Lehrerinnen und Lehrer, Tagesmütter und -väter bekommen ihn, das Kita-Personal und sogar Urlauber, die in Risikogebieten unterwegs waren: einen Corona-Test, den das Land NRW bezahlt. Die Menschen dagegen, die sich in Pflegeeinrichtungen um alte und behinderte Menschen kümmern und sicher gehen wollen, dass sie nicht infiziert sind, müssen die Kosten für den Test selbst übernehmen.
Die Pflegeverbände sind empört. Schließlich fordern sie schon lange kostenfreie Tests fürs Personal. Ein "Skandal", findet der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, Christian Woltering. "Wir müssen doch die Gruppe derer, die am meisten gefährdet ist, schwer an Corona zu erkranken, besser schützen."
Studie: Sterblichkeit 50 Mal so hoch wie im Rest der Bevölkerung
Tatsächlich hat eine Studie der Universität Bremen vor kurzem gezeigt, dass Heim-Bewohner und ambulant betreute Alte besonders oft an Covid-19 sterben: Die Sterblichkeit unter Pflegebedürftigen ist mehr als 50 Mal so hoch wie im Rest der Bevölkerung.
Auch das Risiko, schwer zu erkranken, ist hoch - und ein Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung hat weitreichende Folgen: Wenn die Belegschaft unter Quarantäne gestellt werde, müssten Pflegebedürftige womöglich auf andere Häuser verteilt werden - "mit allen sozialen Folgen, die das hat", sagt Woltering.
Kosten werden nur ausnahmsweise übernommen
Zwar hat das Bundesgesundheitsministerium eine Verordnung erlassen, die verfügt, dass kostenlose Reihentests für das Pflegepersonal einer Einrichtung möglich sind - auch vorsorglich, also wenn es dort keinen Corona-Fall gibt. Das gilt aber nur, wenn das örtliche Gesundheitsamt den Test angeordnet hat. Das täten viele Ämter nur zögerlich, weil sie dann Teile der Kosten übernehmen müssen, sagt Woltering. "Hier ist das Land klar in der Verantwortung."
Auch das Personal gehört zur Risikogruppe
Rückendeckung bekommt Woltering vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa): Wenn in Schulen, Kindergärten und jetzt auch bei der Rückkehr aus dem Urlaub kostenlose Tests angeboten würden, würden falsche Prioritäten gesetzt.
"Mit Blick auf verfügbare Kapazitäten droht der Schutz der besonders von einer Infektion gefährdeten Gruppe der pflegebedürftigen Menschen dabei genauso vergessen zu werden wie der Schutz der zweiten Risikogruppe, nämlich unserer Pflegekräfte", kritisierte bpa-Geschäftsführer Herbert Mauel. Pflegekräfte und Heimbewohner bräuchten endlich Zugang zu regelmäßigen Tests.