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Wie John Law mit einem Papiergeldsystem Frankreich retten wollte
"Das Verlangen nach Gewinn ist das wahre Motiv für das Vertrauen." So lautet der Schlüssel des Finanz-Systems, das der schottische Nationalökonom John Law zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelt. Gold und Silber, so seine Überzeugung, lähmten die Wirtschaft, Papiergeld dagegen bringe sie zum Boomen. Law verkauft das Papiergeld als Wunderwaffe gegen die immer häufiger anzutreffende galoppierende Staatsverschuldung.
Law kombiniert die Ideen zu verschiedenen Papiergeldsystemen, die in Europa kursieren. Grund und Boden erscheinen ihm dabei die ideale Deckung für das zirkulierende Papiergeld. Die Aktienkurse der 1717 gegründeten "Mississippi-Gesellschaft", gedeckt durch Grund und Boden in der Kolonie Louisiana, schnellen in die Höhe.
Doch 1720 wird offenkundig, dass Louisiana kein El Dorado ist. Das Vertrauen der Anleger, das Herzstück des Law`schen Systems, sinkt. Es kommt zum Desaster. Law ist weit über das Ziel hinausgeschossen. Er hat den Markt nicht nur mit Aktien überschwemmt, sondern auch mit Papiergeld.
Am 21. März 1729 stirbt John Law an einer Lungenentzündung. In den Augen der Nachwelt bleibt sein Ruf skandalumwittert. Für viele Wirtschaftswissenschaftler ist er aber weiter ein Ideengeber und experimentierfreudiger Vorläufer moderner Finanzsysteme.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Jürgen Beiner
Law kombiniert die Ideen zu verschiedenen Papiergeldsystemen, die in Europa kursieren. Grund und Boden erscheinen ihm dabei die ideale Deckung für das zirkulierende Papiergeld. Die Aktienkurse der 1717 gegründeten "Mississippi-Gesellschaft", gedeckt durch Grund und Boden in der Kolonie Louisiana, schnellen in die Höhe.
Doch 1720 wird offenkundig, dass Louisiana kein El Dorado ist. Das Vertrauen der Anleger, das Herzstück des Law`schen Systems, sinkt. Es kommt zum Desaster. Law ist weit über das Ziel hinausgeschossen. Er hat den Markt nicht nur mit Aktien überschwemmt, sondern auch mit Papiergeld.
Am 21. März 1729 stirbt John Law an einer Lungenentzündung. In den Augen der Nachwelt bleibt sein Ruf skandalumwittert. Für viele Wirtschaftswissenschaftler ist er aber weiter ein Ideengeber und experimentierfreudiger Vorläufer moderner Finanzsysteme.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
- Wie Law das Vermögen seines Vaters verspielte,
- wie ihm die damals neue Wahrscheinlichkeitsrechnung reich machte,
- wie er den Aktienmarkt zum Kochen brachte,
- wie er auch den französischen Staat (vorerst) vor der Pleite bewahrte,
- wie es nach dem Finanzcrash in Frankreich weiterging.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Professorin Friedrun Quaas (Uni Leipzig)
- Quaas, Friedrun: John Law (1671-1729), Pionier der Geldtheorie. Marburg 2023
- Meyer, Jean: La vie quotidienne en France au temps de la Régence. Paris 1979
- Desgraves, Louis: Montesquieu. Frankfurt am Main 1992
- Faure, Edgar: La banqueroute de Law. Paris 1977
- Saint-Simon, Louis de Rouvroy Duc de: Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon. Vierter Band 1715-1723. Herausgegeben und übersetzt von Sigrid von Massenbach. Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1979
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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Jürgen Beiner
Jugendfreizeit im Dienst der SED: Die Pioniere
Die Gründungsfeier der Jungen Pioniere findet am 20. März 1949 im Berliner Friedrichstadtpalast statt - ein halbes Jahr vor der Gründung der DDR. Offiziell besteht die Aufgabe der Jungen Pioniere von Anfang an darin, am Aufbau des real existierenden Sozialismus in der DDR mitzuwirken. In der Praxis sieht diese Arbeit aber harmloser aus. Zumeist werden bei offiziellen Anlässen Gedichte aufgesagt und Blumen überreicht.
Ein Gebot der Massenorganisation für Kinder lautet: "Wir Jungpioniere singen und tanzen, spielen und basteln gern." Tatsächlich aber geht es darum, schon Grundschüler mit einem "Wir"-Gefühl auf den Arbeiter- und Bauernstaat und seine Ideologie einzuschwören. Dazu gehört auch eine Art Uniform. Neben einer weißen Bluse trägt der Jungpionier bis zur vierten Klasse ein blaues Halstuch, um dann anschließend mit einem roten Halstuch zum "Thälmannpionier" aufzusteigen. Andere Jugendorganisationen sind in der DDR nicht zugelassen.
"Eins, zwei, drei. Es lebe die Partei" - 40 Jahre lang bejubeln die Jungen Pioniere unablässig die Staatsmacht. Dann geht der von ihnen besungene, bedichtete und betanzte real existierende Sozialismus eher sang- und klanglos unter.
In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Klug
Redaktion: Gesa Rünker
Ein Gebot der Massenorganisation für Kinder lautet: "Wir Jungpioniere singen und tanzen, spielen und basteln gern." Tatsächlich aber geht es darum, schon Grundschüler mit einem "Wir"-Gefühl auf den Arbeiter- und Bauernstaat und seine Ideologie einzuschwören. Dazu gehört auch eine Art Uniform. Neben einer weißen Bluse trägt der Jungpionier bis zur vierten Klasse ein blaues Halstuch, um dann anschließend mit einem roten Halstuch zum "Thälmannpionier" aufzusteigen. Andere Jugendorganisationen sind in der DDR nicht zugelassen.
"Eins, zwei, drei. Es lebe die Partei" - 40 Jahre lang bejubeln die Jungen Pioniere unablässig die Staatsmacht. Dann geht der von ihnen besungene, bedichtete und betanzte real existierende Sozialismus eher sang- und klanglos unter.
In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
- was den Jungpionieren alles geboten - und was von ihnen erwartet wird,
- was passiert, wenn jemand nicht in die Organisation eingetreten ist,
- wie die SED ihre Idee einer einheitlichen Massenorganisation für Kinder so schnell durchsetzen konnte.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen:
- Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Petra Lange, ehemaliges Mitglied der Jungen Pioniere
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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Gesa Rünker
Begründer der deutschen Hochseeflotte: Alfred von Tirpitz
Alfred Tirpitz wird am 19. März 1849 als Sohn eines Rechtsanwalt in Küstrin an der Oder geboren. In der Schule noch gescheitert, kommt er 1865 durch einen Freund zur preußischen Marine. Für die Aufnahmeprüfung büffelt er wie nie zuvor, wird als Kadett genommen. Anschließend legt er einen kometenhaften Aufstieg hin: Leutnant zur See, Kapitänleutnant, Kapitän zur See.
Mit fünf Flottengesetzen von 1898 bis 1912 setzt der Admiral schrittweise den Bau von 61 Großkampfschiffen, 40 Kleinen Kreuzern, 144 Torpedo- und 72 U-Booten durch. Das deutsche Reich als ernsthafter Gegner der gewaltigsten Seemacht der Welt, England, das ist Tirpitz´ Ziel. Es beginnt ein verhängnisvolles Wettrüsten, das Deutschland klar verliert. Die Flotte, die viele Millionen gekostet hat, wird nie auch nur annähernd so groß wie die englische. Zudem befeuert sie die Feindschaft mit den Briten.
Mit Kriegsbeginn 1914 zeigt sich schnell: Tirpitz' Idee einer Abschreckung durch eine "Risikoflotte" ist ein Hirngespinst. Nur einmal kommt es zur erhofften großen Seeschlacht gegen England - diese geht im Mai 1916 Unentschieden aus. Tirpitz‘ Karriere als Admiral ist da bereits zu Ende. Seine Großkampfschiffe rosten fortan in ihren Häfen vor sich hin.
In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle
Mit fünf Flottengesetzen von 1898 bis 1912 setzt der Admiral schrittweise den Bau von 61 Großkampfschiffen, 40 Kleinen Kreuzern, 144 Torpedo- und 72 U-Booten durch. Das deutsche Reich als ernsthafter Gegner der gewaltigsten Seemacht der Welt, England, das ist Tirpitz´ Ziel. Es beginnt ein verhängnisvolles Wettrüsten, das Deutschland klar verliert. Die Flotte, die viele Millionen gekostet hat, wird nie auch nur annähernd so groß wie die englische. Zudem befeuert sie die Feindschaft mit den Briten.
Mit Kriegsbeginn 1914 zeigt sich schnell: Tirpitz' Idee einer Abschreckung durch eine "Risikoflotte" ist ein Hirngespinst. Nur einmal kommt es zur erhofften großen Seeschlacht gegen England - diese geht im Mai 1916 Unentschieden aus. Tirpitz‘ Karriere als Admiral ist da bereits zu Ende. Seine Großkampfschiffe rosten fortan in ihren Häfen vor sich hin.
In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
- in welch schlechtem Zustand Tirpitz die Flotte zu Beginn vorfindet,
- warum Kaiser Wilhelm II. der perfekte Partner für Tirpitz ist,
- wie es für Tirpitz nach seiner Karriere als Großadmiral weiter geht.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Professor Christoph Nonn (Historiker, Universität Düsseldorf)
- Horst Dederichs (Extremtaucher, Mönchengladbach)
- Rainer Hering, Christina Schmidt: Prinz Heinrich von Preußen - Großadmiral, Kaiserbruder, Technikpionier (2013)
- Michael Salewski: Tirpitz - Aufstieg, Macht, Scheitern (1979)
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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle
Ferdinand Franz Wallraf - der Retter der Geschichte von Köln
Geboren wird Ferdinand Franz Wallraf 1748 als Kind eines Schneidermeisters. Früh ist klar, dass Wallraf nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten wird. Stattdessen entscheidet sich der vielseitig interessierte Junge zunächst für den Lehrerberuf - und tritt dafür extra in den geistlichen Stand (Priesterweihe 1772) ein.
Im Laufe der Jahre macht sich Wallraf in vielfacher Weise einen Namen in seiner Heimatstadt Köln - unter anderem wirkt er als Gelehrter, Stadtreformer und Universitätspolitiker. Gleichzeitig prägt er durch seine ausgesprochen große Sammelleidenschaft auch das kulturelle Leben Kölns. Zunächst sind es vor allem Mineralien, die sein Interesse wecken, später sammelt er auch Münzen, Kunstwerke sowie Bücher.
Am 18. März 1824 stirbt Ferdinand Franz Wallraf. All seine Sammlungen hinterlässt er der Stadt Köln. So ist sein Name auch 200 Jahre nach seinem Tod in der Rheinmetropole allgegenwärtig - an zahlreichen Orten, aber auch in Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother
Im Laufe der Jahre macht sich Wallraf in vielfacher Weise einen Namen in seiner Heimatstadt Köln - unter anderem wirkt er als Gelehrter, Stadtreformer und Universitätspolitiker. Gleichzeitig prägt er durch seine ausgesprochen große Sammelleidenschaft auch das kulturelle Leben Kölns. Zunächst sind es vor allem Mineralien, die sein Interesse wecken, später sammelt er auch Münzen, Kunstwerke sowie Bücher.
Am 18. März 1824 stirbt Ferdinand Franz Wallraf. All seine Sammlungen hinterlässt er der Stadt Köln. So ist sein Name auch 200 Jahre nach seinem Tod in der Rheinmetropole allgegenwärtig - an zahlreichen Orten, aber auch in Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
- wo einem in Köln überall der Name Wallraf begegnet,
- wie er die Geschichte der Stadt gerettet hat,
- was die "Pissgasse" über den Universalgelehrten verrät,
- von Wallrafs besonderer Beziehung zum Kölner Dom,
- warum man Wallraf heute als "Messi" bezeichnen würde.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
- Dr. Marcus Dekiert, Direktor des Wallraf-Richartz-Museums
- Dr. Gudrun Gersmann, Professorin für Neuere Geschichte an der Uni Köln
- Dr. Christiane Hoffrath, Leiterin der Universitätsbibliothek zu Köln
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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother
Die französische Revolutionärin Marie-Jeanne Roland
Marie-Jeanne Phlipon wird am 17. März 1754 in Paris geboren. Das begabte und wissbegierige Mädchen, liebevoll Manon gerufen, kann bereits im zarten Alter von vier Jahren lesen und interessiert sich früh für philosophische, geschichtliche und religiöse Themen.
Mit 25 Jahren heiratet Marie-Jeanne den 24 Jahre älteren Jean-Marie Roland de la Platière. Den Ausbruch der Revolution erleben die Eheleute in Lyon, und sie begeistern sich sofort für die neuen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Anfang 1791 zieht die Familie nach Paris. Ihr Salon wird zum Treffpunkt vieler Führungspersönlichkeiten der Revolution - darunter Jacques-Pierre Brissot, Maximilien Robespierre oder François Buzot. Obwohl Madame Roland behauptet, sich immer im Hintergrund gehalten zu haben, gilt sie als eine führende Vertreterin der Girondisten und gerät im vierten Jahr der Revolution in den tödlichen Machtkampf mit dem radikalen, jakobinischen Flügel.
Nachdem Robespierre im April 1793 die Girondisten des Verrats an der Revolution beschuldigte, flieht ihr Mann aus Paris. Marie-Jeanne wird zusammen mit den girondistischen Abgeordneten verhaftet und am 8. November öffentlich hingerichtet. Im Angesicht der Guillotine richtet Madame Roland ihre letzten Worte an die Pariser Freiheitsstatue: "Ach Freiheit, wie viele Verbrechen werden in deinem Namen verübt!"
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: David Rother
Technik: Petra Laubach
Mit 25 Jahren heiratet Marie-Jeanne den 24 Jahre älteren Jean-Marie Roland de la Platière. Den Ausbruch der Revolution erleben die Eheleute in Lyon, und sie begeistern sich sofort für die neuen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Anfang 1791 zieht die Familie nach Paris. Ihr Salon wird zum Treffpunkt vieler Führungspersönlichkeiten der Revolution - darunter Jacques-Pierre Brissot, Maximilien Robespierre oder François Buzot. Obwohl Madame Roland behauptet, sich immer im Hintergrund gehalten zu haben, gilt sie als eine führende Vertreterin der Girondisten und gerät im vierten Jahr der Revolution in den tödlichen Machtkampf mit dem radikalen, jakobinischen Flügel.
Nachdem Robespierre im April 1793 die Girondisten des Verrats an der Revolution beschuldigte, flieht ihr Mann aus Paris. Marie-Jeanne wird zusammen mit den girondistischen Abgeordneten verhaftet und am 8. November öffentlich hingerichtet. Im Angesicht der Guillotine richtet Madame Roland ihre letzten Worte an die Pariser Freiheitsstatue: "Ach Freiheit, wie viele Verbrechen werden in deinem Namen verübt!"
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
- Über die Vorbilder von Marie-Jeanne und wie diese die Französin beeinflussen,
- wie sie im Hintergrund ihres Mannes geschickt die Fäden zieht,
- wie Madame Roland die Zeit in Haft verbringt,
- wie ihr Ehemann auf die Todesnachricht seiner Frau reagiert.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Christiane Landgrebe (Roland-Biografin)
- Christiane Landgrebe: Madame Roland – Von der Bürgersfrau zur Revolutionärin. Berlin, 2024
- Barbara Beck: Legendäre Frauen - Zwischen Triumph und Verhängnis. Wiesbaden, 2020
- Guy Chaussinand-Nogaret: Madam Roland. Stuttgart, 1988
- Marie-Jeanne Roland de la Platière: Madame Roland - Memoiren aus dem Kerker. Zürich, 1987
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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: David Rother
Technik: Petra Laubach
Nebukadnezar II. erobert Jerusalem am 16.3.597 v.Chr.
Ab Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. erblüht Babylon zu immer größerer Pracht. König Nebukadnezar erobert immer mehr Staaten in der Region, die wir heute den "Nahen Osten" nennen. Unter ihnen auch das kleinere Königreich Juda. Doch irgendwann weigert sich das unterworfene Juda, Babylon Tribut zu zahlen.
Doch Nebukadnezar lässt sich das nicht bieten. Am 16. März 597 vor Beginn unserer Zeitrechnung erobert er die Stadt Jerusalem. Ein Ereignis, von dem auch das Alte Testament der Bibel berichtet: Jojachin, der König von Juda, sowie seine Familie und sein Hofstaat werden nach Babel verschleppt.
Nebukadnezar setzt zwar einen neuen König in Jerusalem ein, doch auch dieser lehnt sich auf. Deshalb steht der babylonische König nach einem Jahrzehnt erneut vor den Toren Jerusalems. Diesmal wird die Stadt und der Tempel zerstört und die Überlebenden als Sklaven nach Babel geschafft.
In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
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Autor: Daniela Wakonigg
Redaktion: David Rother
Technik: Moritz Raestrup
Doch Nebukadnezar lässt sich das nicht bieten. Am 16. März 597 vor Beginn unserer Zeitrechnung erobert er die Stadt Jerusalem. Ein Ereignis, von dem auch das Alte Testament der Bibel berichtet: Jojachin, der König von Juda, sowie seine Familie und sein Hofstaat werden nach Babel verschleppt.
Nebukadnezar setzt zwar einen neuen König in Jerusalem ein, doch auch dieser lehnt sich auf. Deshalb steht der babylonische König nach einem Jahrzehnt erneut vor den Toren Jerusalems. Diesmal wird die Stadt und der Tempel zerstört und die Überlebenden als Sklaven nach Babel geschafft.
In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
- wo die Überreste von Babylon zu finden sind,
- welche beiden antiken Weltwunder sich in der Stadt befunden haben,
- wie das babylonische Exil der Judäer sich auf ihre Religion auswirkt,
- wann die Herrschaft der Babylonier endet,
- was es mit dem Satz "Nächstes Jahr in Jerusalem" auf sich hat.
Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
- Kristin Kleber (Professorin am Institut für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie an der Universität Münster)
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Geschichte des jüdischen Volkes
- ZDFinfo: Die sieben größten Weltwunder
- HR: Babylon - Die hängenden Gärten der Smiramis
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Autor: Daniela Wakonigg
Redaktion: David Rother
Technik: Moritz Raestrup
Franciscus Sylvius, Vorreiter der wissenschaftlichen Medizin
Franciscus Sylvius geht ab 1658 als Dozent und Doktor der Medizin an der berühmten Universität Leiden in Holland neue Wege. Mit seinen Studenten besucht er die Krankenstationen und denkt mit ihnen über die Ursachen all der Übel nach. Das ist neu: Normalerweise sollen Medizin-Studenten damals noch aus Büchern und nicht aus Erfahrungen lernen. Sylvius bedint sich dreierlei Arten von Erfahrungswissen - dem anatomischen, chemischen und praktischen.
Als Rektor der Universität Leiden beschäftigt er sich mit Körperflüssigkeiten, Verdauungsvorgängen, dem Aufbau des Nervensystems und des Gehirns. Und er gründet das erste chemische Laboratorium an einer europäischen Universität.
