Nach wochenlangen Vorbereitungen ist die offizielle deutsche Warn-App für den Kampf gegen das Coronavirus am Start. Die Bundesregierung stellt die neue Anwendung jetzt in Berlin vor. In den App-Stores von Google und Apple stand die Anwendung bereits in der Nacht zur Verfügung.
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Kanzleramtsminister Helge Braun sagte bei der Vorstellung am Dienstagmorgen: "Die App ist ein kleiner Schritt für uns, aber ein großer in der Pandemiebekämpfung." Braun bemühte sich sogleich, Befürchtungen über Datenmissbrauch zu zerstreuen: "Da die App über Bluetooth funktioniert, ist sie unabhängig vom Standort. Die App ist absolut freiwillig und datensparsam". Die App sei nicht die Erste, aber die Beste.
Verbraucherschutzministerin Lambrecht: "Die App schützt Sie und andere"
Gesundheitsminister Jens Spahn ergänzte: "Die App ist in jeder Hinsicht freiwillig. Sie ist freiwillig, ob ich sie installiere, ob ich Bluetooth aktiviere, ob ich die Daten weitergebe. Sie gibt lediglich Empfehlungen, keine Anweisungen", so Spahn. Die App helfe, in Zeiten der Lockerungen die Infektionszahlen niedrig zu halten.
Verbraucherschutzministerin Christine Lambrecht (SPD) betonte, dass der Datenschutzbeauftragte der Regierung am Ende der Gespräche keine Einwände mehr gegen die App hatte. "Die App schützt Sie und sie schützt andere", so Lambrecht.
Telekom-Chef Timotheus Höttges betonte, dass die App komplett "Made in Germany" sei. "Alle Daten, alle Clouds, liegen in Deutschland". "Wir haben den Quellcode öffentlich gemacht und wir haben 7.000 Hinweise aus der Community erhalten und beachtet", so Höttges. Die App soll sich permanent weiter entwickeln, dazu seien die Entwickler in dauerhaften Gesprächen mit Apple und Google.
Die App soll mit Hilfe von Smartphones das Nachverfolgen von Infektionen zu erleichtern und die Infektionsketten durchbrechen, wie Innenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte.
App soll Gesundheitsämter unterstützen
Die Warn-App soll zudem helfen, die Gesundheitsämter im Land zu unterstützen. Deren Mitarbeiter sind für die Nachverfolgung der Infektionsketten zuständig.
So geht man beim Duisburger Gesundheitsamt davon aus, dass die App die Arbeit "grundsätzlich erleichtert". Da die Kontaktpersonen allerdings weiter telefonisch informiert würden, "dürfte die personelle Entlastung begrenzt sein", sagte ein Stadtsprecher am Montag (15.06.2020).
Experten schätzen, dass die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden kann, wenn mindestens 60 Prozent der Bevölkerung die App aktiv nutzen.
WDR-Digitalexperte: Keine Bedenken
Auch wenn es in den sozialen Netzwerken teilweise noch viel Misstrauen gibt - in Sachen Datenschutz sei die App unbedenklich, erklärte WDR-Digitalexperte Jörg Schieb am Montagabend in der "Aktuellen Stunde". Der Quellcode sei von zahlreichen Experten überprüft worden. Eine "Hintertür" oder versteckte Funktionen habe niemand finden können. Insgesamt sei die App erheblich besser als ihr Ruf.
App ist kein Ersatz für Vorsicht
Ersetzen kann die App andere Corona-Schutzmaßnahmen nicht. Das betonte Klaus-Dieter Zastrow, Hygiene-Facharzt aus Berlin, am Montag im Gespräch mit dem WDR. Insbesondere die Maskenpflicht habe massiv dazu beigetragen, dass Deutschland bisher glimpflich durch die Krise gekommen sei.