Wie steht es um die Digitalisierung in NRW?

Stand: 19.06.2020, 06:00 Uhr

  • Bundesweiter Digitaltag
  • NRW hat Nachholbedarf
  • Corona-Krise bringt Digitalisierung voran

Von Claudia Wiggenbröker

Das Coronavirus hat gezeigt, wie oft in NRW noch digitaler Nachholbedarf herrscht. Mit dem ersten Digitaltag am Freitag (19.06.2020) rückt das Thema bundesweit in den Mittelpunkt. Bei 1.300 Aktionen zeigen Vereine, Unternehmen und Kommunen, wie sie ihren Alltag zukunftsfähig machen. Aber wo steht NRW beim Thema Digitalisierung? Einige Beispiele.

Beruf

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung von Januar nehmen 60 Prozent der Deutschen ihren Betrieb nicht als digital fortgeschritten wahr. Eine Auswertung des Jobportals Azuna ergab 2019, dass in nur knapp 1,5 Prozent der Stellenanzeigen in NRW Homeoffice angeboten wird.

Während der Corona-Krise gab es dann zwangsläufig mehr Heimarbeit. Ob das nachhaltig ist, sei ungewiss, sagt Oliver Stettes vom Wirtschaftsinstitut IW Köln. Es hänge von den Erfahrungen ab, die Unternehmen mit Homeoffice gemacht haben.

"Corona hat bestimmt an einigen Stellen Vorbehalte aufgelöst", sagt Stettes. "Aber dort, wo Homeoffice eher schlecht funktioniert, kehrt man zum Regelbetrieb zurück."

Schule

Eine internationale Studie kam 2018 zu dem Ergebnis, dass die schulische IT-Ausstattung in NRW "als weit unterdurchschnittlich anzusehen" ist. Eine repräsentative Schulleiter-Befragung für den Verband Bildung und Erziehung (VBE) kommt 2020 zu dem Schluss, dass 60 Prozent der NRW-Schulen nicht in allen Räumen Breitband-Internet und WLAN hätten. Ebenso mangelte es an Tablets und Smartphones. Teilweise bringen Lehrer und Schüler ihre eigenen Geräte in den Unterricht mit. "Corona macht diesen Mangel jetzt noch spür- und sichtbarer", so VBE-Landeschef Stefan Behlau.

NRW-Schulen berichteten zudem, dass einigen Schützlingen nur ihr Handy zur Verfügung steht, um online Inhalte abzurufen. Aber: Die Krise beschleunigt das digitale Lehren um vier oder fünf Jahre, schätzt WDR-Bildungsexperte Armin Himmelrath.

Verwaltung und öffentliches Leben

Recherchen des WDR-Projekts Docupy ergaben im März, dass die Digitalisierung in deutschen Behörden nicht vorankommt: Keine der 600 Leistungen, die digital abwickelbar sein sollen, ist komplett umgesetzt. Nach Aussage der NRW-Landesregierung dagegen erreicht der Westen im Vergleich mit anderen Ländern "überdurchschnittliche Werte hinsichtlich der digitalen Verwaltung". In der Corona-Krise boten die Ämter dann nur eingeschränkt ihre Dienste an. So blieben tausende Ausweisdokumente liegen, weil man persönlich im Amt vorsprechen muss - was nicht möglich war.

Solche Zustände soll es zukünftig nicht mehr geben. Das Ziel lautet jetzt: Die Digitalisierung der Landesverwaltung soll nun bis 2025 abgeschlossen sein - fünf Jahre früher als zuvor geplant.

Freizeit

In der Corona-Krise haben viele Kulturbetriebe Kreativität gezeigt. So sind viele NRW-Museen virtuell unterwegs. Über 100 waren beim Museumstag, der 2020 digital stattfand, dabei. In Einzelfällen wurde sogar das Brauchtum digitaler - mit der ostwestfälischen Website "Schützenfestdaheim.de".

Wer doch raus geht - zum Beispiel ins Restaurant - muss in Zeiten von Corona seine Kontaktdaten hinterlassen. Meist analog auf einem Zettel.

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