Dort forscht er zur Verdauung, dem Stoffwechsel, über Gärung und Fermentierung. Bei einem seiner zahlreichen Gärungs-Versuche mit Wacholderbeeren soll ein belebendes Getränk herausgekommen sein. Es soll sich dabei um eine frühe Form des Gins oder des Genever gehandelt haben. Als Erfinder der Getränke gilt Franciscus Sylvius dennoch nicht - auch andere vor ihm stellen diese Getränke her. Seine Patienten, die er mit seinem Wacholder-Gebräu kurieren will, düfte das nicht gestört haben.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
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Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Als Rektor der Universität Leiden beschäftigt er sich mit Körperflüssigkeiten, Verdauungsvorgängen, dem Aufbau des Nervensystems und des Gehirns. Und er gründet das erste chemische Laboratorium an einer europäischen Universität.
Dort forscht er zur Verdauung, dem Stoffwechsel, über Gärung und Fermentierung. Bei einem seiner zahlreichen Gärungs-Versuche mit Wacholderbeeren soll ein belebendes Getränk herausgekommen sein. Es soll sich dabei um eine frühe Form des Gins oder des Genever gehandelt haben. Als Erfinder der Getränke gilt Franciscus Sylvius dennoch nicht - auch andere vor ihm stellen diese Getränke her. Seine Patienten, die er mit seinem Wacholder-Gebräu kurieren will, düfte das nicht gestört haben.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
- warum die Syphillis dank nationalistischer Vorurteile unter diversen Bezeichnungen bekannt wird,
- welche vier Säfte laut Medizin des frühen 15. Jahrhunderts in allen gesunden lebenden Körpern im Gleichgewicht sind,
- von wem das Zitat "allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist" stammt,
- wie die Weisheit "Probieren geht über Studieren" Franciscus Sylvius zu einer recht unappettilichen Methode der Diagnostik bringt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Dr. Dr. Thomas Richter, Apotheker, Medizinhistoriker und Germanist.
- Franciscus Sylvius: Praxeos Medicae. Liber Quartus. Amsterdam 1674.
- Mary Dobson: Die Geschichte der Medizin. Vom Aderlass bis zur Genforschung. Cambridge 2013.
- Wolfgang Eckart: Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. 7. Auflage. Berlin/Heidelberg 2013.
- Karl-Heinz Leven: Geschichte der Medizin. Von der Antike bis zur Gegenwart. München 2008.
- Roy Porter: Geschröpft und zur Ader gelassen. Eine kleine Kulturgeschichte der Medizin. Frankfurt/Main 2006.
Weiterführende Links:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Sie revolutioniert die Baumwollernte: Die "Cotton Gin"
Das Jahr 1794 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Baumwollverarbeitung in Amerika: die Erfindung der ersten Entkörnungsmaschine für Baumwolle, bekannt als "Cotton Gin", kurz für "Cotton Engine". Der Erfinder dieser Innovation ist der Amerikaner Eli Whitney.
Die kurbelbetriebene Walze der Maschine macht das mühsame und zeitaufwändige Entfernen der Baumwollkörner von Hand überflüssig. Die von Catharine Littlefield Greene finanzierte Innovation beschleunigt die Baumwollverarbeitung erheblich und macht den Baumwollanbau im Süden der USA rentabel.
Die Erfindung führt zu einer Revolution in der Baumwollindustrie: Der Baumwollanbau in den Südstaaten entwickelt sich zu einem Millionengeschäft. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung steigt jedoch auch der Bedarf an Arbeitskräften, was zur Ausweitung der Sklavenwirtschaft führt, die Spannungen zwischen den Nord- und Südstaaten verschärft und schließlich indirekt eine der Ursachen für den 1861 ausbrechenden Bürgerkrieg ist.
In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autor: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Annette Skrzydlo und Martin Kopp
Die kurbelbetriebene Walze der Maschine macht das mühsame und zeitaufwändige Entfernen der Baumwollkörner von Hand überflüssig. Die von Catharine Littlefield Greene finanzierte Innovation beschleunigt die Baumwollverarbeitung erheblich und macht den Baumwollanbau im Süden der USA rentabel.
Die Erfindung führt zu einer Revolution in der Baumwollindustrie: Der Baumwollanbau in den Südstaaten entwickelt sich zu einem Millionengeschäft. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung steigt jedoch auch der Bedarf an Arbeitskräften, was zur Ausweitung der Sklavenwirtschaft führt, die Spannungen zwischen den Nord- und Südstaaten verschärft und schließlich indirekt eine der Ursachen für den 1861 ausbrechenden Bürgerkrieg ist.
In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck
- wie eine schuhkartongroße Holzkiste dazu beiträgt, ein menschenverachtendes System zu etablieren,
- warum die Plantagenwirtschaft des Südens vor der Erfindung der Cotton Gin eigentlich alles anbaut, nur keine Baumwolle,
- warum die gleichzeitig einsetzende Industrialisierung eine Rolle spielt,
- was es mit "King Cotton" auf sich hat,
- warum die Entwicklungen bis heute nachwirken.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Volker Depkat (Amerikanist, Universität Regensburg)
- Volker Depkat: Geschichte der USA. Stuttgart, 2016
- Sven Beckert: King Cotton - Eine Geschichte des globalen Kapitalismus. München, 2014
- Angela Lakwete: Inventing the Cotton Gin - Machine and Myth in Antebellum America. Baltimore, 2003
Weiterführende Links:
- Planet Wissen: Baumwolle
- SWR-Retro: Baumwollbörse in Bremen (1962)
- Quarks: Der weite Weg von der Baumwolle bis zum T-Shirt
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Autor: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Annette Skrzydlo und Martin Kopp
Der erste große Sieg der Muslime unter Mohammed gegen Mekka
Im Jahr 624 n. Chr. lebt Mohammed, der Prophet des Islam, mit seinen wenigen Anhängern in Medina. Wegen seiner aufrührerischen Reden vertreibt der mächtige Stamm der Quraisch ihn vorher aus seiner Heimatstadt Mekka. Diese Vertreibung, die Hiǧra, markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung im Jahr 622 n. Chr. Mohammeds Ziel aber bleibt die Rückkehr in seine Heimatstadt Mekka.
Der Prophet erfährt, dass die Quraisch mit einer Karawane von Syrien auf dem Weg zurück nach Mekka sind. Mit Gütern und Handelswaren, begleitet von dreißig oder vierzig Mann. Mohammed sieht eine militärische Chance, es beginnt die Schlacht von Badr. Darüber schreibt der muslimische Geschichtsschreiber Ibn Ishaq in der ältesten bis heute überlieferten Mohammed-Biographie.
Was mit einem Karawanenüberfall in Badr beginnt, wird zum Schlüsselereignis der frühen islamischen Geschichte. Zur Rettung ihrer Karawane rückt die gesamte Streitmacht der Mekkaner gegen Mohammed aus. Die Unterlegenheit der Muslime ist eindeutig: Sie zählen wenig mehr als 300 Mann, während die Mekkaner über eine Armee von 1.000 Mann, 100 Pferde und viele Waffen verfügen.
Doch Mohammeds Kämpfer besiegen die Übermacht, der Weg nach Mekka ist frei und die Schlacht von Badr wird als eine der ganz wenigen Schlachten sogar namentlich im Koran erwähnt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Matti Hesse
Der Prophet erfährt, dass die Quraisch mit einer Karawane von Syrien auf dem Weg zurück nach Mekka sind. Mit Gütern und Handelswaren, begleitet von dreißig oder vierzig Mann. Mohammed sieht eine militärische Chance, es beginnt die Schlacht von Badr. Darüber schreibt der muslimische Geschichtsschreiber Ibn Ishaq in der ältesten bis heute überlieferten Mohammed-Biographie.
Was mit einem Karawanenüberfall in Badr beginnt, wird zum Schlüsselereignis der frühen islamischen Geschichte. Zur Rettung ihrer Karawane rückt die gesamte Streitmacht der Mekkaner gegen Mohammed aus. Die Unterlegenheit der Muslime ist eindeutig: Sie zählen wenig mehr als 300 Mann, während die Mekkaner über eine Armee von 1.000 Mann, 100 Pferde und viele Waffen verfügen.
Doch Mohammeds Kämpfer besiegen die Übermacht, der Weg nach Mekka ist frei und die Schlacht von Badr wird als eine der ganz wenigen Schlachten sogar namentlich im Koran erwähnt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
- dass Mekka schon in vorislamischer Zeit Zentrum der altarabischen Götter, der Kultfeste und Pilgerreisen ist,
- wie Mohammeds Lehren das Wirtschaftssystem der Wüste bedrohen,
- wann Mohammed offensiv mit seiner Botschaft in die Öffentlichkeit tritt,
- warum Sunniten und Schiiten bis heute um Mohammeds legitime Nachfolge streiten.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Prof. Dr. Tilman Nagel, Islamwissenschaftler, Universität Göttingen
- Prof. Dr. Katajun Amirpur, Islamwissenschaftlerin, Universität zu Köln
- Tilman Nagel: Mohammed - Leben und Legende, München 2008
- Tilman Nagel: Allahs Liebling, München 2008
- Navid Kermani: Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen. Köln 2023
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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Matti Hesse
Kolonialismus kitschig verklärt: Frieda von Bülow
Frieda von Bülow wird 1857 in Berlin als erstes von fünf Kindern des Legationsrates Hugo Freiherr von Bülow und seiner Frau, Clotilde von Münchhausen geboren. Die ersten Lebensjahre verbringt sie in Smyrna, dem heutigen Izmir.
Als junge Frau wird von Bülow zur begeisterten Befürworterin der Kolonialidee. Befeuert wird diese Begeisterung in ihrer Beziehung zum Kolonialisten Carl Peters. Der Historiker Jürgen Zimmerer zählt Peters zu den großen Verbrechern der Deutschen Geschichte, "der als Amtschef am Kilimandscharo sowohl seine schwarze Geliebte als auch deren Verlobten aufhängen lässt, was im Kaiserreich zum veritablen Skandal führte, aber man nicht wahrhaben wollte, dass das koloniale System an sich strukturell diese Gewalt hervorbringt, sondern es ablenkte auf das Fehlverhalten einzelner."
Frieda von Bülow dagegen bezeichnet den brutalen Kolonialpolitiker als 'genialen' Mann, als den begabtesten Großmachtpolitiker. Sie gilt als Begründerin des Kolonialromans. Ihre Texte bringen den deutschen Leserinnen und Lesern, vor allem den Leserinnen, Afrika ins Haus und stellen Afrika als attraktive Erweiterung des Deutsches Reiches vor.
Als Schriftstellerin ist von Bülow heute nur noch als Quelle interessant. Ihre Texte strotzen vor Rassismus, Antisemitismus und völkischem Denken, gefällig verpackt in Liebes- und Abenteuergeschichten vor exotischer Kulisse.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autorin: Heide Soltau
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle
Als junge Frau wird von Bülow zur begeisterten Befürworterin der Kolonialidee. Befeuert wird diese Begeisterung in ihrer Beziehung zum Kolonialisten Carl Peters. Der Historiker Jürgen Zimmerer zählt Peters zu den großen Verbrechern der Deutschen Geschichte, "der als Amtschef am Kilimandscharo sowohl seine schwarze Geliebte als auch deren Verlobten aufhängen lässt, was im Kaiserreich zum veritablen Skandal führte, aber man nicht wahrhaben wollte, dass das koloniale System an sich strukturell diese Gewalt hervorbringt, sondern es ablenkte auf das Fehlverhalten einzelner."
Frieda von Bülow dagegen bezeichnet den brutalen Kolonialpolitiker als 'genialen' Mann, als den begabtesten Großmachtpolitiker. Sie gilt als Begründerin des Kolonialromans. Ihre Texte bringen den deutschen Leserinnen und Lesern, vor allem den Leserinnen, Afrika ins Haus und stellen Afrika als attraktive Erweiterung des Deutsches Reiches vor.
Als Schriftstellerin ist von Bülow heute nur noch als Quelle interessant. Ihre Texte strotzen vor Rassismus, Antisemitismus und völkischem Denken, gefällig verpackt in Liebes- und Abenteuergeschichten vor exotischer Kulisse.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:
- wie Frieda von Bülow jenseits der Realität den Alltag in Ostafrika darstellt,
- was Otto von Bismarck als Gegner des Kolonialismus dazu bewegt, große Teile Afrikas zu deutschen Kolonien zu erklären,
- womit Frieda von Bülow den Unmut des Deutschnationalen Frauenbundes für Krankenpflege weckt,
- wie die Nationalsozialisten von Bülows Bücher für sich vereinnahmen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Marianne Bechhaus-Gerst (Afrikanistin, Universität Köln)
- Jürgen Zimmerer (Historiker und Afrikawissenschaftler, Universität Hamburg)
- Katharina von Hammerstein (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, University of Connecticut)
- Frieda von Bülow: Im Land der Verheißung. Ein deutscher Kolonial-Roman. Dresden und Leipzig 1907
- Frieda von Bülow: Tropenkoller. Episode aus dem deutschen Kolonialleben. Bad Griesbach 2018 (überarbeiteter Nachdruck der Originalausgabe von 1896)
- Kerstin Decker: Das Leben der Frieda von Bülow. Berlin 2015
- Katharina von Hammerstein: Biografie Frieda von Bülow. 2007
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Autorin: Heide Soltau
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle
Weimar - so viel mehr als nur Goethe-Stadt
Die Ambitionen Weimars, Kulturgeschichte zu schreiben, reichen zurück bis in die graue Vorzeit: In Weimar und Umgebung gibt es außergewöhnlich viele Funde aus der Altsteinzeit. Ins Licht der schriftlich verbrieften Geschichte tritt Weimar allerdings erst im 9. Jahrhundert.
Lange geht man von einer Ersterwähnung der Stadt im Jahr 975 aus und feiert 1975 stolz die Tausendjahrfeier Weimars. Später stellt sich heraus, dass die erste schriftliche Erwähnung bereits in einem Dokument stattfindet, das auf den 11. März 899 datiert ist.
Im Lauf seiner Geschichte wird Weimar zum geistigen Zentrum einer Zeit, die man später "Weimarer Klassik" nennen wird. Es entstehen Werke, die bis heute zur Weltliteratur zählen wie Goethes "Faust" und "Der Zauberlehrling" oder Schillers Dramen "Wilhelm Tell" und "Maria Stuart". Etwa ein halbes Jahrhundert dauert das Goldene Zeitalter der Stadt.
Heute steht Weimar vor allem für die Goethezeit, die Weimarer Klassik. Aber es steht auch für die klassische Moderne und für das Bauhaus. Politisch ist Weimar mit der ersten deutschen Republik genauso verknüpft wie mit ihrem Scheitern. Buchenwald, das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden, lag in der Nazizeit auf einem Hügel bei Weimar.
In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup
Lange geht man von einer Ersterwähnung der Stadt im Jahr 975 aus und feiert 1975 stolz die Tausendjahrfeier Weimars. Später stellt sich heraus, dass die erste schriftliche Erwähnung bereits in einem Dokument stattfindet, das auf den 11. März 899 datiert ist.
Im Lauf seiner Geschichte wird Weimar zum geistigen Zentrum einer Zeit, die man später "Weimarer Klassik" nennen wird. Es entstehen Werke, die bis heute zur Weltliteratur zählen wie Goethes "Faust" und "Der Zauberlehrling" oder Schillers Dramen "Wilhelm Tell" und "Maria Stuart". Etwa ein halbes Jahrhundert dauert das Goldene Zeitalter der Stadt.
Heute steht Weimar vor allem für die Goethezeit, die Weimarer Klassik. Aber es steht auch für die klassische Moderne und für das Bauhaus. Politisch ist Weimar mit der ersten deutschen Republik genauso verknüpft wie mit ihrem Scheitern. Buchenwald, das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden, lag in der Nazizeit auf einem Hügel bei Weimar.
In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
- Wie eine Herzogin des 18. Jahrhunderts durch ein Feuer im Jahr 2004 wieder ins öffentliche Bewusstsein gelangt,
- wie Johann Wolfgang von Goethe nach Weimar kommt und zum Magneten weiterer Größen aus Kunst und Kultur wird,
- warum Weimar als Wiege der deutschen Demokratie ausgewählt wird,
- wie die Nationalsozialisten Weimar 1924 als Sprungbrett in die Parlamente nutzen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Steffen Raßloff (Historiker, Autor und Thüringen-Experte)
- Steffen Raßloff: Weimar. 55 Meilensteine der Geschichte. Prägende Menschen, Orte und Ereignisse. 2022.
- Annette Seemann: Weimar. Eine Kulturgeschichte. 2012.
- Peter Merseburger: Mythos Weimar. Zwischen Geist und Macht. 1998.
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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup
Gegen die chinesische Besatzung: Der Aufstand der Tibeter
Der 10. März 1959 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte Tibets: Tausende Tibeter versammeln sich vor dem Potala-Palast in Lhasa, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren. Die chinesischen Behörden reagieren auf die weitgehend friedlichen Proteste mit brutaler Gewalt: Tausende Tibeter werden im Laufe der Demonstrationen getötet.
"An diesem Gedenktag erinnern wir daran, dass wir für eine gerechte Sache kämpfen. Aus spiritueller Sicht ist es wichtig, mit einem guten Herzen zu denken und zu handeln. Aus konventioneller, weltlicher Sicht geht um Gerechtigkeit und Wahrheit." (Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama).
Der Aufstand soll langfristige Auswirkungen auf Tibet haben: Die chinesische Regierung verstärkt ihre Kontrolle, fördert die Han-Chinesische Einwanderung und unterdrückt die tibetische Kultur, was zu anhaltendem Widerstand und internationalen Protesten führt. Bis heute prägt dieser Tag die Diskussionen um Tibets Autonomie und Menschenrechte.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
"An diesem Gedenktag erinnern wir daran, dass wir für eine gerechte Sache kämpfen. Aus spiritueller Sicht ist es wichtig, mit einem guten Herzen zu denken und zu handeln. Aus konventioneller, weltlicher Sicht geht um Gerechtigkeit und Wahrheit." (Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama).
Der Aufstand soll langfristige Auswirkungen auf Tibet haben: Die chinesische Regierung verstärkt ihre Kontrolle, fördert die Han-Chinesische Einwanderung und unterdrückt die tibetische Kultur, was zu anhaltendem Widerstand und internationalen Protesten führt. Bis heute prägt dieser Tag die Diskussionen um Tibets Autonomie und Menschenrechte.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
- warum es zwei Tibets gibt und warum eine Unterscheidung wichtig ist,
- weshalb der 1. Oktober 1949 für Tibet eine Zeitenwende bedeutete,
- wie ein Österreicher zum Vertrauten des Dalai Lama wurde,
- weshalb eine Theateraufführung die Situation weiter zuspitzte,
- warum es wichtig ist, seine Kultur im Alltag zu bewahren.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Tom A. Grunfeld (Historiker und Experte in chinesischer und tibetischer Geschichte). The Making of Modern Tibet. (Neuaufnahme)
- Heinrich Harrer (Buchautor und Bergsteiger): Sieben Jahre Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama. 1997
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Taras Schewtschenko: Vom Leibeigenen zu dem Dichter der Ukraine
Taras Schewtschenko, auch „Vater der Nation“ genannt, ist ein ukrainischer Dichter, Schriftsteller und Maler. Als künstlerischer Visionär und Verfechter der Freiheit setzt er sich leidenschaftlich für die Bewahrung der ukrainischen Identität ein.
