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Jürgen Hinzpeter dokumentiert das Militärmassaker in Südkorea
Jürgen Hinzpeter dokumentiert das Militärmassaker in Südkorea. WDR Zeitzeichen. 20.05.2025. 14:44 Min.. Verfügbar bis 21.05.2099. WDR 5.
Am 20.3.1980 gelingt es dem Kameramann Jürgen Hinzpeter unter Lebensgefahr, das Militärmassaker im südkoreanischen Gwangju zu dokumentieren. Dabei sollte die Welt davon nichts erfahren.
Im Mai 1980 geht das südkoreanische Militär mit äußerster Brutalität gegen Demonstranten in der Stadt Gwangju vor. Bis zu 2.000 Menschen verlieren ihr Leben. Der ARD-Kameramann Jürgen Hinzpeter, der Tontechniker Henning Ruhmor und ihr Fahrer Kim Sa-Bok begeben sich in Lebensgefahr und können als einzige ausländische Berichterstatter Film- und Tonmaterial von den Gewalttaten außer Landes bringen und die Weltöffentlichkeit informieren. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Hannes Mosler, Professor für Ostasienkunde an der Universität Duisburg und Südkorea-Experte ***
- wie ARD-Kameramann Jürgen Hinzpeter und sein Team ihre Leben riskieren, um aus der Stadt Gwangju zu berichten,
- wie eine gut erzählte Geschichte Wunder bewirkt,
- welche wichtige Rolle eine Keksdose in dem dramatischen Geschehen bekommt,
- wie die Bilder des Kameramanns Jürgen Hinzpeter weltweit Empörung auslösen und so Druck auf das südkoreanische Militärregime erzeugen.
Ab 1961 regiert in Südkorea Diktator Park Chung Hee. Als dieser 1979 von seinem eigenen Geheimdienstchef ermordet wird, hoffen viele südkoreanische Studenten auf Demokratie. In dieser Phase des Umbruchs aber reißt General Chun Doo-Hwan mit einem Putsch die Macht an sich.
Das Militär verhängt das Kriegsrecht, schließt die Universitäten und lässt zahlreiche Oppositionelle verhaften. Dagegen formiert sich massiver Widerstand. Allein in Seoul gehen an die 100.000 Studierende auf die Straße und fordern die Rücknahme des Kriegsrechts. Das Militär reagiert mit Härte und verbietet am 17. Mai 1980 sämtliche politische Aktivitäten - der Beginn des Aufstandes in der Provinzhauptstadt Gwangju, der gewaltsam niedergeschlagen wird.
Der ARD-Kameramann Jürgen Hinzpeter fliegt nach Absprache mit der Redaktion in Hamburg gemeinsam mit dem Tontechniker Henning Rumohr von Tokio noch am selben Tag in die südkoreanische Hauptstadt Seoul. Unter höchsten Gefahren fahren Hinzpeter, Ruhmohr und ihr Fahrer Kim Sa-Bok nach Gwangju. Hinzpeter ist der einzige Journalist, der über die Ereignisse und das brutale Vorgehen des Militärs gegen die Demonstranten berichtet.
Jürgen Hinzpeter stirbt am 25. Januar 2016 im Alter von 78 Jahren in der Universitätsklinik Lübeck. Als "der Zeuge mit den blauen Augen" wird er in Südkorea verehrt - für Mut, Wahrheit und journalistische Verantwortung.
Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
- Hannes Mosler, Professor für Ostasienkunde an der Universität Duisburg und Südkorea-Experte
Weiterführender Link:
- Planet Wissen: Geschichte Koreas - das geteilte Land
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Autor: Thomas Mau
Redaktion: Matti Hesse
Vietnams Nationalheld und 68er-Ikone: Ho Chi Minh
Vietnams Nationalheld und 68er-Ikone: Ho Chi Minh. WDR Zeitzeichen. 19.05.2025. 14:47 Min.. Verfügbar bis 20.05.2099. WDR 5.
Als Nguyen Sinh Cung wird er am 19. Mai 1890 in einem nordvietnamesischen Dorf geboren. Als Ho Chi Minh, den Revolutionär und Freiheitskämpfer, kennt ihn bis heute die Welt.
"Ho-Ho-Ho Chi Minh"! Sein Name ist in den 60er Jahren der Schlachtruf der Studentenbewegung. Der hagere Mann mit dem spitzen Bart, der 1945 die Unabhängigkeit Vietnams verkündet, wird zum Symbol für die Befreiung unterdrückter Völker. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Peter Neville, britischer Historiker und Verfasser einer Biographie über Ho Chi Minh ***
- wie Ho Chi Minh vom Tellerwäscher zum Revolutionär wird,
- dass er mit den Franzosen und den USA paktiert - und dafür in der eigenen Partei in die Kritik gerät,
- von Ho Chi Minh und Che Guevara - zwei Ikonen der 68er-Bewegung,
- warum sich Ho Chi Minh eigentlich ein ganz anderes Begräbnis gewünscht hat.
Ho Chi Minh ("Der weise Gewordene") kommt am 19. Mai 1890 in der vietnamesischen Stadt Kim Lien als Sohn eines Provinzbeamten zur Welt. Geboren wird er als Nguyen Sin Cung - im Laufe seines Lebens ändert er mehrfach seinen Namen. Er studiert in Moskau und ist doch immer mehr Nationalist als Kommunist im verworrenen Kampf um die Unabhängigkeit und die Einheit Vietnams.
Unter seiner Führung besiegen vietnamesische Kämpfer zuerst die französischen Kolonialherren und später die Supermacht USA. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Ho Chi Minh diese Kriege gar nicht wollte. In Vietnam ist "Onkel Ho" noch immer eine Kultfigur, das Mausoleum in Hanoi bis heute eine Pilgerstätte.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Peter Neville, britischer Historiker und Verfasser einer Biographie über Ho Chi Minh
- Martin Großheim, Historiker für vietnamesische Geschichte, Universität Seoul und Verfasser einer Biographie über Ho Chi Minh
- Pierre Brocheux: Ho Chi Minh. A Biography. New York, 2007
- Martin Großheim: Ho Chi Minh. Der geheimnisvolle Revolutionär. München, 2011
- Peter Neville: Ho Chi Minh. London, 2019
Weiterführende Links:
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Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Sarah Fitzek
Inspiration Rossinis: Pauline Viardot-Garcia (gest. 18.5.1910)
Inspiration Rossinis: Pauline Viardot-Garcia (gest. 18.5.1910). WDR Zeitzeichen. 18.05.2025. 14:44 Min.. Verfügbar bis 19.05.2099. WDR 5.
Sie wird als Opernstar berühmt, komponiert aber lieber. Viardot vereint Musikstile Europas, ist politisch - und so modern, dass höhere Damen schon mal den Saal verlassen.
Sie ist eine der magischen Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts - und sie denkt und lebt ausgesprochen international: Pauline García, die nach der Heirat zusätzlich den Namen ihres Mannes, des Schriftstellers Louis Viardot, annimmt. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Beatrix Borchard, Musikwissenschaftlerin ***
- von Pauline Viardot-Garcías musikalischen Wurzeln,
- vom russischen Dichter Iwan Turgenjew, mit dem sie eine erotische Freundschaft verbindet,
- wie das politische Geschehen stets Paulines Leben beeinflusst,
- vom Schicksalsjahr 1883, in dem ihr Mann und ihr Freund sterben.
Pauline García verfügt über eine außergewöhnlich charismatische Mezzosopran-Stimme. Doch ihre ganze Liebe gehört zunächst dem Klavierspiel und dem Komponieren. Der junge Franz Liszt wird ihr Lehrer. Erst nach dem frühen Tod ihres Vaters und ihrer Schwester widmet sich Garcia auf Wunsch ihrer Mutter dem Gesang - um ihre Familie zu ernähren.
Das gelingt prächtig. Fast ein Vierteljahrhundert feiert Pauline, die nach der Hochzeit mit dem Kunstsammler und Schriftsteller Louis Viardot auch den Namen ihres Mannes trägt, Triumphe auf allen großen Bühnen Europas. Auch als Komponistin ist Pauline Viardot-García hochgeachtet. In ihren Salons sind die berühmtesten Künstler jener Zeit zu Gast.
Als weibliche Leitfigur in der männerdominierten Musikwelt fördert Viardot-García junge Komponisten wie Jules Massenet oder Gabriel Fauré. Am 18. Mai 1910 stirbt Pauline Viardot-Garcia mit 89 Jahren.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Beatrix Borchard, Musikwissenschaftlerin
- Beatrix Borchard: Pauline Viardot-Garcia. Fülle des Lebens. Köln, 2016
- Ursula Keller/Natalja Sharansak: Iwan Turgenjew und Pauline Viardot. Eine außergewähnliche Liebe. Berlin, 2018
- Désirée Wittkowski (Hrsg.): Herzensschwestern der Musik. Pauline Viardot und Clara Schumann. Briefe einer lebenslangen Freundschaft. Laaber, 2019.
Weiterführende Links:
- WDR 3 Komponistinnen im Fokus: Louise Héritte-Viardot - wild und unzähmbar
- Stichtag: 31. Juli 1886 - Tod des Komponisten Franz Liszt
- Stichtag: 9. März 1886 - Saint-Saëns' "Karneval der Tiere" uraufgeführt
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Autor: Christoph Vratz
Redakteure: Carolin Rückl und Matti Hesse
Aufbruch ins Ungewisse: Die Expedition Ra II
Aufbruch ins Ungewisse: Die Expedition Ra II. WDR Zeitzeichen. 17.05.2025. 14:47 Min.. Verfügbar bis 18.05.2099. WDR 5.
Mit einem Papyrusfloß über den Atlantik - mit dieser abenteuerlichen Reise beweist Thor Heyerdahl, dass schon in der Antike hochseetaugliche Boote gebaut wurden - und lernt viel über die Verschmutzung der Meere.
Schon die abenteuerliche Fahrt der Kon-Tiki 1947 macht Thor Heyerdahl weltberühmt. Zwei Jahrzehnte später will er den Nachweis führen, dass bereits die alten Ägypter den Atlantik überquert haben könnten und startet den Selbstversuch im Papyrusboot - mit Erfolg. Heyerdahl ist einer der bekannteste Norweger der Welt, seine Thesen aber sind in der Fachwelt umstritten. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Liv Heyerdahl, Direktorin des Kon Tiki-Museums Oslo und Enkelin von Thor Heyerdahl ***
- warum ein Aufenthalt auf der Südsee-Insel Fatu Hiva Heyerdahls Leben verändert,
- was die Papyrusboote "Ra" und "Ra II" unterscheidet,
- von einem Affen namens Safi,
- dass Heyerdahl Thesen in der Fachwelt stets umstritten waren.
Am 17.5.1970 startet Thor Heyerdahl mit dem Papyrusfloß "Ra II" von der Westküste Marokkos aus zur Atlantiküberfahrt. Es ist der zweite Versuch - und dieses Mal geht alles gut. Nachdem die Überquerung mit der "Ra" im Jahr zuvor noch kurz vor dem Ziel gescheitert war, erreichen Heyerdahl und seine Crew diesmal nach 56 Tagen und rund 6.000 Kilometern tatsächlich Barbados in der Karibik.
Es ist nicht das erste Mal, dass Heyerdahl weltweit Schlagzeilen macht. Er ist der Kon-Tiki Mann, der es schon 1947 mit einem primitiven Holzfloß geschafft hatte, von Südamerika über den Pazifik in die Südsee zu segeln. Mit der geglückten Expedition der "Ra II" hat er jetzt bewiesen, dass zumindest theoretisch schon die alten Ägypter - lange vor Kolumbus - über den Atlantik hätten segeln können.
Auf seiner Fahrt entdeckt Heyerdahl zahlreiche Ölklumpen im Wasser. Er funkt die Verseuchung an die UN und initiiert damit das erste internationale Abkommen gegen Meeresverschmutzung durch Schiffe.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Liv Heyerdahl, Direktorin des Kon Tiki-Museums Oslo und Enkelin von Thor Heyerdahl
- Ragnar Kvam, norwegischer Journalist und Biograf von Thor Heyerdahl
- Ragnar Kvam: Biografie Heyerdahl. Auf dem Floß zum Forscherruhm (2012)
- Thor Heyerdahl: Expedition Ra. Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit (1980)
Weiterführende Links:
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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Sascha Schiemann
Schicksalsjahre einer französischen Königin: Marie Antoinette
Schicksalsjahre einer französischen Königin: Marie Antoinette. WDR Zeitzeichen. 16.05.2025. 14:48 Min.. Verfügbar bis 17.05.2099. WDR 5.
Am 16. Mai 1770 heiratet die 14-jährige Marie Antoinette Frankreichs Thronfolger. Was als prachtvolles Bündnis zwischen Habsburg und Bourbon beginnt, endet auf dem Schafott.
Der Satz "Dann sollen sie eben Kuchen essen" wurde Marie Antoinette jahrhundertelang in den Mund gelegt – als Beweis ihrer Arroganz gegenüber dem hungernden Volk. Doch das Zitat stammt aus einer Schrift von Rousseau, lange vor ihrer Zeit. Es ist reine Propaganda – und ein Beispiel dafür, wie leicht man Frauen zur Zielscheibe machen kann. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen mit: Johanna Hellmann, Historikerin, Stuttgart und Michaela Lindinger, Historikerin, Wien ***
- wie die 14-jährige Maria Antonia mit Zahnschmerzen zu einer bedeutenden Hochzeit aufbricht,
- wie aus einem Modeskandal das berühmteste Porträt einer Königin entsteht,
- warum Marie Antoinette ihre Kinder vor Publikum zur Welt bringen muss,
- wie ein Friseur, eine Malerin und ein Schwede das Hofleben aufmischen,
- und warum ein Diamanthalsband einem ganzen Königreich zum Verhängnis wird.
Sie kommt mit einem Tross von Dutzenden Kutschen - und mit einer Zahnspange: Maria Antonia, jüngste Tochter Maria Theresias. Sie soll Frankreichs Thronfolger heiraten. Aus der schüchternen Erzherzogin wird Marie Antoinette: Frankreichs Königin, Stilvorbild, Projektionsfläche. Ihre Ehe? Kalt. Ihr Umfeld? Feindselig. Versailles verlangt Fassade statt Gefühl.
Doch die junge Frau tanzt lieber, lacht laut, wagt Neues. Sie wirft das Korsett der Konvention ab - und gerät ins Kreuzfeuer. Als Frankreich brodelt, wird aus "der Österreicherin" eine Hassfigur. Die Revolution fordert ihren Kopf. Und doch: Am Ende ist sie mutiger als je zuvor.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Johanna Hellmann: Marie Antoinette in Versailles, Politik, Patronage und Projektionen, Münster 2020.
- Michaela Lindinger: Marie Antoinette. Zwischen Aufklärung und Fake News - Im Zentrum der Revolution - Königin der Lust, Wien 2023.
- Rolf Reichardt (Hg.): Ploetz. Die Französische Revolution, Freiburg 1988.
Und das sind unsere Interviewpartnerinnen:
- Johanna Hellmann, Historikerin, Stuttgart
- Michaela Lindinger, Historikerin, Wien
Weiterführende Links:
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Autor: Edda Dammüller
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Technik: Sascha Schiemann
Fast-Food-Pioniere: Brüder McDonald eröffnen erstes Restaurant
Fast-Food-Pioniere: Brüder McDonald eröffnen erstes Restaurant. WDR Zeitzeichen. 15.05.2025. 14:44 Min.. Verfügbar bis 16.05.2099. WDR 5.
Am 15.5.1940 beginnt die Fast-Food-Revolution. Der Erfolg kommt, als sie auf Fließbandproduktion ihrer Burger umstellen. Doch am Ende macht ihr eigener Laden pleite.
Dort, wo 1940 alles begann, erinnert heute ein kleines Museum an die Anfänge des Fast-Food-Giganten. Direkt gegenüber brummt ein modernes McDonald’s – rund um die Uhr geöffnet, hochautomatisiert, weltweit vernetzt. Vergangenheit und Gegenwart liegen hier nur eine Straßenbreite auseinander. ***Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: Ray Kroc, Robert Anderson: Die wahre Geschichte von McDonald's, München 2017. ***
- warum ein Hamburger für 15 Cent den Nerv der Zeit trifft,
- wie ein Milchshake-Mixer-Verkäufer zur Fast-Food-Legende wird,
- weshalb McDonald’s zum Symbol des amerikanischen Fortschritts wird,
- wie das Burger-Imperium in Rom zu öffentlichen Protesten führt,
- und was das erste McDonald’s mit der Geburtsstunde der Slow-Food-Bewegung zu tun hat.
San Bernardino, 14th und E Street: Hier beginnt 1940 eine Erfolgsgeschichte, die unsere Essgewohnheiten grundlegend verändert. Richard und Maurice McDonald servieren Burger durchs Autofenster. Was zählt, sind nicht Handwerk und Kreativität, sondern Effizienz und Wiederholbarkeit.
1954 entdeckt der Handelsvertreter Ray Kroc das Potenzial, verdrängt die Brüder aus dem Geschäft – und gründet ein Imperium. Das Prinzip: berechenbar, verlässlich und immer verfügbar. Fastfood als Spiegel eines Lebensgefühls. Was für die einen nach Freiheit schmeckt, ist für die anderen Symbol einer entzauberten Esskultur.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Prof. Dr. Guido Ritter, FH Münster
- Axel Kirsch, Franchise-Nehmer McDonald’s
- Lina Maria Wittstamm, Gründerin des Restaurants NEĀ, Bochum
- Wiebke Rieck, Slow Food Deutschland e.V.
- Eric Schlosser: Fast Food Gesellschaft. Die dunkle Seite von McFood und Co., München 2002.
- John F. Love: Die McDonald’s-Story: Anatomie eines Welterfolges, München 1989.
- Ray Kroc, Robert Anderson: Die wahre Geschichte von McDonald's, München 2017.
Weiterführende Links:
- WDR Zeitzeichen: 06.03.1930 – Eiskalte Revolution: Beginn der Tiefkühlkost-Ära
- Fast Food – Das große Fressen
- SWR Kultur – Burger, Kritik und Kulturwandel: McDonald's zwischen Erfolg und Ekel
- ARD Fast Food – Long Story: Der Hamburger – Wirklich das beste schlechte Essen?
