Delta-Variante: Fallzahl, Hotspots, Schutzmaßnahmen

Stand: 24.06.2021, 15:45 Uhr

Die Corona-Zahlen sinken, aber die Delta-Variante beschäftigt weiter Politik und Wissenschaft. Vor allem Reisen und Großveranstaltungen wie die Fußball-EM machen Sorgen.

Wie viele Fälle der Delta-Variante gibt es derzeit in Deutschland?

Laut aktuellen RKI-Zahlen, die sich auf eine Stichprobe in der zweiten Juni-Woche beziehen, liegt der Anteil der Delta-Variante an den Corona-Neuinfektionen in Deutschland bei 15 Prozent. Demzufolge haben sich 470 Menschen im untersuchten Zeitraum mit der Delta-Variante angesteckt. Der Anteil an den Gesamtinfektionen habe sich drei Wochen in Folge von vier auf acht auf 15,1 Prozent jeweils nahezu verdoppelt, so das RKI.

Experten gehen davon aus, dass die Delta-Variante früher oder später die vorherrschende in Deutschland sein wird.

Gibt es Hotspots oder bestimmte Gruppen, in denen Delta verbreitet wird?

Es existieren Anzeichen, dass die Delta-Variante zunehmend von Urlaubern eingeschleppt wird. In Köln wurden laut Gesundheitsamt 25 Fälle registriert, in Düsseldorf 24. Alle Fälle sind nach Behördenangaben auf Reiserückkehrer zurückzuführen.

Sorgen macht den Experten in diesem Zusammenhang die Fußball-EM, die über Europa verteilt stattfindet und zu vielen Fanreisen führt. So findet das Achtelfinale der deutschen Mannschaft am kommenden Dienstag in London, wo die Delta-Variante bereits über 90 Prozent der Fälle ausmacht, vor 45.000 Zuschauern statt. Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebunds, warnt vor dem Besuch des Spiels. Wer ungeimpft sei und das Spiel besuche, handele "verantwortungslos". Und auch bereits Geimpfte könnten das Virus mitbringen und andere anstecken. Auch Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission, hält den Austragungsort London angesichts der Delta-Variante für "keine gute Idee".

Ist die Delta-Variante aggressiver?

Studien zeigen: Die Delta-Variante ist ansteckender als die anderen Corona-Mutanten - laut der britischen Gesundheitsbehörde PHE um circa 60 Prozent.

Über die Gefährlichkeit der Variante herrscht unter Experten derzeit Uneinigkeit. Anhand der Zahlen aus England sehe man, dass "die Erkrankungsschwere vielfach geringer zu sein scheine"; sagte der Virologe Klaus Stöhr dem MDR. Der Virologe Christian Drosten hingegen sieht in den bisherigen Daten "Signale, dass Delta etwas schwerere Verläufe verursache".

Generell sinken trotz der Ausbreitung der Delta-Variante die Zahlen der schwer Erkrankten. So waren am Donnerstag 781 Covid-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, 554 davon wurden beatmet. Anfang Mai waren noch über 5.000 Covid-Patienten auf Intensivstationen. Auch die Zahl der Todesfälle ist seit Monaten rückläufig.

Wie kann man sich schützen?

Studien zufolge wirken die Impfungen bei der Delta-Variante genauso gut gegen schwere Verläufe wie bei der hierzulande noch vorherrschenden Alpha-Variante. Allerdings ist es auch trotz vollständiger Impfung möglich, dass man das Virus unbemerkt weitergibt. Hygieneexperten und Virologen raten deshalb auch Geimpften, weiter streng auf die Abstandsregeln zu achten und in geschlossenen Räumen Masken zu tragen.

Dies gilt natürlich auch für Ungeimpfte und Teil-Geimpfte. Epidemiologen raten zudem dringend, sich nicht auf den Schutz zu verlassen, den die Erstimpfung bereits bietet. So erklärte das französische Institut Pasteur, eine einzelne Astrazeneca-Dosis habe "wenig bis gar keine Wirksamkeit" gegen die Delta-Variante. Studien aus England zufolge gilt für Biontech-Erstimpfungen ähnliches.

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Ist die Sieben-Tage-Inzidenz noch aussagekräftig?

Angesichts der steigenden Impfquoten und der sinkenden Anzahl der schweren Verläufe und Todesfälle wächst die Kritik an der Inzidenz als Messinstrument. So hält Gérard Krause, Epidemiologe am Helmholtz-Institut, den Wert inzwischen für "richtiggehend untauglich", da er von der eigentlichen gesundheitlichen Lage abgekoppelt sei. Tatsächlich zeigen die Zahlen: Schon bei der dritten Welle war der Zusammenhang zwischen Infektionszahlen und Todesfällen schwächer geworden. Trotz hoher Inzidenzen blieb die Zahl der tödlichen Verläufe vergleichsweise gering. Bei der ersten und zweiten Welle hatten die beiden Kurven noch sehr ähnliche Verläufe.

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