15. Juni 1987 - Das Erasmus-Programm für Uni-Aufenthalte im Ausland wird beschlossen
Stand: 09.06.2022, 16:01 Uhr
Wer im Ausland studieren will, kann über das Erasmus-Programm der EU gefördert werden. Dabei geht es nicht nur ums Lernen, sondern auch ums europäische Miteinander. Oft mit ganz konkreten Folgen.
Es gibt rund eine Million Erasmus-Kinder. So wird der Nachwuchs von Paaren genannt, die sich durch das Erasmus-Programm der Europäischen Union kennengelernt haben. Dessen Bezeichnung erinnert an den Namen des Gelehrten Erasmus von Rotterdam. Tatsächlich aber steht Erasmus für "European Region Action Scheme for the Mobility of University Students".
Beschlossen wird das Studierendenprogramm am 15. Juni 1987 vom Europäischen Rat. Es versteht sich als Mobilitäts-Stipendium - eine Beihilfe, um die Mehrkosten eines Auslandaufenthaltes zu decken. Doch es geht dabei nicht nur um eine finanzielle Förderung. Die Hochschulen arbeiten zusammen und regeln vorab untereinander die Anerkennung der erworbenen Abschlüsse.
Auch Azubis können profitieren
Darüber hinaus besteht ein Netzwerk, das Studiums- und Praktikumsplätze anbietet. Das kann von allen Studierenden genutzt werden. Im Unterschied zu den DAAD-Vollstipendien, die sich an besonders Begabte richten, ist Erasmus ein Breitenprogramm, bei dem keine Leistungsauswahl stattfindet.
Seit 2014 heißt das Programm "Erasmus plus", weil ein Auslandsaustausch mittlerweile auch außerhalb von Universitäten möglich ist: Auszubildende können seither ebenfalls ein Erasmus-Praktikum absolvieren. Heute haben sich Universitäten und Ausbildungsstätten aus mehr als 30 Ländern dem Erasmus-Programm angeschlossen. Auch Staaten, die nicht zur EU gehören, sind dabei - wie Island, die Schweiz und die Türkei.
Ohne Großbritannien
Nur Großbritannien hat mit dem Brexit auch Erasmus verlassen. "Der Grund war angeblich, dass es zu teuer ist, weil es nicht nur Studierende austauscht, sondern auch Lehrende", sagt Professor Gerhard Dannemann von der Humboldt-Universität in Berlin, der viele Studierende ins Erasmus-Programm geholt hat.
Dadurch, dass britische Universitäten nicht mehr mitmachen, muss beispielsweise die Anerkennung der Abschlüsse neu verhandelt werden. Studierende und Azubis, die über Erasmus ein Praktikum in England machen wollen, brauchen jetzt eine Arbeitserlaubnis.
Bessere Jobaussichten
Bislang haben allein in Deutschland fast eine Million junge Menschen ein Erasmus-Stipendium bekommen. Nicht selten beeinflusst das Erasmus-Programm die Lebensläufe: Teilnehmende Studierende gehen etwa doppelt so häufig Beziehungen mit ausländischen Partnern ein wie Studierende ohne. Auch die Arbeitslosenquote ist bei ehemaligen Teilnehmern des Erasmus-Programms niedriger als üblich.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Geuer
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Juni 2022 an die Einrichtung des Erasmus-Programms. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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