Infektionsketten nachvollziehen und so die Ausbreitung des Coronavirus stoppen – das ist das Ziel der Corona-Warn-App. Sie wird am Dienstag (16.06.2020) offiziell vorgestellt. Doch viele Menschen sind skeptisch und wollen sich die sogenannte Tracing-App nicht aufs eigene Smartphone laden. Laut aktuellem ARD-DeutschlandTrend wollen 39 Prozent der Befragten solch eine App nicht nutzen.
Der Start-Up-Investor Frank Thelen findet diese Skepsis unangebracht. Und noch mehr – ihn regt sie auf. Im WDR-Interview ruft er dazu auf, sich über die Tracing-App zu informieren und die Arbeit mit Daten nicht für grundsätzlich "böse" zu halten. Der 44-jährige Bonner wurde unter anderem mit der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen" bekannt.
WDR: Herr Thelen, wir erreichen Sie auf dem Handy. Sie haben offenbar kein Festnetz mehr?
Frank Thelen: Nein, Festnetz habe ich schon lange nicht mehr. Meistens telefoniere ich sogar nicht mal mehr über das Handynetz, sondern nur per Datenübertragung.
WDR: Knapp 40 Prozent der Deutschen sind Umfragen zufolge nicht von der Corona-App überzeugt und wollen sie auch nicht auf ihrem Smartphone installieren. Ist das typisch deutsch?
Thelen: Das ist es und das ärgert mich. Das ist auch einfach Unwissenheit. Bei Amazon, Facebook und Tiktok hauen wir unsere Daten raus und diese Unternehmen verwenden sie dann, um uns etwas zu verkaufen. Diese Corona-App speichert aber nur pseudonyme Daten.
Sie ist aus Sicht des Datenschutzes unbedenklich. Sie kann auch nicht gehackt werden, wo irgendjemand an Daten heran kommen könnte wie: Der Frank hat gestern die Claudia getroffen. Und jetzt zu sehen, dass wir diesen großen Mehrwert, wie zum Beispiel die Chance, wieder Konzerte besuchen zu können, ablehnen, weil wir Angst vor den Daten haben und diese App nicht wollen, das ist auf jeden Fall katastrophal.
WDR: Die Skepsis wiegt offensichtlich schwerer als die eigene Gesundheit. Wie erklären Sie sich das?
Thelen: Ich glaube, die meisten Deutschen haben das falsche Mind Set in Bezug auf Daten. Wir sind jetzt in einer Stellung, in der wir sagen: Daten sind böse, die sollen nur mir gehören. Man muss das differenzierter sehen. Daten können auch helfen. Bei der Tracing-App können wir unser Leben verbessern, zum Beispiel in dem wir wieder in Fußballstadien oder zu Konzerten gehen können.
WDR: Was gebe ich denn für Daten heraus?
Thelen: Es sind keine persönlichen Daten. Es sind Schlüssel, von denen niemand herleiten kann: Das bin ich. Über das Netzwerk, an dem die App angeschlossen ist, werde ich dann informiert, sobald ich jemand getroffen habe, der infiziert ist. Auch informationstechnisch ist die App sehr klug aufgebaut. Wir sollten die App wirklich alle nutzen. Da gibt es nichts zu diskutieren.
WDR: Aber Schimpfen bringt ja nun auch nichts. Haben Sie als Geschäftsmann einen Strategie, wie sich Menschen auf etwas Neues einlassen?
Thelen: Das ist die Aufgabe der Politik, die jetzt in die Kommunikation gehen muss. Dafür braucht sie auch Partner, wie zum Beispiel den Deutschen Fußball-Bund, die sich dann mit dafür einsetzen, dass jetzt aufgeklärt wird.
Die Fragen stellte David Rühl.