – wie er Name schon sagt – gewöhnlich nur in nördliche Regionen zu sehen sind. Und als die Lichter in vollem Glanz erscheinen, spielen die Telegraphen verrückt: Die einen verschicken Meldungen, ohne dass sie an Batterien angeschlossen sind, bei den anderen entzündet sich ein Papier, das die Signale aufzeichnet.

Die Vermutung liegt nahe, dass die merkwürdigen Ereignisse mit dem Blitzen zusammenhängen, die Carrington beobachtet hat. Dieser mahnt zunächst mit akademischer Zurückhaltung, dass "eine Schwalbe noch keinen Sommer machen". Doch bald schon ist klar, dass er eine Sensation dokumentiert hat. Es ist zum ersten Mal, dass auf der Erde massive Einflüsse gesehen werden, die eindeutig auf die Sonne zurückzuführen sind.

Seine Beobachtungen gehen als Carrington Event in die Wissenschaftsgeschichte ein und begründen die Sonnenforschung.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • warum der Sonnensturm von 1859 mehr als ein historisches Ereignis ist,
  • welche Schlüsse Wissenschaftler heute noch aus den Aufzeichnungen von Richard Carrington ziehen,
  • wieso alte Bäume Spuren von Sonnenstürmen enthalten können,
  • welche Auswirkungen auf die moderne Technik ein Sonnensturm haben könnte,
  • wie Forschende versuchen, das Weltall-Wetter vorherzusagen.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Professor Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen
  • Jens Berdermann, Leiter des Instituts für Solar-Terrestrische Physik der DLR, Neustrelitz

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Martin Herzog
Redaktion: Carolin Rückl, Sefa Inci Suvak

"Mein Weg zu Hitler": Kurioses Preisausschreiben 1934

"Mein Weg zu Hitler": Kurioses Preisausschreiben 1934 WDR Zeitzeichen 01.09.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 02.09.2099 WDR 5

Ein US-Wissenschaftler will 1934 herausfinden, warum sich Menschen früh den Nazis angeschlossen haben. Er verspricht 125 Reichsmark für den glaubwürdigsten Aufsatz begeisterter Hitler-Anhänger - und die schreiben gerne drauflos...

Was sind das für Menschen, die blindlings Adolf Hitler folgen? Das fragt sich auch Theodore Abel, der die Idee zu diesem Preisausschreiben hat. Der 37-jährige Soziologie-Professor, im polnischen Lodz geboren und 1925 in die USA ausgewandert, will mittels persönlicher Geschichten die US-Öffentlichkeit über Nazi-Deutschland informieren. Die mehr als 600 eingereichten Beiträge zum Preisausschreiben zeigen: Es sind ganz normale Leute, die sich da für den Nationalsozialismus begeistern. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Wieland Giebel, Herausgeber von "Warum ich Nazi wurde. Biogramme früher Nationalsozialisten – Die einzigartige Sammlung des Theodore Abel", Berlin 2018


Das Preisausschreiben um die beste Nazi-Geschichte wird nicht etwa von der NSDAP ausgeschrieben. Es findet unter der Schirmherrschaft der New Yorker Columbia University statt. Die Idee dahinter: Der US-Forscher Theodore Abele will mit den persönlichen Geschichten die Amerikaner über Nazi-Deutschland informieren. Auf einer Deutschlandreise hatte er bemerkt, dass viele Hitler-Anhänger nach dessen Machtübernahme gerne über ihre schon lange währende Gesinnung plaudern.

"Jede Person, unabhängig von Geschlecht oder Alter, die vor dem 1. Januar 1933 Mitglied der nationalsozialistischen Partei war oder mit der Bewegung sympathisiert hat, kann an diesem Wettbewerb teilnehmen." So erscheint der Aufruf im Frühsommer 1934 in verschiedenen NSDAP-Parteiblättern, für die beste Nazi-Geschichte winken 125 Reichsmark.

Zum Einsendeschluss am 1. September 1934 werden 683 Beiträge eingeschickt. Sie zeigen, dass Arbeiter und Adelige, Krankenschwestern und höhere Töchter zu den frühen Nationalsozialisten zählen. Triumphierend beschreiben die Hitler-Anhänger, wie sie in den 20er Jahren verlacht und ausgegrenzt worden sind, aber niemals an der Mission Hitlers gezweifelt haben. Ihre Nazi-Begeisterung resultiert aus einer Kränkung über den verlorenen Krieg, der Sehnsucht nach einem starken Führer, die Angst vor einem sozialen Abstieg, völkischen Fantasien – und einem tiefen Antisemitismus.