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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle
Soll Hitlers Putsch prophezeit haben: Astrologin Elsbeth Ebertin
Soll Hitlers Putsch prophezeit haben: Astrologin Elsbeth Ebertin. WDR Zeitzeichen. 14.05.2025. 14:48 Min.. Verfügbar bis 15.05.2099. WDR 5.
Ebertin (geb. am 14.5.1880) wird mit ihren Horoskopen in der Weimarer Republik berühmt. Sie deutet die Sterne für Bulgariens König und Hitler - bis die Gestapo sie festnimmt.
Im Juni 1923 deutet die Astrologin Elsbeth Ebertin die Sterne eines unbekannten Mannes – ein "Kämpfer" der zu einer bedeutenden Führerrolle bestimmt sei. Dass sich hinter dem anonym zugesandten Geburtsdatum Adolf Hitler verbirgt, erkennt sie – nach eigener Aussage – nicht. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Volker Lechler, Historiker ***
- wie Elsbeth Ebertin sich von Wahrsagerei und "Hintertreppenastrologie" abgrenzt,
- welchen berühmten Kunden sie die Sterne deutet,
- welche politischen Entwicklungen sie vorhergesagt haben soll,
- und warum sie Adolf Hitler Gedichte zum Geburtstag schickt.
Elsbeth Ebertin, 1880 in Görlitz geboren, ist eine Pionierin: Als erste hauptberufliche Astrologin Deutschlands bringt sie die Sterndeutung in die bürgerliche Öffentlichkeit. Zunächst macht sie sich als Graphologin einen Namen: Anhand von Handschriften verfasst sie Tausende von Charakteranalysen für Zeitungen. Doch eines Tages taucht eine Unbekannte auf, die stattdessen über Geburtsdaten spricht – für Ebertin ein Schlüsselerlebnis.
Sie wendet sich der Astrologie zu und trifft damit inmitten des Esoterik-Booms der Weimarer Republik einen Nerv. Ebertins Geschichte ist die einer geschickten Geschäftsfrau zwischen Deutungskunst, Opportunismus und Zeitgeist.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Elsbeth Ebertin: Astrologie und Liebesleben, Görlitz 1926.
- Elsbeth Ebertin: Praktisches Lehrbuch der Graphologie und Charakterbeurteilung, Breslau 1913.
- Elsbeth Ebertin (Hrsg.): Ein Blick in die Zukunft? IX. Jahrbuch, Görlitz 1925.
- Ellic Howe: Uranias Kinder. Die seltsame Welt der Astrologen und das Dritte Reich, Weinheim 1995.
- Volker Lechler: Sterne, Menschen, Politik. Die astrologische Bewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Boston/Oldenbourg 2025.
- Thorsten Mann: "Astrologie im Kinosaal: Elsbeth Ebertin und der Film ‚In den Sternen steht es geschrieben‘", und: "Die Verfolgung von Okkultisten im Dritten Reich das Beispiel Elsbeth Ebertin", In: Günther Klugermann, Anna Lux, Uwe Schnellinger (Hrsg.): Okkultes Freiburg: Ereignisse – Personen – Schauplätze, Kassel 2015, S. 32 ff. und S. 46 ff.
- Jenn Zahrt: Elsbeth Ebertin – Die vergessene Antriebskraft der deutschsprachigen Astrologie. In: The Mountain Astrologer, 2017/24.11.2017.
Und das ist unser Interviewpartner und unsere Interviewpartnerin:
- Katja Graf, Astrologin
- Volker Lechler, Historiker
Weiterführende Links:
- WDR Zeitzeichen 14.12.1503 – Nostradamus, Apotheker und Astrologe
- Terra X – Im Bann der Astrologie
- Square Idee – Astrologie: Glaube statt Wissenschaft?
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Autorin: Heide Soltau
Redakteure: Carolin Rückl und Frank Zirpins
Technikerin: Sarah Fitzek
Die Berliner Charité: Vom Pesthaus zur Weltklinik
Die Berliner Charité: Vom Pesthaus zur Weltklinik. WDR Zeitzeichen. 13.05.2025. 14:49 Min.. Verfügbar bis 14.05.2099. WDR 5.
Heute ist die Berliner Charité Deutschlands berühmtestes Krankenhaus. Gegründet wurde sie 1710 als Quarantänehaus für Pestkranke, übrigens mit eigener Brauerei.
Die Pest ist hochgradig ansteckend. Auch wenn Anfang des 18. Jahrhunderts noch nicht bekannt ist, wie genau sie sich überträgt, sieht Preußens König Friedrich I. nur eine Möglichkeit, Berlin vor der Epidemie zu bewahren: Er lässt vor den Toren der Stadt ein Haus für die Infizerten bauen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professor Volker Hess, Medizinhistoriker am Institut der Geschichte der Medizin der Berliner Charité ***
- für wie viele Patienten das Pesthaus vorgesehen ist,
- was Bier damals mit Gesundheitsschutz zu tun hat,
- welche Funktion der sogenannte Pest-Galgen haben soll,
- wie aus dem Pesthaus die Charité wird,
- woher das Krankenhaus seinen guten Ruf hat.
1708 tritt in Europa eine Krankheit auf, von der man eigentlich nur weiß, dass sie tödlich ist. Der unsichtbare Pesterreger wird erst fast 190 Jahre später entdeckt. Noch ist unbekannt, wie sich die Seuche verbreitet und wie sie wirksam bekämpft werden kann. Vorerst können infizierte Menschen nur von Gesunden getrennt werden, um dadurch Ansteckungen zu verhindern.
König Friedrich I. ahnt, dass es besser ist, Erkrankte nicht nach Berlin zu lassen. Der Herrscher Preußens lässt Verkehrswege abriegeln und zur Vorsorge weit außerhalb der damaligen Stadt ein Quarantänehaus bauen. Als der Ernstfall doch nicht eintritt, wird das Gebäude Jahre später als Bürgerspital genutzt. Es bekommt vom "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. den Namen "Charité", Barmherzigkeit.
Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
- Professor Volker Hess (Medizinhistoriker am Institut der Geschichte der Medizin der Berliner Charité)
Weiterführende Links:
- ARD Mediathek: Serie Charité
- Planet Wissen: Der Schwarze Tod - die Pest in Europa
- Planet Wissen: Parasiten in der Geschichte
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Autor: Thomas Klug
Redaktion: David Rother
Technik: Martin Kropp
Flucht, Dichtung und der Schmerz der Shoah: Nelly Sachs
Flucht, Dichtung und der Schmerz der Shoah: Nelly Sachs. WDR Zeitzeichen. 12.05.2025. 14:28 Min.. Verfügbar bis 13.05.2099. WDR 5.
In ihren Gedichten thematisiert sie Leiden und Hoffnung des jüdischen Volkes nach dem Holocaust: die Schriftstellerin Nelly Sachs. Am 12.5.1970 stirbt sie mit 78 Jahren.
Die schwedische Lyrik beeinflusst Nelly Sachs' Dichtung entscheidend. Nach ihrer Ankunft in Schweden befreit sie ihre Gedichte von klassischen Reimen und festen metrischen Strukturen. Das ermöglicht ihr eine neue, freiere Ausdrucksweise. ***Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: Aris Fioretos: Flucht und Verwandlung. Nelly Sachs, Schriftstellerin, Berlin/Stockholm, Berlin 2010 ***
- wie Nelly Sachs im letzten Moment vor den Nationalsozialisten flieht,
- wie ihre Dichtung mit der Erfahrung des Holocaust und ihrer eigenen Flucht verbunden ist,
- wie sie trotz Krankheit und Schmerz nie aufhört zu schreiben.
Schon als Kind flüchtet sich Nelly Sachs in die Welt der Bücher. 1891 in Berlin geboren, erlebt sie als Jüdin die Schrecken des Nationalsozialismus. 1940 findet sie mit ihrer Mutter in Schweden Zuflucht und baut dort ihre literarische Karriere auf.
Bereits zu ihren Lebzeiten zählt Nelly Sachs zu den herausragendsten Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Gedichte sind geprägt von der Erfahrung der Verfolgung und des Verlusts, erzählen aber auch von Hoffnung und Lebensmut. Ihre zarten, aber kraftvollen Verse machen sie 1966 zur Literaturnobelpreisträgerin - ein Triumph in ihrer letzten Lebensphase voll Krankheit und Paranoia. Am 12. Mai 1970 stirbt Nelly Sachs in Stockholm.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Aris Fioretos: Flucht und Verwandlung. Nelly Sachs, Schriftstellerin, Berlin/Stockholm, Berlin 2010
- Speak low (Hg.): Nelly Sachs, Schriftstellerin, Berlin/Stockholm. Mit Kommentaren von Aris Fioretos und Hans Magnus Enzensberger, Hörbuch, Berlin 2010
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Die Geschichte des Nobelpreises
- Zeitzeichen 16.03.2025: Selma Lagerlöf: Erste Frau mit Literaturnobelpreis
- Radio Bremen Retro: Interview mit Nelly Sachs (1965)
- hr Retro: Siegfried Unseld zum Friedenspreis für Nelly Sachs
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Autorin: Monika Buschey
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann
Zugriff in Buenos Aires: Wie der Mossad Adolf Eichmann entführte
Zugriff in Buenos Aires: Wie der Mossad Adolf Eichmann entführte. WDR Zeitzeichen. 11.05.2025. 15:59 Min.. Verfügbar bis 12.05.2099. WDR 5.
Am 11. Mai 1960 entführen israelische Agenten einen Deutschen aus Argentinien. Nicht irgend einen. Es ist der Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann, einer der Hauptorganisatoren des Holocaust.
Der Prozess gegen Adolf Eichmann beginnt 1961 in Jerusalem. Der "Buchhalter des Todes" ist für die systematische Organisation der Deportation und Ermordung von sechs Millionen Juden verantwortlich. Trotz seiner Behauptung, nur Befehlsempfänger gewesen zu sein, wird seine zentrale Rolle im Holocaust während des Prozesses bewiesen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Sybille Steinbacher, Historikerin und Direktorin des Fritz Bauer Instituts ***
- warum Adolf Eichmann als einer der Hauptorganisatoren des Holocausts in die Geschichte eingeht,
- wie er nach dem Krieg zunächst in Deutschland und später in Argentinien untertaucht,
- wieso Agenten einem ersten Tipp über Eichmanns Aufenthaltsort nicht glauben,
- und wie seine Entführung durch den Mossad 1960 zu einem der spektakulärsten Geheimdiensteinsätze der Geschichte wird.
Während des Prozesses, der 1961 beginnt, sitzt er in einem Glaskasten: Adolf Eichmann, der Hauptverantwortliche für die logistische Umsetzung der "Endlösung" – der planmäßigen Vernichtung von sechs Millionen Juden.
Nach dem Krieg flieht er nach Argentinien, wo er unter dem Namen Ricardo Klement lebt – unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Aber seine Identität wird aufgedeckt. Durch den deutschen Staatsanwalt Fritz Bauer. Der israelische Geheimdienst Mossad schaltet sich ein und plant eine riskante Entführung: Nach monatelanger Observation gelingt es 1960 schließlich, Eichmann zu fassen und nach Israel zu bringen, wo er sich für seine Verbrechen verantworten muss und zum Tode verurteilt wird.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und unsere Interviewpartnerin:
- Sybille Steinbacher, Historikerin und Direktorin des Fritz Bauer Instituts
- Frank Bajohr und Sybille Steinbacher: Eichmann und der Holocaust. Ein Überblick, Berlin 2023.
- Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem: Das unbehelligte Leben eines Massenmörders, Zürich 2011.
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Adolf Eichmann – Organisator des Grauens
- Planet Wissen: Novemberprogrome
- Zeitzeichen: Die Judenpogrome am 9.11.1938
- Zeitzeugen-Portal der Stiftung Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
- WDR-Projekt Stolpersteine NRW - Gegen das Vergessen
- @wahr_so - Projekt vom WDR über den Holocaust auf Tiktok
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Autor: Ulli Schäfer
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Stechen, schlagen, würgen: Luthers Schrift gegen die Bauern 1525
Stechen, schlagen, würgen: Luthers Schrift gegen die Bauern 1525. WDR Zeitzeichen. 10.05.2025. 14:46 Min.. Verfügbar bis 11.05.2099. WDR 5.
Mitten im Bauernkrieg 1525 bezieht Martin Luther Stellung - gegen die unterdrückten Bauern und für die herrschende Klasse. Ein Wendepunkt der Reformation.
Luthers Schrift "Wider die Bauern" entsteht als direkte Reaktion auf die "Weinsberger Bluttat", bei der Bauern einen Grafen ermorden. Die grausame Tat verstärkt Luthers Angst vor Chaos und führt zu einer emotional aufgeladenen, radikalen Haltung in seiner Abrechnung mit den Aufständischen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker, Uni Göttingen ***
- warum Martin Luthers Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ in der Reformationsgeschichte als Wendepunkt gilt,
- welche Folgen diese Schrift für die Bauernbewegung und die Entwicklung der Reformation hat,
- warum Luthers Aufruf zur Gewalt heute noch als erschütternd empfunden wird,
- und was er über seine innere Zerrissenheit verrät.
Es ist Mai 1525, mitten im Bauernkrieg, als Martin Luther eine Schrift veröffentlicht, die aus der Reihe fällt. Statt sich auf die Seite der unterdrückten Bauern zu stellen, ergreift er Partei für die Fürsten und Bischöfe.
Inmitten brutaler Kämpfe zwischen Bauern und Grundherren fordert Luther die Obrigkeit zu gnadenlosem Vorgehen auf: „Es steche, schlage und würge, wer nur kann.“ Diese Worte, voller Zorn und Gewalt, stehen im drastischen Kontrast zu Luthers früheren Forderungen nach religiöser Freiheit und Gnade. Seine Schrift markiert nicht nur das Ende seiner Sympathien für die Bauern, sondern verändert auch die Richtung der Reformation.
Das das sind unsere Interviewpartner- und partnerinnen:
- Thomas Kaufmann (Kirchenhistoriker, Universität Göttingen)
- Lyndal Roper (Historikerin, Universität Oxford)
- Thomas T. Müller (Vorstand der Luthermuseen Sachsen-Anhalt)
Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Heinz Schilling: Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs, 4. Aufl. München, 2017.
- Lyndal Roper: Für die Freiheit. Der Bauernkrieg 1525, Frankfurt am Main, 2024.
- Thomas Kaufmann: Der Bauernkrieg. Ein Medienereignis, Freiburg im Breisgau, 2024.
Weiterführende Links:
- WDR ZeitZeichen: 18.02.1546 - Martin Luther, Reformator
- WDR ZeitZeichen: 31.10.1517 - Martin Luther verschickt Ablass-Thesen
- Planet Wissen: Bauernkrieg 1524-1526
- Planet Wissen: Martin Luther: Zeitalter der Reformation
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Tobias Sauer
Redaktion: David Rother
Technik: Antonia Herzog
Die unwahrscheinliche Geschichte von Kermit dem Frosch
Die unwahrscheinliche Geschichte von Kermit dem Frosch. WDR Zeitzeichen. 09.05.2025. 14:41 Min.. Verfügbar bis 10.05.2099. WDR 5.
Einer geht nach Hollywood, singt, wird berühmt: Eine nahezu gewöhnliche Geschichte - wäre der Star darin nicht ein sprechender Frosch.
Geboren wird die Idee von Kermit aus einem alten Regenmantel. Gerade einmal 14 Jahre ist Jim Henson alt, da bewirbt er sich mit dieser aus Stoff und Pingpongbällen geschneiderten Vorform des wohl berühmtesten Puppenfroschs der Welt bei einem Provinzsender. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Carsten Haffke, Puppenspieler ***
- von einer offiziellen und einer wahren Biografie von Kermit dem Frosch,
- wie die Puppe gebaut ist und was ihre Mimik so besonders macht,
- was die Beziehung zwischen Kermit-Erfinder Jim Henson und dem Frosch so besonders macht,
- von Kermits unkonventioneller Beziehung zu Schweine-Diva Miss Piggy.
Er ist grün, schlank und weltberühmt. Neben Kermit dem Frosch sehen menschliche Stars wie Robert de Niro, Gene Kelly oder Lady Gaga allesamt ziemlich blass aus. Seinen ersten größeren Auftritt hat Kermit 1955 in der Fernsehsendung "Sam and Friends". Damals wirkt er weniger wie ein Frosch, sondern eher wie eine Eidechse - noch ohne seinen markanten hellgrünen Zacken-Kragen und auch noch ohne Namen.
Erfunden hat den grünen Kerl Jim Henson. Für den Ur-Kermit zerschneidet er als 14-Jähriger den alten Regenmantel seiner Mutter und klebt zwei Pingpong-Bälle als Augen auf. In neuem, professionellerem Gewand schafft Kermit 1969 den Sprung aus der Provinz ins Rampenlicht der Welt - als einer der großen Lieblinge im neuen Kinder-TV-Format "Sesame Street". Später wird er in der "Muppet-Show" auch zum Entertainer für Erwachsene.
Jetzt feiert Kermit also seinen 70. Geburtstag - eigentlich aber ist er schon längst unsterblich. Wir gratulieren trotzdem mit einem kräftigen "Applaus! Applaus! Applaus!"
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
- Carsten Haffke, Puppenspieler
- Bodo Schulte, Puppenbauer
Weiterführende Links:
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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Matti Hesse
Kapitulation: Von der "Stunde Null" zum Tag der Befreiung
Kapitulation: Von der "Stunde Null" zum Tag der Befreiung. WDR Zeitzeichen. 08.05.2025. 14:49 Min.. Verfügbar bis 09.05.2099. WDR 5.
Für viele Deutsche kommt die Kapitulation am 8.5.1945 als Katastrophe. 40 Jahre später deutet Richard von Weizsäcker sie zur Befreiung um und gibt damit der kollektiven Erinnerung eine neue Richtung.