Schewtschenko wird 1814 in der Ukraine geboren und erlebt als Bauernsohn zunächst die Härten der Leibeigenschaft. Schon früh findet er seinen künstlerischen Ausdruck in Gedichten und Gemälden. Er engagiert sich auch politisch: In seinen Werken kritisiert er vehement die Unterdrückung der ukrainischen Identität und prangert die sozialen Ungerechtigkeiten unter der Zarenherrschaft an. Dafür wird er inhaftiert, verbannt und mit einem Schreibverbot belegt.
Bis heute eine Schlüsselfigur der ukrainischen Kulturgeschichte, hat Taras Schewtschenko künstlerisches Schaffen und politisches Engagement die Entwicklung der modernen Ukraine nachhaltig beeinflusst.
In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Gabriel
Schewtschenko wird 1814 in der Ukraine geboren und erlebt als Bauernsohn zunächst die Härten der Leibeigenschaft. Schon früh findet er seinen künstlerischen Ausdruck in Gedichten und Gemälden. Er engagiert sich auch politisch: In seinen Werken kritisiert er vehement die Unterdrückung der ukrainischen Identität und prangert die sozialen Ungerechtigkeiten unter der Zarenherrschaft an. Dafür wird er inhaftiert, verbannt und mit einem Schreibverbot belegt.
Bis heute eine Schlüsselfigur der ukrainischen Kulturgeschichte, hat Taras Schewtschenko künstlerisches Schaffen und politisches Engagement die Entwicklung der modernen Ukraine nachhaltig beeinflusst.
In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
- warum die ukrainische Intelligenzija im 18. Jahrhundert gebildeter ist als die russische Elite,
- wie Schewtschenko trotz Leibeigenschaft reisen konnte,
- wieso er sich trotz seiner antirussischen Haltung mit jungen Russen aus dem Adel anfreundete,
- warum sein Werk mit Heine und Goethe verglichen wird,
- weshalb seine Gedichte trotz großen Erfolgs nur in der Ukraine bekannt sind.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Jenny Alwart, Mit Taras Ševčenko Staat machen. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in der Ukraine vor und nach 1991. Köln 2012.
- Eduard Winter et al (Hrsg.), Der Revolutionäre Demokrat Taras Ševčenko, 1814–1861: Beiträge zum Wirken des ukrainischen Dichters und Denkers sowie zur Rezeption seines Werkes im deutschen und im westslawischen Sprachgebiet, Berlin 2022.
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Gabriel
8.3.1979: Tausende Iranerinnen gegen den Schleierzwang
Unmittelbar nach der Islamischen Revolution, die zur Umwandlung des Landes in eine theokratische Republik unter der Führung von Ayatollah Ruhollah Khomeini führte, gehen am 8. März 1979 erneut zehntausende Frauen im Iran auf die Straße. "Wir haben gegen eine Diktatur gekämpft, wir wollen keine andere", skandieren die Frauen an diesem Tag.
Nach dem Umbruch unterdrückte das neue religiöse Regime viele fortschrittliche und feministische Gruppen, die gegen das Schah-Regime gekämpft hatten. Frauenrechte werden eingeschränkt, ein Kopftuchzwang eingeführt und konservative islamische Gesetze umgesetzt. Khomeini hat sie alle getäuscht.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Sascha Schiemann
Nach dem Umbruch unterdrückte das neue religiöse Regime viele fortschrittliche und feministische Gruppen, die gegen das Schah-Regime gekämpft hatten. Frauenrechte werden eingeschränkt, ein Kopftuchzwang eingeführt und konservative islamische Gesetze umgesetzt. Khomeini hat sie alle getäuscht.
In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
- was das Tragen eines Kopftuchs zunächst zu einem bewussten Zeichen für den Widerstand macht,
- warum Teheran nach dem Abflug des Schahs einem Tollhaus gleicht,
- wie Khomeini dann doch alle hinters Licht führt,
- warum heute niemand mehr an Reformen glaubt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Katajun Amirpur: Khomeini, der Revolutionär des Islam. Eine Biographie, München 2021
- Katajun Amirpur: Iran ohne Islam. Der Aufstand gegen den Gottesstaat, München 2023
- Golineh Atai: Iran - Die Freiheit ist weiblich, Berlin 2022
Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
- Prof. Dr. Katajun Amirpur (Islamwissenschaftlerin, Universität zu Köln)
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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Sascha Schiemann
Die Suche nach neuen Welten: Das Weltraum-Teleskop "Kepler"
Jahrtausende lang glauben die Menschen, die Erde sei im Zentrum des Kosmos - umrundet von sieben Planeten: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Doch Mitte des 16. Jahrhunderts kickt Nikolaus Kopernikus die Erde aus dem Mittelpunkt. Seine Himmelsbeobachtungen beweisen: Die Sonne steht im Zentrum, die Erde ist lediglich ein Planet und umrundet die Sonne wie die anderen Planeten. Allein der Mond kreist um die Erde.
Mit immer größeren Teleskopen entdecken Astronomen später zwei zusätzliche Planeten, Uranus und Neptun. Und schieben auch die Sonne aus der kosmischen Mitte an den Rand unserer Galaxie, der Milchstraße. Auch dieser nehmen sie schließlich ihre Einzigartigkeit: Sie ist nur eine von Abermilliarden Galaxien in einem schier unfassbar riesigen Universum.
Damit wird eine Frage immer drängender: Sind wir allein im Universum? Die Suche nach Planeten ist eine große Herausforderung. Denn Planeten produzieren selbst keine Energie, sondern reflektieren nur schwach das Licht ihres Sterns. Bei Planeten außerhalb unseres Sonnensystems helfen da nur Weltraum-Teleskope. Eins davon ist am 7. März 2009 ins All gestartet und trägt den Namen "Kepler".
Es liefert bis 2018 Daten. Seit Ende 2021 ist das erheblich stärkere James-Webb-Weltraum-Teleskop im Einsatz. Gefunden worden sind bisher Planeten, doch alle sind Lichtjahre entfernt - bisher unerreichbar.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:
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Autor: Wolfgang Burgmer
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Mit immer größeren Teleskopen entdecken Astronomen später zwei zusätzliche Planeten, Uranus und Neptun. Und schieben auch die Sonne aus der kosmischen Mitte an den Rand unserer Galaxie, der Milchstraße. Auch dieser nehmen sie schließlich ihre Einzigartigkeit: Sie ist nur eine von Abermilliarden Galaxien in einem schier unfassbar riesigen Universum.
Damit wird eine Frage immer drängender: Sind wir allein im Universum? Die Suche nach Planeten ist eine große Herausforderung. Denn Planeten produzieren selbst keine Energie, sondern reflektieren nur schwach das Licht ihres Sterns. Bei Planeten außerhalb unseres Sonnensystems helfen da nur Weltraum-Teleskope. Eins davon ist am 7. März 2009 ins All gestartet und trägt den Namen "Kepler".
Es liefert bis 2018 Daten. Seit Ende 2021 ist das erheblich stärkere James-Webb-Weltraum-Teleskop im Einsatz. Gefunden worden sind bisher Planeten, doch alle sind Lichtjahre entfernt - bisher unerreichbar.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:
- weshalb das NASA-Teleskop "Kepler" heißt,
- warum Sterne flackern,
- wie man im Sternenlicht nach "Fingerabdrücken" von Planeten sucht,
- welche Voraussetzungen für erdähnliches Leben notwendig sind.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Lisa Kaltenegger: Die Suche nach der zweiten Erde. In: Physik-Journal. Band 11, Nr. 2, 2012
- Kevin Heng: Das Klima auf fremden Welten. In: Spektrum der Wissenschaft 2/2013, S. 46-53
- Jan Hattenbach: Brocken um fremde Sterne. In: Spektrum der Wissenschaft 5/2013, S.12-14
- Benjamin Knispel: Tausend neue Welten? In: Sterne und Weltraum, 5/2012, S. 24f
Weiterführende Links:
- Nasa: Die "Kepler"-Mission
- Astrophysikerin Lisa Kaltenegger: Wenn Menschen nach den Sternen greifen (17.12.2012)
- Geoff Marcy : Kepler, Exoplanets and SETI (18.09.2011)
- Planet Schule: Johannes Kepler und die moderne Astronomie
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Autor: Wolfgang Burgmer
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Martin Niemöller - ein Leben in Widerspruch und Widerstand
Vom protestantisch-nationalistischen Elternhaus, über den Militärdienst und das spätere Theologiestudium, hin zur politischen Opposition, zum Pazifismus und zum Widerstand gegen die atomare Aufrüstung. Es entsteht das Bild eines bewegten Lebensweges.
Der 1892 geborene Martin Niemöller ist zunächst Anhänger der Nazis, wandelt sich aber zum entschiedenen Gegner. Wegen seines Widerstands gegen die Nationalsozialisten wird Niemöller 1937 verhaftet und inhaftiert. Sieben Jahre verbringt er in verschiedenen Konzentrationslagern, unter anderem in Dachau und Sachsenhausen.
Als Ikone des deutschen Widerstands und des linken Protestantismus bekannt, werfen seine antisemitischen Ansichten vor 1933 und nach 1945 jedoch Fragen auf.
In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:
Das ist unsere wichtigste Quelle:
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Autor: Uwe Schulz
Redaktion: Gesa Rünker/Christoph Tiegel
Der 1892 geborene Martin Niemöller ist zunächst Anhänger der Nazis, wandelt sich aber zum entschiedenen Gegner. Wegen seines Widerstands gegen die Nationalsozialisten wird Niemöller 1937 verhaftet und inhaftiert. Sieben Jahre verbringt er in verschiedenen Konzentrationslagern, unter anderem in Dachau und Sachsenhausen.
Als Ikone des deutschen Widerstands und des linken Protestantismus bekannt, werfen seine antisemitischen Ansichten vor 1933 und nach 1945 jedoch Fragen auf.
In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:
- wie ein Leben zur Legende wird,
- wieso der Theologe auf Adolf Hitler traf,
- was ein U-Bahn-Schaffner mit Niemöllers Predigt zu tun hat,
- wieso er die Geburt seines ersten Kindes verpasst,
- warum Martin Niemöllers Grab leer ist.
Das ist unsere wichtigste Quelle:
- Benjamin Ziemann, Martin Niemöller. Ein Leben in Opposition, München 2019.
Das sind unsere Interviewpartner:
- Benjamin Ziemann, Historiker, University of Sheffield
- Manfred Gallus, Technische Universität Berlin
- Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur
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Autor: Uwe Schulz
Redaktion: Gesa Rünker/Christoph Tiegel
Alfred von Waldersee, preußischer Kolonialverbrecher in China
Ende des 19. Jahrhunderts beuten die europäischen Kolonialmächte China aus, wo sie nur können. Die Chinesen werden im eigenen Land als Menschen zweiter Klasse behandelt, willkürliche Gewalt durch die europäischen Ausländer gehören zur Tagesordnung. Das wollen sich einige chinesische Kampfkunstschüler im Sommer 1900 nicht länger gefallen lassen. Beim sogenannten "Boxeraufstand" schaffen sie es, das Gesandtschaftsviertel der Hauptstadt mit seinen 3.300 Diplomaten für 55 Tage zu belagern.
Die Reaktion der Kolonialmächte fällt massiv aus: Deutschland holt den 70-jährigen Kommandeur Alfred Graf von Waldersee aus dem Ruhestand und schickt ihn gen Osten. Kaiser Wilhelm II. verabschiedet die deutschen Truppen mit den Worten: "Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht, dass auf 1.000 Jahre hinaus kein Chinese es mehr wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen." Der kaiserliche Aufruf geht als Hunnenrede in die Geschichte ein und verstößt schon damals gegen gültiges Völkerrecht.
Als die deutschen Truppen in China ankommen, ist der Aufstand niedergeschlagen. Dennoch kennt Alfred Graf von Waldersee keine Gnade: Auf der Suche nach untergetauchten Belagerern zerstören seine Soldaten ganze Dörfer, vergewaltigen Frauen und plündern im großen Stil. Wie viele tausende Chinesen und Chinesinnen bei diesen Rachefeldzügen ums Leben kommen, ist nicht bekannt. Alfred Graf von Waldersee kehrt als gefeierter Held aus China zurück und stirbt am 05. März 1904.
In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi :
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Autor: Murat Kayi
Redaktion: Christoph Tiegel, David Rother
Die Reaktion der Kolonialmächte fällt massiv aus: Deutschland holt den 70-jährigen Kommandeur Alfred Graf von Waldersee aus dem Ruhestand und schickt ihn gen Osten. Kaiser Wilhelm II. verabschiedet die deutschen Truppen mit den Worten: "Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht, dass auf 1.000 Jahre hinaus kein Chinese es mehr wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen." Der kaiserliche Aufruf geht als Hunnenrede in die Geschichte ein und verstößt schon damals gegen gültiges Völkerrecht.
Als die deutschen Truppen in China ankommen, ist der Aufstand niedergeschlagen. Dennoch kennt Alfred Graf von Waldersee keine Gnade: Auf der Suche nach untergetauchten Belagerern zerstören seine Soldaten ganze Dörfer, vergewaltigen Frauen und plündern im großen Stil. Wie viele tausende Chinesen und Chinesinnen bei diesen Rachefeldzügen ums Leben kommen, ist nicht bekannt. Alfred Graf von Waldersee kehrt als gefeierter Held aus China zurück und stirbt am 05. März 1904.
In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi :
- wie Alfred Graf von Waldersee einst Kaiser Wilhelm II. brüskiert,
- warum er die Sozialdemokratie ablehnt,
- wieso die Europäer die chinesischen Kämpfer "Boxer" nennen,
- über die aktuellen Diskussionen um Denkmäler und nach Alfred Graf von Waldersee benannte Straßen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Professorin Mechthild Leutner (FU Berlin, Expertin für die Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen),
- Jens Binder (Direktor des Zeitzentrums Zivilcourage in Hannover)
- Felix Mönkemeyer (Abgeordneter der Linken im Bezirksrat Hannover)
- Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Alfred Grafen von Waldersee, 3 Bände, 1923
Weiterführende Links:
- RBB-Preußen-Chronik: Alfred Graf von Waldersee
- Centre for Atlantic and Global Studies: Die Walderseestraße und das Waldersee-Denkmal
- Geschichtsbuch Hamburg: Die Hunnenrede von Kaiser Wilhelm II.
- Stichtag: Chinaforscher Ferdinand von Richthofen
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Autor: Murat Kayi
Redaktion: Christoph Tiegel, David Rother
Johanna Ey, Kunsthändlerin und meistgemalte Frau
Der Vater ist ein gewalttätiger Alkoholiker und auch der Ehemann entpuppt sich als Säufer: Die am 4. März 1864 geborene Johanna Ey fristet lange ein freudloses Leben. Das ändert sich erst, als sich der Gatte aus dem Staub macht und sie aus der Not heraus eine kleine Backstube in der Nähe der Düsseldorfer Kunstakademie betreibt. Ihr Laden wird zum beliebten Treff der kreativen Kunststudenten und Künstler – auch weil sie großzügig Kredite gewährt, wenn diese mal wieder knapp bei Kasse sind.
Noch während des Ersten Weltkriegs öffnet Johanna Ey eine Galerie, in der sie Blumenstillleben oder Landschaften von Akademie-Professoren anbietet. Als sie die ersten Bilder von Malern der Gruppe "Junges Rheinland" sieht, ist sie begeistert. Sie sind so ganz anders als die Werke der traditionellen Schule. Bald hängen in ihren Räumen nur noch Bilder der jungen Künstler, die mit den hergebrachten Konventionen brechen. Johanna Eys Galerie wird zum Zentrum der rheinischen Avantgarde. Max Ernst hat hier seine erste Einzelausstellung.
"Es wurde für mich eine herrliche, schöne Zeit, da ich diese geistig wertvollen Künstler um mich hatte", erinnert sich Johanna Ey später. Auch die Künstler sind fasziniert von der mütterlichen Galeristin und zücken ständig ihre Stifte, um sie zu porträtieren. So wird Johanna Ey zur meist gemalten Frau dieser Zeit.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Noch während des Ersten Weltkriegs öffnet Johanna Ey eine Galerie, in der sie Blumenstillleben oder Landschaften von Akademie-Professoren anbietet. Als sie die ersten Bilder von Malern der Gruppe "Junges Rheinland" sieht, ist sie begeistert. Sie sind so ganz anders als die Werke der traditionellen Schule. Bald hängen in ihren Räumen nur noch Bilder der jungen Künstler, die mit den hergebrachten Konventionen brechen. Johanna Eys Galerie wird zum Zentrum der rheinischen Avantgarde. Max Ernst hat hier seine erste Einzelausstellung.
"Es wurde für mich eine herrliche, schöne Zeit, da ich diese geistig wertvollen Künstler um mich hatte", erinnert sich Johanna Ey später. Auch die Künstler sind fasziniert von der mütterlichen Galeristin und zücken ständig ihre Stifte, um sie zu porträtieren. So wird Johanna Ey zur meist gemalten Frau dieser Zeit.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
- warum sich Johanna Ey beim Verkauf ihres ersten Bildes wie eine Diebin fühlt,
- woher der Name "Mutter Ey" kommt,
- wie sich die Menschen vor ihrem Schaufenster über die neue Kunst lustig machen,
- warum Johanna Ey mit einem Vorhang ein Bild von Gert Wollheim in ihrem Schlafzimmer verdeckt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Sigrid Kleinbongartz, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums Düsseldorf
- Susanne Anna (Hrsg.): Ich, Johanna Ey. Düsseldorf 2009
- Anette Baumeister: Treffpunkt Neue Kunst – Erinnerungen der Johanna Ey. Düsseldorf 1999
- Anna Klapheck: Mutter Ey – eine Düsseldorfer Künstlerlegende. Düsseldorf 1958
- Sandra Labs: Johanna Ey und die Avantgarde der Düsseldorfer Kunstszene. Hamburg 2012
- Kay Heymer und Daniel Cremer (Hrsg.): Zu schön, um wahr zu sein – Das Junge Rheinland. Köln 2019
- Herbert Remmert, Peter Barth (Hrsg.): Großes Ey wir loben dich – Joahnna Ey und ihr Künstlerkreis. Düsseldorf 2007
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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Ariane Mnouchkine: Sonnenkönigin des Theaters
Ich wünsche jedem Mädchen einen Vater, wie ich ihn hatte, erzählt Ariane Mnouchkine einmal. Er habe sie ermutigt, niemals auch nur in Erwägung zu ziehen, dass sie nicht erreichen könne, was sie wolle. Der Vater, ein aus Russland emigrierter Filmregisseur, vermittelt seiner Tochter zudem Leidenschaft, Leistungsbereitschaft und Selbstvertrauen und schickt sie in die Welt.
Nach dem französischen Abitur geht Ariane Mnochkine zunächst zum Studium nach Oxford, dann auf eine Asienreise. Dort lernt sie das Nô und das Kabuki Theater kennen, den indischen Tanz, das Spiel mit Masken, Feuerspektakel und Massenszenen. Inspirationen für ihre späteren Inszenierungen. Denn nun steht fest: Die 25-Jährige will selbst Theater machen und gründet das "Théâtre du soleil". Die unkonventionelle Compagnie sorgt bald für Aufsehen: Sie spielen in einem Zirkuszelt, improvisieren auf der Bühne und leben als Kollektiv zusammen.
