Kurt Schwitters ist Dichter, Denker, Dadaist, er ist Zeichner, Maler, Collagist - und als Werbegrafiker auch ein gewiefter Vermarkter seiner eigenen Kunst. Sein Humor ist verspielt und entlarvend. Am 20. Juni 1887 wird Schwitters in Hannover geboren. "Er hat von Jugend an gedichtet und gemalt. Er ist Einzelkind, gilt als Melancholiker." So beschreibt ihn Isabell Schulz, Leiterin des Kurt Schwitters Archivs.
Brave Kunst - bis zum Ausbruch des Kriegs
Schwitters studiert für kurze Zeit an der Kunstgewerbeschule in Hannover, dann geht er an die Akademie der Künste in Dresden. Er studiert klassische Malerei, ist Meisterschüler und skeptisch gegenüber modernen Strömungen. Seine ersten Ausstellungen zeigen brave und gekonnte Malerei. Dann beginnt der Erste Weltkrieg, nur kurz wird er eingezogen. Das Ende des Krieges ist für Schwitters auch das Ende der klassischen Malerei. Er macht einen Schnitt.
Die MERZ-Kunst
Die MERZ-Kunst wird geboren: "Ich nannte meine neue Gestaltung mit prinzipiell jedem Material MERZ." In einer Collage verarbeitet Schwitters eine Anzeige der "Kommerz und Privatbank". Die zweite Silbe aus "Kommerz" wird fortan zum Sammelbegriff für ein vielfältiges Gesamtkunstwerk, das alle Genres sprengt.
So verwendet Schwitters für seine Collagen weit mehr als nur Papier: Garderobenmarken, Holzstückchen, Blechdosen, Glassplitter - mit diesen Materialien werden die Collagen skulptural. Seinen Durchbruch hat Schwitters 1919 mit dem Gedicht "An Anna Blume". Es begeistert und empört die Menschen gleichermaßen.
Auf der Flucht vor den Nazis
Schwitters hat zwar Kontakt mit der Dada-Szene, bleibt dort aber ein Außenseiter. Für die Nazis gilt seine Kunst als "entartet". 1937 folgt Kurt Schwitters seinem Sohn ins Exil nach Norwegen, während seine Frau Helma die Stellung in Hannover hält.
1940 dann die erneute Flucht, diesmal nach England. Vier Jahre später erleidet Kurt Schwitters einen Schlaganfall, hat in der Folge schwere Gesundheitsprobleme. Im Dezember 1944 stirbt seine Frau Helma in Deutschland. Schwitters kämpft und merzt weiter - bis zum 8. Januar 1948. An diesem Tag stirbt er in Kendal, im Nordwesten Englands. Schwitters wird 60 Jahre alt.
Autor:innen des Hörfunkbeitrags: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. Juni 2022 an Kurt Schwitters. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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