Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik. Das ist das Urteil im Prozess um den gewaltsamen Tod eines Obdachlosen am Bochumer Hauptbahnhof. Der 22-jährige Angeklagte aus Lünen hatte den schlafenden Obdachlosen nachts ohne erkennbaren Anlass brutal misshandelt. Minuten später wurde das Opfer gefunden, doch die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen.
Tatverdächtiger schuldunfähig
Um die zwei Meter ist der 22-Jährige groß, er wirkt massig, schwergewichtig. Und er ist schwer psychisch krank. Deshalb ist er laut dem Landgericht Bochum schuldunfähig. Ein Gutachten sagt, dass der Mann weiterhin für die Allgemeinheit gefährlich ist. Deshalb wird er auf unbestimmte Zeit in einer geschlossenen Klinik für psychisch kranke Straftäter untergebracht. Dort sitzt er jetzt schon ein.
"Irgendwann ist es geplatzt."
Zum Prozessauftakt Anfang Januar hatte der 22-Jährige vor Gericht seine Erinnerung an die Vorgeschichte des Verbrechens geschildert. Es sei ein komischer Tag gewesen, er sei zuvor wochenlang nicht zu Hause gewesen und habe keine Medikamente mehr gehabt. "Ich wusste von meiner Psychose, wollte aber nicht wahrhaben, dass ich krank bin."
Er habe gekifft, geraucht, getrunken und sei am Abend "komplett aus der Spur" gewesen. Im Hauptbahnhof habe er dann den Mann liegen sehen. "Plötzlich habe ich Panik bekommen, aus Angst wurde Hass. Irgendwann ist es geplatzt." Nach seiner Erinnerung habe er dem Mann drei Schläge versetzt und gedacht: "Der ist jetzt k.o."
Überwachungsvideo von der Tat
Dass es anders war, zeigen die Bilder einer Überwachungskamera, die den gesamten Tatablauf gefilmt hat. Nach der Aussage des Beschuldigten hat der Richter die Aufnahmen zum Prozessstart im Gerichtssaal abspielen lassen. Für die Zuschauer war das schwer zu ertragen.
Darauf ist zu sehen, wie das 38-jährige Opfer schlafend vor den Schließfächern der Gepäckaufbewahrung liegt. Dann kommt der Täter und schlägt und tritt wie von Sinnen auf den Mann ein, immer wieder auch auf den Kopf. Im Prozess reagiert der Beschuldigte sichtlich geschockt auf die Bilder: "Das ist Fake. Das war nicht ich. Das kann nicht wahr sein."
Opfer in Rumänien bestattet
Das Opfer, Silvio M., war offenbar nach Deutschland gekommen, um hier Arbeit zu finden. Der 38-Jährige rutschte dann aber ab in die Obdachlosigkeit. Nach seinem Tod sammelte laut WAZ eine private Initiative in Bochum Spenden, damit sein Leichnam in seine rumänische Heimatstadt überführt und dort von seiner Familie beerdigt werden konnte.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- WAZ