14. August 1956 - Todestag von Bertolt Brecht
Stand: 04.08.2021, 09:35 Uhr
"Philosophieren heißt Sterben lernen." Dieser Satz des Essayisten Michel de Montaigne beschäftigt Bertolt Brecht sehr. Überhaupt geht es in den Texten des Schriftstellers nicht nur um ein besseres Leben des Menschen in einer sozialen und gerechten Gesellschaft, sondern immer wieder auch um den Tod.
Das spiegelt sich nicht zuletzt in den zahlreichen, vom Dichter erfundenen eigenen Grabinschriften. "Hier ruht BB. Rein, sachlich, böse", lautet eine davon, niedergeschrieben mit Mitte 20. "Er hat Vorschläge gemacht. Wir haben sie angenommen", eine andere.
Schon als Schüler ans Sterben denken
Geboren wird Brecht 1898 als Eugen Berthold Friedrich Brecht in Augsburg. Schon zu Schulzeiten treibt den eher schüchternen Jugendlichen die Todesangst um, in Werktiteln wie "Der Tod im Wald", "Legende vom toten Soldaten", "Auf den Tod eines Verbrechers", "Epistel über den Selbstmord" oder "Bericht über den Tod eines Genossen" spiegelt sich das Thema wieder.
Dabei tut Brecht wenig, um den Tod aufzuhalten: Er raucht wie ein Schlot, geht jeder sportlichen Tätigkeit aus dem Weg und steht ständig unter Arbeitsstress: Fast scheint es, als wolle er mit harter Arbeit dem Sensenmann davonlaufen.
Allerdings leistet auch die Medizin ihren Beitrag: Eine Herzbeutel-Entzündung wird bei Brecht nicht entdeckt. Mit 58 Jahren hat der Dichter und Dramatiker die Verfassung eines 80-Jährigen – sicher auch bedingt durch die Strapazen des Exils und die Enttäuschungen in der DDR.
Angst vor Würmern und Grabreden
Bertolt Brecht stirbt am 14. August 1956 in Ost-Berlin. Zusammen mit seiner 1971 verstorbenen Frau Helene Weigel liegt er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, auf den er von seinem Arbeitszimmer aus zu Lebzeiten schon hatte blicken können.
Beerdigt wird er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und zahlreicher Vertreter aus Kunst und Politik. Zuvor hatte sich der Dichter einen speziellen, mehrfach mit Stahl ummantelten Holzsarg anfertigen lassen, in dem sogar ein Arbeiter hatte probeliegen müssen: aus panischer Angst vor Würmern, die Brecht natürlich längst im Körper trägt.
Auch den Grabstein hatte sich Brecht auf einer seiner Fahrten durch die Mark Brandenburg selbst ausgesucht. Er enthält keinen Grabspruch – nur seinen Namen. Bei seiner Beerdigung darf auf seinen ausdrücklichen Wunsch nicht gesprochen werden: Die Furcht vor verlogenen Lobeshymnen ist offenbar genau so groß wie die vor den Würmern.
Autor des Hörfunkbeitrags: Jürgen Werth
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. August 2021 an Bertold Brecht. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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