So schnell wie möglich zurück zum Präsenzunterricht, so will es NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Doch vorerst ist das Zukunftsmusik. Erst einmal ist für die Schüler in Nordrhein-Westfalen Distanzunterricht angesagt - mindestens bis zum 12. Februar.
Distanzunterricht bedeutet: Die Schüler lernen von zu Hause aus. Im Idealfall an einem mit schnellem Internet ausgerüsteten PC in ihrem Kinderzimmer. Oder in einer Ecke im Wohnzimmer. Oder in der Küche. Aber längst nicht alle Schüler haben daheim ideale Lernbedingungen. Für sie gibt es seit Anfang der Woche Distanzunterricht vor Ort, sprich: in der Schule selbst.
"Bildungsschere geht weiter auseinander"
Keine Frage: Corona wirbelt den Schulalltag ganz gehörig durcheinander. Das hat nicht zuletzt auch negative Folgen für Lernschwächere, die im Distanzunterricht nicht hinreichend genug gefördert werden. Die Landeselternkonferenz NRW ist überzeugt: "Die Bildungsschere im Land geht durch das Distanzlernen weiter auseinander", sagte deren Vorsitzende Anke Staar dem WDR. In einer Umfrage, die auch dem ARD-Magazin "Kontraste" vorliegt, wurden 22.000 Eltern in NRW befragt.
Besonders bei der technischen Ausstattung gibt es laut der Umfrage große Unterschiede zwischen den Schulformen. Während 60 Prozent der Gymnasien ihre Schüler mit Endgeräten wie Tablets und Laptops versorgen, sind es bei Haupt- und Realschulen nur jeweils 31 Prozent. Bei Grundschulen sogar nur 29 Prozent.
Das Fazit der Landeselternkonferenz: "Die Schulformen mit den größten Herausforderungen sind eindeutig benachteiligt."
Es fehlen Geld und Zeit für mehr Betreuung
Um die finanziell schwierige Situation für Eltern etwas aufzufangen, hat der Koalitionsausschuss am Mittwoch einen "Kinderbonus" beschlossen. Pro Kind sollen einmalig 150 Euro zusätzlich zum Kindergeld ausbezahlt werden.
Doch fehlendes Geld für die Technik ist nicht das einzige Problem. Auch Zeit spielt eine Rolle. So müssten laut der Umfrage die Kinder im Distanzunterricht mehr durch die Eltern betreut werden. "Ohne Unterstützung der Eltern würde das nicht laufen, aber das können eben nicht alle leisten", sagte Staar.
Besonders Kinder mit Förderbedarf, Migrationshintergrund oder aus finanziell schwächeren Haushalten seien hier betroffen: "Dabei gehen uns viele Schülerinnen und Schüler verloren."
Vorschlag: "Studyhall"-Konzept und Wechselunterricht
Der Vorschlag der Eltern: Unterrichtsmodelle zwischen Distanz- und vollem Präsenzunterricht. Wer zu Hause nicht die nötige Ausstattung hat, soll diese in der Schule gestellt bekommen - das so genannte "Studyhall"-Konzept. Als nächster Schritt solle ein Wechselunterricht etabliert werden, der dem Infektionsgeschehen angepasst wird. Auch Ministerin Gebauer zeigt sich Wechsel-Modellen gegenüber aufgeschlossen. "Natürlich denken wir über verschiedenste Modelle nach", sagte die FDP-Politikerin unlängst.
Einen positiven Aspekt zeigt die Umfrage allerdings auch: "Es ist den Schulen überwiegend gelungen, Struktur in das Distanzlernen zu bringen", sagte Staar. Digitale Plattformen würden gut genutzt, der Unterricht orientiere sich mehrheitlich an den Stundenplänen und Fächern.