Als Theodore Abel 1938 sein Buch "Why Hitler came into Power" herausbringt, ist das Interesse an den Geschichten jedoch gering. Längst ist den US-Amerikanern klar, dass Nazi-Deutschland zu einer großen Bedrohung geworden ist und Krieg in der Luft liegt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • warum die NSDAP das Preisausschreiben unterstützt,
  • wie in den Briefen die Judenverfolgung gerechtfertigt wird,
  • dass die Verehrung Hitlers religiösen Kulten ähnelt,
  • dass Theodore Abel die eingereichten Beiträge erst zwei Jahre später erhält,
  • wo die Briefe heute für alle zugänglich im Netz sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Wieland Giebel (Hrsg.): "Warum ich Nazi wurde. Biogramme früher Nationalsozialisten – Die einzigartige Sammlung des Theodore Abel", Berlin 2018
  • Sven Felix Kellerhoff: "Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder", Stuttgart 2017
  • Katja Kosubek: "‘genauso konsequent sozialistisch wie national!‘ – Die Alten Kämpferinnen der NSDAP vor 1933", Göttingen 2017
  • Theodore Fred Abel papers – alle Beiträge digitalisiert

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Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

Die russischen Streitkräfte verlassen Berlin (am 31.8.1994)

Die russischen Streitkräfte verlassen Berlin (am 31.8.1994) WDR Zeitzeichen 31.08.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 01.09.2099 WDR 5

Wie kam es zum Abzug dieser gigantischen Armee aus Ostdeutschland, mit dem bis zur Wende niemand gerechnet hätte – und warum ist das heute noch wichtig?

Zur Zeit der DDR sind die besten Truppenverbände der Sowjetunion dort stationiert. Eine halbe Million Soldaten der Roten Armee, die einst Hitler bezwang, Berlin im Häuserkampf eroberte und im Zweiten Weltkrieg mit Abstand die meisten Toten zu beklagen hatte. Es ist auch die Rote Armee, die 1953 mit wenigen Panzern eine Million protestierende DDR-Bürger zurück in ihre Häuser jagte. Am 31. August 1994 ziehen die letzten Soldaten der Roten Armee freiwillig nach Hause, das wiedervereinigte Deutschland wird frei von "verbündeten" ausländischen Soldaten. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ilko-Sascha Kowalczuk (Historiker, Berlin) Dr. Wolfgang Puwalla (ehem. Vorsteher Bundesvermögensamt Potsdam) ***


Bis heute wird Michail Gorbatschow in Deutschland und den USA dafür gefeiert, dass er während der Wende die Panzer zurückgehalten hat. Dabei geht es dem Präsidenten der Sowjetunion weniger um die deutsche Einheit als um die Rettung seines eigenen Landes. Gorbatschow hofft, dass er durch eine neue Offenheit (Glasnost) und den Umbau des Systems (Perestroika) den Kern seines Imperiums bewahren kann.

Immerhin: Michail Gorbatschow ebnet den Weg für die deutsche Wiedervereinigung. Dazu gehört auch, dass die russischen Truppen möglichst schnell und reibungslos das Gebiet der ehemaligen DDR verlassen. Über Altlasten, Bodenverseuchungen und private Geschäfte der Russen mit Inventar wird dabei oft hinweggesehen.

Am 31. August 1994 ist es dann so weit. Fünf Jahrzehnte nachdem die sowjetische Armee das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches erreicht hat, verlassen russische Soldaten wieder Deutschland. "Sie gehen nicht als Besatzung, sie gehen als Partner, sie gehen als Freunde", sagt Bundeskanzler Helmut Kohl während der feierlichen Abschiedszeremonie in Berlin. Deutsche und Russen stünden jetzt am Anfang einer neuen guten Zusammenarbeit.
Der russische Präsident Boris Jelzin betont ebenfalls, er vertraue auf das vereinte, erneuerte Deutschland. Russland dürfe von Europa nicht abgekoppelt werden.

Ein Festakt voller Zuversicht für ein friedliches Miteinander beider Seiten. Doch es kommt anders, drei Jahrzehnte später, hat Wladimir Putin die Ukraine überfallen und es herrscht eisige Kälte zwischen Deutschland und Russland.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • welche Rolle Wladimir Putin als KGB-Offizier bei der Wiedervereinigung gespielt hat,
  • warum die USA darauf gepocht haben, dass die Osterweiterung der Nato nicht mit Russland verhandelt werden soll,
  • über gemeinsame Saunabesuche und viel Wodka, den Deutsche und Russen während der Abzugsphase der russischen Armee zusammen getrunken haben,
  • wie Boris Jelzin bei der Feier zum Abzug der russischen Truppen von "ewigen Frieden für den ganzen Planeten" spricht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ilko-Sascha Kowalczuk (Historiker, Berlin)
  • Dr. Wolfgang Puwalla (ehem. Vorsteher Bundesvermögensamt Potsdam)
  • Ilko-Sascha Kowalczuk, Stefan Wolle: Roter Stern über Deutschland: Sowjetische Truppen in der DDR, Berlin, 2010

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Alexander Buske

Der Jungfernflug der US-Raumfähre "Discovery" (am 30.8.1984)

Der Jungfernflug der US-Raumfähre "Discovery" (am 30.8.1984) WDR Zeitzeichen 30.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 31.08.2099 WDR 5

Der Start ist holprig – doch dann wird das US-Space-Shuttle "Discovery" zur Legende der NASA-Raumfahrt.

