Steigende Infektionszahlen trotz Impfung - das ist das Dilemma

Stand: 06.11.2021, 14:21 Uhr

Teil 2/2 - Diese Maßnahmen können die Weichen stellen

Das Pflegepersonal ist am Limit

Und selbst wenn die Betten da sind: Das Pflegepersonal - schlecht bezahlt und oft vollkommen überlastet - könnte ein weiterer Knackpunkt werden. Intensivmediziner Uwe Janssens warnt angesichts der psychischen Belastungen, "dass wir an eine kritische Grenze angestoßen sind". Sie würden die Aufgaben der nächsten Monate zwar schaffen, "aber die Blessuren, die jetzt schon da sind, werden schlimmer".

Was das bedeutet, zeichnet sich jetzt schon ab: Viele Intensiv-Krankenpfleger wollen aus dem Beruf aussteigen. Nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch wegen der strukturellen Bedingungen, sagt der Präsident des Intensivmediziner-Verbands, Christian Karagiannidis. "20 bis 30 Prozent der Pflegekräfte auf Intensivstationen wollen ihren Beruf verlassen, weil es zu anstrengend geworden ist."

Schunkeln und Büzje zum Karneval?

Rosenmontag in Corona-Zeiten

Abstand, Maske - auch im Karneval

Das Gesundheitssystem steckt in Art Dauerkrisenmodus. Wie viel Freiheiten kann sich die Gesellschaft noch erlauben? In einer Woche ist der offizielle Start der Karnevalssession mit jeder Menge Jecke und Narren auf engstem Raum - geimpfte, genesene, getestete.

Mehr echte Kontrollen könnten helfen. Dass der QR-Code wirklich gescannt und das Testergebnis genau überprüft wird, ist hierzulande aber eher die Ausnahme.

Ringen um 2G/3G, Testen, Boostern

Wenn es nach den Beteiligten der Koalitionsverhandlung für eine Ampel geht, müssten jetzt "konsequente Maßnahmen" ergriffen werden. Das fordert Grüne-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen in der "Aktuellen Stunde" im WDR Fernsehen. "Wir sehen, dass die Kliniken voll sind, hier brauchen wir Entlastung, wir brauchen Finanzierung von kostenlosen Tests, aber auch von Freihaltepauschalten, um in den Kliniken wieder Platz zu schaffen."

Kostenlose Tests sind für den Vizechef des Deutschen Ethikrats, Julian Nida-Rümelin, "das entscheidende Instrument". Er warnte in einem Podcast des "Kölner Stadt-Anzeigers" und des "Redaktionsnetzwerks Deutschland", die 2G-Regel, die nur Geimpften oder Genesenen Zugang zu bestimmten Bereichen erlaubt, sei hochproblematisch. Die Politik habe sich in eine Sackgasse manövriert und versuche nun, aus ihr herauszukommen, indem sie den Druck auf die Nicht-Geimpften immer stärker erhöhe.

Auch die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen nicht so weit gehen und die 3G-Regel verschärfen. Sie empfehlen stattdessen Pflicht-Tests in Heimen und die Booster-Impfung für alle.

Boostern ist mehr als Auffrischen

Die hält auch Reinhold Förster von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie für ein gutes Mittel. "Ich mag ja Anglizismen nicht", sagt er dem WDR. "Aber das trifft es: Die Immunantwort wird gepusht." Das heißt, sie wird nicht einfach aufgefrischt: "Nach der dritten Impfung ist man 20 Mal besser vor einer schweren Erkrankung geschützt." Und die Erfahrung der Israelis mit dem Boostern hätte gezeigt: Damit könne man die Welle brechen.

Aktuelle TV-Sendungen