8. Mai 1945, das Deutsche Reich kapituliert. Aber die nächste gigantische Aufgabe ist schon da: die Beseitigung von 500 Millionen Kubikmetern Schutt. Tatsächlich gelingt der Wiederaufbau rasend schnell. Der Preis: die Verdrängung von Trauer und Schuld. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Frank Bajohr, Historiker und Gründungsdirektor des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte der LMU ***
- wie das Ende der Kämpfe international gefeiert wird,
- warum die Deutschen zunächst kaum um die Opfer trauern,
- von einer einzigartigen Erinnerungslandschaft mit zahlreichen Mahnmalen,
- warum Richard von Weizsäckers Rede - bei aller Kritik - immer noch aktuell ist.
Es ist der Morgen des 8. Mai 1945. Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht ist unterzeichnet, die Kämpfe in Europa sind beendet. Die traurige Bilanz: Sechs Millionen ermordete Juden, 60 bis 70 Millionen Tote wird der Krieg an seinem Ende am 2. September 1945 insgesamt gefordert haben. Doch Trauer kommt im Gefühlshaushalt der Nachkriegsdeutschen kaum vor. Stattdessen gibt es Selbstmitleid und Opferstilisierung.
Mittlerweile hat sich der Blick auf das Kriegsende grundlegend gewandelt - auch, weil es immer wieder Denkanstöße und Zäsuren gibt, die den Fluss der Erinnerung in andere Bahnen leiten. Die Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker 1985 ist so eine Zäsur. Er spricht von einem "Tag der Befreiung" und fordert, den 8. Mai nicht als Niederlage zu sehen.
Es ist ein wichtiger Schritt, aber nur ein erster. Weizsäcker wendet sich entschieden gegen jede Forderung nach einem „Schlussstrich“ unter den NS-Verbrechen. Die Erinnerung daran versteht er als dauerhafte Verpflichtung.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Frank Bajohr, Historiker, Gründungsdirektor des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte der LMU
- Daniel Greene, Historiker, Professor an der Northwestern University in Illinois und Kurator am US Holocaust Memorial Museum in Washington, DC
- Harald Jähner, Publizist und Autor
- Frank Bajohr: Der Holocaust. Ergebnisse und neue Fragen der Forschung. Frankfurt/M. 2015
- Daniel Greene und Edward Phillips: Americans and The Holocaust. A Reader. New Brunswick 2022
- Harald Jähner: Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945-1955. Berlin 2019
Weiterführende Links:
Hörtipp:
Podcast-Interview von Almut Finck mit Frank Bajohr im Historycast: „Holocaust - Alles erforscht?“
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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Almut Finck
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins
Technik: Annette Skrzydlo
Ein medizinischer Aufklärer im Kampf gegen Vampire
Ein medizinischer Aufklärer im Kampf gegen Vampire. WDR Zeitzeichen. 07.05.2025. 14:31 Min.. Verfügbar bis 08.05.2099. WDR 5.
War er der echte "van Helsing"? Gerard van Swieten ist als Leibarzt Maria Theresias der ranghöchste Mediziner Österreichs. Bekannt wird er aber als Vampirjäger, der die Popkultur beeinflusst.
War er der echte "van Helsing"? Fest steht: Gerard van Swieten hat nicht nur das österreichische Gesundheits- und Bildungswesen reformiert, sondern vermutlich auch die Literatur beeinflusst. Zumindest gilt er als Vorbild für die Dracula-Erzählung von Bram Stoker: In diesem Buch tragen beide Vampirjäger niederländische Namen. Der große Unterschied: Van Helsing kämpft im Roman mit Waffen und Theatralik, Gerard van Swieten hat mit Wissenschaft und Vernunft dem Spuk ein Ende gesetzt. *** Das ist unser Interviewpartner: Dr. Peter Mario Kreuter, Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg ***
- warum Gerard van Swieten zunächst nicht an den Hof nach Wien will,
- wie Maria Theresia den Niederländer doch noch für sich gewinnen kann,
- mit welchen Trick Gerard van Swieten versucht, Maria Theresia von ihren üppigen Mahlzeiten abzubringen,
- warum Aufklärung und Glauben für van Swieten kein Widerspruch sind.
Gerard van Swieten ist Katholik und rationaler Wissenschaftler – und glaubt nicht daran, dass menschliche Körper als Tote wieder auferstehen können. Als Mitte des 18. Jahrhunderts Berichte über Leichen, die unversehrt in ihren Gräbern liegen, eine Vampir-Hysterie auslösen, schreitet der Leibarzt von Maria Theresia ein. Seine sachliche Erklärung: Mangelnder Sauerstoff verhindere die Verwesung der Toten in Mähren.
Der Niederländer ist aber nicht nur der Vampirjäger der Aufklärung, er reformiert auch das rückständige österreichische Gesundheitssystem. So lässt Gerard van Swieten Medizinstudenten mit Patienten arbeiten und setzt sich für die Lockerung der Buchzensuren ein.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Dr. Peter Mario Kreuter: Experte für den Glauben an Vampire in Südosteuropa am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg
- Lesky, Erna; Wandruszka, Adam (Hrsg.): Gerard van Swieten und seine Zeit: Internationales Symposium, veranstaltet von der Universität Wien im Institut für Geschichte der Medizin, 8.-10. Mai 1972. Köln 2016.
- Swieten, Gerard van: Abhandlung des Daseyns der Gespenster: nebst einem Anhange vom Vampyrismus. Augsburg 1768.
Weiterführende Links:
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Nik Berger
Redaktion: Frank Zirpins
Hanns Dieter Hüsch: Der 100. Geburtstag des Kabarettisten
Hanns Dieter Hüsch: Der 100. Geburtstag des Kabarettisten. WDR Zeitzeichen. 06.05.2025. 14:20 Min.. Verfügbar bis 07.05.2099. WDR 5.
Satiriker, Geschichtenerzähler, das schwarze Schaf vom Niederrhein: Hanns Dieter Hüsch ist einer der größten komischen Künstler der Deutschen. Am 6.5.1925 wird er geboren.
Geboren wird Hanns Dieter Hüsch als Sohn eines Verwaltungsbeamten in Moers. Seinem Vater zuliebe studiert er zunächst Medizin, wechselt dann aber zu Theaterwissenschaften, Literaturgeschichte und Philosophie. Da hat er unter dem Eindruck von Lore Lorentz am Kom(m)ödchen in Düsseldorf bereits beschlossen, Kabarettist zu werden. *** Das ist unser Interviewpartner: Monty Arnold – Komiker, Sprecher, Autor ***
- warum Hanns Dieter Hüsch als junger Kabarettist in die Schweiz geht,
- wie er sein Äußeres vom zotteligen Studenten zum distinguierten Mann wandelt,
- warum seine Frau Marianne als "Frida" zur Kultfigur seiner Programme wird,
- über Hüschs größten Wunsch, einmal als Shakespeares König Lear auf der Bühne zu stehen.
Seine Füße sind bei der Geburt nach hinten verdreht, deshalb kann Hanns Dieter Hüsch nicht mit den anderen Kindern draußen herumtollen. So wird die Welt der Erwachsenen sein Studienobjekt: ein Mosaik aus Typen, Stimmen und Stimmungen. Zwar schaut Hüsch dem gesamten Volk aufs Maul, der Niederrheiner ist aber sein Liebling: "Der Niederrheiner weiß nix, kann aber alles erklären. Umgekehrt, wenn man ihm etwas erklärt, versteht er meistens nix."
Politisch steht Hanns Dieter Hüsch stets auf der Seite des Kriegsgegner und der Benachteiligten. Dennoch wird er Ende der 1960er Jahre von den Linken angefeindet, weil ihnen Hüschs Humor nicht politisch genug ist. Die seinerzeit verbreiteten Thesen im Kabarett, wonach alle Politiker (gleich) blöd und der Kapitalismus schlecht sei, sind Hüsch zu einfach - obwohl er als Humanist viele Kritikpunkte der klassischen Satire teilt.
Viel lieber hält Hanns Dieter Hüsch den Menschen den Spiegel vor. "Er schaffte es immer sehr, sehr boshaft und satirisch zu sein, ohne sich billig und mitleidslos über Leute herzumachen", erinnert sich sein Wegbegleiter Monty Arnold.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Monty Arnold – Komiker, Sprecher, Autor
- Hüsch, Hanns Dieter: Du kommst auch drin vor – Gedankengänge eines fahrenden Poeten, 1990.
- Budzinski, Klaus: Pfeffer ins Getriebe – So ist und wurde das Kabarett, 1982.
Weiterführende Links:
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Autor: Fritz Schaefer
Redaktion: David Rother
Kapital statt Kirche: Eine Nonne wird zur Gründerin
Kapital statt Kirche: Eine Nonne wird zur Gründerin. WDR Zeitzeichen. 05.05.2025. 14:38 Min.. Verfügbar bis 06.05.2099. WDR 5.
13 Kräuter und geschicktes Marketing sind das Erfolgsrezept Maria Clementine Martins (geb. am 5.5.1775). Dabei erfindet die Klosterfrau ihren Melissengeist gar nicht selbst.
Angeblich ist Maria Clementine Martin in der berühmten Schlacht bei Waterloo dabei. Danach zieht es sie nach Köln, wo sie nach den Prinzipien des kölschen Klüngels ihre guten Beziehungen nutzt, um ihr Kräuterwasser "Klosterfrau Melissengeist" zu vermarkten. Wenig bescheiden und selbstbewusst preist sie ihr Produkt an. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Helmut Heckelmann, Historiker, Promotion über Maria Clementine ***
- dass Maria Clementine Martin die Kräutermischung nicht selbst erfunden hat,
- woher der Spruch "Wenn‘s vorne zwickt und hinten beißt, nimm Klosterfrau Melissengeist!" kommt,
- warum es ohne Napoleon wohl kein Klosterfrau Melissengeist gegeben hätte,
- wie sich das Kräuterelixier seit 200 Jahren auf dem Markt halten konnte.
Den Namen "Maria Clementine" gibt sich die am 5. Mai 1775 geborene Wilhelmine Martin nach ihrem Eintritt ins Kloster. Elf Jahre verbringt sie im Coesfelder Konvent und lernt dort auch den Karmelitergeist kennen, ein Kräutergebräu französischer Ordensleute. Dann kommt Napoleon, verstaatlicht die Klöster und Maria Clementine braucht eine neue Aufgabe.
Die findet sie über Umwegen in Köln. Die 51-Jährige erkennt, dass die Menschen für gesundheitsfördernde Mittel empfänglich sind. Kurzerhand verfeinert Marie Clementine Martin den Karmelitergeist und vertreibt die hochalkoholische Kräutermischung unter dem Namen "Klosterfrau Melissengeist". Die geschäftstüchtige Unternehmerin gewinnt Klerus und König als Kunden, schaltet Anzeigen in Zeitungen und schickt Reiter mit Kostproben an europäische Fürstenhöfe.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Helmut Heckelmann, Historiker, Promotion über Maria Clementine
- Andreas Drexler, Sprecher der Klosterfrau Healthcare Group , Köln
- Helmut Heckelmann: Die Firma Klosterfrau in Köln und die Geschichte ihrer Gründerin Maria Clementine Martin (1775-1843), in: Internetportal Rheinische Geschichte
- Tanja Schurkus: Schwester Melisse: Die Klosterfrau von Köln – Biografischer Roman, Gießen 2014.
Weiterführende Links:
Hinweis:
Im Zeitzeichen über Maria Clementine geht es auch um das Produkt Klosterfrau Melissengeist. Dieses kann aufgrund seines hohenm Alkoholgehalts auch als Einstieg in den Alkoholismus fungieren. Dort wird es oft zum versteckten Alkoholismus missbraucht. Dies gilt genauso auch für andere Kräuterschnäpse oder Medikamente mit hohem Alkoholgehalt. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke.
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
Christine Teipel wird mit 9 Jahren als Hexe hingerichtet
Christine Teipel wird mit 9 Jahren als Hexe hingerichtet. WDR Zeitzeichen. 04.05.2025. 14:42 Min.. Verfügbar bis 05.05.2035. WDR 5.
1630 im Sauerland: Als die neunjährige Christine Teipel behauptet, eine Hexe zu sein und dasselbe über andere sagt, brennen am Ende 58 Menschen auf dem Scheiterhaufen.
Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit kommt es zu regelrechten Hetzjagden auf vermeintliche Hexen. Zehntausende Menschen sterben dabei auf dem Scheiterhaufen - auch die neunjährige Christine Teipel. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Dagmar Sträter-Müller, Gerichtsmuseum Bad Fredeburg ***
- vom "Hexenhammer" - einem Buch, das zu Folter, Mord und Totschlag anstiftet,
- welche teuflischen Details Christine Teipel bei ihrem Verhör angeblich zu Protokoll gibt,
- wie aus der Hexenverbrennung auf perfide Weise Profit geschlagen wird,
- wie die Aufklärung und das Wetter die Hexenjagd langsam beenden.
Anfang des 17. Jahrhunderts beherrschen Unsicherheit und Angst das Leben. Außerdem spielt das Wetter verrückt, es ist bitterkalt. Schuld an der Misere, so glaubt man, sind der Teufel und seine Hexen. In diese düstere und kalte Welt voller Hexenglauben wird Christine Teipel 1621 geboren. Ihr Vater ist Tagelöhner, in der Gesellschaft ganz unten angesiedelt.
Die kleine Stine ist offenbar fasziniert von den magischen Wesen und behauptet, selbst eine Hexe zu sein. Ihre Fantasie kostet das Mädchen letztlich das Leben. Als Neunjährige wird sie festgenommen und verhört. Bereitwillig gibt sie Auskunft, wen sie auf einem nahegelegenen Hexentanzplatz gesehen haben will. Teipels Aussagen führen im Ort Oberkirchen zur Katastrophe. Viele Einwohner des Ortes werden verhaftet. Fast alle sterben - auch die neunjährige Stine, die am 4. Mai 1630 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Dagmar Sträter-Müller, Gerichtsmuseum Bad Fredeburg
- Ausstellungskatalog des Sauerland-Museums Arnsberg: Du Hexe! Opfer und ihre Häscher. Meschede 2022
- Alfred Bruns (Hrsg.): Hexen. Gerichtsbarkeit im kurkölnischen Sauerland. Schmallenberg 1984
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen: 05.12.1484 - Die Hexenbulle von Innozenz VIII. erscheint
- Planet Wissen: Hexenverfolgung
- WDR 3 Mosaik: "Hexenjagden" - Historische und aktuelle Fakten
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Moritz Raestrup
Landluft und Soundvisionen: Musikproduzent Conny Plank
Landluft und Soundvisionen: Musikproduzent Conny Plank. WDR Zeitzeichen. 03.05.2025. 14:27 Min.. Verfügbar bis 04.05.2099. WDR 5.
Kraftwerk. Eurythmics. Gianna Nanini. Viele Musikgrößen bauten auf seine unkonventionelle Kreativität und kamen in sein Bauernhof-Tonstudio in Wolperath: Konrad "Conny" Plank, geboren am 3.5.1940.
Ein "Studiozauberer" mit Vollbart und einer irren Frisur. So beschreibt einst die Tageszeitung Taz den Musikproduzenten Conny Plank. Der arbeitet mit Weltstars, aber nur wenn die Chemie stimmt - David Bowie schickt er wieder nach Hause. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Stephan Plank, Sohn von Conny Plank ***
- wie Conny Plank U2-Sänger Bono abblitzen lässt,
- wie Planks Sohn Stephan es findet, mit Rockstars an einem Tisch zu sitzen,
- von Planks besonderen Regeln für die Soundproduktion und seiner klaren Haltung in Sachen Drogen,
- was eine Eurythmics-Tour durch Japan mit seinem nahenden Tod zu tun hat.
Conny Plank verhilft Bands und Künstlern wie den Scorpions, Kraftwerk, Gianna Nannini oder den Eurythmics zu Weltruhm. Dabei geht der am 3. Mai 1940 geborene "Klangalchemist" oft unkonventionell, aber immer mit viel Leidenschaft ans Werk.
Der Ort, an dem alles anfängt, ist ein ehemaliger Bauernhof in Wolperath bei Köln. Hier richtet Konrad, genannt Conny, Plank 1974 sein legendäres Studio ein, in dem schon bald Musikstars aus der ganzen Welt ein und aus gehen. Der gelernte Starkstromingenieur und Sendetechniker kann es sich leisten zu experimentieren und Regeln auf den Kopf zu stellen, denn er weiß, was er tut. Sein Credo: Jedes Geräusch hat das Potenzial, Musik zu sein, wenn es von einem Menschen gemocht wird.
Mitte der 80er Jahre wird der visionäre Musikproduzent schwer krank. Conny Plank stirbt im Winter 1987 an Krebs - er wird nur 47 Jahre alt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Stephan Plank, Sohn von Conny Plank
- Film: Conny Plank - The Potential Of Noise
Weiterführende Links:
- Deutschlandfunk: Dokumentarfilm über Conny Plank - "Sehr viel Produktionsarbeit fand am Küchentisch statt"
- Saarländischer Rundfunk: "Und in der Technik: Conny Plank!" - Ein Produzenten-Genie beim SR
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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Jürgen Mönkediek
Mit Rad und Revolver: Heinrich Horstmann umrundet die Welt
Mit Rad und Revolver: Heinrich Horstmann umrundet die Welt. WDR Zeitzeichen. 02.05.2025. 14:40 Min.. Verfügbar bis 03.05.2099. WDR 5.
Als erster Deutscher will der 20-Jährige die Welt umradeln. Am 2.5.1895 bricht er zu der lebensgefährlichen Reise auf, ohne Geld. Er kehrt vermögend und berühmt zurück.
Am 2. Mai 1895 beginnt Heinrich Horstmann sein waghalsiges Unterfangen: Nicht mal volljährig und gegen den Willen seiner Eltern will er als erster Deutscher die Welt umradeln. Neben dem Wetter stellen für den Bier-Liebhaber vor allem die Prohibitions-Staaten eine Herausforderung dar. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Peter Schubert, Hobbyradler ***
- was und wen Horstmann auf seiner Reise alles zu sehen bekommt,
- von seiner Liebe zum Bier und zur deutschen Gemütlichkeit,
- wie Horstmann es schafft, seine Weltumradlung finanziell erfolgreich zu machen,
- warum er auf seiner Reise mehr als einmal in Lebensgefahr gerät.
