Corona und Weihnachten: Wie umgehen mit ungeimpften Familienmitgliedern?

Stand: 03.12.2021, 12:52 Uhr

Die neuen Corona-Regeln machen ein Weihnachtsfest mit ungeimpften Familienmitgliedern quasi unmöglich.

Von Jörn Kießler

Der Beschluss, den Bund und Länder am Donnerstag gefasst haben, ist klar: Nach den neuen Corona-Regeln sollen sich Ungeimpfte vorerst nur noch mit maximal zwei Personen aus einem anderen Haushalt treffen dürfen.

Diese Kontaktbeschränkung, die sowohl für den öffentlichen als auch privaten Raum gelten soll, birgt gerade für die Weihnachtszeit enormes Konfliktpotential. Denn sobald auch nur eine Person, die älter als 15 Jahre ist, in einer Familie nicht geimpft wurde, ist ein Weihnachtsfest in größerer Runde quasi unmöglich.

So könnte Weihnachten mit einem ungeimpften Familienmitglied aussehen

Beispiel: Drei erwachsene Geschwister, die alle verheiratet sind und Kinder haben, wollen sich an den Feiertagen mit ihren Eltern treffen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Sind alle Familienmitglieder, die älter als 16 Jahre sind geimpft, ist das kein Problem.

Ist aber nur eine Person über 16 Jahre nicht geimpft, muss die Familie sich entscheiden. Wollen alle gemeinsam ohne die ungeimpfte Person feiern? Gerade bei Jugendlichen entsteht so womöglich eine schwierige Situation, in der sich die Verwandten aufgrund der neuen Corona-Schutzverordnung befinden. Oder treffen sich womöglich zwei Familienmitglieder aus einem Haushalt mit der Familie des oder der Ungeimpften, während der Rest der Familie gemeinsam feiert.

Möglich wäre ein Treffen des Ungeimpften mit mehr als zwei Personen, wenn beispielsweise zwei Personen aus einem Haushalt noch Kinder aus demselben Haushalt mitbringen würden, die jünger als 14 Jahre sind.

Sozialpsychologe: "Gründe für Nicht-Impfung wichtig"

Das führt schon in der Vorweihnachtszeit dazu, dass sich auch Geimpfte die Frage stellen müssen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. "Das Wichtigste dabei ist, dass man offen bleibt und aufeinander zugeht", sagt der Sozialpsychologe Rolf van Dick, der ein gemeinsames Weihnachtsfest nicht in allen Fällen verloren gibt.

"Vor allem die Gründe dafür, warum Menschen sich nicht haben impfen lassen, spielen bei der Weihnachtsplanung eine entscheidende Rolle." Prof. Dr. Rolf van Dick, Sozialpsychologe an der Goethe-Universität (Frankfurt a. M.)

Es gebe durchaus Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht oder noch nicht geimpft seien. Diese seien aber sicher bereit, sich vor dem Weihnachtsfest auf Corona testen zu lassen, um sich, aber auch die Familie zu schützen.

Eigenverantwortung ebenso wichtig wie vergangenes Weihnachten

In einem solchen Fall wäre es sicher vertretbar, wenn trotz der Corona-Regeln mehr Menschen gemeinsam mit einer ungeimpften Person feiern würden, so van Dick.

"Obwohl wir durch die Impfung und verlässliche Tests eine andere Situation als im vergangenen Jahr haben, spielt auch dieses Weihnachten die Eigenverantwortung eine wichtige Rolle." Prof. Dr. Rolf van Dick, Sozialpsychologe an der Goethe-Universität (Frankfurt a. M.)

Anders sehe es jedoch bei Familienmitgliedern aus, die sich aus Überzeugung nicht impfen ließen, vielleicht sogar Anhänger von Verschwörungsmythen seien. "Auch hier sollte man versuchen, durch Gespräche vielleicht doch noch ein Umdenken herbeizuführen", so der Sozialpsychologe. Ist das nicht möglich, müsse man aber klare Kante zeigen und ohne diese Personen feiern.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags stand, dass Kinder unter 14 Jahren geimpft sein müssten, damit sie sich mit mehr als zwei weiteren Personen aus einem anderen Haushalt treffen können. Das Land NRW macht jedoch eine Unterscheidung zwischen Kindern und Jugendlichen unter 14 und unter 16 Jahren.

Kinder bis einschließlich 15 Jahre gelten als immunisiert, das heißt, sie haben den gleichen Status wie eine geimpfte oder genesene Person. Kinder bis einschließlich 13 Jahre haben ebenfalls diesen Status, gelten darüber hinaus aber auch nicht als Kontaktperson.

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