Die erst im November in Südafrika erstmals registrierte Corona-Variante Omikron verbreitet sich in Europa offenbar noch schneller als zunächst befürchtet. Aktuell melden vor allem Großbritannien und skandinavische Länder rasant steigende Fallzahlen. Im Vereinigten Königreich verdoppeln sich die bestätigten Fälle aktuell alle zwei bis drei Tage. Die EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) rechnet damit, dass Omikron bereits im Januar oder Februar zur dominierenden Variante in Europa wird.
Kurz vor den Weihnachtsferien könnte die dramatische Entwicklung die Reisepläne vieler Menschen gefährden. Wie ist die aktuelle Situation in den Urlaubsländern? Mit welchen Problemen könnten Reisende kurzfristig konfrontiert werden? Wo haben sich die Einreiseformalitäten verändert? Fragen und Antworten.
In welchen Ländern ist Omikron auf dem Vormarsch?
Nach den jüngsten Daten der ECDC sind aktuell 2.629 Omikron-Fälle im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bestätigt (Stand Mittwoch). Zum EWR zählen die 27 EU-Staaten, Norwegen, Island und Liechtenstein. Die meisten Infektionen entfallen dabei auf Norwegen (1.498), Dänemark (310), Frankreich (170) und Deutschland (102). Im Nicht-EU-Staat Großbritannien liegen die Zahlen noch weit höher.
In allen anderen EWR-Staaten sind die Werte offiziell noch zweistellig, was aber nicht viel bedeuten muss: Die Suche nach positiven Proben ist extrem aufwändig und teuer. Man kann davon ausgehen, dass zurzeit nur ein Bruchteil der Omikron-Fälle entdeckt wird. Auch haben viele Länder nicht die technischen Möglichkeiten, positive Corona-Proben in ausreichender Zahl zu untersuchen.
Was bedeutet das für Urlauber?
Einige beliebte Urlaubsländer haben jetzt schon verschärfte Einreisebedingungen verkündet: Dazu gehören Griechenland, Italien, Portugal, Schweiz und Großbritannien. Sie alle verlangen von Touristen einen negativen Testnachweis, der bei der Einreise vorgelegt werden muss. In der Schweiz und in Großbritannien müssen Besucher zusätzlich noch einige Tage nach der Einreise einen zweiten Test machen.
Details zu den neuen Einreisebedingungen haben wir hier dokumentiert:
Könnte es auch Probleme bei der Rückreise geben?
Das ist durchaus möglich. Schon jetzt hat das Robert Koch Institut (RKI) zahlreiche europäische und außereuropäische Urlaubsländer als Hochrisikogebiet eingestuft. Dazu gehören zum Beispiel Bulgarien, Griechenland, Irland, Kroatien, Liechtenstein, Litauen, Niederlande, große Teile von Österreich, Schweiz, Großbritannien, Ungarn und die Türkei (Stand 12.12.2021).
Bisher ist die Rückreise aus Hochrisikogebieten für vollständig Geimpfte und Genesene noch relativ einfach: Sie müssen nur eine Online-Anmeldung ausfüllen und ihr Impf- oder Genesungszertifikat präsentieren. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die Bundesregierung in Kürze einige dieser Länder zu Virusvarianten-Gebieten erklärt. In diesem Fall müssen auch Geimpfte und Genesene ein aktuelles negatives Testergebnis vorlegen, sonst droht auch ihnen Quarantäne.
Gibt es noch weitere, nicht kalkulierbare Risiken?
Leider ja. Noch ist völlig unklar, ob eine Infektion mit der Omikron-Variante zu schwereren Krankheitsverläufen führen kann. Zwar deutet zurzeit noch nichts auf eine höhere Gefährdung hin, aber die Datenlage ist sehr dünn.
Einig sind sich die Experten derzeit nur, dass selbst eine aktuelle Booster-Impfung keinen ausreichenden Schutz vor Infektionen bietet. Eine Erkrankung im Urlaubsland kann also niemand sicher ausschließen. Das sollten vor allem besonders gefährdete Menschen wie Senioren oder Vorerkrankte bedenken, bevor sie ihre Reise antreten.
Was könnte noch passieren?
In allen betroffenen Staaten gibt es Überlegungen, das öffentliche Leben einzuschränken, um die Verbreitung der Omikron-Variante einzudämmen. So darf die norwegische Gastronomie vorerst keinen Alkohol ausschenken. Selbst in England, wo es seit Monaten kaum noch Corona-Einschränkungen gab, gilt ab sofort eine 3G-Regel für Clubs und Großveranstaltungen. Die möglichen neuen Corona-Regeln können je nach Urlaubsland sehr streng ausfallen.
Ob so eine Reise dann überhaupt noch Spaß macht, das sollten sich Urlauber genau überlegen: Am besten vor der Abreise.