Der Durchbruch kommt 1970 mit dem Stück "1789". Das "Théâtre du soleil" ist mittlerweile in eine ehemalige Munitionsfabrik am Stadtrand von Paris gezogen. Gespielt wird auf fünf Bühnen, oft gleichzeitig – gemeinsam mit dem Publikum, das die Bevölkerung während der Revolution verkörpert. Theater als ein alle Sinne umfassendes Spektakel, das wird zum Markenzeichen von Ariane Mnouchkine. Ihre Themen sind immer hochpolitisch – von der Revolution bis zur Lage der Geflüchteten.
Sie selbst versucht ihr Theater so gerecht wie möglich zu leiten. Bis heute verdient jeder den gleichen Lohn, egal ob Direktorin, Maskenbildnerin oder Schauspielerin. 2019 wird Ariane Mnouchkine für ihr Lebenswerk mit dem Kyoto Preis geehrt, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Kunstschaffende weltweit.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner
Nach dem französischen Abitur geht Ariane Mnochkine zunächst zum Studium nach Oxford, dann auf eine Asienreise. Dort lernt sie das Nô und das Kabuki Theater kennen, den indischen Tanz, das Spiel mit Masken, Feuerspektakel und Massenszenen. Inspirationen für ihre späteren Inszenierungen. Denn nun steht fest: Die 25-Jährige will selbst Theater machen und gründet das "Théâtre du soleil". Die unkonventionelle Compagnie sorgt bald für Aufsehen: Sie spielen in einem Zirkuszelt, improvisieren auf der Bühne und leben als Kollektiv zusammen.
Der Durchbruch kommt 1970 mit dem Stück "1789". Das "Théâtre du soleil" ist mittlerweile in eine ehemalige Munitionsfabrik am Stadtrand von Paris gezogen. Gespielt wird auf fünf Bühnen, oft gleichzeitig – gemeinsam mit dem Publikum, das die Bevölkerung während der Revolution verkörpert. Theater als ein alle Sinne umfassendes Spektakel, das wird zum Markenzeichen von Ariane Mnouchkine. Ihre Themen sind immer hochpolitisch – von der Revolution bis zur Lage der Geflüchteten.
Sie selbst versucht ihr Theater so gerecht wie möglich zu leiten. Bis heute verdient jeder den gleichen Lohn, egal ob Direktorin, Maskenbildnerin oder Schauspielerin. 2019 wird Ariane Mnouchkine für ihr Lebenswerk mit dem Kyoto Preis geehrt, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Kunstschaffende weltweit.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
- warum Ariane Mnouchkine "Sonnenkönigin des Theaters" genannt wird,
- wie die Besuche am Filmset ihres Vater sie beeinflusst haben,
- über einen Theaterbesuch in Kyoto, der ihr Leben verändert,
- warum sie nicht selbst die Rollen in ihren Stücken vergibt,
- über das kollektive Leben im "Théâtre du soleil".
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Georges Schlocker, Theaterkritiker
- Thomas Petz, Theaterkritiker- und Dramaturg
- Wes Williams, Literaturprofessor, University of Oxford
- Josette Féral (Hg.): Ariane Mnouchkine und das Théâtre du Soleil. Berlin 2002
- 1789. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 1970/2017
- Moliere. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 1978
- Le dernier caravanserail. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 2006
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Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner
Carl Schurz: Vom 1848er-Revolutionär zum Lincoln-Vertrauten
Carl Schurz, Lehrersohn als dem rheinischen Erftstadt, findet schon als junger Student Gefallen am Freiheitsgedanken. Zusammen mit seinem Bonner Professor Gottfried Kinkel beteiligt er sich 1848 und 1849 an der Revolution – und scheitert mit ihr. Einer drohenden Hinrichtung kann er durch eine spektakuläre Flucht entgehen. Später gelingt es ihm sogar, Kinkel aus dem Gefängnis zu befreien.
Zugleich wird Carl Schurz klar: Europa ist noch nicht reif für die Demokratie. So zieht es ihn auf die andere Seite des Atlantiks, wo weder Kaiser noch Könige regieren. Dort unterstützt er Abraham Lincoln und kämpft im Bürgerkrieg mit einer deutschstämmigen Truppe für die Befreiung der Sklaven. Danach nimmt seine politische Karriere so richtig Fahrt auf, erst als Senator, dann als Innenminister.
Carl Schurz stirbt 1906 in den USA als hoch verehrter Politiker. Ein Jahrhundert später sehen Historiker sein Wirken kritischer, vor allem im Hinblick auf seinen Umgang mit den indigenen Bewohnern und Zugeständnissen an die rassistische weiße Elite. Aufgrund dieser Debatte hat Bundespräsident Steinmeier im Mai 2022 eine Ehrung für Carl Schurz im Schloss Bellevue abgesagt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Reinartz:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autor: Michael Reinartz
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Thomas Bleul
Zugleich wird Carl Schurz klar: Europa ist noch nicht reif für die Demokratie. So zieht es ihn auf die andere Seite des Atlantiks, wo weder Kaiser noch Könige regieren. Dort unterstützt er Abraham Lincoln und kämpft im Bürgerkrieg mit einer deutschstämmigen Truppe für die Befreiung der Sklaven. Danach nimmt seine politische Karriere so richtig Fahrt auf, erst als Senator, dann als Innenminister.
Carl Schurz stirbt 1906 in den USA als hoch verehrter Politiker. Ein Jahrhundert später sehen Historiker sein Wirken kritischer, vor allem im Hinblick auf seinen Umgang mit den indigenen Bewohnern und Zugeständnissen an die rassistische weiße Elite. Aufgrund dieser Debatte hat Bundespräsident Steinmeier im Mai 2022 eine Ehrung für Carl Schurz im Schloss Bellevue abgesagt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Reinartz:
- wie Carl Schurz nach der gescheiterten Revolution durch einen Abwasserkanal flieht,
- warum er Karl Marx nach einem persönlichen Treffen kritisch sieht,
- vom Treffen mit Abraham Lincoln bei einer Zugfahrt,
- wieso sich die historische Bewertung von Carl Schurz geändert hat.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Alex Burchard, Vorsitzender des Carl Schurz-Kreises in Erftstadt-Liblar
- Uwe Timm, Schriftsteller
- Julius Wilm, Historiker an der Universität Leipzig
- Rudolf Geiger: Der deutsche Amerikaner. Carl Schurz: Vom deutschen Revolutionär zum amerikanischen Staatsmann. Gernsbach 2007
- Daniel Göske (Hg.): Lebenserinnerungen. Mit einem Essay von Uwe Timm. Göttingen 2015
- Dirk Kurbjuweit: Kein Held ist perfekt. War ein Deutscher daran schuld, dass indigene Stämme in den USA Schreckliches erleiden mussten? Der Bundespräsident hat ein Problem mit dieser Frage. In: "Der Spiegel" Nr. 20, 14.5.2022
- Julius Wilm: Jenseits der Legende vom guten Deutschen: Carl Schurz in den USA. In Geschichte der Gegenwart. April 2022
- Julius Wilm: Ein deutscher Revolutionär im Amt: Carl Schurz und der Niedergang der Minderheitenrechte in den USA der 1870er Jahre. Erscheint im Juli 2024.
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Autor: Michael Reinartz
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Thomas Bleul
Wie die Sixtinische Madonna nach Dresden kam: ein Kunst-Abenteuer
Der italienische Maler Raffael ist noch keine 30 Jahre alt, als ihm Papst Julius II. im Sommer 1512 einen Auftrag erteilt: Ein großes Gemälde, ein Geschenk für den Hochaltar der Klosterkirche San Sistro in Piacenza. Der Ort in der Lombardei ist gerade von den französischen Eroberern befreit worden und wieder an den Kirchenstaat zurückgefallen – dieser Anlass soll in prächtiger Kunst verewigt werden.
Auf dem Bild trägt die Sixtinische Madonna das Jesuskind zur Erde. An ihre Seite sind der heilige Sixtus und die heilige Barbara zu sehen. Die beiden müssen mit aufs Bild, weil das Kloster ihre Reliquien besitzt. Am vorderen Rand lümmeln zwei Putten, pummelige Engelchen mit bunten Flügeln und aufgestütztem Kinn.
Heute sind es wohl die berühmtesten Engel der Welt, millionenfach gedruckt und fotografiert. Raffaels Sixtina verbindet das vermeintlich Unvereinbare: feierliche Erhabenheit und Humor.
Mehr als 200 Jahre nach der Entstehung des Bildes will Kurfürst Friedrich August III., ein Sohn August des Starken, seinen Hof in Dresden mit einem Raffael schmücken. Dafür schickt er eigens einen Kunstkenner nach Italien, um zu verhandeln. Es wird teuer und langwierig. Doch schließlich gibt es eine Ausfuhrgenehmigung.
Fünf Wochen dauert die winterliche Reise über die Alpen. Doch als das Gemälde endlich in Dresden ankommt, ist die Freude darüber verhalten. Es sei ja gar kein richtiges Weihnachtsbild, es fehlten darauf Krippe, Esel und Hirten. Erst Jahrzehnte später rückt das Werk ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Aus Kunst wird Kult.
In diesem Zeitzeichen erzählt Monika Buschey:
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Autorin: Monika Buschey
Redaktion: David Rother
Technik: Nicolas Dohle
Auf dem Bild trägt die Sixtinische Madonna das Jesuskind zur Erde. An ihre Seite sind der heilige Sixtus und die heilige Barbara zu sehen. Die beiden müssen mit aufs Bild, weil das Kloster ihre Reliquien besitzt. Am vorderen Rand lümmeln zwei Putten, pummelige Engelchen mit bunten Flügeln und aufgestütztem Kinn.
Heute sind es wohl die berühmtesten Engel der Welt, millionenfach gedruckt und fotografiert. Raffaels Sixtina verbindet das vermeintlich Unvereinbare: feierliche Erhabenheit und Humor.
Mehr als 200 Jahre nach der Entstehung des Bildes will Kurfürst Friedrich August III., ein Sohn August des Starken, seinen Hof in Dresden mit einem Raffael schmücken. Dafür schickt er eigens einen Kunstkenner nach Italien, um zu verhandeln. Es wird teuer und langwierig. Doch schließlich gibt es eine Ausfuhrgenehmigung.
Fünf Wochen dauert die winterliche Reise über die Alpen. Doch als das Gemälde endlich in Dresden ankommt, ist die Freude darüber verhalten. Es sei ja gar kein richtiges Weihnachtsbild, es fehlten darauf Krippe, Esel und Hirten. Erst Jahrzehnte später rückt das Werk ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Aus Kunst wird Kult.
In diesem Zeitzeichen erzählt Monika Buschey:
- warum die Verhandlungen um den Verkauf des Bildes so lange dauern,
- wie das Gemälde verpackt und transportiert wird,
- wer sich alles eine Kopie des Werkes in die Wohnstube hängt,
- was Wieland, Kleist und Herder über die Madonna sagen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Andreas Hennig (Hg.): Die Sixtinische Madonna – Raffaels Kultbild wird 500. München 2012
- Hanno Rauterberg: Ich seh ihr Bild. Sie war’s – Deutschlands berühmtestes Gemälde, Raffaels Sixtinische Madonna in Dresden. Die Zeit 22.12.2011
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Autorin: Monika Buschey
Redaktion: David Rother
Technik: Nicolas Dohle
Nina Simones "Mississippi Goddam" uraufgeführt (im Februar 1964)
"Ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem ich mehr Liebeslieder singen kann, wenn das Bedürfnis, Protestlieder zu singen, nicht mehr ganz so zwingend ist", sagt Nina Simone einmal. Sie hofft vergeblich. Geboren 1933 als Eunice Kathleen Waymon, erkennt die schwarze Community in North Carolina früh ihr Ausnahmetalent und fördert das Mädchen aus einfachen Verhältnissen.
Doch auch die Musik kann das Mädchen nicht vor rassistischen Erfahrungen schützen. Bei einem ihrer Konzerte werden ihre Eltern wegen ihrer Hautfarbe in die hinterste Reihe geschickt. Da sie gerade einmal zwölf Jahre alt.
Als Nina Simone im April 1963 ihr erstes Konzert in der Carnegie Hall gibt, sind die Zeiten noch ungemütlicher für Schwarze: Es gibt Massenverhaftungen und immer wieder von der Polizei niedergeknüppelte Proteste. Dann ermordet ein weißer Rassist den schwarzen Bürgerrechtler Medgar Evers. Wenige Wochen später werden bei einem Bombenattentat des Ku-Klux-Klans auf einen Gottesdienst vier afroamerikanische Mädchen getötet.
Es reicht, findet die nunmehr 30-jährige Nina Simone und komponiert wütend "Mississippi Goddam". Ihre Botschaft: "Wir haben zu lange gelitten. Das ganze Land geht zugrunde." Im Februar 1964 singt sie das Lied zum ersten Mal live in einem Club in New York. "Mississippi Goddam" wird sofort stürmisch gefeiert und avanciert zum Protestsong der Bürgerrechtsbewegung.
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ulrich Biermann
Autorin: Veronika Bock
Redaktion: David Rother
Doch auch die Musik kann das Mädchen nicht vor rassistischen Erfahrungen schützen. Bei einem ihrer Konzerte werden ihre Eltern wegen ihrer Hautfarbe in die hinterste Reihe geschickt. Da sie gerade einmal zwölf Jahre alt.
Als Nina Simone im April 1963 ihr erstes Konzert in der Carnegie Hall gibt, sind die Zeiten noch ungemütlicher für Schwarze: Es gibt Massenverhaftungen und immer wieder von der Polizei niedergeknüppelte Proteste. Dann ermordet ein weißer Rassist den schwarzen Bürgerrechtler Medgar Evers. Wenige Wochen später werden bei einem Bombenattentat des Ku-Klux-Klans auf einen Gottesdienst vier afroamerikanische Mädchen getötet.
Es reicht, findet die nunmehr 30-jährige Nina Simone und komponiert wütend "Mississippi Goddam". Ihre Botschaft: "Wir haben zu lange gelitten. Das ganze Land geht zugrunde." Im Februar 1964 singt sie das Lied zum ersten Mal live in einem Club in New York. "Mississippi Goddam" wird sofort stürmisch gefeiert und avanciert zum Protestsong der Bürgerrechtsbewegung.
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
- wie Rassismus das Leben von Nina Simone geprägt hat,
- warum das Wort "Goddam" auf dem Platten-Cover durch Sonderzeichen ersetzt wird,
- über die Starallüren der Sängerin,
- warum Nina Simone die USA verlässt und nach Frankreich zieht.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Wolfram Knauer, Musikwissenschaftler und Gründungsdirektor Jazzinstitut Darmstadt
- Nina Simone: Meine schwarze Seele. Erinnerungen. Deutsch von Brigitte Jakobeit. Hamburg 1993.
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ulrich Biermann
Autorin: Veronika Bock
Redaktion: David Rother
Er rettet "Vom Winde verweht": Der Drehbuchautor Ben Hecht
Ben Hecht gilt in den 1930er-Jahren in Hollywood als Superstar unter den Drehbuch-Autoren. Er ist ein Meister darin, verworrene Handlungsfäden aufzudröseln, einen ausufernden Plot zu straffen und lebendige Dialoge zu verfassen. Außerdem schreibt er schneller als alle anderen.
Darum ist Hecht genau der Richtige, um das Drehbuch von "Vom Winde verweht" zu überarbeiten. Denn die Dreharbeiten laufen im Februar 1939 bereits drei Wochen, als klar ist: Ein neues Skript muss her! So wird Hecht zum Retter des bis dahin aufwendigsten und spektakulärsten Films der Traumfabrik.
Insgesamt liefert er zu rund 60 Filmen die Ideen, Plots und Dialoge. Weitere 50 Drehbücher verbessert er als "script doctor". "Scarface", "Design for Living", "Notorious" und "Extrablatt" sind nur die berühmtesten Filme, die nach Vorlagen von ihm entstehen.
Sechsmal wird Hecht für den Oscar nominiert, zweimal gewinnt er ihn. Der effektivste - und teuerste - Autor Hollywoods hat allerdings immer ein gespaltenes Verhältnis zur US-Filmfabrik. Er sieht sich als ernsthafter Autor von Kurzgeschichten, Romanen und Theaterstücken. Der Arbeit für den Film misst er keine große Bedeutung bei.
Vom schnell verdienten Geld aus der Traumfabrik finanziert er seine weit weniger ertragreiche literarische Produktion. 1964, mit 70 Jahren, stirbt Ben Hecht in New York an Herzversagen - mitten in der Arbeit am Skript für die James-Bond-Verfilmung "Casino Royale".
In diesem Zeitzeichen erzählt Christine Kopka:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christine Kopka
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Theo Kramer
Darum ist Hecht genau der Richtige, um das Drehbuch von "Vom Winde verweht" zu überarbeiten. Denn die Dreharbeiten laufen im Februar 1939 bereits drei Wochen, als klar ist: Ein neues Skript muss her! So wird Hecht zum Retter des bis dahin aufwendigsten und spektakulärsten Films der Traumfabrik.
Insgesamt liefert er zu rund 60 Filmen die Ideen, Plots und Dialoge. Weitere 50 Drehbücher verbessert er als "script doctor". "Scarface", "Design for Living", "Notorious" und "Extrablatt" sind nur die berühmtesten Filme, die nach Vorlagen von ihm entstehen.
Sechsmal wird Hecht für den Oscar nominiert, zweimal gewinnt er ihn. Der effektivste - und teuerste - Autor Hollywoods hat allerdings immer ein gespaltenes Verhältnis zur US-Filmfabrik. Er sieht sich als ernsthafter Autor von Kurzgeschichten, Romanen und Theaterstücken. Der Arbeit für den Film misst er keine große Bedeutung bei.
Vom schnell verdienten Geld aus der Traumfabrik finanziert er seine weit weniger ertragreiche literarische Produktion. 1964, mit 70 Jahren, stirbt Ben Hecht in New York an Herzversagen - mitten in der Arbeit am Skript für die James-Bond-Verfilmung "Casino Royale".
In diesem Zeitzeichen erzählt Christine Kopka:
- woher Ben Hechts Familie in die USA eingewandert ist,
- was er als Reporter 1918 in Deutschland beobachtet,
- welchen Inhalt das Telegramm hat, das ihn nach Hollywood lockt,
- wie er 1939 auf die ersten Massaker der Nazis an Juden reagiert,
- warum seine Filme in Großbritannien boykottiert werden,
- wie Ben Hechts Regel für den perfekten Plot lautet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Claus Tieber (Filmwissenschaftler, Universität Wien)
- Ben Hecht: Von Chicago nach Hollywood. Berlin 2009
- Ben Hecht: Revolution im Wasserglas. Berlin 2006
- Ben Hecht: Ein Kind des Jahrhunderts. Siegen 1985
- Claus Tieber: Schreiben für Hollywood. Wien 2008
- Adina Hoffman: Ben Hecht. Fighting words, moving pictures. New Haven 2019
- Julien Gorbach: The notorious Ben Hecht, Iconoclastic writer and militant Zionist. Indiana 2019
Weiterführende Links:
- BR-Hörspiel: "This is Ben Hecht" - ein amerikanischer Klatschreporter berichtet von der Münchner Räterepublik
- WDR-Funkhausorchester: Medley der Filmmusik zu "Vom Winde verweht"
- Holocaust Encyclopedia: Ben Hecht
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Autorin: Christine Kopka
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Theo Kramer
Der 13-jährige Beethoven flieht vor der Eisflut (am 27.2.1784)
Im Sommer 1783 kommt es auf Island zu einem der größten und längsten, vor allem aber folgenreichsten Vulkanausbrüchen der jüngeren Erdgeschichte - mit Auswirkungen auch auf Deutschland. Neben Lava und Aschen treten fluor- und schwefelhaltige Gase aus, die in weiten Teilen der Welt nicht nur die Luft verpesten, sondern auch die Sonneneinstrahlung reduzieren.
