USB-C-Kabel von heute an Pflicht für alle Geräte
Aktuelle Stunde . 28.12.2024. 14:36 Min.. UT. Verfügbar bis 28.12.2026. WDR. Von Marius-Antonius Brüning.
Handys, Kopfhörer, Tablets: USB-C ab sofort Standard für Ladekabel
Stand: 28.12.2024, 13:30 Uhr
Neue Handys, Tablets oder Kopfhörer in der EU müssen mit USB-C ab sofort alle den gleichen Ladeanschluss haben. Das sieht eine EU-Richtlinie vor. Fragen und Antworten.
Von Catharina Coblenz und Felix Wessel
Eine volle Schublade mit verschiedenen Aufladekabeln für Smartphones, Kopfhörer, tragbaren Lautsprechern oder Navis: Damit soll nun Schluss sein. Neue elektronische Kleingeräte müssen ab sofort verpflichtend einen USB-C-Ladeanschluss haben.
Welche Vorteile hat das einheitliche Ladekabel? Welche Geräte sind betroffen? Und warum gab es auch Kritik an der neuen Regel? Fragen und Antworten.
Welche Geräte sind betroffen?
Neue Smartphones und Kopfhörer in der EU müssen ab sofort mit USB-C-Kabel geladen werden können.
Der neue Standard gilt mittlerweile für alle kleinen und mittelgroßen Geräte, die aufladbar und tragbar sind. Dazu zählen Mobiltelefone, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, Headsets, tragbare Videospielkonsolen und Lautsprecher, E-Reader, Tastaturen, Mäuse und tragbare Navigationsgeräte.
Ab Ende April 2026 soll der Ladestandard dann auch für Laptops gelten. Geräte, die keine Funkverbindung haben, sind aber nicht betroffen. Fahrradlampen oder Powerbanks brauchen also zum Beispiel keine USB-C-Buchse.
Was soll das standardisierte Ladekabel bringen?
Ein Vorteil des standardisierten Ladekabels ist die erleichterte Nutzung für den Verbraucher. Das Bundesamt für Verbraucher- und Umweltschutz gibt an, dass im Jahr 2020 in der EU etwa 420 Millionen elektronische Geräte gekauft wurden. Im Durchschnitt besitzt jeder drei Ladegeräte, um seine elektronischen Geräte aufzuladen. Dennoch berichten 38 Prozent der Verbraucher, dass sie Probleme beim Laden der Geräte hatten, da kein kompatibles Ladegerät verfügbar war.
Nach Angaben der EU-Kommission zahlen Verbraucher auch bis zu 250 Millionen Euro pro Jahr für unnötige Ladegeräte. Ihnen soll zukünftig die Wahl gelassen werden, ob sie ein neues Gerät mit oder ohne Ladekabel erwerben. Vorgesehen sind auch spezielle Etiketten, die über die Ladeeigenschaften neuer Geräte informieren sollen.
Welchen Einfluss hat das Gesetz auf den Klimaschutz?
Berge von Elektroschrott
Das Gesetz soll dafür sorgen, dass Elektroschrott reduziert wird. Laut dem Bundesamt für Verbraucher- und Umweltschutz fallen durch die unterschiedlichen Ladegeräte pro Jahr rund 11.000 Tonnen Elektroschrott an. Ein standardisiertes Ladekabel würde somit nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch helfen, Elektroschrott zu reduzieren. Deswegen begrüßt unter anderem Umweltministerin Steffi Lemke das neue Gesetz.
USB-C als neuer Standard: Warum gab es auch Kritik daran?
Der Digitalverband Bitkom hat in der USB-C-Pflicht eine unnötige Einmischung in den Markt gesehen. Dieser habe sich schon weitgehend selbst reguliert. Denn die Anzahl der Ladebuchsen-Typen sei in den letzten Jahren von etwa 30 auf nur noch drei (USB-C, Lightning und Micro-USB) gesunken. Die Hersteller schafften es allerdings nicht, eine einheitliche Lösung für alle Geräte zu finden.
Widerstand gab es auch von Apple, da das Unternehmen bei den Ladebuchsen durchgängig auf seinen eigenen Lightning-Anschluss gesetzt hatte. Seit dem iPhone 15, das schon 2023 vorgestellt wurde, hat der US-Konzern inzwischen aber seine Produktpalette auf USB-C umgestellt.
Werden technische Innovationen durch das neue Gesetz behindert?
Nach der Zustimmung der EU-Parlaments 2022 kritisierte der Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder: "Die politische Festlegung auf einen technischen Standard wird den Elektroschrott nicht reduzieren, sondern vor allem Innovationen bremsen und läuft dem wichtigen Prinzip der Technologieoffenheit massiv zuwider."
Die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini sagte dagegen: "Der Vorschlag besagt, dass wir die Regelung anpassen können, wenn ein neuer Standard auftaucht, der besser ist als USB-C." Sie weist also darauf hin, dass der USB-C-Anschluss auch wieder abgelöst werden kann, sollte es künftig einen besseren Anschluss geben - aber nur durch einen neuen einheitlichen Standard.
Wie kam es zu dem Gesetz?
Das EU-Parlament hatte bereits seit über zehn Jahren auf einen gemeinsamen Ladestandard für tragbare Geräte gedrängt. Die Europäische Kommission legte im September 2021 einen Vorschlag für einen einheitlichen Ladeanschluss vor. Am 4. Oktober 2022 wurde das Abkommen vom EU-Parlament formell beschlossen.
Nach der endgültigen Billigung auf EU-Ebene hatten die nationalen Regierungen zwei Jahre Zeit, die europäischen Vorschriften in nationales Recht umzusetzen. In Deutschland gab es dazu eine Abstimmung im Bundestag.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR-Nachrichtenmeldung
- Bundesamt für Verbraucher- und Umweltschutz
- Website des Europäischen Parlaments
- Website der Europäischen Kommission
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
- Website Bitkom.org