Kommentar: Corona-Beschlüsse - wer soll das noch verstehen?

Stand: 04.03.2021, 17:07 Uhr

Bund und Länder haben Wort gehalten. Sie haben einen Stufenplan für Lockerungen vorgelegt. Doch das reicht in dieser Pandemie sicher nicht!

Von Stefan Lauscher

Jetzt wird’s richtig kompliziert! Fünf Öffnungsschritte, jeder davon nochmal an eine Zahl geknüpft, an die Wocheninzidenz. Mal unter 50, mal über 50, mal unter 100. Regionale Sonderregelungen, Notbremse und und und…

Es mag ja sein, dass das alles auf ein buntes, eng bedrucktes DIN-A4-Blatt passt. Aber ich frage mich ernsthaft, wer eigentlich noch verstehen soll, was künftig wo gilt. Ich verstehe es so langsam nicht mehr.

Shoppen erstmal nur mit Terminbuchung

Bund und Länder – das ist die positive Seite - haben Wort gehalten. Sie haben einen Stufenplan mit klar definierten Öffnungsschritten vorgelegt. Und ich jedenfalls gehöre zu denen, die sich über jeden kleinen Schritt wiedererlangter Freiheit freuen. Aber: Reicht das?

Stefan Lauscher

Stefan Lauscher, WDR Landespolitik

Wenn es bei den aktuellen Inzidenzzahlen bleiben würde, dann kommt z.B. für den Einzelhandel in NRW ab Montag allenfalls die „Click-and-meet“-Lösung dabei raus. Shoppen geht also nur nach vorheriger Terminbuchung. Mit eng begrenzter Einkaufsdauer, mit Kontaktdatenlisten und mit einer Kundenbegrenzung pro Quadratmeter, die vielleicht Möbelhäusern hilft, aber ganz sicher nicht der kleinen Boutique um die Ecke.

Was ist mit Restaurants und Hotels?

Große Teile der Gastronomie und das komplette Hotelgewerbe kommen sogar überhaupt nicht vor in diesem Fahrplan. Ist das die Antwort auf die so verzweifelt angemahnte Öffnungsperspektive?

Und dass ich für Freiluft-Rundgänge im Zoo oder in botanischen Gärten künftig Termine buchen muss, aber an anderer Stelle mich ganz selbstverständlich in die volle Straßenbahn quetschen darf, das ist wirklich schon bizarr.

Dem Handel droht ein Öffnungs-Pingpong

Wenn’s ganz blöd läuft, werden wir zudem ein schnelles Öffnungs-Pingpong im Einzelhandel erleben. Mal ganz auf, mal stark eingeschränkt geöffnet und vielleicht auch mal wieder ganz geschlossen. Eben so, wie sich die Neuinfiziertenzahlen gerade entwickeln. Planung ist dabei fast unmöglich.

Ich will nicht den Schlaumeier geben. Ich habe auch kein Patentrezept. Aber das, was da jetzt auf dem Tisch liegt, das reicht ganz sicher nicht!

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