Die Stadt Bochum und der Kreis Recklinghausen gehören zu den Orten in NRW, in denen die neue digitale Patientenakte eingeführt wird. Im Bereich Westfalen-Lippe sind rund 70 Arztpraxen an der Pilotphase beteiligt. Auch Krankenhäuser nehmen teil. Die Kinderklinik Datteln führt die digitale Patientenakte als eines der ersten Krankenhäuser ein.
"Ich bin vom Nutzen der elektronischen Patientenakte überzeugt. Sie wird viel Papier sparen und eine bessere Behandlung der PatientInnen ermöglichen", sagt Daniela Aufermann. Sie ist Medizin-Informatikerin und für die Digitalisierung in der Vestischen Kinderklinik in Datteln zuständig. Konkret werden in der Kinderklinik in den kommenden Tagen die ersten Befunde von Patienten in die Akten eingepflegt, sofern vorher bei den Krankenkassen kein Widerspruch eingelegt wurde.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach stellt in Köln die ePA vor
Befunde wie Röntgenbilder, Medikamentenlisten oder Arztbriefe sollen in der ePA gespeichert werden. So sollen Patientendaten übersichtlicher und schneller verfügbar sein. Das verspricht das Bundesgesundheitsministerium. Außerdem soll der Papierkram für Krankenhäuser und Praxen dadurch überflüssig werden.
Ärzte haben erst einmal "doppelte Buchführung"
Tatsächlich gehören Faxgerät, Drucker und Papier in den meisten Arztpraxen nach wie vor zum Standard. Deshalb begrüßen Hausärzte grundsätzlich auch die digitale Akte. Allerdings gibt es auch noch viele Bedenken. Nicht nur zum Datenschutz, sondern auch wegen des zusätzlichen Aufwands. Eine Hausärztin aus Oberhausen sagt: "Im Moment mache ich dann eigentlich eine doppelte Buchführung. Ich dokumentiere in meiner Patientenakte, das muss ich auch weiterhin tun. Und gleichzeitig muss ich das aber auch als pdf-Dokument in der ePA zur Verfügung stellen".
Ein Hausarzt aus Dortmund befürchtet einen deutlichen Mehraufwand beim Befüllen der digitalen Akte. In der aktuell angespannten Personalsituation in den Praxen frage er sich, wer das alles erledigen solle.
Sicherheitslücken müssen noch geschlossen werden
Antworten darauf soll die Pilotphase zur ePA liefern. Und auch Sicherheitslücken sollen geschlossen werden. Der Chaos Computer Club hatte zuletzt auf große Sicherheitsbedenken hingewiesen: innerhalb kürzester Zeit hatten sich Hacker des CCC Zugang zu Patientendaten verschafft.
Zuständig für die technische Umsetzung der ePA ist die Gematik GmbH, die Nationale Agentur für Digitale Medizin. Dahinter stehen unter anderem das Bundesgesundheitsministerium, die Bundesärztekammer und der Spitzenverband der Krankenkassen. Die Gematik GmbH versichert zum Start der Pilotphase, dass zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erarbeitet und Sicherheitslücken geschlossen werden. Erst dann werde die ePA für alle eingeführt.
ePA für alle erst in vier Wochen
Auch für Digitalexpertin Daniela Aufermann von der Vestischen Kinderklinik in Datteln steht die Datensicherheit der elektronischen Patientenakte ganz oben. "Wenn es um sensible Gesundheitsdaten geht, wie psychische Erkrankungen z.B., werden erst nach jeweiliger Rücksprache mit den Patienten bzw. Eltern in die ePA aufgenommen". Sie macht darauf aufmerksam: Patienten können jederzeit dem Einpflegen von Befunden in die digitale Akte widersprechen. Die Testphase soll zunächst vier Wochen dauern.
Quellen:
- Daniela Aufermann, Kinderklinik Datteln
- Hausärztin aus Oberhausen
- Hausarzt aus Dortmund
- Gematik GmbH
- Bundesgesundheitsministerium
Über dieses Thema berichten wir am 15.01.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Dortmund, 19:30 Uhr.