Nur wenige Corona-Infektionen bei Duisburger Grundschülern

Stand: 18.05.2020, 19:40 Uhr

  • Viele Neuinfektionen im Duisburger Stadtteil Hochfeld
  • Prekäre Wohnverhältnisse könnten ein Problem sein
  • Über 1.000 Grundschüler auf Sars-CoV-2 getestet
  • Großteil der Tests sind negativ

Über 1.000 Kinder der drei Grundschulen im Duisburger Stadtteil Hochfeld wurden auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet. Insgesamt wurden fünf Kinder positiv getestet, 30 Ergebnisse stehen noch aus. Das teilte die Stadt am Dienstag (18.05.2020) mit. Wegen auffällig vieler Neuinfektionen in Hochfeld wurden die Tests vorsorglich durchgeführt.

Erste Ergebnisse bereits letzte Woche

Auf einer Online-Pressekonferenz der Stadtspitze wurde am Freitag (15.05.2020) bekannt gegeben, dass die ersten Ergebnisse der Corona-Tests vorliegen. Demnach waren alle 120 bisher ausgewerteten Tests negativ.

Nach WDR-Recherchen gibt es in der Stadt aber zu wenig Personal, um Kontaktpersonen von Infizierten ausfindig zu machen. Nach Bundesvorgaben müsste eine Stadt wie Duisburg dafür 125 Mitarbeiter haben, aktuell gibt es 19. Der Gesundheitsdezernent hält das bei der aktuellen Lage trotzdem für ausreichend.

Infektionen überdurchschnittlich hoch

In Duisburg sind durchschnittlich 0,2 Prozent der Bürger mit Sars-CoV-2 infiziert, in Hochfeld sind es doppelt so viele. Allein in den vergangenen zwei Wochen wurden 16 Neuinfektionen bekannt, darunter sind neun Erwachsene einer Großfamilie.

"Ähnliche Situation wie Marxloh"

"Hochfeld ist in einer ähnlichen Situation wie Marxloh", sagt Claus Werner Krönke (SPD), stellvertretender Bezirksbürgermeister von Marxloh. Beide Stadtteile werden oft als benachteiligt bezeichnet, manchmal auch als Probemviertel. Der Zuwanderer-Anteil in Hochfeld beträgt etwa 59 Prozent.

"Viele Familien wohnen in prekären Verhältnissen", so Krönke. Kleinere Wohnungen, oft viele Kinder in diesen kleinen Wohnungen und ein niedriger Bildungsstand. Was die Pandemie angeht, könne das kombiniert eine gefährliche Mischung sein.

"Strikt gegen Stigmatisierung"

Stadtteil-Politiker fürchten, dass es nun zu den typischen Reaktionen kommt. Zum Beispiel, dass der Vorwurf kommt, die Menschen gingen zu sorglos mit dem Virus um, dass der Abstand zum Beispiel nicht eingehalten werde. WDR-Reporter hatten bei ihren Recherchen nicht diesen Eindruck.

"Ich bin strikt dagegen, dass dieser Stadtteil stigmatisiert wird", sagt Mirze Edis (Die Linke) vom Duisburger Integrationsrat. Er sehe aber auch Probleme, zum Beispiel gebe es viele Menschen aus Süd-Ost-Europa, die nicht krankenversichert seien. Diese hätten bei einer kleinen Erkrankung nicht den Mut, zum Arzt zu gehen.

Grundschulen in unmittelbarer Nähe der Neuinfektionen

Alle drei Grundschulen in Hochfeld bleiben zunächst geschlossen. An Grundschulen könne zum einen nicht so sehr auf die Einhaltung der Abstandsregeln geachtet werden, erläutert Ralf Krumpholz, Dezernent für Integration und Gesundheit in Duisburg. Zum anderen befänden sie sich in unmittelbarer Nähe der Neuinfektionen.

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