Fast 27 Jahre ist die "Discovery" für die NASA im Einsatz. Ihr Jungfernflug findet am 30. August 1984 statt – anschließend schreibt sie mehrfach Geschichte. So bringt sie etwa das Weltraumteleskop "Hubble" ins All und ist das erste Shuttle, das unter dem Kommando einer Frau fliegt. Seit dem Ende ihres 39. Ausflugs in die Erdumlaufbahn ist die Discovery ein Museumsstück. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Harald Hiesinger (Planetologe, Universität Münster und ESA Berater), Gerhard Thiele (Physiker und ehemaliger Astronaut) ***


Bis heute war das Space Shuttle der bislang einzige für bemannte Raumflüge eingesetzte Raumfährentyp. Mit 39 Missionen ist die Discovery das am häufigsten eingesetzte Space Shuttle in der Geschichte der NASA. Robust und zuverlässig meistert das Weltraumfahrzeug all seine Aufgaben – vom Jungfernflug am 30. August 1984 bis zur letzten Landung am 9. März 2011. Dann ist Schluss: Nach knapp 240 Millionen absolvierten Flugkilometern wird die Discovery in den Ruhestand geschickt.

Benannt ist die Discovery nach einem der Schiffe, mit denen James Cook den Pazifik befahren und 1778 Hawaii entdeckt hat. Und genau wie ihr schwimmender Namensvetter schreibt auch die US-Raumfähre Geschichte: Sie ist das Space Shuttle, mit dem sowohl nach der Challenger-Katastrophe 1986 als auch nach der Explosion der Columbia 2003 die bemannte Raumfahrt wieder aufgenommen wird. Im April 1990 schauen Millionen Menschen dabei zu, wie die Discovery das zwölf Tonnen schwere Weltraumteleskop "Hubble" ins All hievt.

Die Discovery hebt aber auch ab, um Politik zu machen. Mit Sergei Krikaljow hat sie 1994 zum ersten Mal einen Kosmonauten an Bord. Ein Jahr später ist sie die erste US-Raumfähre, die sich der russischen Station "Mir" bis auf wenige Meter nähert. Beides soll die Kooperation der einstigen Gegner im Orbit demonstrieren.

Mittlerweile ist die Reise der Discovery zu Ende und das Space Shuttle ein Ausstellungsstück: Die alte Weltraumdame lässt sich im Smithsonian Museum in Washington bestaunen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • Warum der Jungfernflug der Discovery gleich zweimal verschoben wird,
  • welche zwei deutschen Astronauten an Bord der Discovery ins All fliegen,
  • was für immense Kosten das US-Space-Shuttle-Programm verursacht,
  • von der "Enterprise" als Prototyp der Space Shuttles und einer defekten ISS-Toilette,
  • mit welchen Worten Captain Kirk die Discovery verabschiedet.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Harald Hiesinger (Planetologe, Universität Münster und ESA Berater)
  • Gerhard Thiele (Physiker und ehemaliger Astronaut)

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Matti Hesse

Debüt-LP von Oasis: Die größten Stars der Britpop-Ära?

Debüt-LP von Oasis: Die größten Stars der Britpop-Ära? WDR Zeitzeichen 29.08.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 30.08.2099 WDR 5

Aus der Gosse zum Superstar: Mit ihrer Debüt-LP "Definitely Maybe" katapultiert sich "Oasis" am 29.8.1994 in den Pop-Olymp. Sänger Liam und Gitarrist Noel Gallagher bekommt der Ruhm schlecht.

Am 29.08.1994 wird in Manchester Geschichte geschrieben: Oasis veröffentlichen ihr Debütalbum "Definitely Maybe". Fünf ganz gewöhnliche Working-Class-Jungs, die mehr als nur die Musikwelt nachhaltig verändern werden. Sie liefern den Soundtrack einer Generation. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Christian Seidl (Journalist und Autor), Thees Uhlmann (Musiker und Autor) ***


Nicht Elvis, nicht die Beatles, nicht Michael Jackson: Es ist das Debütalbum "Definitely Maybe" von Oasis, das sich in seiner ersten Marktwoche häufiger verkauft als jedes andere zuvor in den britischen Charts. Die Platte erscheint am 29. August 1994 - und macht die fünf einfachen Jungs aus Burnage über Nacht zu Stars.

Herz und Seele von Oasis sind zwei Brüder, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Noel und Liam Gallagher. Sie können nicht miteinander und brauchen sich doch. Ihre offen ausgetragenen Querelen sorgen für großen Unterhaltungswert und steigern gleichzeitig ihre Bekanntheit. In kürzester Zeit wird Oasis zu einer der erfolgreichsten Bands des 20. Jahrhunderts - dabei geht ihr Einfluss weit über das musikalische hinaus.

Auf ihrem Höhepunkt spielt Oasis 1996 in Knebworth vor insgesamt 250.000 Menschen an zwei Tagen, die BBC überträgt live. Es ist die Blüte des Britpop, ein Wochenende für die Geschichtsbücher. Aber nach dem Rausch kommt der Kater für die Gallagher-Brüder. Der plötzliche Ruhm, das Geld und die Versuchungen überfordern Noel und Liam zusehends.

