Gebe ich mein Kind weiterhin in die Schule oder behalte ich es ab heute zu Hause? Bis zu diesem Montag müssen sich Eltern von Schulkindern der ersten bis siebten Klassen entschieden haben, ob sie für die letzte Woche vor den Weihnachtsferien auf Distanzunterricht umsteigen wollen. Wegen der hohen Corona-Zahlen ist die Präsenzpflicht in NRW aufgehoben.
Unterricht findet trotz Lockdown statt
Während Schulen in anderen Bundesländern mit dem deutschlandweiten Lockdown ab Mittwoch offenbar nur noch Notbetreuung anbieten werden, wird in NRW der Unterricht noch bis Ende der Woche stattfinden. Die Ankündigung von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vom Freitag bleibt bestehen.
Appell an Kita-Eltern: Kinder möglichst zu Hause betreuen
Auch für Kitas und andere Kinderbetreuungseinrichtungen in NRW bleibt es bei der Entscheidung vom Freitag: Sie bleiben weiterhin geöffnet - außer in den geplanten Betriebsferien. Allerdings sollten Eltern ihre Kinder wenn möglich zu Hause lassen.
In einem Schreiben richtete sich Familienminister Joachim Stamp (FDP) direkt an die Eltern: "Ich appelliere an Sie: Bringen Sie Ihre Kinder in dieser Zeit nur dann in die Betreuung, wenn es unbedingt nötig ist."
Trotz Lockdown ab Mittwoch wird der Kita-Betrieb also nicht auf Notbetreuung umgestellt. Das bedeutet für Eltern, die ihre Kinder weiterhin in die Kita geben, dass sie nicht schriftlich nachweisen müssen, dass sie auf die Betreuung beruflich angewiesen sind.
Die neuen Regeln für Schulen im Überblick
- Die Schulpflicht gilt weiter, aber die Präsenzpflicht für Schülerinnen und Schüler wird aufgehoben.
- Die Schulen werden nicht geschlossen, betonte die Ministerin. Der Unterricht endet am 18. Dezember. Er soll nach den bisherigen Plänen wieder am 11. Januar beginnen. Die zusätzlichen unterrichtsfreien Tage am 7. und 8. Januar zählen offiziell nicht zu den Ferien. Lehrer müssen also arbeiten.
- Für die Klassen 1 bis 7 erfolgt der Unterricht laut Ministerium in Präsenz. Dabei wird die Entscheidung über die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler am Präsenzunterricht in den Schulen den Eltern freigestellt. Schüler können aber nicht zwischen Präsenz- und Distanzunterricht hin- und herwechseln. Schülerinnen und Schüler müssen also entweder zu Hause oder in der Schule lernen.
- Ab Klasse 8 erfolgt der Unterricht grundsätzlich in Distanz, wobei Distanzunterricht nicht gleichbedeutend mit Digitalunterricht ist. "Schüler mit besonderen Unterstützungsbedarf" sollen auch in den Jahrgangsstufen 8 und darüber ein Angebot für den Unterricht in Präsenz in den Förderschulen bekommen.
- In der kommenden Woche sowie an den zu unterrichtsfreien Tagen erklärten 21. und 22. Dezember sowie am 7. und 8. Januar können Klassenarbeiten und Prüfungen weiter stattfinden, wenn sie nicht verschoben werden können. Abschlussrelevante Prüfungen sollen in jedem Fall stattfinden.
- Ab einer Inzidenzzahl von 200 in den Kreisen und kreisfreien Städten kann vor Ort der Schulbeginn entzerrt werden zwischen 7 und 9 Uhr morgens. Zudem soll dann auch eine Maskenpflicht an Grundschulen eingeführt werden.
- Auch Wechselmodelle an Berufskollegs und Oberstufen (außer Berufsschüler vor dem Abschluss oder Abiturienten) sind in solchen Kommunen mit besonders vielen Infektionsfällen möglich. Wechselmodell bedeutet, dass die Hälfte der Schüler in der Schule unterrichtet wird, während die anderen zu Hause lernen.
"Das sind alles Erfordernisse, die den steigenden Infektionszahlen im Land geschuldet sind. Hier muss nun auch Schule ihren Beitrag leisten, die Kontakte zu reduzieren", begründete Gebauer die Entscheidung.
Kritiker an Gebauers später Ankündigung
Dass die Ankündigung, den Schulbetrieb ab Montag umzustellen, so kurzfristig kam, hatte Lehrer, Eltern und Schüler überrascht. Schulleiter beklagten, dass ihnen der Vorlauf fehlte, um vernünftig auf Distanzunterricht umzusteigen.
"Die Kritik an sehr kurzfristig übersandten Schulmails prallt nicht an uns ab", schrieb Staatssekretär Mathias Richter am Sonntag in einer neuen E-Mail an alle Einrichtungen: "Aber immer wieder in dieser Pandemie konnten wir bestimmte Entwicklungen nicht verlässlich genug und so frühzeitig vorhersagen, um rechtzeitig alle Beteiligten einzubinden."
Rücktritt von Schulministerin gefordert
Kritiker forderten sogar den Rücktritt der Schulministerin. Denn, so lautete der Vorwurf, sie habe Chaos an den Schulen verursacht. Gebauer selbst entgegnete: "Dann müssten meine 15 Minister-Kollegen auch zurücktreten", sagte sie am Freitag in einem "WDR extra". Denn die hatten auch so lange wie möglich am Präsenzunterricht festhalten wollen.