Ferien zuhause: ''Dann treffe ich mich halt mit 'ner Freundin''

Stand: 18.07.2020, 20:20 Uhr

  • Ferienfreizeiten in NRW häufig ausgefallen
  • Programme sind gekürzt und mit Auflagen
  • Auszeiten für benachteiligte und berufstätige Familien

Von Petra Dierks

Janine Kössler hängt sich an die Seilbahn und saust los. Ihr dreijähriger Sohn Steven juchzt laut. Juane sitzt ein bisschen gelangweilt auf der Schaukel des Spielplatzes in Wuppertal-Langerfeld und hört Musik auf ihrem Handy. "Eigentlich wäre ich jetzt im Zirkusprojekt", sagt die Zwölfjährige. Doch das ist ausgefallen wegen Corona.

Ihre Mutter Janine Kössler ist alleinerziehend und derzeit ohne Job - was jetzt sogar von Vorteil ist. "Steven hat noch keinen Kitaplatz, und Juane braucht ja auch Betreuung", sagt die 36-jährige. Also nutzt sie die Zeit: Schwimmbad, Radfahren auf der alten Bahntrasse, Spielen mit den Kindern. Fühlen sich die Sommerferien also gar nicht anders an als die Wochen davor? "Doch. Da war das Wetter besser", grinst Juane und schaut in den Nieselregen.

Familien brauchen Auszeit

Eigentlich gibt es überall in den Sommerferien viele Angebote der Städte und freien Träger: Ferienfreizeiten, Spielangebote, Stadtranderholung. In Wuppertal stand das auf der Kippe. Dort hat es die Familienhilfe der Diakonie trotzdem geschafft, ein Ferienprogramm auf die Beine zu stellen. "Freizeiten mussten wir komplett absagen. Aber uns war es wichtig, für Benachteiligte und Berufstätige ein ganztägiges Angebot für ihre Kinder vorzuhalten", erklärt Geschäftsführerin Bärbel Hoffmann.

600 statt 800 Kinder

Immerhin: Bis zum Sommerferienende werden 600 Kinder die Stadtranderholung besucht haben. Im letzten Jahr waren es noch 800. Die Kinder kommen morgens zum Frühstück in die Einrichtungen und können bis zum späten Nachmittag bleiben. Dazwischen: Spiel und Spaß - in deutlich kleineren Gruppen, weil die Zahl der Plätze begrenzt ist.

Die Sorge, dass die Kinder durch die Schutzmaßnahmen weniger Spaß haben könnten - unbegründet. "Die haben sich super an alles gewöhnt, tragen die Masken, halten Abstand, waschen sich die Hände. Da haben die Eltern auch gut vorgearbeitet."

Sparen für Besuch bei der Oma

Auf dem Spielplatz in Langerfeld ist mittlerweile die achte Runde Rutschen eingeläutet. Steven hat noch nicht genug. Seine Schwester ist mit dem Rad unterwegs - sie trifft sich mit einer Freundin. Die Stadtranderholung ist hier weit weg. In der näheren Umgebung gibt es kaum Angebote.

Janine Kössler versucht trotzdem, beiden Kindern die Ferien so schön wie möglich zu machen. "Wir fahren mit der Familienhilfe ins Maislabyrinth, machen das Sommerfest dort mit. Und ansonsten versuche ich zu sparen, damit wir für fünf Tage zur Oma nach Sachsen fahren können, dass wir alle einmal komplett rauskommen."

Und bis dahin ist es auf der Seilbahn gar nicht so schlecht – zumindest nicht für Steven.

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