2009 verlässt Noel Gallagher die Band im Streit. Kurz darauf löst sie sich auf - und kündigt erst kurz vor dem Jubiläum der Debüt-LP eine Wiedervereinigung an. Was bis dahin bleibt, ist der Soundtrack einer Generation - und die Erinnerung an die richtige Band zur richtigen Zeit.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jonas Colsman:
  • Von Liam Gallaghers eintönigem Leben vor Oasis,
  • vom kometenhaften Aufstieg der fünf Working-Class-Jungs
  • wie unterschiedlich die Gallagher-Brüder ticken - beruflich und privat,
  • warum nicht nur die Popkultur, sondern auch die Politik von Oasis profitiert,
  • wie Drogen, Streit und Leistungsdruck das Aus der Band besiegeln.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christian Seidl (Journalist und Autor)
  • Thees Uhlmann (Musiker und Autor)
  • Christian Seidl: Oasis - What's the story? (1996)
  • John Harris: The Last Party - Britpop, Blair and the Demise of English Rock (2004)

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Autor: Jonas Colsman
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Annett Bastian

Raphael Lemkin, Vater der Völkermord-Konvention

Raphael Lemkin, Vater der Völkermord-Konvention WDR Zeitzeichen 28.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 29.08.2099 WDR 5

Wenn ein Mörder für den Tod eines anderen Menschen büßt, wer büßt für den Mord an ganzen Volksgruppen? Die Frage bewegt Raphael Lemkin bis zu seinem Tod am 28.8.1959.

Es ist ein langer und zäher Weg: Der Jurist Raphael Lemkin kämpft sein Leben lang dafür, dass Staaten für systematische Gewalt und Völkermord belangt werden können. 1948 ist Lemkin am Ziel: Die Vereinten Nationen verabschieden die Völkermord-Konvention. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Christoph Safferling (Völkerrechtler, Universität Erlangen-Nürnberg), Raphael Lemkin: Axis Rule in Occupied Europe. Washington 1944 Raphael Lemkin: Ohne Auftrag. Autobiografie. Bochum 2020 ***


In Berlin steht 1921 ein Armenier vor Gericht, der einen Türken auf offener Straße erschossen haben soll. Das Opfer war einer der Organisatoren des Völkermords an den Armeniern ein paar Jahre zuvor durch das Osmanische Reich. Durch den Prozess erfährt eine breite Öffentlichkeit von den mehr als 1,5 Millionen Armeniern, die durch Zwangsräumungen und Todesmärsche ums Leben kamen.

Und der Prozess zeigt eine Lücke im internationalen Gesetz auf, die den Jurastudenten Raphael Lemkin im seinerzeit polnischen Lemberg nicht mehr loslässt: "Die Ermordung eines Individuums ist ein Verbrechen. Ist es dagegen kein Verbrechen, mehr als eine Million Menschen zu töten?"

Raphael Lemkin reist in den 1930er Jahren mit Vorschlägen für ein internationales Gesetz zum Schutz von Minderheiten zu mehreren europäischen Konferenzen: Endlich sollen Volksgruppen vor der Vernichtung durch die eigene Regierung geschützt werden. Vergeblich. Lemkin selbst muss als polnischer Jude vor den Nationalsozialisten fliehen und rettet sich in die USA. Im Gepäck hat er Dokumente, die Hitlers systematische Vernichtung der Juden juristisch beweisen sollen.

Raphael Lemkins Hartnäckigkeit zahlt sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg aus: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nimmt 1948 einstimmig ein Gesetz zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord an. Raphael Lemkin geht als Vater der Völkermord-Konvention in die Geschichte ein.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • Warum Raphael Lemkin 1933 seinen Job als Staatsanwalt in Warschau verliert,
  • über Raphael Lemkins Flucht vor den Nationalsozialisten nach Schweden und in die USA,
  • wieso der Jurist mit seiner Hartnäckigkeit von einigen als unangenehmer Mensch empfunden wurde,
  • warum die Völkermord-Konvention ein großer Erfolg ist, aber auch viele Mängel aufweist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Christoph Safferling (Völkerrechtler, Universität Erlangen-Nürnberg)
  • Raphael Lemkin: Axis Rule in Occupied Europe. Washington 1944
  • Raphael Lemkin: Ohne Auftrag. Autobiografie. Bochum 2020
  • Smantha Power: "A problem from Hell". America and the Age of Genocide. New York 2007
  • Philippe Sands: Rückkehr nach Lemberg. Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Eine persönliche Geschichte. Frankfurt am Main 2018

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Hamburger Original und Herz des Ohnsorgtheaters: Heidi Kabel

Hamburger Original und Herz des Ohnsorgtheaters: Heidi Kabel WDR Zeitzeichen 27.08.2024 14:40 Min. Verfügbar bis 28.08.2099 WDR 5

Heidi Kabel, geboren am 27.81914 in einem gutbürgerlichen Haushalt an der Große Bleichen. In dieser Straße wird sie später zum Star: auf der Bühne des Ohnsorgtheaters.

