Die EU-Kommission hat am Mittwoch (06.01.20221) den Corona-Impfstoff des US-Pharma-Unternehmens Moderna zugelassen. Zuvor hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die bedingte Zulassung für "Menschen ab 18 Jahren" empfohlen.
Eine "bedingte Zulassung" ist nach den Regeln der EMA möglich, wenn der Wirkstoff einen dringenden Bedarf deckt und sein Nutzen größer scheint als die Risiken. Der Hersteller muss aber kontinuierlich weitere Forschungsergebnisse zu dem Impfstoff liefern. Die Frist dafür gilt ein Jahr lang.
Mit dem Produkt von Moderna kommen bald zusätzliche Impfstoffmengen in Europa auf den Markt. Der Hersteller will einem Rahmenvertrag zufolge nach und nach 160 Millionen Einheiten an die EU-Staaten liefern. "Wir werden mehr als genug sichere und wirksame Impfungen zum Schutz aller Europäer haben", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Große Hoffnung
Das Serum weist in klinischen Studien einen ähnlichen Grad der Wirksamkeit auf wie das Biontech-Vakzin, hat aber den logistischen Vorteil, dass es bei einer Temperatur von minus 20 Grad statt minus 70 Grad gelagert werden kann. Wie auch beim Biontech-Mittel sind bei Moderna zwei Dosen des Impfstoffs für einen umfassenden Schutz nötig.
Nach dem Impfstoff von Biontech und Pfizer ist der Moderna-Impfstoff der zweite, der in der EU zugelassen wurde. Beides sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Außerhalb der EU wird bereits der Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens AstraZeneca verimpft – ein Vektorimpfstoff. Auch Deutschland hat Impfdosen bestellt, obwohl die Zulassung in der EU noch nicht beantragt ist.
Die Vor- und Nachteile der drei aussichtsreichsten Impfstoffe in der Übersicht:
Biontech und Moderna 95%-Schutz
Die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna wirken beide ähnlich gut: Sie verhindern laut klinischen Studien zu rund 95 % eine Covid-19-Erkrankung. Sie wirken auf die gleiche Weise: Die Erbinformation für das Spike-Protein des Coronavirus wird mithilfe von winzigen Fettpartikeln in unsere Zellen geschleust. Die produzieren dann dieses Eiweiß, das dem Virus als Schlüssel in unsere Zellen dient. Unser Immunsystem erkennt dieses Eiweiß und beginnt, Antikörper dagegen zu bilden.
Der Vektor-Impfstoff von Astra-Zeneca hat eine geringere Wirksamkeit: Verrechnet man die Daten aus zwei klinischen Studien miteinander, kommt man auf etwa 70 % Wirksamkeit. Bei diesem Wirkstoff dient ein für Menschen harmloses Schimpansen-Schnupfenvirus als Transportmittel: Dieses Virus ist genetisch so verändert, dass es die Erbinformation für das Spike-Protein des Coronavirus trägt. Unsere Zellen erkennen diese Information und bauen dann das Protein nach, um es dem Immunsystem zu präsentieren, damit es Antikörper bilden kann.
Nebenwirkungen bei allen drei Impfstoffen ähnlich
Bei allen drei Impfstoffen treten ähnliche Nebenwirkungen auf: Vor allem Schmerzen an der Einstichstelle, aber auch Erschöpfung, Kopfschmerzen und Fieber. In einigen Fällen ist es bei der Impfung mit den mRNA-Impfstoffen zu allergischen Reaktionen gekommen. Das liegt vermutlich an einem Inhaltsstoff: Polyethylenglycol, kurz PEG, einem Polymer, das etwa in Kosmetika oft enthalten ist. Der Vektorimpfstoff von AstraZeneca kommt ohne PEG aus, könnte also für starke Allergiker besser verträglich sein.
AstraZeneca in der Handhabung am einfachsten
Während die mRNA-Impfstoffe sehr temperaturempfindlich sind und deshalb bei teils sehr hohen Minusgraden gelagert werden müssen, kann der Impfstoff von AstraZeneca bei 2 bis 4 Grad im Kühlschrank gelagert werden. Das erleichtert die Handhabung.
Der Biontech-Impfstoff muss bei -70 Grad gekühlt werden. Bis zu 6 Dosen können aus einer Ampulle hergestellt werden. Dafür muss der Inhalt aber noch mit Kochsalzlösung vermischt werden.
Der Impfstoff von Moderna hält sich bei normalen Gefriertruhentemperaturen, also bei -12 bis -25 Grad, bis zu 6 Monate und sogar bis zu 30 Tage im Kühlschrank. Aus einer Ampulle lassen sich 10 Dosen entnehmen – und die sind direkt fertig, können also unverdünnt in den Muskel gespritzt werden.