Neue Stiko-Empfehlung: Regelmäßige Corona-Impfung nicht für alle

Stand: 25.04.2023, 13:36 Uhr

Ältere und kranke Menschen sollten sich in Zukunft einmal im Jahr gegen Corona impfen lassen. So sieht es eine neue Stiko-Empfehlung vor. Kinder brauchen demnach gar keine Impfung. Ein Überblick.

Von Ruth Schulz und Jörn Seidel

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat heute eine neue Empfehlung zur Corona-Impfung vorgelegt. Demnach sollten sich nur einige Gruppen von Menschen regelmäßig impfen lassen - vor allem Menschen ab 60 Jahren und Vorerkrankte. Für gesunde Kinder und Jugendliche entfällt die Corona-Impf-Empfehlung komplett.

Die Stiko begründet ihre abgeschwächten Impf-Empfehlungen damit, dass schwere Verläufe "durch die erreichte Basisimmunität deutlich seltener" geworden seien. Wie jedes Mal ist die neue Stiko-Empfehlung noch vorläufig - offiziell in Kraft tritt sie voraussichtlich erst in wenigen Wochen. Fragen und Antworten:

Wer sollte sich nach Ansicht der Stiko regelmäßig gegen Corona impfen lassen?

Die Stiko unterscheidet bei ihrer Empfehlung zur Corona-Impfung mehrere Gruppen von Menschen:

  • Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren: Sie brauchen nach neuer Überzeugung der Stiko in der Regel gar keine Impfung. Die Begründung: Für sie ist das Virus nicht sehr gefährlich, es sei denn, sie haben ein besonderes Risiko, weil sie Asthma haben oder eine andere chronische Erkrankung. Bislang hatte die Stiko die Corona-Impfung nicht nur für Jugendliche, sondern sogar für Kinder ab fünf Jahren empfohlen.
  • Gesunde Menschen zwischen 18 und 59 Jahren: Sie sollten nach Ansicht der Stiko eine Auffrischungsimpfung bekommen haben oder sich nach der Zweitimpfung schon einmal mit Corona infiziert haben. Danach brauchen sie keine weitere Impfung, meint die Stiko.
  • Menschen mit Einschränkungen: Wer ein Handicap, eine Herzerkrankung, andere chronische Beschwerden oder ein schwaches Immunsystem hat, sollte über regelmäßige Auffrischungen der Corona-Impfung nachdenken, meint die Stiko.
  • Menschen ab 60 Jahren: Wer mindestens 60 Jahre alt ist, sollte die Corona-Impfung mehrfach auffrischen lassen. Zunächst empfiehlt die Stiko, es jährlich zu machen, denn man weiß noch nicht, wie lange der Schutz der Impfung anhält.
  • Beschäftigte im Krankenhaus und Pflegeheim: Auch sie sollten die Corona-Impfung mehrfach auffrischen lassen, meint die Stiko und empfiehlt bis auf Weiteres eine jährliche Auffrischung.

Mit welchem Corona-Impfstoff wird jetzt geimpft?

Am Anfang der Impfungen hatte man einen Impfstoff verabreicht, der auf eine frühe Variante des Coronavirus eingestellt war. Später kam ein Impfstoff dazu, der zusätzlich Merkmale von Omikron enthält.

In Europa sind zur Grundimmunisierung bisher nur die ersten Impfstoffe zugelassen, die also nicht an Omikron angepasst sind. Die an Omikron angepassten Impfstoffe sind zur Auffrischung zugelassen.

In den USA hat man inzwischen ganz auf die neueren Impfstoffe umgestellt. Möglicherweise wird das in Europa bald auch so sein.

Wer bezahlt die Impfung in Zukunft?

Alle Impfungen, die die Stiko empfiehlt, werden von den Krankenkassen bezahlt. Wenn man doch ein gesundes Kind impfen lassen will, was die Stiko mit ihrer neuen Empfehlung nun nicht mehr nahelegt, kann es sein, dass man die Impfung selbst bezahlen muss. Das ist noch nicht entschieden.

Welche Reaktionen gibt es zur neuen Stiko-Empfehlung?

Immunologe Prof. Carsten Watzl

Carsten Watzl, Immunologe

Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl begrüßt die neue Empfehlung. So könne man sich gut auf den nächsten Herbst vorbereiten, sagte er anlässlich der Präsentation der neuen Stiko-Empfehlung. Und solange man nicht wisse, wie lange der Impfschutz wirklich anhält, könne man auf diese Weise viele schwere Covid-Erkrankungen vermeiden.

Warum gilt die neue Stiko-Empfehlung noch nicht offziell?

Offiziell in Kraft treten Stiko-Empfehlungen erst nach dem sogenannten Stellungnahmeverfahren. Das dauert in etwa zwei Wochen - kann aber auch kürzer oder deutlich länger dauern. Bis dahin können betroffene Fachkreise wie Kinderärzte, Lungenfachärzte oder Allgemeinmediziner Anmerkungen und Kommentare abgeben.

"Wenn fachliche Einwände geltend gemacht werden, kann in Folge die erneute Beratung des Themas auf der nächstfolgenden Stiko-Sitzung erforderlich sein", teilt die Bundesbehörde Robert Koch-Institut (RKI) auf ihrer Website mit. Dort ist die Stiko als unabhängiges Expertengremium angesiedelt. In der Regel treten die Corona-Impf-Empfehlungen der Stiko allerdings nach wenigen Wochen unverändert in Kraft.

Über dieses Thema berichten wir am 25.04.2023 auch in den Hörfunknachrichten, unter anderem bei WDR5.

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