Tratschtante, Hausdrachen, alte Schrulle - Heidi Kabel füllt diese Frauenrollen mit Mutterwitz und Menschenkenntnis. Mehr als 65 Jahre ist die gebürtige Hamburgerin Inbegriff einer Vollblut-Volksschauspielerin und das Aushängeschild des berühmten Ohnsorg-Theaters. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Heiko und Hilde Mahler, Kinder von Heidi Kabel ***


Heidi Bertha Auguste Kabel kommt am 27. August 1914 in Hamburg in derselben Straße zur Welt, in der 22 Jahre später der Bibliothekar Richard Ohnsorg eine Bleibe für seine Niederdeutsche Bühne findet. Heidis Vater leitet eine Druckerei, die Mutter erzieht Heidi mit strenger Hand. Dazu gehört, dass die Kinder keine Gefühle zeigen dürfen. Heidi Kabel sieht es später als Vorteil, weil sie gelernt habe, sich zusammenzunehmen.

Die Eltern wollen, dass sie Konzertpianistin wird. Doch sie entscheidet sich fürs Theater. 1933 hebt sich am Theater von Richard Ohnsorg zum ersten Mal der Vorhang für sie. 1938 feiert sie ihre Filmpremiere mit "Ein Mädchen geht an Land". Nach dem Krieg übernimmt ihr Ehemann Hans Mahler das Ohnsorg-Theater und die beiden starten mit ihrem Mundart-Theater durch.

Mit Kittelschürze und Kopftuch spielt sich Heidi Kabel ins kollektive Gedächtnis von Generationen. Schrullig, derbe und kratzbürstig inszeniert sie den Typus der forschen norddeutschen Nachkriegsfrauen, als Hausmeisterin, Mutter und Schwiegermutter, als Giftspritze, Krawallschachtel, Hausdrache und Tratschtante. Fernseh-Übertragungen aus dem Ohnsorg-Theater erreichen oft Einschaltquoten von 80 Prozent. Zu den Klassikern gehören "Vater Philipp", "Die Kartenlegerin" und "Tratsch im Treppenhaus".

Am Silvesterabend 1998, mit 84 Jahren, verabschiedet sich die Volksschauspielerin auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters von ihrem Publikum. 2010 stirbt Heidi Kabel in Hamburg.

In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • Über die Mitgliedschaft von Heidi Kabel in der NS-Frauenschaft,
  • dass Wolfgang Borchert ein Gedicht für sie geschrieben hat,
  • wie Heidi Kabel mit dem Schifferklavier durch Kneipen getingelt ist,
  • was ihre Tochter Hilde über die Zusammenarbeit mit der Mutter sagt,
  • wie das Verhältnis zum Kölner Volkstheater von Willi Millowitsch gewesen ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Heiko Mahler, Sohn von Heidi Kabel,
  • Heidi Mahler, Tochter von Heidi Kabel
  • Jürgen Lucke, Maskenbildner

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Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Christoph Tiegel und Seva Suvak

Vom Sklaven zum Kaiser von Haiti: Faustin I.

Vom Sklaven zum Kaiser von Haiti: Faustin I. WDR Zeitzeichen 26.08.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 27.08.2099 WDR 5

Faustin Soulouque kann weder lesen noch schreiben. Die politische Elite betrachtet ihn als Marionette - bis er sich am 26.08.1849 zum Kaiser von Haiti ausrufen lässt.

Faustin Soulouque steigt im Kampf gegen die französische Kolonialmacht erst zum General, dann zum Präsidenten der neuen Republik Haiti auf. Die Macht halten nun nicht mehr die Weißen in der Hand, sondern die Haitianer mit je einem schwarzen und weißen Elternteil. Soulouque soll vor allem die Mehrheit der Schwarzen besänftigen, als Strohmann der hellhäutigeren Eliten. Doch Faustin Soulouque entpuppt sich als selbstbewusster - und brutaler Regent, der sich am 26. August 1849 zum Kaiser ausrufen lässt. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Anne Brüske (Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, Professorin für Räumliche Dimensionen kultureller Prozesse an der Uni Regensburg) ***


Geboren wird Faustin Soulouque 1782 auf einer Plantage in Haiti, seine Eltern sind beide Sklaven. Elf Jahre später wird die Sklaverei abgeschafft. Die Macht erlangen aber künftig nicht die zahlenmäßig dominierenden Schwarzen, sondern die Haitianer mit je einem schwarzen und weißen Elternteil. Sie wurden früher aus der Sklaverei befreit, gelten als gebildeter.

Auch der Schwarze Faustin Soulouque lernt weder lesen noch schreiben, kann aber beim Militär Karriere machen. Im Unabhängigkeitskampf gegen die französische Kolonialmacht steigt er zum General auf. 1847 wählt ihn der Senat zum Präsidenten von Haiti. Durch seinen in der Armee gezeigten Gehorsam gilt der 64-Jährige als besonders geeignet für die gängige "Stellvertreterpolitik". Dabei sucht sich die hellhäutigere politische Elite einen Schwarzen, den sie wie eine Marionette führen kann.

Bei Faustin Soulouque geht die Strategie jedoch nicht auf. Im April 1848 ordnet der Präsident an, einen Teil der bisherigen politischen Führungsriege brutal zu eliminieren. Ein Jahr später, am 26. August 1849, lässt er sich vom Senat zum Kaiser ausrufen. Für seine Krönungsfeierlichkeiten greift Faustin I. tief in die Staatskasse. Er ordert eine Krone in Paris und legt sich nach französischem Vorbild einen eigenen Hofstaat an.

