Frauen als Verlierer der Corona-Krise?

Stand: 31.05.2020, 19:50 Uhr

  • Mehr Frauen als Männer arbeitslos durch Corona-Krise
  • Frauen werden in alte Rollen gedrängt
  • Grünen-Vorschlag: Investitionen für Frauen

Von Matthis Jungblut

Spielen, kuscheln, anziehen - schnell das Kind in die Not-Kita, dann zum Job. Für Vollzeit-berufstätige Eltern zurzeit eine extreme Belastung.

Aber die Corona-Krise trifft Frauen offenbar wesentlich stärker als Männer. Wenn Schulen geschlossen sind und die Kinderbetreuung in der Kita wegfällt, übernehmen in vielen Haushalten die Frauen die Betreuung - unabhängig davon, ob oder wie viel sie arbeiten.

Das zeigt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Eine weitere Erkenntnis: Mütter hören häufiger als Männer ganz auf zu arbeiten, um sich der Kinderbetreuung zu widmen. Da Frauen oft weniger verdienen, ist es aus finanzieller Sicht naheliegend, wenn sie zu Hause die Hauptlast übernehmen.

Zudem zeigen aktuelle Zahlen: Europaweit haben sich im März 203.000 Frauen arbeitslos gemeldet. Bei den Männern waren es nur 38.000.

Wie fühlt sich das für die betroffenenen Frauen an?

Jessica Henning ist Reiseverkehrskauffrau in Düsseldorf und arbeitet derzeit aufgrund von Kurzarbeit nur noch 20 Prozent. Das bedeutet: Sie hat 400 Euro netto weniger im Monat.

"Es ist ziemlich schwierig. Gerade mit der Miete in Düsseldorf. Und ohne die Unterstützung meiner Eltern würde es ziemlich düster aussehen mit 400 Euro weniger im Monat. Man fragt sich halt: Wie lange soll man das noch durchhalten?"

Warum sind gerade Frauen von der Corona-Krise betroffen?

"Die Corona-Krise zeigt, dass wir es in der Gleichberechtigung noch nicht so weit gebracht haben. Sobald die hart erkämpfte Infrastruktur nicht zur Verfügung steht, fallen wir zurück in alte Muster.“ Maria Wersig ist Professorin für Sozialwissenschaften an der FH Dortmund und Präsidentin des Deutschen Juristinnenbunds.

"Die Krise wirkt wie ein Brennglas. Die bestehenden Ungleichheiten, die wir sowieso haben in der Gesellschaft, die sehen wir jetzt nochmal verstärkt."

Welche Vorschläge gibt es, die Situation zu verbessern?

Die Grünen im Europaparlament fordern in einer Petition an die Europäische Kommission, dass mindestens die Hälfte des Konjunktur- und Aufbaufonds für Beschäftigung und Förderung der Rechte von Frauen ausgegeben wird. Abgeordnete Terry Reinke hat die Petition ebenfalls unterschrieben.

Es gehe darum, "dass Frauen in den Wiederaufbauprogrammen vorkommen und das in Bereiche investiert wird, die vor allem Frauen zu Gute kommen". Es stehe seit über 50 Jahren in den Europäischen Verträgen, dass Frauen und Männer gleiches Geld für gleiche Arbeit bekommen sollen.

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