Heinrich Horstmann ist gerade mal Anfang 20, als er sich entschließt, ohne einen Pfennig in der Tasche die Welt zu umrunden. Vermutlich gibt eine Wette den Anlass dazu. Am 2. Mai 1895 geht es in Dortmund los - auf einem Fahrrad ohne Bremse. Bergab lässt er die Pedale sausen und bremst mit dem Fuß am Reifen.
Horstmann trotzt dem Wetter und den Gefahren des Wilden Westens: Einmal erschießt er einen Landstreicher, weil er glaubt, dass der ihm die Taschenuhr klauen will. Komplett um die Erde radelt der Abenteurer allerdings nicht. Von San Francisco aus nimmt er das Schiff und verzichtet wegen einer in Indien ausgebrochenen Cholera-Epidemie auf die Durchquerung Asiens.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Peter Schubert, Hobbyradler
- Heinrich Horstmann: Meine Radreise um die Erde. Der Bericht des ersten deutschen Fahrradweltreisenden anno 1895. Leipzig 2007
- Hans-Erhard Lessing: Das Fahrrad. Eine Kulturgeschichte. Stuttgart 2017
Weiterführende Links:
Hörtipp:
- Quarks Daily Spezial: Geld, Job, Liebe - Was macht wirklich glücklich?
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother
Technik: Sascha Schiemann
Lebensmittelkarten: Hungern auf Raten
Lebensmittelkarten: Hungern auf Raten. WDR Zeitzeichen. 01.05.2025. 13:40 Min.. Verfügbar bis 02.05.2099. WDR 5.
Lebensmittel sind in Kriegszeiten Mangelware. Ihre Rationierung gehört für die Nationalsozialisten zur Vorbereitung. Erst am 1.5.1950 werden die Lebensmittelkarten in den Westzonen abgeschafft.
Während des Zweiten Weltkriegs ist in Deutschland das Essen knapp. Nur wer über Lebensmittelkarten verfügt, kann offiziell Lebensmittel kaufen. Dabei verteilen die Nationalsozialisten die Lebensmittel nach ihrer rassistischen Ideologie. Später legen die Militärregierungen in den verschiedenen Besatzungszonen der Nachkriegszeit die Mengen fest. Das gilt bis zum 1.5.1950 - dann endet die Ära der Lebensmittelkarten in der Bundesrepublik.
- von der Rationalisierung von Lebensmitteln im Ersten und Zweiten Weltkrieg,
- wie nach Kriegsende von den Alliierten anfangs mehr Kalorien versprochen werden als gehalten werden kann,
- vom Hungerwinter 1946/47 und seinen Folgen,
- wie der Marschallplan zum Ende der Lebensmittelkarten beiträgt.
In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mangelt es an ziemlich allem. Lebensmittel werden nur gegen Bezugsscheine verkauft, so genannte Lebensmittelkarten. Das bedeutet: Essen, um satt zu werden, ist für viele ein Traum. Ursprünglich hatten die Amerikaner geglaubt, jedem Deutschen Rationen von täglich 2.600 Kilokalorien garantieren zu können. Das erweist sich als zu optimistisch - zu groß sind die Zerstörungen in der Landwirtschaft. Gerade einmal 1.000 bis 1.250 Kilokalorien pro Tag und Person können verteilt werden.
Bis Anfang 1950 verbessert sich die Lage - vor allem bei Fleisch, Brot, Fett und Milch. Bei Zucker sieht es schlechter aus und so beschließt die Regierung, ab dem 1. März 1950 nur noch Zuckerkarten auszugeben. Am 1. Mai endet auch diese Rationierung - die letzten Lebensmittelmarken verlieren ihre Gültigkeit. In der DDR dauert es bis zur Abschaffung der Lebensmittelkarten noch acht weitere Jahre.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Prof. Volker Hess, Medizinhistoriker
- Lebendiges Museum Online: Überlebensmittel
- Zeitklicks: Überleben auf Lebensmittelkarten
Weiterführende Links:
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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Frank Zirpins
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Eroberer wie Caesar und Alexander der Große: Mahmud von Ghazni
Eroberer wie Caesar und Alexander der Große: Mahmud von Ghazni. WDR Zeitzeichen. 30.04.2025. 14:27 Min.. Verfügbar bis 01.05.2099. WDR 5.
Vom Sohn eines Söldners steigt Mahmud von Ghazni zu einem der mächtigsten Herrscher seiner Zeit und ersten Sultan der Geschichte auf. Am 30.4.1030 stirbt er - an einem Mückenstich.
Mahmud von Ghazni ist bekannt als gefährlicher Feldherr und Eroberer, aber auch als Förderer von Kultur und Kunst. Nichts und Niemand kommt zu Lebzeiten an ihm vorbei. Am Ende jedoch bringt den selbst ernannten "Sultan" eine kleine Mücke ins Grab. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Professor Stefan Heidemann, Islamwissenschaftleran der Universität Hamburg ***
- welche Legende Mahmud von Ghazni mit Alexander dem Großen und Julius Cäsar verbindet,
- von der Dynastie der Samaniden, dem Volk für das Mahmuds Vater kämpft,
- was der Begriff "Sultan" zu Mahmuds Zeiten bedeutet,
- von Mahmuds Beziehung zum berühmten Dichter Firdausi.
Mahmud von Ghazni ist ein politischer und militärischer Feldherr und Eroberer des späten 10. und frühen 11. Jahrhunderts. Er beginnt seine Karriere unter seinem Vater, einem Sklavenführer im Samanidenreich. Nach dessen Tod unternimmt er zahlreiche Feldzüge - auch nach Nordindien.
Mit brutaler Härte aber auch militärischem Geschick sichert sich Mahmud die Kontrolle über große Teile der Region. In den indischen Geschichtsbüchern gilt er noch heute als brutaler Aggressor. Sein Herrschaftsgebiet, das Reich der Ghaznawiden, bestimmt von 977 bis 1186 die Geschichte des südlichen Zentralasiens.
Mahmuds Macht wird so groß, dass er sich als erster bekannter Herrscher in der Geschichte mit "Sultan" ansprechen lässt. Im Gegensatz zu seinem Leben ist sein Tod geradezu gewöhnlich. Während seiner letzten Expedition erkrankt Mahmud an Malaria. Er stirbt am 30. April 1030 in Ghazni - mit 58 Jahren.
Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
- Professor Stefan Heidemann (Islamwissenschaftler, Universität Hamburg)
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins
Egon Erwin Kisch, der rasende Reporter (Geburtstag am 29.4.1885)
Egon Erwin Kisch, der rasende Reporter (Geburtstag am 29.4.1885). WDR Zeitzeichen. 29.04.2025. 14:43 Min.. Verfügbar bis 30.04.2099. WDR 5.
Vor 140 Jahren wird Egon Erwin Kisch in Prag geboren. Er ist bis heute einer der bekanntesten deutschsprachigen Journalisten und Reporter - sprachlich brillant und politisch engagiert.
Egon Erwin Kisch zieht um die Welt und schreibt nieder, was ihm vor die Feder kommt. Wie er mit Flößern über die Moldau fährt, die Nächte durchtanzt mit Prostituierten, wie er die Armenküche, eine "Irrenanstalt" und ein Heim für gefallene Mädchen besucht. So erhebt er die Reportage zur Kunstform. *** Für dieses Zeitzeichen sprachen wir unter anderem gesprochen mit: Christian Buckard, Kisch-Biograf ***
- wie Egon Kisch und seine Brüder es im Prager Elternhaus hoch hergehen lassen,
- wie Kisch zwischen den beiden Weltkriegen die Form der modernen Reportage entwickelt,
- unter welchem Pseudonym Kisch das Veröffentlichungsverbot für Schüler umgeht,
- welche Rolle Prags Gassen, Kneipen und Kaschemmen bei Kischs beruflicher Entwicklung spielen,
- wie Kisch seine Leser an Orte mitnimmt, an denen er selbst nie war.
Der Journalist Egon Kisch schreibt ab Anfang des 20. Jahrhunderts alles auf, was er erlebt. Was er riecht, schmeckt, ertastet. Ein ganzes Reporterleben lang.
Als Bürger der österreichisch-ungarischen Monarchie leistet Kisch Militärdienst, dann besucht er in Berlin eine private Journalistenhochschule. Zurück in Prag schreibt er für die deutsche Tageszeitung "Bohemia" Reportagen aus dem Alltagsleben.
Ihm könne eigentlich nichts passieren, behauptet Kisch einmal. "Ich bin ein Deutscher. Ich bin ein Tscheche. Ich bin ein Jud. Ich bin aus gutem Hause. Ich bin Kommunist. Ich bin Corpsbursch. Etwas davon hilft mir immer."
Als er das niederschreibt, ist er schon lange auf der Flucht. 1933 wollen ihn die Nationalsozialisten inhaftieren, später wird er nach Prag abgeschoben. Dorthin kehrt er nach Aufenthalten in Paris, Madrid, den USA und Mexiko 1946 zurück. Nach zwei Schlaganfällen stirbt Kisch am 31. März 1948, einen Monat vor seinem 63. Geburtstag.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Christian Buckard, Kisch-Biograf
- Henryk M. Broder, Reporter und Publizist
- Günter Wallraff, im Mittagsmagazin des WDR vom 31.3.1983
- Christian Buckard: Egon Erwin Kisch - Die Weltgeschichte des rasenden Reporters, Berlin 2023
- Egon Erwin Kisch: Gesammelte Werke. 1983
- Egon Erwin Kisch (Hrsg.): Klassischer Journalismus. 1982
Weiterführende Links:
- Deutsches Historisches Museum Berlin: Egon Erwin Kisch - Der rasende Reporter
- Planet Wissen: Deutsche Geschichte - Der Erste Weltkrieg
- Planet Wissen: Nationalsozialismus - Der Zweite Weltkrieg
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Autorin: Hildburg Heider
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Jens Buchheister
Schlauheit auf dem Prüfstand: der erste Intelligenztest
Schlauheit auf dem Prüfstand: der erste Intelligenztest. WDR Zeitzeichen. 28.04.2025. 14:48 Min.. Verfügbar bis 29.04.2099. WDR 5.
Am 28.4.1905 wird in Frankreich der erste wissenschaftlich anerkannte Intelligenztest vorgestellt - ursprünglich entwickelt, um Kindern mit Lernschwächen zu helfen.
Lange wird Intelligenz auch in der Medizin mit wenig trennscharfen Begriffen erfasst. Im Auftrag des französischen Erziehungsministeriums entwickeln der Psychologie-Professor Alfred Binet und sein Kollege Théodore Simon deshalb Anfang des 20. Jahrhunderts ein Verfahren, das genaue Messungen ermöglichen soll. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Tanja Gabriele Baudson, Entwicklerin von IQ-Tests, Dozentin am Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik, Differentielle Psychologie und Psychologische Methoden an der Charlotte-Fresenius-Universität in Wiesbaden ***
- warum Hochbegabung gleichermaßen Segen und Fluch ist,
- warum Schulleistungen nicht unbedingt etwas über Intelligenz aussagen,
- mit welcher Formel der Intelligenzquotient berechnet wird,
- wie Intelligenztests auch missbräuchlich angewendet werden.
1882 wird in Frankreich die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Das Problem: Viele Kinder sind es nicht gewohnt, stundenlang stillzusitzen und einem Lehrer zuzuhören.
Man will herausfinden, ob das nur Anpassungsschwierigkeiten sind oder den Kindern die kognitiven Fähigkeiten fehlen, dem Unterricht zu folgen. Kinder, die nicht in der Lage sind, die normale Schule zu besuchen, sollen in Sonderklassen besonders gefördert werden. Zuvor aber sollen sie eingehend untersucht werden, so beschließt es eine vom Bildungsministerium einberufene Kommission.
Am 28. April 1905 wird der erste wissenschaftlich anerkannte Intelligenztest vorgestellt - der Binet-Simon-Test, benannt nach seinen beiden Schöpfern, dem Psychologen Alfred Binet und seinem Assistenten Théodore Simon. Ihr Ansatz: eine Messskala der Intelligenz, basierend auf einer Reihe von Tests mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad.
Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
- Prof. Tanja Gabriele Baudson, Entwicklerin von IQ-Tests, Dozentin am Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik, Differentielle Psychologie und Psychologische Methoden an der Charlotte-Fresenius-Universität in Wiesbaden
Weiterführende Links:
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Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse und Christoph Tiegel
Technik: Sarah Fitzek
Nürburgring 1925: Wie eine Rennstrecke die Eifel veränderte
Nürburgring 1925: Wie eine Rennstrecke die Eifel veränderte. WDR Zeitzeichen. 27.04.2025. 14:47 Min.. Verfügbar bis 28.04.2099. WDR 5.
In der armen Eifel sollen im 20. Jahrhundert neue Arbeitsplätze entstehen. Also lässt die preußische Regierung eine heute legendäre Rennstrecke bauen: den Nürburgring.
Die bekannteste und wohl auch gefährlichste Rennstrecke der Welt: der Nürburgring. Seine Streckenabschnitte haben Namen wie Galgenkopf, Wippermann, Schwedenkreuz, Hohe Acht - hinter allen stecken Geschichten - und viel Politik. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Alexander Kraß (Nürburgring-Historiker) ***
- warum die Nationalsozialisten die deutschen Automobilhersteller beim Bau von Rennwagen unterstützen,
- wann zum ersten Mal die Formel 1 auf dem Nürburgring startet,
- wer den Begriff "Grüne Hölle" für die Strecke prägt,
- in welcher Kurve der österreichische Weltmeister Niki Lauda seinen schweren Feuerunfall hat,
- was Putin mit dem Nürburgring zu tun hat.
Keine Bodenschätze, karge Vulkanböden - für Industrie und Landwirtschaft ist die Eifel kein optimales Terrain. In Berlin wird sie als "Preußisch-Sibirien" verspottet. Deshalb soll der entlegene Kreis Adenau im 20. Jahrhundert die "Erste Deutsche Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstraße für Kraftfahrzeuge" erhalten, als Wirtschaftsförderungsmaßnahme.
Noch vor dem offiziellen Beschluss beginnen Ende April 1925 zunächst 60 Arbeiter damit, die ersten Bäume und Sträucher am sogenannten Galgenkopf zu stutzen. Es entsteht eine Asphaltpiste ohne Kreuzungen und Ampeln quer durch die Eifel-Landschaft. Naturschützer und Heimatvereine protestieren dagegen, bleiben aber erfolglos.
In nur zwei Jahren verbauen 3.000 Arbeiter aus ganz Deutschland 11.000 Kubikmeter Beton auf mehr als 28 Kilometern Länge. Die Baukosten explodieren von anfangs 2,5 Millionen auf 14 Millionen Reichsmark, denn die Schluchten und Hügel stellen die Arbeiter vor große Herausforderungen. Das Eröffnungsrennen findet 1927 statt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Alexander Kraß (Nürburgring-Historiker)
- Alexander Gerhard (Pressesprecher Nürburgring)
- Andreas Gülden (ehemaliger Profi-Rennfahrer)
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 12.05.1984: Wiedereröffnung des Nürburgrings
- Stichtag 25.05.1985: Rock am Ring feiert Premiere auf dem Nürburgring
- Stichtag 22.02.1949: Niki Lauda wird in Wien geboren
- ARD History: 100 Jahre Nürburgring - Geschichte einer Kultstrecke
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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: David Rother
Technik: Nicolas Dohle
Lady Hamilton: Die mächtige Marilyn Monroe des 18. Jahrhunderts
Lady Hamilton: Die mächtige Marilyn Monroe des 18. Jahrhunderts. WDR Zeitzeichen. 26.04.2025. 14:42 Min.. Verfügbar bis 27.04.2099. WDR 5.
Arm geboren, reich und mächtig geworden, vergessen gestorben: das unglaubliche Leben der Emma Hamilton, geboren am 26.4.1765. Die angebliche schönste Frau ihrer Zeit.
Emma Hamilton ist die verbotene große Liebe von Englands Nationalheld Lord Nelson. Die Frau, die den legendären Napoleon-Bezwinger verzaubert, ist allerdings weit mehr als Nelsons Mätresse: Lady Hamilton ist eine Jahrhundertfigur, eine Ikone ihrer Epoche. So berühmt-berüchtigt wie Jahrhunderte später Marilyn Monroe. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Ulrike Ittershagen (Kunsthistorikerin) ***
- wie Emma Hamilton zum ersten Mal zur Mätresse wird,
- welchem Maler sie Modell steht und dessen Malstil verändert,
- warum sie zum britischen Botschafter Sir William Hamilton nach Neapel reist,
- wie Hamilton mit einer besonderen Performance selbst Goethe beeindruckt,
- welchen Trend sie der damaligen Modewelt verpasst.
"Ich möchte ein gutes Beispiel sein und der Welt zeigen, dass eine hübsche Frau nicht immer ein Dummkopf ist." In einer von Männern dominierten Welt gelingt Emma Hamilton als Mädchen vom Land ein sensationeller Aufstieg an die Spitze der Gesellschaft: Sie wird zur Muse der bekanntesten Maler, die ihre Porträts in ganz Europa verbreiten, sie beeinflusst Mode und Kultur.
Durch ihre Freundschaft mit Königin Maria Karolina von Neapel-Sizilien spielt sie sogar politisch eine Rolle - als Strippenzieherin im Kampf gegen Napoleon.
Emma Hamiltons Biografie ist in jeder Hinsicht unkonventionell. So lebt sie eine Ehe zu dritt mit dem britischen Botschafter Sir Hamilton und Englands Nationalhelden Lord Nelson - was einen der schlagzeilenträchtigsten Skandale um 1800 auslöst.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Ulrike Ittershagen (Kunsthistorikerin)
- Dieter Richter und Uwe Quilitzsch (Hrsg.): Lady Hamilton – Eros und Attitüde. Schönheitskult und Antikenrezeption in der Goethe-Zeit. Petersberg 2015
- Ulrike Ittershagen: Lady Hamiltons Attitüden. 1999
- Gilbert Sinoué: Emma – Das Leben der Lady Hamilton. München 2003
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 13.08.1752: Der Geburtstag der Königin Maria Karolina von Neapel-Sizilien
- Bilder und weiterführende Infos: Emma-Hamilton-Society
- SRF: Gedenken an die Schlacht von Trafalgar (Bericht von 2005)
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer
Handschlag an der Elbe: Ein gestelltes Foto geht um die Welt
Handschlag an der Elbe: Ein gestelltes Foto geht um die Welt. WDR Zeitzeichen. 25.04.2025. 15:36 Min.. Verfügbar bis 26.04.2099. WDR 5.
