Ludwig van Beethoven ist ein Anhänger von Napoléon Bonaparte. Der Komponist möchte ihm die "Eroica", seine dritte Sinfonie, widmen. Doch als er von der Kaiserkrönung erfährt, ist er wütend: "Nun wird auch er alle Menschenrechte mit den Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen."
Beethoven handelt: "Mit einer Rasierklinge schneidet er aus der Partitur die Widmung heraus", berichtet Napoléon-Biograf Günter Müchler.
"Code civil"
Napoléons Wirken ist zwiespältig. Erst verteidigt er die Werte der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Dann überzieht er Europa mit Kriegen.
Mit dem "Code civil" von 1807 reformiert Napoléon das französische Rechtssystem. Nun gilt die Gleichheit aller vor dem Gesetz. Festgeschrieben werden auch die Freiheit der Berufswahl, der Schutz des Privateigentums, die zivile Eheschließung und die Gleichstellung unehelicher Kinder. All das gilt nun dort, wo Napoléons Truppen einmarschieren.
Befürworter der Revolution
Geboren wird Napoléon Bonaparte am 15. August 1769 auf Korsika. Als knapp Neunjähriger wird er mit einem königlichen Stipendium nach Autun geschickt. Kadettenschule und Militärakademie folgen. 1785 ist er Unteroffizier.
Während des Sturms auf die Bastille 1789 ist Napoléon in Paris und begrüßt die Revolution. Sie schafft die feudalen Vorrechte ab: Für eine Karriere zählt nicht mehr Abstammung, sondern Leistung.
Herrschaft durch Staatsstreich
Der Emporkömmling nutzt die Chance. 1796 hat er das Kommando über den Italien-Feldzug. Nach seinem Sieg soll er Ägypten zur französischen Provinz machen.
Zurück in Frankreich wird Napoléon als Held gefeiert. Nach Bürgerkrieg und Terror ist die Revolution 1799 am Ende. Das Bedürfnis nach Ruhe nutzt Napoléon zum Staatsstreich und setzt sich an die Spitze des neu eingeführten Konsulats.
Aus Begeisterung wird Hass
Fünf Jahre nach dem "Brumaire-Putsch" krönt er sich zum Kaiser. Die Bevölkerung ist begeistert, das Monarchieverbot von 1792 vergessen.
1810 beherrscht Napoléon halb Europa. Fünf Jahre später ist er am Ende. Nach den Niederlagen im Russlandfeldzug und bei Waterloo wird er in die Verbannung geschickt.
Neubewertung nach dem Tod
Doch nach seinem Tod 1821 wendet sich das Blatt wieder. "Weil man merkt: Die Bourbonen, die auf den Thron zurückgekehrt sind, sind reaktionär“, sagt Experte Müchler. 1840 wird Napoléons Leichnam von St. Helena nach Paris überführt.
Auch Beethoven ändert seine Meinung. "Geschrieben für Bonaparte", notiert er auf die Partitur seiner Sinfonie, direkt neben dem Loch.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. August 2019 ebenfalls an Napoléon Bonaparte. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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