In NRW hat die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag einen neuen Höchstwert erreicht: Sie liegt mit 1.485 noch einmal über dem Bundesdurchschnitt von 1.441. Auch wenn die RKI-Meldungen zurzeit ungenau sind, weil unter anderem die Gesundheitsämter überfordert sind, ist der Trend ungebrochen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete die aktuelle Corona-Lage bei der Bundespressekonferenz am Dienstag denn auch als "schwierige Situation". Es bestehe eine "Hospitalisierungsrate, mit der wir nicht zufrieden sein können". Die Lage sei derzeit noch nicht unter Kontrolle.
Intensivstationen in NRW auf "akzeptablem Niveau"
Zur Lage bei uns im Westen: "Auf den Intensivstationen ist die Lage in NRW stabil und auf einem akzeptablen Niveau - auch wenn die Zahlen leicht ansteigen", sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für internistische Intensivmedizin (DGIIN), am Dienstag dem WDR.
"Wir haben deutlich weniger schwer Kranke als bei der Delta-Variante, allerdings gibt es bei Omikron mehr ältere Patienten auf den Intensivstationen." Die Situation auf den Intensivstationen bleibe aber voraussichtlich auch weiterhin auf einem akzeptablen Niveau.
Starkter Anstieg auf den Normalstationen
Bei den Normalstationen in NRW sehe die Lage jedoch deutlich anders aus, sagte Karagiannidis.
Denn es gebe erhebliche Personalausfälle und zwar nicht nur im stationären, sondern auch im ambulaten Bereich sowie bei den Rettungsdiensten.
Zudem sei die Isolation von Patienten mit COVID-19 pflegerisch ein hoher Aufwand und finde in vielen Kliniken in gesonderten Bereichen statt. Alleine das Anlegen und Ausziehen der Schutzkleidung nach jedem Patienten und die notwendigen Hygienemaßnahmen sowie die Pflege in der nicht atmungsaktiven Schutzkleidung seien eine große Aufgabe. Dennoch geht Karagiannidis davon aus, dass es in NRW nicht zu akuten Engpässen kommt.
Krankenhausgesellschaft: Wöchentlich 900 neue Fälle
"Die Zahl der stationär behandlungspflichtigen Patientinnen und Patienten steigt derzeit um durchschnittlich 900 pro Woche", teilte Hilmar Riemenschneider von der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) am Dienstag dem WDR mit. Die Entwicklung sei jedoch nur als Saldo von Neuaufnahmen und Entlassungen zu verstehen.
"Mit Stand heute werden 4.755 COVID-19-Fälle auf den Isolierstationen der Krankenhäuser behandelt", sagte der KGNW-Sprecher. Teilweise müssten einzelne Stationen geschlossen werden, weil das Personal zur Besetzung aller drei Schichten fehle. Auch würden mancherorts planbare Operationen verschoben. Die Situation sei angespannt, derzeit aber noch beherrschbar.
Weitere Entwicklung noch offen
An welchem Punkt sich die Pandemie befindet, ist noch unklar. "Ich gehe zwar davon aus, dass wir bei der momentan vorherrschenden Omikron-Variante DA1 den Höchststand bald erreicht haben", sagte Karagiannidis.
"Allerdings ist es offen, wie die Entwicklung weitergeht, wenn die sich die Omikron-Variante DA2 bei uns ausbreitet - derzeit tritt diese noch vor allem in Großbritannien und Dänemark auf." Er sei aber "sehr optimistisch".