Kurz vor Kriegsende ist US-Soldaten und Rotarmisten der Kontakt verboten. Trotzdem reichen sie sich am 25.4.1945 die Hand. Doch das ikonische Foto der Szene ist gestellt.
Im April 1945 stoppen die US-Truppen ihren Vormarsch östlich von Leipzig an der Mulde, die Rote Armee macht an der Elbe Halt. So haben es die Oberkommandierenden vereinbart. Zwischen den beiden Flüssen liegt ein 30 bis 40 Kilometer breiter Korridor. Der Befehl lautet, keinen Kontakt aufzunehmen. Aber nicht alle Soldaten halten sich daran. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Elisabeth Kohlhaas (Leiterin der Gedenkstätte Erinnerungsort Torgau) ***
- wo US-Soldaten und Rotarmisten tatsächlich erstmals aufeinandertreffen,
- wie und wann das Foto vom Handschlag in Torgau entsteht,
- warum sich zwei der abgebildeten Soldaten auf Deutsch unterhalten,
- warum ein ähnliches Treffen bei Strehla nicht die historische Bedeutung der Begegnung in Torgau bekommt,
- was die Kinder der Soldaten über die Kriegserfahrungen ihrer Väter erzählen.
Am 25. April 1945 nähert sich ein Jeep der US-Truppen der Stadt Torgau. Darin sitzen vier Soldaten, die auf ihren Sondierungsfahrten erfahren haben, dass sich in diesem Ort das größte Militärgefängnis der Wehrmacht befindet. Vielleicht sitzen darin noch Kameraden, die sie befreien können.
Und vielleicht kommt da auch ein erster Kontakt mit der verbündeten Roten Armee zustande. Das hieße: Weltgeschichte schreiben. Tatsächlich treffen am 25. April 1945 entlang der Elbe an verschiedenen Stellen US-Soldaten und Rotarmisten aufeinander. Doch keiner dieser Kontakte wird so weltbekannt wie die Begegnung bei Torgau.
Als die vier US-Soldaten nach ihrer nicht genehmigten Fahrt zurück bei ihrer Einheit sind, kommen sie in Arrest. Aber nur für wenige Stunden. Die Freude über den Handschlag überwiegt. Einige Tage später werden sie ausgezeichnet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Elisabeth Kohlhaas (Leiterin der Gedenkstätte Erinnerungsort Torgau)
- Jeff Thau (Sohn von Chaim Thau, dem Rotarmisten auf dem Foto von Torgau)
- Sara Kirschenbaum (Tochter von Bernard Kirschenbaum, dem US-Soldaten auf dem Foto von Torgau)
- Uwe Niedersen: Soldaten an der Elbe. Dresden/Torgau 2008
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 01.12.1896: Marschall Georgi Schukow wird geboren
- MDR: "Elbe-Day" - Ein Handschlag geht um die Welt
- MDR Kulturpodcast: Ein Handschlag schreibt Geschichte: GIs und Rotarmisten an der Elbe
- BpB: Als der Krieg nach Deutschland kam - Das Treffen an der Elbe
Das ist unser Hörtipp:
"Hitlers Volk": Doku-Serie, die die Geschichten von acht Menschen erzählt, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gelebt haben – durch ihre eigenen Augen, basierend auf ihren Tagebüchern.
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Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
Technik: Jens Buchheister
Geiselnahme von Stockholm 1975: RAF überschreitet letzte Grenze
Geiselnahme von Stockholm 1975: RAF überschreitet letzte Grenze. WDR Zeitzeichen. 24.04.2025. 14:51 Min.. Verfügbar bis 25.04.2099. WDR 5.
Sprengstoff, Tote, verbrannte Hoffnung: Ein RAF-Kommando überfällt am 24.4.1975 die deutsche Botschaft in Stockholm. Ziel: die inhaftierten Köpfe der Gruppe freipressen.
Es beginnt mit einer Erklärung des RAF-Kommandos "Holger Meins": "An die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und des Königreichs Schweden. Am 24. April 1975 um 11.50 Uhr haben wir die Botschaft der BRD besetzt und zwölf Botschaftsangehörige, darunter Botschafter Dieter Stöcker, Militärattaché Andreas von Mirbach, Wirtschafts-Attachée Heinz Hillegaart und Kulturreferent Arno Elfgen gefangen genommen, um 26 politische Gefangene der Bundesrepublik Deutschland zu befreien." *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Wolfgang Kraushaar (Historiker und Publizist) ***
- wie dramatisch die Stunden in der überfallenen Botschaft ablaufen,
- welche Uneinigkeit im Krisenstab in Bonn über die Reaktion auf die Geiselnahme besteht,
- was Botschafter Dieter Stöcker in einem kurzen Telefonat seiner Frau sagt,
- wie der Sohn des ermordeten Militärattachés Andreas von Mirbach über die Täter denkt,
- was Ex-RAF-Mitglied und Stockholm-Beteiligter Karl-Heinz Dellwo heute über den RAF-Terror sagt.
24. April 1975. Mittagszeit. Sechs Mitglieder des RAF-Kommandos "Holger Meins" haben sich im dritten Stock der deutschen Botschaft in Stockholm verschanzt. Fünf Männer und eine Frau. Ein siebter Terrorist bewegt sich außerhalb der Botschaft. Der sogenannte Abdecker. Er informiert seine Komplizen über das Vorgehen der Polizei.
Ihre Hauptforderung lautet: Freilassung der gesamten RAF-Führung, darunter Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin. Doch die Aktion misslingt, die Bundesrepublik lehnt einen Austausch ab. Zwei Geiseln werden vom RAF-Kommando erschossen, zwei Geiselnehmer sterben nach Explosionen des mitgebrachten Sprengstoffes.
Die vier überlebenden Geiselnehmer werden jeweils zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Der siebte Mann war unerkannt entkommen. Viele Fragen sind bis heute unbeantwortet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Wolfgang Kraushaar (Historiker und Publizist)
- Wolfgang Kraushaar: Die blinden Flecken der RAF. Stuttgart 2017
- Butz Peters: Tödlicher Irrtum. Frankfurt am Main 2017
Weiterführende Links:
- BpB: Die Geiselnahme von Stockholm
- WDR Dossier: Deutscher Herbst 1977
- WDR Dossier: Die Stammheim-Tonbänder
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: Matti Hesse
Von Shakespeare zu Unrecht verdammt: Die Demontage einer Königin
Von Shakespeare zu Unrecht verdammt: Die Demontage einer Königin. WDR Zeitzeichen. 23.04.2025. 14:46 Min.. Verfügbar bis 24.04.2099. WDR 5.
Am 23.4.1445 heiratet Margarete von Anjou den englischen König Heinrich VI. - erst gefeiert, später wird sie zur Schurkin stilisiert. Sie inspiriert auch Game of Thrones.
Margarete von Anjou ist 15, als sie den englischen König Heinrich VI. in der Abtei von Tichfield nahe Southampton heiratet. Bescheiden und treu, so lautet ihr Motto. Doch dann wird aus der Königin eine blutrünstige Schurkin - angeblich. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Imke Lichterfeld (Studiengangsleiterin am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn) ***
- warum Shakespeare die Königin als "Wölfin von Frankreich" beschimpft,
- wie die historische Person Margarete von Anjou wirklich ist,
- welche Rolle sie in den "Rosenkriegen" zwischen den Häusern Lancaster und York spielt,
- wie diese Fehde zum Vorbild für die TV-Kultserie "Game of Thrones" wird,
- wieso Margarete von Anjou in Frankreich stirbt.
Jahrhundertelang gilt Königin Margarete von Anjou in der Geschichtsschreibung und in der Literatur als blutrünstige Antiheldin, die ihre Gegner kleinredet. Tatsächlich tritt sie in den ersten Jahren ihres Königinnen-Daseins politisch wenig in Erscheinung. Doch dann erleidet ihr Mann 1453 einen schweren Zusammenbruch und verfällt in einen tranceartigen Zustand.
In dieser Situation trifft Margarete eine Entscheidung: Sie will den Thron für ihren Mann und ihren Sohn bewahren. Sie nimmt den Kampf auf und stellt sich allen, die ihrem Mann die Krone streitig machen. Das kommt nicht gut an.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
- Dr. Imke Lichterfeld (Studiengangsleiterin am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn)
- Myriam Dudli (Mediävistin und Anglistin, Autorin der Masterarbeit "CDA analysis of Margaret of Anjou’s Changing Depiction in English Chronicles" an der Universität Zürich)
- Myriam Dudli: Margaret von Anjou oder: Das Making-of einer villain queen. Zürich 2021
- Regina-Bianca Kubitschek, Peter Steckhan: Englands Königinnen im Mittelalter. Göttingen 2009
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 16.12.1431: Heinrich VI. von England wird zum König gekrönt
- Shakespeare-Blog: Rehabilitierung von Shakespeares "Wölfin von Frankreich", Margarete von Anjou
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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle
Erika Fuchs: Sie bringt Donald Duck & Co nach Deutschland
Erika Fuchs: Sie bringt Donald Duck & Co nach Deutschland . WDR Zeitzeichen. 22.04.2025. 14:41 Min.. Verfügbar bis 23.04.2099. WDR 5.
Zum Übersetzen kommt Erika Fuchs zufällig - und leistet Wegweisendes für die deutsche Comic-Szene. Am 22.4.2005 stirbt die ehemalige Chefredakteurin der "Micky Maus".
"Grübelgrübel", "ächz", "stöhn" - Generationen haben mit ihren Geschichten aus Entenhausen Spaß gehabt: Erika Fuchs tauft den geizigen "Scrooge McDuck" zu "Dagobert" um, aus den witzigen Neffen "Huey, Dewey und Louie" werden "Tick, Trick und Track". Und den Erfinder "Gyro Gearloose" nennt sie "Daniel Düsentrieb". Auch beim Sprechen gibt sie den Figuren Kontur - je nach Alter und sozialem Status. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Joanna Straczowski (Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses in Schwarzenbach an der Saale) ***
- wie Erika Fuchs nach dem Zweiten Weltkrieg Übersetzerin der Micky-Maus-Hefte wird,
- warum Pechvogel Donald bei Erika Fuchs etwas hochtrabend spricht,
- wie Erika Fuchs mit Zitaten, Reimen, Alliterationen und neuen Wortbildungen spielt,
- was Entenhausen mit dem fränkischen Wohnort von Erika Fuchs zu tun hat,
- wie sie Besuch von Carl Barks bekommt, dem Schöpfer der berühmtesten Ente der Welt.
Ihr Name klingt, als habe sie ihn erfunden: Johanne Theodolinde Erika Petri wird am 7. Dezember 1906 in Rostock geboren. Die Mutter ist Lehrerin, der Vater Ingenieur. Seine Erziehung ist streng und autoritär. Doch früh beweist Erika, dass sie ihren eigenen Kopf hat: Sie geht tanzen und heimlich ins Kino, später schneidet sie sich die Haare modisch kurz.
Sie studiert Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte und promoviert darin 1931. Für ihren Mann, den Fabrikerben Günter Fuchs, zieht sie in die Provinz, obwohl sie lieber Großstadt um sich hätte. Nach Kriegsende startet die zweifache Mutter eine Karriere als Übersetzerin. Sie kämpft um jeden Auftrag - und bekommt schließlich Micky Maus.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und unsere Interviewpartnerin:
- Joanna Straczowski (Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses in Schwarzenbach an der Saale)
- Klaus Bohn: Das Erika Fuchs Buch. Lüneburg 1996
- Ernst Horst: Nur keine Sentimentalitäten. Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte. München 2010
Weiterführende Links:
- Stichtag 27.03.1901: Comic-Zeichner Carl Barks wird geboren
- Zeitzeichen 15.12.1966: Todestag von Walt Disney
- NDR: Kongress der Donaldisten: Entenhausen als Wissenschaft
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Frank Zirpins
Mark Twain: der erste Rockstar der Literatur
Mark Twain: der erste Rockstar der Literatur. WDR Zeitzeichen. 21.04.2025. 14:51 Min.. Verfügbar bis 22.04.2099. WDR 5.
Er beschreibt die USA, kritisiert sie und bringt sie zum Lachen: Schriftsteller Mark Twain, der Schöpfer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn.
Er ist ein Entertainer, der mit seinen humorgespickten Vorträgen eine Menge Geld verdient. Der Schriftsteller Mark Twain und seine Bücher sind beim Publikum populär. Er tritt nach oben, nicht nach unten. Und er hat tiefes Mitgefühl mit den Schwachen. Heute gilt er manchen als erster Stand-up-Comedian oder als erster Rockstar. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Thomas Fuchs (Autor und Biograf) ***
- woher Mark Twain seinen Künstlernamen hat,
- warum sein Reisebericht "Die Arglosen im Ausland" als erste Satire auf Pauschalreisen gilt,
- weshalb sein Buch über Huckleberry Finn heute in öffentlichen US-Bibliotheken fehlt,
- was Mark Twain von Tyrannen hält,
- welche Leistungen seit 1998 in den USA mit dem Mark-Twain-Preis geehrt werden.
Samuel Langhorne Clemens heißt der kränkliche Junge, der 1835 im US-Bundesstaat Missouri geboren wird und später als Mark Twain Literaturgeschichte schreibt. Doch zunächst macht er eine Lehre zum Lotsen. Als der Amerikanische Bürgerkrieg den Schiffsverkehr stoppt, wird er arbeitslos.
Clemens heuert als Lokalreporter beim "Virginia City Territorial Enterprise" an. Bald schreibt er für das Regionalblatt unter dem Pseudonym Mark Twain so fantasievolle Reportagen, dass sie keinem Faktencheck standhalten würden.
Doch er ist nicht nur Erzähler, sondern auch kritischer Begleiter der Tages- und Weltpolitik. Er schreibt über Gräueltaten im Kongo, kommentiert den Boxeraufstand in China, die Zustände im Zarenreich. Er verurteilt Korruption, Bürokratie, Rassismus und Lynchjustiz in den USA. Und er beschreibt Tom und Huck und das Leben am Mississippi - auch auf Basis seiner Erfahrungen als Lotse.
Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
- Thomas Fuchs (Autor und Biograf)
Weiterführende Links:
- ARD alpha: Mark Twain
- WDR 2: Der Klassiker "Huckleberry Finn" neu erzählt
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Autorin: Veronika Bock
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Der dunkle Schatten des Öls: Das Deepwater-Horizon-Unglück
Der dunkle Schatten des Öls: Das Deepwater-Horizon-Unglück. WDR Zeitzeichen. 20.04.2025. 14:50 Min.. Verfügbar bis 21.04.2099. WDR 5.
20.4.2010: Im Golf von Mexiko explodiert die BP-Ölplattform Deepwater Horizon. 87 Tage strömt das Öl unkontrolliert ins Meer. Eine gigantische Katastrophe - und heute?
Eigentlich sollte die Bohrinsel an dem Tag eine Auszeichnung für unfallfreies Arbeiten erhalten. Doch dann kommt es zum Unfall: Bei der Explosion der Deepwater Horizon und in den Tagen danach strömen nach heutigem Stand 800 Millionen Liter Rohöl und Gas in den Golf von Mexiko. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Matthias Reich, Professor für Bohrtechnik ***
- warum mit dem Kampf gegen das Öl auch der Kampf um die Bilder beginnt,
- wieso BP anfangs versucht, das Loch mit Golfbällen zu verschließen,
- warum nach der Katastrophe ein Bild des lächelnden Barack Obama am Strand um die Welt geht,
- wie es zum Einsatz einer umstrittenen Chemikalie kommt,
- warum den Helfern schützende Ausrüstung verwehrt wird,
- dass unter Präsident Trump Sicherheitsregeln wieder zurückgenommen werden.
Es ist Sonntagabend, Schichtwechsel auf der Ölplattform Deepwater Horizon. Plötzlich schießt ein Gemisch aus Rohöl, Bohrschlamm und vor allem Gas aus dem Bohrloch - meterhoch, wie ein Geysir. Die Ölplattform geht in Flammen auf und versinkt im Meer. Zurück bleibt ein Bohrloch, aus dem 87 Tage lang unkontrolliert Rohöl und Gas in den Golf von Mexiko strömen. Insgesamt 800 Millionen Liter.
Die Betreiberfirma BP versucht, das Öl mit der Chemikalie Corexit unschädlich zu machen. Doch Corexit verursacht selber Schäden, bei Mensch und Tieren: Erhöhte Krebsraten, neurologische Langzeitfolgen, Übersterblichkeit, Atemwegserkrankungen, Erinnerungsverlust. Bis heute leiden tausende Arbeiter an den Spätfolgen ihres Einsatzes.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Matthias Reich, Professor für Bohrtechnik, Spezialtiefbauausrüstungen und Bergbaumaschinen (Technische Universität Freiberg)
- Dr. Samantha Joye, Ozeanographin und Mikrobiologin (University of Georgia)
- Dr. Kaitlin Frasier, Biologische Ozeanographin (University of California San Diego)
- Britannica: Deepwater Horizon oil spill
- ResearchGate: Deepwater Horizon Oil Spill - A Review
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 03.06.1979: Ölkatastrophe im Golf von Mexiko
- Planet Wissen: Verschmutzung des Atlantiks
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Autor: Stephan Beuting
Redaktion: Matti Hesse
Wie versehentlich der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg begann
Wie versehentlich der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg begann. WDR Zeitzeichen. 19.04.2025. 13:36 Min.. Verfügbar bis 20.04.2099. WDR 5.
