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Ein Ende der Corona-Pandemie ist noch nicht in Sicht. Bis Herbst und Winter werden die Fallzahlen voraussichtlich wieder deutlich steigen. Aber wie stark? Und wie schlimm wird die dann vorherrschende Variante sein? Wird es erneut viele Schwerkranke und Tote geben? Oder können die Impfungen das verhindern? Prognosen und Modelle von Expertinnen und Experten - ein Überblick.
Minister Lauterbach: "Schwieriger" Corona-Herbst
"Wir werden einen schwierigen Herbst haben", prophezeite Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Anfang Juli dem WDR mit Blick auf die Corona-Lage. Die Bürgerinnen und Bürger bräuchten dann "eine wirklich gute Armada von Schutzmöglichkeiten".
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Virologe Drosten: im September "sehr hohe Fallzahlen"

Christian Drosten, Virologe
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Universitätsklinik Charité, erwartet schon im September wieder "sehr hohe Fallzahlen". Das sagte er im Juni dem "Spiegel". Und auch die Zahl der Schwerkranken und Toten werde erneut wieder ansteigen. Drostens Prognose:
"Ich glaube nicht mehr, dass wir Ende des Jahres den Eindruck haben werden, die Pandemie sei vorbei." Christian Drosten, Virologe
Epidemiologe Ulrichs: "Mit allen Konsequenzen"
Der Herbst könnte heftig werden, glaubt auch Epidemiologe Timo Ulrichs. Denn dann könne es sein, dass sich auf die Sommerwelle eine weitere Infektionswelle "draufsetzt", sagte er im Juni dem WDR.

Professor Timo Ulrichs, Epidemiologe
"Das heißt, dass wir noch stark steigende Neuinfizierten-Zahlen haben werden - mit allen Konsequenzen, also auch mit gestiegenen Hospitalisierungsraten und auch Todesfällen", so Ulrichs.
Bioinformatiker Kaderali: Belastungen für Infrastruktur
Bioinformatiker Lars Kaderali vom Corona-Expertenrat der Bundesregierung kann sich ebenfalls vorstellen, "dass wir noch mal eine starke Welle kriegen". Durch einen hohen Krankenstand könnten sich auch Belastungen für die sogenannte kritische Infrastruktur ergeben, warnte er im Juni. Dazu zählen etwa Polizei, Feuerwehr, Kliniken und Wasserwerke sowie Energieversorger.

Lars Kaderali, Bioinformatiker
Für weniger wahrscheinlich hält Kaderali, dass die Intensivstationen erneut an ihre Belastungsgrenzen stoßen. "Auch das ist nicht auszuschließen, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer."
TU-Berlin-Team um Kai Nagel: Zwei Modelle für den Winter
Entscheidend für den Winter werde sein, welche Corona-Variante dann dominiert, schreibt das Team der Technischen Universität Berlin um Mobilitätsforscher Kai Nagel in seinem Ende Juni veröffentlichten Bericht an das Bundesforschungsministerium. Anhand aufwendiger Simulationen hat das Team zwei mögliche Szenarien entwickelt:
Szenario 1: Setze sich im Winter eine Variante mit "mittlerer (Omikron-artiger) Krankheitsschwere" durch, müsse man mit Krankschreibungen und einer Krankenhausbelastung wie in der Corona-Welle in diesem Frühjahr rechnen.
"Möglicherweise katastrophale Krankenhausbelastung" MODUS-Covid-Bericht
zum Szenario 2
Szenario 2: Dominiere im Winter allerdings eine Virusvariante mit "hoher (Delta-artiger) Krankheitsschwere", ergebe sich "eine deutlich höhere, und damit möglicherweise katastrophale Krankenhausbelastung", heißt es in dem Bericht. "Die Politik und die Institutionen sollten sich darauf vorbereiten."
Den Höhepunkt der Winter-Welle erwartet das Team um den Jahreswechsel herum. Mit dem gezielten Einsatz von Schutzmaßnahmen ließe sich die Welle abflachen, so die Forscherinnen und Forscher. Eine Auswahl:
Maßnahmen zur Reduktion der Corona-Fallzahlen:
- Reduktion um ca. 30 Prozent durch Impfkampagne
- Reduktion um ca. 10 Prozent durch Maskenpflicht im Einzelhandel und öffentlichem Verkehr
- Reduktion um ca. 10 Prozent durch Homeoffice-Pflicht
- Reduktion um ca. 5 Prozent durch Luftreinigung und Maskenpflicht im Unterricht
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Corona-Expertenrat: Drei Szenarien für Herbst und Winter
Am 8. Juni hatte auch schon der Corona-Expertenrat der Bundesregierung drei Szenarien für Herbst und Winter skizziert:
"Günstigstes Szenario": In diesem Szenario wären neue Varianten im Herbst und Winter nicht besonders gefährlich, sodass Infektionsschutzmaßnahmen "nicht mehr oder nur für den Schutz von Risikopersonen notwendig" wären.

Einige Mitglieder des Expertenrates bei der Vorstellung des Berichts.
"Basisszenario": Für dieses Szenario nimmt der Expertenrat an, dass die Zahl der Infektionserkrankungen steigt. "Trotz der moderaten Covid-19-Belastung der Intensivmedizin könnten die Arbeitsausfälle erneut flächendeckende Maßnahmen des Übertragungsschutzes (Masken und Abstand in Innenräumen), aber auch Maßnahmen der Kontaktreduktion nach regionaler Maßgabe erforderlich machen", heißt es im Bericht der Expertinnen und Experten.
"Ungünstigstes Szenario": In diesem Szenario könnte eine sinkende Immunwirkung mit gefährlicheren Corona-Varianten zusammentreffen, sodass auch vollständig Geimpfte einen schweren Krankheitsverlauf haben könnten. Dann würde das Gesundheitssystem erneut durch Covid-19-Fälle auf den Intensiv- und Normalstationen stark belastet, heißt es im Bericht des Expertenrates. In diesem Fall könnten nötige Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot erst im Frühjahr 2023 zurückgefahren werden.
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Sachverständige: Keine Empfehlungen für den Herbst
Sich auf den Herbst und Winter vorbereiten - das will die Politik mit dem geplanten neuen Infektionsschutzgesetz. Es schreibt fest, welche Corona-Regeln bundesweit gelten oder von den Bundesländern angewandt werden dürfen.
Dafür zog Anfang Juli eine im Infektionsschutz rechtlich verankerte Sachverständigenkommission Bilanz zu den bisherigen Corona-Regeln. Ihre Bewertungen der einzelnen Maßnahmen fielen sehr unterschiedlich aus. Was daraus für den Herbst folgt, ist noch offen.
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Über dieses Thema berichtete am 28.06.2022 auch die "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen.