"Oh lodernd Feuer, oh göttliche Macht": Mit seiner Harfe blickt Nero im Film über das brennende Rom. "Oh Flammen, verzehrt es! Flammen, verbrennt es", singt der junge Peter Ustinov als römischer Kaiser 1951 im Kinoklassiker "Quo vadis" im Beisein seiner Getreuen – wobei der Film keinen Zweifel daran lässt, dass Nero den Brand selbst gelegt hat. "Brenn weiter, du altes Rom!", singt Ustinov. "Brenn weiter!"
Als wahnsinniger Despot, Brandstifter, Muttermörder und Christenverfolger, kurz: als Supertyrann geht Nero in die Geschichte ein. "Das ist großes Kino", sagt Marcus Reuter, der 2016 als Leiter des Rheinischen Landesmuseums Trier eine große Nero-Ausstellung initiierte. "Aber es hat leider mit der Realität wenig zu tun." Auch wenn manche Verfälschung natürlich auf Fakten beruht.
Das Christentum als Sündenbock
Geboren wird Nero am 15. Dezember 37 in der Nähe von Rom. Seine Mutter ist die machtbesessene Agrippina, die ihren Sohn dadurch, dass sie Kaiser Claudius heiratet, zu dessen Nachfolger macht. 54 besteigt Nero den Thron, nachdem Claudius vergiftet worden ist. Als sich Nero mehr und mehr Agrippinas Einfluss entzieht, droht sie ihn zu stürzen – woraufhin er sie umbringen lässt. Der Muttermord, das Ende eines Machtkampfs, ist tatsächlich in der römischen Antike ohne Beispiel. Ansonsten aber ist Nero kaum schlimmer als andere römische Kaiser.
Im Jahr 64 brennt Rom tatsächlich. Danach beansprucht Nero große Teile der zerstörten Fläche im Stadtzentrum für seinen prachtvollen Goldpalast. Das macht ihn jener Brandstiftung verdächtig, derer ihn spätere Geschichtsschreiber wie Tacitus, Sueton und Cassius Dio bezichtigen. Nero selbst findet im Christentum einen Sündenbock, das damals noch eine unbedeutende, als dubios geltende Sekte ist. Viele Christen lässt der Kaiser den Feuertod sterben – die nach römischem Recht damals übliche Strafe für Brandstifter.
Den Dolch in die Kehle
Ansonsten machen die öffentlichen Auftritte als Sänger und Wagenlenker Nero beim einfachen Volk eher beliebt: Graffiti in Pompeji etwa feiern den Kaiser selbst noch in der Spätphase seiner Regentschaft. Der römischen Oberschicht allerdings wird Nero mehr und mehr verhasst. Als sich die Statthalter der Provinzen Ende der 60er Jahre gegen ihn auflehnen, sinkt sein Stern. Schließlich erklärt ihn der Senat zum "Feind des Volkes" und setzt eine Belohnung auf ihn aus.
Mit Hilfe seines Sekretärs Epaphroditus sticht sich Nero im Jahr 68 einen Dolch in die Kehle.
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