Politisch regiert Faustin I. immer brutaler, selbst ehemalige Weggefährten lässt er verschwinden. 1859 ist Schluss damit. General Fabre Nicolas Geffrard putscht mit 6.000 Soldaten gegen den Kaiser, der daraufhin nach Jamaika fliehen muss.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • Wer das größte Vorbild für Faustin I. ist,
  • mit welcher mörderischen Willkür er regiert hat,
  • warum Haiti Geld an seine ehemalige Kolonialmacht Frankreich bezahlt,
  • über den Rassismus internationaler Zeitungen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anne Brüske (Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, Professorin für Räumliche Dimensionen kultureller Prozesse an der Uni Regensburg)
  • Léon-François Hoffmann (unter Mitarbeit von Carl Hermann Middelanis): "Faustin Soulouque d'Haïti dans l'histoire et la littérature. Paris 2007
  • Walter L. Bernecker: Kleine Geschichte Haitis. Frankfurt am Main 1996

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak
Technik: Thomas Bleul

Adele Schopenhauer – eine Pionierin der weiblichen Kunst

Adele Schopenhauer – eine Pionierin der weiblichen Kunst WDR Zeitzeichen 25.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 26.08.2099 WDR 5

Schriftstellerin, Dichterin, Meisterin des Scherenschnitts: Adele Schopenhauer ist weit mehr als die Schwester des berühmten Philosophen. Am 25.8.1849 stirbt sie in Bonn.

Im 19. Jahrhundert ist es unerhört, dass eine Frau mit einem Mann auf Augenhöhe spricht: Doch Adele Schopenhauer lässt sich von Konventionen nicht einengen. Die Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer diskutiert mit Männern über Literatur, Kunst und Naturwissenschaften. Den Anstoß dafür hat sie ihm Salon ihrer Mutter erhalten. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen: Francessca Fabbri (Kunsthistorikerin in Weimar); Angela Steidele (Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin in Köln) ***


Adele Schopenhauer hat Glück. Ihre Mutter Johanna führt einen Salon, in dem sich die geistige Elite der Weimarer Klassik trifft. So lernt die junge Adele unter anderem Bettina von Arnim, Wilhelm Grimm, die Schlegels, Carl Maria von Weber, Felix Mendelssohn-Bartholdy und viele mehr kennen.

Dazu gehört auch Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichter und Adele verstehen sich bestens. Er bildet sie als Vorleserin und Schauspielerin mit aus und führt sie in die Literatur ein. Das Mädchen wächst heran zwischen klassizistischen und romantischen Idealen, lernt Italienisch, Französisch, Englisch, musiziert, malt, stickt und entdeckt ihr Talent für den Scherenschnitt.

Später schreibt Adele Märchen, Novellen, Gedichte und Romane – doch alles mit mäßigem Erfolg. Erst als Reisende in Rom und Florenz erobert sie sich einen Platz in der patriarchalischen Welt. Sie diskutiert auf Augenhöhe mit Männern über Literatur, Kunst und Naturwissenschaften.

In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
  • wie Adele Schopenhauer in einem unglücklichen Elternhaus aufwächst,
  • welche distanzierte Beziehung sie zu ihrem berühmten Bruder Arthur hat,
  • wer wohl die eigentlich große Liebe von Adele ist,
  • wodurch die Schriftstellerin ihre gesamte Mitgift verliert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Francessca Fabbri (Kunsthistorikerin in Weimar)
  • Angela Steidele (Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin in Köln)
  • Adele Schopenhauer: Tagebuch einer Einsamen. Berlin 1985
  • Gabriele Büch: Alles Leben ist Traum – Adele Schopenhauer – Eine Biografie. Berlin 2002
  • Angela Steidele: Geschichte einer Liebe – Adele Schopenhauer und Silbylle Mertens. Berlin 2010
  • Lucca Müller: Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte. Köln 2023

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Autorin: Doris Arp
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Technik: Petra Laubach

Ein Politiker geht baden: Reichspräsident Ebert in Badehosen

Ein Politiker geht baden: Reichspräsident Ebert in Badehosen WDR Zeitzeichen 24.08.2024 15:23 Min. Verfügbar bis 25.08.2099 WDR 5

Am 24.08.1919 verunglimpfen seine Gegner den jüngst vereidigten Reichspräsidenten Ebert mit einem Skandalfoto. Politik mit Bademode - das wird noch heute gern gemacht.

