Teurer Schulstart: Mehr als 500 Euro für Erstausstattung

Stand: 08.08.2022, 21:40 Uhr

Vielen Eltern bereitet die Einschulung ihrer Kinder nicht nur Freude. Der Schulstart der Kleinen kann ganz schön ins Geld gehen und schnell mehrere hundert Euro verschlingen.

Von Frank Menke und Ines Grunow

Für Erstklässler ist die Einschulung am Mittwoch eine aufregende Sache, für deren Eltern ist sie vor allen Dingen teuer. Kein Wunder, wenn allein schon ein gescheiter Tornister mit 130 Euro oder mehr zu Buche schlägt. Nicht leichter macht es Eltern, dass manche Schulen anspruchsvolle Listen aufstellen, in denen detailliert vorgeschrieben wird, was die Schulanfänger mitzubringen haben.

Immense Kosten

Für ein gefülltes Federmäppchen sind dann etwa 30 Euro fällig, für Farbkasten, Ölkreide und Zeichenblöcke noch einmal 30 Euro, für Turnsachen mit Sportschuhen etwa 60 Euro. Da kommen fix mehrere hundert Euro zusammen. Die Gesamtausgaben für den Schulbeginn beziffert die Sparkasse je nach Ausstattung zwischen 530 und 1.410 Euro.

Eine Mutter von zwei Töchtern sagte dem WDR angesichts einer solchen Liste: "Die war lang, ich hab' die nur überflogen. Hefte in Premiumqualität stand oft dabei, dann kostet allein ein Heft zwei Euro. Stifte, Schulbücher, da war ich bei 140 Euro, dazu Taschenrechner für 80 Euro. Diese Kosten, das stresst mich total."

"In unserem Deutschland, das angeblich so reich sein soll, ist es an und für sich traurig, dass die Kinder nicht alle gleich behandelt werden mit Schulmaterialen." Gerda Peine, Schulmaterialkammer Holzwickede
Gerda Peine | Bildquelle: WDR

Kritik an ungleichen Bedingungen

Familien mit besonders wenig Geld können auf ehrenamtliche Unterstützung hoffen wie bei der evangelischen Kirche in Holzwickede. Gerda Peine und ihr Team von der Schulmaterialkammer versorgen inzwischen vier Mal so viele Kinder als vor zehn Jahren: "In unserem Deutschland, das angeblich so reich sein soll, ist es an und für sich traurig, dass die Kinder nicht alle gleich behandelt werden mit Schulmaterialen", sagte sie dem WDR.

"Da ist etwas passiert, was wir noch nie erlebt haben. Bei 1.000 Terminen mussten wir Schluss machen." Leiterin Susanne Bornefeld zum Ansturm auf die Schulmaterialkammer der Diakonie in Paderborn
Susanne Bornefeld | Bildquelle: WDR

Unterstützung gefragt wie nie

Angesichts steigender Energie- und Lebensmittelkosten sowie der Inflation benötigen immer mehr Familien Unterstützung. Einen regelrechten Ansturm hatte es auf die Schulmaterialkammer der Diakonie in Paderborn gegeben. Leiterin Susanne Bornefeld wurde davon völlig überrascht: "Da ist etwas passiert, was wir noch nie erlebt haben. Bei 1.000 Terminen mussten wir Schluss machen. Mehr Kinder schaffen wir auch nicht, in anderthalb Wochen zu versorgen."

Nicola Stroop vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) kritisiert, dass es Unterstützung nur für Empfänger staatlicher Hilfen gibt. Sie wünscht sich, dass die hohen Kosten zum Schulstart auch bei Geringverdienern mehr beachtet werden.

Über dieses Thema berichteten wir am 08.08.2022 auch im WDR Fernsehen in der Aktuellen Stunde.