In der Folge kommt es im Herbst 1783 in Mitteleuropa zu einer merklichen Abkühlung. Der folgende Winter wird eisig: In Heidelberg werden minus 30 Grad gemessen, Rhein und Neckar frieren zu. Und die Kälte nimmt kein Ende, selbst in Köln soll die Schneedecke eineinhalb Meter hoch sein. Viele Menschen frieren und hungern, denn ihnen gehen die Vorräte aus.
Im Februar kommt die Wärme zurück - allerdings viel zu schnell. Aschermittwoch 1784 kommt es zur "Sündflut": Schmelzwasser und Eisschollen bewegen sich erst langsam, dann immer schneller flussabwärts. Das Eis bildet immer größere Barrieren, Täler laufen voll Wasser, Häuser versinken in den Fluten.
Auch in Bonn sind die Schäden dramatisch. In der Bonner Altstadt liegt die Scheitelwelle bei 14,73 Metern. Sie erreicht schließlich in der Rheingasse 7 auch die im 2. Stock gelegene Wohnung der Familie van Beethoven. Über eine Leiter aus einem Fenster in den Hinterhof können sich die Eltern und ihre zwei Söhne gerade noch retten.
Ludwig van Beethoven, damals 13 Jahre alt, ist bereits bekannt als Konzertpianist. In welcher Gefahr er geschwebt hat, erfährt die Öffentlichkeit erst nach seinem Tod aus den 1838 veröffentlichten Aufzeichnungen des Vermieters der Familie.
In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Annette Skrzydlo
In der Folge kommt es im Herbst 1783 in Mitteleuropa zu einer merklichen Abkühlung. Der folgende Winter wird eisig: In Heidelberg werden minus 30 Grad gemessen, Rhein und Neckar frieren zu. Und die Kälte nimmt kein Ende, selbst in Köln soll die Schneedecke eineinhalb Meter hoch sein. Viele Menschen frieren und hungern, denn ihnen gehen die Vorräte aus.
Im Februar kommt die Wärme zurück - allerdings viel zu schnell. Aschermittwoch 1784 kommt es zur "Sündflut": Schmelzwasser und Eisschollen bewegen sich erst langsam, dann immer schneller flussabwärts. Das Eis bildet immer größere Barrieren, Täler laufen voll Wasser, Häuser versinken in den Fluten.
Auch in Bonn sind die Schäden dramatisch. In der Bonner Altstadt liegt die Scheitelwelle bei 14,73 Metern. Sie erreicht schließlich in der Rheingasse 7 auch die im 2. Stock gelegene Wohnung der Familie van Beethoven. Über eine Leiter aus einem Fenster in den Hinterhof können sich die Eltern und ihre zwei Söhne gerade noch retten.
Ludwig van Beethoven, damals 13 Jahre alt, ist bereits bekannt als Konzertpianist. In welcher Gefahr er geschwebt hat, erfährt die Öffentlichkeit erst nach seinem Tod aus den 1838 veröffentlichten Aufzeichnungen des Vermieters der Familie.
In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
- wie es 1783 zu einer der größten Naturkatastrophen kam,
- dass in Island über 9.000 Menschen starben,
- warum Schnee und Eis eine verheerende Flut verursachten,
- wie sich die Familie van Beethoven gerade noch vor der "Sündflut" retten konnte.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Hans-Rudolf Bork, Geograph und Geoarchäologe
- Hans-Rudolf Bork: Umweltgeschichte Deutschlands. Heidelberg 2020
- Manfred Spata: Das Jahrtausend-Hochwasser von 1784 in Bonn und Beuel. Bonn 2017
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Redaktion: Matti Hesse
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Die Nazis von Beginn an richtig eingeschätzt: Carl von Ossietzky
Carl von Ossietzky wird am 3. Oktober 1889 in Hamburg geboren. Schon vor dem Ersten Weltkrieg ist er Pazifist. Für ihn gehören Pazifismus und Humanismus zusammen. In den 1920er Jahren schreibt er in vielen Artikeln in Zeitungen und Zeitschriften gegen den Militarismus, gegen den Nationalismus, gegen die Feinde der Demokratie, die die Weimarer Republik bedrohten.
Er wird Herausgeber der berühmtesten kritischen Zeitschrift der Weimarer Zeit, der "Weltbühne". Der bekannteste Autor neben ihm ist Kurt Tucholsky. Nach der Machtergreifung Hitlers wird Ossietzky von der Gestapo verhaftet. Im Februar 1934 kommt er ins KZ Esterwegen im Emsland - und wird dort, wie in anderen Lagern, misshandelt und gefoltert.
Ossietzky ist nicht nur der prominenteste Häftling des Lagers, sondern der bekannteste Gefangene des nationalsozialistischen Regimes überhaupt. Im Ausland startet eine Solidaritätskampagne von Regimegegnern, unter ihnen Willy Brandt, Albert Einstein, Thomas Mann, Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Bertrand Russell, Virginia Wolf, Aldous Huxley und viele andere.
1936 wird Ossietzky der Friedensnobelpreis verliehen, erstmals überhaupt in Abwesenheit des Preisträgers. Denn Ossietzky wird zu dem Zeitpunkt immer noch in Deutschland festgehalten. Ossietzky wird in der Folge "entlassen", als er in verschiedene Krankenhäuser verlegt wird - doch er bleibt unter strenger Bewachung. Er ist mittlerweile todkrank. Durch die Torturen seiner Gefangenschaft leidet er an Lungentuberkulose. Er stirbt am 4. Mai 1938.
In diesem Zeitzeichen erzählt Manfred Bonson:
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Autor: Manfred Bonson
Redaktion: Gesa Rünker
Er wird Herausgeber der berühmtesten kritischen Zeitschrift der Weimarer Zeit, der "Weltbühne". Der bekannteste Autor neben ihm ist Kurt Tucholsky. Nach der Machtergreifung Hitlers wird Ossietzky von der Gestapo verhaftet. Im Februar 1934 kommt er ins KZ Esterwegen im Emsland - und wird dort, wie in anderen Lagern, misshandelt und gefoltert.
Ossietzky ist nicht nur der prominenteste Häftling des Lagers, sondern der bekannteste Gefangene des nationalsozialistischen Regimes überhaupt. Im Ausland startet eine Solidaritätskampagne von Regimegegnern, unter ihnen Willy Brandt, Albert Einstein, Thomas Mann, Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Bertrand Russell, Virginia Wolf, Aldous Huxley und viele andere.
1936 wird Ossietzky der Friedensnobelpreis verliehen, erstmals überhaupt in Abwesenheit des Preisträgers. Denn Ossietzky wird zu dem Zeitpunkt immer noch in Deutschland festgehalten. Ossietzky wird in der Folge "entlassen", als er in verschiedene Krankenhäuser verlegt wird - doch er bleibt unter strenger Bewachung. Er ist mittlerweile todkrank. Durch die Torturen seiner Gefangenschaft leidet er an Lungentuberkulose. Er stirbt am 4. Mai 1938.
In diesem Zeitzeichen erzählt Manfred Bonson:
- wie Carl von Ossietzky zum Verteidiger der Demokratie wurde,
- dass und warum er mehrfach verhaftet wurde,
- wie er schließlich ins KZ Esterwegen kam,
- in welch erschütterndem Zustand ihn ein Vertreter des Roten Kreuzes dort vorfand,
- wie er ein Jahr später den Friedensnobelpreis erhielt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Hermann Vinke (Journalist und Ossietzky-Biograph)
- Robert Matthees (Ossietzky-Biograph)
- Hermann Vinke: Carl von Ossietzky. Ravensburg 1987
- Willy Perk: Die Hölle im Moor. Frankfurt 1970
- Carl von Ossietzky: Der Anmarsch der neuen Reformation. 1919
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Redaktion: Gesa Rünker
Pionier des Nachrichtenwesens: Paul Julius Reuter
Paul Julius von Reuter wird 1816 als Sohn eines Rabbiners in Kassel geboren. Seine erste Investition in ein Verlagshaus geht nach hinten los: Während der Revolution von 1848/49 setzt Reuter auf die Publikation liberaler, prodemokratischer Pamphlete. Nach dem Scheitern flüchtet er nach Paris. Dort arbeitet er zunächst bei Havas, der ersten Nachrichtenagentur der Welt, eher er mit einem kleinen Pressedienst den Sprung in die Selbständigkeit wagt.
Reuter hat früh verstanden, dass es einen wirtschaftlichen Wert hat, wenn man eine Nachricht zuerst hat – und dass man daraus ein Geschäft machen kann, wenn man schneller ist als die Konkurrenz. Bei einem Aachener Tauben-Züchter mietet er etwa über 40 geflügelte Kuriere an, um die Telegrafenlücke zwischen Brüssel und Aachen zu überbrücken. Später wagt er den Sprung über den Ärmelkanal nach London. Dort baut er das Geschäft weiter aus, investiert etwa in ein eigenes Unterwasserkabel zwischen Irland und England.
Reuter ist schon zu seinen Lebzeiten ein Markenname. Und natürlich wird auch die Meldung seines Todes über die eigene Nachrichtenagentur verbreitet: "Baron von Reuter, der Gründer der Reuter-Agentur, ist heute Morgen in Nizza im 83. Lebensjahr verstorben. – Reuter."
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Christoph Tiegel / David Rother
Reuter hat früh verstanden, dass es einen wirtschaftlichen Wert hat, wenn man eine Nachricht zuerst hat – und dass man daraus ein Geschäft machen kann, wenn man schneller ist als die Konkurrenz. Bei einem Aachener Tauben-Züchter mietet er etwa über 40 geflügelte Kuriere an, um die Telegrafenlücke zwischen Brüssel und Aachen zu überbrücken. Später wagt er den Sprung über den Ärmelkanal nach London. Dort baut er das Geschäft weiter aus, investiert etwa in ein eigenes Unterwasserkabel zwischen Irland und England.
Reuter ist schon zu seinen Lebzeiten ein Markenname. Und natürlich wird auch die Meldung seines Todes über die eigene Nachrichtenagentur verbreitet: "Baron von Reuter, der Gründer der Reuter-Agentur, ist heute Morgen in Nizza im 83. Lebensjahr verstorben. – Reuter."
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
- warum Paul Julius von Reuter seinen Namen änderte,
- wie er mit seinem Pressedienst und 40 Tauben so erfolgreich wurde,
- warum er auf die Trennung von Information und Meinung setzte,
- wie sich das Nachrichten-Imperium nach seinem Tod weiterentwickelte.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Sabine Wollrab, Co-Chefredakteurin von Reuters Germany, verantwortlich für Deutschland, Österreich und die Schweiz (2024)
- Bernd-Peter Arnold: Die uninformierte Gesellschaft. Göttingen 2021
- Gerd Kulle / Jörg Huber: Paul Julius von Reuter. Pionier des weltweiten Nachrichtenwesens. Stuttgart 1978
- Stefanie Schuschmel: Von Aachen in die Welt: Paul Julius Reuter (1816–1899). In: Thomes, Paul; Quadflieg, Peter M. (Hrsg.): Unternehmer in der Region Aachen – zwischen Maas und Rhein. Münster 2015
- Dietz Schwiesau: Nachrichten – klassisch und multimedial. Berlin 2016
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Christoph Tiegel / David Rother
Hinrichtung des Deutschen Karl LaGrand in den USA am 24.2.1999
Marana, Arizona, 7. Januar 1982: Karl und Walter LaGrand wollen eine Bank überfallen . In der Aktentasche der Halbbrüder sind eine Spielzeugpistole, schwarzes Isolierband und Halstücher.
Als die Bankangestellte Dawn Lopez gegen acht Uhr zur Arbeit kommt, sieht sie Filialleiter Kenneth Hartsock mit einem Mann am Tresor stehen. Der 63-Jährige ist nicht in der Lage, ihn zu öffnen. Er kennt nur die Hälfte der Zahlenkombination. Hartsock und Lopez werden gefesselt und geknebelt.
Dann gerät die Situation außer Kontrolle. Der Filialleiter Hartsock wird mit einem Brieföffner tödlich verletzt. Auch auf die Bankangestellte Lopez wird eingestochen. Welcher der Brüder die Tat begeht, ist bis zum Schluss umstritten. Die deutsche Botschaft wird nie informiert. Dabei sind die beiden gar keine amerikanischen Staatsbürger, sondern besitzen den deutschen Pass. Beide werden wegen Mordes ersten Grades, versuchten Mordes, wegen bewaffnetem Banküberfall und Entführung zum Tode und gleichzeitig zu mehrfachen lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Erst 17 Jahre später sollen die Halbbrüder hingerichtet werden. Gegen die Hinrichtung der beiden Brüder gibt es weltweite Proteste - gegen die Todesstrafe, gegen die Vollstreckung nach all der Zeit und gegen die Missachtung des internationalen Konsularrechtsabkommen im Fall LaGrand. Doch die Proteste sind vergebens. Zuerst wird Karl LaGrand hingerichtet, wenige Tage später folgt sein jüngerer Bruder Walter.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Gabriel
Als die Bankangestellte Dawn Lopez gegen acht Uhr zur Arbeit kommt, sieht sie Filialleiter Kenneth Hartsock mit einem Mann am Tresor stehen. Der 63-Jährige ist nicht in der Lage, ihn zu öffnen. Er kennt nur die Hälfte der Zahlenkombination. Hartsock und Lopez werden gefesselt und geknebelt.
Dann gerät die Situation außer Kontrolle. Der Filialleiter Hartsock wird mit einem Brieföffner tödlich verletzt. Auch auf die Bankangestellte Lopez wird eingestochen. Welcher der Brüder die Tat begeht, ist bis zum Schluss umstritten. Die deutsche Botschaft wird nie informiert. Dabei sind die beiden gar keine amerikanischen Staatsbürger, sondern besitzen den deutschen Pass. Beide werden wegen Mordes ersten Grades, versuchten Mordes, wegen bewaffnetem Banküberfall und Entführung zum Tode und gleichzeitig zu mehrfachen lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Erst 17 Jahre später sollen die Halbbrüder hingerichtet werden. Gegen die Hinrichtung der beiden Brüder gibt es weltweite Proteste - gegen die Todesstrafe, gegen die Vollstreckung nach all der Zeit und gegen die Missachtung des internationalen Konsularrechtsabkommen im Fall LaGrand. Doch die Proteste sind vergebens. Zuerst wird Karl LaGrand hingerichtet, wenige Tage später folgt sein jüngerer Bruder Walter.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
- wie die Brüder Karl und Walter LeGrand in die USA gelangt sind,
- weshalb sich die deutsche Botschaft erst nach Jahren für die Brüder einsetzt,
- warum die Bundesrepublik vor dem Internationalen Gerichtshof gegen die USA klagt,
- woraus die Henkersmahlzeit von Karl LaGrand besteht.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Claudia Roth (1999 Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte des Deutschen Bundestags)
- Horst Kläuser (1999 ARD-Korrespondent in den USA)
- Michael Radelet (Kriminologe und Soziologe und einer der bekanntesten Gegner der Todesstrafe in den USA)
- Andreas Paulus (Völkerrechtler Universität Göttingen und ehemaliger Verfassungsrichter)
Weiterführende Links:
- Tagesschau: Nachrichten zum Thema Todesstrafe
- Bundestag: Abschaffung der Todesstrafe wird beibehalten (1952)
- Amnesty International: Zahlen, Fakten und Hintergründe zur Todesstrafe
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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Gabriel
Religiöses Gewaltregime in Münster: Das Täuferreich
Immer wieder findet das Thema der Wiedertäufer Eingang in die Arbeit von Schriftstellern, Komponisten und Künstlern: Die Täuferherrschaft liest sich wie Fiktion. Dennoch ist sie eine brutale Realität während der Reformationszeit im 16. Jahrhundert. Radikale Täufer übernehmen die Kontrolle über die Stadt Münster, ihre führenden Persönlichkeiten: Jan van Leiden, Jan Matthys und Bernd Knipperdolling.
Inspiriert von apokalyptischen Ideen predigen sie extreme soziale Veränderungen, die zu Spannungen mit anderen religiösen Gruppen und der Gesellschaft führen. Sie wollen nichts weniger als die eine, reine Stadt Gottes errichten und setzen dafür eine rigide moralische Ordnung durch.
Das Ende der Täuferherrschaft wird von harten Strafen begleitet. Die Anführer werden hingerichtet und in eisernen Käfigen zur Abschreckung aufgehängt. Noch heute sind die Käfige an der Münsteraner Lambertikirche zu sehen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
Das sind unsere Interviewpartner:
Weiterführende Links:
Münster- Dier Täuferstadt
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Moritz Raestrup
Inspiriert von apokalyptischen Ideen predigen sie extreme soziale Veränderungen, die zu Spannungen mit anderen religiösen Gruppen und der Gesellschaft führen. Sie wollen nichts weniger als die eine, reine Stadt Gottes errichten und setzen dafür eine rigide moralische Ordnung durch.
Das Ende der Täuferherrschaft wird von harten Strafen begleitet. Die Anführer werden hingerichtet und in eisernen Käfigen zur Abschreckung aufgehängt. Noch heute sind die Käfige an der Münsteraner Lambertikirche zu sehen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
- wie Zeiten der Krise schnell zu einer Untergangs-Stimmung führen kann,
- warum Luther in den Täufern eine große Gefahr sah,
- warum Bernd Rothmann radikaler wurde, je mehr er die Bibel erforschte,
- weshalb Kirchturm-Dächer mit Kanonen bestückt wurden,
- wieso der Anführer der münsterschen Täufer doch nicht so unverwundbar war, wie er dachte.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Ralf Klötzer: Die Täuferherrschaft von Münster. Stadtreformation und Welterneuerung. Münster 1992.
- Hubertus Lutterbach: Der Weg in das Täuferreich von Münster. Ein Ringen um die Heilige Stadt. Münster 2006
Das sind unsere Interviewpartner:
- Ralf Klötzer (Historiker, Münster)
- Professor Hubertus Lutterbach (Theologe, Münster, Professor für Christentum und Kulturgeschichte Universität Essen)
Weiterführende Links:
Münster- Dier Täuferstadt
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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Moritz Raestrup
"El Chapo" - der zum Volksheld verklärte Drogenboss
El Chapo, mit bügrerlichem Namen Joaquín Guzmán, schafft einen rapiden Aufstieg zum mächtigsten und gefährlichsten Mann Mexikos. Als Boss des Sinaloa-Drogenkartells, ist er nicht nur verantwortlich für Tausende von Toten, sondern inszeniert sich auch als Wohltäter, der in soziale Projekte investiert. Sein Image als rebellischer und vielbesungener Volksheld wird durch geschickte Propaganda geformt. Seine spektakulären Gefängnisausbrüche machen ihn zur Legende.
