Ein Weihnachtsmenü für die Hausgemeinschaft
Stand: 26.12.2020, 06:00 Uhr
Knapp 35.000 Eier braucht Klaus Kremer in der Woche, eigentlich. Er ist Küchenchef auf einem großen Kreuzfahrtschiff. Doch seit März hat sein Schiff keine Gäste mehr gesehen. Weihnachten verbringt er jetzt zuhause in Köln. Und kocht halt "nur" für 46 Personen.
Wie sind Sie zu den 46 Essens-Gästen gekommen?
Klaus Kremer: Ich koche für die Menschen in meiner Hausgemeinschaft am zweiten Weihnachtsfeiertag ein mehrgängiges Menü. Ich wohne in einem Häuserblock mit circa 40 Haushalten. Da habe ich mich hingesetzt, hab ein Schreiben aufgesetzt und das in die Briefkästen geworfen „Wer gerne mitmachen möchte, bitte meldet Euch.“
Wieviele Nachbarn haben sich gemeldet?
Kremer: Das hat sich so langsam rumgesprochen, jetzt sind wir bei 46 Portionen.
Und was kochen Sie?
Kremer: Wir fangen an mit einem hausgebeizten Lachs mit Dillsenfsauce und Feldsalat in Nussöldressing. Dann gibt es eine Rinderconsommé. Wie der Koch das normal macht, einmal Knochen ansetzen, zwölf Stunden kochen lassen, abpassieren und dann nochmal wieder ansetzen, um den richtigen Geschmack zu kriegen und da kommen dann Fadennüdelchen mit Schnittlauch rein.
Wie geht es weiter?
Kremer: Als Hauptgang habe ich den rheinischen Sauerbraten, den ich vorher schon ein paar Tage in der Lake hatte. Und zum Nachtisch gibt es einen Missisippi-Mud-Cake. Das ist ein weicher Schokoladenkuchen.
Was haben Sie denn zuhause für eine Küche?
Kremer: Sie ist schon ein bisschen größer. Ich hab vom Wohnzimmer zwei Meter weggenommen und die zur Küche dazu gegeben. Maschinen sind im Prinzip wie in jeder Küche, nur habe ich ein paar extra Sachen.
Wie wird das am 2. Weihnachtsfeiertag ablaufen?
Kremer: Ich hab Desinfektionsmittel vor der Wohnungstür stehen. Die Haushalte haben alle Zettel von mir bekommen, wann sie abholen müssen. Alle 15 Minuten habe ich einen Haushalt hier zum Abholen. Die meisten abends. So bin ich von sechs bis 19.30 Uhr die ganze Zeit dran.
Haben Sie wirklich so viel Geschirr, dass Sie das Essen für alle auf Platten anrichten können?
Kremer: Da das ja alles außer Haus geht, habe ich für die kalten Sachen Einwegkartons. Das mache ich am Morgen schon alles parat. Und jeder Haushalt weiß, dass er mir eine Platte und zwei Schüsseln mitbringen muss.
Also alles perfekt organisiert?
Kremer: Wenn man am Tag 14.000 Essen in 10 Küchen mit 220 Köchen macht, ist Organisation einer der wichtigsten Punkte.
Was kostet das Essen?
Kremer: Ich nehme nur ein Trinkgeld. Das ist zum Selbstkostenpreis.
Warum machen Sie das ?
Kremer: Ach, ich bin ja viel unterwegs und die Mitbewohner passen immer auf, wenn ich weg bin.
Das Interview führte Chris Hulin.