Illegale Müllentsorgung in Datteln: Nicht nur Asbest in Bodenproben
Lokalzeit aus Dortmund. 23.01.2025. 02:37 Min.. Verfügbar bis 23.01.2027. WDR. Von Christof Voigt.
Illegale Müllentsorgung in Datteln: Nicht nur Asbest in Bodenproben
Stand: 23.01.2025, 18:29 Uhr
Der Umweltskandal in Datteln im Kreis Recklinghausen ist möglicherweise noch größer als bisher bekannt. Nicht nur Asbest wurde auf Baustellen eines Bauunternehmers gefunden.
Von Christof Voigt, Johannes Hoppe
Der Skandal zieht immer weitere Kreise. Eine Bau- und Entsorgungsfirma aus Datteln soll mehrere tausend Tonnen asbestverseuchte Böden illegal entsorgt haben. Nach WDR-Recherchen sind aber auch andere krebserregende Stoffe bei Bodenproben gefunden worden. Auf einer Baustelle des Dattelner Unternehmens waren es auch hochgiftige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – kurz PAK. Das hat die zuständige Staatsanwaltschaft jetzt bestätigt.
Demnach sei der verseuchte Boden aus einer Baustelle entnommen und in einer anderen Baustelle wieder ausgekippt worden.
Firmenchef ist Ratsmitglied
Gut 150 Einsatzkräfte hatten am Dienstag Büros und Wohnungen des Bau-Unternehmens Thomas Bernemann durchsucht. Er sitzt für die CDU im Rat der Stadt Recklinghausen. Seine politischen Ämter will er jedoch vorerst ruhen lassen.

Die Ermittlungen richten sich insgesamt aber gegen drei Beschuldigte des Bauunternehmens. Sie stehen im Verdacht, asbesthaltigen Schutt von Baustellen nicht fachgerecht entsorgt, sondern ihn auf anderen Baustellen im Boden vergraben zu haben, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Dortmund.
Verdacht: Asbest im Boden von Krötenschutzgebiet entsorgt

Dabei könnten sie Geld im sechsstelligen Bereich gespart haben. Wie viel es genau ist, müssten jetzt die weiteren Ermittlungen zeigen. Zudem sollen die Beschuldigten bei der Müllentsorgung gefälschte Dokumente genutzt haben.
In einem Fall besteht der Verdacht, dass sie beim Bau eines Geländes für streng geschützte Tiere, einem Krötenquartier, Asbest im Boden entsorgt haben. Bei Bodenproben wurde dort Asbest gefunden. Der Einsatz war von der Zentralstelle für die Verfolgung von Umweltkriminalität lange vorbereitet worden.
Bauunternehmer weist die Vorwürfe zurück

Die Bernemann GmbH bestätigt die Durchsuchungen in einer schriftlichen Stellungnahme. Zum Vorwurf der illegalen Asbest-Entsorgung heißt es: "Es soll klargestellt werden, dass es sich hierbei um einen Anfangsverdacht handelt, ohne dass hiermit ein konkreter Vorwurf verbunden ist". Im übrigen sei "die Bernemann GmbH Zeugin in einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren, welches sich gegen andere Personen und Unternehmen richtet".

Auf diesem Gelände in Datteln wurden Bodenproben genommen
Das mittelständische Unternehmen mit 130 Mitarbeitern ist ein Familienbetrieb. Seit über 30 Jahren ist die Bernemann GmbH im Geschäft. Unter anderem mit der Entsorgung und dem Recycling von Bauschutt.
Staatsanwaltschaft: Strafanzeige brachte Ermittlungen in Gang
Die Staatsanwaltschaft hingegen sagt, dass verschiedene Hinweise und eine Strafanzeige die Ermittlungen in Gang gebracht haben. So sollen die Beschuldigten auch Wiegescheine gefälscht haben, um die illegale Asbest-Entsorgung zu vertuschen.
Das Landesamt für Natur und Umwelt hatte bei Messungen zunächst keine Gefahr für die Bevölkerung feststellen können. Das Gelände der Zeche Blumenthal ist immer noch frei zugänglich. Fußgänger gehen dort mit ihren Hunden spazieren. Absperrungen gibt es nicht, auch keine Schilder oder Zäune, die vor möglichen Gefahren warnen. Was mit dem giftigen Erdreich passieren soll ist noch unklar.
Unsere Quelle:
- Staatsanwaltschaft Dortmund
- Bauunternehmen
- Zentralstelle für die Verfolgung von Umweltkriminalität
- WDR-Reporter vor Ort