In der Geschichte von El Chapo verschmelzen die Rollen des Wohltäters, Rebellen, Drogenbosses, Mörders und Propagandisten zu einem komplexen Bild mit vielen Graubereichen. Sie ist aber auch eine Geschichte von Korruption und Macht, Armut und Reichtum. Guzmáns kriminelle Aktivitäten offenbaren eine düstere Realität Mexikos: schmutzige Allianzen mit Regierungsbeamten, Ausnutzen sozialer Ungerechtigkeiten. Gleichzeitig verdeutlicht El Chapos Aufstieg die tief verwurzelte Armut, die Menschen in den illegalen Drogenhandel treibt. Sein Leben zeigt, wie die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Gut und Böse, in einer Welt, in der Macht und Geld regieren, verschwimmen können.
In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
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Autor: Herwig Katzer
Redaktion: Christoph Tiegel, David Rother
In der Geschichte von El Chapo verschmelzen die Rollen des Wohltäters, Rebellen, Drogenbosses, Mörders und Propagandisten zu einem komplexen Bild mit vielen Graubereichen. Sie ist aber auch eine Geschichte von Korruption und Macht, Armut und Reichtum. Guzmáns kriminelle Aktivitäten offenbaren eine düstere Realität Mexikos: schmutzige Allianzen mit Regierungsbeamten, Ausnutzen sozialer Ungerechtigkeiten. Gleichzeitig verdeutlicht El Chapos Aufstieg die tief verwurzelte Armut, die Menschen in den illegalen Drogenhandel treibt. Sein Leben zeigt, wie die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Gut und Böse, in einer Welt, in der Macht und Geld regieren, verschwimmen können.
In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:
- warum die Festnahme Guzmans kein Triumph für Präsident Peña Nieto ist,
- wie die Figur El Chapo zu einem Mythos wird, und was Robin Hood damit zutun hat,
- wie der Drogenboss trotz Gefängnishaft seine Geschäfte fortführt,
- warum die Polizei selbst Teil des Problems ist,
- wer den Drogenkartellen in Mexiko heute die Stirn bietet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Jeanette Erazo Heufelder: Drogenkorridor Mexiko. Eine Reportage. Berlin 2011.
Weiterführende Links:
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Autor: Herwig Katzer
Redaktion: Christoph Tiegel, David Rother
Robert Mugabe: erst gefeierter Held, dann gefürchteter Diktator
Es kostet viel Blut, die britische Kolonialmacht in Rhodesien loszuwerden. Sieben Jahre lang dauert der Krieg bis zu Befreiung, 25.000 Menschen sterben. Aus Nordrhodesien wird Sambia, aus Südrhodesien Simbabwe. Dort leistet Robert Mugabe im April 1980 seinen Amtseid.
Er sorgt für ein neues Schulsystem, baut das Gesundheitssystem aus und verbessert die wirtschaftliche Lage der Kleinbauern. Mugabe wird international gefeiert. Doch der Schein trügt: Innenpolitisch setzt Robert Mugabe bald alles daran, jede Art von Opposition zu bekämpfen. Mehrere Tausend Menschen werden getötet.
Obwohl die Unmut gegen ihn wächst, gewinnt der Premier jede Wahl – auch durch Wahlfälschung und durch politische Tricksereien. Mugabe regiert fast 38 Jahre lang. Doch dann überspannt er den Bogen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Gesa Rünker
Er sorgt für ein neues Schulsystem, baut das Gesundheitssystem aus und verbessert die wirtschaftliche Lage der Kleinbauern. Mugabe wird international gefeiert. Doch der Schein trügt: Innenpolitisch setzt Robert Mugabe bald alles daran, jede Art von Opposition zu bekämpfen. Mehrere Tausend Menschen werden getötet.
Obwohl die Unmut gegen ihn wächst, gewinnt der Premier jede Wahl – auch durch Wahlfälschung und durch politische Tricksereien. Mugabe regiert fast 38 Jahre lang. Doch dann überspannt er den Bogen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
- wie Robert Mugabe erzogen wird,
- welche Stationen zu seiner Bildungskarriere gehören,
- wie er unter der britischen Kolonialherrschaft leidet,
- was eine Rede mit seinem politischen Aufstieg zu tun hat,
- warum es in Simbabwe, der Kornkammer Afrikas, unter Mugabes Regierung Hunger gibt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Muriel Horrell: Days of Crisis in Rhodesia. Fact paper No. 16-1965. Johannesburg 1965
- Geoff Hill: The Battle for Zimbabwe: The Final Countdown. Johannesburg 2005
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen: Geburtstag von Cecil Rhodes
- Weltspiegel: Simbabwe - Machtablösung im Haus Mugabe?
- DLF: Südrhodesien - Von der Kronkolonie zum heutigen Simbabwe
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Gesa Rünker
Schauspieler mit großem Schalk im Nacken: Heinz Erhardt
Heinz Erhardt, deutscher Komiker, Musiker, Schauspieler und Lyriker, wurde durch seinen unverwechselbaren Humor berühmt. Wortwitz und pointierte Verse begeistern das Publikum in zahlreichen Bühnenprogrammen, Filmen und Fernsehauftritten.
Sein schelmischer Witz, die verschmitzte Schüchternheit und das Äußere des gemütlichen Spießers täuschen darüber hinweg: der Perfektionist Heinz Erhardt feilte stets mit Akribie an seinen Texten und seiner absichtlich unabsichtlich wirkenden Performance. Dabei ist sein Humor bisweilen durchaus hintergründig - wenn auch selten so politisch wie in diesem Gedicht aus der Nachkriegszeit:
Wascht nur in Unschuld eure Hände / Und greift, Kraft eigenen Ermessens / zum güt’gen Handtuch des Vergessens … / doch hilft das Waschen nicht und Reiben: / die Flecke bleiben.
Auch wenn Heinz Erhardt heute als Symbolfigur des harmlosen, einfach-nur-lustigen Wirtschaftswunderland-Humors gilt: Seine unverwechselbare Mimik und sein charmanter Vortrag machen ihn bis heute zu einem der beliebtesten Komiker im deutschsprachigen Raum.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Tiemann
Redaktion: David Rother
Technik: Jonas Tenbrink
Sein schelmischer Witz, die verschmitzte Schüchternheit und das Äußere des gemütlichen Spießers täuschen darüber hinweg: der Perfektionist Heinz Erhardt feilte stets mit Akribie an seinen Texten und seiner absichtlich unabsichtlich wirkenden Performance. Dabei ist sein Humor bisweilen durchaus hintergründig - wenn auch selten so politisch wie in diesem Gedicht aus der Nachkriegszeit:
Wascht nur in Unschuld eure Hände / Und greift, Kraft eigenen Ermessens / zum güt’gen Handtuch des Vergessens … / doch hilft das Waschen nicht und Reiben: / die Flecke bleiben.
Auch wenn Heinz Erhardt heute als Symbolfigur des harmlosen, einfach-nur-lustigen Wirtschaftswunderland-Humors gilt: Seine unverwechselbare Mimik und sein charmanter Vortrag machen ihn bis heute zu einem der beliebtesten Komiker im deutschsprachigen Raum.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:
- warum Heinz Erhardt mit Fritz Kreisler, Artur Rubinstein, Ignaz Friedmann und Enrico Caruso aufwuchs,
- welche Rolle beim Kennenlernen seiner Frau ein Aufzug spielte,
- wie der Kabarettist seine Bühnenfigur durch Zufall fand,
- was er als Nichtschwimmer bei der Kriegsmarine macht,
- warum die lustigsten Menschen auch manchmal die einsamsten sind.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Rainer Berg: Heinz Erhardt. Die Biographie. Oldenburg 2009.
- Heinz Erhardt - Mein Leben. Hrsg. von Verena Haacker, Marita Malicke. Oldenburg 2022.
Weiterführender Link:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Tiemann
Redaktion: David Rother
Technik: Jonas Tenbrink
Legendärer Modemacher: Karl Lagerfeld
Lagerfelds Karriere nimmt Fahrt auf, als er 1954 - da ist er erst 21 Jahre alt - einen renommierten Preis für Modedesign bekommt. Für die Skizze eines Damen-Mantels aus Merino-Wolle: zitronengelb, mit Dreiviertelärmeln und einer raffinierte Schnalle am Kragen. In der Jury sitzt Pierre Balmain, der den Deutschen gleich einstellt. Lagerfeld lernt das Schneiderhandwerk und sammelt Berufserfahrung in der Modewelt.
1963 wird Lagerfeld künstlerischer Direktor bei Chloé, parallel arbeitet er für Fendi in Rom. In den 1960er- und 1970er-Jahren gehört der Modedesigner zum internationalen Jet Set. Seine Kundinnen heißen: Brigitte Bardot, Mia Farrow, Maria Callas.
1983 bekommt Karl Lagerfeld ein Angebot von Chanel - den ultimativen Schub für seine Karriere. Er macht aus einem angestaubten Unternehmen eine Weltmarke mit Milliardengewinn. Das ist sein großes Talent: eine bestehende Marke dem Zeitgeist anpassen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Anke Rebbert:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
Weiterführende Links:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anke Rebbert
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle
1963 wird Lagerfeld künstlerischer Direktor bei Chloé, parallel arbeitet er für Fendi in Rom. In den 1960er- und 1970er-Jahren gehört der Modedesigner zum internationalen Jet Set. Seine Kundinnen heißen: Brigitte Bardot, Mia Farrow, Maria Callas.
1983 bekommt Karl Lagerfeld ein Angebot von Chanel - den ultimativen Schub für seine Karriere. Er macht aus einem angestaubten Unternehmen eine Weltmarke mit Milliardengewinn. Das ist sein großes Talent: eine bestehende Marke dem Zeitgeist anpassen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Anke Rebbert:
- in welchem privilegierten Umfeld der 1933 geborene Karl Lagerfeld aufwächst,
- mit wie vielen Jahren er nach Paris geht,
- zu welcher Tageszeit der Modemacher vorzugsweise seine Einfälle mit Stift und Papier festhält,
- wie teuer seine Mode-Shows im Pariser Grand Palais sind,
- mit welchen Sprüchen Karl Lagerfeld für Empörung sorgt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Alfons Kaiser: Ein Deutscher in Paris. München 2020
- Vogue Special (Hrsg.): Karl Lagerfeld. Modemethode. München 2015
- Christiane Arp, Karl Lagerfeld: Parallele Gegensätze - Fotografie, Mode, Buchkunst. Göttingen 2014
Weiterführende Links:
- Boulevard Bio: Des Kaisers neue Kleider (2001)
- Tagesthemen: Ehrung in New York - Hommage an Karl Lagerfeld (2023)
- ZDF-History: Karl Lagerfeld - eine deutsche Legende (2020)
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anke Rebbert
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle
Kublai Khan: Mongolischer Großkhan und chinesischer Herrscher
Mit knapp 50 Jahren wird Kublai Khan 1260 Herrscher des größten Weltreichs seiner Zeit. Es reicht vom Mittelmeer bis zum Pazifik. Doch das reicht ihm nicht. Er erobert das letzte verbliebene chinesische Königreich. Dadurch ist Kublai nun Großkhan der Mongolen und Kaiser von China.
Kublai ist seiner Zeit weit voraus. Er refomiert den chinesischen Staatsdienst. Er verbietet zum Beispiel, dass chinesische Mädchen in die Sklaverei oder die Prostitution verkauft werden. Und er lässt den veralteten Kaiserkanal - die längste von Menschenhand geschaffene Wasserstraße der Welt - modernisieren.
In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayı:
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Autor: Murat Kayı
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle
Kublai ist seiner Zeit weit voraus. Er refomiert den chinesischen Staatsdienst. Er verbietet zum Beispiel, dass chinesische Mädchen in die Sklaverei oder die Prostitution verkauft werden. Und er lässt den veralteten Kaiserkanal - die längste von Menschenhand geschaffene Wasserstraße der Welt - modernisieren.
In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayı:
- wen Dschingis Khan für die Kindererziehung von Kublai bestimmt,
- von wem Kublai das Regieren lernt,
- wie er seinen Bruder Arik Bökhe in einem Krieg besiegt,
- welche Rolle seine Gemahlin Chabi bei politischen Entscheidungen spielt,
- weshalb der Herrscher zu trinken beginnt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Veronika Veit (Professorin und Expertin für Mongolistik und Tibetstudien)
- Klaus Mühlhahn (Professor für chinesische Geschichte und Kultur)
- Marco Walther (Experte für Tibetische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig)
- Wilhelm von Rubruk: Reisen zum Großkhan der Mongolen. 1984
- Karénina Kollmar-Paulenz: Die Mongolen – von Dschingis Khan bis heute. 2011
- Otto Emersleben: Marco Polo. 2002
Weiterführende Links:
- Zeitzeichen: Dschingis Khan gründet das Mongolenreich
- Stichtag: Die Mongolische Volksrepublik wird proklamiert
- DW-Bildergalerie: Von Song zu Yuan - China unter Kublai
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Autor: Murat Kayı
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle
Friedrich Alfred Krupp: Gründet das Stahlwerk in Rheinhausen
Am 17. Februar 1854 wird Friedrich Alfred, genannt: Fritz Krupp in Essen geboren. Er kränkelt oft, ist zurückhaltend und interessiert sich mehr für Kunst und Wissenschaft als für das Familienunternehmen. Als der Vater stirbt, wird Friedrich Alfred mit 34 Jahren Firmenchef - zur Überraschung vieler mit großem Erfolg. Er erweitert das Stahl-Unternehmen um Werften und Hüttenanlagen und schafft auf dem dünn besiedelten Landstrich in Duisburg-Rheinhausen einen der größten und modernsten Industriekomplexe seiner Zeit.
Als Kanonenproduzent, Freund und Förderer der kaiserlichen Flottenpläne und erklärter Deutschnationaler gerät Krupp ins Visier der Linken. Für sie ist der Firmenchef der Inbegriff des verhassten Kapitalisten und Ausbeuters. Immer öfter zieht sich Krupp auf die Insel Capri zurück, Ruhe findet er allerdings auch dort nicht.
Es kommen Gerüchte auf, Fritz Krupp pflege homoerotische Beziehungen zu jungen italienischen Männern. Der sozialdemokratische "Vorwärts" greift die Geschichte auf - eine Woche später wird Krupp tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden. Die offizielle Todesursache lautet "Gehirnschlag". Doch die Spekulation, der 48-Jährige habe Suizid begangen, hält sich bis heute.
In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle
Als Kanonenproduzent, Freund und Förderer der kaiserlichen Flottenpläne und erklärter Deutschnationaler gerät Krupp ins Visier der Linken. Für sie ist der Firmenchef der Inbegriff des verhassten Kapitalisten und Ausbeuters. Immer öfter zieht sich Krupp auf die Insel Capri zurück, Ruhe findet er allerdings auch dort nicht.
Es kommen Gerüchte auf, Fritz Krupp pflege homoerotische Beziehungen zu jungen italienischen Männern. Der sozialdemokratische "Vorwärts" greift die Geschichte auf - eine Woche später wird Krupp tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden. Die offizielle Todesursache lautet "Gehirnschlag". Doch die Spekulation, der 48-Jährige habe Suizid begangen, hält sich bis heute.
In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
- In was für große Fußstapfen Friedrich Alfred Krupp tritt,
- von Krupps besonderer Verbindung zu Kaiser Wilhelm II. und warum dieser beim Trauerzug in Essen von "Mord" spricht,
- wie Rheinhausen den "Stadt-Gründer" Friedrich Alfred Krupp ehrt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Prof. Dr. Hans-Werner Wehling, Universität Duisburg/Essen
- Prof. Dr. Rolf Stremmel, Historisches Archiv Krupp, Essen
- Desirée Tobiasch, AWO-Zentrum Rheinhausen
- Michael Epkenhaus und Ralf Stremmel: "Friedrich Alfred Krupp: Ein Unternehmer im Kaiserreich" (2010)
- Leon Fischer: "Krupp - Eine deutsche Familie" (2009)
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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle
Im Film "Der Untergang" spielt er Adolf Hitler: Bruno Ganz
Bruno Ganz ist ein Meister seines Fachs. Seine Bühnenpräsenz und seine suggestive Art zu sprechen machen Aufführungen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Schauspieler begeistert als Hamlet ebenso wie als Engel Damian in Wim Wenders' "Himmel über Berlin", als Adolf Hitler in "Der Untergang" oder als Almöhi in der Verfilmung des Schweizer Nationalepos "Heidi".
Geboren 1941 in Zürich, gilt seine erste Liebe dem Theater. Er bricht die Schule ab und nimmt Schauspielunterricht. 1962 geht er nach Deutschland, wo er mit Regisseuren wie Kurt Hübner, Peter Zadek und Peter Stein arbeitet. Der Film kommt vermehrt erst ab Mitte der 1970er Jahre dazu. Am Ende stehen über einhundert Produktionen - auch mit Hollywoodgrößen.
Seit 1996 ist Ganz Träger des Iffland-Rings und gilt damit als "würdigster Schauspieler deutscher Sprache". Am 16. Februar 2019 stirbt Bruno Ganz mit 77 Jahren an Krebs - bleiben werden seine Filme, seine Figuren und seine Stimme.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Gesa Rünker
Geboren 1941 in Zürich, gilt seine erste Liebe dem Theater. Er bricht die Schule ab und nimmt Schauspielunterricht. 1962 geht er nach Deutschland, wo er mit Regisseuren wie Kurt Hübner, Peter Zadek und Peter Stein arbeitet. Der Film kommt vermehrt erst ab Mitte der 1970er Jahre dazu. Am Ende stehen über einhundert Produktionen - auch mit Hollywoodgrößen.
Seit 1996 ist Ganz Träger des Iffland-Rings und gilt damit als "würdigster Schauspieler deutscher Sprache". Am 16. Februar 2019 stirbt Bruno Ganz mit 77 Jahren an Krebs - bleiben werden seine Filme, seine Figuren und seine Stimme.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
- Was Bruno Ganz mit Schauspielkollegin Romy Schneider verbindet,
- warum er mit der Rolle des Faust nicht warm wird,
- wie Bernd Eichinger Ganz dazu bringt, Adolf Hitler zu spielen,
- warum das Verkörpern des Almöhis für ihn eine Herzensangelegenheit ist.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- "Behind me - Drei Jahre mit Bruno Ganz" (Film, 2002)
- Bruno Ganz - Gespräch: Stationen einer Karriere (2004)
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Gesa Rünker
Ethel Merman, Stimmwunder und frühe Broadway-Ikone
"There’s no business like show business" - Ethel Merman hat diesen Song nicht nur jahrzehntelang gesungen, sie hat ihn auch gelebt. Sie ist eine der frühen Ikonen des Broadway-Musicals, die mit ihrer durchdringenden Stimme unzählige Bühnen-Hits prägt.
Die Frau, die ein ganzes Genre beeinflusst, wird 1908 als Ethel Zimmermann im New Yorker Stadtteil Queens geboren. Ihre Familie ist bodenständig, aber kulturbegeistert. Die Zimmermanns nehmen Ethel gerne mit zu Varieté-Shows, aber auch selbst Musik zu machen gehört zu ihrem Alltag. Schon mit fünf Jahren beginnt Ethel zu singen, ihr Vater begleitet am Klavier - gerne auch vor Publikum.
