Aufführung "West Side Story" 2012 in der Deutschen Oper Berlin

26.09.1957 - Uraufführung von "West Side Story"

Stand: 15.08.2017, 15:15 Uhr

Wer sich als Zuschauer ernsthaft der West Side Story aussetzt, wird heute dieselbe Irritation spüren wie das Publikum der ersten Aufführungen in New York: In einem durchschnittlichen Broadway-Musical sterben die Protagonisten nicht am Schluss. In diesem Stück sterben gleich drei. Und dann basiert es auch noch auf einer klassischen Literaturvorlage: Shakespeares Romeo und Julia.

Von Uwe Schulz

Die vier Macher des Musicals - laut "Times" bis heute das "beste aller Zeiten" - wollen einen anspruchsvollen Stoff mit hochwertigen Stilmitteln auf die Bühne bringen, und sie schaffen es: Leonard Bernstein schenkt dem Broadway mit der West Side Story die Sprache der klassischen Musik, seine Kreativpartner legen mittels Plot, Text und Choreographie den Finger in eine Wunde, die bis heute nicht verheilt ist:

Die lange US-amerikanische Tradition von Chauvinismus und Fremdenhass. In Zeiten des neurechten Populismus ein Thema, das nichts von seiner Brisanz eingebüßt hat und bis heute überall auf der Welt Menschen ins Musiktheater zieht.

Redaktion: Hildegard Schulte

"West Side Story", Musical-Uraufführung (am 26.09.1957)

WDR ZeitZeichen 26.09.2017 14:52 Min. Verfügbar bis 24.09.2027 WDR 5


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Liebe in einer gewalttätigen Welt voller Vorurteile

Vor 60 Jahren, am 26. September 1957, erlebt das Musical "West Side Story" seine Uraufführung am Broadway. Es schreibt Musical-Geschichte, ist überall auf der Welt heute noch zu sehen. Und mit seinem Thema Fremdenhass aktueller denn je.

Natalie Wood in der Hauptrolle als "Maria" und Richard Beymer in der Rolle des "Tony" in der Verfilmung von "West Side Story"aus dem Jahr 1961.

Amerika im Jahr 1955. Die Idee ist, eine moderne Version von Shakespeares "Romeo und Julia" als Musical auf die Bühne zu bringen. Doch es will nicht so recht gelingen. Seit sieben Jahren kauen Komponist, Drehbuchautor und Choreograf darauf herum, ohne Erfolg. Ein Blick auf die Schlagzeile der Zeitung bringt endlich die zündende Idee.
Autor des WDR 5 ZeitZeichens ist Uwe Schulz

Amerika im Jahr 1955. Die Idee ist, eine moderne Version von Shakespeares "Romeo und Julia" als Musical auf die Bühne zu bringen. Doch es will nicht so recht gelingen. Seit sieben Jahren kauen Komponist, Drehbuchautor und Choreograf darauf herum, ohne Erfolg. Ein Blick auf die Schlagzeile der Zeitung bringt endlich die zündende Idee.
Autor des WDR 5 ZeitZeichens ist Uwe Schulz

Die meisten Leute hielten die Idee für Quatsch, erinnert sich Leonard Bernstein. "Du kannst kein Musical an den Broadway bringen, in dem es so viel Hass und Feindseligkeit gibt. Aber wir haben daran festgehalten." Sie wollen eines der drängendsten Probleme ihrer Zeit auf die Bühne bringen: Fremdenhass. Damals so aktuell wie heute.

Das moderne "Romeo und Julia" spiegelt sich in der Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria wider. Tony ist früherer Anführer der Jets. Und die Puerto-Ricanerin Maria die Schwester des verfeindeten Sharks-Anführers Bernardo.

Was das Musical so erfolgreich macht: Es ist ein Gesamtkunstwerk – eine realistische Geschichte, mit eingängigen Versen und einer Musik, von der Kenner 60 Jahre nach der Premiere am Broadway noch schwärmen. Die Times nennt es "das beste Musical aller Zeiten". Leonard Bernstein bewegt sich mühelos zwischen ernster Musik und Unterhaltungsmusik, zwischen Pop, Jazz und Klassik.

Es ist vor allem ein Konflikt zwischen Einheimischen und Zuwanderern – im Amerika des 21. Jahrhunderts mit Präsident Trump und seiner Vision einer Grenzmauer zu Mexiko aktueller denn je.