Der erste Eindruck ist für damalige Verhältnisse verstörend: Das erste Bild des bis dahin in der Öffentlichkeit visuell unbekannten Friedrich Ebert zeigt den frisch vereidigten Reichspräsidenten in Badehosen. Das von der "Berliner Illustrierten Zeitung" gedruckte Foto sorgt für Häme. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Professorin Paula Diehl (Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel, lehrt und forscht zu politischer Repräsentation, Inszenierung und Populismus) ***


1919 wird in Deutschland die erste parlamentarische Demokratie gegründet. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert wird zu ihrem Repräsentanten gewählt und am 21. August auf die neue Verfassung vereidigt. Am selben Tag wird die Ausgabe der "Berliner Illustrierten Zeitung" verteilt, die eigentlich erst drei Tage später erscheinen soll.
Auf der Titelseite wird der neue Würdenträger zwar nicht nackt, aber doch ungehörig unbekleidet seinem Volk präsentiert wird. Man sieht Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) in der damals keineswegs üblichen Badehose in der Ostsee stehen. Die Resonanz ist enorm. Ein Mann in Badekleidung gilt damals als äußerst unschicklich.
Das Foto wird als Postkarte tausendfach verschickt. Dazu kommen Karikaturen, Fotomontagen, Spottverse und Lieder. Bei Eberts öffentlichen Auftritten schwenken kaisertreue Gegner rote Badehosen. Sie nutzen das Ebert-Foto zur Herabwürdigung des Präsidenten und der jungen Demokratie, die mit ihm baden geht.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • in welchem Zusammenhang das Ebert-Foto entsteht,
  • mit welchem Reim das republikfeindliche Satireblatt "Kladderadatsch" Ebert verhöhnt,
  • in wie vielen Prozessen sich Ebert gegen die Verunglimpfungen wehrt,
  • welche Politiker sich ebenfalls oberkörperfrei fotografieren lassen,
  • wie solche Inszenierungen machtpolitisch und demokratietheoretisch einzuordnen sind.

Das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Professorin Paula Diehl (Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel, lehrt und forscht zu politischer Repräsentation, Inszenierung und Populismus)

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Autor und Autorin: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak

Ephraim Kishon: befreiendes Lachen über Satiren aus Israel

Ephraim Kishon: befreiendes Lachen über Satiren aus Israel WDR Zeitzeichen 23.08.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 24.08.2099 WDR 5

Von Israel aus erobert Ephraim Kishon mit seinem feinsinnigen Humor die Herzen der Deutschen, wird gar ihr Lieblingsschriftsteller. Zur Welt kommt er in Ungarn am 23.8.1924.

Er ist ein Phänomen: Ephraim Kishon ist Verfasser kurzer humorvoller Geschichten, Glossenschreiber, politischer Kommentator, Bühnenautor und Filmregisseur. Kritik kann der Satiriker lässig beiseiteschieben - mit dem Verweis auf den Erfolg seiner Bücher. Es sind rund 43 Millionen verkaufte Exemplare bis heute. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Silja Behre (Literaturwissenschaftlerin und Kishon-Biographin Tel Aviv); Silja Behre: Ephraim Kishon - Ein Leben für den Humor. München 2024 ***


Erst stolzer Ungar. Dann verfolgter Jude. Schließlich entschiedener Israeli. Ein Schicksal, das in vielem typisch ist für das 20. Jahrhundert und das in Budapest beginnt. Denn dort wird Ephraim Kishon am 23. August 1924 geboren. Doch wie wird der Holocaustüberlebende zeitweise der beliebteste Autor der Deutschen?
Wohl weil der Satiriker Geschichten schreibt über mehr oder weniger normale Menschen, zwar mit exotischem Flair, aber gezeichnet wie die Nachbarn von nebenan. Sie schlagen sich herum mit Bürokraten, Waschmaschinen, Kindern und Ehefrauen und den Tücken des Alltags.
Alles ins Groteske übersteigert, heiter, komisch, nie bösartig und einfach brillant. Israel wird darin nicht nur zu einem Land wie andere auch – man kann, man darf darüber sogar lachen! Auch als Deutscher - ohne jedes schlechte Gewissen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:
  • Wie Ephraim Kishons Geburtsname lautet und wie ein Beamter diesen umbenennt,
  • wovon die erste, im Zweiten Weltkrieg geschriebene Satire des Schriftstellers handelt,
  • was die israelischen Kritiker über seine Bücher sagen,
  • weshalb Kishons Erfolg in Deutschland auch ein Verdienst seines österreichischen Übersetzers ist,
  • welche politische Position Kishon einnimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Silja Behre (Literaturwissenschaftlerin und Kishon-Biographin Tel Aviv)
  • Silja Behre: Ephraim Kishon - Ein Leben für den Humor. München 2024

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Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Nico Söllner

Munchs Gemälde "Der Schrei" wird gestohlen (am 22.08.2004)

Munchs Gemälde "Der Schrei" wird gestohlen (am 22.08.2004) WDR Zeitzeichen 22.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 23.08.2099 WDR 5

Mitten am Tag wird eines der bedeutendsten Gemälde des Expressionismus gestohlen. Den Dieben geht es nicht um Munchs Meisterwerk, trotzdem verändert der Raub Museen.