Wer am 19.4.1775 bei Lexington tatsächlich den ersten Schuss abgab, ist bis heute ungewiss. Fest steht: Es war der Startschuss zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
An der nordamerikanischen Ostküste stehen sich Ende des 18. Jahrhunderts bewaffnete Siedler und britische Soldaten gegenüber. Bis heute ist ungeklärt, wer den ersten Schuss abgibt. Es beginnt ein Kampf, den niemand führen will - für eine Idee, die zu diesem Zeitpunkt noch niemand ausgesprochen hat. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Michael Hochgeschwender (Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie, LMU München) ***
- warum die Siedler mit der britischen Kolonialmacht unzufrieden sind,
- was es mit dem Geheimbund "Söhne der Freiheit" auf sich hat,
- weshalb im Hafen von Boston Tonnen von Tee ins Wasser geworfen werden,
- wie sich der ungewollte Krieg zur märchenhaften Erzählung vom Freiheitskampf verwandelt,
- wie die Unabhängigkeitserklärung der USA mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zusammenhängt.
Es ist ein unfreiwilliges Scharmützel, das den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auslöst. Dass es eskaliert, liegt auch an einer Abfolge von schlechten Entscheidungen, gegenseitigen Missverständnissen und haarsträubenden Versehen. All das macht aus ergebenen Untertanen des britischen Königs in kurzer Zeit Revolutionäre.
Boston gilt als eine der unruhigsten Städte des britischen Empire. Seit etwa 1700 kommt es dort jährlich zu Aufständen. Zum Teil sind es Hungerrevolten, zum Teil Klassenkämpfe. Dann richtet sich die Wut gegen die britische Verwaltung. In Lexington und in Concord finden die ersten Gefechte statt, die ungeplant in einen Bürgerkrieg und schließlich in die Loslösung vom Empire münden.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Prof. Dr. Michael Hochgeschwender (Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie, Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Kirsten Becker (Doktorandin am Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Münster)
- Johannes Ehrmann: Söhne der Freiheit. Eine deutsche Einwandererfamilie und die Gründung der Vereinigten Staaten. Stuttgart 2023
- Charlotte A. Lerg: Die Amerikanische Revolution. Stuttgart 2010
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Kolonialismus - Europas Kolonien
- Planet Wissen: Boston Tea Party
- Planet Wissen: Amerikanischer Bürgerkrieg
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Murat Kayı
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Ehen zwischen Siedlern und Indigenen in Namibia verboten
Ehen zwischen Siedlern und Indigenen in Namibia verboten. WDR Zeitzeichen. 18.04.2025. 14:20 Min.. Verfügbar bis 19.04.2099. WDR 5.
Zu Beginn der Kolonie Deutsch-Südwestafrika heiraten Kolonisten auch einheimische Frauen. Der alltägliche Rassismus führt schließlich zu einem Eheverbot durch die Behörden.
In Namibia werden 1905 Ehen zwischen Siedlern und Einheimischen verboten - auch rückwirkend. Der kulturelle Einfluss der Einheimischen soll damit eingedämmt werden: Doch der Einfluss auf das Leben der Betroffenen ist enorm. Das Verbot ist nur die erste einer ganzen Reihe von diskriminierenden Maßnahmen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Livia Rigotti, Historikerin ***
- wie es zu einem Ehe-Verbot kommt, das auch rückwirkend gelten soll,
- warum sich die Kolonialverwaltung vor Kindern fürchtet,
- warum man davon ausgeht, weiße Frauen könnten dem Tropenklima nicht standhalten,
- warum das Berliner Reichsjustizamt das Ehe-Verbot kritisch sieht,
- welche Auswirkungen das Verbot auf das alltägliche Leben hat.
Seit Gründung der Kolonie Deutsch-Südwestafrika 1884 bis zu ihrem Ende ziehen 15.000 Deutsche dorthin, um sich ein neues Leben aufzubauen. Viele sind jung, unverheiratet und getrennt von ihren Familien. Einige von ihnen heiraten deshalb einheimische Frauen.
Doch bald wächst die Angst, diese Siedler könnten im fernen Afrika ihr Deutschsein verlieren. Zudem sind nach deutschem Staatsbürgerschaftsrecht sowohl die Ehefrauen als auch die Kinder deutscher Männer automatisch deutsche Staatsbürger. Auch das gefällt nicht jedem. So verbietet das Kolonialgouvernement 1905 Eheschließungen zwischen deutschen Siedlern und indigenen Frauen. Später müssen sogar bereits geschlossene Ehen wieder aufgelöst werden.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Livia Rigotti, Historikerin
- Jürgen Zimmerer, Historiker
- Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn 2012.
- Gisela Graichen, Horst Gründer (Hgg.): Deutsche Kolonien: Traum und Trauma, Berlin 2005.
- Jürgen Zimmerer: Deutsche Herrschaft über Afrikaner, Münster 2025.
- Jürgen Zimmerer: Von Windhuk nach Auschwitz?, Münster 2025.
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Europas Kolonien
- Zeitzeichen 16.07.1834: Geburtstag des Kaufmanns und Kolonialpolitikers Adolf Lüderitz
- Akten des Reichskolonialamtes im Bundesarchiv
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Tobias Sauer
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Martin Kropp
Sie brachte Nazis um: Die Studentin und Partisanin Hannie Schaft
Sie brachte Nazis um: Die Studentin und Partisanin Hannie Schaft. WDR Zeitzeichen. 17.04.2025. 14:43 Min.. Verfügbar bis 18.04.2099. WDR 5.
Niederlande: Hannie Schaft und ihre Freundinnen verübten während des Zweiten Weltkriegs Attentate auf deutsche Besatzer. Am 17.4.1945 wurde Hannie Schaft hingerichtet.
Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg schließen sich nur wenige Niederländer dem Widerstand an. Eine von ihnen ist Hannie Schaft. Als unverdächtiges junges Mädchen rettet sie jüdische Kinder und tötet Nazis. Kurz vor Kriegsende wird sie selber verhaftet und hingerichtet. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Sophie Poldermans, Historikerin ***
- dass die Deutschen 75 Prozent der niederländischen Juden töten,
- wo und warum Hannie Schaft Ausweise stiehlt,
- dass Hannies Waffe bei ihrem ersten Tötungsversuch versagt,
- wie sie nur durch einen tragischen Zufall kurz vor Kriegsende verhaftet wird.
Aus dem Ersten Weltkrieg können sich die neutralen Niederlande noch heraushalten, doch aus dem Zweiten Weltkrieg nicht. Als die Niederlande besetzt werden, studiert Hannie Schaft Jura in Amsterdam. Sie sieht sofort, dass ihre jüdischen Freunde in allen möglichen Aktivitäten eingeschränkt werden und schließt sich dem Widerstand an, zunächst mit Worten, dann mit Waffen.
Sie tötet Nazis, legt Brände in kriegswichtigen Anlagen und schmuggelt jüdische Kinder aus dem Land. Ihr größter Coup ist die Sprengung eines deutschen Munitionszuges nahe ihres Wohnortes. Die Gestapo sucht per Steckbrief lange nur nach dem "Mädchen mit den roten Haaren", weil sie ihren Namen nicht kennt. Doch kurz vor Kriegsende wird sie verhaftet und hingerichtet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Historikerin Sophie Poldermans
- Linda Kotzian: Hannie Schaft. In: NiederlandeNet der Universität Münster. April 2013.
- Truus Menger, ehem. Kommandantin von Hannie Schaft (Archivmaterial)
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 16.09.1920: Geburtstag von Hannie Schaft
- Hannie Schaft Stiftung
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Moritz Raestrup
Der Masseur des Massenmörders: Felix Kersten, Himmlers Leibarzt
Der Masseur des Massenmörders: Felix Kersten, Himmlers Leibarzt. WDR Zeitzeichen. 16.04.2025. 14:49 Min.. Verfügbar bis 17.04.2099. WDR 5.
Ein Heiler, ein Heuchler, ein Helfer? Felix Kersten (gestorben am 16.4.1960) linderte die Schmerzen von Holocaust-Organisator Heinrich Himmler - ob und wie viele Leben Kersten während der Massagen rettete, ist bis heute umstritten.
Ist Felix Kersten ein Held oder ein Halunke? Als Himmlers Leibarzt hilft er einem Menschen, der für den Holocaust mitverantwortlich ist. Zugleich behauptet Kersten, er habe Hunderttausenden das Leben gerettet. Er soll sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen werden - dabei sind viele seiner Geschichten erfunden. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Norman Ohler, Schriftsteller und Sachbuch-Autor ***
- in welchem Milieu Felix Kersten im Baltikum aufwächst,
- welches Verhältnis NS-Größen zu ihren Ärzten haben,
- wie Kerstens Sohn Arno seinen Vater sieht,
- welche Auszeichnungen Felix Kersten nach Kriegsende erhält,
- warum der Bestseller "The Man with Miraculous Hands" von 1960 heute ein neues Vorwort hat.
Mitte der 1920er-Jahre kommt Felix Kersten nach Berlin. Eher durch Zufall hat er in Finnland eine Ausbildung zum Massage-Therapeuten absolviert. In der Weimarer Republik sind ostasiatische Heilkunde-Verfahren gerade angesagt. Kersten bildet sich in chinesischer Massage weiter und übernimmt eine florierende Praxis inklusive prominentem Patientenstamm.
So massiert er auch dem "Reichsführer SS" Heinrich Himmler Krämpfe weg, die durch Verdauungsprobleme verursacht werden. Durch dieses besondere Verhältnis erreicht Kersten ab 1942 regelmäßig, dass KZ-Häftlinge entlassen werden. Hunderttausende habe er gerettet, behauptet Kersten nach Kriegsende. Doch mittlerweile haben Historiker offenkundige Ungereimtheiten in seinen Angaben festgestellt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Norman Ohler, Schriftsteller und Sachbuch-Autor
- Joseph Kessel: The Man with Miraculous Hands. London 1960 (Neuauflage 2023)
- Norman Ohler: Der totale Rausch - Drogen im "Dritten Reich". Köln 2019
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 20.01.1942: Wannsee-Konferenz findet in Berlin statt
- Stichtag 07.09.1943: Himmler und Göring befehlen Taktik der verbrannten Erde
- Planet Wissen: Die SS
- ZDF: Die SS - Macht und Mythos
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: David Rother
Ihr Platz in der Welt war der Circus: Frieda Sembach-Krone
Ihr Platz in der Welt war der Circus: Frieda Sembach-Krone. WDR Zeitzeichen. 15.04.2025. 14:46 Min.. Verfügbar bis 16.04.2099. WDR 5.
Als Tochter des Zirkusdirektors Carl Krone am 15.4.1915 geboren, wurde Frieda Krone schon als Kind ein Star in der Manege und später selbst Chefin des Circus Krone.
1920 eröffnet der größte reisende Zirkus Europas in München seinen ersten Steinbau: 4.000 Gäste erleben die Gala des "Circus Krone". Frieda Sembach-Krone ist zu dem Zeitpunkt vier Jahre alt. Mit 30 übernimmt sie die Leitung und modernisiert das Unternehmen in den 1960er- und 1970er-Jahren. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Ina Kuegler, Autorin und Journalistin ***
- welche Zirkustradition die Familie von Frieda Sembach-Krone hat,
- wie viele Tiere der "Circus Krone" zu Hochzeiten in drei Sonderzügen transportiert,
- was der "Circus Krone" mit Adolf Hitler und der NSDAP zu tun hat,
- wie das Fernsehen und Prominente in den "Circus Krone" Einzug halten,
- welche vier Tiere bis heute zum Wappen des "Circus Krone" gehören.
Mit zwölf gibt Frieda Sembach-Krone ihr Zirkus-Debüt als Reiterin und wird als Prinzessin zu Pferd gefeiert. Als ihr Vater mitten im Zweiten Weltkrieg stirbt, führt sie 1943 sein Lebenswerk fort - wegen der Zerstörungen durch Luftangriffe zuerst in einem Holzprovisorium, dann im heute noch bestehenden Steinbau.
Hier feiert Frieda Sembach-Krone fulminante Erfolge als Kunstreiterin, Elefantentrainerin und Direktorin. Bis in die 1970er-Jahre führt sie das Unternehmen und gibt ihm ein neues Gesicht. Sie ändert Show und Stil: Sembach-Krone bringt das Varieté in die Manege, rückt das Orchester ins Rampenlicht und setzt auf Tanzkombo statt Blaskapelle.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und InterviewpartnerInnen:
- Ina Kuegler, Autorin und Journalistin
- Frank Keller, Tierschutzbeauftragter und Berater des Circus Krone
- Jana Mandana Lacey-Krone, Direktorin Circus Krone
- Hans-Ludwig Suppmeier, Tierlehrer und Pferdetrainer
- Kuegler, Ina: Manege frei! Die Geschichte des Circus Krone 1870 bis heute. Allitera Verlag. München 2020
- Sembach-Krone, Frieda: Circus Krone. Eure Gunst – unser Streben. Eine autorisierte Aufzeichnung von Hellmuth Schramek. Verlag Ehrenwirth. München 1969
Weiterführende Links:
- NDR Retro: Frieda Sembach-Krone im Interview (1956)
- BR Retro: Der "Circus Krone" eröffnet 1962 mit einer Gala den neuen Rundbau
- BR Lebenslinien: Die Zirkus-Erbin Mandana Lacey-Krone
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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Vom Pädagogik-Paradies zum Skandalinternat: die Odenwaldschule
Vom Pädagogik-Paradies zum Skandalinternat: die Odenwaldschule. WDR Zeitzeichen. 14.04.2025. 14:34 Min.. Verfügbar bis 15.04.2099. WDR 5.
Am 14.4.1910 startet die Odenwaldschule als reformpädagogisches Vorzeigeprojekt. Doch hinter der fortschrittlichen Fassade erleben Hunderte Schüler systematisch sexuelle Gewalt.
Eine "Schule der Menschheit" soll die Odenwaldschule sein: ein Gegenentwurf zum repressiven Schul- und Erziehungsideal im Kaiserreich. Doch am Ende begünstigt die pädagogische Vision freier Entfaltung einen Skandal, von dem das Elite-Internat sich nicht mehr erholt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Jürgen Oelkers, emeritierter Pädagogik-Professor an der Universität Zürich ***
- von der Idee der Reformpädagogik als Abkehr vom Rohrstock,
- wie prominente Absolventen heute über ihre Zeit an der Odenwaldschule denken,
- mit welchen Mitteln versucht wurde, den Missbrauch zu vertuschen,
- was aus dem Gelände der ehemaligen Odenwaldschule geworden ist.
Lange Jahre gilt die hessische Odenwaldschule als Vorzeigeinternat der Reformpädagogik. "Mit Kopf, Herz und Hand" sollen junge Menschen hier lernen. Mädchen und Jungen gemeinsam, nicht in Klassen, sondern in familienähnlichen Strukturen und nicht nur Theorie, sondern auch praktisches Handwerk.
Doch 1999 deckt ein Zeitungsartikel auf: Über Jahrzehnte haben Schülerinnen und Schüler an der Odenwaldschule sexuelle Gewalt erlebt. Im Mittelpunkt der Anschuldigungen: Der ehemalige Schulleiter Gerold Becker. Auch von anderen Lehrern soll es Übergriffe gegeben haben, doch es wird von allen Beteiligten viel weggeschaut und vertuscht.
2010 stirbt Becker, ohne strafrechtlich belangt worden zu sein. Die Odenwaldschule wird 2015 geschlossen - aus Geldmangel.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Jürgen Oelkers, emeritierter Pädagogik-Professor an der Universität Zürich
- Margarita Kaufmann, ehemalige Direktorin an der Odenwaldschule
- Jürgen Oelkers: Eros und Herrschaft - Die dunklen Seiten der Reformpädagogik, Beltz 2011
- Christian Füller: Sündenfall - Wie die Reformschule ihre Ideale missbrauchte, Dumont 2011
- Bernhard Pörksen: Zuhören - Die Kunst, sich der Welt zu öffnen, Hanser 2025
Weiterführende Links:
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Autorin: Anja Arp
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirprins
"Der Staat bin ich": Der Satz, der nie gesagt wurde
"Der Staat bin ich": Der Satz, der nie gesagt wurde. WDR Zeitzeichen. 13.04.2025. 14:44 Min.. Verfügbar bis 14.04.2099. WDR 5.
Kaum ein Satz macht das Selbstverständnis absoluter Herrscher so deutlich wie dieser: L'État c'est moi. Der Staat bin ich. Gesagt hat ihn angeblich Ludwig XIV., am 13.4.1655.
Die Loyalität des Adels sichert sich Ludwig XIV., indem er großzügig Ämter und Geschenke verteilt. Auf diese Weise verstärkt er seine Macht und reduziert gleichzeitig die Bedeutung von Premierministern und anderen wichtigen Staatsträgern. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Lothar Schilling, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Augsburg ***
- wie Ludwig XIV. sich als "Sonnenkönig" inszeniert und so das Bild des unantastbaren Herrschers etabliert,
- dass der legendäre Satz "Der Staat bin ich" nicht von ihm stammt und doch immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht wird,
- wie ein Schloss zum Symbol der absoluten Macht, aber auch zur enormen finanziellen Belastung wird.
Ludwig XIV., der als junger König das Pariser Parlament herausfordert, verkörpert das Ideal eines absoluten Monarchen. Im Alter von 15 Jahren wird er gekrönt, noch im Schatten des Premierministers Mazarin. Ein Jahr später, im April 1655, zieht er überraschend vor das Parlament und erklärt, dass er die politische Kontrolle in die eigenen Hände nimmt.
Zwar existiert der berühmte Ausspruch "L’État, c’est moi" nicht in den historischen Aufzeichnungen dieses Tages, doch er bleibt als Symbol für den absolutistischen Führungsanspruch Ludwigs XIV. im kollektiven Gedächtnis verankert.
Das ist unser Interviewpartner:
- Prof. Dr. Lothar Schilling, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Augsburg
Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Lothar Schilling: Das Jahrhundert Ludwigs XIV. Frankreich im Grand Siècle 1598-1715, Darmstadt 2010.
- Olivier Bernier: Ludwig XIV. Eine Biographie, Zürich 1989.
- Dagmar Freist: Absolutismus, Darmstadt 2008.
