Gefahr durch Omikron-Variante: Das empfiehlt der Corona-Expertenrat

Stand: 20.12.2021, 16:32 Uhr

Weil sich die Omikron-Variante des Coronavirus immer weiter ausbreitet, empfiehlt der Expertenrat der Bundesregierung strenge Maßnahmen.

Sind die zuletzt sinkenden Inzidenzen ein Zeichen der Entspannung? Im Gegenteil, sagt der Corona-Expertenrat der Bundesregierung. Die Omikron-Variante breite sich nach Daten anderer Länder "explosionsartig" aus, sodass deutlich mehr Sterbefälle zu erwarten seien. Für Ungeimpfte gebe es außerdem bei der Omikron-Variante keine Hinweise auf mildere Krankheitsverläufe. Laut dem Gremium muss in den kommenden Tagen mit Gegenmaßnahmen reagiert werden.

Aufgrund der hohen Zahl der Ungeimpften sei in Deutschland mit einer "sehr hohen Krankheitslast" durch Omikron zu rechnen. Folgende Maßnahmen schlägt der Expertenrat vor:

Impfkampagne intensivieren

Die Experten empfehlen eine massive Ausweitung der Boosterkampagne sowie der Erst- und Zweitimpfungen, auch an den kommenden Feiertagen. Insbesondere für Ältere und für Risikopatienten sei höchste Dringlichkeit geboten. Allerdings könne durch das Impfen die Infektionsdynamik lediglich verlangsamt, nicht aber verhindert werden.

Das ist der Stand: Ob die Impfkampagne tatsächlich auch an den Feiertagen weiterlaufen kann, ist derzeit eher unwahrscheinlich. An Weihnachten, Silvester und Neujahr haben viele Arztpraxen geschlossen. Auch die großen Impfzentren im Land bieten an diesen Tagen keine Termine an.

Um die Arbeitstage zwischen Weihnachten und Neujahr gibt es ebenfalls Diskussionen. Viele Praxen planen offenbar Schließungen in dieser Zeit. Um den Anreiz zur Öffnung zur erhöhen, soll die Kassenärztliche Vereinigung laut "Business Insider" gefordert haben, an diesen Tagen Feiertagszuschläge zu zahlen.

Das will die Bundesregierung: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte das Impfen zur "nationalen Aufgabe" erklärt. Ursprünglich wollte er im Dezember 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten durchführen, später verlängerte er den Zeitraum bis zum Jahresende und beginnt inzwischen die Zählung bereits am 18. November.

Kontakte beschränken

Der Expertenrat geht davon aus, dass auch bei einer weiteren Steigerung des Impftempos "bereits für die kommenden Tage" Kontaktbeschränkungen nötig werden. Größere Zusammenkünfte sollen vermieden werden. Diese müssten "gut geplant" und "gut kommuniziert" werden und sollten "bundesweit abgestimmt" sein.

Das wollen Bundes- und Landesregierungen: Wie genau die Beschränkungen aussehen, wird am Dienstag besprochen. Nach dem Beschlussvorschlag für das Bund-Länder-Treffen, der dem WDR am Montag vorlag, treten Kontaktbeschränkungen ab dem 28. Dezember in Kraft. Das kann sich noch ändern.

Bei privaten Treffen von Geimpften und Genesenen sind demnach maximal zehn Personen erlaubt - egal ob drinnen oder draußen. Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres zählen nicht. Sobald eine ungeimpfte Person dabei ist, gelten die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte: also höchstens zwei Personen eines weiteren Haushaltes.

Einen harten Lockdown vor Weihnachten "wie in den Niederlanden" schloss Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aus. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sprach sich im Deutschlandfunk für "differenzierte" Maßnahmen aus: Er sei sich sicher, dass etwa Clubs und Diskos schließen müssten.

Die aktuelle Corona-Schutzverordnung in NRW sieht derzeit keine allgemeine Kontaktbeschränkung für Geimpfte und Genesene vor. Ungeimpfte dürfen sich privat jetzt schon mit höchstens zwei Menschen aus einem anderen Hausstand treffen.

Masken und Schnelltests

In Innenbereichen sollen laut Empfehlung des Expertengremiums konsequent Masken getragen werden. Bei der Wahl der Masken sollen "bevorzugt" FFP2-Masken benutzt werden. Außerdem raten sie zum verstärkten Einsatz von Schnelltests "vor und während der Feiertage."

Das sind die Vorgaben der NRW-Regierung: In der Corona-Schutzverordnung des Landes ist beim Thema Mund-Nasen-Schutz derzeit lediglich davon die Rede, dass "mindestens" medizinische Masken (sogenannte OP-Masken) zu tragen sind. OP-Masken schützen vor allem vor Tröpfchen, im Gegensatz zu FFP2-Masken aber kaum vor Aerosolen. Im Durchschnitt kostet eine OP-Maske nur ein Viertel einer FFP2-Maske.

Nachvollziehbare Kommunikation

Neben konsequentem Handeln sei in der aktuellen Lage "stringentes Erklären" erforderlich. Die Omikronwelle träfe auf eine erschöpfte Bevölkerung, in der es "massive Spannungen" gebe. Eine umfassende Kommunikationsstrategie sowie nachvollziehbare Erklärungen der neuen Risikosituation sowie der daraus folgenden Maßnahmen seien "essentiell".

So kommt der Expertenrat zu seiner Expertise

Der Expertenrat setzt sich aus 19 Mitgliedern zusammen, die aus unterschiedlichen Bereichen wie der Virologie, der Kinder- und Jugendmedizin, der Notfallmedizin, der Gesundheitsverwaltung, der Pädagogik und der Ethik kommen.

Die nun getätigten Empfehlungen basieren auf Basis "nationaler und internationaler Modellierungen". So hätte sich die Omikron-Variante in Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien und Norwegen "explosionsartig" verbreitet. Die Verdopplungszeit der Omikron-Inzidenz in Deutschland sei derzeit mit zwei bis vier Tagen zwar etwas langsamer als in England. Allerdings verbreite sie sich dennoch "deutlich schneller" als alle bisherigen Varianten.

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