Mit dem Bild "Der Schrei" wird der Expressionismus geboren: weg vom Naturalismus, dem realitätsgetreuen Abbilden der sichtbaren Welt, hin zum inneren Erleben, das sich in der Außenwelt spiegelt. Darum ist das Werk des norwegischen Künstlers Edvard Munch so kostbar. Das wissen auch die Diebe, die es bei einem Raub am helllichten Tag in Oslo entwenden. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Nils Ohlsen (Kunsthistoriker, Direktor des Kunstmuseums in Lillehammer); Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani: Munch - Lebenslandschaft. Potsdam 2023 ***


Es ist ein Sonntagmorgen im August, als die beiden bewaffneten Männer in den Saal des Osloer Museums stürmen, in dem "Der Schrei" und die "Madonna" von Edvard Munch hängen. Die Besucher - Touristen - die sich darauf gefreut hatten, zwei Meisterwerke im Original zu sehen, finden sich in einem Albtraum wieder. Sie werden mit vorgehaltener Waffe zu Boden gezwungen.
Wenige Stunden später findet die Polizei einen kaputten Bilderrahmen und das Fluchtauto. Von den Tätern keine Spur, aber jede Menge Fragen: Warum stahlen sie zwei so berühmte Gemälde? Verkaufen lassen sich solche Werke nicht. Einzig Lösegeld kann man damit erpressen. Aber wofür? Oder für wen?
Die Bilder kann die Polizei erst zwei Jahre nach dem Raub sicherstellen. "Der Schrei", den Munch auf Pappe gemalt hatte, ist in keinem guten Zustand. Zwei Jahre dauert die Restaurierung. 2008 kann das berühmte Bild erstmals wieder ausgestellt werden. Der Raub des "Schrei" hat ein Umdenken in Sachen Sicherheitskonzept in Museen bewirkt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • Wie viele Versionen des "Schrei" Edvard Munch gemalt hat und welche 2004 gestohlen wird,
  • welche lange Entstehungsgeschichte der "Schrei" hat,
  • wie eine Notiz auf der Rückseite der ersten Version des Bildes lautet,
  • warum der Raub des "Schrei" mit einem anderen spektakulären Verbrechen in Beziehung steht,
  • wo das sichergestellte Werk heute zu sehen ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Nils Ohlsen (Kunsthistoriker, Direktor des Kunstmuseums in Lillehammer)
  • Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani: Munch - Lebenslandschaft. Potsdam 2023

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak
Technik: Sascha Schiemann

Der echte Verbrecherjäger aus Babylon Berlin: Ernst Gennat

Der echte Verbrecherjäger aus Babylon Berlin: Ernst Gennat WDR Zeitzeichen 21.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 22.08.2099 WDR 5

Der Berliner Polizist Ernst "Buddha" Gennat ist ein Schwergewicht der Kriminalistik, Leiter der ersten deutschen Mordinspektion. Der Kommissar vom Alexanderplatz stirbt am 21.8.1939.

Er hat in 33 Jahren Polizeidienst rund 300 Morde aufgeklärt: Seine Aufklärungsquote von mehr als 90 Prozent macht Ernst Gennat berühmt. Nicht nur Polizeikollegen sind beeindruckt. Auch Edgar Wallace, Charly Chaplin und Heinrich Mann kommen in den 1920er-Jahren zu ihm nach Berlin, auf der Suche nach Inspiration. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Volker Kutscher (Autor der Gereon-Rath-Krimi-Reihe) ***


Er ist ein Mann mit Ausstrahlung: Ernst Gennat, der Chef der Berliner "Mordinspektion", wird wegen seiner stoischen Ruhe "Buddha" genannt - und wegen seiner Leibesfülle. Diese bringt ihm von weniger respektvollen Zeitgenossen auch den Spitznamen "Der volle Ernst".

Gennats Leidenschaft für Kuchen ist in der ganzen Stadt bekannt. Seine Sekretärin platziert in seinem Büro am Alexanderplatz täglich Berge von Kuchen, von denen der Kommissar bei Besprechungen immer auch seinen Kollegen ein Stück anbietet.

Sein Erfolg basiert jedoch auf neuartigen Arbeitsweisen: Seine 1926 gegründete Abteilung ist ausschließlich für Todesfallermittlungen zuständig. Spezialisten ermitteln nun systematisch mithilfe der "Zentralen Mordkartei", die Gennat anlegen lässt. Dadurch können Zusammenhänge erkannt und aus Fehlern gelernt werden.

Das Schwergewicht unter den deutschen Kriminalisten stirbt an Magenkrebs, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf Polen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • Weshalb Ernst Gennat Tür an Tür mit Verbrechern aufwächst,
  • was eine Leiche in einem Reisekorb mit seiner Karriere zu tun hat,
  • wie bahnbrechend Gennats "Mordauto" und dessen Ausstattung ist,
  • welche Rolle Folter bei seinem Umgang mit Tatverdächtigen spielt,
  • warum Ernst Gennat als Figur in Volker Kutschers Gereon-Rath-Krimi-Reihe auftaucht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Volker Kutscher (Autor der Gereon-Rath-Krimi-Reihe)
  • Regina Stürickow (Historikerin, Autorin der Reihe "Kommissar Gennat und …")
  • Guido Adler (Leiter der Mordinspektion im Polizeipräsidium Düsseldorf)
  • Regina Stürikow: Kommissar Gennat ermittelt - Die Erfindung der Mordinspektion. Berlin 2016

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