9. März 1954, 22.30 Uhr, amerikanische Ostküstenzeit - CBS-Moderator Ed Murrow widmet sein halbstündiges Politmagazin "See It Now" einer einzigen Person: US-Senator Joseph McCarthy. Der Republikaner veranstaltet eine Hetzjagd gegen vermeintliche Kommunisten. Überall wähnt er sowjetische Spione: in Ministerien, beim Militär, an Hochschulen, in Hollywood.
Murrow wagt es als einziger US-Journalist, den Senator zu attackieren: "Nur ein schmaler Grat trennt eine Untersuchung von der Verfolgung. McCarthy hat diesen Grat wieder und wieder überschritten. Eine Anklage ist aber noch kein Beweis, und es darf keine Verurteilung geben ohne einen rechtmäßigen Prozess."
Attacke gegen McCarthy
"'See It Now' war die erste Fernsehsendung, die Einfluss hatte", sagt Don Hewitt, Direktor von CBS-News. Sie habe Amerika verändert. "Eds McCarthy-Sendung war dessen Ende, ein Pfeil mitten ins Herz." Knapp neun Monate nach der Live-Ausstrahlung wird McCarthy im Senat offiziell gerügt. Politisch ist er damit erledigt.
Edward R. Murrow, am 25. April 1908 als Sohn von Quäkern auf einer Farm in Greensboro in North Carolina geboren, ist durch die Erfahrung des Faschismus in Europa tief geprägt. Seine Rundfunk-Karriere vor dem Mikrofon beginnt im März 1938, als die Wehrmacht in Österreich einmarschiert. Murrow berichtet für CBS aus Wien über Österreichs "Anschluss" ans Deutsche Reich.
Bericht aus befreitem KZ
Während des Zweiten Weltkrieges ist Murrow als Radio-Korrespondent in London stationiert. Legendär sind seine "Rooftop"-Reportagen. Bei deutschen Luftangriffen 1940/41 steigt er unter Lebensgefahr auf die Dächer der englischen Hauptstadt. Durch ihn bekommen die US-Hörer eine Ahnung, was Bombennächte bedeuten.
Kurz vor Kriegsende fährt Murrow in das seit wenigen Stunden befreite KZ Buchenwald. In seinem Bericht schildert er auch sein Zusammentreffen mit hunderten Kindern: "Sie rollten ihre Ärmel hoch und zeigten mir ihre Nummer, eintätowiert in den Arm. Die Kinder umklammerten mich, starrten mich an."
Chef des US-Informationsamts
1946 kehrt Murrow in die USA zurück und wechselt zum Fernsehen. Ab 1951 präsentiert er wöchentlich "See It Now". "Wir halten uns - zu Recht - für die Wächter der Freiheit in der Welt", sagt der Journalist. "Aber es darf nicht sein, dass wir die Freiheit anderer Nationen schützen und sie zu Hause missachten."
Ab 1961 leitet er auf Wunsch von US-Präsident John F. Kennedy das US-Informationsamt. Murrow stirbt am 27. April 1965 in Pawling mit 57 Jahren an Lungenkrebs.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. April 2018 ebenfalls an Ed Murrow. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 26.04.2018: Vor 95 Jahren: Georg VI. heiratet Elizabeth Bowes-Lyon
