Pläne für Schulen ab Montag: "Keine Strategie, kein Konzept"

Stand: 12.12.2020, 10:26 Uhr

Ab Montag sollen Schüler wieder zuhause unterrichtet werden. Laut Harald Willert von der Schulleitervereinigung lässt die Landesregierung die Schulen mit den Problemen allein.

Bis zuletzt hatte die NRW-Schulministerin vehement auf Präsenzunterricht gesetzt. Jetzt die Kehrtwende: Für die rund 2,5 Millionen Schüler in Nordrhein-Westfalen endet wegen der steigenden Infektionszahlen die Präsenzpflicht schon am kommenden Montag. Kein Ruhmesblatt für die Bildungspolitik, sagt Harald Willert von der Schulleitungsvereinigung NRW.

WDR: Herr Willert, keine Präsenzpflicht für Schulen ab Montag: Herausforderung oder Erleichterung?

Harald Willert: Das war gestern natürlich eine Riesenüberraschung. Dass die Schulen das hinbekommen, ist keine Frage. Was wieder eine Katastrophe ist und auch zu Riesenärger geführt hat, ist die Tatsache, dass es wieder Freitagmittag irgendwann zwischen 12 und 14 Uhr passiert.

WDR: Worauf müssen sich Lehrer und Lehrerinnen jetzt einstellen? Was kann man bis Montag umsetzen?

Willert: Es wird ganz viele Schulen geben, die einfach warten, wer Montag auftaucht und sie werden dann einfach vor Ort sehen müssen, wie sie damit umgehen.

WDR: Rechnen Sie mit halb gefüllten Klassenzimmern?

Willert: Viele Schulen werden jetzt einfach die Konzepte umsetzen, die sie sowieso schon erarbeitet hatten. Es wäre nur schön gewesen, wenn wir das nicht erst dann erfahren hätten, als ein Teil der Lehrer und der Schüler schon auf dem Weg nach Hause war.

WDR: Wie gut kommen die Schulen mittlerweile mit digitalem Fernunterricht klar?

Willert: Von hervorragend bis gar nicht. Das ist die Bandbreite. Wir haben noch immer Schüler und Schülerinnen, die keine Geräte haben, weil die noch in irgendwelchen Lagern liegen.

WDR: Hat sich das Schulministerium bisher den Anforderungen der Krise gewachsen gezeigt?

Willert: Das Ministerium lebt ständig von der Hand in den Mund, es gibt keine Strategie, es gibt keine Konzepte. Es gibt nur eine Deutungshoheit, die besagt: Wir halten die Schulen offen. Wobei wir uns fragen, wo genau der Unterschied zwischen einer Aufhebung der Schulpflicht und der Präsenzpflicht liegt.

Das Interview führte Judith Schulte-Loh, WDR5-Morgenecho

Für die Online-Version wurde das Gespräch gekürzt und sprachlich bearbeitet.

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