- Leonhard Horowski: Die Belagerung des Thrones. Machtstrukturen und Karrieremechanismen am Hof von Frankreich 1661–1789. (Beihefte der Francia, Bd. 74.) Ostfildern, Thorbecke 2012, in: Historische Zeitschrift, vol. 301, no. 2, 2015, pp. 517-519.
- Lothar Schilling (Hrsg.): Absolutismus, ein unersetzliches Forschungskonzept? L'absolutisme, un concept irremplaçable? Eine deutsch-französische Bilanz. Une mise au point franco-allemande, München 2008.
- Uwe Schulz: Der Herrscher von Versailles. Ludwig XIV und seine Zeit, München 2006.
Weiterführende Links:
- Planet Wissen – Ludwig XIV
- Zeitzeichen - Die Ära Ludwigs XIV. beginnt
- ZeitZeichen-Klassiker 1973: Warum der König so stinkt
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Frank Zirpins
Gipfelstürmer und Geschichtenerzähler: Luis Trenker
Gipfelstürmer und Geschichtenerzähler: Luis Trenker. WDR Zeitzeichen. 12.04.2025. 14:48 Min.. Verfügbar bis 13.04.2099. WDR 5.
Luis Trenker ist schon zu Lebzeiten eine Legende. In zahlreichen Filmen zeichnet das Multitalent ein idyllisches Bild seiner Südtiroler Bergheimat - das begeistert auch Hitler.
Luis Trenker ist der Inbegriff des tollkühnen Bergsteigers, den er auch in zahlreichen Filmen verkörpert. Gleichzeitig ist er Regisseur, Geschichtenerzähler - und vor allem eine gnadenlose Marketingmaschine in eigener Sache. Doch so heil wie seine Filmwelt sieht sein Leben nicht immer aus. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Stefan König, Autor und Bergexperte ***
- wie sehr die Erlebnisse des Ersten Weltkriegs Trenkers Leben prägen,
- von seiner Beziehung zu Hitler und Eva Braun,
- warum der erfolgreiche Schauspieler zum Gauner wird,
- von Trenkers Liebe zum Rampenlicht.
Luis Trenker ist ein Kind der Berge. Geboren 1892 in den Dolomiten besteigt er schon als Achtjähriger mehr als 3.000 Meter hohe Gipfel. Mit 14 Jahren legt er die Bergführerprüfung ab, ist während des Ersten Weltkriegs Offizier einer Bergführer-Kompanie.
Nach Kriegsende bringt ihn ein Zufall zur Schauspielerei. Er prägt den Bergfilm der 1920er Jahre. Doch Trenker will mehr, dreht 1931 seinen ersten eigenen Film. In "Berge in Flammen" verarbeitet er als Regisseur und Hauptdarsteller persönliche Erinnerungen an den Krieg.
Es folgen weitere Kassenschlager - was Trenker anfasst, wird zum Erfolg. Auch die Nationalsozialisten sind von Trenkers Werten begeistert. Seine völkisch eingefärbten Filme passen gut zu deren Propaganda. Ein überzeugter Nazi ist Trenker aber wohl nicht. Vielmehr ein Opportunist, der alles für seine Karriere tut. Luis Trenker stirbt am 12. April 1990 im Alter von 97 Jahren in Bozen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Stefan König, Autor und Bergexperte
- Daniel Winkler, Filmwissenschaftler
- Stefan König und Florian Trenker: Bera Luis. Das Phänomen Luis Trenker. Eine Biographie, München 2006
Weiterführende Links:
- WDR Retro: Luis Trenker über seinen Film "Flucht in die Dolomiten"
- ttt - titel thesen temperamente: Bergführer Luis Trenker
- SWR Retro: Wir trafen … Luis Trenker
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Autor: Jonas Colsman
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Entdecker der "Schüttellähmung": James Parkinson
Entdecker der "Schüttellähmung": James Parkinson. WDR Zeitzeichen. 11.04.2025. 14:44 Min.. Verfügbar bis 12.04.2099. WDR 5.
Anhand von nur sechs Fällen beschreibt James Parkinson (geb. am 11.4.1755) zum ersten Mal systematisch die Krankheit, die später nach ihm benannt wird: Morbus Parkinson.
Einige Symptome der Parkinsonerkrankung sind schon lange bekannt, etwa das Zittern oder der unsichere Gang. Beides fasst der englische Mediziner James Parkinson 1817 zum ersten Mal unter dem Begriff der "Schüttellähmung" zusammen. Später wird das Krankheitsbild nach ihm in "Morbus Parkinson" benannt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Gisa Ellrichmann-Wilms, Direktorin der Klinik für Neurologie in Dortmund ***
- warum es so schwierig ist, Parkinson früh zu erkennen,
- was Betroffenen hilft, mit der Krankheit zu leben,
- welche Ursachen Parkinson haben könnte,
- welche Rolle Dopamin bei der Behandlung der Krankheit spielt.
Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurologische Erkrankung in Deutschland. Rund 400.000 Menschen sind hierzulande betroffen. Charakteristisch ist das Zittern, vor allem aber Muskelsteifheit, der unsichere Gang und eine undeutlicher werdende Sprache.
Benannt ist die Krankheit nach dem britischen Arzt James Parkinson. Er ist der Erste, der 1817 in seinem "Essay on the Shaking Palsy" systematisch die Erkrankung beschreibt. Parkinson selbst bezeichnet sie als "Schüttellähmung". Besonders erstaunlich: Für seine detaillierte Abhandlung beobachtet er nur sechs Patienten.
Der am 11. April 1755 geborene Arzt vermutet seinerzeit, dass eine Veränderung des Rückenmarks die Symptome der von ihm beschriebenen Krankheit auslöst. Heute weiß man: "Morbus Parkinson" ist ein allmählicher Verfallsprozess im Gehirn. Die Ursachen sind vielfältig und auch fast 210 Jahre nach Parkinsons Entdeckung kaum geklärt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
- Prof. Dr. Gisa Ellrichmann-Wilms, Direktorin der Klinik für Neurologie/Klinikum Dortmund
- Kathrin Wersing, Dipl.-Sozialarbeiterin und Parkinson-Früherkrankte
- Kathrin Wersing und Claudia Eyd: Jetzt erst recht. Positiv leben mit Parkinson. Das Buch zum Podcast mit 50 inspirierenden Lebensgeschichten, 2024
- James Parkinson: "An Essay on the Shaking Palsy"
Weiterführende Links:
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Autor: Steffi Tenhaven
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa İnci Suvak
Technik: Nico Söllner
Potosí: Wie von Bolivien aus die Welt versilbert wurde
Potosí: Wie von Bolivien aus die Welt versilbert wurde. WDR Zeitzeichen. 10.04.2025. 14:45 Min.. Verfügbar bis 11.04.2099. WDR 5.
Im April 1545 gründen spanische Eroberer im bolivianischen Hochland die Siedlung Potosí. Dadurch erlangen sie Zugriff auf das größte Silbervorkommen der Welt.
Der Berg "Cerro Rico" ist von hunderten Stollen und Minen durchlöchert, und noch immer suchen dort tausende Bergleute ihr Glück – heute vor allem im Abbau von Zinn, früher mit Silber. Potosí, die Stadt am Fuß dieses legendären Berges, bleibt ein Symbol für den gewaltigen Einfluss, den ihr Silberabbau auf die weltweite Wirtschaft und Geschichte hat. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Karoline Noack, Universität Bonn, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie ***
- warum Potosí im 16. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte der Welt wird,
- wie das dort geförderte Silber die europäische Wirtschaft und den globalen Handel verändert,
- welche Spuren die jahrhundertelange Ausbeutung bis heute hinterlässt,
- und warum Zeitgenossen Potosí einen „Höllenschlund, der Indios zu Tausenden verschlingt“ nennen.
Die Luft ist dünn in Potosí – mit 4090 Metern die höchstgelegene Großstadt der Erde. 1545 gründen die spanischen Kolonialherren die Stadt auf der Hochebene am Fuß des Cerro Rico, des „Reichen Berges“, in dem sie die größten Silbervorkommen der Welt entdecken. Binnen weniger Jahrzehnte wächst Potosí zu einer Metropole mit 150.000 Einwohnern heran – vergleichbar mit dem damaligen London oder Paris.
Das Silber, das hier unter unmenschlichen Bedingungen von indigenen Zwangsarbeitern und afrikanischen Sklaven gefördert wird, fließt in die Schatzkammern Europas, finanziert Kriege und kurbelt die kapitalistische Wirtschaft an: Bis zu 200.000 Kilo Silber jährlich erreichen den Hafen von Sevilla. Doch der Reichtum ist für viele ein Fluch.
Das sind unsere wichtigsten InterviewpartnerInnen:
- Prof. Karoline Noack, Universität Bonn, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie
- Fabian Scheidler, Autor, Journalist und Historiker, Berlin
Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Fabian Scheidler: Das Ende der Megamaschine, Wien 2024.
- Martin Bentz, Nikolai Grube und Patrick Zeidler (Hrsg.): Abhängig! Globalhistorische Perspektiven auf Ressourcen und Sklaverei, Dresden 2024.
- Eduardo Galeano: Die offenen Adern Lateinamerikas - die Geschichte eines Kontinents, Wuppertal 2002.
- Immanuel Wallerstein: Das moderne Weltsystem, Wien 2012.
- Alice Creischer: Das Potosí-Prinzip: Wie können wir das Lied des Herrn im fremden Land singen? Koloniale Bildproduktion in der globalen Ökonomie, Köln 2010.
Weiterführende Links:
- Schätze der Welt - Potosí, Bolivien
- Planet Wissen – Kapitalismus
- Planet Wissen – Geschichte des Kolonialismus
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor:Thomas Pfaff
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Petra Laubach
Der Computer-Pionier aus Paderborn: Heinz Nixdorf
Der Computer-Pionier aus Paderborn: Heinz Nixdorf. WDR Zeitzeichen. 09.04.2025. 14:38 Min.. Verfügbar bis 10.04.2099. WDR 5.
Der Ingenieur Heinz Nixdorf, am 9.4.1925 in Paderborn geboren, sorgt mit auf Halbleitern basierenden Kleinrechnern in der 1960er-Jahren für eine technische Revolution.
In einem fensterlosen Kellerraum in Essen lötet Heinz Nixdorf 1952 die ersten Elektronenröhren zusammen. Der Physikstudent legt damit den Grundstein für ein Unternehmen, das in den deutschen Wirtschaftswunderjahren zu einem weltweit tätigen Elektronikkonzern wächst: die Nixdorf Computer AG in Paderborn. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Martin Nixdorf (ältester Sohn von Heinz Nixdorf) ***
- bei welchem Studi-Job Heinz Nixdorf technische Innovationen kennenlernt,
- wie er für RWE einen Elektrorechner für die Stromabrechnung entwickelt,
- mit welcher Idee er dem Marktführer IBM Kunden abjagen will,
- wie er Paderborn zum Computer- und Wirtschaftsstandort macht,
- was der Computer-Pionier für ein Mensch ist - beruflich und privat.
Mit 27 Jahren schmeißt Heinz Nixdorf sein Physikstudium und gründet eine kleine Firma - ohne Uniabschluss, ohne Startkapital, ohne ein Produkt und ohne einen Markt dafür. Nur mit dem Wunsch, als Unternehmer tätig zu sein, schafft er einen Weltkonzern, der mehr als 31.000 Mitarbeitende beschäftigt und fünf Milliarden Mark Umsatz macht.
Er bewirkt für einige Jahrzehnte, dass Deutschland auf dem internationalen Markt für Büromaschinen und Computer mithalten kann. Auf dem wirtschaftlichen Höhepunkt stirbt Heinz Nixdorf 1986 an einem Herzinfarkt, kurz vor seinem 61. Geburtstag. Ausgerechnet auf der ersten Computermesse Cebit in Hannover.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Martin Nixdorf (ältester Sohn von Heinz Nixdorf)
- Jochen Viehoff (Geschäftsführer des Heinz Nixdorf MuseumsForum)
- Josef Pieper (Fahrer von Heinz Nixdorf)
- Lorenz Hanewinkel (Chefentwickler von Heinz Nixdorf)
- Klaus Kemper: Heinz Nixdorf - eine deutsche Karriere. Landsberg/Lech 1986
- Christian Berg: Heinz Nixdorf - eine Biografie. Paderborn 2016
- Lorenz Hanewinkel: Computerevolution - Mein Weg mit Konrad Zuse und Heinz Nixdorf. Bielefeld 2010
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Geschichte des Computers
- Stichtag 18.12.1995: Computererfinder Konrad Zuse stirbt
- Zeitzeichen 05.07.1854: Der Schachtürke - der Urahn von Robotern und KI
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Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle
Die Venus von Milo wird gefunden (am 8.4.1820)
Die Venus von Milo wird gefunden (am 8.4.1820). WDR Zeitzeichen. 08.04.2025. 13:01 Min.. Verfügbar bis 09.04.2099. WDR 5.
Eine Frauenfigur ohne Arme, schlichter weißer Marmor: Im 19. Jahrhundert entdeckt ein Ziegenhirte die Statue, die bis heute ein Ideal antiker Schönheit verkörpert.
Gefunden von einem Ziegenhirten, über die Jahrhunderte zum Symbol für antike Schönheit geworden: Die Venus von Milo fasziniert bis heute. Salvador Dalí interpretiert sie als surreale Figur, aus deren Körper mehrere Schubladen ragen - ein Symbol für verborgene Sehnsüchte und die Objektivierung des weiblichen Körpers. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Sebastian Willert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow ***
- warum die Venus von Milo als weißes Ideal verehrt wird, obwohl sie ursprünglich bunt ist,
- woher sie ihren Namen hat, obwohl niemand ihren Schöpfer kennt,
- weshalb sie einst als Symbol für Freiheit und Rebellion gilt,
- und welche Rolle sie in der frühen Fotografie spielt.
Frühling 1820: Auf der Insel Milos sucht der Ziegenhirte Georgos Kentrotas nach Baumaterial und entdeckt dabei eine antike Statue. Doch er ist nicht allein. Der französische Offizier Olivier Voutier erkennt den Wert des Fundes. Was folgt, ist ein Wettstreit um die Marmorfigur zwischen lokalen Akteuren, osmanischen Behörden und der französischen Krone. Am Ende gewinnt Frankreich. Die Statue gelangt in den Louvre und wird zur Venus von Milo.
Doch warum fasziniert sie bis heute? Ist es die makellose Schönheit des Gesichts oder die Tatsache, dass ihre Arme fehlen? Kunst und Gesellschaft haben diese Frage über zwei Jahrhunderte hinweg immer wieder neu gestellt. Die Venus bleibt nicht nur ein Meisterwerk der Antike, sondern auch ein Spiegel wechselnder Ideale und Projektionen.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner- und partnerinnen:
- Dr. Sebastian Willert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow
- Dr. Alessa Paluch, Kunstwissenschaftlerin Uni Greifswald
- Prof’in Dr. Mechthild Fend, Kunstgeschichte Uni Frankfurt
Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
Weiterführende Links:
- Louvre – Ideal Greek Beauty: Venus de Milo and the Galerie des Antiques
- Zeitzeichen 08.09.2024 – Nackter Marmor: Michelangelos David-Statue wird enthüllt
- ARD alpha – Mythen
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Murat Kayi
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Sie rettete Floridas Everglades: Marjory Stoneman Douglas
Sie rettete Floridas Everglades: Marjory Stoneman Douglas. WDR Zeitzeichen. 07.04.2025. 14:34 Min.. Verfügbar bis 08.04.2099. WDR 5.
Sie rettet die Everglades im Süden Floridas: Die US-Journalistin Marjory Stoneman Douglas ist als Umweltaktivistin ihrer Zeit weit voraus. Doch sie hat mächtige Gegner.
Als Marjory Stoneman Douglas herausfindet, dass ihr Ehemann schon verheiratet ist, kommt sie für einen Neuanfang nach Florida. Sie findet inmitten weiter Landschaften und tropischer Feuchtgebiete ein neues Zuhause - und kämpft für deren Erhalt, bis sie mit 108 stirbt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Miranda Smith (US-Filmproduzentin) ***
- wie Marjory Stoneman Douglas zum Journalismus kommt,
- was sie während des Ersten Weltkriegs in Paris macht,
- von welchem US-Präsidenten Marjory Stoneman Douglas die höchste zivile Auszeichnung der USA erhält,
- wie es unter US-Präsident Donald Trump um Nationalparks in den USA bestellt ist.
Im Kampf um die Everglades sind Investoren, Politiker und Unternehmer Marjory Stoneman Douglas' schärfste Gegner. Für die sind es bloß nutzlose Sümpfe, die man trockenlegen sollte, um landwirtschaftlich nutzbares Land daraus zu machen. Stoneman Douglas’ Widersacher fragen sich: Warum das wertvolle Wasser versickern lassen, wenn man es mithilfe von Kanälen abzweigen und für die Wasserversorgung Südfloridas nutzen könnte?
Für Marjory Stoneman Douglas ist das zu kurz gedacht. Sie veröffentlicht erfolgreich eine Kolumne und Kurzgeschichten, die von der bedrohten Natur Floridas handeln. Ihr ist es mit zu verdanken, dass ein Teil der Everglades 1947 zum Nationalpark wird.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Miranda Smith (US-Filmproduzentin)
- Marjory Stoneman Douglas: The Everglades - River of grass. Sarasota 1997
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Everglades-Nationalpark
- Friends of the Everglades: Biografie von Marjory Stoneman Douglas
- Miranda Smith: "Canary of the ocean", Dokumentarfilm über Gewässer in Florida
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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
Technik: Christina Gabriel
Oskar Vogt: die Vermessung des Gehirns
Oskar Vogt: die Vermessung des Gehirns. WDR Zeitzeichen. 06.04.2025. 14:44 Min.. Verfügbar bis 07.04.2099. WDR 5.
Gemeinsam mit seiner Frau Cécile kartiert Oskar Vogt das Gehirn und entdeckt unbekannte Hirnregionen: Grundsteine der modernen Neuroanatomie. Geboren am 6.4.1870 in Husum.
