Seit Wochen wird über den richtigen Umgang in den Schulen mit dem Coronavirus gestritten. Die Fronten schienen verhärtet: Die einen wollten unbedingt, dass möglichst viele Schüler vor Ort in den Klassen unterrichtet werden. Die anderen forderten mehr digitalen Unterricht von zuhause.
Grundkonsens über Präsenzunterricht
Doch inzwischen kristallisiert sich ein Grundkonsens heraus. Im Schulausschuss des NRW-Landtages waren sich am Mittwoch die Landesregierung und die Opposition einig, dass der Präsenzunterricht oberste Priorität haben müsse. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nannte es die "erste Wahl". SPD-Schulexperte Jochen Ott sagte, dass der Unterricht in den Klassen das sei, "was wir alle wollen".
Gebauer betonte zudem, dass ein Distanzunterricht von zuhause nicht generell ausgeschlossen werde. Dieser sei aber nur die "zweitbeste Wahl", wenn zum Beispiel zu viele Lehrer in Quarantäne seien. Dann könne eine Schule auf Wechselmodelle mit digitalem Unterricht setzen. Dies müsse aber individuell für jede einzelne Schule und nicht flächendeckend entschieden werden.
SPD-Mann Ott merkte an, dass es für solche alternativen Pläne keine Rechtssicherheit gebe und die Schulaufsicht in diesen Fällen nicht einheitlich entscheide. Laut Gebauer existiert aber ein solcher rechtlicher Rahmen.
Schüler und Lehrer sehen Probleme
Aus den Reihen der Betroffenen wird noch auf andere Probleme hingewiesen. Am Dienstag hatten SPD und Grüne zu einem "Schul-Gipfel" eingeladen“. Am Mittwoch wurden Ergebnisse präsentiert.
So sagte Sophie Halley von der Landesschülervertretung: "Es ist absolut nicht mehr realistisch, dass der Lehrplan in irgendeiner Weise eingehalten werden kann." Der Aufgaben-Pool für zentrale Prüfungen müsse erweitert werden, damit Lehrer Themen aussieben können, die coronabedingt gar nicht im Unterricht behandelt werden.
Der Vorsitzende der Schulleitervereinigung NRW, Harald Willert, warnte: "Heute würde jede Nichtversetzung von jedem Verwaltungsgericht sofort aufgehoben werden, falls die Eltern das wollen." Die üblichen Bildungsvoraussetzungen seien nicht mehr gegeben.