Ärzte operieren in einem OP-Saal ein Knie, im Vordergrund sieht man den Tropf

Krankenhausreform NRW: Laumann will nachbessern

Stand: 30.08.2024, 14:00 Uhr

In den NRW-Kliniken könnten ab Januar Versorgungslücken entstehen, wenn Abteilungen geschlossen werden. NRW-Gesundheitsminister Laumann will das durch Übergangsfristen verhindern.

Von Martina KochMartina Koch

Patientinnen und Patienten sollen die bestmögliche stationäre Versorgung erhalten – mit diesem Ziel hat sich der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) schon vor der Pandemie auf den Weg gemacht, die Krankenhauslandschaft im Land umzubauen. Keine Doppelstrukturen mehr, kein ruinöser Wettbewerb mehr. Die Notfallversorgung soll es landesweit ortsnah geben. Hochwertige Spezialeingriffe dagegen nur noch an ausgewählten Standorten.

Nicht jede Klinik soll mehr alles machen. Für diesen Ansatz bekam Laumann nahezu parteiübergreifend viel Zuspruch – auch von Krankenhausträgern und Krankenkassen. Doch seit Mitte Juni wissen die Kliniken, welche Behandlungen und Operationen das Gesundheitsministerium ihnen zuweisen möchte und welche nicht. Und seitdem hagelt es Kritik an Laumann.

Fast alle Krankenhäuser sind unzufrieden

So gut wie alle Krankenhäuser, 319 von 330,  haben ihre Bedenken schriftlich eingereicht. Dazu kommen 242 Stellungnahmen von Kommunen, Krankenkassen und anderen am Verfahren Beteiligter. Das werde bis Mitte September ausgewertet, so Laumann im WDR-Interview. Danach habe er viel Zeit eingeplant, um nochmal alle Regionen durchzugehen.

NRW-Gesundheitsminister Laumann und seine Krankenhausreform

WDR 5 Westblick - aktuell 18.07.2024 11:05 Min. Verfügbar bis 18.07.2025 WDR 5


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Eigentlich müssten Krankenhäuser Behandlungen, für die sie keine Zuweisung erhalten, zum 1. Januar 2025 sofort einstellen. Die anderen, die das neu aufbauen müssen, haben 12 Monate Zeit dafür. „Was passiert eigentlich mit den Knien, Hüften und anderen Leistungen in der Zwischenzeit?“, fragt Thorsten Klute, der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

SPD sieht bei Reform handwerkliche Fehler

Außerdem wolle er wissen, wie das Land die Kliniken, die durch den Wegfall von Behandlungen ihre Wirtschaftlichkeit verlieren, unterstützt. Zumindest zu Übergansfristen ist Laumann jetzt bereit. „Ich werde persönlich dafür gerade stehen müssen, dass wir nicht Versorgungslücken kriegen“, so Laumann. Deshalb müsse es Übergangsfristen geben.

Ingo Morell, Präsident der Krankenhausgesellschaft in NRW erwartet, dass die Zahl der Häuser insgesamt sinken wird. „Das sei ja aber auch erklärtes Ziel, sowohl auf der Bundes als auch auf der Landesebene“, so Morell.  Nur erwartet er, dass das Land sich sehr ernst damit auseinandersetzt, wo im ländlichen Raum die Versorgung gefährdet sei. Deshalb müssten dort neue Modelle der medizinischen Versorgung überlegt werden.

Versorgungsengpässe im ländlichen Raum befürchtet

Ingo Morell ist als Teil der Geschäftsführung der Franziskaner-Gesellschaft zu Olpe (GFO) auch als Krankenhausträger betroffen. Zu der gehören unter anderem die Südwestfalenkliniken. Ab Januar soll es nur noch in Olpe eine Geburtsstation geben. Die Station in Lennestadt schließt. Schon seit Jahren hat der Träger dort finanziell Verlust gemacht und nun seien keine Belegärzte mehr nach Lennestadt zu bekommen.

Land erfüllt Zusagen bei Geburtsstationen nicht

Da der Träger das entschieden hat, sieht Gesundheitsminister Laumann keinen Zusammenhang zu seiner Reform. Allerdings hat die Schließung gravierende Auswirkungen: Die Vorgabe, in 40 Autominuten einen Kreißsaal zu erreichen, ist jetzt nicht mehr zu halten. Teilweise müsse mehr als 50 Autominuten gefahren werden, das habe Laumann sich selbst angeguckt. Aber er sei machtlos, sagt der Gesundheitsminister im Gespräch mit dem WDR-Magazin-Westpol , wenn er keinen Träger habe, der in Lennestadt eine Geburtsstation betreibt.

Jenny Behle wohnt in der Gemeinde Kirchhundem. Sie hat vor einem Jahr Tochter Luzia im St.-Josefs-Hospital in Lennestadt zur Welt gebracht. Als sie von der Schließung erfuhr, wollte sie eigentlich gar kein Kind mehr kriegen. Denn, um in den Kreißsaal nach Olpe zu kommen, habe sie auch schon mal mehr als eine Stunde gebraucht.

Petition für Erhalt von Klinik in Lennestadt

Noch kämpft sie für den Erhalt der Geburtshilfe Lennestadt, hat eine Petition mit initiiert. Mehr als 21. 000 Unterschriften sind zusammengekommen, die jetzt dem Landtag übermittelt werden sollen. Die junge Mutter engagiert sich inzwischen auch für die SPD im Gemeinderat. Jenny Behle ist einfach nur wütend und enttäuscht von der Landesregierung, dass die Gesundheit von Familien und Kindern einfach weniger wert sei als das Leben in der Stadt.

Und die Situation könnte für Patientinnen und Patienten dort noch schwieriger werden:  Im Zuge der Krankenhausreform plant der Träger Lennestadt zu einem ambulanten Zentrum umzubauen, mit einer Tagesklinik. Dann gäbe es im Ort kein Krankenhaus der Grundversorgung mehr, dass man eigentlich in 20 Autominuten erreichen können soll. So jedenfalls hatte Laumann das mit seiner Krankenhausreform versprochen.

Darüber berichten wir auch im WDR-Fernsehen, in der Sendung Westpol am Sonntag, den 1.9.2024, ab 19:30 Uhr.

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