Sie forschen an Hirnen von Tieren ebenso wie an jenen von Menschen: Cécile und Oskar Vogt führen nicht nur eine Ehe, sondern auch eine berufliche Partnerschaft. In ihrer dreistöckigen "Neurologischen Zentralstation" in Berlin betreiben sie neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit auch eine nervenärztliche Praxis. Während Affen auf dem Balkon turnen und menschliche Gehirne in Paketen ins Haus getragen werden, sitzt im Sprechzimmer die Berliner Gesellschaft. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professorin Katrin Amunts (Hirnforscherin, Direktorin Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung, Uniklinikum Düsseldorf) ***
- wo sich die Französin Cécile Mugnier und Oskar Vogt kennenlernen,
- welcher ungewöhnliche Arbeitsgegenstand auf dem Hochzeitsfoto der beiden abgebildet ist,
- was der russische Revolutionsführer Lenin mit Oskar Vogt zu tun hat,
- welche menschenfeindlichen Ideen die Forschung des Ehepaars beinhaltet,
- wie Hitler den Institutsdirektor Vogt Mitte der 1930er-Jahre entlässt.
Lassen sich psychische Auffälligkeiten durch Besonderheiten im Gehirn erklären? Das ist die Frage, die die Ehe- und Arbeitsgemeinschaft von Cécile und Oskar Vogt umtreibt. Um sie beantworten zu können, ist zunächst Grundlagenforschung nötig, die den grundsätzlichen Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns klärt.
Die Vogts entwickeln die Lokalisationslehre weiter, die bestimmte Funktionen bestimmten Hirnbereichen zuordnet. Für diese Untersuchungen werden Gehirne Verstorbener speziell präpariert und in dünne Scheiben gehobelt. In ihrem Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut wird fächerübergreifend gearbeitet. Neben der Grundlagenforschung geht es auf der Bettenstation auch um Therapien für psychiatrische Patienten.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Professorin Katrin Amunts (Hirnforscherin, Direktorin Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung, Uniklinikum Düsseldorf)
- Dr. Manuel Marx (Wissenschaftlicher Koordinator Vogt-Archiv, Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung, Uniklinikum Düsseldorf)
- Birgit Kofler-Bettschart: Cécile Vogt - Pionierin der Hirnforschung. Wien 2022
- Burkhard S. Kasper: Cécile & Oskar Vogt - Leben, Werk und ihr Beitrag zur Epileptologie. Heidelberg 2024
- Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich - Karrieren vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2001
Weiterführende Links:
- SWR Retro: Oskar Vogt und Lenins Gehirn
- Max-Planck-Institut: Die Kartografen der toten Gedanken
- Planet Wissen: Hirnforschung
- WDR: Der Hirnforscher Gerald Hüther
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup
Ein Vulkanausbruch, Schauergeschichten und - das Fahrrad
Ein Vulkanausbruch, Schauergeschichten und - das Fahrrad. WDR Zeitzeichen. 05.04.2025. 14:45 Min.. Verfügbar bis 06.04.2099. WDR 5.
Zehntausende Menschen reißt der Ausbruch des Vulkans Tambora Anfang April 1815 in den Tod. Das folgende Jahr geht nicht nur als "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte ein.
Die Folgen des Vulkanausbruchs 1815 treffen die Welt ungleich: Während Nordamerika, Europa und Russland sich nach den Hungersnöten stabilisieren und langfristig sogar wirtschaftlich und politisch gestärkt aus der Krise hervorgehen, leiden Indien und China noch jahrzehntelang unter den Folgen der Ernteausfälle, Hungersnöte und sozialen Unruhen. *** Gesprochen haben wir in dieser Folge unter anderem mit: Dr. Wolfgang Behringer, Klimaforscher ***
- wie die Folgen des Vulkanausbruchs 1816 drei junge Schriftsteller inspirieren,
- wie ratlos die Menschen dem Naturphänomen gegenüberstehen,
- wie zeitgenössische Maler gewissermaßen als erste Zeugen diese Klimakatastrophe auf ihren Bildern verewigen und die Abendhimmel in unglaubliche Farben tauchen.
In Europa regnet es 1816 unaufhörlich. Es ist das „Jahr ohne Sommer“ – mit Missernten, Kälte und Hunger. Der Grund für das düstere Wetter: Im April 1815 ist der indonesische Vulkan Tambora mit einer Wucht explodiert, die alles übertrifft, was die Menschheit je erlebt hat. Asche und Schwefel verdunkeln den Himmel, das Wetter gerät aus den Fugen. Menschen protestieren gegen steigende Lebensmittelpreise, während Regierungen mit harter Repression reagieren.
Wo eine Naturkatastrophe politische Umwälzungen und soziale Not hervorruft, beflügelt sie andererseits die Fantasie dreier Schriftsteller und Schriftstellerinnen in einer Villa am Genfer See. Während draußen der Regen prasselt, erzählt Mary Shelley eine Geschichte, die sie später weltberühmt machen wird: „Frankenstein“.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Dr. Wolfgang Behringer, Klimaforscher
- Wolfgang Behringer: Tambora - das Jahr ohne Sommer, München 2021
- Timo Feldhaus: Mary Shelleys Zimmer, Hamburg 2022
- W wie Wissen - Ausbruch des Tambora - ein Vulkan stiehlt den Sommer
- Tambora - Superexplosion mit verheerenden Folgen
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Naturgewalten - Vulkane
- Planet Wissen: Fabelwesen Britischer Horror
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Frank Zirpins
Oscar für den Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht sterben"
Oscar für den Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht sterben". WDR Zeitzeichen. 04.04.2025. 14:47 Min.. Verfügbar bis 05.04.2099. WDR 5.
Ein Leben für die wilden Tiere: Der Tierfilmer Michael Grzimek verunglückt mit dem berühmten Flugzeug im Zebra-Look tödlich - noch vor der Oscarverleihung vom 4.4.1960.
Mit großem Aufwand drehen der Tierfilmer Bernhard Grzimek und sein Sohn Michael die Tierdokumentation "Serengeti darf nicht sterben". Den Welterfolg und die Oscar-Auszeichnung erlebt Michael jedoch nicht mehr: Noch vor Abschluss der Dreharbeiten kommt er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Christian Grzimek, Sohn des Filmemachers Michael Grzimek. ***
- welche Aufgabe Bernhard Grzimek als Tiermediziner in der Nazi-Zeit hat,
- wie sein Sohn Michael sich mit einer geschenkten Kamera selber zum Filmemacher ausbildet,
- wie die Grzimeks sich mit ihren ersten Filmprojekten am Rand des finanziellen Ruins bewegen,
- in wem Michaels Sohn Christian einen Stiefvater findet,
- mit welchem Steckenpferd Bernhard Grzimek seine Umgebung herausfordert
Als neuer Direktor des Frankfurter Zoos reist Bernhard Grzimek ab Anfang der 1950er-Jahre häufig nach Afrika, um dort neue Tiere für den Zoo zu fangen. Dabei kommt er auf die Idee, gemeinsam mit seinem Sohn Michael einen richtigen Kinofilm zu drehen. "Kein Platz für wilde Tiere" wird von der Presse kaum wahrgenommen, aber vom Publikum gefeiert. Von den Erlösen wollen die Grzimeks Land zur Vergrößerung des Serengeti-Nationalparks in Tanganjika kaufen. Die britische Verwaltung lehnt ab, bietet stattdessen aber an, dass die Grzimeks sich an Untersuchungen der Großwildherden und deren Wanderrouten beteiligen können.
Die Aufgabe des Zählens und Beobachten dieser Herden bildet die Rahmenhandlung des Films "Serengeti darf nicht sterben", der eindrucksvolle Luftaufnahmen zeigt. Die letzte Einstellung des Films zeigt die zebrafarbene Dornier Do27, wie sie in die untergehende Sonne fliegt. Gedreht wird, als Michael Grzimek noch lebt - denn mit dem Flugzeug stürzt er kurz danach in den Tod. "Serengeti darf nicht sterben" wird zu einem großen Kinoerfolg. Der Film bekommt das Prädikat "wertvoll" und im April 1960 den Oscar als "Bester Dokumentarfilm".
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Christian Grzimek, Sohn des Filmemachers Michael Grzimek, Stiefsohn und zugleich Enkel von Bernhard Grzimek.
- Bernhard und Michael Grzimek: Serengeti darf nicht sterben. 367.000 Tiere suchen einen Staat, 1959.
- Claudia Sewig: Der Mann, der die Tiere liebte: Bernhard Grzimek, 2009.
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Tier und Mensch - Zoos
- Planet Wissen: Zoos - Kritik an Zoos
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler
Redakteur: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Der Pony-Express: Ein großer Mythos des Wilden Westens
Der Pony-Express: Ein großer Mythos des Wilden Westens. WDR Zeitzeichen. 03.04.2025. 14:50 Min.. Verfügbar bis 04.04.2099. WDR 5.
Briefzustellung als großes Abenteuer. Ziel: die schnellste Verbindung zwischen Atlantik- und Pazifikküste. Am 3.4.1860 startet die Postzustellung mit dem "Pony-Express".
Die USA brauchen Mitte der 1850er-Jahre ein schnelles und zuverlässiges Postsystem mit vertrauenswürdigen Boten. Der Pony-Express wird gegründet. Die Grundidee ist, mutige junge Männer über 3.000 Kilometer quer durch den Kontinent zu schicken. Bis zu zwölf Mal können die Reiter ihr Pferd an einer der 157 Relaisstationen wechseln, die alle 16 Kilometer eingerichtet sind. Zehn Tage braucht auf diese Art ein Brief durch die gesamte USA und ist damit doppelt so schnell am Ziel wie mit der Postkutsche.
- warum das Dampfschiff damals keine echte Alternative zur Postkutsche ist,
- welchen Eid die jungen Pony-Reiter ablegen müssen,
- warum man Jack Keetley nach seinem Ritt schlafend aus dem Sattel hebt,
- welche Geschichte die Erfindung des Doughnut mit dem Pony-Express verbindet,
- wieso der Pony-Express für seine Betreiber zum finanziellen Desaster wird.
Der Plan ist ehrgeizig: ein 3.100 Kilometer langer Stafettenlauf zu Pferde mit 25 Reitern und 157 Relais-Stationen, quer durch die amerikanische Prärie, über die Rocky Mountains und die Sierra Nevada - doppelt so schnell wie jede Postkutsche.
Ab dem 3. April 1860 wird der Plan in die Tat umgesetzt. Vor den Pony Express Stables in St. Joseph übergibt der Bürgermeister nach einer kurzen Ansprache die erste "Mochila", die Posttasche, feierlich an den ersten Reiter, und schickt ihn mit einem Salut auf den gefährlichen Weg Richtung Westen. Sein Ziel: Seneca in Kansas, 130 Kilometer entfernt. Nach sechs Stunden Gewaltritt kommt er an, sechs Stunden im Galopp von Station zu Station, wo ihm jedes Mal weniger als zwei Minuten bleiben, um mitsamt "Mochila" das Pony zu wechseln.
Der Pony-Express ist die schnellste Postverbindung zwischen nordamerikanischer Ost- und Westküste, und bleibt es - für ganze 18 Monate. Im Oktober 1861 wird das erste Telegramm über die neue transkontinentale Telegraphenleitung geschickt, in wenigen Sekunden. Das schafft kein Reiter.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Claudia Schnurmann, Professorin em. für nordamerikanische und atlantische Geschichte
- Tim McNeese: The Pony Express - Bringing Mail to the American West, Chelsea House, New York 2009
Weiterführende Links:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Martin Herzog
Redaktion: Matti Hesse
Wo der Pfeffer wächst: Die Niederlande und der Gewürzhandel
Wo der Pfeffer wächst: Die Niederlande und der Gewürzhandel. WDR Zeitzeichen. 02.04.2025. 14:41 Min.. Verfügbar bis 03.04.2099. WDR 5.
Am 2.4.1595 sticht eine niederländische Expedition in See, um das portugiesische Gewürzmonopol in Asien zu brechen. Kennt sie die Route durch die Informationen eines Spions?
Im 16. Jahrhundert ist der Niederländer Jan Huygen van Linschoten unter anderem in Portugiesisch-Indien unterwegs. Als Kind hatte er begeistert Abenteuergeschichten gelesen, nach seiner Zeit in der Kolonie verfasst der Kaufmann und Seefahrer selbst welche. Er liefert damit die Grundlage für die Expansion des niederländischen Handels. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Jürgen G. Nagel (Geschichtsprofessor an der Fernuniversität Hagen) ***
- wie der Niederländer Jan Huygen van Linschoten nach Portugiesisch-Indien kommt,
- warum er Zugang zum gesamten portugiesischen Wissen über den Indischen Ozean hat,
- wie Jan Huygen van Linschotens Notizen an die niederländische Öffentlichkeit gelangen,
- mit welchen Widrigkeiten die Niederländer auf ihrer ersten Ostindien-Reise konfrontiert sind,
- was die Niederländer des "Goldenen Zeitalters" mit Unterdrückung und Ausbeutung zu tun haben.
Seit der Antike gelangen Gewürze auf dem Landweg aus Asien nach Europa. Die Luxusgüter sind auch deshalb so teuer, weil am Transport viele Zwischenhändler beteiligt sind. Auch sind die Zulieferwege über Land kaum kontrollierbar, weil sie durch verschiedene Herrschaftsgebiete führen. Die europäischen Handelsmächte des Mittelalters und der frühen Neuzeit suchen deshalb einen anderen Handelsweg.
Im 16. Jahrhundert schaffen die Portugiesen auf dem Seeweg eine Gewürzroute nach Indien und halten bald das Transportmonopol. Die Portugiesen versuchen zwar, ihre See- und Landkarten geheim zu halten. Aber das gelingt nur bedingt.
Am 2. April 1795 starten in Amsterdam vier Schiffe zu einer ersten Markterkundungsfahrt. Die führt schließlich dazu, dass die Niederländer das Monopol der Portugiesen brechen. Die notwendigen Informationen für ihre Fahrt liefern die Aufzeichnungen des Niederländers Jan Huygen van Linschoten aus Portugiesisch-Indien.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Jürgen G. Nagel (Geschichtsprofessor an der Fernuniversität Hagen)
- Jan Huygen van Linschoten: Sein Bericht über Reisen nach Ost- und Westindien, aufgeteilt in vier Bücher
- "Jan Huygen van Linschoten's Itinerario: a decaying commercial portrait of Portuguese Asia?", in: Espelhos de Mercúrio. A representação do comércio nas Monarquias Ibéricas, 1500-1800, hg. von Pablo Sánchez León, Carla Vieira und Nina Vieira. Coimbra 2024
- George Masselman: The Cradle of Colonialism. New Haven, 1963
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen 15.05.1648: Die Niederlande werden unabhängig
- Zeitzeichen 17.03.1798: Ostindien-Kompanie wird verstaatlicht
- Planet Wissen: Die Niederlande und ihre Kolonien
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Autorin und Autor: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: Frank Zirpins
Das letzte Einhorn wird in Dorsten geschlachtet (am 1.4.1915)
Das letzte Einhorn wird in Dorsten geschlachtet (am 1.4.1915). WDR Zeitzeichen. 01.04.2025. 14:39 Min.. Verfügbar bis 02.04.2035. WDR 5.
Einhörner sind keine Fabelwesen, wie viele glauben - aber sie sind schon lange ausgestorben. Nur in einer Stadt am Rand des Münsterlands hatten Einhörner überlebt, bis zu einem schicksalhaften Tag im Jahr 1915...
Einhörner halten viele Menschen bis heute für Fabeltiere. Dabei ist wissenschaftlich längst erwiesen, dass es diese Tierart gab. Mit den edlen Fantasy-Wesen aus Filmen und der Spielwarenindustrie hatten sie allerdings eher wenig zu tun. Doch wann, wo und warum sind die Einhörner ausgestorben? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gerlinde Lütkebohmert (Regionalhistorikerin aus Dorsten), Tobias Stockhoff (Bürgermeister von Dorsten) und Björn Freitag (Sternekoch aus Dorsten) ***
- wie die Tierart aus einer Kreuzung nepalesischer Zwergnashörner und mongolischer Wildesel entsteht,
- wieso sie ein besonders schmackhaftes Fleisch entwickelt,
- wie die Einhörner in Bedrängnis geraten, in Dorsten (Westfalen) aber noch jahrhundertelang weiter existieren können,
- warum die Tiere für Trabrennen nur mäßig geeignet sind,
- wieso der Abdecker in Dorsten am 1. April 1915 so viel zu tun hat.
Im 5. Jahrhundert nach Christus kommen die ersten Einhörner als Lastentiere mit dem zentralasiatischen Reiterheer des Hunnenkönigs Attila nach Mitteleuropa. Die gutmütigen Tiere mit klobigem Körperbau, struppigem graubraunen Fell und kurzem Hornknubbel verbreiten sich vor allem in den dichten westfälischen Wäldern.
Weil sie eher langsam, aber besonders lecker sind, droht ihnen im späten Mittelalter die Ausrottung. Doch die Dorstener Grafenlinie derer von Beck zu Lembeck erbarmt sich der Tiere und sorgt dafür, dass sie jahrhundertelang gut versteckt in den Wäldern nördlich von Dorsten überleben können.
In den Krisenzeiten des Ersten Weltkrieges kommt es dann zu einem bedauerlichen Übergriff hungriger Dorstener Bürger. Oder waren es womöglich Zugezogene aus der Nachbarstadt Marl? Damit und mit dem jungen Forschungsgebiet der "Unicornistik" setzt sich die Stadt am nördlichen Rand des Ruhrgebietes heute kritisch auseinander.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Dr. Gerlinde Lütkebohmert (Regionalhistorikerin aus Dorsten) und ihr Buch: "Das Einhorn im Spiegel der Zeit". Glaubsnich-Verlag, Dorsten 2024
- Tobias Stockhoff (Bürgermeister von Dorsten)
- Björn Freitag (Sternekoch, "Goldener Anker", Dorsten)
- Friedhelm Eckenhagen (Bergmann aus Dorsten; historische WERAG-Aufnahme von 1931)
- "International Unicorn Questionnaire" - University of Ulan Bator, Mongolia, 2021
- Krethesius et Plethesius: "De Unicornus Unicatus", etwa 480 n. Chr.
- Conrad Gessner: "Historia Animalium", 1543
Weiterführende Links:
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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: David Rother
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