Sind es anfangs noch Amateur-Wettbewerbe oder Benefiz-Veranstaltungen, wechselt Merman schon bald in die großen Theater am Broadway. Hier landet die Musical-Queen eine erfolgreiche Hauptrolle nach der nächsten - lautstark und selbstbewusst. Mit ihren Männern hat Merman dagegen weniger Glück. Viermal ist sie verheiratet, alle Ehen zerbrechen. Ethel Merman stirbt am 15. Februar 1984 im Alter von 76 Jahren - von ihrem Mut zur Lautstärke können Frauen aber bis heute etwas lernen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Jana Fischer
Redaktion: David Rother
Die Frau, die ein ganzes Genre beeinflusst, wird 1908 als Ethel Zimmermann im New Yorker Stadtteil Queens geboren. Ihre Familie ist bodenständig, aber kulturbegeistert. Die Zimmermanns nehmen Ethel gerne mit zu Varieté-Shows, aber auch selbst Musik zu machen gehört zu ihrem Alltag. Schon mit fünf Jahren beginnt Ethel zu singen, ihr Vater begleitet am Klavier - gerne auch vor Publikum.
Sind es anfangs noch Amateur-Wettbewerbe oder Benefiz-Veranstaltungen, wechselt Merman schon bald in die großen Theater am Broadway. Hier landet die Musical-Queen eine erfolgreiche Hauptrolle nach der nächsten - lautstark und selbstbewusst. Mit ihren Männern hat Merman dagegen weniger Glück. Viermal ist sie verheiratet, alle Ehen zerbrechen. Ethel Merman stirbt am 15. Februar 1984 im Alter von 76 Jahren - von ihrem Mut zur Lautstärke können Frauen aber bis heute etwas lernen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
- wie George Gershwin der Sängerin den Weg zum Broadway ebnet,
- mit welcher Technik Merman die noch junge Kunstform des Musicals prägt,
- warum sie mit Filmen und Hollywood nie wirklich warm wird.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Stefanie Rummel, Gesangscoach und Stimmforscherin
- Brian Kellow - Ethel Merman: A Life. 2008
- Radio-Interview: Ethel Merman 1961 im Gespräch mit Studs Terkel
- Broadway Podcast Network: Dreiteiliger Podcast über die Karriere von Ethel Merman
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Autorin: Jana Fischer
Redaktion: David Rother
Josephine Baker erhält Auftrittsverbot in München (am 14.2.1929)
Mit der "Revue Nègre" wird Josephine Baker 1925 fast über Nacht zum gefeierten Star in Paris. Wie die amerikanische Tänzerin ihren kaum bekleideten Körper kühn verrenkt und schwingt, haben die Franzosen so noch nicht gesehen. Die Pariser Avantgarde ist begeistert, Josephine Baker verkörpert für sie die Moderne im Varieté. Die französische Sittenpolizei bemängelt indes, dass schwarze Haut kein Kostüm sei. Der erste schwarze Superstar ruft Bewunderung und Abscheu hervor.
So hält die Kirche in Wien Gottesdienste ab, um vor Josephine Bakers Tournee zu warnen. Die moralische Alarmierung nützt nichts, nun kaufen sich die Menschen erst recht Tickets für die Show. Das will man in München verhindern und strebt vorsichtshalber direkt ein Auftrittsverbot an. Als Gründe werden genannt: die Erfahrungen aus Wien, die Fastenzeit, und dass Josephine Baker nach den bisherigen Mitteilungen der Presse eine unberechenbare Person sei.
Das Auftrittsverbot in München ist für Josephine Baker eine weitere ihrer unzähligen rassistischen Erfahrungen, ihren Ruhm stoppt es allerdings nicht. Sie tanzt nicht nur auf den Bühnen der Welt, sondern tritt als Sängerin und Schauspielerin im Film auf und gilt bald als reichste "reichste Afroamerikanerin der Welt"
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock :
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autor: Ulrich Biermann
Autorin: Veronika Bock
Redaktion: Matti Hesse
So hält die Kirche in Wien Gottesdienste ab, um vor Josephine Bakers Tournee zu warnen. Die moralische Alarmierung nützt nichts, nun kaufen sich die Menschen erst recht Tickets für die Show. Das will man in München verhindern und strebt vorsichtshalber direkt ein Auftrittsverbot an. Als Gründe werden genannt: die Erfahrungen aus Wien, die Fastenzeit, und dass Josephine Baker nach den bisherigen Mitteilungen der Presse eine unberechenbare Person sei.
Das Auftrittsverbot in München ist für Josephine Baker eine weitere ihrer unzähligen rassistischen Erfahrungen, ihren Ruhm stoppt es allerdings nicht. Sie tanzt nicht nur auf den Bühnen der Welt, sondern tritt als Sängerin und Schauspielerin im Film auf und gilt bald als reichste "reichste Afroamerikanerin der Welt"
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock :
- wie Josephine Baker im Zweiten Weltkrieg die französische "Résistance" unterstützt hat,
- warum ihr das Tanzen "schon in die Wiege" gelegt wurde,
- über den Rassismus, mit dem Josephine Baker zeitlebens konfrontiert ist,
- wie die Tänzerin gegen die Ausgrenzung von Menschen kämpft,
- über ihre "Regenbogenfamilie" mit zwölf Adoptivkindern.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Mona Horncastle, Kunsthistorikerin
- Mona Horncastle: Josephine Baker. Weltstar - Freiheitskämpferin - Ikone. Wien 2020
- Josephine Baker in conversation, 1971 pt. 1 (Youtube)
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Autor: Ulrich Biermann
Autorin: Veronika Bock
Redaktion: Matti Hesse
Wilhelm Voigt, der "Hauptmann von Köpenick" (geb. am 13.2.1849)
Am 16. Oktober 1906 fängt ein Hauptmann in grauer Uniform, der gerade von der Toilette kommt, einen kleinen Trupp ahnungsloser Soldaten in blauen Röcken ab. Er gibt den Männern den Befehl, mit ihm nach Köpenick zu fahren. Der Hauptmann ist nicht echt, sondern ein Ex-Zuchthäusler namens Wilhelm Voigt.
Im dortigen Rathaus beschlagnahmt Wilhelm Voigt gegen Quittung kurzerhand die Gemeindekasse - 3.557, 45 Pfennige. Nach heutigem Wert etwa 26.000 Euro. Er unterschreibt mit dem Namen seines letzten Gefängnisdirektors: von Malzahn.
Bürgermeister Langerhans und der Stadtkämmerer Rosenkranz werden vom Hauptmann verhaftet. Später lässt Voigt sie unter Bewachung mit Droschken nach Berlin zur Neuen Wache transportieren, wo man natürlich nichts weiß und sie frei lässt.
Zehn Tage lang kann Voigt untertauchen, bevor er geschnappt wird. Das Urteil: milde vier Jahre. Zu peinlich ist es für das preußische Staatsverständnis, dass ein ehemaliger Zuchthäusler solch ein Ding durchziehen kann.
Nach zwei Jahren begnadigt Kaiser Wilhelm II. den falschen Hauptmann. Mit 59 Jahren beginnt für Wilhelm Voigt die schönste Zeit seines Lebens.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autor: Heiner Wember
Redakteur: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup
Onlineproducerin: Vera Kettenbach
Im dortigen Rathaus beschlagnahmt Wilhelm Voigt gegen Quittung kurzerhand die Gemeindekasse - 3.557, 45 Pfennige. Nach heutigem Wert etwa 26.000 Euro. Er unterschreibt mit dem Namen seines letzten Gefängnisdirektors: von Malzahn.
Bürgermeister Langerhans und der Stadtkämmerer Rosenkranz werden vom Hauptmann verhaftet. Später lässt Voigt sie unter Bewachung mit Droschken nach Berlin zur Neuen Wache transportieren, wo man natürlich nichts weiß und sie frei lässt.
Zehn Tage lang kann Voigt untertauchen, bevor er geschnappt wird. Das Urteil: milde vier Jahre. Zu peinlich ist es für das preußische Staatsverständnis, dass ein ehemaliger Zuchthäusler solch ein Ding durchziehen kann.
Nach zwei Jahren begnadigt Kaiser Wilhelm II. den falschen Hauptmann. Mit 59 Jahren beginnt für Wilhelm Voigt die schönste Zeit seines Lebens.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
- Wie der Schusterjunge Wilhelm Voigt schon mit 14 Jahren auf die schiefe Bahn gerät,
- wie der preußische Staat Straftäter auch nach verbüßter Haftstrafe weiter jagt,
- wie Wilhelm Voigt seine "Köpenickiade" später erfolgreich vermarkten kann,
- wie der Erste Weltkrieg schließlich zu Wilhelm Voigts Verarmung führt,
- was Rudolf Platte, Heinz Rühmann und Harald Juhnke gemeinsam haben.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Ruprecht Frieling (Sachbuchautor, Verleger und Produzent)
- Ruprecht Frieling: Der Hauptmann von Köpenick. Die wahre Geschichte des Wilhelm Voigt, Berlin 2011
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redakteur: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup
Onlineproducerin: Vera Kettenbach
Abraham Lincoln: Kampf um die Vereinigten Staaten von Amerika
Abraham Lincoln gewinnt zwei Mal die Wahl zum Präsidenten der USA. Er wird als Mensch voller Empathie, voller Sympathie für Schwache, für die Zurückgebliebenen in der Gesellschaft, natürlich gerade für Sklaven und Schwarze in den USA beschrieben. Andererseits ist da der feste Wille Mitte der 1860er-Jahre den grausigen amerikanischen Bürgerkrieg durchzuziehen mit all den vielen Opfern.
Vier Jahre lang dauern die Kämpfe. Etwa 620.000 Menschen sterben. Zunächst scheinen die Südstaaten siegreich, mit einem neuen Heerführer gewinnt der Norden, Lincolns Union, aber manche Schlacht. Der Präsident sieht es als seine Pflicht an, sich der Opfer würdig zu erweisen.
Sie hätten eigentlich den Bestand der jetzt tatsächlich Vereinigten Staaten von Amerika geschaffen, die Demokratie erhalten. Ihr Werk wolle er vollenden. Das sagt Lincoln im Angesicht von Särgen und Pferdekadavern auf dem Schlachtfeld der kleinen Gettysburg in Pennsylvania.
Die Gettysburg-Rede gilt als Lincolns wichtigste Rede und eine der bedeutendsten in der Geschichte der USA.
In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Onlineproducerin: Vera Kettenbach
Vier Jahre lang dauern die Kämpfe. Etwa 620.000 Menschen sterben. Zunächst scheinen die Südstaaten siegreich, mit einem neuen Heerführer gewinnt der Norden, Lincolns Union, aber manche Schlacht. Der Präsident sieht es als seine Pflicht an, sich der Opfer würdig zu erweisen.
Sie hätten eigentlich den Bestand der jetzt tatsächlich Vereinigten Staaten von Amerika geschaffen, die Demokratie erhalten. Ihr Werk wolle er vollenden. Das sagt Lincoln im Angesicht von Särgen und Pferdekadavern auf dem Schlachtfeld der kleinen Gettysburg in Pennsylvania.
Die Gettysburg-Rede gilt als Lincolns wichtigste Rede und eine der bedeutendsten in der Geschichte der USA.
In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
- Mit welchen Worten US-Präsident Barack Obama seinen frühen Amtsvorgänger Abraham Lincoln würdigt,
- welche Berührungspunkte es in den Lebensgeschichten Obamas und Lincolns gibt,
- warum Lincoln für die Abschaffung und doch kein glühender Gegner der Sklaverei ist,
- wie man im 19. Jahrhundert in den USA ohne Studium Anwalt wird
Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
- Dr. Ronald Gerste, Historiker und Lincoln-Biograf
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Onlineproducerin: Vera Kettenbach
Lebensgefahr unter Tage: Die Staublunge
Ab den 1920er-Jahren setzt eine sehr starke Mechanisierung des Steinkohlebergbaus ein. Wichtigste Werkzeuge sind der Presslufthammer und Sprengstoff, wobei sehr viel Staub entsteht.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Bergbau auf der Suche nach Kohle oder auch anderen Erzen immer tiefer in den Berg hinein gräbt. Das macht die Belüftung der Bergwerke immer schwieriger.
Schlechtere Belüftung plus sehr viel Staub bilden eine gefährliche Kombination im Hinblick auf die Silikose - oder auch Staublunge genannt.
Das Sozialversicherungssystem, wie wir es heute kennen, gibt es erst seit den 1880er-Jahren. Berufskrankheiten sind zunächst noch nicht versichert. Die erste Berufskrankheiten- Verordnung wird 1925 in der Weimarer Republik eingeführt.
Mit der zweiten Verordnung 1929 wird auch die Staublunge als Berufskrankheit anerkannt. Der 11. Februar 1929 wird zum Stichtag für die "schwere Staublunge".
Umgehend melden mehr als 14.000 Menschen ihre Beschwerden an. Doch nur wer buchstäblich bereits aus dem letzten Loch pfeift, darf auf Entschädigung hoffen. Mehr als 90 Prozent gehen damals leer aus.
In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Sascha Schiemann
Onlineproducerin: Vera Kettenbach
Erschwerend kommt hinzu, dass der Bergbau auf der Suche nach Kohle oder auch anderen Erzen immer tiefer in den Berg hinein gräbt. Das macht die Belüftung der Bergwerke immer schwieriger.
Schlechtere Belüftung plus sehr viel Staub bilden eine gefährliche Kombination im Hinblick auf die Silikose - oder auch Staublunge genannt.
Das Sozialversicherungssystem, wie wir es heute kennen, gibt es erst seit den 1880er-Jahren. Berufskrankheiten sind zunächst noch nicht versichert. Die erste Berufskrankheiten- Verordnung wird 1925 in der Weimarer Republik eingeführt.
Mit der zweiten Verordnung 1929 wird auch die Staublunge als Berufskrankheit anerkannt. Der 11. Februar 1929 wird zum Stichtag für die "schwere Staublunge".
Umgehend melden mehr als 14.000 Menschen ihre Beschwerden an. Doch nur wer buchstäblich bereits aus dem letzten Loch pfeift, darf auf Entschädigung hoffen. Mehr als 90 Prozent gehen damals leer aus.
In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
- Woher die Redewendung "weg vom Fenster" stammt,
- mit welchen Hausmitteln Bergleute versuchten, der Staublunge vorzubeugen,
- warum starke Raucher besonders schlechte Karten haben,
- wie der Kampf um die Rente am Selbstbewusstsein der Bergleute nagt,
- was ein "Ertränker" im Bergbau macht.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Dr. med. Kurt G. Hering, Ärztlicher Direktor/Chefarzt der Klinik für Radiologie a.D./Klinikum Westfalen
- Horst Rudnik, Reviersteiger im Ruhestand - heute Gästeführer Zeche Zollverein Essen
- Dr. Daniel Trabalski, Historiker Promotion an Ruhr-Universität Bochum
- Dr. Daniel Trabalski, Weg vom Fenster - Die Staublunge der Ruhrbergleute zwischen wissenschaftlicher Entdeckung, betrieblicher Regulierung und gesellschaftlichem Vergessen in der Bundesrepublik, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte – Beihefte, Band 258
- Ralf Piorr (Hrsg.), Die Männer von Luise - Erzählungen eines unbekannten Bergmanns, Essen 2017
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Sascha Schiemann
Onlineproducerin: Vera Kettenbach
Scham, Angst und Hoffnung: Tagebuch des Petter Moen
Als die Nazis Norwegen überfallen, geht Petter Moen in den Untergrund. Der Mathematiker informiert in einer illegalen Zeitung über die Machenschaften der Deutschen und den Kriegsverlauf. Die Berichte hören er und seine Mitstreiter bei der BBC ab. Doch die Gestapo kommt ihnen auf die Schliche und Petter Moen wandert ins Gefängnis. "Bin zweimal verhört worden. Wurde gepeitscht". Das sind die ersten Einträge in dem ungewöhnlichen Tagebuch aus Toilettenpapier.
Mit einem Draht pickt Moen jeden Buchstaben sorgsam auf die einzelnen Blätter, die er im Lüftungsschacht unter seiner Pritsche versteckt. Nach Kriegsende werden die kleinen Rollen zu einem Zeugnis der Nazi-Gewaltherrschaft. Sie beschreiben beispielhaft die Ängste und Schmerzen von Nazi-Opfern; die Misshandlungen, die sie erfahren mussten. Petter Moen schreibt auch über seine Scham, weil er Weggefährten unter Folter verraten hat.
In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Reinartz
Mit einem Draht pickt Moen jeden Buchstaben sorgsam auf die einzelnen Blätter, die er im Lüftungsschacht unter seiner Pritsche versteckt. Nach Kriegsende werden die kleinen Rollen zu einem Zeugnis der Nazi-Gewaltherrschaft. Sie beschreiben beispielhaft die Ängste und Schmerzen von Nazi-Opfern; die Misshandlungen, die sie erfahren mussten. Petter Moen schreibt auch über seine Scham, weil er Weggefährten unter Folter verraten hat.
In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
- Wie Petter Moen als Ungläubiger aus Verzweiflung zu beten beginnt,
- über seinen Tod auf dem Weg nach Deutschland,
- dass sein Tagebuch nur durch einen Zufall gefunden wird,
- warum Norwegen nach Kriegsende die Widerstands-Aktivisten wenig beachtet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Prof. Michael Custodis, Musikwissenschaftler und Soziologe, Uni Münster
- Walter Möbius, Mediziner und Buchautor
- Petter Moens Tagebuch. Herausgegeben von Edzard Schaper. Frankfurt. 1959.
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Reinartz
Tomi Ungerer, Bilderbuchautor, Schriftsteller und Freigeist
Mit 60 Dollar in der Tasche und einem Koffer voller Zeichnungen und Manuskripte, zieht Jean-Thomas Ungerer, genannt Tomi, im Jahr 1956 nach New York. Hier steigt er schnell zu einem der weltweit erfolgreichsten Kinderbuchautoren, Illustratoren, Zeichner und Werbegrafiker auf.
Ungerer eckt oft an, pfeift auf political correctness - nicht nur in seinen Werken. In den 60er Jahren sorgt der Elsässer mit Plakaten für Aufsehen, die den Rassismus, die Rolle der USA im Vietnam-Krieg und die Doppelmoral der amerikanischen Gesellschaft anklagen. Als er mit erotischen Zeichnungen die Prüderie anprangert, setzen die Behörden seine Kinderbücher auf die Schwarze Liste sämtlicher US-Bibliotheken.
Ungerers Werk umfasst mehr als 160 Bücher und 40.000 Zeichnungen. Trotz der Flut an Ehrungen bleibt er bis zu seinem Tod am 9. Februar 2019 ein Identitätssucher, ein chronischer Zweifler, ein engagierter Pessimist.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Weiterführender Link:
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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian
Ungerer eckt oft an, pfeift auf political correctness - nicht nur in seinen Werken. In den 60er Jahren sorgt der Elsässer mit Plakaten für Aufsehen, die den Rassismus, die Rolle der USA im Vietnam-Krieg und die Doppelmoral der amerikanischen Gesellschaft anklagen. Als er mit erotischen Zeichnungen die Prüderie anprangert, setzen die Behörden seine Kinderbücher auf die Schwarze Liste sämtlicher US-Bibliotheken.
Ungerers Werk umfasst mehr als 160 Bücher und 40.000 Zeichnungen. Trotz der Flut an Ehrungen bleibt er bis zu seinem Tod am 9. Februar 2019 ein Identitätssucher, ein chronischer Zweifler, ein engagierter Pessimist.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
- Warum Ungerer den Spitznamen "Picasso der Karikatur" trägt,
- wie seine elsässischen Wurzeln dem Karikaturisten das Leben schwer machen,
- warum Ungerer zwischenzeitlich vom FBI beschattet wird.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Agata Hofrichter, Kommunikationsexpertin und Autorin
- Tomi Ungerer: Die Gedanken sind frei. Meine Kindheit im Elsass. (1993)
- Tomi Ungerer: Die Hölle ist das Paradies des Teufels. (2009)
- Agata Hofrichter: Fluchtpunkt Europa. Der politische Tomi Ungerer. Baden-Baden 2021.
