Kriminalfälle aus NRW: Peter Kürten - der "Vampir aus Düsseldorf"
Stand: 24.04.2023, 12:23 Uhr
Vor Peter Kürten gab es den Begriff Serienmörder nicht. Als er Anfang des 20. Jahrhunderts jahrelang mordend durch Düsseldorf zog, prägten Kriminalisten dieses Wort, um seine Taten zu beschreiben.
Von Hanna Makowka
Es ist ein Sommertag im Jahr 1930, als Ernst Termeer mit seiner Schwester Paula in Düsseldorf auf der Straße spielt. Der damals Sechsjährige berichtet, dass er von einem Radfahrer angesprochen wird: "Der Mann hielt an und wollte wissen, wo es zum Nordfriedhof geht."
Für die Auskunft gibt der Mann dem Jungen zehn Pfennig, von denen sich der Sechsjährige sofort ein Eis kaufen geht. Als Termeer wieder zu seiner Schwester zurück will, sind sie und der Mann mit dem Rad verschwunden. Damals ahnt Ernst Termeer noch nicht, dass dieser Mann der per Haftbefehl gesuchte Serienmörder Peter Kürten sein würde. Fünf Morde hatte Kürten zu diesem Zeitpunkt bereits verübt, meist an kleinen Mädchen.
Kürten schickt der Polizei Postkarten
Der Fall Peter Kürten ist einer der größten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Bis heute gilt er als einer der skrupellosesten Serienmörder des 20. Jahrhunderts. Kürten würgt viele seiner Opfer, einige von ihnen erschlägt er mit einem Hammer, andere ersticht er mit einer Schere und einem Dolch. Sein Spitzname "Der Vampir aus Düsseldorf" ist kein Zufall. Wie aus den Akten hervorgeht, soll er in einigen Fällen das Blut seiner Opfer getrunken haben. Übrigens: Ein weiterer Fall zum Thema Kannibalismus ist der von Joachim Kroll. Mehr dazu findet ihr hier bei MordOrte auf YouTube.
Ernst Termeer und Schwester Paula
Kürten, dessen Vater Alkoholiker und gewalttätig war, fiel schon als Jugendlicher kriminell auf. Noch bevor er zum Mörder wurde, ist die Liste von Kürtens Verbrechen lang: Immer wieder verletzt er Tiere, fällt durch Überfälle, Brandstiftung und Diebstahl auf. Schon in jungen Jahren muss er dafür ins Gefängnis.
Seinen ersten Mord verübt Kürten mit 30 Jahren. Sein Revier ist die Gegend rund um seine Wohnung in der Mettmanner Straße im Stadtteil Flingern. Besonders dort breitet sich Angst aus. Über einige seiner Taten informiert Kürten die Polizei sogar selbst. Er schickt Postkarten, handgeschriebene Briefe. Er soll die Aufregung genossen haben, wenn die Leichen seiner Opfer entdeckt wurden. Kürten fertigt sogar Karten an, die die Polizei zu einer Leiche führen sollen, die er vergraben hat. Seine Taten lösen im Rheinland regelrecht Hysterie aus.
Am Nordfriedhof wird es brenzlig
Auch die kleine Paula, die mit dem unbekannten Radfahrer unterwegs ist, bekommt schnell Angst vor ihm. Sie fährt bei Kürten auf dem Rad mit, um ihm den Weg zum Nordfriedhof zu zeigen. "Aber als er am Friedhof ankam, da wurde es brenzlich", erinnert sich Termeer. Denn Kürten setzt seine Schwester Paula nicht ab. "Da merkte sie, hier stimmt etwas nicht." Kürten fährt mit dem Mädchen in eine Sandgrube. Dort werden sie von einem Arbeiter auf einer Kutsche überrascht. Paula kann flüchten und entgeht so dem sicheren Tod.
Trotz aller Hinweise: Lange tappt die Polizei im Dunkeln. Erst eine überlebende Frau kann die Ermittler zu Kürtens Wohnung führen. Doch der ist schon untergetaucht. Die Polizisten verhören seine Ehefrau, die von einem geplanten Treffen mit ihrem Mann an der Düsseldorfer Rochuskirche berichtet. Dort kann Kürten schließlich verhaftet werden.
Nach seiner Festnahme gesteht er die Morde. In einem seiner Geständnis sagt er:
Es folgt ein langer Prozess, in dem Kürten verurteilt wird. Neun Morde an Frauen und Mädchen werden ihm nachgewiesen, außerdem mindestens zehn weitere Mordversuche. Am 2. Juli 1931 wird er im Alter von 48 Jahren in Köln hingerichtet.
Akte mit Originalbriefen aufgetaucht
Fast 100 Jahre nach seinem Tod, Anfang 2023, sorgt Kürten dann aber noch einmal für Aufruhr. Eine bislang unbekannte Akte über den Serienmörder taucht auf. Sie enthält Originalbriefe von Kürten und Vernehmungsprotokolle.
Unter anderem diese Briefe und Fotos sind in der aufgetauchten Kürten-Akte
Der damalige Ermittlungsrichter und spätere Richter am Bundesgerichtshof, Carl Hertel, hatte sie angelegt und einem Generalbundesanwalt überlassen. In dessen Nachlass wurde sie Anfang des Jahres gefunden. Sie wird im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, das den Fall Kürten mit den 223 Gerichtsakten dokumentiert, verwahrt.
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 12.04.2023: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19:30 Uhr.