Impf-Aktionswoche: Viele Ungeimpfte zögern noch

Stand: 14.09.2021, 12:14 Uhr

Die Impf-Aktionswoche #HierWirdGeimpft hat begonnen. Neue Erkenntnisse der Cosmo-Studie zeigen: Viele Ungeimpfte kann man noch überzeugen. Aber Aktionen wie diese reichen nicht.

Die einen lehnen die Corona-Impfung aus tiefer Überzeugung ab. Andere zögern, weil es ihnen an Aufklärung fehlt. Und manche sind nur noch nicht dazu gekommen. Aya Al-Mahairi hat sich nach langem Zögern als erste aus ihrem Freundes- und Familienkreis impfen lassen. Auf die Frage nach dem Grund ihres Zögerns antwortet die Auszubildende, sie habe Angst bekommen, nachdem sie im Fernsehen und auf Youtube gehört hat, dass die Impfung gefährlich sei. Auch habe sie gelesen, dass Menschen nach der Impfung gestorben seien. Nach einem Gespräch mit dem Arzt möchte sie nun jedoch sowohl ihren Partner, als auch ihre Freundin davon überzeugen, sich impfen zu lassen.

Anders ist es bei Jürgen Bunk. "Im Wesentlichen sehe ich mich da einem gesellschaftlichem Druck ausgesetzt", berichtet er dem WDR. Außerdem hätten ihn lange Wartezeiten beim Hausarzt und im Impfzentrum abgeschreckt. Die spontane Impf-Aktion hat er in Anspruch genommen, "weil es nicht anstrengend ist. Vorbeifahren, Piks, Abfahrt weiter". Die Gründe für das Stocken der Impfkampagne sind vielfältig. Nun soll sie mit der Impfwoche #HierWirdGeimpft neuen Schwung erhalten. Am Montag hat die Aktion der Bundesregierung begonnen. An ihrem Erfolg wird aber jetzt schon gezweifelt.

Spahn zur Impfwoche: "Einfache Gelegenheit" bieten

Bei "ganz vielen" Ungeimpften gehe es lediglich um eine "einfache Gelegenheit", sich impfen zu lassen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag im "Morgenecho" bei WDR5. Wenn es eine solche gebe, "nehmen sie die Gelegenheit wahr". Und so gibt es in NRW zahlreiche Impf-Angebote in Bussen, im Freibad oder auch im Jobcenter. Eine Liste der Aktionen gibt es hier als PDF:

Kritik an #HierWirdGeimpft: "Nicht die erste Aktion"

Virologe Martin Stürmer sieht die Impfaktion eher skeptisch. Zwar werde man noch den ein oder anderen motivieren können, sich impfen zu lassen, sagte er in der "Aktuellen Stunde" des WDR. Aber diejenigen Bevölkerungsgruppen, die man erreichen müsse, erreiche man nicht. Zielführender wäre, diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollten, gezielt anzusprechen.

Cosmo-Studie zu Ungeimpften

Genau diese Gruppe der bislang Ungeimpften betrachten die Forscherinnen und Forscher der Cosmo-Studie der Uni Erfurt (Cosmo steht für Covid-19 Snapshot Monitoring). Zu ihren neuesten Erkenntnissen gehört: Ein Fünftel der noch ungeimpften Erwachsenen ist impfbereit und fast ein Viertel ist nur zögerlich oder unsicher.

Bei 44 Prozent der ungeimpften Erwachsenen gibt es laut Studie also gute Chancen, dass sie sich doch noch impfen lassen. Legt man die Zahlen des Impfdashboards der Bundesregierung zugrunde, entspricht das etwa 8,2 Millionen Menschen über zwölf Jahren. (Insgesamt gibt es 18,6 Millionen Ungeimpfte über zwölf Jahren.)

Allerdings heißt es in der Studie, dass diese Zahl der Impfbereiten, Zögerlichen und Unsicheren womöglich eher kleiner ist, weil die Befragten im Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung dem Impfen positiver gegenüberstehen.

Außerdem zeigen die jüngsten Studien-Ergebnisse:

Ungeimpfte ...

  • sind jünger
  • sind eher weiblich
  • haben eher Kinder
  • haben eher eine niedrigere Bildung
  • kennen eher niemanden, der schon mal Corona hatte
  • sind eher arbeitslos.

"Man muss die Leute besser abholen"

"Diese Studie zeigt: Man muss die Leute besser abholen", sagt Christina Sartori von der WDR-Wissenschaftsredaktion. "Die einen brauchen mehr Informationen. Die anderen haben vielleicht Sprachbarrieren. Und viele könnten offenbar durch eine gezielte Ansprache von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin von einer Corona-Impfung überzeugt werden, weil die Leute ihnen vertrauen."

Screenshot

Cornelia Betsch, Cosmo-Studienleiterin

Wichtig sei es auch, die Impfdebatte "raus aus dieser politischen Arena" zu bekommen und rein in einen "Gesundheitskontext", sagte Cosmo-Studienleiterin Cornelia Betsch am Montag. Zurzeit stünden viel zu sehr Politiker im Fokus.

Für sinnlos hält Betsch die Impf-Aktionswoche aber keineswegs. "Wir wollen die Menschen aufsuchen. Das ist sicherlich eine gute Idee, aber sie muss kombiniert werden mit guter Aufklärung, mit aktiver Aufklärung." Da gibt es aus ihrer Sicht noch Nachholbedarf.

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