Neues Besucherzentrum am Hermannsdenkmal
Lokalzeit OWL. 30.08.2024. 03:14 Min.. Verfügbar bis 31.08.2025. WDR. Von Arndt Möller.
Neues Besucherzentrum am Hermannsdenkmal
Stand: 30.08.2024, 19:01 Uhr
Hermann und "Hermanneum": Das berühmte Denkmal in Detmold hat jetzt ein modernes Besucherzentrum. Offiziell eröffnet wird es im November, aber es ist schon alles fertig. 3,5 Millionen Euro hat der Landesverband Lippe investiert.
Von Arndt Möller
Das brandneue Besucherzentrum ist ein schicker, flacher Betonbau, von außen mit Holz verkleidet, innen mit angenehmen, hellen Farbtönen versehen. Etwa 100 Meter vom Hermannsdenkmal entfernt, ist es eine Symbiose aus Tradition und Moderne.
Das neue Besucherzentrum am Hermannsdenkmal.
Entstanden ist ein schmucker Bau voller digitaler Technik. Große Touchscreens laden Besucherinnen und Besucher beispielsweise zum Hermann-Quiz ein, Mini-Schwerter halten auf Displays Informationen bereit, und in einem Breitwand-Kino stellt sich der computeranimierte Germane selbst vor.
Vorreiter in Digitalisierung und Visualisierung
Der Landesverband Lippe hat es bauen lassen mit der Idee, bundesweit führend zu sein in Sachen Digitalisierung und Virtualisierung. Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast hat sich sein Urteil schon gebildet.
"Wir haben ja die Szenografie, also das, was man hier inhaltlich erleben kann, mit einer sehr modernen Partnerfirma entwickelt, die aus dem Gaming-Bereich kommt, und da ist vieles dabei, auf das ich gar nicht gekommen wäre, aber was bestimmt für jüngere Leute total interessant ist."
Mehr Besucher für den Teutoburger Wald
Das Hermannsdenkmal in Detmold.
Düning-Gasts Stellvertreter Arne Brand setzt noch einen drauf. Das Hermannsdenkmal ziehe jetzt schon jedes Jahr 500.000 Menschen an. Der Plan sei, mindestens 10 Prozent mehr Besucherinnen und Besucher in den Teutoburger Wald zu locken.
"Aber da geht noch mehr", glaubt Brand. Aktuell locke der Hermann fast halb so viele Menschen an, wie das weltberühmte Bauwerk Stonehenge in England. Jetzt sei es möglich, den Abstand deutlich zu verkürzen.
Hermann kämpft um Besucherrekorde
Die Römer unter Varus hat er vor 2000 Jahren besiegt, heutzutage muss Hermann gegen andere europäische Denkmäler antreten, ohne Schwert, im Wettstreit um Besucherrekorde.
"Es war höchste Zeit, den Gästen etwas Neues zu präsentieren", sagt Michael Zelle, Direktor des Lippischen Landesmuseums: "Ein Infozentrum mit musealem Anspruch hat es hier nie gegeben. Das braucht dieses Denkmal einfach, weil es eine wichtige historische Landmarke ist und heute auch erklärungsbedürftig ist."
Kinostar Hermann erzählt seine Geschichte
Breitbandleinwand mit Hermann als Avatar.
Die Erklärungen liefert Hermann der Cherusker höchstpersönlich, als Avatar und Kinostar in einem Breitwand-Film. Er erzählt von den ersten Ideen zu einem Denkmal im 19. Jahrhundert, über die Einweihung 1875 - vor fast genau 150 Jahren - und darüber, wie der Krieger von den Nationalsozialisten für Propagandazwecke missbraucht wurde: Hermann als Befreier Deutschlands.
"Wenn ich nur erzähle, sind die Besucher weg."
Das Besucherzentrum kommt gut an, etwa bei den selbständigen Gästeführern Cornelia Müller-Hisje und Carl-Heinz Helwig, die sich vor der Eröffnung am 31.08. schon einmal alles anschauen durften.
"Normalerweise haben wir die Geschichte immer nur erzählt", sagt die Detmolderin: "Viele Menschen sind aber sehr visuell ausgelegt, wenn ich denen was von Hermann und Thusnelda schildere, dann sind die weg."
Keine Mehrkosten: sparsame Lipper sind stolz
Zu sehen gibt es einiges im "Hermanneum", etwa einen Mini-Hermann aus dem 3-D-Drucker, der allein schon 30.000 Euro gekostet hat. An anderer Stelle wurde gespart. Als es zwischenzeitlich finanzielle Engpässe gab, übrigens wie beim Bau des eigentlichen Denkmals im 19. Jahrhundert, fiel die Entscheidung, auf eine begehbare Dachterrasse zu verzichten.
Das Denkmal hätte man von da aus sowieso nicht erkennen können, weil es der Teutoburger Wald verdeckt. Und so sind die Kosten für das Besucherzentrum mit 3,5 Millionen Euro im Rahmen geblieben. Darauf sind die als sparsam verschrienen Lipper ziemlich stolz.
Unsere Quellen:
- Landesverband Lippe
- WDR-Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichten wir auch am 30.08.24 in der Lokalzeit OWL im WDR-Fernsehen.