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Der schwedische Asienforscher Sven Hedin in Tibet

9. Mai 1927 – Sven Hedin startet seine letzte Asienexpedition

Stand: 29.04.2022, 08:53 Uhr

Sven Hedin ist ein begnadeter Erzähler und Vermarkter seiner Asien-Expeditionen. Zugleich steckt der schwedische Abenteurer voller Widersprüche. Er ist ein erfolgreicher Wissenschaftler, Bestseller-Autor – und Anhänger von Adolf Hitler.

Mit 15 Jahren steht Sven Hedin am Hafenbecken in Stockholm, um Adolf Erik Nordenskiöld zu empfangen. Der schwedische Polarforscher hatte kurz zuvor als erster Mensch die Nordost-Passage durchfahren und wird bei seiner Rückkehr von einer jubelnden Menge begrüßt.

"Die ganze Stadt war illuminiert", erinnert sich Hedin später. "Mein ganzes Leben lang werde ich an diesen Tag zurückdenken; er wurde entscheidend für meinen künftigen Weg. 'So will ich auch einst heimkommen', dachte ich."

Beginn der Zentalasien-Expedition von Sven Hedin (am 09.05.1927)

WDR Zeitzeichen 09.05.2022 14:49 Min. Verfügbar bis 09.05.2099 WDR 5


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Um auch auf ruhmreiche Expeditionen gehen zu können, studiert der am 19. Februar 1865 geborene Hedin zunächst Geografie in Stockholm, Uppsala und in Berlin bei Ferdinand von Richthofen. Schon in der Ausbildung unternimmt Hedin erste Reisen, unter anderem mit einer Gesandtschaft des schwedischen Königs zum Schah von Persien.

Das Fiasko in der Taklamakan-Wüste

Nach dem Studium verfolgt Hedin eigene Reisepläne. Im April 1895 will er die zweitgrößte Sandwüste der Erde, die Taklamakan, durchqueren. Doch die Hitze wird schnell unerträglich. Erst sterben die Tiere, dann die Menschen. Nur Hedin und ein Begleiter – dem er seinen Erzählungen zufolge heldenhaft das Leben rettet – kehren zurück.

Dennoch macht ihn die Reise zu einem berühmten Mann. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs folgen zwei weitere, besser geplante mehrjährige Expeditionen nach Zentralasien. Im zweiten Anlauf gelingt Sven Hedin auch die Durchquerung der Taklamakan.

Die letzte und größte Asienexpedition

Nach jeder Reise hält Hedin seine Erlebnisse in populären Büchern fest. "Hedin hat immer dazu geneigt, sich im Nachhinein zu konstruieren, um es eben für seine Publikationen spannender und interessanter oder für seine Vorträge spannend zu machen", sagt die Bonner Historikerin Astrid Mehmel. "Wie dann die tatsächlich die Situationen vor Ort waren, kann ich nicht beurteilen."

Am 9. Mai 1927 bricht Sven Hedin zu seiner letzten und größten Asienexpedition auf. 34 Diener und fast 300 Kamele tragen die Lasten durch die Mongolei, die Wüste Gobi und Westchina. Zum Reisetrupp gehören auch internationale Archäologen, Ethnografen, Geologen, Zoologen und Paläontologen. Sven Hedin nennt sie stolz "die wandernde Universität".

Als Sven Hedin nach acht Jahren wieder nach Europa zurückkehrt, sind zahlreiche weiße Flecken auf den Landkarten Asiens mit genauen Zeichnungen ausgefüllt. Er ist nun ein berühmter Entdecker und Wissenschaftler – so wie er es sich mit 15 Jahren vorgenommen hatte.

Seite an Seite mit Adolf Hitler

Aber die politischen Verhältnisse haben sich verändert. Deutschland wird vom Führer regiert – und mit ihm sympathisiert Hedin offen. Seine Kollegen sind fassungslos und erklären ihn zur "Persona non grata", zur unerwünschten Person.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er wegen seiner Nähe zu Nazi-Deutschland auch in seiner schwedischen Heimat geächtet. Hedin zieht sich zurück, schreibt weiter über seine Expeditionen und stirbt am 26. November 1952 im Alter von 87 Jahren.

Autor des Hörfunkbeitrags: Burkhard Hupe
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Mai 2022 an Sven Hedin. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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