Schunkeln, singen, tanzen - und Abstandhalten? Wie passt das zusammen? Die Diskussion um Karneval in Corona-Zeiten nimmt weiter Fahrt auf. In Köln kam am Freitag ein Runder Tisch zusammen. Es wurde beraten, wie der Sessionsstart 2020 in der Domstadt womöglich doch stattfinden könnte.
Der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises sprach sich bereits am Donnerstag für eine Absage von Karnevalsveranstaltungen in der kommenden Session aus. Er habe in dieser Sache vor einigen Tagen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) angeschrieben.
"Nicht durchführbar"
Karneval "so, wie wir ihn kennen", werde in der Session 2020/2021 nicht möglich sein, erklärte Landrat Sebastian Schuster (CDU). Die wegen der Corona-Pandemie gebotenen Abstands- und Hygieneregeln machten Veranstaltungen für Vereine nicht durchführbar.
"Eine 'wohlwollende' Genehmigung des Karnevals mit Einschränkungen seitens der Landesregierung hätte für viele - gerade kleinere Gesellschaften und Vereine - eine verheerende Wirkung", so Schuster.
"Ruin für viele Karnevalsvereine"
"Ohne offizielle Absage werden wir auf den Kosten sitzen bleiben", bekräftigt Jörg Sola Schröder, Präsident des Siegburger Karnevalskomitees von 1861 am Freitag im Gespräch mit dem WDR. "Das wäre wohl der Ruin für Zweidrittel der Karnevalsvereine in NRW."
Sola Schröder zieht einen Vergleich zum Reiserecht: Wenn eine Reisewarnung bestehe, könnten Reisen storniert werden. "Bei einer offiziellen Absage des Karnevals könnten die Vereine Saalreservierungen oder Verträge mit Künstlern entsprechend rückgängig machen."
Laschet: "Noch zu früh"
Also kein Karneval wegen Corona? NRW-Ministerpräsident Laschet sagte am Donnerstag im WDR5-Sommerinterview: "Dem Landrat würde ich jetzt sagen: Es ist jetzt zu früh, um das abschließend zu entscheiden."
Die Staatskanzlei sei insbesondere mit den Festkomitees aus Köln, Düsseldorf, Aachen und Bonn im Gespräch, um zu erörtern, unter welchen Bedingungen Karneval stattfinden könne. "Nur: Auch da muss man das Infektionsgeschehen abwarten", so Laschet.
Prinzenpaar notfalls zwei Jahre im Amt
In Düsseldorf ist noch alles offen. "Wir haben in der ersten Septemberwoche Vorstandssitzung", sagte Hans-Peter Suchand vom Comitee Düsseldorfer Carneval am Freitag dem WDR. "Dann werden wir darüber sprechen." Ob auch schon eine Entscheidung falle, könne er nicht sagen.
Es bleibe aber dabei, so Suchand: In Düsseldorf darf das Prinzenpaar ein weiteres Jahr im Amt bleiben, sollte die Session samt Rosenmontagszug in Teilen flachfallen.
Aachen will feiern
Eine klare Meinung hingegen gibt es bereits in Aachen: "Wir sagen keine Karnevalsveranstaltung ab", sagte Frank Prömpeler, Präsident des Festausschusses Aachener Karneval, am Freitag dem WDR. Bei den Veranstaltungen würde aber für die Einhaltung der Hygieneregeln gesorgt.
Karneval könne auch in schwierigen Zeiten einen Lichtblick verschaffen. "Darum heißt unser Motto auch: 'Und immer wieder geht die Sonne mit uns auf!'"
Von der Forderung des Landrats des Rhein-Sieg-Kreises, Karneval abzusagen, hält Prömpeler nichts. Gerade in der Corona-Situation gelte: "Lieber was zulassen, was ich steuern kann - als Leute im Verborgenen Dinge tun lassen, die nicht kontrollierbar sind."
Im November im Biergarten?
Wie schwierig das Planen einer Karnevalsveranstaltung ist, zeigt sich in Mönchengladbach. "Wir treffen uns nächste Woche zur Jahreshauptversammlung und diskutieren mit den Vereinen über den Elften im Elften", sagte Horst Beines vom Mönchgladbacher Karnevals Verband am Freitag dem WDR.
Der Vorschlag des Verbandes: Die Sessionseröffnung soll in einer Gastronomie stattfinden, die schon Veranstaltungen unter Coronabedingungen in einem Biergarten durchgeführt hat. Der Haken daran sei die beschränkte Anzahl der Teilnehmer. Deshalb soll die Veranstaltung im Netz übertragen werden, so Geschäftsführer Beines. "Aber das ist eigentlich nicht Karneval, wie wir ihn uns vorstellen."