Franz Joseph I., österreichischer Kaiser

21. November 1916 - Todestag Franz Joseph I., Kaiser von Österreich

Stand: 16.11.2021, 09:13 Uhr

Er personifiziert den Untergang des Habsburgerreichs: Kaiser Franz Joseph I. steht mit seiner jahrzehntelangen Herrschaft als Symbolfigur gegen neue Strömungen wie Parlamentarismus und Volkssouveränität.

Franz Joseph I., Habsburger Kaiser (Todestag, 21.11.1916)

WDR ZeitZeichen 21.11.2021 14:51 Min. Verfügbar bis 22.11.2099 WDR 5


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Das Jahr 1915. Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, König von Böhmen, König von Ungarn, hat seine Armee hineingeritten in einen Krieg, den sie nicht gewinnen kann. Mehr als eine Million seiner Soldaten fallen, mehr als zwei Millionen geraten in Kriegsgefangenschaft, mehr als 3,5 Millionen werden verwundet.

Die k.u.k.-Monarchie in den Ersten Weltkrieg geführt

"Er hat es gewusst, dass dieser Krieg gegen Serbien kein kleiner Krieg wird", sagt Hannes Leidinger, Historiker am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. "Man könnte es auch als den erweiterten Selbstmord der Geschichte schlechthin bezeichnen, wenn man gleich Millionen mit in diesen Untergang nimmt."

Der Kaiser hat mit dem Rachefeldzug gegen Serbien begonnen - nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand im Juni 1914 in Sarajewo.

Abscheu gegen Liberalismus und Parlamentarismus

Monarch der Habsburger zu sein heißt, ein Leben lang um die Ehre des Vaterlandes zu kämpfen. Das wird Franz Joseph 1830 gleich mit in die Wiege gelegt. Seine Mutter Sophie bürdet dem kleinen Jungen ein extremes Lernpensum auf. Von früh bis spät muss er exerzieren, Sprachen üben, Befehl und Gehorsam lernen - mit Abscheu für alles, was nach Liberalismus oder Parlamentarismus riecht.

Der Drill mündet bei Franz Joseph in lebenslangem Pflichtbewusstsein samt der Vorstellung vom Alleinherrscher: "Dieser Mann war mit 18 vollständig von seiner Mutter auf eine absolutistische Herrschaft vorbereitet", sagt der Historiker Leidinger.

1848 übernimmt der junge Franz Joseph den Thron. Im Reich regiert er mit einer Verfassung, aus der jede Volkssouveränität gestrichen ist. Sein Waterloo wird Königgrätz: Die Niederlage 1866 gegen die preußischen Truppen in Böhmen kostet 44.000 seiner Soldaten das Leben. Was dem Kaiser gelingt, ist die Doppelmonarchie mit Ungarn. Franz Joseph und Sissi werden zu König und Königin gekrönt. Die Aversion des Kaisers gegen eine Mitbestimmung der Untertanen bleibt. Unter ihm kommt es nie zu einem echten parlamentarischen System. Reformen stößt er nicht an, er lässt sie geschehen.

Schwer krank taucht er ab

Mit Reform-Vorschlägen seines Thronfolgers Franz Ferdinand kann er wenig anfangen, den zunehmenden Nationalismus seiner verschiedenen Völker ignoriert er nach Kräften. Auf den Mord an Franz Ferdinand 1914 in Sarajewo reagiert Franz Joseph so, wie er es als Kind gelernt hat: mit Dreinschlagen die Ehre des Vaterlandes verteidigen.

Im Juli 1914 gibt er seinen Ministern zu verstehen, dass er diesen Krieg will. Schwer krank taucht er ab. Film- und Foto-Aufnahmen von ihm werden verboten. Er soll bei Tisch jetzt manchmal einschlafen oder in Ohnmacht fallen.

"Es steht schlecht um uns, vielleicht schlechter als wir ahnen", schreibt er im Juli 1916. Am 21. November 1916 stirbt Franz Joseph mit 86 Jahren. Fast 68 davon hat er auf dem Thron verbracht.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Edda Dammüller
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. November 2021 an den Todestag von Franz Joseph I., Kaiser von Österreich. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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