Weiterführender Link:
- WDR 5 Erlebte Geschichten: Tomi Ungerer, Karikaturist und Illustrator
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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian
Die Sortierung des Kosmos: Mendelejews Periodensystem
Ordnung ist das halbe Leben - diese Phrase gilt auch in der Chemie. Daher präsentiert der Russe Dmitri Mendelejew 1869 ein Ordnungssystem, in das er sämtliche damals bekannten chemischen Elemente nach zunehmender Atommasse sortiert. Das Besondere: Sein System weist Lücken auf - für Elemente, die bis dahin noch gar nicht entdeckt sind.
Sein Periodensystem wird schnell zum weltweit anerkannten Standard. Mit diesem Triumph hat Mendelejew den Gipfel seiner Forscherkarriere erreicht - und überschritten. In den 1870er Jahren vergeudet er Zeit und Geld mit der Suche nach dem fiktiven Äther-Element, hat auch als Ballonfahrt-Pionier und Eismeer-Erkunder kaum Erfolg. Und selbst manche seiner chemischen Glaubenssätze überholt irgendwann die Realität.
Dennoch erhält er für sein System viele Ehrungen und Titel. Die vielleicht größte Auszeichnung erlebt Mendelejew allerdings nicht mehr: Zu seinen Ehren bekommt 1955 das künstlich hergestellte Element 101 den Namen "Mendelevium". Der Chemiker mit dem markanten Zottelbart stirbt 72-jährig in Sankt Petersnurg.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:
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Autor: Wolfgang Burgmer
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
Sein Periodensystem wird schnell zum weltweit anerkannten Standard. Mit diesem Triumph hat Mendelejew den Gipfel seiner Forscherkarriere erreicht - und überschritten. In den 1870er Jahren vergeudet er Zeit und Geld mit der Suche nach dem fiktiven Äther-Element, hat auch als Ballonfahrt-Pionier und Eismeer-Erkunder kaum Erfolg. Und selbst manche seiner chemischen Glaubenssätze überholt irgendwann die Realität.
Dennoch erhält er für sein System viele Ehrungen und Titel. Die vielleicht größte Auszeichnung erlebt Mendelejew allerdings nicht mehr: Zu seinen Ehren bekommt 1955 das künstlich hergestellte Element 101 den Namen "Mendelevium". Der Chemiker mit dem markanten Zottelbart stirbt 72-jährig in Sankt Petersnurg.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Burgmer:
- Warum Mendelejew bei der Wahl in die Akademie der Wissenschaften durchfällt,
- wie die Physiker sein Periodensystem neu deuten,
- warum er privat als Macho mit Widersprüchen gilt,
- wie ihm Darwin und Newton als Vorbild dienen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Michael Gordin: A Well-Ordered Thing. Dmitrii Mendeleev and the Shadow of the Periodic Table (2004)
- Paul Strathern: Mendeleyev's Dream. The Quest for the Elements (2001)
- Michael Pilz: Tanz der Elemente. Über die Schönheit des Periodensystems (2019)
- Primo Levi: Das periodische System (1975)
Weiterführende Links:
- Das Kalenderblatt: BR 2 - 28.10.1869: Periodensystem der Elemente veröffentlicht
- DLF Kultur: 150 Jahre Periodensystem - Die Entdecker eines prophetischen Chemie-Baukastens
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Autor: Wolfgang Burgmer
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek
"Indiana Jones der Bibelwissenschaft": Konstantin v. Tischendorf
Konstantin von Tischendorf gilt als der "Indiana Jones" des 19. Jahrhunderts. Denn am 7. Februar 1859 findet der Leipziger Theologieprofessor tatsächlich den verlorenen Schatz - den heiligen Gral der Bibelforschung: Den Codex Sinaiticus. Es ist die bis heute älteste Bibelhandschrift der Welt; im 4. Jahrhundert auf feinstem Pergament in Griechisch geschrieben. Darin zu lesen ist das vollständige Neue Testament sowie große Teile des Alten Testaments. Das macht den Codex Sinaiticus zu einem unschätzbar wertvollen Schriftstück christlicher Geschichte.
Gefunden hat Tischendorf die Blätter im Katharinenkloster am Berg Sinai. Vorausgegangen sind zahlreiche abenteuerliche Orientreisen des Professors - ganz Indiana Jones-like eben. Für seine Erforschung und Herausgabe dieser Bibel wird Tischendorf vom russischen Zaren in den Adelsstand erhoben.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
Das sind unse wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: David Rother
Gefunden hat Tischendorf die Blätter im Katharinenkloster am Berg Sinai. Vorausgegangen sind zahlreiche abenteuerliche Orientreisen des Professors - ganz Indiana Jones-like eben. Für seine Erforschung und Herausgabe dieser Bibel wird Tischendorf vom russischen Zaren in den Adelsstand erhoben.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
- Was das Problem an Schriftstücken aus Papyrus oder Pergament ist,
- warum sich selbst komplett erhaltene Texte zuweilen voneinander unterscheiden,
- warum Tischendorf drei Reisen und geschickte Diplomatie braucht, um an die Blätter des "Codex Sinaiticus" zu gelangen,
- für was die Bezeichnung "Codex Sinaiticus" steht.
Das sind unse wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.): Codex Sinaiticus. Geschichte und Erschliessung der "Sinai-Bibel", Leipzig 2007
- Holger Strutwolf, Direktor des Instituts für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster
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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: David Rother
Rudi Assauer, Schalkes Erfolgsmanager (gestorben am 6.2.2019)
Als aktiver Fußballer und Fußballmanager ist Rudolf Assauer eine prägende Figur der Bundesliga. Er hat seinen eigenen Stil: Der Macher und Malocher raucht 27 Euro teure Zigarren und kleidet sich elegant. Er kann selbstgerecht sein, launisch und unverschämt.
Assauer gilt nicht als rhetorisch geschliffener Redner, aber als ein Virtuose im Umgang mit der bildreichen Sprache der Straße. Seine Ehefrauen und Freundinnen - wie Simone Thomalla - nennt er "Lebensabschnitt-Teilzeit-Gefährtinnen". Im Haushalt kennt er sich nicht aus.
In diesem Zeitzeichen erzählt Detlef Wulke:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Weiterführende Links:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Detlef Wulke
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nico Söllner
Assauer gilt nicht als rhetorisch geschliffener Redner, aber als ein Virtuose im Umgang mit der bildreichen Sprache der Straße. Seine Ehefrauen und Freundinnen - wie Simone Thomalla - nennt er "Lebensabschnitt-Teilzeit-Gefährtinnen". Im Haushalt kennt er sich nicht aus.
In diesem Zeitzeichen erzählt Detlef Wulke:
- bei wem Rudi Assauer als Schüler seine Hausaufgaben abschreibt,
- weshalb er die DFB-Regeln bei einem Torpfosten-Bruch während eines Spiels kennt,
- warum Assauer einmal DFB-Präsident Egidius Braun auf die Toilette folgt,
- wie Assauers Vergesslichkeit zunächst falsch interpretiert wird,
- womit der Manager seine Krankheit bekämpfen will.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Werner Hansch (Sportreporter)
- Rudi Assauer und Patrick Strasser: Wie ausgewechselt. Verblassende Erinnerungen an mein Leben. München 2012
Weiterführende Links:
- WDR: Entweder ich schaffe Schalke oder Schalke schafft mich (2001)
- FC Schalke 04: Der S04 nimmt Abschied von Rudi Assauer (2019)
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Autor: Detlef Wulke
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nico Söllner
Griechenland den Griechen: Der Politiker Andreas Papandreou
Man nennt ihn auch den griechischen Kennedy: Andreas Papandreou wird 1981 der erste sozialistische Ministerpräsident in der jüngeren Geschichte Griechenlands. Er ist ein Hoffnungsträger mit Charisma; und die von ihm gegründete PASOK erlebt einen rasanten Aufstieg als moderne Massenpartei.
Andreas Papandreou ist ein widersprüchlicher Mann. Er ist Europäer und - wenn es der eigenen Sache dient - Nationalist. Er modernisiert Griechenland, stürzt den Staat aber auch in eine tiefe Krise. Er ist weltgewandt und populistisch, ist Sozialist und Patriarch, eine Ikone mit tiefen Rissen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Weiterführende Links:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Matti Hesse
Andreas Papandreou ist ein widersprüchlicher Mann. Er ist Europäer und - wenn es der eigenen Sache dient - Nationalist. Er modernisiert Griechenland, stürzt den Staat aber auch in eine tiefe Krise. Er ist weltgewandt und populistisch, ist Sozialist und Patriarch, eine Ikone mit tiefen Rissen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
- an welchem außergewöhnlichen Ort die Geburt von Andreas Papandreou stattfindet,
- warum er als Student in die USA emigriert,
- welche Rolle sein Vater Georgios in seinem politischen Leben spielt,
- wie die anti-amerikanische Haltung von Andreas Papandreou zu erklären ist,
- welche Politikentscheidungen er als Premierminister der 30 Jahre jüngeren Stewardess Mimi Liani überlässt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Ioannis Zelepos (Professor für Neuere Geschichte an der Universität Ioannina, Westgriechenland)
- Nick Papandreou: Und Vater tanzte. Erfundene Erinnerungen. München 1998
- Thanos Veremis: Andreas Papandreou. Große Erwartungen. Athen 2017
- Ioannis Zelepos: Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute. München 2014
Weiterführende Links:
- 20.04.1972: Andreas Papandreou zu Gast bei "Firing Line" mit William F. Buckley Jr. (Englisch)
- 15.10.1981: Andreas Papandreous Wahlkampfrede auf dem Syntagma-Platz in Athen (Griechisch)
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Matti Hesse
Der Schriftsteller Alfred Andersch: Demokratie braucht Schutz
Mit seinem Buch "Die Kirschen der Freiheit" macht sich Alfred Andersch 1952 Freunde und Feinde: In dem autobiografischen Bericht schildert er seine Kindheit, seine Jugend als Kommunist in der Nazi-Diktatur, erzählt von einer Haft im KZ Dachau und seine Desertion im Zweiten Weltkrieg.
Andersch wird zu einer zentralen Figur des Literaturbetriebs und moralischen Instanz in der jungen BRD. Erst Jahre nach seinem Tod kommt heraus, was er nicht erzählt hat.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
Das ist unser Interviewpartner:
Weiterführende Links:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Gesa Rünker
Andersch wird zu einer zentralen Figur des Literaturbetriebs und moralischen Instanz in der jungen BRD. Erst Jahre nach seinem Tod kommt heraus, was er nicht erzählt hat.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
- wie Alfred Andersch als Neunjähriger 1923 den Hitlerputsch erlebt,
- welche Ungereimtheiten es in seiner Autobiografie - etwa zur Inhaftierung im KZ Dachau und zu seiner Fahnenflucht - gibt,
- was ein Kirschbaum in Italien mit dem Buchtitel von 1952 zu tun hat,
- wie Anderschs Karriere nach Kriegsende Fahrt aufnimmt,
- mit welchem Gedicht der 60-Jährige ein junges, linkes Publikum auf sich aufmerksam macht.
Das ist unser Interviewpartner:
- Erhard Schütz (Literaturwissenschaftler)
Weiterführende Links:
- Österreichische Mediathek: Alfred Andersch liest aus "Verlorene Partie"
- SWR: Dreharbeiten "Sansibar oder der letzte Grund" (1961)
- SWR2: Alfred Andersch - Pionier des Kultur- und Nachtradios und Gründer des Radio-Essays
- SWR2 Hörspiel: "Mein Verschwinden in Providence" von Alfred Andersch
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Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Gesa Rünker
Simone Weil, widerspenstige Philosophin
Am 3. Februar in Paris geboren, studiert Simone Weil später an der École normale supérieure Philosophie, Mathematik und Politikwissenschaft und hat einen breiten intellektuellen Hintergrund. Sie entwickelt eine kritische Perspektive auf soziale Ungerechtigkeiten und politische Systeme, insbesondere im Kontext der Arbeiterbewegung und des Marxismus.
Zentral ist ihre Betonung auf Achtsamkeit, ein Konzept, das sie als "Aufmerksamkeit als Gebet" bezeichnet. Hier verbindet sie ihre spirituellen Überlegungen mit ihrem Streben nach sozialer Gerechtigkeit.
Simone Weil stirbt 1943 mit nur 34 Jahren an den Folgen von Mangelernährung und Erschöpfung, sie hungert bewusst als Akt der Solidarität mit Kriegsopfern.
In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
Und das unsere Interviewpartner:
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Autorin: Doris Arp
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Christine Reinartz
Zentral ist ihre Betonung auf Achtsamkeit, ein Konzept, das sie als "Aufmerksamkeit als Gebet" bezeichnet. Hier verbindet sie ihre spirituellen Überlegungen mit ihrem Streben nach sozialer Gerechtigkeit.
Simone Weil stirbt 1943 mit nur 34 Jahren an den Folgen von Mangelernährung und Erschöpfung, sie hungert bewusst als Akt der Solidarität mit Kriegsopfern.
In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
- warum Simone Weil statt in der Schule lieber rauchend und diskutierend in Cafés sitzt,
- was ihr Familienmerkmal ist,
- wie sie gelernt hat, Denken und Handeln miteinander zu verknüpfen,
- warum ihr Tod als bewusste Solidaritätsbekundung gelesen werden kann.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:
- Wolfram Eilenberger: Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten 1933-1943. Stuttgart 2020.
- Simone Weil: Schwerkraft und Gnade. Berlin 2021.
- Simone Weil: Fabriktagebuch und andere Schriften zum Industriesystem.
- Simone Weil: Krieg und Gewalt. Essays und Aufzeichnungen. Zürich 2011.
- Simone Weil: Die Einwurzelung. Kösel 1956.
Und das unsere Interviewpartner:
- Wolfram Eilenberger (Autor und Philosoph, Berlin)
Weiterführende Links:
Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Doris Arp
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Christine Reinartz
Sie beherbergt Brecht im finnischen Exil: Hella Woulijoki
Geboren wird Hella Wuolijoki 1886 in der Provinz in Estland, für ihr Studium zieht sie aber später nach Finnland. Dort wird die überzeugte Kommunistin in einer sozialistischen Studentenbewegung aktiv und heiratet den kommunistischen finnischen Parlamentsabgeordneten Sulo Vuolijoki, einen Freund des Gründers der Sowjetunion Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin.
In Finnland lernt Wuolijoki auch Bertolt Brecht kennen, der auf seiner Flucht vor den Nazis 13 Monate im hohen Norden verbringt. Zusammen schreiben sie das Theaterstück "Herr Puntila und sein Knecht Matti", das weltweit ein Erfolg wird, beim finnischen Theaterwettbewerb, für das es eigentlich geschrieben wird, aber leer ausgeht.
In der Endphase des Krieges kommt sie ins Gefängnis, weil sie einer sowjetischen Agentin Unterschlupf gewährt haben soll. Nach dem Krieg wird sie nicht nur freigelassen, sondern sogar zur Rundfunk-Intendantin befördert - der letzte große Gegensatz in ihrem Leben.
In diesem Zeitzeichen erzählen Petra Schirrmann und Hans Giessen:
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Weiterführende Links:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autoren: Petra Schirrmann und Hans Giessen
Redaktion: Gesa Rünker
In Finnland lernt Wuolijoki auch Bertolt Brecht kennen, der auf seiner Flucht vor den Nazis 13 Monate im hohen Norden verbringt. Zusammen schreiben sie das Theaterstück "Herr Puntila und sein Knecht Matti", das weltweit ein Erfolg wird, beim finnischen Theaterwettbewerb, für das es eigentlich geschrieben wird, aber leer ausgeht.
In der Endphase des Krieges kommt sie ins Gefängnis, weil sie einer sowjetischen Agentin Unterschlupf gewährt haben soll. Nach dem Krieg wird sie nicht nur freigelassen, sondern sogar zur Rundfunk-Intendantin befördert - der letzte große Gegensatz in ihrem Leben.
In diesem Zeitzeichen erzählen Petra Schirrmann und Hans Giessen:
- wie die überzeugte Kommunistin zur Millionärin wurde,
- warum sie von Bertolt Brecht begeistert war,
- dass Hella Wuolijoki neben Lenin womöglich auch Stalin traf,
- was sie mit Olof Palme verbindet,
- warum sie erst verhaftet, dann Rundfunk-Intendantin wurde.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Erkki Tuomioja (Enkel von Hella Wuolijoki sowie ehemaliger finnischer Industrie- und Handelsminister und Außenminister)
- Hannu Riikonen (Professor für vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Helsinki)
- Outi Valle (frühere Hörspiel-Redakteurin beim nationalen finnischen öffentlich-rechtlichen Radiosender Yle)
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Autoren: Petra Schirrmann und Hans Giessen
Redaktion: Gesa Rünker
Der Zen-Meister Ikkyu Sojun: Wegbereiter des japanischen Teewegs
Den japanischen Mönch Ikkyu Sojun kennt in Japan jedes Kind. Er ist eine der schillerndsten Figuren Japans im 15. Jahrhundert: Ein schlagfertiger, unangepasster, lebenslustiger Priester, aber auch ein wichtiger Zen-Meister und Würdenträger und nicht zuletzt jemand, der die Künste massiv beeinflusst hat, unter anderem die japanische Kunst der Teezubereitung: den Teeweg.
Ikkyu ist zwar ein Sohn des Kaisers von Japan, aber ohne Legitimation und Ansprüche. Ab seinem 12. Lebensjahr soll er täglich ein Gedicht verfasst haben. Über 1.000 sind von ihm überliefert, alle in chinesischer Sprache. Nach seiner Zeit im Kloster predigt er in Kneipen, Marktbuden und Freudenhäusern den Zen-Buddhismus. Erst mit Mitte 70 trifft er in der die blinden Sängerin Shin die Liebe seines Lebens.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner
Ikkyu ist zwar ein Sohn des Kaisers von Japan, aber ohne Legitimation und Ansprüche. Ab seinem 12. Lebensjahr soll er täglich ein Gedicht verfasst haben. Über 1.000 sind von ihm überliefert, alle in chinesischer Sprache. Nach seiner Zeit im Kloster predigt er in Kneipen, Marktbuden und Freudenhäusern den Zen-Buddhismus. Erst mit Mitte 70 trifft er in der die blinden Sängerin Shin die Liebe seines Lebens.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
- Wie Ikkyu Sojun zum Helden von Volkserzählungen und Legenden wurde,
- warum eine Trennung sein Leben veränderte,
- wie er den Teeweg beeinflusste,
- wie er eine der berühmtesten Tempelanlagen Japans aufbaute,
- warum Ikkyu Sojun, der sein Leben lang Würdenträger beschimpft hat, selbst zum Würdenträger wird.
- Anna Gorke (Schülerin der Teemeisterin Etsuko Mukai)
- Evgeny S. Steiner. Aus dem Russischen übersetzt von Peter Raff: Ikkyu Sojun. Der Zen-Mönch "Verrückte Wolke" und seine Zeit (2018)
- Ikkyu Sojun: Im Garten der schönen Shin (2017)
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner